Da das Bootshaus des RRK von der Besatzungstruppe
weiter genutzt wird, bittet der Vorstand des RRK zu Beginn des Jahres um
Freigabe eines Teils der ausgebrannten Bootshalle zur Lagerung von
Booten und um Erlaubnis, das im Keller des Bootshauses gelegene
Ruderbecken zum Training benutzen zu dürfen. Außerdem bittet man um
Freigabe von Straßenfahrzeugen an Sonn- und Feiertagen zum Transport von
Hockeyspielern zu Spielen in Frankfurt, Limburg, Heidelberg, Fulda,
München, Nürnberg und Stuttgart, da diese Reisen mit der Bahn bei
fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten nicht durchführbar sind. Monatlich
muss an den "Örtlichen Sport-, Kultur- und Jugendausschuss" ein Bericht
über die vorhandenen Jugendgruppen angefertigt und alle geplanten
Veranstaltungen, die im RRK-Vereinslokal "Zum Löwen" stattfinden,
gemeldet werden. In Bereich Rudern sind 18 männliche und 14 weibliche
jugendliche Ruderer, im Bereich Hockey 35 jugendliche Hockeyspieler zu
melden, die beim RRK Sport betreiben möchten.
Am 22. Februar 1947 treffen sich die Mitglieder des RRK zur
Generalversammlung im Gasthaus "Zum Löwen". Bei der Wahl des
Vorstandes werden Joseph Grass und Karl Müller als 1. und
2. Vorsitzende wiedergewählt. Richard Trapp wird 1. Kassierer,
Ludwig Römer 1. Schriftführer und Fritz Brumme Sportleiter
für Rudern.
Da eine Nutzung der ausgebrannten alten Bootshalle (Nutzung durch das
US-Militär als Lesehalle und Spielsaal vorgesehen) nicht genehmigt wird,
steht mit dem Beginn des neuen Geschäftsjahres der Bau einer neuen Bootshalle
mit Umkleideräumen und Werkstatt im
Vordergrund. Nachdem der Plan zur Beschaffung einer
Holzhalle und Aufstellung dieser auf dem ehemaligen Engelhardtschen
Fabrikanwesen fehlschlägt, bemüht sich der 1. Vorsitzende,
Joseph Grass, um einen geeigneten Bauplatz und findet
diesen am Nordost-Rand des Bootshausgeländes. Ein
Baugesuch an die Stadt Rüsselsheim wird von Bürgermeister
Dörfler dem Magistrat wohlwollend vorgeschlagen und auch
genehmigt, allerdings unter der Bedingung, dass beim Bau der Halle keine
Arbeitskräfte dem Wiederaufbau entzogen werden, d.h. die Halle
ist in Selbsthilfe zu erstellen. Auch die Besatzungsmacht
gibt ihre Zustimmung. Der erste Spatenstich erfolgt am 9.
August 1947, so dass die Erstellung des Fundaments und das
Aufstellen der Wände bis zum Eintritt der kalten
Jahreszeit beendet sind. In das Fundament der
neuen Bootshalle wird folgende Urkunde eingemauert:
Urkunde
Durch die Kriegsereignisse des
zweiten Weltkriegs in den Jahren 1939/1945 wurde die Stadt
Rüsselsheim durch feindliche Bombenabwürfe schwer heimgesucht.
So auch in der Nacht vom 12./13. August 1944, wobei unsere
Bootshalle durch Brandbomben bis auf die Grundmauern völlig
zerstört wurde. Innerhalb einer Viertelstunde war die ganze
Einrichtung:
24
Ruderboote, 1 Segelboot, 1 Motorboot und 5 Paddelboote
durch eine
riesige Feuersbrunst vernichtet worden. Das Gesellschaftsheus
konnte durch schnelles Eingreifen von Vereinsmitgliedern, mit
Hilfe der damals im Haus einquartierten Soldaten und der
Rüsselsheimer Feuerwehr bis auf einen Dachstuhlbrand gerettet
werden.
Am 25. März 1945 wurde das Gesellschaftshaus durch amerikanische
Besatzungstruppen beschlagnahmt und besetzt. Ein Teil der
ehemaligen Bootshalle wurde durch die Besatzungstruppen wieder
aufgebaut, war jedoch für die Mitglieder des Rüsselsheimer
Ruder-Klubs nicht mehr zugängig.
