Verursacht durch die von der
Mitgliederversammlung beschlossene Bau-Umlage für die
geplante Boothaus-Erweiterung
verringert sich der Mitgliederstand des RRK zum 1. Januar 1966 gegenüber dem
Vorjahr um 33 auf 350.
Am 28. Januar 1966 bei der
außerordentlich gut besuchten RRK-Generalversammlung, bei der das
anstehende Bauvorhaben natürlich die Hauptrolle spielt, wird der Vorstand in seinen Ämtern
bestätigt. RRK-Schatzmeister Hans Eisen schreibt in den "RRK-Mitteilungen" vom Februar
1966 über die Generalversammlung folgendes:
Das war einmal eine Generalversammlung,
an die man nur mit echter Freude und auch mit Genugtuung
zurückdenken kann! Einmal schon, was den Besuch anging. Für
gewöhnlich ist es doch heute so, dass zwischen der Zahl von
Personen, die ihren Beitrag (mehr oder weniger pünktlich) für
einen Klub entrichten und derjenigen, die noch den Schwung
aufbringen, auch zu einer Veranstaltung zu gehen, (z. B. zur
Generalversammlung) ein nur noch grotesk zu nennendes Verhältnis
herrscht. Aber diesmal war das anders! Kaum traute man seinen
Augen. Und wenn einige, die zu spät kamen, (anscheinend von der
Schicht) im prallgefüllten Saal keinen Stuhl mehr finden
konnten, sondern sich diesen erst aus dem Nebenzimmer holen
mussten, dann konnte ich mich eines leisen Lächelns nicht
erwehren. Denn akkurat das hatte ich ja im Januar-Heft unserer
Klubzeitung beschrieben, wie es Anno 1947 gewesen ist.
Erfreulich die Anteilnahme der Jugend, ebenso erfreulich auch
das zahlreiche Erscheinen einer langen Reihe "älterer Herren
Passiven", die nach unserem Klublied zwar nur "zu Holz" gehen,
offensichtlich aber doch auch gewillt sind, wieder regeren
Anteil am Vereinsgeschehen zu nehmen. Nur weiter so! Wir können's gut gebrauchen bei den bevorstehenden bedeutungsvollen
Zeiten, denen wir ohne Frage als RRK entgegen steuern.
Bei
der Generalversammlung zeigt der 1. Vorsitzende Günter
Schmitt den Mitgliedern (hier Adolf Theiner) ein von Hans
Müller und Klaus Köppen erstelltes Modell des "neuen" Bootshauses. |
Man sollte aber sich selber gegenüber auch
kritisch sein, wenn's am Platz ist. Und da glaube ich, kann
nicht unerwähnt bleiben, dass der Besuch der Versammlung zwar,
wie schon gesagt, außergewöhnlich gut gewesen ist, dass er aber
trotzdem einen Mangel aufwies, über den hinweg man nicht einfach
zur Tagesordnung übergehen sollte. Ich meine die Tatsache, dass
von unserer Ersten Hockey-Mannschaft und unserer Ib, also von 22
Spielern, ganze zwei es für nötig hielten, der
Generalversammlung ihres Klubs, die einmal im Jahr stattfindet,
die Ehre ihres Besuches zu geben. Da die Erscheinung beim
Hasenessen, beim Herbstball und zu Silvester nicht sehr viel
anders gewesen ist, kann es sich kaum noch um einen Zufall
handeln. Bitte, liebe aktiven Hockeyspieler, lässt es sich nicht
einrichten, dass Ihr am Geschehen Eures Vereins auch auf diesem
Sektor etwas mehr Anteil nehmt? Es ist doch Euer Verein, und das
zu bauende Klubhaus soll Euch mit Euren künftigen Gästen
sportliches und geselliges Leben ermöglichen und verschönen. Ist
es da wirklich zu viel verlangt, wenn man um Euer Erscheinen
bittet? Wie man das so bei vielen Dingen manchmal beobachten
kann: Beim Kegeln der erste Wurf einer Mannschaft, bei einem
Feldspiel die ersten zwei, drei Minuten, beim Rudern die paar
ersten Schläge am Start (Verzeihung, ich habe nie in einem Boot
gesessen, ich weiß nicht, ob gerade dieser Vergleich
messerscharf hinhaut), also wie gesagt, ein
überdurchschnittlicher Anfang, und alles, was danach kommt, gibt
sich redlich Mühe, diesem Anfang gegenüber nicht zurückzustehen.
