Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Geschichte des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08 (RRK)
von 1942 bis heute

1967

Die Hauptaufgabe des Vorstandes besteht darin, das Neubauprojekt fertig zu stellen. Viel Arbeit, viel Schweiß und manchmal auch Ärger sind zu überwinden, um dem Ziel, der sportbegeisterten Jugend ein neues Heim zu geben, näher zu kommen.

"Mexiko", der Maskenball des RRK und auch der Lumpenball finden im alten Saal und in einer der neuen Bootshallen statt.

Die Herrenmannschaft belegt in der Hallenrunde der Hessenmeisterschaft hinter dem SC Sachsenhausen-Forsthausstraße und dem TEC Darmstadt nur den 3. Platz, kann beim Hallenturnier des TEC Darmstadt das Endspiel erreichen, unterliegt jedoch dem Hessenmeister SC Sachsenhausen-Forsthausstraße am Ende unglücklich mit 3:4. An Pfingsten wird ein Turnier in München besucht, bei dem sich der RRK als stärkste Elf zeigt. Fritz Schmidt hat sich einen Stammplatz in der deutschen Nationalmannschaft erspielt und gilt als Olympiakandidat.

Bei den Ruderern kümmert sich Fritz Brumme um den Zweier mit Werner Alt und Dieter Lang, außerdem um den Skuller Hans Küch; die Jugend trainiert unter Rudolf Müller. Vor Beginn der Regattasaison schreibt Paul Elschner im "Rudersport" in einer Vorschau zum Rudern in Süddeutschland über Rüsselsheim:

112 Eliteruderer, 300 Skuller, 7 Große Achter − Rüsselsheim

Der Rüsselsheimer RK 08 (9 Vorjahrssiege) zählt zu denjenigen Vereinen, die wegen eines Großumbaues ihres Bootshauses den Ruderbetrieb bisher haben einschränken müssen. Unter Fritz Brumme bereiten sich die Elite-Ruderer Dieter Lang und Werner Alt, die trotz ihrer starken Winterbeanspruchung das stattliche Einzelgewicht von 95 kg aufweisen, für den Zweier vor. Da das vom Trainer gestiftete neue Rennboot noch nicht zur Verfügung steht und deshalb der Start in Ostende in Frage gestellt ist, wird der RRK 08 auf der Flörsheimer Regatta durch Zusammenfassung der beiden Elitekräfte mit den Ruderern Klaus Köppen (83) und Hans Küch (97), die als Elite II genannt werden, im Vierer herauskommen. Brumme legt aber das Hauptgewicht auf die Entwicklung des Zweier-Paares, das er im Winter auch in technischer Hinsicht verbessert hat. Rudolf Müller verwendet sich für die Ausbildung der Junioren. Ein Vierer des Jahrgangs 1951/52 und ein Doppelzweier sind geplant. Möglicherweise werden sich bei der Teileröffnung des Bootshauses mit Bootstaufe und Trainingsverpflichtung im Mai einige Senioren aus dem vorjährigen Achter für die Aufnahme des Sommertrainings bereit finden.

Am 21. Mai 1967 werden anlässlich der Inbetriebnahme der neuen Bootshallen sowie der Umkleide- und Duschräume zwei neue Rennboote getauft. Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg tauft einen Zweier mit Stm. auf den Namen "Rüsselsheim" und Friedrich Traiser einen Zweier ohne Stm. auf den Namen "Effbe". Für die "Main-Spitze" berichtet Winfried Britscho von diesem denkwürdigen Tag des RRK:

Erster Freudentag in einem wichtigen Jahr des RRK

Ein Werk, das die Jugend verpflichtet und anspornt

Rüsselsheimer Ruder-Klub übergab die neuen Bootshallen – Bürgermeister Dr. Storsberg und Friedrich Traiser tauften zwei Boote – HRV-Präsident spendet hohes Lob – Bootshaus bald vollendet

