Das Jahr 1956 verläuft für den
RRK in sportlicher und auch in wirtschaftlicher Hinsicht
ruhig und in geordneten Bahnen. Am 1. Januar 1956 beträgt die
Mitgliederzahl des RRK 387.
Am 18. Februar 1956 findet im Bootshaus die Ordentliche
Generalversammlung des RRK statt. Bei den Vorstandswahlen gibt es wenig
Änderungen.
In Anerkennung seiner Verdienste und der jahrzehntelangen
Arbeit im RRK wird "Rat" Friedebert
Armbruster von der Generalversammlung als Ehrenvorstandsmitglied
auf Lebensdauer in den Vorstand gewählt. Um das Bootshaus auszubauen,
wird beschlossen, dass jedes Klubmitglied jährlich acht Arbeitsstunden
leisten muss, ersatzweise sind 15 DM zu zahlen.
Nach einem 3. Platz beim Hallenhockey-Turnier in Bad
Homburg, dem Turniersieg in Offenbach, einem 3. Platz beim
Internationalen Stuttgarter Hallenturnier gewinnt die
Herrenmannschaft des RRK mit Heinz Klein, Josef Schnur,
Debu Paul, Karl Saar, Fritz Staubach, Fritz Schröder und
Werner Klepper in der Frankfurter Stadionhalle durch einen 4:2-Sieg über den TEC
Darmstadt die Hessische Hallenhockey-Meisterschaft.
"HOCKEY, die Wochenzeitung des deutschen Hockeysports" berichtet am 8.
Februar 1956:
Hessischer
Hallenhockey-Meister der Herren 1956 nach einem 4:2-Sieg über TEC Darmstadt (hinten: Fritz Schröder, Karl Saar, Werner Klepper, Fritz Staubach; vorn: Debu Paul, Heinz Klein, Josef Schnur) |
Hessens
Hallen-Meisterschaft mit Überraschungen
Rüsselsheim
entthronte Limburg − Wiesbadener Eintracht Damen verteidigten
Titel
Der Besuch der
"Entscheidungen", zu denen sich nach zwei Sonntagen Ausscheidung
die letzten Acht bei den Herren bzw. letzten Zehn bei den Damen
(von teilnehmenden 22 Herren- und 20 Damen-Mannschaften)
herausgeschält hatten, war nicht so stark ausgefallen, wie man
hoffen durfte. Ein lang ersehnter Wintersportsonntag hatte
Abertausende in die verschneiten Taunusberge gelockt. Der
Verlauf der Kämpfe mit ihrer Spannung und der Begeisterung der
Zuschauer an den eleganten Manövern auf dem Parkett, bewies,
dass Hallenhockey zu einem festen Bestandteil des
Hockeyprogramms geworden ist.
Diese Meisterschaft
war reich an Überraschungen, weil die Favoriten nicht mehr auf
einsamer Höhe standen. Neue Rivalen und Rivalinnen sind ihnen
erwachsen. Dass der auf dem Parkett diesmal noch nicht
eingespielte Limburger HC nunmehr auch seinen zweiten Titel
verlor, kam nicht unerwartet. Dass aber nicht der zum Schluss
unglücklich kämpfende Wiesbadener THC, sondern der Rüsselsheimer
RK die Krone eroberte, hatten viele nicht erwartet. Aber die
Rüsselsheimer waren schon lange an der Reihe. In großartiger
Form gelang ihnen jetzt der große Wurf. An dem verdienten Erfolg
hat die Abwehr (Schnur und der Inder Paul) den gleichen Anteil
wie der überzeugend kombinierende und feine Tore erzielende
Sturm (Klepper − Schröder − Staubach). In gleichem Atemzuge
muss man aber auch TEC Darmstadt nennen, der mit den Brüdern
Pabst, Bodo und Hans Schäfer, Spross und Schmidt eine
ausgeglichene Mannschaft stellte, die in ausgewogenem
Zusammenspiel Möglichkeiten für Erfolge schuf. So konnte Hessens
Landhockeymeister bis ins Finale gelangen. Hier verlegte
Rüsselsheim den Darmstädtern dann den Weg zur
Doppelmeisterschaft. Mancher hatte sich von der TSVg
Sachsenhausen mehr versprochen. Aber die Sachsenhäuser spielten
weniger flüssig als zuletzt und kamen zu keinem Sieg. Von den
Neuen hinterließ Offenbacher RV einen günstigen Eindruck, bei
dem Buchsbaum und der Ex-Heidelberger Brand überlegt
verteidigten und Stabenow im Tor sich auszeichnete. Im Sturm
gefiel neben Pein der junge Dittmar Legier, der von
Atom-Explosivkraft angetrieben schien...