Um den Rüsselsheimer Ruderern den Rudersport zu erhalten,
leitete der 1. Vorsitzende, Herr Joseph Grass, die nötigen
Schritte bei der Besatzungsbehörde, Bürgermeisterei und Bauamt
der Stadt Rüsselsheim ein, um die Genehmigung eines Neubaues zu
bekommen. Der Bootshallenbau wurde genehmigt unter der Bedingung,
daß die Bootshalle in Selbsthilfe erbaut wird.
Nachdem noch einige Mitglieder, die Herren Hans Mietzschke,
Georg von Opel, Karl Saar und Richard Trapp, sich für
finanzielle und materielle Unterstützung bereit erklärten,
beschlossen die Vorstandsmitglieder:
Joseph Grass |
1. Vorsitzender |
Karl Müller |
2. Vorsitzender |
Richard Trapp |
1. Kassier |
Willi Nold |
2. Kassier |
Ludwig Römer |
1. Schriftführer |
Elli Lösch |
2. Schriftführer |
Fritz Brumme
|
Sportleiter für
Rudern |
Karl Saar |
Sportleiter für
Hockey |
Eugen Schäfer |
Jugendwart für
Rudern |
Wilhelm Trautmann |
Trainer für
Damenrudern |
Karl Etter,
Fritz Schadt |
Haus- und Bootswarte |
Ludwig Hill, Oscar
Schlieben, Hermann Müller |
Beisitzer |
am 16. Juli
1947 den Bau dieser Bootshalle. Mit den Bauarbeiten wurde am 9.
August begonnen. Möge mit dem Bau dieser Bootshalle die Rüsselsheimer Ruderei
wieder wachsen, blühen und gedeihen! Rüsselsheim, den 23. August 1947 Elli Lösch, Schriftführer
Joseph Grass, 1. Vorsitzender |
Während also im Jahr 1947 auf Rüsselsheimer Boden
wieder ein Anfang gemacht wird, die in Schutt und Asche
liegende Halle durch einen Neubau zu ersetzen, und ein
erstes Gigboot bestellt werden kann, stehen die aus dem
Krieg zurückgekehrten aktiven Ruderer mit dem Trainer
Fritz Brumme wieder im strengen Training, das sie
gemeinsam mit dem den Krieg überdauernden Kohl-Vierer
des Flörsheimer RV von deren altem Holzbootshaus aus abhalten.
Der RRK kann stolz darauf sein, zu den ersten Vereinen in Deutschland zu
gehören, die einen neuen Anfang finden und sich an den ersten Regatten
beteiligen. Der aus Rüsselsheimer und Flörsheimer Ruderern gebildete
Achter, zwei aus dem Achter gebildete Vierer, ein Riemenzweier sowie ein
Leichtgewichts-Vierer und Georg von Opel im Einer bereiten sich für
Regatten vor. Auf den
Regatten in Flörsheim (3 Siege RRK, 3 Siege Rgm.), Mannheim (2 RRK, 2
Rgm.), Frankfurt (2 RRK, 1 Rgm.) und Offenbach
(2 Rgm.) gewinnen die Mannschaften des RRK und der
Renngemeinschaft RRK-FRV 15 Rennen im Einer, Zweier,
Vierer und Achter, wobei allein Georg von Opel bei sieben
Einerstarts alle Rennen siegreich beendet.
Höhepunkt der Regattasaison sind die Deutschen
Rudermeisterschaften am 3. August 1947 auf dem
Mannheimer Mühlauhafen. Am Start ist die deutsche Spitzenklasse aller
vier Besatzungszonen. An den zehn ausgeschriebenen Meisterschaftsrennen
beteiligen sich 212 Ruderer aus 30
Vereinen. Der RRK meldet Georg von Opel zum Einer und die Renngem. RRK-FRV den Leichtgewichts-Vierer-mit und -ohne, den Zweier-ohne
und den Achter.
Georg von Opel startet im Einer, zu dem nur drei
Skuller gemeldet haben.
