Die Hauptaufgabe des Vorstandes
besteht darin, das Neubauprojekt fertig
zu stellen. Viel Arbeit, viel Schweiß und manchmal auch
Ärger sind zu überwinden, um dem Ziel, der
sportbegeisterten Jugend ein neues Heim zu geben, näher
zu kommen.
"Mexiko", der Maskenball des
RRK und auch der Lumpenball finden im alten Saal und in
einer der neuen Bootshallen statt.
Die Herrenmannschaft belegt in der Hallenrunde der
Hessenmeisterschaft hinter dem SC Sachsenhausen-Forsthausstraße und dem
TEC Darmstadt nur den 3. Platz, kann beim Hallenturnier des TEC
Darmstadt das Endspiel erreichen, unterliegt jedoch dem Hessenmeister
SC Sachsenhausen-Forsthausstraße am Ende unglücklich mit 3:4. An Pfingsten wird ein
Turnier in München besucht, bei dem sich der RRK als stärkste Elf zeigt.
Fritz Schmidt
hat sich einen Stammplatz in der
deutschen Nationalmannschaft erspielt und gilt als Olympiakandidat.
Bei den Ruderern kümmert sich Fritz Brumme um den Zweier
mit Werner Alt und Dieter Lang, außerdem um den Skuller
Hans Küch; die Jugend trainiert unter Rudolf Müller. Vor Beginn der
Regattasaison schreibt Paul Elschner im "Rudersport" in einer Vorschau
zum Rudern in Süddeutschland über Rüsselsheim:
112 Eliteruderer, 300
Skuller, 7 Große Achter − Rüsselsheim
Der Rüsselsheimer RK 08
(9 Vorjahrssiege) zählt zu denjenigen Vereinen, die wegen eines
Großumbaues ihres Bootshauses den Ruderbetrieb bisher haben
einschränken müssen. Unter Fritz Brumme bereiten sich die
Elite-Ruderer Dieter Lang und Werner Alt, die trotz ihrer starken
Winterbeanspruchung das stattliche Einzelgewicht von 95 kg
aufweisen, für den Zweier vor. Da das vom Trainer gestiftete neue
Rennboot noch nicht zur Verfügung steht und deshalb der Start in
Ostende in Frage gestellt ist, wird der RRK 08 auf der Flörsheimer
Regatta durch Zusammenfassung der beiden Elitekräfte mit den
Ruderern Klaus Köppen (83) und Hans Küch (97), die als Elite II
genannt werden, im Vierer herauskommen. Brumme legt aber das
Hauptgewicht auf die Entwicklung des Zweier-Paares, das er im
Winter auch in technischer Hinsicht verbessert hat. Rudolf Müller
verwendet sich für die Ausbildung der Junioren. Ein Vierer des
Jahrgangs 1951/52 und ein Doppelzweier sind geplant.
Möglicherweise werden sich bei der Teileröffnung des Bootshauses
mit Bootstaufe und Trainingsverpflichtung im Mai einige Senioren
aus dem vorjährigen Achter für die Aufnahme des Sommertrainings
bereit finden. |
Am
21. Mai 1967 werden anlässlich der Inbetriebnahme der neuen
Bootshallen sowie der Umkleide- und Duschräume zwei neue
Rennboote getauft. Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg tauft einen Zweier mit Stm.
auf den Namen "Rüsselsheim"
und Friedrich Traiser einen Zweier ohne Stm.
auf den Namen "Effbe". Für die "Main-Spitze"
berichtet Winfried Britscho von diesem denkwürdigen Tag des RRK:
Erster Freudentag in
einem wichtigen Jahr des RRK
Ein Werk, das die
Jugend verpflichtet und anspornt
Rüsselsheimer
Ruder-Klub übergab die neuen Bootshallen – Bürgermeister Dr.
