Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Geschichte des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08 (RRK)
von 1942 bis heute

1951

Der "Gala-Maskenball" des RRK im Saal des Hotels Adler anfangs Februar, die Teilnahme mit einem RRK-Wagen beim Fastnachtszug des Rüsselsheimer Carneval-Vereins und der Lumpenball in der "Ludwigshöhe" (Schaab-Louis) sind die herausragenden Aktivitäten des RRK in der Fastnachtszeit.

 

"Gala-Maskenball" des RRK im Saal des Hotels Adler anfangs Februar 1951, hier die jungen Ruderinnen und Ruderer mit Freunden oder Freundinnen (hinten: Ingrid Weidmann, Walter Steube, ..., Rosi Henß, Hannelore Meurer, Horst Eppard, Luise "Lucie" Helfrich, Hans Leonhardt, Max Nauheimer, Marianne Messerschmitt, Helmut Popp, ...; vorn: Herta Müller, Werner Gallon, Hilde Braumann)

 

Am 17. Februar findet in der "Ludwigshöhe" die RRK-Generalversammlung statt. Kassen- und Wirtschaftsbericht (Ausgaben 1950: 9.812,05 DM), Sportberichte für Rudern (Siege RuGem 1950: 79, erster Platz in der Leistungstabelle des DRV) und Hockey (nur Freundschaftsspiele), die Mitgliedsbeiträge (keine Erhöhung) und der Haushaltsvoranschlag (Ausgaben 1951: 9.000,-- DM) beschäftigen die Versammlung. In den Vorstand gewählt werden Dr. Karl Renker als 1. Vorsitzender, Karl Müller als 2. Vorsitzender, Karl Heuß als 1. Schriftführer, Günter Schmitt als 2. Schriftführer, Richard Trapp als 1. Kassierer und Fritz Weidmann als 2. Kassierer – Trainer sind Fritz Brumme Friedrich Traiser, Gustav Schäfer und Paul Messerschmidt – Haus- und Bootswarte sind Karl Etter, Hermann Müller und Karl Pöppel – Wirtschaftsrat ist Friedebert Armbruster – Abteilungsleiter Hockey Karl Saar, sein Vertreter Ernst Schmidt, Kassierer Hockey Alfons Margraf, Sportleiter Hockey Hans Eisen – Vorsitzender Vergnügungsausschuss Hans Kraft – Frauenvertreterin Rudern Marlis Klippel und Frauenvertreterin Hockey Hedwig Traiser – Presse und Propaganda macht Rudolf Limbach – Beisitzer sind Georg von Opel, Dr. Hermann Hochgesand, Oscar Schlieben und Paul Schubert.

 

Die beiden Seniorachter der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim 1951 im Training, links der erste Achter mit (vom Bug) Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp sowie rechts der zweite Achter mit (vom Bug) Werner Schnell, Richard Möller, Hans Heckmann, Norbert Steuler, Werner Gallon, Helmut Popp, Herbert Lock, Willi Schmidt und Stm. Ludwig Gutjahr

 

Der Neubau einer dauerhaften und massiven Anlegepritsche ist die erste wichtige Arbeit vor Beginn der neuen Saison in Rüsselsheim. Ein Frühlingsfest am 7. April 1951 bildet am Vorabend den Auftakt zum Anrudern der Rudergemeinschaft, das wieder mit einer Bootstaufe verbunden ist. Der aus RRK-Mitteln gekaufte B-Gig-Vierer erhält den Namen des verstorbenen ehemaligen Trainers und 1. Vorsitzenden der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim, "Max Seifert". Sage und schreibe 118 Ruderer und Ruderinnen aller Altersklassen aus den Reihen der Rudergemeinschaft verpflichten sich zum Training.

Am 9. April 1951 hält die RuGem Flörsheim-Rüsselsheim im Rüsselsheimer Hotel "Mainlust" ihre ordentliche Generalversammlung ab. Die Wahlen ergeben: Präsident Georg von Opel; Vizepräsidenten Heinrich Dreisbach und Dr. Karl Renker; Sportleiter Fritz Brumme; Finanzreferent Heinrich Reeg; Regattareferenten Christoph Munk, Karl Müller, Ludwig Leonhard, Richard Trapp, Wilhelm Mohr II., Rudolf Limbach und Wilhelm Mohr I.; Ruderwarte Friedrich Traiser, Gerhard Ruppert, Gustav Schäfer und Paul Messerschmidt; Bootsreferenten Karl Etter und Willi Platt; Preisreferent Christoph Munk; Schriftverkehr Georg Schneider; Zeitschriften Paul Schollmayer und Rudolf Limbach.