Nach einem dritten Platz 1934 und und einem zweiten Platz 1936 ist es
sein dritter Anlauf auf die Einer-Meisterschaft. Hier der Bericht des Radioreporters zu diesem
Meisterschaftsrennen:
"Und da ist der Endkampf im Einer der Männer! Es waren von vornherein von den drei Startenden nur zwei,
die als Favoriten in diesem Rennen galten: Georg von Opel
vom Rüsselsheimer Ruder-Klub und Franz Skoda vom
Wassersportverein Beuel, der nicht in Offenbach gestartet
war und der bisher also noch nicht gegen Georg von Opel
in den letzten Regatten angetreten war. Dadurch hatte man
keine Vergleichsmöglichkeit.
Beide überraschend gute Kämpfer.
Der Dritte in diesem Rennen, Alfred Grosskopf, von der
Rudervereinigung Wannsee Berlin, lag am Anfang ganz gut
im Rennen, hat aber nach 1.000 m diesen mörderischen
Kampf aufgegeben. Skoda hat sich nach vorn gearbeitet und
hält nun, soweit wir dies von hieraus beurteilen können,
mit über zwei Langen den Vorsprung. Er rudert sehr schön
durch, und der Körper bewegt sich auf dem Rollsitz
geschmeidig hin und her.
Georg von Opel hat unheimlich viel Wasser vor dem Blatt.
Und eben hat Skoda einen Krebs gefangen, da zischt das
Wasser auf, aber es war nur ein kleiner Krebs, und es hat
ihn nicht weiter zurückgeworfen. Es scheint nun, dass
Georg von Opel etwas vorkommt, da wirft er sich nach vorn,
da sieht man, wie er mit dem Körper noch weiter nach
vorn geht, wogegen die Wasserarbeit von Skoda kürzer
wird. |
Trainer
Fritz Brumme unterweist die Aktiven an Land (Kurt Gechter,
Trainer Fritz Brumme, Helmuth Streck, Michael Schollmayer, Werner
Messerschmidt, Georg Hofmann, Rolf Sittmann, Paul Messerschmidt) |
Mannheimer
Mühlauhafen 1947: Endkampf der Einer um die Deutsche
Meisterschaft - Georg von Opel (vorn) vom Rüsselsheimer RK hat
es geschafft. Er wird Deutscher Meister vor Franz Skoda vom WSV
Beuel |
Da ruft der Sprechchor: "Jumbo, Jumbo!", das
ist der Sprechchor für Opel, und das ist ein Finish, da
kommt Georg von Opel, jawohl, er hängt sich in die
Riemen, er leistet nun ganze Arbeit, Beifall für Opel,
er kommt, es sind nur noch wenige Meter, nur noch 50 m,
er kommt. Wird er ihn noch fangen? Wird er ihn noch
abfangen? Das ist die Frage. Eine Luftkastenlänge liegt
er noch dahinter, Endspurt, das ist sensationell! Und da
kommt Georg von Opel und zieht an Skoda vorbei,
vielleicht sind sie noch auf gleicher Höhe, noch 20
Meter, noch 10 Meter bis zum Finish, und da sind sie
durchs Ziel!
Skoda fällt nach vorn auf seinem Rollsitz, ebenso Georg
von Opel. Da schauen sie sich an, winken sich zu, zwei
faire Sportsleute, die sich hier ein großes Rennen, ein
mörderisches Finish bei dieser Hitze geliefert haben,
vielleicht den größten Kampf ihres Lebens, wer weiß es.
Es kommt vielleicht nicht nur auf den Gegner, vielleicht
nicht auf die Zeit an, es kommt an auf die eigene
Disposition, auf die eigene Wasserarbeit und auf den
Zusammenklang; wer hätte gedacht, dass Georg von Opel
gegenüber dem Jüngeren die größeren Kraftreserven hätte?
Rudern, ein Sport, der wie selten einer die Kraft und die
Harmonie vereint, und wir sind nun tatsächlich gespannt,
wer hier zuerst durchs Ziel gegangen ist. Nach unserer
Ansicht war es Georg von Opel, der mit seinem Endspurt
Skoda wenige Meter vor dem Ziel, vielleicht um eine halbe
Luftkastenlänge, noch abgefangen haben mag, aber man
kann sich täuschen in dieser Schrägsicht 100 oder 200
Meter vom Ziel entfernt, das macht sich bemerkbar.