Storsberg und Friedrich Traiser tauften zwei Boote – HRV-Präsident
spendet hohes Lob – Bootshaus bald vollendet
Eintrittskarte zum
RRK-Maskenball 1967, entworfen von Dieter Eberle |
Wo die weitaus meisten
Sportvereine, von den Auswirkungen der Wirtschaftsflaute
überrascht, manövrierunfähig im Stillstand verharren müssen,
werden die Verantwortlichen des Rüsselsheimer Ruder-Klubs nun für
ihren unternehmerischen Wagemut belohnt, mit dem sie vor gut einem
Jahr die letzten Aufwinde der Konjunktur genutzt hatten. Der erste
Freudentag zu dem Petrus gestern Vormittag reichlich
Maiensonnenschein spendete, war der Übergabe der neuen Bootshallen
mit Umkleideräumen und sanitären Anlagen vorbehalten, das zweite
Fest, die Weihe des netten schmucken Bootshauses soll im September
folgen. Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, der zusammen mit
Ehrenmitglied Friedrich Traiser werftneue Boote taufte und damit
symbolhaft zum Start der Rennsaison überleitete, sparte genau wie
Waldemar Löser, der Vorsitzende des Hessischen Ruder-Verbandes
nicht mit anerkennenden Worten für die Energie eines Vorstandes,
der zielbewusst den ersten Schritt tat, ehe Land, Kreis, Stadt und
generöse Mäzene weitere Bausteine für ein Werk lieferten, das die
Sonderstellung des RRK im Rüsselsheimer Sportleben weiter festigt.
Vorsitzender Günter Schmitt bekräftigte, die Schwere der schon
fast bewältigten Aufgabe vor Augen, den Wunsch, dass die Jugend
mit Hingabe zum gemeinschaftlichen Rudersport die Arbeit der
Initiatoren auf ihre Weise belohnen werde. Der hessische
Ruderpräsident unterstrich dabei indirekt noch einmal die
Hoffnungen, die Hessen auf das Zweier-mit-Gespann Lang/Alt setzt,
das den neuen, vom Bürgermeister auf den Namen "Rüsselsheim"
getauften Renner anschließend gleich in den Fluten des Mains
testete.
Im Karree der Festgemeinde, die
sich vor den Toren der neuen geräumigen Bootshallen versammelt
hatte, begegneten sich die Generationen des RRK: auf der einen
Seite die verdienten Ehrenmitglieder mit dem greisen, aber immer
noch geistig frischen Senior Friedebert Armbruster in der Mitte,
gegenüber die Mannschaft der Aktiven, die Ruderblätter neben den
schnittigen "Neuerwerbungen" aufgepflanzt.
Ein Treffpunkt der Jugend
Vorsitzender Günter Schmitt
hieß neben Bürgermeister Dr. Storsberg besonders die Stadträte
Dr. Heinrich Brandstätter und Philipp Kleefeld sowie Mitglieder
des Stadtparlaments willkommen. Dem Präsidenten des HRV, Waldemar
Löser,
entbot er einen besonderen Gruß. Es sei eine Tradition für sich,
jedes Ruderjahr
offiziell mit einer Bootsauffahrt zu beginnen. Dank des
Entgegenkommens von Land (Rotweißer Plan), Kreis und insbesondere
der Stadt könne in diesem Jahr mit Genugtuung auf das Werk des
Bootshauses geblickt werden, das bereits im vorangeschrittenen
Stadium des Rohhaus sei. Mit
den zwei neuen, schon fertigen Bootshallen einschließlich der
Umkleideräume für Damen und Herren und einem
Konditionstrainingsraum sowie den sanitären Räumen werde endlich
die nach dem Krieg erbaute, längst veraltete Bootshalle
der Vergangenheit überantwortet. "Ich habe den Wunsch, dass
diese neuen Hallen zu einem
Treffpunkt der den Idealen des Rudersports verpflichteten Jugend
werden wird, die für die Flagge des RRK und der Stadt Rüsselsheim
stolze Siege erkämpft und echte Sportkameradschaft pflegt",
unterstrich Günter Schmitt. Er
wies darauf hin, dass der deutsche Rudersport dank der
internationalen Erfolge in den letzten Jahren aus einer gewissen
Verkapselung erlöst worden sei. Bewusst führe man heute auch
Jugendliche unter 15 Jahren schon an den Rudersport heran, der
eine ausgewogene und harmonische geistige und körperliche
Erziehung der jungen Menschen gewährleistete. Schmitt appellierte
an die Jugend angesichts der Gefahren zunehmender Bewegungsarmut
in den Lebensgewohnheiten, den Wert des Rudersports zu erkennen,
der eine gemeinschaftsprägende Kraft sei, getragen von sportlicher
Fairness, die in der olympischen Idee gipfele. Er gebe den
Sportlern auch die Gelegenheit, die Schönheit der Heimat vom
Wasser aus zu erleben.