So war es auch in dieser Generalversammlung! Wie weggeblasen die
manchmal doch zu beobachtenden, kräfte- und zeitraubenden
Debatten (die bei Licht betrachtet dann niemand genützt haben,
im Gegenteil, nicht selten die Atmosphäre vergifteten). Kein
qualvoller Abschluss, längst nach Mitternacht, sondern ein
zügiges Abwickeln der einzelnen Punkte unserer Tagesordnung mit
durchaus positiven Ergebnissen. Und gerade die Tatsache, dass
dann trotz des rechtzeitigen Abschlusses des offiziellen Teiles
unserer Generalversammlung die Mitglieder nicht auseinander
stoben wie eine Schar aufflatternder Hühner, sondern sich in
Gruppen und Grüppchen zusammensetzten, lebhaft diskutierend um
das Modell unseres neuen Klubhauses herumstanden, gerade all'
das beweist doch, dass die Sehnsucht nach diesem Haus, in dem
man sich so richtig pudelwohl fühlen kann, vielleicht stärker in
einem großen Teil unserer Mitglieder schlummert, als diese für
gewöhnlich das selber wahrhaben wollen. Bewusst verschweige ich,
dass, verlässlicher Information zufolge, die letzten unserer
Mitglieder von dieser Versammlung zu einer Zeit nach Hause
kamen, da früher die Bäckerjungen ihre Brötchen austrugen. Doch
was schadet's? Gar nichts. Im Gegenteil, es nützt! Und zwar
unserem Zusammengehörigkeits-Gefühl!
So viel also zu den Begleitumständen
unserer Generalversammlung. Das Ergebnis im Telegrammstil: Der
Vorstand bleibt für ein weiteres Jahr in der bekannten
Besetzung. Dies schon deshalb, weil er den Mitgliedern, aber
auch den Behörden, Verbänden und Firmen gegenüber, die uns
wesentliche Hilfe beim Neubau unseres Bootshauses angedeihen
lassen, irgendwie eine moralische Verpflichtung übernommen hat,
seinerseits Gewähr dafür zu bieten, dass alles seinen
bestmöglichen Gang geht. Und durch was könnte er, der
Gesamtvorstand, das besser und verlässlicher, als dass er
unverändert im Amt bleibt, mindest so lange, bis das neue
Bootshaus total unter Dach und Fach ist? (Ohnehin wäre es
vielleicht des Überlegens wert, ob man nicht dazu übergeht,
Vorstandswahlen nur alle 2 Jahre vorzunehmen. Es gibt eine Reihe
von Vereinen und Verbänden, bei denen man das mit Erfolg schon
praktiziert. Es hat einiges für sich, wie man zugeben muss.
Die Sportberichte ließen erkennen, dass
auch im abgelaufenen 1965er Jahr die Farben des RRK zu Lande und
zu Wasser (in der Luft betätigen wir uns noch nicht) mit gutem
Erfolg vertreten worden sind. Einer Erscheinung sollten wir
alle, jeder für sich, unsere besondere Aufmerksamkeit widmen.
Der Mitglieder-Bewegung. Denn ein Blick in den Finanzplan weist
unmissverständlich aus, dass eben die Mitgliedsbeiträge bei
einem Verein, wie dem unsrigen, bei dem also mit Zuschauerzahlen
und daraus fließenden Geldern nicht zu rechnen ist, das
finanzielle Rückgrat darstellen. Warum sollte nicht auch ein
ehrenwerter Bürger, von dem man ohnehin weiß, dass er mit
unseren Idealen sympathisiert, zum zahlenden Mitglied geworben
werden? In der Richtung ist ohne Zweifel noch mancher Raum für
Betätigung.
