"So
etwas hat es in den 61 Jahren seit Bestehen des RRK nicht
gegeben." "Es muss wieder zu einem freundschaftlichen Verhältnis
zwischen Hockeyspielern und Ruderern kommen.
Unter den Aktiven ist das Verhältnis noch am besten."
"Ich sehe zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit, eine fruchtbare
Arbeit zu gewährleisten." "Ich will der Katz' die Schelle
anhängen: der schnöde Mammon ist's!"
Das
sind Aussprüche von RRK-Mitgliedern bei der am 24. Januar 1969 stattfindenden Generalversammlung.
Lassen wir die "Frankfurter Rundschau" über diese denkwürdige
Versammlung berichten:
Anzeige in der "Main-Spitze" zu den Fastnachtsveranstaltungen der
RRK-Ruderabteilung des Jahres 1969 |
In sich
zerstritten
Hauptversammlung
des Ruder-Klubs ohne Ergebnis
Eitel Sonnenschein
hatte noch im Sommer vergangenen Jahres beim Rüsselsheimer
Ruder-Klub geherrscht, als die Hockeymannschaft erstmals den
Titel eines Deutschen Feldhockeymeisters erringen konnte. Der
großartige Erfolg konnte aber nur bis zur Generalversammlung des
Vereins die Wolken verdecken, die sich schon seit geraumer Zeit
über dem Verein zusammengeballt hatten. Offen trat der Bruch
zwischen der Ruderabteilung und der Hockeyabteilung zutage, der
wohl in der Feststellung des Hockey-Abteilungsleiters Hans Eisen
gipfelte: "Einem Hockeyklub würde ich vorstehen, niemals aber
einem Ruderklub."
Die Differenzen zwischen beiden Abteilungen wurden eher von den
passiven denn von den aktiven Mitgliedern manifestiert. Kritik
kam von den Sportlern lediglich im Bericht des
Ruder-Abteilungsleiters Wilfried Hoffmann zum Ausdruck, der
finanzielle Schwierigkeiten bemängelte und dafür den
Gesamtverein verantwortlich machte, der den Ruderern zu wenig
Zuschüsse gewähre. Auf finanzielle Schwierigkeiten des Vereins
hatte zuvor schon Vorsitzender Josef Saar hingewiesen. Trotz
eines sportlich überaus erfolgreichen Jahres sei es dem RRK aus
finanziellen Erwägungen heraus nicht möglich gewesen, dringende
Reparaturen am alten Bootshaus durchzuführen. Der Verein befinde
sich ohne Zweifel in einem Engpass mit seinen Finanzen. Daraus
gebe es nur einen Ausweg, den einer verstärkten
Mitgliederwerbung und einer stärkeren Abschöpfung des
Wirtschaftsbetriebes.
Echte Differenzen ergaben sich erst bei der Wahl zum neuen
Vorstand, nachdem dem seitherigen Vorstand einstimmig Entlastung
erteilt worden war. Heinz Vorfalt nahm eine Kandidatur zum
Ersten Vorsitzenden an, während Hans Eisen mit der oben bereits
erwähnten Erklärung ablehnte. Bei fünfzehn Stimmenthaltungen
wählte die Versammlung Heinz Vorfalt zum neuen Vorsitzenden.
Wider Erwarten lehnte Eisen auch eine Kandidatur zum
stellvertretenden Vorsitzenden ab, wie sich auch Josef Saar
nicht bereit erklären wollte, das Amt des Schatzmeisters zu
übernehmen. Dreier Abstimmungen bedurfte es schließlich, bis
Heinz Vorfalts Antrag auf Erweiterung des geschäftsführenden
Vorstandes von bisher drei auf fünf Mitglieder Zustimmung fand.
Diese Neuregelung aber ist nur durch eine Satzungsänderung und
folglich in einer außerordentlichen Generalversammlung zu
verwirklichen. Diese wird am 15. März stattfinden, wobei die
Wahl zum Ersten Vorsitzenden noch einmal auf dem Programm stehen
wird, denn Heinz Vorfalt legte angesichts der scheinbar
unüberbrückbaren Differenzen sein Amt wieder nieder. Der
langjährige Vorsitzende Günter Schmitt kommentierte diese
Versammlung: "So etwas hat es in der Geschichte des Ruder-Klubs
noch nicht gegeben." |
Der 20-jährige Martin Müller (rechts) auch in der Halle für den RRK
eine der tragenden Spieler,
hier in einem Gruppenspiel um die
Hessenmeisterschaft am 19. Januar 1969 |
Nach
großen Erfolgen auf Hallenhockey-Turnieren qualifiziert sich die
Herrenmannschaft für die Endrunde zur Hessen-Meisterschaft am
25. und 26. Januar 1969 in der Frankfurter Sporthalle-Süd.