Bootstaufe beim RRK:
Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg gibt in traditioneller
Art einem der beiden neuen Rennzweier, einem Zweier-mit, den
Namen "Rüsselsheim" |
Dank an Fritz Brumme
Viel hänge, so fuhr
Schmitt fort, an einem geeigneten Rudergerät und leitete mit
diesen Worten zum Taufakt
über. Bürgermuster Dr. Storsberg taufte den Zweier-mit – ein
kräftiger Strahl kam aus der Sektflasche – und überbrachte im
Auftrag des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung die
Grüße und Glückwünsche. Das Stadtoberhaupt würdigte die Leistungen des Vereins
und leistete mit einem Scheck einen weiteren Beitrag für die Entfaltung des RRK.
Ehrenmitglied Friedrich Traiser, einer der maßgeblichen
Schrittmacher des Bootshaus-Projekts, taufte den Zweier-ohne auf
den Namen "Effbe", das Werk des "Rudervaters'` Fritz Brumme,
der dieses Boot ersonnen und mit vorbildlichen
technischen Möglichkeiten ausgestattet habe. Damit werde ein
Mann geehrt, der sich seit vielen Jahren mit ganzem Herzen dem
Rudersport verschrieben habe. Traiser
beschrieb die innere Beziehung, die Ruderförderer wie Fritz Brumme
oder der auf der Werft arbeitende Gerhard Ruppert zu ihrem Werk
besäßen.
Ungebrochener Sportgeist
Waldemar Löser, der Präsident des HRV,
drückte sein freudiges Erstaunen über die Initiative der
hessischen Rudervereine aus, die offenbar mit Zähigkeit und
Energie die finanziellen Schwierigkeiten überwänden. Es sei die
sechste Einweihung eines Teilstücks oder eines vollendeten Hauses,
die er in diesem Jahr miterleben dürfe. Diese Zeichen der
Hoffnung, die von einem ungebrochenen sportlichen Opfergeist
zeugten, berechtigten zu einer optimistischen Zukunftsschau. Auf
die Rüsselsheimer Ruderer setzte man in dieser Saison große
Hoffnungen, weil Hessen derzeit arm an Eliteruderern sei. Auch
Löser stellte einen Geldbetrag in Aussicht.
Während die Rüsselsheimer Ruderer auf das
vertraute Kommando ihres Vorsitzenden Günter Schmitt hin bald auf
dem Main ihre Bahnen zogen, auf dem Lang/Alt jeden Wochentag ein-
und sonntags zweimal ihr ungemein kräftezehrendes Training
absolvieren ("die Bedingungen sind im Vergleich zum Altrhein
besser als erwartet"), besichtigte Bürgermeister Dr. Storsberg die
neuen Räume der Bootshallen, in denen teilweise auch
Selbsthilfearbeiten verrichtet wurden. Ein Raum für Hanteltraining
und andere kraftspendende Übungen, die heute für den
Spitzenruderer notwendig sind, erregte die besondere
Aufmerksamkeit. Der Bürgermeister warf auch einen Blick in den
Rohbau des neuen Bootshauses, in dem die geschmackvoll getäfelte
Kegelbahn bereits fertiggestellt ist und nun Schritt für Schritt
die anderen Räume vollendet werden, eine Aufgabe, über die
Finanzhüter wie Hans Eisen naturgemäß noch mit aller gebotenen
Vorsicht sprechen.
Doch im Unterton schwingt bereits die
Gewissheit mit, dass einer der traditionsreichsten Rüsselsheimer
Sportvereine Ende dieses Jahres eine neue "Heimat" einweihen darf,
in der sich Leistungsstreben und ein unerlässliches
Gemeinschaftsgefühl gleichermaßen entfalten und in kommenden
Jahrzehnten die Jugend verpflichten und anspornen werden. |
Werner Alt und Dieter Lang gelten
als Olympiakandidaten im Zweier und erhalten den
Olympiapass.
Doch die Regattasaison hält nicht, was man sich
versprochen hat. Der Zweier muss während der Saison
krankheitsbedingt einige Zeit pausieren und versucht anschließend, seine Form
wieder zu finden. Der "Bierachter", ein Achter aus ehemaligen
Trainingsruderern,
startet in Mainz mit Alt/Lang an Bord im Eliteachter, gewinnt und wird in der
Presse als "hoffnungsvolles Nachwuchsboot" des RRK gepriesen.