Zusammenfassend: Auf eine detailliertere
Berichterstattung über den Ablauf unserer Generalversammlung ist
in diesem Bericht bewusst verzichtet. Deshalb, weil die örtliche
Tagespresse darüber ausführlich genug schrieb. Und unsere
auswärtigen Mitglieder bitte ich um Verständnis dafür, dass wir
uns, was die Berichterstattung in unserem Klubheft angeht,
bewusst mühen wollen, die Dinge von etwas höherer Warte zu
schildern. Der RRK geht mit einigem Selbstbewusstsein in die
Epoche, die ihm sein neues Bootshaus mit neuem Glanz am Maindamm
bringen soll. Ein Unternehmen, das kühn sein wird, aber nicht
leichtfertig. Und von dem wir hoffen, dass es auch das letzte
Mitglied eines Tages mitreißt und mit Stolz erfüllt, dann
nämlich, wenn wir zur Einweihung über die Toppen flaggen. |
Wegen des geplanten Bootshausumbaus kann Fasching zum
letzten Mal im "alten Rahmen" gefeiert werden.
Der Maskenball unter dem Motto "Quergestreift"
ist bei entsprechender Dekoration des Bootshauses unter der Leitung des
bewährten "RRK-Chefdekorateurs" Dieter Eberle wie der
Klubfasching am Rosenmontag und der Lumpenball wieder große Klasse.
Frühjahr 1966:
Der Umbau am Bootshaus beginnt!! |
Nach einigen Hallenhockey-Turnieren, bei denen die
Herrenmannschaft immer die Endrunde erreicht, folgt der
Sieg beim stark besetzten 2. Süddeutschen Hallenturnier in Nürnberg
durch einen 3:1-Sieg im Endspiel über den HC Heidelberg. Überraschend
kommt das Ausscheiden der Mannschaft jedoch schon in der
Vorrunde zur Hessenmeisterschaft. Nach einer Niederlage gegen den
Wiesbadener THC, einem Sieg über Bad Homburg und einer weiteren
Niederlage gegen den SC Frankfurt 1880 muss der RRK im letzten Spiel den
Limburger HC mit vier Toren Differenz schlagen, um in die Endrunde
vorzustoßen. Fatales Auslassen von Torchancen sowie eine eklatante
Schwäche bei der Verwertung von Strafecken (zehn Ecken, kein Tor)
führen zum Endergebnis von 4:4; der RRK ist in der Endrunde der
Hessenmeisterschaft nicht dabei.
Männliche und weibliche A-Jugend gewinnen die Hessische Vizemeisterschaft im Hallenhockey.
Zu Pfingsten besuchen die Herren ein Turnier in Berlin
und anschließend endet die Feldrunde für den RRK nach einer
0:1-Niederlage im Spitzenspiel gegen den SC Sachsenhausen-Forsthausstraße und einer
0:2-Niederlage beim SC Frankfurt 1880 mit
der Hessischen Vizemeisterschaft, nun schon zum dritten Mal in
Folge der Platz, der nicht zur Teilnahme an der Deutschen
Meisterschaft berechtigt. Dagegen können zwei "RRK-Jungspunde" einen
Erfolg feiern. Karl-Heinz Nuffer und Rainer Seifert gewinnen mit der
hessischen Nachwuchsauswahl durch einen 3:0-Sieg über Berlin den
Franz-Schmitz-Pokal.
Harter Bord-an-Bord-Kampf im
"Zweier-mit" auf der Mannheimer Regatta 1966 zwischen dem RRK
(vorn) mit Dieter Lang, Werner Alt und Steuermann Reinhard Scholta
sowie der Renngem. Worms / Stuttgart-Cannstatt / Marbach mit Dr.
Peter Stephan, Dietrich Besch und Steuermann Hans-Heinrich Beiersdorf |
Fritz
Schmidt (links) im April 1966 im Meisterschaftsspiel des RRK
gegen den Offenbacher RV, das der RRK dank der Superleistung des
"Konditionswunders" Fritz Schmidt mit 3:1 gewinnt. |
Bei den Ruderern steht wieder ein Trainerwechsel an. Für
Ulrich Hintze kommt Fritz Brumme, das
Ehrenmitglied des RRK, der nach großen Trainererfolgen
bei Nassovia Höchst zu "seinem" RRK zurückkehrt.
