Die Klubfamilie des RRK beginnt das neue Jahr in
den festlich dekorierten Räumen des Bootshauses mit einer
Silvesterfeier. In zwei Räumen (oben und unten) mit zwei Kapellen wird
munter getanzt, gelacht und getrunken. In den Tanzpausen sorgen Margrit
Scheller mit Solo-Tanzeinlagen und Mariechen Helfrich mit
Gesangsvorträgen für Abwechslung und Unterhaltung.
Das Jahr 1954 ist für den RRK ein
Jahr der inneren Festigung und des Einlebens in das
wieder in Besitz genommene Bootshaus. Jeden Sonntagmorgen treffen sich
Mitglieder zum Frühschoppen im Bootshaus-Lokal und jeden Donnerstagabend
zum Stammtisch in der Bauernstube. Im Flur des Klubhauses wird die
Ehrentafel der "Einergilde" neu angebracht, auf der Ruderer, die
die Trainingsstrecke Pritsche – Autobahn im Gig-Einer unter 56 Minuten
zurücklegen, festgehalten werden.
Am 9. Januar 1954 findet erstmals nach dem Krieg eine
Generalversammlung im eigenen Haus statt. Der Rechenschaftsbericht
des 1. Vorsitzenden, Dr. Karl Renker, über das abgelaufene Jahr steht im Zeichen der Renovierung
des Bootshauses, der sportlichen Probleme beim Aufbau der
Rudermannschaften und der sich daraus schließlich ergebenden Auflösung
der Rudergemeinschaft.
Der RRK-Seniorachter beim Training vor der Regattasaison 1954
(Wilfried Seipp, Hans Reichert, Norbert Steuler, Helmut Schwinn,
Werner Gallon, Günter Kuschke, Herbert Lock, Willi Schmidt, Stm.
Rolf Bopp) |
Ein Kostümfest Ende Januar unter dem Motto "Mit der Hapag an den Kongo"
eröffnet die karnevalistischen Veranstaltungen im Bootshaus, die dann am
Fastnachts-Samstag mit dem "Großen Gala-Maskenball" unter dem Motto
"Eine Nacht auf Du und Du" und am Fastnachts-Dienstag mit dem Lumpenball
ihre Höhepunkte finden.
Mitte März verpflichtet der RRK im Rahmen eines Filmabends acht Senioren, zwei
Mädchen, zwölf Jungmänner und elf Jungruderer durch Handschlag und
Unterschrift zum strengen Training. Beim Anrudern am
25. April, dem Tag des Rudersports, können fünf Boote getauft werden.
Bürgermeister Ludwig Dörfler tauft einen neuen Rennvierer auf den Namen
"Ruzilo", einen Frankenführer, der angeblich vor 1.200 Jahren
Rüsselsheim gegründet hat, dann einen aus der Erbmasse der
Rudergemeinschaft stammenden Doppelzweier auf den Namen "Moabutz".
Anschließend gibt Albert Meeser einem Gigvierer den Namen "Peter",
im Gedenken
an Peter Horle, und einem Motorboot den Namen "Paul III",
das wie seine beiden Vorgänger an den langjährigen Vorsitzenden Paul
Nebelung erinnert. Der erfolgreiche Steuermann Rolf Bopp tauft
schließlich einen aus dem Privatbesitz von Georg von Opel stammenden Achter
auf den Namen "de Ungel",
den Kosenamen für Georg von Opel.
Im Rudersport, der erstmals nach Auflösung der
Rudergemeinschaft beim RRK wieder in Eigenregie durchgeführt wird, sind
doch einige Schwierigkeiten, insbesondere wegen der Schichtarbeit
einiger Ruderer, zu überwinden. Die Trainingsleitung hat als
Nachfolger von Fritz Brumme bereits 1953 Gerhard Ruppert übernommen.
Die Regattasaison beginnt Ende Mai in Heidelberg, wo die RRK-Senioren
mit Wilfried Seipp, Günter Kuschke, Hans Reichert, Helmut Schwinn,
Werner Gallon, Siegfried Maisenhälder, Herbert Lock, Willi Schmidt und
Stm. Rolf Bopp im "Ersten Achter" dem amtierenden Deutschen Meister
Amicitia Mannheim ein gutes Rennen liefern und den zweiten Platz
belegen.
Es folgen die Regatten in Gießen (3 Siege), Offenbach (2 ),
Hanau (2), Bad Ems (1), Flörsheim (2), Offenbach (2) und Limburg (3).
Insgesamt werden in der Rudersaison 15
Rennsiege errungen, darunter ein Erster Seniorachter
in Gießen – es ist der 80. Rudersieg des Achter-Bugmanns Wilfried Seipp
für den RRK – sowie ein Jungmannachter (Trainer Friedrich Traiser) in Flörsheim.
Besonders zu erwähnen mit acht Siegen im Jugendvierer ist
die von Philipp Wagner trainierte Mannschaft Karl Pfeifer, Manfred Diehl, Karl-Heinz
Ende und Horst Pöppel mit Stm. Wolfram Rossbach oder Sigurd Traiser.