Eintrittskarte zum RRK-Maskenball 1967, entworfen von Dieter Eberle

Wo die weitaus meisten Sportvereine, von den Auswirkungen der Wirtschaftsflaute überrascht, manövrierunfähig im Stillstand verharren müssen, werden die Verantwortlichen des Rüsselsheimer Ruder-Klubs nun für ihren unternehmerischen Wagemut belohnt, mit dem sie vor gut einem Jahr die letzten Aufwinde der Konjunktur genutzt hatten. Der erste Freudentag zu dem Petrus gestern Vormittag reichlich Maiensonnenschein spendete, war der Übergabe der neuen Bootshallen mit Umkleideräumen und sanitären Anlagen vorbehalten, das zweite Fest, die Weihe des netten schmucken Bootshauses soll im September folgen. Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, der zusammen mit Ehrenmitglied Friedrich Traiser werftneue Boote taufte und damit symbolhaft zum Start der Rennsaison überleitete, sparte genau wie Waldemar Löser, der Vorsitzende des Hessischen Ruder-Verbandes nicht mit anerkennenden Worten für die Energie eines Vorstandes, der zielbewusst den ersten Schritt tat, ehe Land, Kreis, Stadt und generöse Mäzene weitere Bausteine für ein Werk lieferten, das die Sonderstellung des RRK im Rüsselsheimer Sportleben weiter festigt. Vorsitzender Günter Schmitt bekräftigte, die Schwere der schon fast bewältigten Aufgabe vor Augen, den Wunsch, dass die Jugend mit Hingabe zum gemeinschaftlichen Rudersport die Arbeit der Initiatoren auf ihre Weise belohnen werde. Der hessische Ruderpräsident unterstrich dabei indirekt noch einmal die Hoffnungen, die Hessen auf das Zweier-mit-Gespann Lang/Alt setzt, das den neuen, vom Bürgermeister auf den Namen "Rüsselsheim" getauften Renner anschließend gleich in den Fluten des Mains testete.

Im Karree der Festgemeinde, die sich vor den Toren der neuen geräumigen Bootshallen versammelt hatte, begegneten sich die Generationen des RRK: auf der einen Seite die verdienten Ehrenmitglieder mit dem greisen, aber immer noch geistig frischen Senior Friedebert Armbruster in der Mitte, gegenüber die Mannschaft der Aktiven, die Ruderblätter neben den schnittigen "Neuerwerbungen" aufgepflanzt.

Ein Treffpunkt der Jugend

Vorsitzender Günter Schmitt hieß neben Bürgermeister Dr. Storsberg besonders die Stadträte Dr. Heinrich Brandstätter und Philipp Kleefeld sowie Mitglieder des Stadtparlaments willkommen. Dem Präsidenten des HRV, Waldemar Löser, entbot er einen besonderen Gruß. Es sei eine Tradition für sich, jedes Ruderjahr offiziell mit einer Bootsauffahrt zu beginnen. Dank des Entgegenkommens von Land (Rotweißer Plan), Kreis und insbesondere der Stadt könne in diesem Jahr mit Genugtuung auf das Werk des Bootshauses geblickt werden, das bereits im vorangeschrittenen Stadium des Rohhaus sei. Mit den zwei neuen, schon fertigen Bootshallen einschließlich der Umkleideräume für Damen und Herren und einem Konditionstrainingsraum sowie den sanitären Räumen werde endlich die nach dem Krieg erbaute, längst veraltete Bootshalle der Vergangenheit überantwortet. "Ich habe den Wunsch, dass diese neuen Hallen zu einem Treffpunkt der den Idealen des Rudersports verpflichteten Jugend werden wird, die für die Flagge des RRK und der Stadt Rüsselsheim stolze Siege erkämpft und echte Sportkameradschaft pflegt", unterstrich Günter Schmitt. Er wies darauf hin, dass der deutsche Rudersport dank der internationalen Erfolge in den letzten Jahren aus einer gewissen Verkapselung erlöst worden sei. Bewusst führe man heute auch Jugendliche unter 15 Jahren schon an den Rudersport heran, der eine ausgewogene und harmonische geistige und körperliche Erziehung der jungen Menschen gewährleistete. Schmitt appellierte an die Jugend angesichts der Gefahren zunehmender Bewegungsarmut in den Lebensgewohnheiten, den Wert des Rudersports zu erkennen, der eine gemeinschaftsprägende Kraft sei, getragen von sportlicher Fairness, die in der olympischen Idee gipfele. Er gebe den Sportlern auch die Gelegenheit, die Schönheit der Heimat vom Wasser aus zu erleben.