Zuschauertribüne der Flörsheimer Regatta 1951

Siegerehrung für den RFR-Achter in Flörsheim 1951

RFR-Achter in Flörsheim 1951 mit Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp

Beim dem von Georg von Opel angeregten "Leistungstag des Rudersports" am 6. Mai 1951 wird vom Flörsheimer Bootshaus aus von 7 bis 20 Uhr gerudert. Nach dreizehn Stunden haben die RuGem-Ruderer 2.593 Mannschaftskilometer zurückgelegt. Den Tagesrekord stellen Karl Bauer und Adam Munk mit 58 km auf, sie rudern mit dem Seniorachter 50 und im Zweier anschließend noch einmal 8 km.

Die Große Internationale Ruderregatta der Rudergemeinschaft in Flörsheim wird von neun ausländischen Vereinen besucht und die Fahnen von fünf Ländern wehen über dem Regattaplatz. Ein offizieller Empfang der Stadt Rüsselsheim in der Stadthalle und eine gut besuchte Regatta am 2. und 3. Juni 1951 – 35.000 Zuschauer! – runden sich zu einem beachtlichen sportlichen Ereignis. Mehr als 200 Mannschaften kämpfen in 48 Rennen um den Sieg. Wir zitieren Dr. Paul Laven in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung":

Im Jahr 1951 ungeschlagener Altherren-Vierer der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim mit Willi Filtzinger, Gustav Schäfer, Stm. Ludwig Gutjahr, Marcel Schopfer und Karl Pöppel

Georg von Opels Achter glänzte

Am Samstag schauten 12.000, am Sonntag sogar 23.000 Zuschauer am Main auf spannende schöne Rennen. Am Samstag waren schon ausgezeichnete Leistungen vollbracht worden. Georg von Opel, Präsident der Olympischen Gesellschaft, selbst wieder im heimischen Achterboot aktiv, begrüßte die Gäste. Dr. Walter Wülfing, der Präsident des Deutschen Ruder-Verbandes, sprach kennzeichnende Worte über den Weg und das Ziel des deutschen Rudersports. Er sagte zu mir: "Der hannoversche Meistervierer ist noch nicht fertig, sonst wäre er gekommen."

Es war das erstemal, dass man einen aufschlussreichen Vergleich mit ausländischen Ruderern treffen konnte. Von den Engländern überragte am ersten Tag der Diamond-Skulls-Sieger 1950: Rowe. Am Samstag schlug er die erste deutsche Klasse. Wilke, Hann.- Münden, der bekanntlich für ein Jahr nach Flörsheim-Rüsselsheim übergesiedelt ist, kam da um den möglichen zweiten Platz, da er mit Wagner-Offenbach im Endkampf kollidierte. Der österreichische Meister Fischer wurde Zweiter. Am Sonntag startete Fischer leider nur im Doppelzweier. Im erregenden Skullrennen dieses Tages errang der Deutsche Meister 1950, Waldemar Beck, den "Goldenen Skiff" und schlug den Diamond-Skulls-Sieger Rowe, der auch noch hinter dem Zweiten, Schütt-Saarbrücken, zurückblieb. Horst Wilkes Boot, das anfangs gut im Rennen lag, war gekentert.

Die englischen Mannschaftsboote waren zweite Klasse, ebenfalls die Schweden. Ein wenig besser war das Doppelzweier-Boot aus Linz, das den Senior-Doppelzweier vor Stockholm gewann. Die Schweizer hingegen waren hervorragend. Am Samstag siegte Zug, der Europameister, mit zwei Längen im "Zweier-ohne" vor dem starken Mannheimer Zweier, der sich am Schluss der Ludwigshafener noch erwehren musste.

Wasserski-Springen auf der Flörsheimer Ruder-Regatta 1951: "Wer springt am weitesten?"