Bereits am 19. September 1954 wird die Regattasaison mit dem Abrudern,
einer internen Regatta mit zehn Rennen, beendet. Klubmeister im Einer
über eine Strecke von 600 m wird Ulrich Hintze vor Eduard Nürnberger.
Den Sieg im Jugendvierer und damit einen Satz Rudertrikots erringen
unter drei Booten Fritz Stähr, Manfred Diehl, Karl Pfeifer, Herbert
Eberts und Stm. Albert Meeser, den Jungmann-Vierer um eine "Portion
Würstchen" gewinnen Willi Fachinetti, Helmuth Reichert, Werner Ziegler,
Heinrich Alt und Stm. Eduard Nürnberger. Die "Sonntagsruderer" des RRK
kämpfen im "Aufmunterungsvierer" um den Sieg, beide Boote gehen jedoch
im toten Rennen durchs Ziel, so dass am Abend der Sieger und Gewinner
von fünf Flaschen Wein mit Ulrich Glaser, Winfried Bender, Gerhard
Ruppert, Paul Messerschmidt und Stm. Hugo Armbruster im Saal ermittelt
wird. Der Gastvierer zwischen dem Flörsheimer RV und der RG
Wiesbaden-Biebrich wird eine sichere Sache der Ruderer von "dribb de
Bach". Im "Hoffnungsvierer" für Nachwuchsruderer um fünf Bockwürstchen
sind Karl Kammerer, Ludwig Stolz, Günter Belz, Siegfried Zebisch und
Stm. Wolfram Rossbach nicht zu schlagen. Im Seniorvierer behaupten sich
Hans Reichert, Helmut Schwinn, Wolfgang Gallon, Willi Schmidt und Stm.
Rolf Bopp und gewinnen vier (?) Flaschen Wein. Besondere Aufmerksamkeit
gilt den beiden Altherren-Vierern im "Sektvierer", den sich in einem
tollen Finish Karl Pöppel, Hans Mietzschke, Richard Trapp, Willi
Filtzinger und Stm. Friedrich Traiser sichern. Die Begegnung der Damen,
die mit Bademützen ins Boot steigen, endet im "Pralinenvierer" mit einem
Sieg von Hannelore Nauth, ... Christoph, Ingrid Weidmann, Herta Martini
und Stf. Herta Müller. Der Höhepunkt der
Regatta steht an, als drei Achter in der langsam herniedersinkenden
Abendsonne das Bootshaus passieren. Hier siegt die aus Jugendlichen,
Jungmännern und Senioren kombinierte Mannschaft mit Hans Leonhardt,
Herbert Eberts, Werner Ziegler, Günter Kuschke, Karl Pfeifer, Heinrich
Alt, Werner Gallon, Helmut Schwinn und Stm. Sigurd Traiser. Der sich anschließende Klubabend mit
Siegerehrung vereint Sieger und Verlierer bei den gewonnenen Flaschen
Wein und etlichen zusätzlichen.
Zwei Altherren-Vierer
liefern sich im "Sekt-Vierer" ein heißes Rennen im Gig-Boot beim Abrudern 1954 |
Die Siegermannschaft mit Stm. Friedrich Traiser, Willi
Filtzinger, Richard Trapp, Hans Mietzschke und Karl Pöppel |
Zweites Boot mit Stm. Hugo Armbruster, Marcel Schopfer, Karl
Heuß, Albert Meeser und Josef Saar |
Am Ende des Jahres 1954
weist das Fahrtenbuch als Gewinner der Fahrtenpreise bei den
Damen Herta Martini mit 46 Fahrten und 318 km vor Hannelore Nauth
und Hannelore Schwanke sowie bei den Herren Eduard Nürnberger mit
183 Fahrten und 2.036 km vor Karl Pfeifer und Helmuth Reichert aus.
Die Hockeyspieler des RRK beginnen das Jahr mit der Teilnahme an
Hallenhockey-Turnieren, die Herren spielen in Stuttgart, die Damen in
Wiesbaden. Während die Herren in Stuttgart unter 20 Mannschaften sich
unter die letzten Vier spielen, jedoch den Einzug ins Finale verpassen,
müssen die Damen noch Lehrgeld bezahlen. Dann spielen die Herren ein
Turnier in Offenbach, die Damen starten bei den hessischen
Hallenhockey-Meisterschaften in Wiesbaden, beide Mannschaften zeigen
gute Leistungen, doch der große Erfolg bleibt aus.