Er übernimmt das Männertraining und Rudolf Müller
kümmert sich, wie schon in den Vorjahren, um den
Nachwuchs. Nach dem Neubau einer Bootspritsche und dem
Kauf eines neuen Riemenzweiers mit Stm. beginnt das
Wassertraining, das zum Teil auch in Erfelden auf dem
Altrhein wegen der dort besseren Verhältnisse
stattfindet. Vor dem Beginn der Regattasaison schreibt Paul Elschner im
"Rudersport" in einer Vorschau zum Rudern in Süddeutschland über
Rüsselsheim:
Über 300 Skuller im
Einer und Doppelzweier − Rüsselsheim
Der schon lange
geplante große Bootshaus-Umbau ist nach Regelung der
Finanzierung nunmehr in vollem Gange. Darunter wird das Training
mit dem Ruderausschuss-Vorsitzenden Heinz Vorfalt sicher etwas
beeinträchtigt werden. Für Senior-Vierer und Senior-Zweier-mit
stehen Werner Alt, Dieter Lang, Klaus Köppen, Günter Müller und
Klaus Zander bereit, während Martin Herrlich (80 kg) und Adolf
Theiner (65) für Starts im Jungmann-Einer sowie Helmut Alt im
Jugend-Einer vorgesehen sind. In Flörsheim werden nur die
Vierer-Senioren im Kampf zu sehen sein. |
Da zwei Ruderer des im Jahr 1965 erfolgreichen Vierers
das "strenge" Training aufgegeben haben, wird
das Schwergewicht, trotz eines Vierersiegs in Flörsheim,
anschließend auf die erfolgreiche Zweiermannschaft des Vorjahres
gelegt. Nach Siegen in Heidelberg und Mannheim und einem
hervorragenden 2. Platz in Duisburg beruft der Deutsche
Ruderverband die Mannschaft mit Werner Alt,
Dieter Lang und Stm. Reinhard Scholta in die
Nationalmannschaft für den Länderkampf gegen Holland in
Amsterdam. Und hier auf der Boosbaan gelingt dem RRK-Zweier
die Überraschung des Tages, denn in einem mitreißenden
Endspurt kann er die Favoriten Zumkeller und Jordan kurz
vor dem Ziel überspurten und wird Länderkampfsieger mit 8/10 Sekunden Vorsprung,
abgeschlagen die beiden holländischen Boote von Njord
Leiden und Triton Utrecht. Im Rückblick berichtet die "Main-Spitze":
Nationaldress stand Lang/Alt gut zu Gesicht
Amsterdam war eine Reise wert für Rüsselsheims Ruderfreunde!
Vorsitzender Günter Schmitt und sein Kollege vom Ruderausschuss
des RRK, Heinz Vorfalt, kehrten mit hoffnungsvoll stimmenden
Erkenntnissen vom Länderkampf der beiden stärksten
westeuropäischen Rudernationen, Holland und Deutschland, zurück.
Mit Dieter Lang, Werner Alt und Steuermann Reinhard Scholta, die
im gesteuerten Zweier die hohen Favoriten und Europameister
Zumkeller/Jordan und das stärkste holländische Boot – es hatte
noch im Vorjahr bei den Europameisterschaften die Bronzemedaille
errungen – hinter sich ließen, besitzt der Rüsselsheimer
Rudersport wieder eine Trumpfkarte. Der Name Rüsselsheim tauchte
wieder in den internationalen Ergebnislisten auf, eine Tatsache,
die Erinnerungen weckt an die große Zeit des Opel-Achters und
der anderen Boote der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim.