Und auch im Zweier-mit starten Alt/Lang in Mainz und gewinnen dieses
Rennen.
Zum 54. Deutschen Meisterschaftsrudern am
ersten August-Wochenende auf der Wedau-Regattabahn in Duisburg meldet
Trainer Fritz Brumme Hans Küch im Einer und Alt/Lang im Zweier-mit.
Während Hans Küch sich in Vor- und Zwischenlauf nicht für das Finale
qualifizieren kann, rudern sich Werner Alt, Dieter Lang und Stm. Felix
Lindner durch einen 2. Platz im Zwischenlauf in das Finale, können
hinter Neptun Konstanz, Amicitia Mannheim, Hassia Hanau und dem Kölner
CfW sowie vor der Rgm. Crefeld/Homberg jedoch nur den 5. Platz belegen.
Das ist endgültig das Ende der Olympiahoffnungen.
Auf den Herbstregatten in
Mühlheim, Frankfurt und Schiersten startet Hans Küch noch mit
verschiedenen Partnern in Rgm.-Booten und kann zwei Rennen der
Eliteklasse im Zweier-ohne gewinnen.
Beim Abrudern am 7. Oktober 1967 nehmen
erstmals Ruderkameraden des Ruderklubs am Baldeneysee (RaB)
aus Essen teil. Die Klubmeisterschaft im Einer sichert sich Hans
Küch vor Wilfried Hoffmann.
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Dieter Lang
und Werner Alt mit Stm. Felix Lindner (hinten) siegen auf
der Mainzer Regatta am 16. Juli 1967 im Elite-Zweier-mit
gegen den Zweier des Hanauer RC Hassia mit Rolf Hartung
und Bernhard Hiesinger (vorn) |
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Der
RRK siegt mit seinem "Bierachter" in Mainz im Elite-Achter (vom
Bug: Rudi Reitz, Hans Küch,
Roland von zur Mühlen,
Wolfgang Vorfalt,
Werner Alt, Dieter
Lang, Klaus Köppen, Wilfried Hoffmann, Stm. Karl-Heinz
Wagner) |
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Am 4. November 1967 ist es dann soweit. Der RRK kann sein
neues Bootshaus einweihen. In Anwesenheit zahlreicher
Ehrengäste und Mitglieder wird das Haus im Rahmen einer akademischen
Feier am Vormittag seiner Bestimmung übergeben, wobei
Vorsitzender Günter Schmitt bei seiner Begrüßung die Hoffnung ausspricht, dass
der gelungene Bau der Jugend neue Impulse verleihen und sie darin bestärken
werde, sich allen verderblichen Bestrebungen im Sportleben zu widersetzen und an
den hohen Idealen festzuhalten, die gerade im Rudern und Hockey noch groß
geschrieben würden. "Die Jugend und ihr Eifer sind unsere Hoffnung."
Architekt Beckenhaub berichtet vor der Schlüsselübergabe über das naturgemäß
nicht immer leichte Bestreben aller Beteiligten, dem Bau die schönste und
zweckmäßigste Gestalt zu geben. "Dieses Haus soll nicht nur eine Stätte des
Sports, sondern auch ein Haus des gesellschaftlichen Lebens sein."
Der Rüsselsheimer
Ruder-Klub 08 ...
|
Gastgeschenk der
Essener Ruderer an die RRK-Ruderkameraden zum Abrudern 1967 |
Schatzmeister Hans Eisen zeichnet in originellen, oftmals von leichter
Selbstironie gefärbten Worten ein Bild von der Geschichte des Klubs, das nie zum
trockenen Protokoll wird, sondern sich an den wesentlichen Triebkräften im
Wandel der Zeiten orientiert. Immer wieder von Beifall unterbrochen, erinnert
Eisen an die Bemühungen der Gründer, die oft in krassem Gegensatz zu ihren
Möglichkeiten gestanden hätten. In einem alten Band der "Main-Spitze" hatte sich
der Schatzmeister Vergleichszahlen geholt, die mehr als tausend Worte beweisen,
welches Maß an Opferbereitschaft die Mitglieder der ersten Stunde geleitet habe.
