Interesselosigkeit und mangelnde
Mitarbeit der Mitglieder am Vereinsgeschehen beschäftigen
den Vorstand, so dass man sich schließlich entschließt,
dem durch regelmäßige Mitgliederversammlungen
oder Klubabende entgegenzuwirken. Zum ersten Klubabend im Februar
1960 steht in den "Klub-Nachrichten" des RRK, März 1960,
folgender Bericht:
"Wie
war es doch damals so recht gemütlich, als wir nur das
Behelfsheim hatten. Damals bestand noch der Klubabend. Jeder
"Mann" freute sich darauf, ob jung oder älter. Anspruchslos
saßen wir beieinander, waren glücklich, die Bombennächte gut
überdauert zu haben, spielten Karten, logen uns gegenseitig
an, lachten darüber, aßen auch ab und zu Pferdesteaks und
tranken Rambas dazu, welchen unser Richard gerade mit aller
Mühe "erkompensiert" hatte.
Damals hatten wir noch eine gemeinsame Idee. Ein Ziel stand
uns vor Augen, die Wiedergewinnung unseres Klubhauses, welches
die Amis beschlagnahmt hatten. Wir dachten alle: Wenn wir das
Haus erst zurückhaben, dann wird es einen gewaltigen
Aufschwung im Klubleben geben.
Und heute ist der Klubabend längst historisch. Die
Gehirnseuche, "Zeitnot" genannt, hat nahezu alle Menschen in
ihren Bann geschlagen. Der Import moderner "Kulturgüter" von
drüben bringt die Menschen um, ehe sie es merken. Die meisten
sind schon willenlose Sklaven der Fernseh-"Kunst". Auch
muss
man unter allen Umständen Auto fahren. Schon wegen der lieben
Nachbarschaft, selbst wenn der Bettelsack an der Wand
verzweifelt. Aber das geht zu weit, wir geraten in einen
unfeinen Ton. Die noch Sehenden wissen, was wir meinen.
Wie wird es weitergehen, fragen wir. Wenn auch nicht
wie damals, so doch ähnlich, denken wir uns. Zumindest in
Bezug auf die Beschaulichkeit und Rückkehr zu einem
vernünftigen Maßstab in vielen Dingen.
Der Anfang ist gemacht. Er war nicht gerade
überwältigend, jedoch hoffnungsvoll.
Im Februarheft unserer Klub-Nachrichten war eingeladen zum
Samstag, den 13. Februar. Irrtümlicherweise zu einer
Geschäfts-Versammlung mit Klubabend. Sechzehn Ehepaare
und ca. achtzehn jugendliche Kameraden waren dem Rufe gefolgt
und haben es nicht bereut. Wir trafen uns zwanglos im
Freundeskreise, ohne eine gelenkte Unterhaltung über uns
ergehen lassen zu müssen. Keiner sprach von Geschäften oder
sonstigen "Problemen". Alles war eitel Frohsinn an diesem
Abend. So vergingen einige erholsame nette Stunden für alle.
Wir trennten uns gemeinsam in nicht allzu später Stunde mit
dem Vorsatz, am nächsten Male wieder dabei zu sein."