Und wie damals steht Fritz Brumme als umsichtiger, erfahrener
Trainer hinter diesem Erfolg. Günter Schmitt berichtete uns
gestern über seine Eindrücke in Amsterdam an der Seite der
jungen Rüsselsheimer Ruderer, die ihre internationale Feuerprobe
glänzend bestanden. |
Nach weiteren guten Leistungen in Hannover (Sieg im Zweier-mit), Mainz
(Sieg im Vierer-mit in Rgm. mit den Darmstädtern Manfred Pauly und
Achim Wienstroer) und
Karlsruhe folgt das Deutsche Meisterschaftsrudern
in Hannover. Von den zehn im "Zweier-mit" gemeldeten
Booten erreichen in den beiden Vorläufen Zumkeller/Jordan sowie Alt/Lang sofort den Endlauf. Bei
heftigem Westwind, der beim Finale schräg von vorn in die
Regattabahn des Maschsees einfällt, sind die niedrigen
Startnummern stark bevorteilt. Zumkeller und Jordan
liegen auf eins, Alt und Lang auf vier. Trotz dieses Handikaps
hält sich der RRK-Zweier beachtlich und liegt im Ziel
auf dem 3. Platz hinter Günther Zumkeller und Klaus
Günter Jordan sowie Dietrich Besch und Dr. Peter Stephan. Die
"Frankfurter Rundschau" schreibt über das RRK-Zweierpaar:
Rüsselsheims glücklose Ruderer
zufrieden
Lang/Alt als Dritter mehr
gelobt als der Sieger – Hessens Ruderpräsident Löser:
"Deutschlands Zweier der Zukunft"
Werner
Alt und Dieter Lang, der 1966 mit Stm. Reinhard Scholta (vorn
im Bug) in
Heidelberg, Mannheim, Hannover und beim Länderkampf in
Amsterdam siegreiche Zweier-mit des RRK |
Für die Rüsselsheimer Ruderer Dieter Lang
und Werner Alt schloss die Saison mit dem dritten Platz in der
deutschen Meisterschaft erfolgreich ab. Sie haben es gelassen
hingenommen, dass sie nicht Zweiter oder gar Meister wurden,
denn der Rüsselsheimer Zweier-mit gehörte zu den Glücklosen in
Hannover, die im Endlauf die Startnummern 3 bis 6 erwischten.
Experten haben errechnet, dass der Zeitvorteil von der
windgeschützten Bahn 1 bis zu den Startplätzen hinter 2 etwa 15
Sekunden betrug. Lang/Alt waren Im Ziel acht Sekunden hinter dem
Siegerboot Zumkeller/Jordan und zwei Sekunden hinter dem
Vizemeister Worms/Cannstatt.
Die Rüsselsheimer gewannen am Samstag
ihren Vorlauf so klar, Zumkeller/Jordan aber den ihren so knapp
und glücklich gegen die Wetzlarer RG, dass fast an eine
Wiederholung des Rüsselsheimer Sieges über Konstanz/Höchst von
Amsterdam zu glauben war. Wenn die Sache mit dem Wind und den
Wellen nicht gekommen wäre ...
DRV-Ehrenvorsitzender Dr. Walter Wülfing
sagte nach dem Zweier-Rennen, er hätte lieber gesehen, wenn eine
junge Mannschaft gewonnen hätte. Trainer Fritz Brumme aber meint
lakonisch: "Sie sind ja noch so jung."
Der 23-jährige Werner Alt und der
22-jährige Dieter Lang träumten zu Beginn der Saison von keiner
Titelchance. Sie hofften auf Vierer-Siege und wurden dann die
deutsche Überraschungsmannschaft im Zweier-mit. HRV-Präsident
Waldemar Löser ist hocherfreut über die Entwicklung. "Ich bin
zufrieden", sagte er dem Rundschau-Sport, "und ich hege große
Hoffnungen für die nächste Saison. Vielleicht erfüllen sich bei
Lang/Alt im Jahr 1968 die großen Erwartungen. Die Rüsselsheimer
waren in ihrer Klasse das technisch ausgereifteste Boot", fügte
Löser in der Fachsprache hinzu.
Der hessische Ruderpräsident meint sogar,
dass es vielleicht ganz gut sei, dass Lang/Alt nicht Meister
wurden. "Vielleicht hätte man sie dann verheizt." Auf den
Rüsselsheimer Zweier und auf den Frankfurter Zweier-ohne könnte
Hessen im nächsten Jahr bauen. Zumkeller/Jordans Laufbahn wird
Anfang September in Bled ohnehin zu Ende gehen.