Sie hätten die Gegenleistung von sieben Pfund Fisch oder drei Stunden Arbeit als
Mitgliedsbeitrag oder Anteilschein für die erste Halle dem Verein zur Verfügung
gestellt, während die gleichen Leistungen für den Verein heute durch den Wert
von zwei Pfund Fischen oder einer Arbeitsstunde kompensiert würden. Eisen nennt
das erste, notdürftig untergebrachte Boot eine Arche Noah, vier Zentner schwer
und von den ersten Aktiven in Wikingermanier auf das Wasser des Mains gebracht.
Der Festredner versteht es vortrefflich, die einzelnen Phasen der RRK-Geschichte,
beginnend vom Bau der ersten Halle und des ersten Bootshauses am heutigen Platz
in eine Beziehung zum Wesen der jeweiligen Epoche zu bringen und meint, vom
Schmunzeln der Zuhörer begleitet, beim Hinweis auf die Tatsache, dass damals nur
19 Prozent der Bausumme aus Eigenkapital aufgebracht worden seien: "Da brauche
ich heute im Blick auf unser Projekt wahrlich kein schlechtes Gewissen zu
haben." Auch Albert Meeser und seine manchmal sehr nachdrückliche Art, wie er
damals für die Belange des Klubs um Geld geworben habe, stünden in keinem
Vergleich zu der Verhaltensweise in unseren Tagen.
Wenn man bedenke, dass in den 20er Jahren 33 Prozent aller Mitglieder Aktive
gewesen seien, werde einem die gesunde Struktur des Vereins deutlich. Mit
besonderer Sorgfalt widmet sich Eisen den Jahren nach dem Krieg: "Die Zeit, als
wir im 'Löwen' unser Domizil aufgeschlagen hatten, ist für mich auch heute noch
die schönste Zeit geblieben. Wer damals fünf Minuten zu spät zu einer Sitzung
kam, musste sich einen Stuhl aus der Gaststätte mitbringen, wenn er noch einen
Platz haben wollte." In diese Zeit falle auch die große Erfolgsserie der Ruderer
und Hockeyspieler. Damals habe man gespürt, wie sehr die Mitglieder ihr Wirken
im Verein als Ausgleich und Äquivalent für die Mühsal des Alltags aufgefasst
hätten. Eingehend befasst sich Eisen in seinem trotz freier Rede geschliffenen,
von Spontaneität erfüllten Vortrag mit der Vorgeschichte zu dem Neubau. Er
begründet, warum sich die Verantwortlichen zu einem so großen Einschnitt in die
Entwicklung hätten entschließen müssen. Es habe ihm und seinen Freunden viel
daran gelegen, dass der RRK mit diesem von den Linien der neuen Ausdrucksform
bestimmten Bau ein Bekenntnis zur Zukunft ablege, ohne das Alte dabei zu
vergessen, das sich in dem seitherigen Bau im Anschluss an das neue Haus
sinnfällig bewahrt sehe.
"Wir haben dieses Haus in das Jahr 1967 mit all seinen Problemen
hineingestellt." Eisen warnt aber davor, die Jugend heute noch mit all den
unvergesslichen idealistischen Taten der Alten ansprechen zu wollen. "Wir müssen
mit ihrer Sprache vor sie hintreten." Der Schatzmeister untersucht die Gründe,
die zu der Gefährdung der Werte im Sport geführt hätten und erinnert an das Wort
Robert Kennedys, nach dem der dritte Weltkrieg schon begonnen habe, vorerst aber
noch auf den Sportfeldern ausgetragen werde. Der Sport sei in einer Abwandlung
des Satzes von Clausewitz im Begriff, die Politik mit anderen Mitteln
fortzusetzen. Wenn man den Deutschen 1936 vorgeworfen habe, die Olympiade für
die Zurschaustellung ihres Staates missbraucht zu haben, so könne man dies
ebensogut auch auf den Staatsamateurismus der Ostblockländer anwenden. Beispiele
wie die Verschiebung im Leistungsvermögen der Ruderer und anderer Sportler
bewiesen, wie tief der Gegensatz zur Einstellung des Sportes zwischen Ost und
West sei. Wenn Avery Brundage, Präsident des IOC, dies alles nicht zugeben
wolle, verschließe er sich entweder vor den Tatsachen oder nehme zu einer
frommen Lüge Zuflucht. Der Osten sei dabei, den Sport für das Prestige des
Staates zu benutzen, während im Westen die Gesellschaftsordnung anders über
seinen Wert denke. Männer wie Rudertrainer Adam und Hockeytrainer Budinger
hätten durch ihr System vermocht, den besseren Bedingungen im anderen Teil der
Sportwelt entgegenzuwirken mit zum Teil erstaunlichen Erfolgen.