Nach einem 7:2 über den TEC Darmstadt und einem 7:5 über den
SC Sachsenhausen-Forsthausstraße verliert der RRK nach einer 3:1-Führung
noch 4:5 gegen den SC Frankfurt 1880 (aus zehn Strafecken macht der RRK
nur ein Tor!) und wird damit "nur" hessischer Vizemeister. Damit
ist die Teilnahme an der Süddeutschen und der Deutschen Meisterschaft in
der Halle verspielt.
Die Hockeysenioren des RRK gewinnen in der Halle die Hessische
Hockeymeisterschaft ihrer Klasse mit den Spielern Otto Mack,
Winfried Cezanne, Hans Hermann, Bodo Schäfer und Rüdiger Weidmann.
Im Februar veranstaltet die Ruderabteilung im Bootshaus drei
Fastnachtsveranstaltungen unter dem Motto "Apollo Sex".
Die
zweite RRK-Mitgliederversammlung am 15. März 1969 segnet zunächst eine neue von Gerhard Müller
und Friedrich Traiser erarbeitete Satzung ab, die unter anderem
den Vorstand von drei auf fünf Personen erweitert, und wählt zum 1.
Vorsitzenden Heinz Vorfalt, zum 2. Vorsitzenden Günter
Schmitt, zum Schatzmeister Gert Neumann, zum
Wirtschaftsverwalter Josef Saar und zum Schriftführer Paul
Schmitt. Die
seither noch vorhandenen Kanuaktivitäten werden der Ruderabteilung
unterstellt. Außerdem werden die Mitgliedsbeiträge erhöht.
Eine
bei der Versammlung beschlossene Befragung der Mitglieder zum Zweck der zukünftigen Mittelverteilung
ergibt, dass sich 151 Mitglieder mehr dem Rudern verbunden fühlen, 79
Mitglieder mehr dem Hockeysport und 149 Mitglieder keine Sportart
vorziehen.
Im März besucht die deutsche Hockey-Nationalmannschaft ein Länderturnier in
Pakistan (Lahore), wobei Fritz Schmidt, Peter Kraus, Rainer
Seifert und Martin Müller in das deutsche Aufgebot berufen
werden. "Das hat es
meines Wissens nach dem Kriege in Deutschland noch nicht gegeben: vier
Spieler von einem Verein im Aufgebot für die Nationalmannschaft. Ich
freue mich riesig darüber, dass ich aus der Heimat Gesellschaft
erhalten habe." Das ist die erste spontane Reaktion eines Altgedienten
im Nationaltrikot, Fritz Schmidt, als er die Nachricht von der
Berufung seiner Mannschaftskameraden erhält. Die Freudenbotschaft ist
in einem persönlichen Brief enthalten, den Hugo Budinger, Trainer der
Nationalmannschaft, Fritz Schmidt übermittelt hat.
Am
13. April
1969 steigt das 1. Hockey-Länderspiel am Rüsselsheimer
Sommerdamm, das die deutsche
Elf mit 2:0 gegen Südafrika gewinnt.
In der deutschen Mannschaft überzeugen Peter Kraus im Tor und
Fritz Schmidt im Mittelfeld.
Hans "Hennes"
Hermann wird aus der 1. Mannschaft verabschiedet,
Mannschaftskapitän Fritz "Schimmi" Schmidt bedankt sich
im Namen der Mannschaft (Hans Hermann, Roland Segner, Walter
Leichtweiß, Martin Müller, Peter Kraus, Fritz Schmidt) |
Der
Hockey-Bundestag in Heidelberg beschließt im April die Einführung
einer Feldhockey-Bundesliga, jedoch der amtierende Deutsche
Meister, der RRK, wird nicht in dieser Bundesliga platziert.
Daraufhin fasst die Mannschaft den festen
Entschluss, diese
"merkwürdige Entscheidung" der Funktionäre so bald wie möglich
auf dem Spielfeld zu korrigieren. Freundschaftsspiele im In- und Ausland, als Höhepunkt am 3.
September 1969 ein Spiel gegen den Olympiasieger, die
"Pakistani", umrahmen das Spielprogramm der Herrenmannschaft
in der neugegründeten Süd-Oberliga, Gruppe Nord, in der der RRK als Herbstmeister
mit 10:2 Punkten bereits ernsthafte Ansprüche für einen Aufstieg in die Bundesliga
anmeldet. Mit
den anderen Mannschaften, der lb, den Senioren, der A- und B-Jugend
und zwei Schülermannschaften spielt der RRK mit wechselndem Erfolg.