Die beste Mannschaft
hatte der Rüsselsheimer RK. Der größte Ballkünstler auf dem
Parkett war Bernd Kortüm (Wiesb. THC). Über den klügsten und
technisch beschlagendsten Damensturm verfügte Eintracht
Wiesbaden (Diegel − Schlüter − Stunz). Drei junge
Torwächterinnen fielen auf: Frl. Behrend (TEC Darmstadt), Vera
Fischlein (TSG 46 Darmstadt) und das 16-jährige Rüsselsheimer
Schulmädel Elke Scheid...
Bei den Endspielen
standen sich zunächst Wiesbadener THC und Limburger HC im Kampf
um den dritten und vierten Platz gegenüber. Während WTHC weiter
unglücklich kämpfte, erreichten die Limburger in ihrem letzten
Spiel ihre beste Form. Reuß und Pötz kombinierten jetzt "wie
ehedem" und schossen das 2:0 für die Lahnelf heraus. Am Ende
eines langen Tages − der bei manchen Mannschaften an den
physischen und seelischen Kräften zehrte − begeisterte noch
einmal das Finale TEC Darmstadt gegen Rüsselsheimer RK die bis
zuletzt aushaltenden Zuschauer. Rüsselsheim machte aus dem
anfänglichen 1:0 für Darmstadt in großartigem Aufschwung ein 4:1
für sich. Aber die Darmstädter gaben sich nicht geschlagen. Sie
konnten auch zum Schluss noch zum 2:4 verkürzen. |
Nach weiteren schönen Erfolgen im Hallenhockey (Turniersieg
beim WTHC in Wiesbaden und 3. Platz des Hockeynachwuchses in Offenbach) findet an Ostern
am Sommerdamm über vier Tage das 3. Internationale Hockeyturnier
des RRK unter der organisatorischen Leitung von Karl Saar
und Werner Klepper statt, an dem sieben Herren- und vier
Damenmannschaften teilnehmen. Die RRK-Herren verlieren gegen den
Deutschen Vizemeister Wacker München mit 2:3, siegen jedoch jeweils
mit 1:0 gegen die Studentenelf des Emanuel-College Cambridge und den
HTC Rahlstedt. Die RRK-Damen verlieren gegen den HC Ludwigsburg mit
1:3 und spielen gegen Eintracht Wiesbaden 1:1.
Ende April starten die Herren ihre zweite Hockeyreise
nach Ramsgate und Luton
(England), wo sie gegen stärkste Mannschaften der Insel fünf Spiele
austragen und bei einem Torverhältnis von 11:1 nur Siege
mit nach Hause nehmen. In den "Klub-Nachrichten" des RRK berichtet
ein Teilnehmer:
Englandreise der 1.
Herrenmannschaft des RRK
Am 27. April 1956 um 4 Uhr starteten in
Rüsselsheim 5 Pkw in Richtung Aachen, um über Brüssel um 14.30
Uhr in Ostende das Fährschiff nach Dover zu bekommen. Schon im
Hafen von Ostende erfuhren wir, dass es draußen auf dem Meer
sehr windig sei und wir mit einer unruhigen Überfahrt rechnen
könnten. In der Tat, die Landratten aus der Opelstadt erlebten
zum erstenmal Windstärke 6 auf freier See. Die Windstärke wurde
uns vom Kapitän angegeben. Nach dreiviertelstündiger Verspätung
waren alle froh, um 18.30 Uhr wieder festen Boden unter den
Füßen zu haben. Der Organisator des Thanet-Hockey-Festival, Mr.
Gleen, empfing uns im Hafen von Dover, und mit dem
bereitstehenden Bus ging es nach Ramsgate, wo im "San Clu Hotel"
die Zimmer bestellt waren.