"Wir stehen heute am Scheideweg des Sports, aber ich habe die Hoffnung,
dass die
Jugend – besonders im Hockey- und Rudersport – nicht alles dem eigenen
Karrierestreben und der Gewinnsucht unterordnet, sondern auch an andere Dinge
denkt, die es in der Welt des Sports immer gegeben hat und geben muss."
Eisens Dankesworte gelten, stellvertretend für alle anderen Mitglieder,
Friedrich Traiser, der im Laufe der Jahrzehnte Erstaunliches geleistet habe; sie
gelten dem anwesenden Landrat Alfred Schmidt, Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, dem
Ersten Stadtrat August Schilling, aber besonders dem hessischen Innenminister
Schneider, der seinen baldigen Besuch zugesagt habe. "Wenn dieses Haus zu einer
Art Leuchtturm in einer von vielen Gefahren bedrohten Zeit im Rahmen unseres
Sports und Vereins wird, hat es einen guten Dienst zu erfüllen."
Seite
aus dem "Goldenen Buch" des RRK (gestiftet von den Damen des RVR 1928)
zur Einweihung des Bootshaus-Neubaus am 4. November 1967
|
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RRK-Vorsitzender Günter Schmitt und Rüsselsheims Bürgermeister Dr.
Karl-Heinz Storsberg
bei der Einweihung des neuen RRK-Bootshauses am 4. November 1967 |
Am Abend findet im neuen Saal ein
festlicher Ball statt, in dessen Verlauf Vorsitzender Günter
Schmitt den Klubkameraden Albert Meeser und Friedrich Traiser die goldene Ehrennadel des Deutschen
Ruderverbandes überreichen kann. Für 40-jährige Mitgliedschaft werden
Friedebert Armbruster, Hugo Armbruster, Fritz Brumme, Karl
Saar, Karl Heuß, Dr. Georg von Opel, Karl Pöppel,
Karl Schleidt, Theodor Schmitt, Marcel Schopfer und Maria
Helfrich ausgezeichnet. Dr. Alfred Buch, Dr. Walter Gentzsch,
Friedebert Grass, Lucie Moser, Rolf Sittmann und
Charlotte Wippich erhalten die Ehrennadel in Silber für 25-jähige
Mitgliedschaft im RRK. Für Stimmung und
Unterhaltung sorgen das Horst-Schwindt-Sextett, das Gritt-Scheller-Ballett
und die Sängerin Terry Lamo. Paul Elschner schreibt im "Rudersport" über
die Einweihung des neuen RRK-Bootshauses:
Das neue Klubhaus des RRK
am Tag der Einweihung |
Rüsselsheimer RK 08 weihte
Bootshaus ein
In der ruhmreichen Geschichte des
Rüsselsheimer RK 08 (neun Deutsche Meisterschaften, zwei
Jugend-Meisterschaften und zwei Jugendbestentitel) bildete die
Einweihungsfeier des neuen großen Bootshauses fraglos einen
Meilenstein. Was in eineinhalbjähriger Bauzeit des
Bauausschusses mit Günter Schmitt, Friedrich Traiser und Hans
Eisen an der Spitze auf einer Gesamtfläche von 903 qm an festen
Bauten entstanden ist, löste bei der zweigeteilten
Einweihungsfeier (vormittags der offizielle Festakt und abends
Eröffnungsball mit einer groß angelegten Jubilar-Ehrung) größte
Bewunderung aus. Der Erbauer des repräsentativen Ruderheimes,
Architekt Willy Beckenhaub, hat Einrichtungen geschaffen, die es
ermöglichen, durch Trennwände im großen Gesellschaftssaal und
durch die anderen Räume, einschließlich einer Doppel-Kegelbahn,
fünf Veranstaltungen oder Tagungen zum gleichen Zeitpunkt
durchzuführen .