Diese Erregung über den Sieger, über den mutmaßlichen
Sieger, die hat sich auch all der tausende Zuschauer bemächtigt,
und selten wohl haben sich die Ohren so gespitzt. Der
Lautsprecher ertönt, aber er hat das Ergebnis immer noch
nicht bekannt gegeben, denn jedes Boot hat seinen eigenen
Zeitnehmer, und unter diesen befindet sich auch ein Mann,
Herbert Buhtz, der zweifache Henley-Sieger!
Das ist der Beifall für Georg von Opel, "Jumbo,
Jumbo", das ist sein Lieblingsname, so rufen ihn
seine Anhänger und so wird er nun gerufen, lächelnd grüßt
er, fährt nun im Einer wieder zurück, das ist die
Ehrenrunde, könnte man beinahe sagen, der Ehrenlauf für
den Deutschen Meister im Einer!"
|
Im anschließenden Leichtgewichts-Vierer-mit
schiebt sich die Renngemeinschaft RRK-FRV mit Hanswalter Messer (FRV), Edgar
Thielmann (RRK), Philipp Roth (RRK), Peter
Messerschmitt (FRV) und Stm. Kurt Gechter (FRV) nach 500 m
in Front und gibt die Führung bis zum Ziel nicht mehr ab,
ebenfalls die Deutsche Meisterschaft vor dem RV
Gelsenkirchen und den Heilbronner Schwaben.
Der
Deutsche Meister im Einer 1947, Georg von Opel (RRK), mit
Trainer Fritz Brumme |
Deutscher
Meister 1947 im Lgw.-Vierer m. Stm. für die Renngem. RRK/FRV: Trainer Fritz Brumme (RRK), Hanswalter Messer (FRV), Edgar Thielmann
(RRK),
Philipp Roth (RRK), Peter Messerschmitt (FRV), Stm. Kurt Gechter
(FRV) |
Im Zweier-ohne erreichen der 19-jährige Gerhard
Ruppert (FRV) und der 37-jährige Willi Wenz (RRK) die Vizemeisterschaft
hinter der Mannheimer Amicitia
und im Leichtgewichts-Vierer-ohne Albert Gechter (FRV), Paul
Messerschmidt (RRK), Werner Messerschmidt (RRK) und
Peter Messerschmitt (FRV) hinter RV Gelsenkirchen, Homberger Germania
und FRG Oberrad den 4. Platz.
Höhepunkt jeder Meisterschaftsregatta ist der Achter.
Acht Boote haben gemeldet, so dass über Vor- und Zwischenläufe die
Finalteilnehmer zu ermitteln sind. Im ersten Vorlauf siegt die Renngem.
Mannheimer Amicitia / Mannheimer RC vor Frankfurter RG Germania,
Nassovia Höchst und Mühlheim, im zweiten Vorlauf die Jungmannen
des RV Bochum vor Hamburger und Germania RC, Flörsheim-Rüsselsheim und
Ludwigshafener RV. Damit haben sich Mannheim, Germania, Bochum und Hamburg bereits für das Finale qualifiziert. Mühlheim zieht vor dem
Zwischenlauf zurück, so dass Höchst, Ludwigshafen und RRK/FRV um den
letzten Platz streiten müssen, den sich die "Opel-Mannschaft" holt.
Die fünf Achter stehen sich am Ende der Meisterschaftsregatta
gegenüber. Auch zu diesem Rennen hier die Radioreportage:
"Nun ist der Höhepunkt des Abends gekommen,
der Kampf der Achter, das schönste und klassischste
Rennen dieser Meisterschaftsregatta. Von acht gemeldeten
Booten sind in den Vorläufen ausgeschieden
Ludwigshafener RV, Mühlheimer RV und RC Nassovia Höchst. Und nun kämpfen Hamburger
Germania, Bochumer RV, Mannheimer Amicitia,
Frankfurter Germania und die Renngemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim
um den Sieg im Rennen der Achter, dem größten Ereignis
dieses Tages.
