Der "Gala-Maskenball" des RRK im Saal des
Hotels Adler anfangs Februar, die Teilnahme mit einem RRK-Wagen beim
Fastnachtszug des Rüsselsheimer Carneval-Vereins und der Lumpenball in
der "Ludwigshöhe" (Schaab-Louis) sind die herausragenden
Aktivitäten des RRK in der Fastnachtszeit.
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"Gala-Maskenball" des RRK im Saal des Hotels Adler
anfangs Februar 1951, hier die jungen Ruderinnen und Ruderer mit
Freunden oder Freundinnen (hinten: Ingrid Weidmann, Walter Steube,
..., Rosi Henß, Hannelore Meurer, Horst Eppard, Luise "Lucie" Helfrich, Hans
Leonhardt, Max Nauheimer, Marianne Messerschmitt, Helmut Popp,
...; vorn: Herta Müller, Werner Gallon, Hilde Braumann) |
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Am 17. Februar findet in der
"Ludwigshöhe" die RRK-Generalversammlung statt. Kassen- und
Wirtschaftsbericht (Ausgaben 1950: 9.812,05 DM), Sportberichte für
Rudern (Siege RuGem 1950: 79, erster Platz in der Leistungstabelle des
DRV) und Hockey (nur Freundschaftsspiele), die Mitgliedsbeiträge (keine
Erhöhung) und der Haushaltsvoranschlag (Ausgaben 1951: 9.000,-- DM)
beschäftigen die Versammlung. In den Vorstand gewählt werden Dr.
Karl Renker als 1. Vorsitzender, Karl Müller als 2. Vorsitzender, Karl
Heuß als 1. Schriftführer, Günter Schmitt als 2. Schriftführer, Richard
Trapp als 1. Kassierer und Fritz Weidmann als 2. Kassierer – Trainer sind
Fritz Brumme Friedrich Traiser, Gustav Schäfer und Paul Messerschmidt – Haus- und Bootswarte
sind Karl Etter, Hermann Müller und Karl Pöppel – Wirtschaftsrat ist Friedebert Armbruster
– Abteilungsleiter Hockey Karl
Saar, sein Vertreter Ernst Schmidt, Kassierer Hockey Alfons Margraf,
Sportleiter Hockey Hans Eisen – Vorsitzender Vergnügungsausschuss Hans
Kraft – Frauenvertreterin Rudern Marlis Klippel und Frauenvertreterin
Hockey Hedwig Traiser – Presse und Propaganda macht Rudolf Limbach – Beisitzer sind Georg von Opel, Dr. Hermann Hochgesand, Oscar Schlieben
und Paul Schubert.
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Die beiden
Seniorachter der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim 1951 im
Training, links der erste Achter mit (vom Bug) Wilfried Seipp,
Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn,
Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp sowie rechts
der zweite Achter mit (vom Bug) Werner Schnell, Richard Möller, Hans Heckmann,
Norbert Steuler, Werner Gallon, Helmut Popp, Herbert Lock, Willi Schmidt und Stm. Ludwig Gutjahr |
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Der Neubau einer dauerhaften und
massiven Anlegepritsche ist die erste
wichtige Arbeit vor Beginn der neuen Saison in Rüsselsheim. Ein Frühlingsfest
am 7. April 1951 bildet am Vorabend den Auftakt zum Anrudern der
Rudergemeinschaft, das wieder mit einer
Bootstaufe verbunden ist. Der aus RRK-Mitteln gekaufte B-Gig-Vierer
erhält den Namen des verstorbenen ehemaligen Trainers
und 1. Vorsitzenden der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim, "Max Seifert".
Sage und schreibe 118 Ruderer und Ruderinnen aller Altersklassen aus den
Reihen der Rudergemeinschaft verpflichten sich zum
Training.
Am 9. April 1951 hält die RuGem Flörsheim-Rüsselsheim im Rüsselsheimer
Hotel "Mainlust" ihre ordentliche Generalversammlung ab. Die
Wahlen ergeben: Präsident Georg von Opel; Vizepräsidenten Heinrich Dreisbach und Dr. Karl Renker; Sportleiter Fritz Brumme;
Finanzreferent Heinrich Reeg; Regattareferenten Christoph Munk, Karl
Müller, Ludwig Leonhard, Richard Trapp, Wilhelm Mohr II., Rudolf
Limbach und Wilhelm Mohr I.; Ruderwarte Friedrich Traiser, Gerhard
Ruppert, Gustav Schäfer und Paul Messerschmidt; Bootsreferenten Karl
Etter und Willi Platt; Preisreferent Christoph Munk; Schriftverkehr
Georg Schneider; Zeitschriften Paul Schollmayer und Rudolf Limbach.