Im Vierer mit Steuermann trat am Sonntag die Mannheimer Amicitia-Mannschaft, obwohl sie wenig später im schweren Achterkampf vollzählig mit antreten musste, gegen die Schweizer Gäste mit an. Sie unterlag aber nach hartem Kampf gegen die hervorragende Zug-Züricher-Mannschaft, die langsam und stetig ihren Vorsprung sicherte und dann zu klarem Sieg ausbaute. Die Saarbrücker Mannschaft von Undine wurde dritte vor Aschaffenburg.

Und wer ist vorerst der stärkste deutsche Achter? Am Samstag schlug Mannheims Renngemeinschaft die Flörsheim-Rüsselsheimer, die sich im neuen Boot noch nicht recht "eingesessen" hatte. Am Sonntag startete außer den beiden alten hartnäckigen Gegnern, von denen Mannheim bekanntlich auch noch zwei starke Ruderer des bekannten Heilbronner Vierers in seiner Mannschaft hat, auch noch Germania Frankfurt. Ein am Samstag über Saarbrücken errungener Sieg hatte die Frankfurter dazu qualifiziert. Unter spürbar großer Anteilnahme fand dieses letzte und mitreißendste Rennen statt. Flörsheim-Rüsselsheim hatte Bauer als Schlagmann eingesetzt. Die Flörsheimer übernahmen vom Start an die Führung und siegten mit klaren eineinhalb Längen vor dem Mannheimer Boot, das trotz tapferer Gegenwehr in die Entscheidung nicht mehr eingreifen konnte. Die Frankfurter Germania, das dritte Boot, kam bei den beiden "Giganten" nicht mehr mit.

Der Rahmen der großen Regatta in Flörsheim-Rüsselsheim war wieder sehr abwechslungsreich. Der Wasser-Skispringer Windisch kam 23 Meter weit, drei Meter weniger, als der kürzlich in Florida aufgestellte Weltrekord.

Das Jahr 1951 führt die Mannschaften der Rudergemeinschaft beim ersten deutschen Auslandsstart deutscher Ruderer nach dem Krieg nach England. Nach zweiten Plätzen in Marlow im Einer durch Horst Wilke, im Doppelzweier durch Karl Wagner und Willy Neuburger sowie auch im Achter, starten der Doppelzweier in der Besetzung Willy Neuburger und Horst Wilke und der Achter auf der Royal Henley Regatta. Der Doppelzweier scheidet bereits im ersten Vorrennen gegen den späteren Sieger aus, jedoch der Achter dringt im "Thames Challenge Cup" nach Vorlaufsiegen über Henley Rowing-Club, Marlow Rowing-Club, Christ's-College Cambridge und University of London in das Finale vor, wo er auf den Achter der amerikanischen Pennsylvania University trifft. Wir zitieren Walter Umminger im "Rudersport":

Royal Henley Regatta

Die Entscheidung war dann eines der spannendsten Rennen des Tages und der dramatischste Endkampf im "Thames" überhaupt seit langer Zeit. "The Germans are leading by two feet!" kam die erste Meldung aus dem Lautsprecher.

Henley 1951: Der Achter der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim in seinem zweiten Vorlauf des "Thames Challenge Cup" kurz vor dem Ziel mit klarem Vorsprung vor dem Achter des Marlow Rowing-Club

Ein allgemeines "Ah! ..." war Reaktion des Publikums. Und weiter lagen die Deutschen in Führung, aber der Abstand blieb nur gering, auch wenn er sich schließlich auf Luftkastenlänge ausdehnte. Wir dachten an Marlow, wo Flörsheim eine ganze Länge vorne lag und wir das Rennen schon gewonnen glaubten, aber der unwiderstehliche Endspurt von "Lady Margaret" diese Hoffnung wieder begrub.