Bootstaufe beim RRK: Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg gibt in traditioneller Art einem der beiden neuen Rennzweier, einem Zweier-mit, den Namen "Rüsselsheim"

Dank an Fritz Brumme

Viel hänge, so fuhr Schmitt fort, an einem geeigneten Rudergerät und leitete mit diesen Worten  zum Taufakt über. Bürgermuster Dr. Storsberg taufte den Zweier-mit – ein kräftiger  Strahl kam aus der Sektflasche – und überbrachte im Auftrag des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung die Grüße und Glückwünsche. Das Stadtoberhaupt würdigte die Leistungen des Vereins und leistete mit einem Scheck einen weiteren Beitrag für die Entfaltung des RRK. Ehrenmitglied Friedrich Traiser, einer der maßgeblichen Schrittmacher des Bootshaus-Projekts, taufte den Zweier-ohne auf den Namen "Effbe", das Werk des "Rudervaters'` Fritz Brumme, der dieses Boot ersonnen und mit vorbildlichen technischen Möglichkeiten ausgestattet habe. Damit werde ein Mann geehrt, der sich seit vielen Jahren mit ganzem Herzen dem Rudersport verschrieben habe. Traiser beschrieb die innere Beziehung, die Ruderförderer wie Fritz Brumme oder der auf der Werft arbeitende Gerhard Ruppert zu ihrem Werk besäßen.

Ungebrochener Sportgeist

Waldemar Löser, der Präsident des HRV, drückte sein freudiges Erstaunen über die Initiative der hessischen Rudervereine aus, die offenbar mit Zähigkeit und Energie die finanziellen Schwierigkeiten überwänden. Es sei die sechste Einweihung eines Teilstücks oder eines vollendeten Hauses, die er in diesem Jahr miterleben dürfe. Diese Zeichen der Hoffnung, die von einem ungebrochenen sportlichen Opfergeist zeugten, berechtigten zu einer optimistischen Zukunftsschau. Auf die Rüsselsheimer Ruderer setzte man in dieser Saison große Hoffnungen, weil Hessen derzeit arm an Eliteruderern sei. Auch Löser stellte einen Geldbetrag in Aussicht.

Während die Rüsselsheimer Ruderer auf das vertraute Kommando ihres Vorsitzenden Günter Schmitt hin bald auf dem Main ihre Bahnen zogen, auf dem Lang/Alt jeden Wochentag ein- und sonntags zweimal ihr ungemein kräftezehrendes Training absolvieren ("die Bedingungen sind im Vergleich zum Altrhein besser als erwartet"), besichtigte Bürgermeister Dr. Storsberg die neuen Räume der Bootshallen, in denen teilweise auch Selbsthilfearbeiten verrichtet wurden. Ein Raum für Hanteltraining und andere kraftspendende Übungen, die heute für den Spitzenruderer notwendig sind, erregte die besondere Aufmerksamkeit. Der Bürgermeister warf auch einen Blick in den Rohbau des neuen Bootshauses, in dem die geschmackvoll getäfelte Kegelbahn bereits fertiggestellt ist und nun Schritt für Schritt die anderen Räume vollendet werden, eine Aufgabe, über die Finanzhüter wie Hans Eisen naturgemäß noch mit aller gebotenen Vorsicht sprechen.

Doch im Unterton schwingt bereits die Gewissheit mit, dass einer der traditionsreichsten Rüsselsheimer Sportvereine Ende dieses Jahres eine neue "Heimat" einweihen darf, in der sich Leistungsstreben und ein unerlässliches Gemeinschaftsgefühl gleichermaßen entfalten und in kommenden Jahrzehnten die Jugend verpflichten und anspornen werden.