Nun sieht man schon die Boote; in einem herrlichen Stil
kommen sie heran und Flörsheim-Rüsselsheim hat sich
einen Vorsprung geschaffen. Da ertönt der Flörsheim-Rüsselsheimer
Schlachtruf "Jumbo". Eine halbe Bootslänge müssen
sie Vorsprung haben vor den aufkommenden Bochumern, die
in schönem Stil, in kurzer, wuchtiger Wasserarbeit mit
hoher Schlagzahl rudern; Bochum erhöht weiter die
Schlagzahl. Kurz dahinter liegen die Hamburger, und das
ist die Überraschung, daß Amicitia Mannheim auf Bahn 4
weit zurückliegt; sie kämpfen um die beiden letzten Plätze
mit der Frankfurter Germania. |
Das Rennen um die
Deutsche Meisterschaft im Achter 1947 auf dem Mannheimer
Mühlauhafen auf der Strecke beim 1ooo-m-Punkt: Die
Renngemeinschaft Flörsheimer RV/Rüsselsheimer RK führt das
Feld der fünf Achter klar an. |
|
Deutscher
Meister 1947 im Achter, die Renngem. RRK/FRV mit Georg
Schneider (FRV), Stm. Hanswalter Messer (FRV), Karl Bauer (FRV), Trainer Fritz
Brumme (RRK), Wilfried Seipp (RRK), Schlagmann Erich Kohl (FRV), Adam Stieglitz
(RRK), Georg von
Opel (RRK), Georg Boller (RRK) und Adam Munk (FRV) |
Da gellen die heiseren Rufe der Steuerleute über das
Wasser und da geht als erster im großen Achter Flörsheim-Rüsselsheim
durchs Ziel. Das zweite Boot dürfte Bochum sein, das
dritte Hamburg und da entspinnt sich ein Finish, ein
Kampf, um den vierten und fünften Platz.
Da sinken die Ruderer zusammen, sie haben gewiss ihr
Bestes gegeben, sie haben alles gegeben. Das war ein
spannendes Rennen, das klassischste aller Bootsgattungen.
Es war vielleicht eine Überraschung, dass die Renngemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim entgegen den
Favorisierten als erste durchgekommen ist, nachdem in den
Vorläufen der Bochumer Achter schnellster war, dahinter
kamen Hamburger Germania und dann erst Flörsheim-Rüsselsheim
vor Amicitia Mannheim und der Frankfurter Germania; und
der jetzige Ausgang war das Verblüffendste und
Spannendste an diesem Rennen.
Und da wieder der Sieger im Einzelrennen, Georg von Opel;
er ist mitgefahren bei Flörsheim-Rüsselsheim, so wie
die Meister im Riemenzweier sich im Amicitia-Achter
befanden und sich ganz großartig in das Ganze eingefügt
haben. Das bedeutet, dass sie nicht nur jetzt ins Boot
gestiegen sind, um ihre Kräfte zur Verfügung zu stellen,
so wie vielleicht ein großer Star im Fußball in eine
kleine Mannschaft einmal hineingeht oder auch in der
zweiten Mannschaft mitspielt, um zum Sieg zu verhelfen.
Nein, in diesem Achter mussten sie die harte
Trainingsarbeit durchmachen, da musste die Mannschaft zu
einem Guss verschmelzen.
Es entsteht jetzt ein Auflauf hier. Es ist wie ein Stich
in einen Bienenschwarm hinein. Da wenden die Boote, Flörsheim-Rüsselsheim
kommt vor und da versammeln sich die Anhänger aus den 4.000
bis 5.000 Zuschauern an beiden Ufern hier im Mühlauhafen
in Mannheim bei der ersten deutschen
Nachkriegsmeisterschaft im Rudern. Alles strömt herzu.
Da werden Hüte geschwenkt, da wird in die Hände
geklatscht, da kommt ein froher Beifall für den Sieger
und Deutschen Meister, die Renngemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim,
mit Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Adam Stieglitz,
Georg Schneider, Georg Boller, Georg von Opel, Erich Kohl
und Stm. Hanswalter Messer." |
Mit diesen Erfolgen beim Deutschen Meisterschaftsrudern holt
sich der Rüsselsheimer RK den vom Mannheimer
Oberbürgermeister für den erfolgreichsten Verein gestifteten
Ehrenpreis vor dem Flörsheimer RV und dem Bochumer RV.