Noch einmal konnten die Deutschen sich weiter nach vorne schieben, aber dann kamen die Amerikaner. Fast gleichzeitig erreichten die Boote die Zuschauertribünen und nun brausten die Anfeuerungsrufe auf: "Pennsylvania" erschallte es und nicht weniger laut und begeistert: "Germany – Germany!". Es wird ein wunderbares Finish, bei dem die Deutschen in Schönheit sterben. Die Amerikaner entwickeln beinahe übermenschliche Kräfte und selten sah man selbst in Henley, dieser schweren 2200-m-Strecke gegen den Strom, eine Mannschaft im Ziel so restlos verausgabt. Zwei Mann wurden besinnungslos aus dem Boot getragen und die anderen fielen um, wo sie standen oder saßen. Wieder einmal hatte sich der alte Satz bewahrheitet: Wer in Henley gewinnen will, muss restlos alles hergeben, was er hat – und meist noch eine Kleinigkeit mehr.

Es war ein großer und hart verdienter Sieg der Studenten aus Pennsylvanien und ein großes Rennen der Mainstädter.

Im Finale des "Thames Challenge Cup" in Henley 1951 muss sich der RFR-Achter gegen den Achter der University of Pennsylvania geschlagen geben

Als Vertreter Deutschlands beim Dreiländerkampf in Wien am 29. Juli 1951 gegen Österreich und Jugoslawien siegt zunächst der Renngem.-Doppelzweier RuGem Flörsheim-Rüsselsheim / Offenbacher RG Undine mit Willy Neuburger und Karl Wagner mit klarem Vorsprung. Nachdem der Länderkampf von Deutschland bereits gewonnen ist, geht der Rudergemeinschafts-Achter mit Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp an den Start. Dieses Rennen wird vom "Rudersport" als eines der schönsten Rennen, die jemals gefahren wurden, bewertet: "Österreich muss nach 500 Metern wegen Riemenbruchs aufgeben, liegt hier jedoch bereits zwei Längen zurück. Deutschland und Jugoslawien rudern Bord an Bord. Der Lautsprecher verkündet, dass Jugoslawien bei 1.000 Metern mit etwa 1/2 Länge führt. Das scheint bei der kampferprobten, bisher ungeschlagenen, technisch und körperlich ganz hervorragenden Mannschaft aus Jugoslawien den Sieg zu bedeuten. Mit unerhörtem Siegeswillen gehen die Deutschen jedoch an die Verfolgung. Es gelingt ihnen, nicht nur den Verlust wettzumachen, sondern auf den letzten 200 Metern mit einem unerhörten Endspurt einen Vorsprung von etwa einer Länge herauszurudern. Der Beifall für die Leistung der Deutschen ist unbeschreiblich. Deutschland hat auch dieses große Rennen für sich entscheiden können. Fritz Brumme, der Trainer des Achters, kann seinen 400. Sieg als Amateur-Trainer erringen."

Beim Deutschen Meisterschaftsrudern am 12. August 1951 auf dem Mainzer Floßhafen meldet Trainer Fritz Brumme seine Mannschaften zu vier Rennen. Hier Impressionen zur Meisterschaftsregatta aus Rudergemeinschafts-Sicht:

Meisterschafts-Impressionen

Laut knattern die bunten Fahnen und die Wellen klatschen gegen die Steuerbord-Seiten der schmalen Rennboote, als am Samstag Nachmittag ein steifer Nord-West immer heftiger über das Becken des Mainzer Floßhafens fegt. Heute wird um die Teilnahme an den Endläufen gekämpft. Das Fazit des Tages für Flörsheim-Rüsselsheim: Alle vier Eisen bleiben im Feuer! Aber was wird der nächste Tag bringen, nachdem Wilke und Lott in den Vorrennen geschlagen wurden und der Doppelzweier mit dem fieberkranken "Carlo" Wagner auf Nr. 1 sich nur unter Aufbietung der letzten Kraftreserven gerade noch einen Startplatz im Endlauf sichern konnte? Auch die Kölner werden unserem Achter keinen Millimeter schenken!

Am Sonntag: Die Entscheidungen im Vierer mit, Leichtgewichtsvierer ohne und im Frauen-Doppelzweier sind gefallen. Jetzt liegen die Einer unten am Start. Dort sieht es böse aus: Der Wind ist noch stärker geworden und treibt die leichten Boote immer wieder aus der Fahrtrichtung; die Starter haben keine leichte Aufgabe. Nach dem zweiten Versuch geraten Wilke und Schütt in Kollision, Holz splittert: Wilkes Skull ist gebrochen. Das Rennen soll später neu gestartet werden. Die Nerven der Schlachtenbummler sind in Hochspannung.