Zuschauertribüne
der Flörsheimer Regatta 1951 |
Siegerehrung
für den RFR-Achter in Flörsheim 1951 |
RFR-Achter in Flörsheim 1951
mit Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn,
Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp |
Beim dem von Georg von Opel angeregten "Leistungstag des
Rudersports" am 6. Mai 1951 wird vom Flörsheimer Bootshaus aus von
7 bis 20 Uhr gerudert. Nach dreizehn Stunden haben die RuGem-Ruderer
2.593 Mannschaftskilometer zurückgelegt. Den Tagesrekord stellen Karl
Bauer und Adam Munk mit 58 km auf, sie rudern mit dem Seniorachter 50
und im Zweier anschließend noch einmal 8 km.
Die Große Internationale Ruderregatta der
Rudergemeinschaft in Flörsheim wird von neun
ausländischen Vereinen besucht und die Fahnen von fünf Ländern wehen
über dem Regattaplatz. Ein offizieller Empfang der Stadt Rüsselsheim
in der Stadthalle und eine gut besuchte Regatta am 2. und 3. Juni 1951
– 35.000 Zuschauer! – runden sich
zu einem beachtlichen sportlichen Ereignis. Mehr als 200 Mannschaften
kämpfen in 48 Rennen um den Sieg. Wir zitieren Dr. Paul Laven in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung":
Im Jahr 1951 ungeschlagener
Altherren-Vierer der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim mit
Willi Filtzinger, Gustav Schäfer, Stm. Ludwig Gutjahr,
Marcel Schopfer und Karl Pöppel |
Georg von Opels Achter
glänzte
Am Samstag schauten 12.000, am Sonntag
sogar 23.000 Zuschauer am Main auf spannende schöne Rennen. Am
Samstag waren schon ausgezeichnete Leistungen vollbracht worden.
Georg von Opel, Präsident der Olympischen Gesellschaft, selbst
wieder im heimischen Achterboot aktiv, begrüßte die Gäste. Dr.
Walter Wülfing, der Präsident des Deutschen Ruder-Verbandes,
sprach kennzeichnende Worte über den Weg und das Ziel des
deutschen Rudersports. Er sagte zu mir: "Der hannoversche
Meistervierer ist noch nicht fertig, sonst wäre er gekommen."
Es war das erstemal,
dass man einen
aufschlussreichen Vergleich
mit ausländischen Ruderern treffen konnte. Von den Engländern
überragte am ersten Tag der Diamond-Skulls-Sieger 1950: Rowe. Am
Samstag schlug er die erste deutsche Klasse. Wilke, Hann.-
Münden, der bekanntlich für ein Jahr nach Flörsheim-Rüsselsheim
übergesiedelt ist, kam da um den möglichen zweiten Platz, da er
mit Wagner-Offenbach im Endkampf kollidierte. Der
österreichische Meister Fischer wurde Zweiter. Am Sonntag
startete Fischer leider nur im Doppelzweier. Im erregenden
Skullrennen dieses Tages errang der Deutsche Meister 1950,
Waldemar Beck, den "Goldenen Skiff" und schlug den Diamond-Skulls-Sieger Rowe, der auch noch hinter dem Zweiten,
Schütt-Saarbrücken, zurückblieb. Horst Wilkes Boot, das anfangs
gut im Rennen lag, war gekentert.
Die englischen Mannschaftsboote waren zweite Klasse, ebenfalls
die Schweden. Ein wenig besser war das Doppelzweier-Boot aus
Linz, das den Senior-Doppelzweier vor Stockholm gewann. Die
Schweizer hingegen waren hervorragend. Am Samstag siegte Zug,
der Europameister, mit zwei Längen im "Zweier-ohne" vor dem
starken Mannheimer Zweier, der sich am Schluss der Ludwigshafener
noch erwehren musste.