Werner Alt und Dieter Lang gelten als Olympiakandidaten im Zweier und erhalten den Olympiapass. Doch die Regattasaison hält nicht, was man sich versprochen hat. Der Zweier muss während der Saison krankheitsbedingt einige Zeit pausieren und versucht anschließend, seine Form wieder zu finden. Der "Bierachter", ein Achter aus ehemaligen Trainingsruderern, startet in Mainz mit Alt/Lang an Bord im Eliteachter, gewinnt und wird in der Presse als "hoffnungsvolles Nachwuchsboot" des RRK gepriesen. Und auch im Zweier-mit starten Alt/Lang in Mainz und gewinnen dieses Rennen.

Zum 54. Deutschen Meisterschaftsrudern am ersten August-Wochenende auf der Wedau-Regattabahn in Duisburg meldet Trainer Fritz Brumme Hans Küch im Einer und Alt/Lang im Zweier-mit. Während Hans Küch sich in Vor- und Zwischenlauf nicht für das Finale qualifizieren kann, rudern sich Werner Alt, Dieter Lang und Stm. Felix Lindner durch einen 2. Platz im Zwischenlauf in das Finale, können hinter Neptun Konstanz, Amicitia Mannheim, Hassia Hanau und dem Kölner CfW sowie vor der Rgm. Crefeld/Homberg jedoch nur den 5. Platz belegen. Das ist endgültig das Ende der Olympiahoffnungen.

Auf den Herbstregatten in Mühlheim, Frankfurt und Schiersten startet Hans Küch noch mit verschiedenen Partnern in Rgm.-Booten und kann zwei Rennen der Eliteklasse im Zweier-ohne gewinnen.

Beim Abrudern am 7. Oktober 1967 nehmen erstmals Ruderkameraden des Ruderklubs am Baldeneysee (RaB) aus Essen teil. Die Klubmeisterschaft im Einer sichert sich Hans Küch vor Wilfried Hoffmann.

 

Dieter Lang und Werner Alt mit Stm. Felix Lindner (hinten) siegen auf der Mainzer Regatta am 16. Juli 1967 im Elite-Zweier-mit gegen den Zweier des Hanauer RC Hassia mit Rolf Hartung und Bernhard Hiesinger (vorn)

 

Der RRK siegt mit seinem "Bierachter" in Mainz im Elite-Achter (vom Bug: Rudi Reitz, Hans Küch, Roland von zur Mühlen,
Wolfgang Vorfalt, Werner Alt, Dieter Lang, Klaus Köppen, Wilfried Hoffmann, Stm. Karl-Heinz Wagner)

 

Am 4. November 1967 ist es dann soweit. Der RRK kann sein neues Bootshaus einweihen. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste und Mitglieder wird das Haus im Rahmen einer akademischen Feier am Vormittag seiner Bestimmung übergeben, wobei Vorsitzender Günter Schmitt bei seiner Begrüßung die Hoffnung ausspricht, dass der gelungene Bau der Jugend neue Impulse verleihen und sie darin bestärken werde, sich allen verderblichen Bestrebungen im Sportleben zu widersetzen und an den hohen Idealen festzuhalten, die gerade im Rudern und Hockey noch groß geschrieben würden. "Die Jugend und ihr Eifer sind unsere Hoffnung." Architekt Beckenhaub berichtet vor der Schlüsselübergabe über das naturgemäß nicht immer leichte Bestreben aller Beteiligten, dem Bau die schönste und zweckmäßigste Gestalt zu geben. "Dieses Haus soll nicht nur eine Stätte des Sports, sondern auch ein Haus des gesellschaftlichen Lebens sein."

Der Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 ...

Gastgeschenk der Essener Ruderer an die RRK-Ruderkameraden zum Abrudern 1967

Schatzmeister Hans Eisen zeichnet in originellen, oftmals von leichter Selbstironie gefärbten Worten ein Bild von der Geschichte des Klubs, das nie zum trockenen Protokoll wird, sondern sich an den wesentlichen Triebkräften im Wandel der Zeiten orientiert. Immer wieder von Beifall unterbrochen, erinnert Eisen an die Bemühungen der Gründer, die oft in krassem Gegensatz zu ihren Möglichkeiten gestanden hätten. In einem alten Band der "Main-Spitze" hatte sich der Schatzmeister Vergleichszahlen geholt, die mehr als tausend Worte beweisen, welches Maß an Opferbereitschaft die Mitglieder der ersten Stunde geleitet habe. Sie hätten die Gegenleistung von sieben Pfund Fisch oder drei Stunden Arbeit als Mitgliedsbeitrag oder Anteilschein für die erste Halle dem Verein zur Verfügung gestellt, während die gleichen Leistungen für den Verein heute durch den Wert von zwei Pfund Fischen oder einer Arbeitsstunde kompensiert würden. Eisen nennt das erste, notdürftig untergebrachte Boot eine Arche Noah, vier Zentner schwer und von den ersten Aktiven in Wikingermanier auf das Wasser des Mains gebracht.