DRV-Präsident Dr. Walter Wülfing gratuliert den Deutschen Meistern im Doppelzweier der Renngemeinschaft RuGem Flörsheim-Rüsselsheim / Offenbacher RG Undine mit Karl Wagner und Willy Neuburger

Von den Leichtgewichts-Einern hat sich Petrus den Flörsheimer Willi Lott als Opfer ausgesucht. Von Wind und Wellen aus der Fahrbahn geschoben, gerät der junge Skuller in die Reihe der Begrenzungsbojen. Zweimal bleibt er hängen, dann hat er den Anschluss verloren. Entmutigt gibt er den aussichtslosen Kampf auf.

Wie die Heringe im Fass stehen sie in den Waggons des Begleitzuges. Die meisten von ihnen sind vom Fach, nur Laien lassen sich diese einzigartige Gelegenheit, die besten Mannschaften im Kampf beobachten zu können, entgehen. Interessant die Gespräche, die dort geführt werden. Hart prallen die gegensätzlichen Meinungen aufeinander, während daneben neue Freundschaften geschlossen oder alte erneuert werden. Es blüht der Tauschhandel mit Sprachrohren: Eine Flüstertüte gegen das Versprechen, später die Mannschaft des Verleihers mit anzufeuern!

Für Neuburger und Wagner hätte keiner mehr einen Pfifferling gegeben. Vor wenigen Tagen noch haushohe Favoriten, sind sie durch "Carlo" Wagners Krankheit in eine aussichtslose Position geraten. Schon die Tatsache, dass sie zum Hauptrennen an den Start gehen, wird als sportliche Leistung gewertet. Und dann geschieht das Unfassbare: Mit fast übermenschlicher Energie gestalten sie ihr Rennen zu einem der schönsten und spannendsten Kämpfe des Tages. Bei 600 m greifen sie an und ringen den Gegnern zentimeterweise den Vorsprung ab. Wie ein Orkan brausen die anfeuernden Jumbo-Rufe über das Hafenbecken. Die Spannung steigert sich ins Unerträgliche: Wird Wagner durchhalten? Man sieht es ihm an, dass er seinem Körper das Letzte abverlangt. Aber er rudert verbissen weiter. Auf der Hälfte der Strecke macht sich das Paar mit einem harten Zwischenspurt von den Wilhelmshavenern frei und geht mit einer Länge in Führung. Wenige hundert Meter vor dem Ziel wird die Gefahr noch einmal riesengroß. Das Münsterer Boot stößt vom 3. Platz hervor, überholt Wilhelmshaven und kommt immer näher an das führende Boot heran. Aber der Sieg gehört denen, die ihn schwerer errungen haben als irgendeine andere Mannschaft an diesem Tag der harten Kämpfe: "Carlo" Wagner und Willy Neuburger sind Deutsche Meister im Doppelzweier!

Die Rüsselsheimer und Flörsheimer Schlachtenbummler haben sich um ihre Fahne geschart. Auf blendendweißem Grund trägt sie blau eingesteckt jenes geheimnisvolle Zauberwort, das die Herzen der Gegner erzittern lässt, wenn es aus vielen stimmgewaltigen Kehlen donnernd über die Strecke schallt. Beim ersten Sieg der Rudergemeinschaft wurde sie mächtig geschwenkt. Später sahen wir sie schamhaft eingerollt und umgeben von schweigenden Gestalten mit traurig gesenkten Köpfen: Der Kuschke-Zweier ging über die Strecke!

Als dann endlich die Einer kommen, gibt es wieder eine Enttäuschung. Horst Wilke, der sich mit Günter Schütt um den ersten Platz streitet, geht plötzlich über Bord. So siegt in diesem Rennen des Favoriten gegen den Meister der Favorit in meisterlicher Manier. Hut ab vor dem 33-jährigen Saarländer!

Die Motorbootfahrer tragen im allgemeinen nicht gerade dazu bei, die erregten Wogen zu glätten. Deshalb sind sie auch bei Ruderern und Zuschauern gleichermaßen wenig beliebt. Aber einmal wurde Beifall laut, als sich einer von ihnen dem Regattazug näherte: Er brachte die Nachricht, dass der zweite Achter der reisefreudigen Rudergemeinschaft seine Rennen in Basel gewonnen hat.