Wasserski-Springen auf der Flörsheimer Ruder-Regatta 1951:
"Wer springt am weitesten?" |
Im Vierer mit Steuermann trat am Sonntag
die Mannheimer Amicitia-Mannschaft, obwohl sie wenig später im
schweren Achterkampf vollzählig mit antreten musste, gegen die
Schweizer Gäste mit an. Sie unterlag aber nach hartem Kampf
gegen die hervorragende Zug-Züricher-Mannschaft, die langsam und
stetig ihren Vorsprung sicherte und dann zu klarem Sieg
ausbaute. Die Saarbrücker Mannschaft von Undine wurde dritte vor
Aschaffenburg.
Und wer ist vorerst der stärkste deutsche Achter? Am Samstag
schlug Mannheims Renngemeinschaft die Flörsheim-Rüsselsheimer,
die sich im neuen Boot noch nicht recht "eingesessen" hatte. Am
Sonntag startete außer den beiden alten hartnäckigen Gegnern,
von denen Mannheim bekanntlich auch noch zwei starke Ruderer des
bekannten Heilbronner Vierers in seiner Mannschaft hat, auch
noch Germania Frankfurt. Ein am Samstag über Saarbrücken
errungener Sieg hatte die Frankfurter dazu qualifiziert. Unter
spürbar großer Anteilnahme fand dieses letzte und mitreißendste
Rennen statt. Flörsheim-Rüsselsheim hatte Bauer als Schlagmann
eingesetzt. Die Flörsheimer übernahmen vom Start an die Führung
und siegten mit klaren eineinhalb Längen vor dem Mannheimer
Boot, das trotz tapferer Gegenwehr in die Entscheidung nicht
mehr eingreifen konnte. Die Frankfurter Germania, das dritte
Boot, kam bei den beiden "Giganten" nicht mehr mit.
Der Rahmen der
großen Regatta in Flörsheim-Rüsselsheim war wieder sehr
abwechslungsreich. Der Wasser-Skispringer Windisch kam 23 Meter
weit, drei Meter weniger, als der kürzlich in Florida
aufgestellte Weltrekord. |
Das Jahr 1951 führt die Mannschaften der
Rudergemeinschaft beim ersten deutschen Auslandsstart deutscher Ruderer nach dem Krieg nach England. Nach zweiten Plätzen
in Marlow im Einer durch Horst Wilke, im Doppelzweier
durch Karl Wagner und Willy Neuburger sowie auch im Achter, starten
der Doppelzweier in der Besetzung Willy Neuburger und Horst Wilke und der Achter auf der
Royal
Henley Regatta. Der Doppelzweier scheidet
bereits im ersten Vorrennen gegen den späteren Sieger
aus, jedoch der Achter dringt im "Thames Challenge Cup" nach Vorlaufsiegen über Henley Rowing-Club, Marlow
Rowing-Club, Christ's-College Cambridge
und University of London in das Finale vor, wo er auf den
Achter der amerikanischen Pennsylvania University trifft.
Wir zitieren Walter Umminger im "Rudersport":
Royal Henley Regatta
Die Entscheidung war dann eines der
spannendsten Rennen des Tages und der dramatischste
Endkampf im "Thames" überhaupt seit langer
Zeit. "The Germans are leading by two feet!"
kam die erste Meldung aus dem Lautsprecher.
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Henley
1951: Der Achter der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim in seinem zweiten Vorlauf des
"Thames Challenge Cup" kurz vor dem Ziel mit klarem
Vorsprung vor dem Achter des Marlow Rowing-Club |
Ein allgemeines "Ah! ..." war Reaktion des
Publikums. Und weiter lagen die Deutschen in Führung,
aber der Abstand blieb nur gering, auch wenn er sich
schließlich auf Luftkastenlänge ausdehnte. Wir dachten
an Marlow, wo Flörsheim eine ganze Länge vorne lag und
wir das Rennen schon gewonnen glaubten, aber der
unwiderstehliche Endspurt von "Lady Margaret"
diese Hoffnung wieder begrub.
Noch einmal konnten die Deutschen sich weiter nach vorne
schieben, aber dann kamen die Amerikaner. Fast
gleichzeitig erreichten die Boote die Zuschauertribünen
und nun brausten die Anfeuerungsrufe auf: "Pennsylvania"
erschallte es und nicht weniger laut und begeistert:
"Germany – Germany!". Es wird ein wunderbares
Finish, bei dem die Deutschen in Schönheit sterben. Die
Amerikaner entwickeln beinahe übermenschliche Kräfte
und selten sah man selbst in Henley, dieser schweren 2200-m-Strecke
gegen den Strom, eine Mannschaft im Ziel so restlos
verausgabt. Zwei Mann wurden besinnungslos aus dem Boot
getragen und die anderen fielen um, wo sie standen oder
saßen. Wieder einmal hatte sich der alte Satz
bewahrheitet: Wer in Henley gewinnen will, muss restlos
alles hergeben, was er hat – und meist noch eine
Kleinigkeit mehr.