Nach dem Abendessen gingen wir bald in die
Betten, denn wir hatten erfahren, dass wir dieses Mal sehr
starke Gegner gegenüber haben werden. Am Samstagmorgen um 9.30
Uhr fuhren wir zur Turniereröffnung mit dem Bus zu dem
Hockey-Stadion, wo wir uns unserem 1. Gegner, dem HC Bournemouth,
stellten. Diese Mannschaft, die in England sehr bekannt ist,
spielte ein typisch englisches Hockey. Mit einer harten
Verteidigung und einem technisch guten Sturm konnten sie die
ersten Spielminuten das Spiel offen halten. Die RRK-Mannschaft
fand sich von Minute zu Minute besser auf dem schönen Rasenplatz
zurecht und erzwang dann auch eine leichte Überlegenheit. Ein
vom Tormann abgewehrter Ball wurde im Nachschuss von uns zum
ersten Tor eingeschossen, welches aber von dem englischen
Schiedsrichter unverständlicherweise nicht gegeben wurde. Kurze
Zeit später jedoch war es soweit, und eine Linksflanke wurde von
unserem Halblinks direkt ins Tor weiterverlängert. Mit 1:0
wurden die Seiten gewechselt. In der 2. Halbzeit merkten die
Engländer, dass sie dem Tempo der Deutschen nicht gewachsen
waren und verstärkten ihre Hintermannschaft. Mit wunderbaren
Vorlagen aus der Verteidigung und der Läuferreihe brach unser
Sturm immer wieder in den Schusskreis des Gegners ein, aber erst
eine Strafecke konnte den 2:0-Sieg sicherstellen.
Englandreise 1956
der Hockeyherren des RRK nach Luton und Ramsgate, wo die
Mannschaft in fünf Spielen nur Siege verzeichnet (hinten:
Alfred Öhlschläger, Fritz Staubach, Rüdiger Weidmann, Günther
Görke, Werner Klepper, Fritz Schneider, Philipp Gütlich,
Richard Trapp; vorn: Debu Paul, Heinz Klein, Josef Schnur,
Ludwig Kraft) |
Schon am Nachmittag um 10.45 Uhr war die
wieder sehr starke Mannschaft des Indian Gymkhana Club der
Gegner unserer Mannschaft. Beide Mannschaften kennen sich
bereits sehr gut, und es wirkte auf die Inder wie eine kalte
Dusche, als Karl Saar in der 10. Minute mit einem Roller die
1:0-Führung herausschießen konnte. Keiner glaubte, dass dies
bereits das Endergebnis sei. Beide Hintermannschaften, die sich
in eine Hochform hineinspielten, ließen keine weiteren Treffer
mehr zu. Dieses technisch hochstehende, schnelle und faire Spiel
wurde von den Engländern immer wieder gelobt, und durch den Sieg
unserer Mannschaft war die größte Turnierüberraschung
geschaffen. Abends beim großen Dinner begrüßte der Bürgermeister
von Ramsgate sowie der Organisator dieses Turniers die
RRK-Mannschaft auf das herzlichste, und Mr. Gleen betonte,
dass die Rüsselsheimer noch in bester Erinnerung seien, und er
sei sehr glücklich, die Mannschaft des RRK wieder auf seinem
Turnier zu haben. Debu Paul bedankte sich im Namen des RRK für
die herzliche Aufnahme und die gute Organisation des Turniers,
und unser Abteilungsleiter, Karl Saar, überreichte unter
stürmischem Beifall unseren Klubwimpel.
Am Sonntagmorgen waren die Pandas aus
London die Gegner unserer Elf. Diese Mannschaft wusste, wen sie
vor sich hatte und deckte unseren Sturm konsequent ab. Die
1:0-Führung unserer Mannschaft konnten die Pandas 10 Minuten vor
Schluss durch ihren indischen Mittelstürmer ausgleichen. Fast
mit dem Schlusspfiff konnte unsere Mannschaft noch den
Siegestreffer anbringen, und mit 2:1 war auch das dritte Spiel
gewonnen.
Unsere Verteidigung und unser Linksaußen
spielten mittags in der Festland-Auswahl. Die besten Spieler
dieses Festival-Spieles waren ohne Zweifel unsere Verteidiger
Josef Schnur und Debu Paul, denen es auch zu verdanken war, dass
die groß aufspielende englische Auswahl zu keinen zählbaren
Erfolgen kam. Das englische Publikum kargte bei den großartigen
Abwehrleistungen der beiden RRKler nicht mit Beifall.
Als letzten Gegner dieses Turniers hatte
man uns die Mannschaft des Burnt Ash HC gegenübergestellt. Auch
diese Mannschaft konnte uns nicht von der Siegesstraße
verdrängen. Waren doch ihre technisch hervorragenden
Innenstürmer bei unserer Hintermannschaft in guten Händen.