Der Festredner versteht es vortrefflich, die einzelnen Phasen der RRK-Geschichte, beginnend vom Bau der ersten Halle und des ersten Bootshauses am heutigen Platz in eine Beziehung zum Wesen der jeweiligen Epoche zu bringen und meint, vom Schmunzeln der Zuhörer begleitet, beim Hinweis auf die Tatsache, dass damals nur 19 Prozent der Bausumme aus Eigenkapital aufgebracht worden seien: "Da brauche ich heute im Blick auf unser Projekt wahrlich kein schlechtes Gewissen zu haben." Auch Albert Meeser und seine manchmal sehr nachdrückliche Art, wie er damals für die Belange des Klubs um Geld geworben habe, stünden in keinem Vergleich zu der Verhaltensweise in unseren Tagen.

Wenn man bedenke, dass in den 20er Jahren 33 Prozent aller Mitglieder Aktive gewesen seien, werde einem die gesunde Struktur des Vereins deutlich. Mit besonderer Sorgfalt widmet sich Eisen den Jahren nach dem Krieg: "Die Zeit, als wir im 'Löwen' unser Domizil aufgeschlagen hatten, ist für mich auch heute noch die schönste Zeit geblieben. Wer damals fünf Minuten zu spät zu einer Sitzung kam, musste sich einen Stuhl aus der Gaststätte mitbringen, wenn er noch einen Platz haben wollte." In diese Zeit falle auch die große Erfolgsserie der Ruderer und Hockeyspieler. Damals habe man gespürt, wie sehr die Mitglieder ihr Wirken im Verein als Ausgleich und Äquivalent für die Mühsal des Alltags aufgefasst hätten. Eingehend befasst sich Eisen in seinem trotz freier Rede geschliffenen, von Spontaneität erfüllten Vortrag mit der Vorgeschichte zu dem Neubau. Er begründet, warum sich die Verantwortlichen zu einem so großen Einschnitt in die Entwicklung hätten entschließen müssen. Es habe ihm und seinen Freunden viel daran gelegen, dass der RRK mit diesem von den Linien der neuen Ausdrucksform bestimmten Bau ein Bekenntnis zur Zukunft ablege, ohne das Alte dabei zu vergessen, das sich in dem seitherigen Bau im Anschluss an das neue Haus sinnfällig bewahrt sehe.

"Wir haben dieses Haus in das Jahr 1967 mit all seinen Problemen hineingestellt." Eisen warnt aber davor, die Jugend heute noch mit all den unvergesslichen idealistischen Taten der Alten ansprechen zu wollen. "Wir müssen mit ihrer Sprache vor sie hintreten." Der Schatzmeister untersucht die Gründe, die zu der Gefährdung der Werte im Sport geführt hätten und erinnert an das Wort Robert Kennedys, nach dem der dritte Weltkrieg schon begonnen habe, vorerst aber noch auf den Sportfeldern ausgetragen werde. Der Sport sei in einer Abwandlung des Satzes von Clausewitz im Begriff, die Politik mit anderen Mitteln fortzusetzen. Wenn man den Deutschen 1936 vorgeworfen habe, die Olympiade für die Zurschaustellung ihres Staates missbraucht zu haben, so könne man dies ebensogut auch auf den Staatsamateurismus der Ostblockländer anwenden. Beispiele wie die Verschiebung im Leistungsvermögen der Ruderer und anderer Sportler bewiesen, wie tief der Gegensatz zur Einstellung des Sportes zwischen Ost und West sei. Wenn Avery Brundage, Präsident des IOC, dies alles nicht zugeben wolle, verschließe er sich entweder vor den Tatsachen oder nehme zu einer frommen Lüge Zuflucht. Der Osten sei dabei, den Sport für das Prestige des Staates zu benutzen, während im Westen die Gesellschaftsordnung anders über seinen Wert denke. Männer wie Rudertrainer Adam und Hockeytrainer Budinger hätten durch ihr System vermocht, den besseren Bedingungen im anderen Teil der Sportwelt entgegenzuwirken mit zum Teil erstaunlichen Erfolgen.