Es war ein großer und hart verdienter Sieg der Studenten
aus Pennsylvanien und ein großes Rennen der Mainstädter. |
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Im
Finale des "Thames Challenge Cup" in Henley 1951
muss sich der RFR-Achter gegen den Achter der University of Pennsylvania geschlagen
geben |
Als Vertreter Deutschlands beim Dreiländerkampf in Wien
am 29. Juli 1951 gegen Österreich und Jugoslawien siegt zunächst der
Renngem.-Doppelzweier RuGem Flörsheim-Rüsselsheim / Offenbacher RG
Undine mit Willy Neuburger und Karl Wagner mit klarem Vorsprung.
Nachdem der Länderkampf von Deutschland bereits gewonnen ist, geht der
Rudergemeinschafts-Achter mit Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn,
Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp an den
Start. Dieses Rennen wird vom "Rudersport" als eines der schönsten
Rennen, die jemals gefahren wurden, bewertet: "Österreich muss nach 500
Metern wegen Riemenbruchs aufgeben, liegt hier jedoch bereits zwei
Längen zurück. Deutschland und Jugoslawien rudern Bord an Bord. Der
Lautsprecher verkündet, dass Jugoslawien bei 1.000 Metern mit etwa 1/2
Länge führt. Das scheint bei der kampferprobten, bisher
ungeschlagenen, technisch und körperlich ganz hervorragenden
Mannschaft aus Jugoslawien den Sieg zu bedeuten. Mit unerhörtem
Siegeswillen gehen die Deutschen jedoch an die Verfolgung. Es gelingt
ihnen, nicht nur den Verlust wettzumachen, sondern auf den letzten 200
Metern mit einem unerhörten Endspurt einen Vorsprung von etwa einer
Länge herauszurudern. Der Beifall für die Leistung der Deutschen ist
unbeschreiblich. Deutschland hat auch dieses große Rennen für sich
entscheiden können. Fritz Brumme, der Trainer des Achters, kann seinen
400. Sieg als Amateur-Trainer erringen."
Beim Deutschen Meisterschaftsrudern am 12. August 1951 auf dem
Mainzer Floßhafen meldet Trainer Fritz Brumme seine Mannschaften
zu vier Rennen. Hier Impressionen zur
Meisterschaftsregatta aus Rudergemeinschafts-Sicht:
Meisterschafts-Impressionen
Laut knattern die bunten Fahnen und die Wellen
klatschen gegen die Steuerbord-Seiten der schmalen
Rennboote, als am Samstag Nachmittag ein steifer Nord-West
immer heftiger über das Becken des Mainzer Floßhafens
fegt. Heute wird um die Teilnahme an den Endläufen gekämpft.
Das Fazit des Tages für Flörsheim-Rüsselsheim: Alle
vier Eisen bleiben im Feuer! Aber was wird der nächste
Tag bringen, nachdem Wilke und Lott in den Vorrennen
geschlagen wurden und der Doppelzweier mit dem
fieberkranken "Carlo" Wagner auf Nr. 1 sich nur
unter Aufbietung der letzten Kraftreserven gerade noch
einen Startplatz im Endlauf sichern konnte? Auch die Kölner
werden unserem Achter keinen Millimeter schenken!
Am Sonntag: Die Entscheidungen im Vierer mit,
Leichtgewichtsvierer ohne und im Frauen-Doppelzweier sind
gefallen. Jetzt liegen die Einer unten am Start. Dort
sieht es böse aus: Der Wind ist noch stärker geworden
und treibt die leichten Boote immer wieder aus der
Fahrtrichtung; die Starter haben keine leichte Aufgabe.
Nach dem zweiten Versuch geraten Wilke und Schütt in
Kollision, Holz splittert: Wilkes Skull ist gebrochen.
Das Rennen soll später neu gestartet werden. Die Nerven
der Schlachtenbummler sind in Hochspannung.