Unsere Läuferreihe versorgte den Sturm sehr gut mit Vorlagen, so
dass einem 2:0-Sieg nichts im Wege stand. Wiederum ging unsere
Mannschaft ungeschlagen aus diesem Turnier.
Sonntagabend traf der Bus der
Vauxhall-Werke in Ramsgate ein, um uns am Montag früh über
London nach Luton zu bringen. Nach einer Stadtrundfahrt und
einem kleinen Bummel durch die Weltstadt London traf die
Reisegesellschaft um 13.30 Uhr im Werk der Vauxhall-Motors ein.
Auch hier wurden unsere Klubmitglieder auf das herzlichste
willkommen geheißen und zum Mittagessen in der Werkskantine
eingeladen. Anschließend folgte eine Werksbesichtigung.
Erstaunlich war zu hören, dass einige Reiseteilnehmer aus der
Autostadt Rüsselsheim zum ersten Mal ein Montageband sahen, wo
man so etwas doch auch bei Opel sehen kann. Beim anschließenden
Tee lernten sich die Mannschaften schon näher kennen, und bei
der gemeinsamen Fahrt zum Werksstadion wurden schon
Freundschaften geschlossen. Punkt 18.00 Uhr wurde das Spiel
angepfiffen. Die Engländer nahmen sofort das Heft in die Hand
und setzten unsere Hintermannschaft stark unter Druck. Unser
Sturm spielte etwas kopflos, und sein Können war meistens bei
den Vauxhall-Verteidigern zu Ende. Während der großen
Drangperiode von Vauxhall fiel bei einem Durchbruch die
1:0-Führung des RRK. Ein kurzes Umstellen des Sturmes in der
Halbzeit verschaffte uns die alte Durchschlagskraft wieder, und
mit drei weiteren bildschönen Toren war auch das letzte Spiel
auf der Insel noch klar gewonnen worden. Mit einem Torverhältnis
von 11:1 bei 5 Spielen war diese Reise wieder ein großer
sportlicher Erfolg.
Nicht zuletzt sei Richard Trapp gedankt,
der in selbstverständlicher Weise bei allen Spielen unserer
Mannschaft als Schiedsrichter amtierte und sich jeweils in
großartiger Weise seinem englischen Kollegen anpasste. Abends
waren alle Spieler und Reisebegleiter sowie der Vorstand des
Vauxhall-Motors RC zu einem großen Menu eingeladen. Das
Werksorchester unterhielt alle Teilnehmer auf das beste.
Anschließend begrüßte der Direktor der Vauxhall Motors, Mister
Pearson, die Reisegesellschaft aus Rüsselsheim und überreichte
Karl Saar ein sehr nettes Geschenk. Karl Saar bedankte sich im
Namen aller Reiseteilnehmer und des RRK für alles, was uns
zuteil wurde, und übergab als kleines Zeichen der Dankbarkeit
Mister Pearson ein Bild der Adam Opel AG sowie dem Spielführer
der Werksmannschaft wiederum einen Klubwimpel. Weiterhin betonte
Karl Saar, dass alle Sportler des Werkes stolz sein könnten auf
ein solch sportlich eingestellte Direktion und lud die
Mannschaft des VMRC zu einem Besuch nach Rüsselsheim ein, was
von allen begeistert aufgenommen wurde.
Frau Paul sei hier ebenfalls noch einmal
gedankt für die große Arbeit, welche ihr die verschiedenen
Ansprachen gemacht haben. Musste sie doch jede Ansprache im
Stenogramm aufnehmen, um sie anschließend in die deutsche bzw.
englische Sprache zu übersetzen. Alle Reiseteilnehmer dieser
Fahrt wurden in Luton bei Spielern oder Werksangehörigen privat
untergebracht und hatten so noch Gelegenheit, unsere englischen
Freunde zu Hause ganz privat kennen zu lernen.
Am Dienstagmorgen um 7.15 Uhr ging es bei
strahlendem Sonnenschein mit unserem schönen Bus zurück nach
Dover. Um 12.15 Uhr fuhren wir mit dem Schiff ab von England.
Die Überfahrt war sehr ruhig und sonnig. Über Ostende, wo wir
unsere Wagen wieder in Empfang nahmen, ging die Fahrt über
Brüssel, Lüttich, Aachen, Köln, bis zur Raststätte Siegburg, wo
man mit großem Hunger wieder das erste deutsche Essen einnahm
und ein gutes Glas Bier trinken konnte, in Richtung Rüsselsheim.