Zum neuen Abteilungsleiter der Hockeyabteilung und damit Nachfolger von Alfred Rausch wird Hans
Eisen von der Hockey-Hauptversammlung gewählt.
Erster Test für die Ruderer ist der Maarauelauf in
Mainz-Kastel.
Werner
Greif siegt für den RRK in der Jugendklasse, außerdem wird hier mit
Bernd Nothnagel auf dem vierten Platz und Klaus Schmidt ein
erster
Platz in der Mannschaftswertung belegt.
Einen weiteren ersten Platz in der Mannschaftswertung bei den
männlichen Teilnehmern über 32 Jahre erreichen Heinz Peter Walter,
Heinrich Alt und Ernst Weidmann.
Am 2. Mai 1969 schreibt
das RRK-Ehrenmitglied Dr. Georg von Opel an "seinen" RRK einen
Brief mit folgenden Sätzen: "... , möchte ich den Vorschlag machen,
dass Sie einmal Herrn Fritz Brumme aufsuchen und ihn bitten, zwei oder
drei Trainingsabende durchzuführen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass
unsere Jungen nicht wissen, wie man einem Boot den besten Antrieb
gibt. Es hat keinen Sinn, nur halbe Schläge zu tun oder zu versuchen,
aus Wasser Schlagsahne zu machen, oder ins Wasser hinein und hinaus zu
hauen wie die Kanuten. Nur das richtige Vorrollen, Spannen des Körpers
wie einen Bogen und dann härtestes Setzen mit den Beinen bringt den
Erfolg."
Die Rennmannschaften, die unter der Leitung von Klaus Köppen,
Werner Alt und Andreas Hartmann trainieren, bestehen aus einem
Seniorachter sowie zwei schweren und zwei leichten Jugendvierern. Insgesamt werden
im Jahr 1969 zwölf Regatten besucht, darunter die Eichkranzrennen
in Essen, und 52 Rennen belegt.
Der Seniorachter mit Helmut Schumacher,
Joachim Saborowski,
Norbert Ulrichs,
Reinhard Kober,
Hans-Peter Kraft,
Wolfgang Pfizenmaier, Horst Kamke,
Horst Ruf und Stm. Ralph
Dreisbach (Georg Hofferberth) siegt in Gießen, Bamberg und Kassel (2
mal). Bei den Eichkranzrennen (U23) in Essen liegt der RRK-Achter im
Finale bei der 1.500-m-Marke noch in günstiger zweiter Position, doch
500 Meter weiter im Ziel ist man nur sechstes und damit letztes Boot. Die Jugend kann nur einen Sieg in Gießen erringen. Insgesamt
gesehen steht die Ausbildung junger Ruderer im Vordergrund der
Bemühungen.
Der Seniorachter (U23) des RRK im Jahr
1969 mit Helmut Schumacher, Joachim Saborowski, Norbert Ulrichs, Reinhard Kober, Hans-Peter Kraft, Wolfgang Pfizenmaier, Horst Kamke,
Horst Ruf und Stm. Ralph
Dreisbach |
Am
20. September
1969 steigt unter der Leitung von Wolfgang Vorfalt das 2. Bayerische
Bierfest der Ruderabteilung, zu dem auch die Ruderfreunde vom RaB
Essen anreisen und das wieder
sehr guten Anklang findet. Bereits am Nachmittag des Tages tragen die
Ruderer von RaB und RRK ihren Städteachter aus, den der RRK erstmals
gewinnen kann.
Das Abrudern am 5. Oktober 1969 beschließt die
Rudersaison mit einer internen Regatta, an der sich 42 Aktive
beteiligen und Rennen im Einer, Vierer und Achter austragen.
Klubmeister im Einer wird Wilfried Hoffmann mit einem
Vorsprung von zwei Bootslängen vor
Ulrich Vorfalt und Rudolf Müller.
Eine Mordsgaudi
ist das 2. Bayerische Bierfest der Ruderabteilung des RRK.
Für eine der vielen Überraschungen des Abends
sorgen die
Ruderfreunde des RaB aus Essen. Sie haben ein Spanferkel
mitgebracht, das Gaststättenpächter Walter Henss (rechts)
"zur
weiteren Erledigung" entgegennimmt (Klaus Köppen, Wolfgang Vorfalt, Karsten Neuhäußer, Walter Henss) |
|
RRK-Seniorvierer 1969 mit Reinhard Kober, Hans-Peter Kraft, Horst
Kamke und Helmut Schumacher |
Die Ende des Jahres beginnende Hallensaison läuft für die Erste
Herrenelf des RRK hervorragend. Bis zum Jahresende hat die Mannschaft
in der Halle kein Spiel verloren, hat das Reutlinger Hockeyturnier zum
dritten Mal und das wohl größte Hallenturnier mit allen deutschen
Spitzenmannschaften in Frankfurt ebenfalls gewonnen.