DRV-Präsident Dr. Walter Wülfing gratuliert den Deutschen
Meistern im Doppelzweier der Renngemeinschaft RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim / Offenbacher RG Undine mit Karl
Wagner und Willy Neuburger |
Von den Leichtgewichts-Einern hat sich Petrus den Flörsheimer
Willi Lott als Opfer ausgesucht. Von Wind und Wellen aus
der Fahrbahn geschoben, gerät der junge Skuller in die
Reihe der Begrenzungsbojen. Zweimal bleibt er hängen,
dann hat er den Anschluss verloren. Entmutigt gibt er den
aussichtslosen Kampf auf.
Wie die Heringe im Fass stehen sie in den Waggons des
Begleitzuges. Die meisten von ihnen sind vom Fach, nur
Laien lassen sich diese einzigartige Gelegenheit, die
besten Mannschaften im Kampf beobachten zu können,
entgehen. Interessant die Gespräche, die dort geführt
werden. Hart prallen die gegensätzlichen Meinungen
aufeinander, während daneben neue Freundschaften
geschlossen oder alte erneuert werden. Es blüht der
Tauschhandel mit Sprachrohren: Eine Flüstertüte gegen
das Versprechen, später die Mannschaft des Verleihers
mit anzufeuern!
Für Neuburger und Wagner hätte keiner mehr einen
Pfifferling gegeben. Vor wenigen Tagen noch haushohe
Favoriten, sind sie durch "Carlo" Wagners
Krankheit in eine aussichtslose Position geraten. Schon
die Tatsache, dass sie zum Hauptrennen an den Start gehen,
wird als sportliche Leistung gewertet. Und dann geschieht
das Unfassbare: Mit fast übermenschlicher Energie
gestalten sie ihr Rennen zu einem der schönsten und
spannendsten Kämpfe des Tages. Bei 600 m greifen sie an
und ringen den Gegnern zentimeterweise den Vorsprung ab.
Wie ein Orkan brausen die anfeuernden Jumbo-Rufe über
das Hafenbecken. Die Spannung steigert sich ins Unerträgliche:
Wird Wagner durchhalten? Man sieht es ihm an, dass er seinem Körper das
Letzte abverlangt. Aber er rudert verbissen weiter. Auf der
Hälfte der Strecke macht sich das Paar mit einem harten
Zwischenspurt von den Wilhelmshavenern frei und geht mit einer
Länge in Führung. Wenige hundert Meter vor dem Ziel wird die
Gefahr noch einmal riesengroß. Das Münsterer Boot stößt vom 3.
Platz hervor, überholt Wilhelmshaven und kommt immer näher an
das führende Boot heran. Aber der Sieg gehört denen, die ihn
schwerer errungen haben als irgendeine andere Mannschaft an
diesem Tag der harten Kämpfe: "Carlo" Wagner und Willy Neuburger sind Deutsche Meister im
Doppelzweier!
Die Rüsselsheimer und Flörsheimer Schlachtenbummler
haben sich um ihre Fahne geschart. Auf blendendweißem
Grund trägt sie blau eingesteckt jenes geheimnisvolle
Zauberwort, das die Herzen der Gegner erzittern lässt,
wenn es aus vielen stimmgewaltigen Kehlen donnernd über
die Strecke schallt. Beim ersten Sieg der
Rudergemeinschaft wurde sie mächtig geschwenkt. Später
sahen wir sie schamhaft eingerollt und umgeben von
schweigenden Gestalten mit traurig gesenkten Köpfen: Der
Kuschke-Zweier ging über die Strecke!
Als dann endlich die Einer kommen, gibt es wieder eine
Enttäuschung. Horst Wilke, der sich mit Günter Schütt um den ersten
Platz streitet, geht plötzlich über Bord. So siegt in
diesem Rennen des Favoriten gegen den Meister der Favorit
in meisterlicher Manier. Hut ab vor dem 33-jährigen Saarländer!