Alle Teilnehmer sind wieder wohlbehalten und mit viel
Erlebnissen in ihrer Heimatstadt eingetroffen. Zum Schluss sei
allen Wagenbesitzern sowie im besonderen, die ihre Pkw zu dieser
Fahrt zur Verfügung stellten, noch einmal recht herzlich
gedankt, denn ohne sie wäre diese Reise schlecht zustande
gekommen. |
Bei der Hockey-Hauptversammlung im August kann die etwa 100
Mitglieder starke Hockeyabteilung des RRK auf die erfolgreichste
Spielsaison seit Bestehen zurückblicken. Die 1. Herren haben insgesamt
37 Spiele ausgetragen, 33 gewonnen, 2 unentschieden beendet und 2
verloren. An diesen Erfolgen sind Heinz Klein, Debu Paul, Josef
Schnur, Hans Richter, Fritz Schröder, Ludwig Kraft, Günther Görke,
Werner Klepper, Fritz Staubach, Karl Saar, Philipp Gütlich, Fritz
Schneider, Walter Leichtweiß, Alfred Öhlschläger, Rüdiger Weidmann,
Wolfgang Balven, Reinhard Stang, Alfred Rausch und Karl-Heinz Georg
beteiligt. Nachdem vor einigen Jahren der RRK aus den Punktspielen der
Verbandsrunde wegen der dort harten Spielweise ausgeschieden war und
nur noch Freundschaftsspiele austrug, wird nun von der
Versammlung der Beschluss gefasst,
wieder an den Punktspielen um die
Meisterschaft teilzunehmen. Karl Saar wird für ein weiteres Jahr zum
Abteilungsleiter gewählt.
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Anrudern
und Trainingsverpflichtung am 22. April 1956: Rainer Blumann, Heinz Olbert, Adolf Ketter,
Heinz Schäfer, Klaus Peter Wollstadt, Jürgen Keth (etwas
verdeckt), Karl Heinz Lotz, Karl-Heinz Zimmermann, Rudolf Müller,
Günter Baumann, Manfred Wolf, Ulrich Hintze (etwas verdeckt),
Otto Fingerle, Adolf Schenzel, Anton Heyer, Dieter Pfeifer,
Erwin Kessler, Waldemar Dach, Klaus Folger, Horst Pöppel,
Karl Pfeifer, Sigurd Traiser, Karl Kammerer, Herbert Heil |
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Anzeige im
"Rüsselsheimer Echo" am 21. April 1956 |
Anrudern und Trainingsverpflichtung am 22. April 1956
am Fahnenmast beim RRK-Bootshaus |
Die Rudersaison beginnt nach dem Wintertraining mit dem
Anrudern und der Trainingsverpflichtung am 22. April 1956. Drei
Junioren, elf Jungmänner und zehn Jugendliche verpflichten
sich durch Unterschrift und Handschlag, die
Trainingsgebote einzuhalten. Besucht werden anschließend in der
Regattasaison die Regatten in Mannheim,
Offenbach, Frankfurt, Limburg, Hanau, Heidelberg, Konstanz, Offenbach-Bürgel,
Bad Ems, nochmals Frankfurt und Schierstein.
Während der Regattasaison
kann der erfolgreiche Nachwuchsachter
leider nicht zusammengehalten werden, so dass die Aktiven
unter Trainer Philipp Wagner sich auf kleinere
Bootsgattungen beschränken müssen.
Ein Lichtblick ist dagegen die Ruderjugend
um Trainer Ulrich Hintze, die durch kameradschaftliches
Wirken zusammenwächst und schöne Erfolge erringen kann.