DMR Mainz 1951: Der RFR-Achter kurz vor dem Ziel klar in Front

Glücklicher Deutscher Meister im Achter 1951, die Mannschaft der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim mit Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Schlagmann Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp

Der Wind ist endlich eingeschlafen. Gerade haben die leichten Achter die Strecke gepflügt – voran die mit kraftvoll eleganten und rhythmischen Schlägen arbeitenden Casseler. Jetzt glättet sich das Wasser. Das Rattern der Räder verstummt; der Begleitzug hält bei 500 m. Wir erwarten den Start der Großen Achter. 15 Minuten dehnen sich zur Unendlichkeit. Dann endlich ist es soweit: Die rote Flagge senkt sich und die schnittigen Boote schießen davon. Noch immer atemlose Stille. Flörsheim-Rüsselsheim fährt den schnellsten Start, gefolgt von dem Kölner Boot. Bei 500 m ist das Feld geteilt: Die Opel-Mannschaft und Köln liegen über eine Länge vor den Berlinern und den Mülheimern. Langsam vergrößert sich jetzt auch der Abstand zwischen den beiden ersten Booten. Der Sieg der Flörsheim-Rüsselsheimer scheint sicher zu sein. Da zeigt die Mannschaft bei 1.200 m plötzlich eine leichte Schwäche; sofort kommen die Kölner auf und drängen nach vorn. Ohrenbetäubend wieder das Geschrei der erregten Zuschauer, das dennoch von den Stentorstimmen Einzelner übertönt wird. Schlagmann Bauer reagiert fabelhaft. Er erhöht die Schlagzahl, reißt seine Mannschaft zu äußerster Kraftanstrengung auf. Da können selbst die Kölner nicht mithalten. In den fabelhaften Endspurt hinein klingen die erlösenden Glockenschlage; erschöpft krümmen sich 32 Männer über die Holme ihrer Ruder. Für Flörsheim-Rüsselsheim ist dieser Sieg glänzender Abschluss eines ruhmreichen Rudersommers. Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp sind Deutscher Meister im Achter.

Am gleichen Tag siegt der aus Rüsselsheimer Jugendruderern durch Friedrich Traiser aufgebaute Jungmann-Achter mit Werner Schnell, Richard Möller, Hans Heckmann, Helmut Popp, Werner Gallon, Norbert Steuler, Herbert Lock, Willi Schmidt und Stm. Ludwig Gutjahr in einem international besetzten Senior-Achter in Basel.

Empfang der Deutschen Meister 1951 auf dem Rüsselsheimer Marktplatz am 13. August 1951

Rede des RRK-Vorsitzenden Dr. Karl Renker auf dem Rüsselsheimer Marktplatz am 13. August 1951

Rede von Bürgermeister Ludwig Dörfler auf dem Rüsselsheimer Marktplatz am 13. August 1951

"Silberkogge", Herausforderungspreis der Mainzer Regatta im Achter 1949, 1950 und 1951 für die RFR

Als am 13. August 1951 die beiden siegreichen Achter mit dem Doppelzweier auf dem Rüsselsheimer Marktplatz empfangen werden, ist dies für alle, die die schwere und viel beneidete Aufbauarbeit im RRK mitmachten, ein Tag seltenen Stolzes und Glückes, so am meisten für die beiden Klubkameraden, die am Erfolg der Meistermannschaften seit Jahren den Hauptanteil tragen, Georg von Opel, der im Alter von 39 Jahren seine siebte Deutsche Meisterschaft in fünf Jahren errang, und Fritz Brumme, der mit mehr als 400 Regattasiegen der erfolgreichste Rudertrainer der Nachkriegszeit ist. Nach den Reden des RRK-Vorsitzenden Dr. Karl Renker und des Rüsselsheimer Bürgermeisters Ludwig Dörfler geht dann der Festzug mit fröhlicher Marschmusik in Richtung Brücke nach Flörsheim, wo die Begeisterung keine Grenzen kennt. Die Häuser sind zu Ehren der Meister geflaggt und auf den Wegen sind Blumen gestreut. Vor dem Bootshaus des Flörsheimer RV, wo Tausende von Flörsheimer Einwohnern warten, begrüßt FRV-Vorsitzender Heinrich Dreisbach die Meister und Flörsheims Bürgermeister Jakob Mekel würdigt die Leistungen der Ruderer und freut sich über die verwirklichte Idee, sich durch Vereinigung in der Rudergemeinschaft stark zu machen.