Urkunde für die
Deutschen Meister im Achter 1947, die Renngemeinschaft FRV/RRK |
Die Deutschen
Meister von der Renngemeinschaft des Flörsheimer RV mit dem
Rüsselsheimer RK fahren nach der Meisterschaft vom Gut "Petersau"
mit dem bewährten Generator-Lastwagen glücklich nach Hause.
|
Auch der Hockeysport im RRK nimmt 1947
weiter Aufschwung. Da es im Jahr 1946 gelungen ist, freundschaftliche
Bande zu süddeutschen Vereinen zu schaffen, und um dem
Rüsselsheimer Sportpublikum den Hockeysport näher zu bringen,
veranstaltet die RRK-Hockeyabteilung auf dem Platz am
Sommerdamm unter der Turnierleitung von Karl Saar und Dr. Karl
Renker ein Osterturnier. Ihr Kommen mit einer Damen-
und Herrenmannschaft zugesagt haben der Nürnberger THC, die
RSG Stuttgart, der Wiesbadener THC und der Göttinger HC, der
Heidelberger HC schickt eine Jugendmannschaft. Um den
auswärtigen Gästen eine Schlafmöglichkeit zu verschaffen,
werden die RRK-Mitglieder und die Freunde des Rüsselsheimer
Hockeysports angeschrieben und gebeten, den einen oder anderen
Hockeyspieler für ein oder zwei Nächte zu beherbergen. An drei
Tagen werden elf Spiele ausgetragen und abends trifft man sich
im Gasthaus "Zum Löwen" zu gemütlichem Beisammensein.
Plakat zum
Empfang der RRK- und FRV-Meisterruderer
|
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Programmheft des
Oster-Hockeyturniers der RRK-Hockeyabteilung 1947 |
Im Mai unternimmt eine Damen- und eine
Herrenmannschaft mit einem Omnibus eine achttägige Norddeutschlandreise nach Hannover,
Braunschweig, Wolfsburg, Hamburg, Bremen und Göttingen. Unter der "Tournee-Leitung"
von Karl Saar und Ludwig Römer spielen die RRK-Herren mit
Willi Filtzinger im Tor, in der Verteidigung mit Wilhelm
Blöcher und Willi Nold, in der Läuferreihe mit Werner
Wüstenhöfer, Hans Eisen und Heinz Bopp sowie im Sturm mit Karl
Heuß, Lutz Peters, Hans Ludwig Blöcher, Karl Saar und Werner
Klepper, Ersatz Alfred Rausch. Die RRK-Damen treten an mit
Hedwig Traiser im Tor, mit Irma Bambach und Pauline Hill in
der Verteidigung, mit Irmgard Faller, Lucie Moser und Anni
Diehl im Lauf sowie mit Käthe Sieben, Charlotte Krebs, Maria
Herdt, Else Elsenhans und Annemie Hummel im Sturm, Ersatz Irene
Traiser und Carola Fröder. Beide Mannschaften erringen
schöne Erfolge, sehen viel Neues und erleben ereignisreiche Tage.