Rudolf Müller gratuliert den Siegern im Lgw.-Jugend-Gig-Vierer am
Siegersteg der Offenbacher Ruderregatta: Adolf Ketter, Rudi Reitz,
Heinz Schäfer und Walter Eberle |
Gerhard Ruppert,
Karl Pöppel, Karl Pfeifer und Friedrich Traiser begutachten
den vom RRK gewonnenen Preis im Zweiten Senior-Vierer der
Frankfurter Regatta 1956 |
Die
RRK-Jugendruderer mit Trainer auf der Heidelberger Regatta
1956 (hinten: Klaus "Pat" Schreiber, Trainer Ulrich Hintze,
Otto Fingerle, Gerhard Ketter, Manfred Wolf, Sigurd Traiser,
Günter Belz, Karl Heinz Lotz, Jan Joisten; vorn: Klaus Peter
Wollstadt, Karl-Heinz Wagner, Rudolf Müller, Adolf Schenzel,
Walter Eberle, Heinz Schäfer) |
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Insgesamt kann der RRK bei Start in 22 Rennboot-Rennen 5
Siege und in 27 Gigboot-Rennen 10 Siege erkämpfen, somit also 15
Regattasiege. Erfolgreichster Ruderer des Jahres 1956 ist der
Steuermann Karl-Heinz Wagner mit 11 Siegen vor Walter Eberle
und Heinz Schäfer mit je 6 Siegen.
Besonders zu erwähnen ist der RRK-Steuermann
"Boppche", Rolf Bopp, der in
seinem siebten Steuermannsjahr in Schierstein seinen 100.
Sieg erringt. Hierzu berichtet Rolf Sittmann in den Klub-Nachrichten des
RRK:
"Boppche" nach
seinem 100sten Regattasieg 1956 in Schierstein |
"Boppche" und sein Hundertster
Die stolze Erfolgsbilanz
unseres erfolgreichen Rennsteuermanns – Kurz vor Saisonschluss holte sich Rolf Bopp seinen
100. Sieg
Wie in so manchem
seiner vielen Rennen holte sich Rolf Bopp auch seinen 100.
Steuermannssieg praktisch auf den letzten Metern, diesmal jedoch
nicht auf den letzten Metern der Strecke, sondern der Rudersaison.
Endlich, am letzten Regattasonntag dieses Rudersommers, hat es im
Schiersteiner Hafen geklappt. Lange schon stand er immer kurz
davor, aber die Umstände waren immer wieder gegen ihn. Am 16.
September 1956 steuerte er den Senior-Vierer, dessen Sieg ihm auch
den sehnlichst erwarteten "Hundertsten" brachte.
Sieben Jahre muss man zurückblenden, wenn man den erfolgreichen
Weg, den unser Rennsteuermann in seiner rudersportlichen Tätigkeit ging, von
Anfang an verfolgen will. Seit 1948 Mitglied im RRK, steuerte "Boppche", wie er
von seinen Bootskameraden genannt wird, auf der Flörsheimer Regatta erstmals
einen Jungmann-Vierer. 1949 holte sich Fritz Brumme, der mit Kennerblick das
Talent sofort erkannte, den Anfänger zur Rudergemeinschaft. Auf der
Pfingstregatta gewann er dann im Leichtgewichts-Senior-Vierer sein erstes
Rennen, denen bald weitere folgten. Wenig später saß er schon, das Megaphon vorm
Mund, als neunter Mann im Achter. Gewissermaßen den ersten Höhepunkt seiner
sportlichen Laufbahn erlebte Rolf Bopp 1949 auf der Deutschen Meisterschaft, wo
er den leichten Senior-Achter steuerte, der im Endlauf knapp gegen Etuf Essen
verlor.
Es würde entschieden zu weit führen, alle gewonnenen Rennen schildern zu wollen.
Wir müssen uns daher nur auf die wichtigsten beschränken. Die "ertragreichste"
Regatta während all der Jahre war die Flörsheimer Pfingstregatta 1950, bei der
Rolf Bopp acht Rennen gewann. Im selben Jahr holte er sich mit dem Kohl-Vierer
den Kaiser-Preis in Bad Ems.
Ab 1951 hatte "Boppche" dann seinen Stammplatz im
1. Senior-Achter. Mit den "Dicken" trat er seine erste Auslandsreise nach Marlowe
(England) an, wo die Rudergemeinschaft zweites Boot hinter dem "Lady Margret-Achter"
und vor dem Leander-Boot wurde. Eine Woche später ging es schon wieder hinüber
auf die Insel – zur Henley-Regatta –, dem großen Erlebnis jedes Ruderers.
Vierzehn Tage stand der Mannschaft ein Trainingslager zur Verfügung, um sich
topp
fit zu machen für die harten Rennen, denn 52 Achter kämpften um den Thames-Cup.
Im Endlauf unterlag dann die RG mit einer knappen Länge der Pennsylvania-Crew.
Wieder in Deutschland, brach die Höchstform fahrende Mannschaft mit Rolf Bopp am
Steuer im Mainzer Floßhafen den von Ungarn 1926 aufgestellten Streckenrekord.