Jugendvierer mit Margit Euler, Marianne Messerschmitt, Ingrid Weidmann, Luise "Lucie" Helfrich und Stfr. Herta Müller sowie Gustav Schäfer mit "Flüstertüte" im Motorboot: Deutsche Vizemeisterschaft 1951 im "Stilrudern"

Ganz in aller Stille neben dem großen Geschehen in Flörsheim läuft der Ruderbetrieb auf dem linken Mainufer ab. Als Leiter des Frauenruderns wirkt ein Mann von großen Fähigkeiten, Gustav Schäfer. Der Volksmund hat ihm wohl wegen seiner Zähigkeit den Namen "Gummi" gegeben. Mit Kennerblick wählt er unter seinen Zöglingen vier Mädchen aus, welche aufgrund ihres Könnens, ebenso wie der von Gerhard Ruppert trainierte Jugendvierer, zur Deutschen Jugendmeisterschaft nach Berlin gemeldet werden. Gegen fünf weitere Mannschaften erringt der Vierer mit Margit Euler, Marianne Messerschmitt, Ingrid Weidmann, Luise "Lucie" Helfrich und Stfr. Herta Müller die Deutsche Vizemeisterschaft im Stilrudern. Besonders gefällt der RuGem-Mädchenvierer durch harmonische Zusammenarbeit und saubere Blattführung, doch am Ende fehlt ein Punkt zum Titelgewinn, den sich der 1. Frauen-RC Hannover knapp holt.

Der Jugendvierer mit Horst Rocker, Willi Schleidt, Hans Schneider, Horst Zimmermann und Stm. Hans-Joachim Schönemann hat in seinem Rennen zwölf Gegner, muss sich in Berlin jedoch zunächst ein Boot leihen. Mit "Onkel Willi", einem 17 Jahre alten Boot des RC Tegel versucht man es. Im Vorlauf belegt die Mannschaft unter fünf Booten den zweiten Platz, muss damit in den Hoffnungslauf, gewinnt und ist im Finale, wo allerdings hinter der RG Wetzlar, dem RV Collegia Berlin und dem RV Münster nur der undankbare vierte Platz errudert werden kann.

In der Wertungstabelle des DRV ist die Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim 1951 mit 56 Regattasiegen erneut wie schon 1950 wieder erfolgreichster Verein.

Die Hockeyabteilung trägt, da sie an Meisterschaftsspielen nicht mehr teilnimmt, nur noch Freundschaftsspiele aus. Hallenhockeyturniere kommen langsam auf. Der RRK besucht zwei Hallenturniere in Wiesbaden, kann beim ersten Turnier unter sechs Teilnehmern den dritten Platz belegen, aber schon im Februar gelingt der Mannschaft mit Siegfried Helm im Tor, in der Verteidigung mit Josef Schnur und Reinhard Stang, im ersten Sturm mit Karl Saar, Hans Richter und Wilhelm Blöcher sowie im zweiten Sturm mit Philipp Gütlich, Alfred Rausch und Werner Leonhardt der erste Turniersieg.

Vom 28. April bis 6. Mai 1951 unternimmt die Herrenmannschaft ergänzt durch Jugendliche unter der Leitung von Karl Saar eine Norddeutschland-Reise. Teilnehmer und Spieler sind Siegfried Helm, Dieter Cezanne, Josef Schnur, Alfred Rausch, Reinhard Stang, Werner Leonhardt, Günther Görke, Fritz Schröder, Hans Richter, Karl Saar, Philipp Gütlich, Winfried Cezanne und Hans Jung. Der RRK spielt gegen Klub zur Vahr Bremen (0:3), Hockey-Klub Bremen (2:2), Klipper Hamburg (0:4), Uhlenhorst Hamburg (3:4), Hockey-Klub Hannover (2:4) und Hannover 78 (0:2). Wenn auch kein Sieg über die starken norddeutschen Mannschaften möglich ist, so werden doch wertvolle Aufschlüsse über die eigene Spielstärke und, was alles noch fehlt, gesammelt.