Mit sechs Saisonsiegen nimmt sich die
Bilanz der beiden jungen Rüsselsheimer Ruderer statistisch nicht
einmal toll aus. Aber man verzichtete lieber auf billige Siege
auf irgendwelchen bedeutungslosen Regatten. Wichtig war es für
Trainer Fritz Brumme, die beiden eher zarten als robusten jungen
Männer auszubilden und aufzubauen. |
Für die TH
Darmstadt 1966 in Berlin-Gatow am Start: Burkhard Zellmer, Helmut
Schwanke (RRK), Achim Wienstroer, Wilfried Hoffmann (RRK) und
Diethelm Harenberg: Silber im Vierer-ohne |
Drei schöne Siege im Seniorachter fahren die Ehemaligen,
der sogenannte "Bierachter",
auf den Regatten in Frankfurt, Offenbach-Bürgel und
Schweinfurt heraus. Helmut Schwanke und Wilfried Hoffmann starten für
die TH Darmstadt bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in
Berlin-Gatow und erringen mit Burkhard Zellmer (Kassel) und Diethelm Harenberg
(Frankfurt) im Vierer-ohne hinter der Uni Hamburg die
Vizemeisterschaft. Ein Langstrecken-Achterrudern auf dem
Starnberger See über 8 km mit anschließendem Besuch des Oktoberfestes
beendet die Regattasaison für die RRK-Ruderer. Insgesamt werden im
Jahr 1966
neun Regattasiege für den RRK errungen, wobei Werner Alt
und Dieter Lang mit sieben Siegen am erfolgreichsten sind.
Beim Abrudern mit der traditionellen internen Regatta wird auch
die Klubmeisterschaft im Einer unter fünf Bewerbern ausgerudert. Im
Finale siegt Klaus Köppen klar vor Adolf
Theiner und gewinnt nach 1964 damit den Wanderpreis zum zweiten Mal.
Nachdem bei der Hockey-Hauptversammlung Mitte des Jahres 1966 kein
Abteilungsleiter gewählt werden kann, wird in einer Folgeversammlung
eine funktionsfähige Leitung gewählt. Wolfgang Balven übernimmt
erneut den Posten des Abteilungsleiters, dem ein Spielausschuss mit
Josef Schnur, Debu Paul und Werner Klepper für die sportlichen
Entscheidungen zur Seite gestellt wird. Die neue Punktrunde in der
hessischen Hockey-Oberliga beginnt bereits im August. Dieser Runde
wird besondere Bedeutung zukommen, weil die Platzierung entscheidend
sein soll für die im Entstehen begriffene überregionale Liga. Nach dem
Ende der Vorrunde vor der Hallensaison steht der RRK mit an der
Tabellenspitze und kann der Rückrunde mit Zuversicht entgegensehen.
Herausragender Spieler des RRK ist Fritz Schmidt, der mehrmals
in die Nationalmannschaft berufen wird
und auch die dreiwöchige Reise der Nationalmannschaft
nach Pakistan miterlebt. Karl-Heinz Nuffer
erhält eine Berufung in die Junioren-Nationalmannschaft.
Der
"Bierachter" des RRK (vorn) im Seniorachter der Schweinfurter
Regatta auf der Strecke kurz vor dem Sieg über den WSV
Offenbach-Bürgel und die Rgm. RG Heidelberg / Heidelberger RK
/ Neptun Neckarelz |
Der "Bierachter"
1966, hier nach dem Sieg in Schweinfurt, mit Wolfgang Vorfalt,
Rudi Reitz, Helmut Schwanke, Günter Müller, Andreas Hartmann,
Klaus Hartmann, Klaus Köppen, Schlagmann Wilfried Hoffmann und Stm. Philipp
Wagner |
Nachdem im März die Ruhrgas AG die durch das RRK-Gelände
verlaufende Ferngasleitung zum Teil in die Mainwiesen verlegt hat,
wird im April mit den Bauarbeiten am
Bootshaus begonnen. Unzählige Bauausschuss- und
Vorstandssitzungen sind notwendig, um die auftretenden
Probleme einer Lösung zuzuführen. Am Bau kümmert sich
nimmermüde, bis an die Grenze der Selbstlosigkeit einer
– man hat ihn gerade rechtzeitig pensioniert – um alles,
das Ehrenmitglied des RRK, Friedrich Traiser. Zum
Zeitpunkt der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts im Juli 1966
informiert die "Main-Spitze" über die
Arbeiten:
Bootshallen in den
Damm hineingebaut
Zwei 22 Meter lange
Bootshallen vorgesehen – Neuer Gesellschaftsraum – Baukosten etwa
400.000 DM – Stadt unterstützt Bauvorhaben
Im modernsten Gewande
wird sich das neue Bootshaus nach seiner Fertigstellung –
spätestens im Frühjahr 1967 – zeigen. Schon in diesen Tagen
konnte der erste Bauabschnitt mit einer Hohlkörperdecke beendet
werden. Weit ragen die beiden fünf und drei Meter langen
Freiterrassen, wie auf unserem Foto sichtbar, vor. Noch umgeben
sie Verschalung und Eisenstützen, aber nach geraumer Zeit werden
auch diese Bauteile verschwinden und einen besseren Überblick über
den gesamten Baukomplex geben. Über die Arbeiten informierte uns
das Ehrenmitglied des Rüsselsheimer RK, Friedrich Traiser.