Mit Sehnsucht wartet man auf die Fertigstellung der Walter-Köbel-Halle,
damit die abendliche Fahrerei zum Training in fremde Hallen ein Ende
hat. Ebenfalls prächtig schlägt sich die A-Jugend des RRK in der
Halle, gegen Höchst fehlt ihr ein Tor zum Gewinn der
Hessenmeisterschaft – doch auch die Vizemeisterschaft ist ein Erfolg.
Beim RRK-Herbstball
Ende November kann der Klub sieben Jubilare für langjährige
Mitgliedschaft ehren: Rudolf Holz, Karl Müller und Paul
Schubert für 50 Jahre, Willi Filtzinger, Hans Knoll
und Rudolf Limbach für 40 Jahre sowie Alfred Rausch für 25
Jahre. Karl Müller und Paul Schubert erhalten auch die Goldene
Ehrennadel des DRV.
Die Ruderer des RRK haben
für den 9. Dezember ihre zweite Hauptversammlung nach Gründung einer
selbständigen Ruderabteilung im Jahr 1968 angesetzt. Die "Main-Spitze"
berichtet:
Finanzielle Lage verwehrt
Neuanschaffung
Wilfried Hoffmann weiter an der
Spitze der Ruderer
RRK-Ruderabteilung hatte
Hauptversammlung – Fünf Saisonerfolge
Im Mittelpunkt der
Hauptversammlung der Ruderabteilung des Rüsselsheimer Ruder-Klubs
stand die Wahl der Ruderleitung. Vorher berichtete der seitherige
Leiter der Ruderabteilung über das nun vergangene Ruderjahr.
Nachdem im Jahr 1968 781 Ruderfahrten und 15.079
Mannschaftskilometer von 120 Mitgliedern absolviert wurden, waren
es im Jahr 1969 713 Fahrten mit 15.585 Mannschaftskilometern unter
Teilnahme von 108 Ruderern. Die Trainingsleitung der Aktiven und
der Jugendlichen lag im wesentlichen in den Händen von Klaus
Köppen, Werner Alt und Andreas Hartmann. Insgesamt wurden während
der vergangenen Regattasaison zwölf Regatten besucht und 52 Rennen
bestritten. Fünfmal konnte der RRK als Erster über die Ziellinie
gehen. Der AH-Achter konnte in diesem Jahr in seinem
Städte-Achterrennen gegen den RK am Baldeneysee Essen zum ersten
Male einen Sieg herausfahren.
Neben der sportlichen Tätigkeit
war man jedoch auch auf gesellschaftlichem Gebiet tätig.
Herausragendes Fest war dabei das von der Ruderabteilung unter der
Leitung von Wolfgang Vorfalt arrangierte zweite Bayerische
Bierfest, das sehr viel Anklang fand.
Finanziell hat man trotz einer
Besserung gegenüber dem Jahr 1968 immer noch große
Schwierigkeiten, so dass an die Neuanschaffung eines unbedingt
notwendigen Bootes immer noch nicht zu denken ist. Mit einem Dank
an alle, die die Ruderabteilung während des Jahres unterstützt
haben, schloss der Bericht der Ruderleitung.
Nach dem Bericht des
Kassenwarts Rudi Reitz, der in einer interessanten Aufschlüsselung
Ausgaben und Einnahmen differenzierte, folgte die einstimmige
Entlastung und anschließend die Neuwahl der Ruderleitung, die
folgendes Ergebnis zeigte: Leiter Ruderabteilung Wilfried
Hoffmann, Stellvertreter Hans-Karl Gerbig, Kassenwart Rudi Reitz,
Jugendleiter Ulrich Vorfalt, Organisation Wolfgang Vorfalt und
Rudolf Müller, Bootswart Hermann Müller, Schriftführer Klaus
Hartmann, Beisitzer Walter Petri, Helmut Boemke und Gerhard
Ruppert. |
Bei der Sportlerehrung der Stadt Rüsselsheim im großen Saal der
Stadthalle "singt" Rüsselsheim seinen verdienten Sportlern die
Laudatio und ehrt sie durch Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg.
Der RRK ist "nur" vertreten durch die Hessenmeister der Hockeysenioren
und Karl Pöppel, der für sein
ehrenamtliches Engagement im RRK mit dem Ehrenbrief ausgezeichnet wird.
Durch den Tod verliert der RRK im Jahre 1969 den Klubkameraden
Dr. Theo Brandt, in jungen Jahren erfolgreicher Ruderer des
Rudervereins Rüsselsheim. |