Im August treffen sich die Hockeyspieler des RRK zur Hockey-Hauptversammlung. Karl Saar bleibt Leiter der Hockeyabteilung, Josef Schnur wird neuer Sportleiter. Bis zum Ende des Jahres wird mit sieben Mannschaften noch ein reichhaltiges Spielprogramm abgespult.

Beschreibung der Regeln des neuen Sports "Hallenhockey":

"Mit den an das Eishockey angelegten Regeln hat man die richtige Form für die Übertragung des Landhockeys an die Halle gefunden. Dreh- und Sperrfehler werden nicht gepfiffen und so darf nur geschoben und geschlenzt werden. Der Ball darf nicht die Kniehöhe überschreiten. Auf das Tor allerdings, das die Größe eines Eis-Hockey-Tores hat, darf in dessen Höhe geschlenzt werden. Der Schusskreis ist 7,50 m. Fehler im Schusskreis werden geahndet durch einen Schlenzball vom Schusskreisrand Mitte ab auf das Tor, wobei alle Spieler den verteidigten Schusskreis freigeben müssen. Dieser Schlenzball ist weitaus gefährlicher als eine Strafecke und führt in den meisten Fällen bei Regelverstoß zu einem Tor.

Das Spiel mit der Bande ist reizvoll und durch das Weiterspielen hinter den Toren bleibt der Kampf pausenlos in Spannung."

In diese Zeit der großen sportlichen Erfolge fällt ein Ereignis, das sich auf die Entwicklung des RRK sehr vorteilhaft auswirkt. Nachdem es trotz vieler Versuche nicht gelungen war, die Freigabe des Bootshauses von der Besatzungsmacht zu erreichen, greift der Klub mit beiden Händen zu, als das frühere GYA-Jugendheim (German Youth Association ‒ Deutsche Jugendorganisation der US-Army) neben der RRK-Pritsche herrenlos ist und dem RRK angeboten wird. Was aus einer verwahrlosten, trüben Bretterbude, in der am 16. Juli 1951 bei Kerzenschein eine erste, feuchtfröhliche Vorstandssitzung stattfindet, durch Opfer und uneigennützige Schaffensfreude einer ganzen Reihe von Mitgliedern geschaffen wird, stellt dem Geist des RRK ein bestes Zeugnis aus. Ohne die unsagbaren Dienste solcher unermüdlich tätiger Kameraden schmälern zu wollen, denen der RRK zu Dank verpflichtet ist, verlangt die Gerechtigkeit, hier einen herauszustellen, der als Kopf des Bauausschusses wie als Trainer des Nachwuchses die gleichen Verdienste erworben hat wie Georg von Opel und Fritz Brumme, nämlich Friedrich Traiser. Dank seiner und seiner Mithelfer Arbeit, ersteht dem RRK wieder ein Heim, das BBH (Behelfs-Bootshaus). Es wird dem Klub somit die Möglichkeit zu Veranstaltungen im eigenen Haus gegeben und damit zum Aus- und Aufbau eines Wirtschaftsbetriebes.

Hasenkneipe im Behelfs-Bootshaus über dem Main 1951

Jäger, Wilddiebe und Treiber bei der Hasenkneipe 1951 (Karl Pöppel, Albert Meeser, Friedrich Traiser)

Eine würdige und frohe Sieges- und Meisterschaftsfeier vereint Ruderer und Klubmitglieder am 29. September 1951 im Hotel "Adler".

Festliche Einweihung des Behelfs-Bootshauses für die RRK-Familie erfolgt mit der Hasenkneipe, bei der Frau Stocker zum ersten Mal nach dem Krieg wieder ihren vorzüglichen "Dippehas" kocht. Beim Gesang von "Pip" Traisers Hasenkneipenliedern und von Liedern aus dem Kommersbuch, bei Anekdoten, Zwiegesprächen und schließlich beim Würfelspiel vergeht die Zeit wie im Flug. Fritz Brumme erwürfelt den Hasen mit 18 Augen und muss ihn am nächsten Morgen von einem "Alpinisten" vom höchsten Baum seines Gartens herunterholen lassen.

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