|
Ruderer und Schlachtenbummler vor dem Rennen im
Langstreckenachter ums "Rot-Weiße Band vom Main", Gerbermühle
Frankfurt 1960: Erich Thomasberger, Lutz Dörsam, Karl-Heinz
Saal, Wolfgang Freimuth, Rudi Reitz, Heinz Schäfer, Ulrich
Banse, Dietmar Klausen, Günter Schmitt, Wilfried Hoffmann,
Adolf Ketter, Rudolf Müller, Karl Heinz Lotz |
Langstreckenachter
ums "Rot-Weiße Band vom Main", Frankfurt 1960, nach
dem Rennen in Griesheim. Zunächst hier Gratulation zum Sieg, dann
nur zweiter Platz für den RRK mit Dietmar Klausen, Lutz Dörsam, Karl-Heinz Saal, Erich
Thomasberger, Adolf Ketter, Wilfried Hoffmann, Heinz Schäfer,
Rudi Reitz und Stm. Ulrich Banse |
Aktive
Ruderer vor dem Bootshaus 1960: Wilfried Hoffmann, Lutz Dörsam, Wolf
von zur Mühlen, Rudi Reitz, Walter Eberle, Klaus Köppen, Adolf Ketter,
Betreuer Gerhard Müller, Erich Thomasberger, im Hintergrund Trainer Johannes Köppe |
Während die Hockeyspieler große und gut besetzte
Hallenturniere besuchen, die Herren können in Freiburg
und Darmstadt je einen 3. Platz erringen, die Damen
erreichen die Endrunde der Hessenmeisterschaft und die
Knaben siegen beim Turnier in Heidelberg, bereiten sich
die Ruderer unter Trainer Johannes Köppe
auf die Regattasaison vor.
Beim Frühjahrslauf der Wassersportler auf der Maaraue
siegen Dietmar Klausen bei den Aktiven und Jürgen Rohde
bei der Jugend; beim Gerbermühllauf in Frankfurt kann Jürgen
Rohde ebenfalls seinen Lauf gewinnen und beim ersten Frühjahrslauf
in Rüsselsheim werden Dietmar Klausen, Wolfgang Mack und
Jürgen Rohde jeweils Sieger in ihrer Klasse.
Am 26. März 1960 findet im Bootshaus die Generalversammlung
des RRK statt, bei der der langjährige Schriftführer Günter
Schmitt als Nachfolger des aus gesundheitlichen
Gründen zurücktretenden Josef Saar zum 1.
Vorsitzenden gewählt wird; 2. Vorsitzender wird
Dr. Karl Renker, der gleichzeitig Leiter der
Hockeyabteilung ist, Schatzmeister wird erneut Richard Trapp, Friedrich Traiser wird Ruderwart und
Karl Pöppel
Hauswart.
Nach dem Sieg im
Leichtgewichts-Jugend-Gig-Vierer auf der Heidelberger Regatta 1960:
Peter Emig, Wolfgang Mack, Klaus Hochgesand, Volkmar Banse und Stm.
Ulrich Banse |
Jugendachter des RRK
1960 mit zwei Steuermännern: Peter Emig, Hans Hohenleitner, Volkmar
Banse, Wolfgang Mack, Ulrich Banse, Horst Wucher, Kai Hasselbach,
Klaus Hochgesand, Werner Leichtfuß, Jochen Zimmermann |
Im Herbst 1960
beginnt Dr. Alfred Buch mit dem Rudertraining im RRK. Er kann
nur einen Vierer zusammensetzen mit drei "Dünnbeinen" und einem
"Dickmann": Rudi Reitz, Dietmar Klausen, Wilfried Hoffmann
und Wolf von zur Mühlen. |
Rudolf
Müller, nach 1958 und 1959 auch 1960 Klubmeister im Einer |
Am 10. April 1960 verpflichten sich im Rahmen eines "Patenabends"
9 Jungmänner und 13 Jugendliche mit Unterschrift und Handschlag zum
strengen Rudertraining. Das Anrudern
wird am 24. April 1960 abgehalten, bei dem sich trotz starken
Westwindes 32 Ruderer in zwei Achtern, zwei Vierern und zwei
Doppelzweiern an der Bootsauffahrt beteiligen.
Die
erste Prüfung für den Jungmann-Achter ist das
Langstreckenrudern um das "Rot-Weiße
Band vom Main" in Frankfurt über eine Ruderstrecke von 8
km. In der
Besetzung Dietmar Klausen, Lutz Dörsam, Karl-Heinz Saal,
Erich Thomasberger, Adolf Ketter, Wilfried Hoffmann,
Heinz Schäfer, Rudi Reitz und Stm. Ulrich Banse gelingt, nachdem der
RRK-Achter zunächst als Sieger ausgerufen wird, nur 1,6 Sekunden hinter dem Achter von Germania Frankfurt und vor Wiesbaden-Biebrich ein 2. Platz. Erkrankungen von drei
Ruderern führen anschließend zur Auflösung des Achters,
so dass nur noch Viererstarts möglich sind, jedoch ohne
Sieg auf Regatten.