Die Hauptboots-Lagerhalle erstreckt sich über 470 qm unter dem
Gesellschaftssaal mit zwei Ausgängen zum Main, und in ihr lagern
z. Z. 24 vereinseigene Rennboote und Gigs sowie ein
Motortrainierboot.
Bevor die Schlüsselübergabe
durch den Architekten an den Klubvorsitzenden Günter Schmitt
erfolgte, entbot dieser den Ehrengästen den Willkommensgruß. Es
waren dies unter anderem der Bürgermeister der jetzt 52.000
Einwohner zählenden Stadt, Dr. Karl-Heinz Storsberg,
Bundestagsabgeordneter Otto Zink, Landrat Alfred Schmitt,
Stadtverordnetenvorsteher
Werner
Bechtel, Erster Stadtrat
August Schilling, ferner Fritz Pfaffe vom Verbandsausschuss des
DRV, Hans Gase, stv. Vorsitzender des HRV, F. W. Kusel,
Vorsitzender des Mittelrheinischen Regattaverbandes, und
Heinrich Dreisbach, der Vorsitzende des Flörsheimer RV 08, mit
dem der RRK 08 einige Jahre mit großem Erfolg in der
Rudergemeinschaft Flörsheim-RüsseIsheim vereinigt war. Als
prominente Rüsselsheimer Ruderer waren die Ehrenmitglieder Dr.
Georg von Opel und Fritz Brumme sowie als Ältester Friedebert
Armbruster anwesend, der in Kürze sein 89. Lebensjahr vollendet.
Verleihung der DRV-Verdienstnadel in Gold durch den
RRK-Vorsitzenden Josef Saar an Albert Meeser und Friedrich
Traiser, links RRK-Kassierer Günter Schmitt |
Den Reigen der
Gratulanten eröffnete der neu im Amt befindliche Bürgermeister
Dr. Storsberg, der hervorhob, dass den Sportvereinen der Stadt
Rüsselsheim, und insbesondere dem Rudern und Hockey betreibenden
RRK08, in der Öffentlichkeit größtes Interesse entgegengebracht
werden müsse. Neben einem Geldgeschenk überreichte er ein in
Holz angefertigtes Traditions-Stadtwappen, Fritz Pfaffe
überbrachte die Grüße des DRV-Präsidenten Dr. Claus Heß und
versicherte, dass der Verband der Vereinsarbeit dieselbe
Bedeutung beimessen werde wie dem ausgesprochenen
Leistungssport. Die Ausführungen von Hans Gase, der im Auftrag
des HRV einen Scheck übergab, fanden reichen Beifall, sagte er
doch, dass im Vergleich zu manchem Ruderpalast im Ausland der
Repräsentativbau des RRK 08 durch viel Wärme und Gemütlichkeit
ausgezeichnet sei. Nach Hans Gase sprachen von den Ruderern die
Vorsitzenden des Mittelrheinischen Regattaverbandes, des
befreundeten Flörsheimer RV 08 und des RC Neptun Darmstadt und
weitere Redner.
Im Mittelpunkt des
Gesellschafts-Abends, der durch den Vorsitzenden Günter Schmitt
im bis auf den letzten Platz besetzten Großen Saal eröffnet
wurde, stand die Ehrung und Auszeichnung von langjährigen und
besonders verdienten Jubilaren. Für 50-jährige Zugehörigkeit zum
Klub erhielt der frühere Rennruderer Albert Meeser, der schon
die Goldnadel des Klubs besitzt, eine Urkunde und vom DRV die
ihm verliehene Gold-Ehrennadel. Auf besonderen Wunsch von Dr.
Claus Heß wurde auch Friedrich Traiser, der sich erst im Februar
1969 fünf Jahrzehnte zum RRK bekennt, infolge seiner großen
Verdienste mit der Goldnadel des DRV ausgezeichnet.