Im Juli 1966 kann der erste Bauabschnitt am neuen Bootshaus
beendet werden. Weit ragen die beiden fünf und drei Meter langen
Freiterrassen vor. |
Die alte Bootshalle ist für heutige
Ansprüche nicht mehr tragbar. So musste sich der Verein um die
Errichtung einer neuen Unterkunft für Rennboote bemühen", sagte
uns Traiser. Im Frühjahr wurde dann mit dem Abbruch des alten
Bootshauses begonnen. Der Parterrebau, der früher die Bootshalle
darstellte, war im Krieg zerstört und die Amerikaner richteten
sich im nicht versehrten Teil später einen Clubraum ein. Eine
behelfsmäßige Bootshalle wurde unweit des jetzt abgerissenen Teils
hingestellt. Bei dem jetzigen Bau der Bootshalle wurde darauf
gesehen, dass sie in den Damm hineingelegt wurde. "Dadurch wird
gewährleistet, dass die Boote kühl lagern." Feuchtigkeit, die den
Booten sehr schaden könnte, ist somit ausgeschlossen.
Auf die nun fertig gestellte Hohlkörperdecke werden Wände
hochgezogen, für einen neuen großen Gesellschaftsraum. Er ist etwa
17,40 Meter lang und 6,70 Meter breit, kann aber bei
Festlichkeiten durch eine Faltwand auf die doppelte Breite
ausgedehnt werden. Die Bootshalle selbst ist unterteilt in zwei 22
Meter lange Räume, von denen jeder etwa 6,50 Meter breit ist. Die
Boote des Ruder-Klubs können in fünf Schichten übereinander
liegend gelagert werden. Zur Zeit stehen dem RRK 25 Boote, davon
drei Achter mit einer Länge von je 19 Metern zur Verfügung.
Wie bereits erwähnt,
sind die Hallen noch mit einer fünf Meter überragenden Betondecke
überspannt. Auch die neben den Hallen liegenden Umkleideräume mit
Duschen und ein Trainingsraum sind mit einer drei Meter langen
Überdachung versehen. Vom Main aus gesehen wird der Klubraum mit
einer durchgehenden Fensterfront versehen. Zwei vollautomatische
Kegelbahnen vervollständigen das neue Gebäude. Auch im alten
Klubhaus werden Renovierungsarbeiten vorgenommen. Zudem wird auch
der alte Balkon abgerissen. Wenn alle Arbeiten erledigt sind, wird
noch der Platz vor dem neuen Gebäude eingeebnet und angelegt. Ein
Bootssteg aus Metall wurde bereits im vorigen Jahr angebracht. Die
gesamten Baukosten für dieses Projekt werden mit 400.000 DM
beziffert. Zuschüsse werden von der Stadt, aus dem Rot-Weißen Plan
des Landes Hessen und vom Kreis gewährt. |
Am 16. September 1966 kann Richtfest gefeiert
werden. Anschließend wird, da auch die zugesagten Zuschüsse
eintreffen, sofort mit dem Ausbau fortgefahren. In einer
außerordentlichen Mitgliederversammlung werden Mitglieder und
Presse über den Baufortschritt und die finanziellen Gegebenheiten
informiert. Die "Main-Spitze" berichtet:
Bau
des Bootshauses kam der Sparwelle zuvor
Rüsselsheimer Ruder-Klub will seine Heimstatt im Mai kommenden
Jahres an die Vereinsfamilie übergeben
"Wir können froh
sein, dass wir den Beginn für unser großes Projekt noch
rechtzeitig vor die Sparwelle gesetzt haben", meinte
Schatzmeister Hans Eisen vom Rüsselsheimer Ruder-Klub, als er in
einer Mitgliederversammlung des Klubs die finanziellen Aspekte
des neuen Bootshauses beleuchtete, das zügig seiner Vollendung
entgegengeht. Der Erweiterungsbau soll nach den Worten von
Vorstandsmitglied Friedrich Traiser im Mai nächsten Jahres
fertig sein. Er enthält neue Räumlichkeiten zur Aufbewahrung der
Boote, Umkleide- und Brausemöglichkeiten sowie einen großen
Saal, der im Dienste des ausgeprägten gesellschaftlichen Lebens
des Vereins steht.