Die Jugend dagegen kann auf den Regatten in Heidelberg,
Offenbach, Hanau und Schierstein acht Rennen siegreich
beenden. Rudolf Müller gewinnt in Schierstein sein
erstes Rennen im Jungmann-Einer.
Gegen Ende der Rudersaison
entdeckt der erfolgreiche Ruderer, Trainer und Arzt, Dr.
Alfred Buch, sein Herz für den RRK und beteiligt sich gemeinsam
mit Gerhard Müller an der Ausbildung der Ruderer. Aus dem
Jungmannachter stehen ihm noch vier Ruderer, darunter drei
Leichtgewichte, zur Verfügung, die sich auf den Regatten in Mühlheim
und Schierstein im "schweren" Jungmann-Vierer versuchen, jedoch ohne
Siegchancen.
Erfolgreichster Ruderer des Jahres ist Ulrich Banse mit sieben
Regattasiegen. Der Fahrtenpreis geht bei den Männern an Horst
Wucher mit 112 Fahrten, bei den Frauen an Gudrun Traiser
mit 47 Fahrten.
Beim Abrudern gewinnt der Einer-Jungmann Rudolf
Müller zum dritten Mal hintereinander nach 1958 und 1959 die Klubmeisterschaft
im Einer vor Karl Heinz Lotz, seinem Bootskameraden.
Die Herren- und die Seniorenmannschaft nehmen an
Pfingsten an einem hervorragend besetzten Hockeyturnier
anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Nürnberger
Hockey- und Tennisclubs teil. Die RRK-Herren spielen
hervorragend und gewinnen in der Aufstellung Randolf Renker, Rolf Dauber, Josef Schnur, Hans Hermann, Fritz
Schröder, Winfried Cezanne, Hans Teerling, Walter
Leichtweiß, Fritz Staubach, Fritz Schmidt und Philipp Gütlich
ihre Spiele gegen Siemens Erlangen (6:0), Nürnberger HTC (3:2) und
den Deutschen Vizemeister Berliner HC (3:1). Damit erweisen sie sich
als die beste Mannschaft des Turniers. In "HOCKEY, der Wochenzeitung
des deutschen Hockeysports" wird diese Leistung entsprechend
gewürdigt:
Rüsselsheimer RK beste Elf
beim NHTC-Jubiläumsturnier
Beim 50-jährigen
Jubiläumsturnier des Nürnberger HTC zu Pfingsten erwies sich der
Rüsselsheimer RK als die beste Mannschaft. Abgesehen davon, dass
die sympathischen Gäste aus der Opelstadt ihre drei Spiele gegen
Siemens Erlangen 6:0, gegen den Jubilar 3:2 und gegen den
Berliner HC mit 3:1 gewinnen konnte, boten sie die technisch
reifste Leistung. Stocktechnik und Spielaufbau waren ganz
vorzüglich, groß ihr Einsatz und die Temposteigerung trotz der
hochsommerlichen Temperaturen. Die gekonnten Angriffszüge der
jungen Sturmreihe Teerling − Leichtweiß − Staubach − Schmidt −
Gütlich begeisterten auch die alten Hockeykenner. Ein Talent ist
ihr erst 17-jähriger Halblinke Fritz Schmidt, der schon reif für
höhere Aufgaben ist. Auch ML Schröder und RV Dauber stachen noch
besonders aus der Elf heraus. Auch ein kompletter Berliner HC
hätte es nicht leicht gehabt, gegen diese Mannschaft zu siegen.