"Wir stehen heute am Scheideweg des Sports, aber ich habe die Hoffnung, dass die Jugend – besonders im Hockey- und Rudersport – nicht alles dem eigenen Karrierestreben und der Gewinnsucht unterordnet, sondern auch an andere Dinge denkt, die es in der Welt des Sports immer gegeben hat und geben muss."

Eisens Dankesworte gelten, stellvertretend für alle anderen Mitglieder, Friedrich Traiser, der im Laufe der Jahrzehnte Erstaunliches geleistet habe; sie gelten dem anwesenden Landrat Alfred Schmidt, Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, dem Ersten Stadtrat August Schilling, aber besonders dem hessischen Innenminister Schneider, der seinen baldigen Besuch zugesagt habe. "Wenn dieses Haus zu einer Art Leuchtturm in einer von vielen Gefahren bedrohten Zeit im Rahmen unseres Sports und Vereins wird, hat es einen guten Dienst zu erfüllen."


Seite aus dem "Goldenen Buch" des RRK (gestiftet von den Damen des RVR 1928)
zur Einweihung des Bootshaus-Neubaus am 4. November 1967
 


 

RRK-Vorsitzender Günter Schmitt und Rüsselsheims Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg
bei der Einweihung des neuen RRK-Bootshauses am 4. November 1967

Am Abend findet im neuen Saal ein festlicher Ball statt, in dessen Verlauf Vorsitzender Günter Schmitt den Klubkameraden Albert Meeser und Friedrich Traiser die goldene Ehrennadel des Deutschen Ruderverbandes überreichen kann. Für 40-jährige Mitgliedschaft werden Friedebert Armbruster, Hugo Armbruster, Fritz Brumme, Karl Saar, Karl Heuß, Dr. Georg von Opel, Karl Pöppel, Karl Schleidt, Theodor Schmitt, Marcel Schopfer und Maria Helfrich ausgezeichnet. Dr. Alfred Buch, Dr. Walter Gentzsch, Friedebert Grass, Lucie Moser, Rolf Sittmann und Charlotte Wippich erhalten die Ehrennadel in Silber für 25-jähige Mitgliedschaft im RRK. Für Stimmung und Unterhaltung sorgen das Horst-Schwindt-Sextett, das Gritt-Scheller-Ballett und die Sängerin Terry Lamo. Paul Elschner schreibt im "Rudersport" über die Einweihung des neuen RRK-Bootshauses:

Das neue Klubhaus des RRK am Tag der Einweihung

Rüsselsheimer RK 08 weihte Bootshaus ein

In der ruhmreichen Geschichte des Rüsselsheimer RK 08 (neun Deutsche Meisterschaften, zwei Jugend-Meisterschaften und zwei Jugendbestentitel) bildete die Einweihungsfeier des neuen großen Bootshauses fraglos einen Meilenstein. Was in eineinhalbjähriger Bauzeit des Bauausschusses mit Günter Schmitt, Friedrich Traiser und Hans Eisen an der Spitze auf einer Gesamtfläche von 903 qm an festen Bauten entstanden ist, löste bei der zweigeteilten Einweihungsfeier (vormittags der offizielle Festakt und abends Eröffnungsball mit einer groß angelegten Jubilar-Ehrung) größte Bewunderung aus. Der Erbauer des repräsentativen Ruderheimes, Architekt Willy Beckenhaub, hat Einrichtungen geschaffen, die es ermöglichen, durch Trennwände im großen Gesellschaftssaal und durch die anderen Räume, einschließlich einer Doppel-Kegelbahn, fünf Veranstaltungen oder Tagungen zum gleichen Zeitpunkt durchzuführen. Die Hauptboots-Lagerhalle erstreckt sich über 470 qm unter dem Gesellschaftssaal mit zwei Ausgängen zum Main, und in ihr lagern z. Z. 24 vereinseigene Rennboote und Gigs sowie ein Motortrainierboot.