Günter Schmitt, der
Erste Vorsitzende des RRK, hatte die Versammlungsteilnehmer
begrüßt und das Wort an Friedrich Traiser weitergegeben, der auf
das vor sechs Wochen gefeierte Richtfest für den Neubau
zurückblendete. Das Heizungsproblem, das den verantwortlichen
einige Sorgen bereite, habe sich dank der gründlichen
Arbeitsweise der Baufirma glücklicherweise lösen lassen.
Die Fensterfront mit
dem freundlichen Sichtbetonbezeichnete Traiser als das
Paradestück des Baues. Es sei nicht einfach gewesen, den Altbau
in das Projekt einzubeziehen. Man habe neue Unterzüge schaffen
müssen und die Kellerräume erheblich erweitert. Auf die
Dacharbeiten eingehend wies Traiser darauf hin, dass man sich
für einen Dachgarten entschlossen habe. Von den Kegelbahnen
erhofft sich der Klub nicht nur eine Förderung der Geselligkeit,
sondern auch eine ersprießliche Einnahmequelle. Der große Saal
über den Bootshallen wird durch eine Trennwand unterteilt.
Sowohl die Schiebefenster, als auch der Fußbodenbelag aus
Marmorkommen aus Italien, dessen Firmen die Deutschen in ihrem
Angebot bei weitem überträfen, erklärte Traiser. Er sprach die
Hoffnung aus, dass die anstehenden Arbeiten bis zum Frühjahr
abgeschlossen sein werden.
Nach einer lebhaften
Diskussion über die Versorgung mit warmem Wasser warf die
Versammlung die Frage auf, ob der Klub den Vertrag mit der
Brauerei lösen solle. Die Entscheidung darüber soll dem Vorstand
überlassen bleiben. In Zukunft soll im Bootshaus auch offenes
Bier ausgeschenkt werden.
Wie Schatzmeister
Hans Eisen mitteilte, wurden bisher für den Bootshaus-Neubau
149.000 DM ausgegeben. Die Stadt Rüsselsheim habe sich mit einer
Spende von 50.000 DM an dem Projekt beteiligt. Zur Freude
der Mitglieder konnte Eisen bekannt geben, dass auch die
hessische Landesregierung einen Zuschuss von 75.000 DM gewährt
habe. Das Vorhaben wird außerdem durch einen doppelten
Mitgliederbeitrag über zwei Jahre hinweg finanziert und
getragen. Eisen appellierte an die Mitglieder, auch weiterhin
Eigenleistungen für den Klub zu erbringen, um mit diesem Opfer
für das große Ganze einen Beitrag zu leisten.
Zum Abschluss des
Abends wurde ein Film über die Rudersaison gezeigt. |
Das gesellschaftliche Leben im Klub beginnt sich zu
bessern und zu festigen. Beim Herbstball mit der
Kapelle Kurt Roth
letztmals im alten Saal, ist die Stimmung so gut wie
selten zuvor, der sonntägliche Frühschoppen erfreut
sich steigender Beliebtheit und auch der Silvesterball
kann als gelungen bezeichnet werden.
|