Norddeutschlandreise der
RRK-Hockeyspieler 1947, hier die RRK-Damen mit den Gegnerinnen vom
Bremer HC
(hinten: BHC, Lucie Moser, BHC, Irmgard Faller, BHC, Maria Herdt,
BHC, Irma Bambach, BHC, Charlotte Krebs, BHC; davor: Käthe Sieben,
BHC, BHC; vorn: Pauline Hill, BHC, Hedwig Traiser, BHC,
Anni Diehl, BHC) |
Norddeutschlandreise
der RRK-Hockeyspieler 1947, hier Damen und Herren im Schlosspark von
Wolfsburg
(hinten: Dr. Karl Renker, Charlotte Krebs, Karl Heuß, Alfred Rausch,
Hans Ludwig Blöcher, Werner Ornau, Hans Eisen, Werner Klepper,
Carola Fröder, Wilhelm Blöcher, Else Elsenhans, Adi Hardt; davor:
Werner Wüstenhöfer, Hans Richter, Irma Bambach, Lucie Moser, Anni Diehl, Irmgard Faller; vorn:
Ludwig Römer, Käthe Sieben, Irene Traiser, Maria Herdt) |
Schon einige
Wochen später steht Ende Juni erneut eine Hockeyreise mit dem
Omnibus an, eine Damen- und eine Herrenmannschaft des RRK
beschließen die Hockeysaison 1946/47 mit einer Reise nach
Westdeutschland zu Spielen gegen ETUF Essen, gegen den HTC
Uhlenhorst Mülheim und gegen Rot-Weiß Oberhausen. Die RRK-Herren
spielen mit
Willi Filtzinger im Tor, in der Verteidigung mit Wilhelm
Blöcher und Werner Klepper, in der Läuferreihe mit Walter
Muchow, Hans Eisen und Heinz Bopp sowie im Sturm mit Karl
Heuß, Hans Ludwig Blöcher, Lutz Peters, Karl Saar und Hans
Richter, Ersatz Willi Nold und Karl-Heinz Ims. Die RRK-Damen treten an mit
Hedwig Traiser im Tor, mit Irma Bambach und Pauline Hill in
der Verteidigung, mit Irmgard Faller, Lucie Moser und Anni
Diehl im Lauf sowie mit Käthe Sieben, Charlotte Krebs, Irene
Traiser, Carola Fröder und Annemie Hummel im Sturm, Ersatz
Betty
Kraus und Else Elsenhans. Zwei Siegen gegen ETUF folgen ein
Unentschieden der Damen und eine Niederlage der Herren in
Mülheim sowie zum Abschluss ein Unentschieden der Herren und
ein Sieg der Damen in Oberhausen.
|
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Die Hockeydamen des RRK
auf der Westdeutschlandreise 1947, hier mit den Spielerinnen des HTC
Uhlenhorst Mülheim (UM) und den Schiedsrichtern (hinten: Schiedsrichter,
UM, Irmgard Faller, UM, Annemie Hummel, UM, Irma Bambach, Lucie Moser,
Charlotte Krebs, UM, UM, Carola Fröder, Schiedsrichter; vorn: UM,
UM, Anni
Diehl, UM, UM, Hedwig Traiser, UM, Käthe Sieben, UM, UM, Irene Traiser) |
|
An gesellschaftlichen Veranstaltungen hat die von Ludwig
Hill arrangierte und von Dr. Karl Renker geführte Kappensitzung
einen besonders großen Erfolg.
Die Ehrung der Sieger des Jahres 1947 wird am 31. Januar
1948 im Hotel "Rüsselsheimer Hof" abgehalten.
Bürgermeister Ludwig Dörfler nimmt in liebenswürdiger Weise
die Ehrung der Meisterschaftssieger vor,
wobei jeder Ruderer und Trainer Fritz Brumme eine
Ehrentafel erhalten. Der RRK-Vorsitzende, Joseph Grass,
verleiht den Deutschen Meistern Hanswalter Messer, Edgar Thielmann,
Philipp Roth, Peter Messerschmitt, Kurt Gechter,
Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Adam Stieglitz,
Georg Schneider, Georg Boller und Erich Kohl die
Silberne Verdienstnadel
sowie Georg von Opel und Fritz
Brumme die Goldene Verdienstnadel
für besondere Leistungen.
Beschreibung des Hockeyspiels
auf dem Programmblatt des RRK-Osterturniers 1947:
Hockey als Spiel
Hockey wird gespielt
mit einem Hockeyschläger einem nach unten gekrümmten Stock, der
auf der linken Seite flach ist, und mit einem weißen, festen, mit
Leder überzogenen Ball von 23 cm Umfang.
Mit dem Schläger wird der Ball geschlagen oder geschlenzt, wobei
der Stock nicht über Schulterhöhe kommen darf (Stockfehler). Beim
Vorhandschlag muss die ganze flache Breitseite des Stockes den Ball
treffen. Liegt der Ball links vom Spieler, wird der Rückhandschlag
angewandt, da nur mit der flachen Seite des Schlägers gespielt
werden darf. Schnelle Ballabgabe erfordert oftmals das Schlenzen,
wobei der Hockeystock den Ball mit der Krümmung umgleitet und ihn
in die gewünschte Richtung schleudert. Aus dieser Stocktechnik
ergeben sich so viele Feinheiten des Spiels, die dem Zuschauer als
selbstverständlich vorkommen, aber viel Übung und Konzentration
dem Spieler abverlangen. Außer mit dem Stock darf der Ball mit der
Hand angehalten werden, er muss dabei senkrecht zu Boden fallen.