An Pfingsten veranstaltet die Hockeyabteilung ihr
3. Internationales Hockey-Turnier mit der Einweihung
des neuen Rasenplatzes am Sommerdamm. Dank der
vorbildlichen Organisation durch Karl Saar, Dr. Karl Renker, Karl Heuß und Josef Saar sowie aller Mitarbeiter
des Turnierausschusses wird dieses Turnier, das wohl
eines der bedeutendsten hockeysportlichen Ereignisse des
Jahres in Deutschland ist, ein großer Erfolg für den RRK. 26 Mannschaften aus England, Belgien, Holland, der
Schweiz und Deutschland sind zu Gast in Rüsselsheim. Wir zitieren
"HOCKEY, die Wochenzeitung des Deutschen Hockeysports":
Mainischer
Schlussakkord aus Rüsselsheim
Glanzvolles
Turnier mit ausländischen Gästen aus fünf Nationen Den
Tag der Einweihung seines neuen Rasenplatzes wollte der RRK 08
in Rüsselsheim festlich begehen. Ursprünglich war der Rahmen
nicht so weit gesteckt. Aber als das Programm für das
Internationale Pfingstturnier in Rüsselsheim in Form eines recht
ansehnlichen Heftchens vorlag, wurde man gewahr, dass es die
bedeutendste hessische Veranstaltung nach dem Kriege geworden
war. Wer an den Turniertagen über das flaggengeschmückte
Turniergelände bummelte, glaubte an ein Völkertreffen. Englische
und holländische Laute schlugen an das Ohr; hell klang das
Französisch der Belgier, dann vernahm man wieder Schwyzer Dütsch.
Die kaffeebraunen, beturbanten Inder waren die Sensation für die
autogrammlustige Jugend. Rheinisch und Bayrisch, Badisch und
Thüringisch mischte sich mit Frankfurter Gebabbel. Es war mehr
als ein Hockeyfest. Bei den vorbildlichen Kämpfen auf dem
Spielfeld, beim geruhsamen Verweilen auf der Klubterrasse, mit
dem Blick auf die friedliche Mainlandschaft, bei dem lange,
lange währenden festlichen Abend mit Tanz – und einem
Stimmengewirr, wie beim babylonischen Turmbau – wurden
Freundschaften von Nation zu Nation geschlossen." |
Zum Abschluss des Turniers am Pfingstmontag spielt
eine "Inselelf" (Indian Gymkhana / Hornets London) gegen eine Kombination
aus den kontinentalen Teilnehmern. Der RRK stellt mit Josef Schnur einen
Verteidiger und mit Philipp Gütlich einen guten Linksaußen. Wenn auch
Ermüdungserscheinungen zu bemerken sind, so vermittelt dieser Schlussakt,
der 0:0 endet, doch noch interessante Eindrücke.
Darüber
hinaus ist die Hockeyabteilung auf den inländischen
Hockeyfeldern wie auch bei einer großen Vier-Länder-Auslandsreise
im Oktober in die Schweiz, nach Italien, Spanien und
Frankreich sehr erfolgreich. Zunächst spielt man beim SC Luzern, dann in
Lugano, Mailand, Barcelona, Lyon und schließlich in Lausanne.
Die
RRK-Hockeydamen beim Hallenhockey-Turnier in Wiesbaden 1954
(Ursula Schaar, Hedwig Traiser, Torfrau Marianne Sacher, Lucie Moser, Marie-Luise "Marlu" Schmidt, Elli Neun) |
Vier-Länder-Auslandsreise der Hockeyabteilung im Oktober 1954
in die Schweiz, nach Italien, Spanien und Frankreich, hier die
RRK-Herren vor dem Spiel gegen den "Real Club de Polo de
Barcelona", das 0:0 endet: Torwart Heinz Klein, Hans Richter,
Günther Görke, Karl Saar, Hans Hermann, Werner Leonhardt,
Ludwig Kraft und Philipp Gütlich (verdeckt sind: Fritz
Schröder, Fritz Staubach und Herbert Britz). |
Senioren-Wettspielmannschaft
des RRK 1954 (hinten: Werner Klepper, Karl-Heinz Georg, Ludwig
Nass, Karl-Heinz Ims, ..., Hans Eisen, Willi Filtzinger,
Richard Trapp; vorn: Karl Heuß, Torwart ..., Walter Muchow, Wilhelm
Trautmann) |
Am 1. Oktober 1954 erklärt Dr. Karl Renker, dass er aus
beruflichen und gesundheitlichen Gründen die Leitung des
RRK nicht mehr weiterführen kann. Damit verliert der RRK
einen Vorsitzenden "comme il faut", der über
25 Jahre dem RRK angehörte und jahrelang höchste
Verantwortung in einer schweren, aber auch sportlich sehr
erfolgreichen Zeit freudig getragen hat.
Wie alljährlich am Ende der Sommersaison findet am 30. Oktober 1954 in
den Räumen des Bootshauses der traditionelle Herbstball mit
Siegerehrung statt. Zu den Klängen des Schultheiß-Quintetts wird bis
spät in die Nacht getanzt.
Abschluss des gesellschaftlichen Lebens 1954 im RRK sind die
Hasenkneipe – Günther Görke erwürfelt sich den Hasen und macht
sich mit seiner Trophäe sofort aus dem Staube – und der sich ständig
wachsender Beliebtheit erfreuende Silvesterball, zu dem die
Kapelle Press spielt und bei dem bis in den frühen Morgen des
Neujahrstages gefeiert wird.
Während des Jahres muss der RRK von
seinem langjährigen Mitglied Karl Jakob
Abschied nehmen.
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