Bevor die Schlüsselübergabe durch den Architekten an den Klubvorsitzenden Günter Schmitt erfolgte, entbot dieser den Ehrengästen den Willkommensgruß. Es waren dies unter anderem der Bürgermeister der jetzt 52.000 Einwohner zählenden Stadt, Dr. Karl-Heinz Storsberg, Bundestagsabgeordneter Otto Zink, Landrat Alfred Schmitt, Stadtverordnetenvorsteher Werner Bechtel, Erster Stadtrat August Schilling, ferner Fritz Pfaffe vom Verbandsausschuss des DRV, Hans Gase, stv. Vorsitzender des HRV, F. W. Kusel, Vorsitzender des Mittelrheinischen Regattaverbandes, und Heinrich Dreisbach, der Vorsitzende des Flörsheimer RV 08, mit dem der RRK 08 einige Jahre mit großem Erfolg in der Rudergemeinschaft Flörsheim-RüsseIsheim vereinigt war. Als prominente Rüsselsheimer Ruderer waren die Ehrenmitglieder Dr. Georg von Opel und Fritz Brumme sowie als Ältester Friedebert Armbruster anwesend, der in Kürze sein 89. Lebensjahr vollendet.

Verleihung der DRV-Verdienstnadel in Gold durch den RRK-Vorsitzenden Josef Saar an Albert Meeser und Friedrich Traiser, links RRK-Kassierer Günter Schmitt

Den Reigen der Gratulanten eröffnete der neu im Amt befindliche Bürgermeister Dr. Storsberg, der hervorhob, dass den Sportvereinen der Stadt Rüsselsheim, und insbesondere dem Rudern und Hockey betreibenden RRK08, in der Öffentlichkeit größtes Interesse entgegengebracht werden müsse. Neben einem Geldgeschenk überreichte er ein in Holz angefertigtes Traditions-Stadtwappen, Fritz Pfaffe überbrachte die Grüße des DRV-Präsidenten Dr. Claus Heß und versicherte, dass der Verband der Vereinsarbeit dieselbe Bedeutung beimessen werde wie dem ausgesprochenen Leistungssport. Die Ausführungen von Hans Gase, der im Auftrag des HRV einen Scheck übergab, fanden reichen Beifall, sagte er doch, dass im Vergleich zu manchem Ruderpalast im Ausland der Repräsentativbau des RRK 08 durch viel Wärme und Gemütlichkeit ausgezeichnet sei. Nach Hans Gase sprachen von den Ruderern die Vorsitzenden des Mittelrheinischen Regattaverbandes, des befreundeten Flörsheimer RV 08 und des RC Neptun Darmstadt und weitere Redner.

Im Mittelpunkt des Gesellschafts-Abends, der durch den Vorsitzenden Günter Schmitt im bis auf den letzten Platz besetzten Großen Saal eröffnet wurde, stand die Ehrung und Auszeichnung von langjährigen und besonders verdienten Jubilaren. Für 50-jährige Zugehörigkeit zum Klub erhielt der frühere Rennruderer Albert Meeser, der schon die Goldnadel des Klubs besitzt, eine Urkunde und vom DRV die ihm verliehene Gold-Ehrennadel. Auf besonderen Wunsch von Dr. Claus Heß wurde auch Friedrich Traiser, der sich erst im Februar 1969 fünf Jahrzehnte zum RRK bekennt, infolge seiner großen Verdienste mit der Goldnadel des DRV ausgezeichnet.

Der Klubvorsitzende überreichte zehn Jubilaren für 40-jährige Mitgliedschaft die hierfür ausgesetzte Flaggennadel im Goldkranz, u. a. an Dr. Georg von Opel, den siebenfachen Deutschen Meister in drei Bootsgattungen, Fritz Brumme, der sich besonders als erfolgreicher Amateurtrainer hervortat, und an Karl Saar. Sechs Silbernadeln für 25-jährige Mitgliedschaft wurden vergeben u. a. an Dr. Alfred Buch und an Rolf Sittmann.