Wie bei Fußball stehen sich zwei Mannschaften mit je 11 Spielern
in der gleichen Aufstellung auf einem Rasenplatz, der im Ausmaß
etwas kleiner ist, gegenüber. Der Torwächter trägt Torschienen, um
die harten Bälle abzuhalten. Er darf als Einziger den Ball kicken.
Er hütet sein Hockeytor, das nur 5.60 m breit und 2.10 m hoch ist.
Ein »Tor« ist bei Hockey erst dann erzielt, wenn der Ball
innerhalb des Schusskreises, einer halbkreisförmigen Linie, die mit
13.60 m Abstand um das Tor gezogen ist, von einem Angreifer
geschossen oder berührt wurde. Auf die Einhaltung der
umfangreichen Hockeyregeln achten zwei Schiedsrichter, von denen
jeder eine Spielhälfte übernimmt. Es werden zwei Halbzeiten zu je
35 Minuten gespielt. Das Spiel beginnt mit einem Abschlag in der
Mitte des Feldes, indem zwei gegenüberstehende Spieler über dem
Ball die flachen Seiten der Schläger und den Boden dreimal
berühren. Dieser Abschlag wird nach der Halbzeit und nach einem
Torerfolg wiederholt. Geht der Ball über die Torlinie ins Aus,
erfolgt ein Abschlag auf einer Linie, die im Abstand von 22.50 m
(Viertellinie) parallel der Torlinie, verläuft. Der Strafabschlag
kommt dem Elfmeter im Fußball gleich und wird verhängt, wenn ein
Verteidiger durch einen Fehler ein sicheres Tor verhütet. Er wird
4.55 m vor der Mitte des Tores von dem betreffenden Verteidiger
und einem gegnerischen Angreifer wie ein gewöhnlicher Abschlag
ausgeführt. Eine Strafecke ist fällig, wenn ein Spieler der
verteidigenden Partei im Schusskreis einen Fehler begeht. Die
verteidigende Partei steht hinter der Torlinie, die Angreifer am
Schusskreisrand. Der Ball wird von einem Punkt, 9 m vom Torpfosten
entfernt, hereingeschlagen, erst dann dürfen die Spieler
eingreifen.
Eine sogenannte «lange Ecke» wird je 3 m von der Eckfahne in
gleicher Weise ausgeführt. Das Einrollen erfolgt mit der Hand,
wenn der Ball über die Seitenlinien ausgeschlagen wurde. Entgegen
den Fußballregeln muss bei Abseits der Angreifer drei Gegner nahe
der gegnerischen Torlinie vor sich haben.
Grundprinzip der Hockeyregeln ist: Jeder Spieler soll frei und
unbehindert an den Ball herankommen können. Jedes Drängen, Stoßen,
Festhalten des Gegners ist verboten. Auch das Sperren und das
Drehen vor dem Ball werden abgepfiffen. Dazu gehört auch das
Festhaken und Schlagen des Stockes. Jedes gefährliche Spiel soll
rechtzeitig unterbunden werden. Gewandtheit und Schnelligkeit sind
vor körperlichen Einsatz gestellt, der mit größtmöglicher
Ritterlichkeit gegenüber dem Spielgegner zu verbinden ist. Viele,
insbesondere die Zuschauer und Laien des Hockeyspiels, werden
manche Schiedsrichterentscheidung missverstehen, aber wenn der Sinn
der Hockeyregeln und die Feinheiten der Spieltechnik erfasst sind,
muss jeder von dem Zauber dieses schnellen und fairsten Rasensports
ergriffen sein.
Hockey — auch ein idealer Frauensport
Die Grazie und lebensnahe Eigenheiten
sollen der Frau auch im Sport erhalten bleiben. Was wäre nicht
naheliegender, als das schöne Hockeyspiel zu wählen, das eine
Menge Werte verbindet, die heute mehr denn je für die Frauen und
Mädels von großer Bedeutung sind. Nicht körperlicher Einsatz
allein schafft die Freude am Spiel, sondern geistige Überlegenheit
und Geschicklichkeit triumphieren über rauhen Kampfeinsatz. |
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