Dieser Flörsheim-Rüsselsheimer Rekord steht heute noch. Kurz darauf hieß es
wieder Koffer packen. Via München ging es per Flugzeug zum Dreiländerkampf nach
Wien. Für Deutschland startend, holte sich die RG im Achter den Sieg vor
Jugoslawien.
Um den sportlichen Erfolgen dieses
Jahres die Krone aufzusetzen, wurde der Achter mit "Boppche" am Steuer in Mainz Deutscher Meister vor Köln 77.
Mit Moselwein feierte unser Rennsteuermann in Zell seinen 50. Sieg.
"Boppche", Rolf Bopp,
mit seinem Achter, dem Achter der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim,
1951 in Henley (Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn,
Renè Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Schlagmann Karl Bauer, Stm. Rolf Bopp) |
Das Olympiajahr 1952 begann mit interessanten Versuchen, die gerade für
unseren Rolf Bopp umwälzende Neuerungen brachten. Er kann für sich in
Anspruch nehmen, der erste "liegende Steuermann" gewesen zu sein. In Mainz
wurde es zunächst im Achter ausprobiert und als unzweckmäßig bald wieder
eingestellt. In Hannover lag dann "Boppche" erstmals im Zweier – und siehe
da – es klappte. Das Boot wurde später der RG Wiesbaden-Biebrich
überlassen, die sich in Bled damit die Europameisterschaft holte. Die
Deutsche Meisterschaft 1952 stand unter einem schlechten Stern –
Pillenaffäre, dieses Wort sagt eigentlich alles. Mit zwei Längen
abgeschlagen, reichte es nur zu einem 2. Platz.
Die Rudersaison 1953
begann für Rolf Bopp gleich mit zwei Auslandstarts. Himmelfahrt in Gent
und Pfingsten in Ostende. Der Sieg des Kohl-Vierers brachte ihm den 75.
Sieg. Nach der Auflösung der Rudergemeinschaft flog der kleine
Einzentnermann, der oftmals mit Sandsäcken sein Gewicht komplettieren
musste, mit dem Schmitt-Achter zur Henley-Regatta. Am 2. Tag schon schied
aber die Mannschaft gegen Princeton aus. Auf der Meisterschaft im
Mannheimer Mühlauhafen wurde sie mit 1/10 sec. von Amicita Mannheim
geschlagen.
Als Jahr der
Niederlagen ist in der "Boppschen Chronik", in der über alle Rennen genau
Buch geführt wird, die Saison 1954 vermerkt. Drei Siege, das war das ganze
Jahresergebnis.
1955 brachte gleich wieder eine Sensation für Ruderer und Steuermann. Die
Takt-Ruderei (Zick-Zack-Vierer) war erfunden, wurde in Gießen ausprobiert
und zeigte wenig Erfolg. "Boppche" startete mit dem Pöppel-Vierer und im
Achter nur in der Junior-Klasse. Mit großer Erfahrung brachte er die
jungen Mannschaften über die Strecke.
Dieses Jahr nun
machte er den 100. Sieg voll. Mit 101 Siegen (keine Jugendsiege), einer
Deutschen Meisterschaft und einem Länderkampfsieg gehört Rolf Bopp zu den
erfolgreichsten deutschen Steuerleuten (er dürfte etwa an 4. oder 5.
Stelle rangieren). Von diesen auf in- und ausländischen Regattaplätzen
gewonnenen Rennen legen die 97 Ehrenplaketten und die 4 silbernen Becher,
die in einem mit dunkelblauem Samt ausgeschlagenen Preisschrank (55x100
cm) aufbewahrt werden, ein ausgezeichnetes Zeugnis ab. Einen Ehrenplatz in
der Wohnung des Jubilars nimmt auch die Urkunde über die 1952 verliehene
Silberne Nadel des Landessportbundes Hessen ein.
Wir gratulieren unserem bewährten Rennsteuermann zu seinem 100. Sieg und
danken ihm für die stete Einsatzbereitschaft, die nur der aufbringen kann,
der mit Leib und Seele am Rudersport hängt. Wochen-, Sonn- und Feiertage
verliefen während der Trainingsmonate im strengen Rhythmus – Verzicht auf
alle kleinen und großen Passionen. Mochten auch Rückschläge und
Niederlagen sich häufen, "Boppche" war im nächsten Jahr immer wieder
dabei. Unser Dank gilt heute auch seiner jungen Gattin, die ihn
verständnisvoll immer wieder seinen Ruderkameraden überließ. Hoffen wir,
dass Rolf Bopp noch lange Zeit dem RRK zur Verfügung. steht und er recht
bald seinen 150. Sieg verbuchen kann.