Die Motorbootfahrer tragen im allgemeinen nicht gerade
dazu bei, die erregten Wogen zu glätten. Deshalb sind
sie auch bei Ruderern und Zuschauern gleichermaßen wenig
beliebt. Aber einmal wurde Beifall laut, als sich einer
von ihnen dem Regattazug näherte: Er brachte die
Nachricht, dass der zweite Achter der reisefreudigen
Rudergemeinschaft seine Rennen in Basel gewonnen hat. |
DMR
Mainz 1951: Der RFR-Achter kurz vor dem Ziel klar in Front |
Glücklicher
Deutscher Meister im Achter 1951, die Mannschaft
der RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim mit Wilfried Seipp, Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn,
Georg Boller, Georg von Opel, Schlagmann Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp |
Der Wind ist endlich eingeschlafen. Gerade haben die
leichten Achter die Strecke gepflügt – voran die mit
kraftvoll eleganten und rhythmischen Schlägen arbeitenden Casseler. Jetzt glättet sich das Wasser. Das Rattern der
Räder verstummt; der Begleitzug hält bei 500 m. Wir
erwarten den Start der Großen Achter. 15 Minuten dehnen
sich zur Unendlichkeit. Dann endlich ist es soweit: Die
rote Flagge senkt sich und die schnittigen Boote schießen
davon. Noch immer atemlose Stille. Flörsheim-Rüsselsheim
fährt den schnellsten Start, gefolgt von dem Kölner
Boot. Bei 500 m ist das Feld geteilt: Die Opel-Mannschaft
und Köln liegen über eine Länge vor den Berlinern und
den Mülheimern. Langsam vergrößert sich jetzt auch der
Abstand zwischen den beiden ersten Booten. Der Sieg der
Flörsheim-Rüsselsheimer scheint sicher zu sein. Da
zeigt die Mannschaft bei 1.200 m plötzlich eine leichte
Schwäche; sofort kommen die Kölner auf und drängen
nach vorn. Ohrenbetäubend wieder das Geschrei der
erregten Zuschauer, das dennoch von den Stentorstimmen
Einzelner übertönt wird. Schlagmann Bauer reagiert
fabelhaft. Er erhöht die Schlagzahl, reißt seine
Mannschaft zu äußerster Kraftanstrengung auf. Da können
selbst die Kölner nicht mithalten. In den fabelhaften
Endspurt hinein klingen die erlösenden Glockenschlage;
erschöpft krümmen sich 32 Männer über die Holme ihrer
Ruder. Für Flörsheim-Rüsselsheim ist dieser Sieg glänzender
Abschluss eines ruhmreichen Rudersommers. Wilfried Seipp,
Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René Kuhn,
Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf
Bopp sind Deutscher Meister im Achter. |
Am gleichen Tag siegt der aus Rüsselsheimer
Jugendruderern durch Friedrich Traiser aufgebaute
Jungmann-Achter mit Werner Schnell, Richard Möller,
Hans Heckmann, Helmut Popp, Werner Gallon, Norbert Steuler, Herbert Lock, Willi Schmidt
und Stm. Ludwig Gutjahr in einem international besetzten Senior-Achter
in Basel.
Empfang
der Deutschen Meister 1951 auf dem Rüsselsheimer Marktplatz
am 13. August 1951 |
Rede des RRK-Vorsitzenden Dr. Karl Renker auf dem
Rüsselsheimer Marktplatz am 13. August 1951 |
Rede von Bürgermeister Ludwig Dörfler auf dem Rüsselsheimer
Marktplatz am 13. August 1951 |
"Silberkogge",
Herausforderungspreis der Mainzer Regatta im Achter 1949, 1950 und
1951 für die RFR |
Als am 13. August 1951 die beiden siegreichen
Achter
mit dem Doppelzweier auf dem Rüsselsheimer Marktplatz
empfangen werden, ist dies für alle, die die schwere und
viel beneidete Aufbauarbeit im RRK mitmachten, ein Tag
seltenen Stolzes und Glückes, so am meisten für die
beiden Klubkameraden, die am Erfolg der
Meistermannschaften seit Jahren den Hauptanteil tragen, Georg
von Opel, der im Alter von 39 Jahren seine siebte
Deutsche Meisterschaft in fünf Jahren errang,
und Fritz Brumme, der mit mehr
als 400 Regattasiegen der erfolgreichste
Rudertrainer der Nachkriegszeit ist. Nach den Reden des RRK-Vorsitzenden
Dr. Karl Renker und des Rüsselsheimer Bürgermeisters Ludwig Dörfler
geht dann der Festzug mit fröhlicher Marschmusik in Richtung Brücke
nach Flörsheim, wo die Begeisterung keine Grenzen kennt. Die Häuser
sind zu Ehren der Meister geflaggt und auf den Wegen sind Blumen
gestreut. Vor dem Bootshaus des Flörsheimer RV, wo Tausende von
Flörsheimer Einwohnern warten, begrüßt FRV-Vorsitzender Heinrich
Dreisbach die Meister und Flörsheims Bürgermeister Jakob Mekel würdigt
die Leistungen der Ruderer und freut sich über die verwirklichte Idee,
sich durch Vereinigung in der Rudergemeinschaft stark zu machen.