Der Klubvorsitzende
überreichte zehn Jubilaren für 40-jährige Mitgliedschaft die
hierfür ausgesetzte Flaggennadel im Goldkranz, u. a. an Dr. Georg
von Opel, den siebenfachen Deutschen Meister in drei
Bootsgattungen, Fritz Brumme, der sich besonders als
erfolgreicher Amateurtrainer hervortat, und an Karl Saar. Sechs
Silbernadeln für 25-jährige Mitgliedschaft wurden vergeben u. a.
an Dr. Alfred Buch und an Rolf Sittmann. |
Im Herbst stehen die RRK-Hockeyherren, deren Kader aus
Peter Kraus, Hans Hermann, Bodo Schäfer, Frieder Fleck, Manfred Liebig,
Helmut Köhler, Walter Leichtweiß, Michael Heuß, Wolfram Jirzik, Rainer
Seifert, Thomas Blivier, Fritz Schmidt und Martin Müller besteht,
in der Herren-Oberliga nach einem 3:0-Sieg über "Sachsenhausen"
und einem Unentschieden beim SC Frankfurt 1880 auf dem 1. Tabellenplatz.
Zum letzten Spiel vor der Hallenpause beim "SC 80" berichtet "HOCKEY,
die Wochenzeitung des deutschen Hockeysports" am 15. November 1967:
Kraus nahm SC 1880 den
Sieg
Glanzparaden seines
Torwarts verdankt Rüsselsheimer RK das Remis
Das nachgeholte
Spitzenspiel zwischen Tabellenführer Rüsselsheimer RK und seinem
Verfolger SC 1880 war der Höhepunkt der Herbstrunde. Man erlebte,
dass auch ein Kampf um einen heiß begehrten Punkt schön sein kann,
wenn hinter allem Einsatz das Gefühl für Kameradschaft steht und
die Schiedsrichter (Voland und Köhler, SKG) sinnvoll entscheiden.
Dreihundert Zuschauer zitterten 70 Minuten lang. Die 80er-Freunde
zitterten in Erwartung des Tores, das nach glanzvollen
Einleitungen der Verbinder (besonders Peter Niedner brillierte)
und den tiefen Einbrüchen, mit denen Baumgart, Kittstein, Herbert
Wimmers und Wichert die gut gestaffelte Rüsselsheimer Deckung
verwundeten, doch kommen musste.
Die Rüsselsheimer
Anhängerschaft hoffte, dass ihrer drei Spieler umfassenden
Angriffsspitze ein Zufall zu Hilfe kommen möge (der
konditionsstarke Nationalspieler Fritz Schmidt übernahm neben
Abwehraufgaben auch Vorstöße zum Sturm, konnte aber an Peter
Niedner selten vorbeikommen) und zitterte, ob der Sperr-Riegel den
zunehmenden Druck von 1880 aushalten könnte. Er hielt ihn aus.
Zwei dreigliedrige Sperrketten verband ein Sicherheitsschloss, das
die 80er Stürmer auch dann nicht aufschließen konnten, wenn sie
sozusagen schon den Schlüssel im Schloss hatten. Torwart Kraus,
eiskalt im tollsten Wirbel, rettete aus kritischsten Situationen
und wehrte auch Strafecken, die 1880 reichlicher erhielt als
Rüsselsheim, mit Glanzparaden ab. Noch zwei Minuten vor Schluss
musste er eine halbhoch kommende "Strafeckenbombe" bravourös mit
dem Stock in der Luft um den Pfosten lenken.
Szene aus dem Spiel
der Oberliga Hessen am 4. September 1967: Gegner,
Fritz Schmidt,
Walter Leichtweiß, Manfred Liebig |
Im Spiel der
Oberliga Hessen am 27. Oktober 1967 zwischen dem RRK und dem
Limburger HC
schießt Rainer Seifert hier ein Tor (im Hintergrund
Fritz Schmidt) |
Nach sechs Kämpfen ist
der Rüsselsheimer RK immer noch ohne ein Gegentor. Das verdankt er
seinem konsequent angewandten Deckungssystem. Die Schattenseite:
Dreimal wurde nur knapp 1:0 gewonnen, zweimal 0:0 gespielt. Beim
einzigen klaren 3:0-Sieg (gegen Sachsenhausen) sprachen besondere
Umstände mit. Der Rüsselsheimer RK führt weiter mit 10:2 Punkten
vor Frankfurt 1880 (8:2). Der Kampf um den Titel ist aber noch
offen, weil beide die gleiche rote Punktzahl haben und Frankfurt
1880 ein Spiel weniger hat. |
Bei der Sportlerehrung der Stadt Rüsselsheim wird Friedrich Traiser
mit dem Ehrenbrief seiner Heimatstadt ausgezeichnet.
Die Mitgliederzahl am Ende des Jahres liegt bei 347.
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