Sehr schade war, dass das Jubiläumsturnier darunter litt, dass
der deutsche Vizemeister Berliner HC ohne Keller, Aichinger und
End, die in Jena beim Qualifikationsspiel in der deutschen
Nationalmannschaft standen, und ohne Jacobsen II, Greiner und
Schachner, die beim NachwuchsLänderturnier in Frankreich mit
von der Partie waren, in Nürnberg antreten mussten. Die Berliner
spielten gegen den NHTC, bei dem allerdings auch dessen bester
Stürmer Hermann End fehlte − ihn vertrat Peter Fuchs als
Gastspieler vom CaM − 2:2, unterlagen dem HC Heidelberg 0:1 und
Rüsselsheim 1:3, wobei nur die überzeugende Abwehrleistung des
Verteidigers Jacobsen I eine höhere Niederlage verhinderte. Der
Heidelberger HC besiegte auch den NHTC knapp mit 1:0, blieb also
gleichfalls in zwei Spielen ohne Niederlage, obwohl nur
Herbstried, Hannemann, Dieterle, Crusius und Winkler von der
Stammelf mit von der Partie waren. Die NHTC-Mannschaft sah man
schon viel besser spielen als bei ihrem Jubiläumsturnier, vor
allem enttäuschte die Sturmreihe. |
Nicht ganz so
erfolgreich beim NHTC-Jubiläumsturnier sind die RRK-Senioren mit Willi Filtzinger, Dieter
Cezanne, Horst Pöppel, Thomas Blivier, Alfred Rausch, Heinz Ims, Karl
Heuß, Werner Klepper, Hans Ludwig Blöcher, Karl Saar und Hans Richter,
die den Nürnberger HTC mit 5:2 schlagen, aber gegen Siemens Erlangen
mit 1:2 verlieren.
Als Dank für die sportlichen Erfolge des letzten Jahres ermöglicht die
Hockeyabteilung der Knabenmannschaft mit Jugendleiter Fritz Schneider im Juni
1960 eine Westdeutschlandreise nach Bonn, Köln und Mettmann, bei der
die Mannschaft mit Karl-Heinz Nuffer, Dieter Dick, Hans Steinmetz,
Claus Birkicht, Thomas Uebel, Uwe Seibert, Jürgen Saar, Rainer
Seifert, Michael Heuß, Martin Müller, Rainer Michalski und
Klaus-Dieter Michalski ungeschlagen bleibt. Die Punktrunde wird von den
RRK-Knaben mit 21:3 Punkten und 54:5 Toren beendet, so dass
die Hessenmeisterschaft 1960 auf dem Feld dem RRK gehört.
Die Herrenmannschaft wird ungeschlagen Herbstmeister der
Hockey-Oberliga, verliert jedoch in der Rückrunde nach
35 Spielen ohne Niederlage gegen den TSV
Sachsenhausen 0:1 und belegt schließlich am Jahresende vor den letzten
Spielen im Jahr 1961 den 2. Platz. Randolf Renker und Fritz Schmidt
werden in die hessische Juniorenauswahl berufen.
Burgkneipe 1960 in der Rüsselsheimer Festung mit Gerhard Ruppert,
Karl Schömbs, Rudolf Müller, Klaus Köppen und Dietmar Klausen |
Im Gewölbekeller der Rüsselsheimer Festung feiern die RRK-Ruderer nach
der Regattasaison ihre Burgkneipe 1960 |
Die "Burgkneipe"
der Ruderabteilung am 15. Oktober in der Rüsselsheimer Festung (mit
den Gebrüdern Jäger von "Dribdebach" als Trompeter "Schmetter" und "Protzel")
und der "Ball des RRK" am 29. Oktober 1960 in der Stadthalle
sind neben den Faschingsveranstaltungen, dem Silvesterball und den
Tanztees der Ruderjugend die gesellschaftliche Höhepunkte des Jahres
im RRK.
Im Laufe des Jahres 1960 verliert der RRK sein Mitglied Dietrich Kamm
durch den Tod.
Am 31. Dezember 1960 hat der RRK 365 Mitglieder.
|