Jugendvierer mit
Margit Euler, Marianne Messerschmitt, Ingrid Weidmann,
Luise "Lucie" Helfrich und Stfr. Herta Müller sowie Gustav Schäfer mit
"Flüstertüte" im Motorboot: Deutsche
Vizemeisterschaft 1951 im "Stilrudern" |
Ganz in aller Stille neben dem großen Geschehen in Flörsheim
läuft der Ruderbetrieb auf dem linken Mainufer ab. Als
Leiter des Frauenruderns wirkt ein Mann
von großen Fähigkeiten, Gustav Schäfer.
Der Volksmund hat ihm wohl wegen seiner Zähigkeit den
Namen "Gummi" gegeben. Mit Kennerblick wählt
er unter seinen Zöglingen vier Mädchen aus, welche
aufgrund ihres Könnens, ebenso wie der von Gerhard Ruppert trainierte
Jugendvierer, zur Deutschen
Jugendmeisterschaft nach Berlin gemeldet werden.
Gegen fünf weitere Mannschaften erringt der Vierer mit Margit Euler, Marianne
Messerschmitt, Ingrid Weidmann, Luise
"Lucie" Helfrich und Stfr. Herta Müller die Deutsche
Vizemeisterschaft im Stilrudern. Besonders gefällt der
RuGem-Mädchenvierer durch harmonische Zusammenarbeit und saubere
Blattführung, doch am Ende fehlt ein Punkt zum Titelgewinn, den sich
der 1. Frauen-RC Hannover knapp holt.
Der Jugendvierer mit Horst Rocker, Willi Schleidt, Hans
Schneider, Horst Zimmermann und Stm. Hans-Joachim Schönemann hat in
seinem Rennen zwölf Gegner, muss sich in Berlin jedoch zunächst ein
Boot leihen. Mit "Onkel Willi", einem 17 Jahre alten Boot des RC Tegel
versucht man es. Im Vorlauf belegt die Mannschaft unter fünf Booten
den zweiten Platz, muss damit in den Hoffnungslauf, gewinnt und ist im
Finale, wo allerdings hinter der RG Wetzlar, dem RV Collegia Berlin
und dem RV Münster nur der undankbare vierte Platz errudert
werden kann.
In der
Wertungstabelle des DRV ist die Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim 1951 mit 56
Regattasiegen erneut wie schon 1950 wieder erfolgreichster Verein.
Die Hockeyabteilung trägt, da sie an
Meisterschaftsspielen nicht mehr teilnimmt, nur noch
Freundschaftsspiele aus. Hallenhockeyturniere kommen langsam auf. Der
RRK besucht zwei Hallenturniere in Wiesbaden, kann beim ersten Turnier
unter sechs Teilnehmern den dritten Platz belegen, aber schon im Februar gelingt der
Mannschaft mit Siegfried Helm im Tor, in der Verteidigung mit Josef Schnur
und Reinhard Stang,
im ersten Sturm mit Karl Saar, Hans Richter und Wilhelm Blöcher sowie
im zweiten Sturm mit Philipp Gütlich,
Alfred Rausch und Werner Leonhardt der erste Turniersieg.
Vom 28. April bis 6. Mai 1951 unternimmt die Herrenmannschaft
ergänzt durch Jugendliche unter der Leitung von Karl Saar eine Norddeutschland-Reise.
Teilnehmer und Spieler sind Siegfried Helm, Dieter Cezanne, Josef
Schnur, Alfred Rausch, Reinhard Stang, Werner Leonhardt, Günther Görke,
Fritz Schröder, Hans Richter, Karl Saar, Philipp Gütlich, Winfried
Cezanne und Hans Jung. Der RRK spielt gegen Klub
zur Vahr Bremen (0:3), Hockey-Klub Bremen (2:2), Klipper Hamburg (0:4),
Uhlenhorst Hamburg (3:4), Hockey-Klub Hannover (2:4) und Hannover 78
(0:2). Wenn auch kein Sieg über die starken norddeutschen Mannschaften
möglich ist, so werden doch wertvolle Aufschlüsse über die eigene
Spielstärke und, was alles noch fehlt, gesammelt.