Im Herbst stehen die RRK-Hockeyherren, deren Kader aus Peter Kraus, Hans Hermann, Bodo Schäfer, Frieder Fleck, Manfred Liebig, Helmut Köhler, Walter Leichtweiß, Michael Heuß, Wolfram Jirzik, Rainer Seifert, Thomas Blivier, Fritz Schmidt und Martin Müller besteht, in der Herren-Oberliga nach einem 3:0-Sieg über "Sachsenhausen" und einem Unentschieden beim SC Frankfurt 1880 auf dem 1. Tabellenplatz. Zum letzten Spiel vor der Hallenpause beim "SC 80" berichtet "HOCKEY, die Wochenzeitung des deutschen Hockeysports" am 15. November 1967:

Kraus nahm SC 1880 den Sieg

Glanzparaden seines Torwarts verdankt Rüsselsheimer RK das Remis

Das nachgeholte Spitzenspiel zwischen Tabellenführer Rüsselsheimer RK und seinem Verfolger SC 1880 war der Höhepunkt der Herbstrunde. Man erlebte, dass auch ein Kampf um einen heiß begehrten Punkt schön sein kann, wenn hinter allem Einsatz das Gefühl für Kameradschaft steht und die Schiedsrichter (Voland und Köhler, SKG) sinnvoll entscheiden. Dreihundert Zuschauer zitterten 70 Minuten lang. Die 80er-Freunde zitterten in Erwartung des Tores, das nach glanzvollen Einleitungen der Verbinder (besonders Peter Niedner brillierte) und den tiefen Einbrüchen, mit denen Baumgart, Kittstein, Herbert Wimmers und Wichert die gut gestaffelte Rüsselsheimer Deckung verwundeten, doch kommen musste.

Die Rüsselsheimer Anhängerschaft hoffte, dass ihrer drei Spieler umfassenden Angriffsspitze ein Zufall zu Hilfe kommen möge (der konditionsstarke Nationalspieler Fritz Schmidt übernahm neben Abwehraufgaben auch Vorstöße zum Sturm, konnte aber an Peter Niedner selten vorbeikommen) und zitterte, ob der Sperr-Riegel den zunehmenden Druck von 1880 aushalten könnte. Er hielt ihn aus. Zwei dreigliedrige Sperrketten verband ein Sicherheitsschloss, das die 80er Stürmer auch dann nicht aufschließen konnten, wenn sie sozusagen schon den Schlüssel im Schloss hatten. Torwart Kraus, eiskalt im tollsten Wirbel, rettete aus kritischsten Situationen und wehrte auch Strafecken, die 1880 reichlicher erhielt als Rüsselsheim, mit Glanzparaden ab. Noch zwei Minuten vor Schluss musste er eine halbhoch kommende "Strafeckenbombe" bravourös mit dem Stock in der Luft um den Pfosten lenken.

Szene aus dem Spiel der Oberliga Hessen am 4. September 1967: Gegner,
Fritz Schmidt, Walter Leichtweiß, Manfred Liebig

Im Spiel der Oberliga Hessen am 27. Oktober 1967 zwischen dem RRK und dem Limburger HC
schießt Rainer Seifert hier ein Tor (im Hintergrund Fritz Schmidt)

Nach sechs Kämpfen ist der Rüsselsheimer RK immer noch ohne ein Gegentor. Das verdankt er seinem konsequent angewandten Deckungssystem. Die Schattenseite: Dreimal wurde nur knapp 1:0 gewonnen, zweimal 0:0 gespielt. Beim einzigen klaren 3:0-Sieg (gegen Sachsenhausen) sprachen besondere Umstände mit. Der Rüsselsheimer RK führt weiter mit 10:2 Punkten vor Frankfurt 1880 (8:2). Der Kampf um den Titel ist aber noch offen, weil beide die gleiche rote Punktzahl haben und Frankfurt 1880 ein Spiel weniger hat.

Bei der Sportlerehrung der Stadt Rüsselsheim wird Friedrich Traiser mit dem Ehrenbrief seiner Heimatstadt ausgezeichnet. Die Mitgliederzahl am Ende des Jahres liegt bei 347.

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