So wurden die Rennen gewonnen:
1949 |
1950 |
1951 |
1952 |
1953 |
1954 |
1955 |
1956 |
8 |
22 |
22 |
21 |
10 |
3 |
11 |
4 |
|
Das traditionelle Abrudern mit klubinterner Regatta, an der sich etwa
50 Ruderer beteiligen, beendet die Rudersaison. Klubmeister im
Allzweck-Einer
wird weit überlegen der Trainer der Jungruderer, Ulrich Hintze.
Weitere Rennen, die ausgetragen werden, sind ein Jugend-Einer, ein
Aktiven-Vierer, je ein Gig-Vierer für Leichtgewichte,
Nicht-Trainingsleute und Anfänger, ein Damen-Doppelvierer sowie am
Schluss ein Rennachter.
Jugendruderer des RRK
mit ihrem Trainer auf der
Limburger Regatta 1956 im "Ausgehdress" (Trainer Ulrich Hintze, Karl
Heinz Lotz, Walter
Eberle, Rudi Reitz, Otto Fingerle, Gerhard Ketter, Heinz Schäfer, Adolf Ketter,
Rudolf Müller)
|
Der siegreiche
RRK-Seniorvierer in Schierstein am 16. September 1956, Steuermann
Rolf Bopp hat seinen 100. Regattasieg nach Hause gefahren (Karl Kammerer, Karl Pfeifer, Klaus Folger,
Schlagmann Horst Pöppel, Stm. Rolf Bopp) |
Jugendruderer des RRK auf der Schiersteiner Regatta 1956 (hinten: Adolf Ketter, Walter
Eberle, Otto Fingerle, Heinz Schäfer, Trainer Ulrich Hintze, Rudolf
Müller, Karl Heinz Lotz, Schlachtenbummler Karl Pöppel; vorn: Karl-Heinz
Wagner, Günter Belz, Sigurd Traiser, Gerhard Ketter, Manfred Wolf) |
Am Ende des Jahres liegt bei der Jugend Rudolf Müller beim
Fahrtenpreis mit 113 Fahrten und 718 km vorn, bei den
Aktiven Horst Pöppel mit 101 Fahrten und 597 km sowie bei den Damen
Karin Voigt mit 23 Fahrten und 119,5 km.
Am 20. Oktober 1956 trifft sich die RRK-Familie mit ihren Gästen (etwa
400 Personen) im Adlersaal, um beim Herbstball in glanzvollem
Rahmen Sieger, Meister und Jubilare zu ehren sowie um nach den Klängen
der Kapelle ET das Tanzbein zu schwingen und sich an den Tanzeinlagen
des Scheller-Balletts zu erfreuen. Die silberne Klubnadel für
25-jährige Mitgliedschaft im RRK erhält Erich Wolf. Ruderer
sowie die Rudertrainer Philipp Wagner und Ulrich Hintze, insbesondere
Rolf Bopp für seinen 100sten Steuermannssieg, werden geehrt; weiterhin
erfährt natürlich die Mannschaft, die die Hessische
Hallenhockey-Meisterschaft gewann, eine Ehrung.
Ein weiterer Höhepunkt des
gesellschaftlichen Lebens im RRK ist am 10. November der
Landsknechtsabend ("Burgkneipe") im ehemaligen Behelfsheim über
den Mainfluten. Der Ruderausschuss hat alle aktiven Ruderer, Helfer und
Vorstandsmitglieder geladen, um die Rudersiege des Jahres zu feiern,
so wie im Jahr 1630 der Burghauptmann Scheuermann mit seinen Mannen
einen Sieg über die Schweden feierte.
Eine Woche später treffen sich
"Sonntags- und Schürzenjäger" des RRK zur Hasenkneipe, zum
traditionellen "Dippehaas mit Klöß", im tannengeschmückten Bootshaus-Saal.
Den Hasen erwürfelt sich Günter Schmitt, die "Blume" Karl Saar.
Im Jahr 1956 verliert der RRK
seine treuen Mitglieder Werner Messerschmidt, Heinrich Lohaus,
Erwin Stock und Leopold Westhoven durch den Tod.
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