Im August treffen sich die Hockeyspieler des RRK zur
Hockey-Hauptversammlung. Karl Saar bleibt Leiter der
Hockeyabteilung, Josef Schnur wird neuer Sportleiter. Bis zum Ende des
Jahres wird mit sieben Mannschaften noch ein reichhaltiges
Spielprogramm abgespult.
Beschreibung der Regeln des neuen Sports "Hallenhockey": |
"Mit den an das Eishockey angelegten
Regeln hat man die richtige Form für die Übertragung des
Landhockeys an die Halle gefunden. Dreh- und Sperrfehler werden
nicht gepfiffen und so darf nur geschoben und geschlenzt werden.
Der Ball darf nicht die Kniehöhe überschreiten. Auf das Tor
allerdings, das die Größe eines Eis-Hockey-Tores hat, darf in
dessen Höhe geschlenzt werden. Der Schusskreis ist 7,50 m. Fehler
im Schusskreis werden geahndet durch einen Schlenzball vom
Schusskreisrand Mitte ab auf das Tor, wobei alle Spieler den
verteidigten Schusskreis freigeben müssen. Dieser Schlenzball ist
weitaus gefährlicher als eine Strafecke und führt in den meisten
Fällen bei Regelverstoß zu einem Tor.
Das Spiel mit der Bande ist reizvoll und durch das Weiterspielen
hinter den Toren bleibt der Kampf pausenlos in Spannung." |
In diese Zeit der großen sportlichen Erfolge fällt ein
Ereignis, das sich auf die Entwicklung des RRK sehr
vorteilhaft auswirkt. Nachdem es trotz vieler Versuche
nicht gelungen war, die Freigabe des
Bootshauses
von der Besatzungsmacht zu erreichen, greift der Klub mit
beiden Händen zu, als das frühere GYA-Jugendheim
(German Youth Association ‒ Deutsche Jugendorganisation der US-Army)
neben der RRK-Pritsche herrenlos ist und dem RRK angeboten
wird. Was aus einer verwahrlosten, trüben Bretterbude,
in der am 16. Juli 1951 bei Kerzenschein eine erste, feuchtfröhliche
Vorstandssitzung stattfindet, durch Opfer und uneigennützige
Schaffensfreude einer ganzen Reihe von Mitgliedern
geschaffen wird, stellt dem Geist des RRK ein bestes
Zeugnis aus. Ohne die unsagbaren Dienste solcher unermüdlich
tätiger Kameraden schmälern zu wollen, denen der RRK zu
Dank verpflichtet ist, verlangt die Gerechtigkeit, hier
einen herauszustellen, der als Kopf des Bauausschusses
wie als Trainer des Nachwuchses die gleichen Verdienste
erworben hat wie Georg von Opel und Fritz Brumme, nämlich
Friedrich Traiser. Dank seiner und
seiner Mithelfer Arbeit, ersteht dem RRK wieder ein Heim,
das BBH (Behelfs-Bootshaus). Es wird dem
Klub somit die Möglichkeit zu Veranstaltungen im eigenen
Haus gegeben und damit zum Aus- und Aufbau eines
Wirtschaftsbetriebes.
Hasenkneipe
im Behelfs-Bootshaus über dem Main 1951 |
Jäger,
Wilddiebe und Treiber bei der Hasenkneipe 1951 (Karl Pöppel,
Albert Meeser, Friedrich Traiser) |
Eine würdige und frohe Sieges- und
Meisterschaftsfeier vereint Ruderer und
Klubmitglieder am 29. September 1951 im Hotel "Adler".
Festliche Einweihung des Behelfs-Bootshauses für die RRK-Familie erfolgt mit
der Hasenkneipe, bei der Frau Stocker zum ersten Mal nach dem
Krieg wieder ihren vorzüglichen "Dippehas" kocht. Beim Gesang von
"Pip" Traisers
Hasenkneipenliedern und von Liedern aus dem
Kommersbuch, bei Anekdoten, Zwiegesprächen und schließlich beim
Würfelspiel vergeht die Zeit wie im Flug. Fritz Brumme erwürfelt den
Hasen mit 18 Augen und muss ihn am nächsten Morgen von einem
"Alpinisten" vom höchsten Baum seines Gartens herunterholen lassen.
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