Am 1. Januar
gehören dem RRK 373 Mitglieder an. Die
Generalversammlung des RRK am 29. Januar 1971 ist von nur 39 Mitgliedern besucht.
Die Besetzung der Vorstandsämter ändert sich nicht.
Im Hockey konzentriert
sich die Herrenmannschaft des RRK,
die die Vorrunde in der Südgruppe der
Feldhockey-Bundesliga auf dem 1. Platz beendet hat, nun auf die Hallensaison. Die Hessische
Hallenhockey-Meisterschaft
wird in einer Punktrunde unter sieben Mannschaften ausgetragen.
Überlegen mit 12:0
Punkten verteidigt der RRK den ja auch im Vorjahr gewonnenen Titel
eines Hessenmeisters im Hallenhockey vor
dem SC Frankfurt 1880. Die "Main-Spitze" berichtet:
Konkurrenz nur Spielball für
Rüsselsheimer
RRK im Handgalopp zur
neuerlichen Hessenmeisterschaft
7:1
gegen TEC Darmstadt und 12:3 gegen Limburger HC die
Schlusssteine – SC Frankfurt 1880 mit Mühe Zweiter
Es war nur noch eine Formalität, mit der der
Rüsselsheimer RK am vergangenen Samstagnachmittag in der
Sporthalle-Süd der Frankfurter Willemerschule am letzten
Spieltag der hessischen Hallenhockey-Oberliga seinen erneuten
Titelgewinn bestätigen musste. Ebenso wie in den beiden
Wochenenden zuvor der SC 80, Sachsenhausen-Forsthausstraße, RV
Offenbach oder der Wiesbadener THC, mussten abschließend der TEC
Darmstadt und der Limburger HC die Vormachtstellung der
Rüsselsheimer respektieren. Mit 1:7 Toren kamen dabei die
Darmstädter noch relativ glimpflich über die Runden, und auch
die Limburger, die noch vor dem letzten Spieltag in zweiter
Position lagen, hatten bei ihrer 3:12-Niederlage noch längst
nicht die ganze Überlegenheit der Rüsselsheimer Hockeytruppe zu
spüren bekommen. Mit dem Rüsselsheimer RK qualifizierte sich für
die süddeutsche Endrunde der noch amtierende deutsche
Feldhockeymeister, SC Frankfurt 1880 , der sich in seinen
letzten Begegnungen freilich gewiss nicht mit Ruhm bekleckern
konnte. Nach einem 10:2-Erfolg über Limburg erreichten die
Frankfurter im Lokalderby mit Sachsenhausen-Forsthausstraße nur
einen mühevollen und erst in der Schlussphase sichergestellten
6:5-Sieg.
Mit Peter Kraus, Frieder Fleck,
Fritz Schmidt, Rainer Seifert, Martin Müller, Manfred Liebig,
Wolfgang Beck und Walter Leichtweiß sowie Karl-Heinz Nuffer als
zweitem Torhüter trat der Rüsselsheimer RK in seiner gewohnten
Besetzung an. |
Es folgt
Ende Januar die Süddeutsche Hallenhockey-Meisterschaft in Bruchsal
und hier kann der RRK, der sich von Spiel zu Spiel steigern kann, die hochgespannten Erwartungen der Anhänger
vollauf befriedigen. Nach Siegen über Bad Kreuznach, SSV Ulm, HG Nürnberg
und HC Heidelberg steht der RRK im Endspiel gegen die TG Frankenthal.
Die Presse schreibt:
Nachklänge von den Hallenhockey-Titelkämpfen in Bruchsal
Rüsselsheimer RK – ein Vorbild an Harmonie, Fritz Schmidt und
seine unheimliche Waffe
Jetzt soll die Hochform bis zum 5. März konserviert werden –
Peter Kraus in dieser Form Deutschlands Torhüter Nr. 1 – Sekt
und Jubelgesang
Im Endspiel der 8. Süddeutschen
Hallenhockeymeisterschaften standen sich mit dem
Titelverteidiger TG Frankenthal und dem Rüsselsheimer RK die
Vorjahresfinalisten wieder gegenüber.
Nach
vier Minuten gingen dann die Frankenthaler überraschend in
Führung. Trump und Sutter überspielten mit einem gekonnten
Doppelpass die RRK-Abwehr. Zwar konnte Peter Kraus den Schuss
parieren, doch es war kein Rüsselsheimer zur Stelle, um den Ball
aus der Gefahrenzone zu befördern. Sutter nahm den Abpraller
auf, und es hieß 1:0 für die Pfälzer. Im Gegenzug erzielten die
Rüsselsheimer ihre zweite kurze Ecke, gegen die Bastian diesmal
machtlos war. Dieser Ausgleichstreffer von Fritz Schmidt gab den
Rüsselsheimern mächtigen Auftrieb, und es sah ganz danach aus,
als sollten die Rüsselsheimer dieses Endspiel schon in der
ersten Halbzeit entscheiden. Zwei weitere Tore von Fritz Schmidt
ergaben bis zur 15. Minute eine 3:1-Führung des RRK, der zu
diesem Zeitpunkt wesentlich höher führen konnte. Doch
Rüsselsheims Stürmer zeigten Nerven beim Ausnützen der
Torchancen, und als die Abwehr etwas leichtsinnig wurde, konnten
die Frankenthaler durch Trump und Schumacher nochmals zu 3:3
ausgleichen. Die letzte Spielminute vor der Halbzeit zeigte dann
den rund 1.000 Zuschauern in der vollbesetzten Bruchsaler
Sporthalle, wie rasant Hallenhockey sein kann. Zunächst nahm
Martin Müller einen langen Pass von Fritz Schmidt auf, umspielte
noch einen Gegner und schoss aus spitzem Winkel flach und
platziert zum 4:3 ein.
Hessenmeisterschaft
und dann auch Süddeutsche Meisterschaft im Hallenhockey 1971 für den RRK (hinten: Abteilungsleiter
Hans Eisen, Frieder Fleck, Martin Müller, Walter Leichtweiß,
Manfred Liebig, Coach Josef Schnur, RRK-Vorsitzender Heinz
Vorfalt; vorn: Fritz Schmidt, Wolfgang Beck, Peter Kraus,
Karl-Heinz Nuffer, Rainer Seifert) |
Auch nach dein Wechsel behielten die
Rüsselsheimer deutlich die Oberhand. Ihre Überlegenheit drückte
sich in einer ganzen Reihe von Strafecken aus. Zwei dieser Ecken
verwandelte Fritz Schmidt zu einem beruhigenden 6:3-Vorsprung.
In den Schlussminuten versuchten die Rüsselsheimer, diesen
Vorsprung Über die. Zeit zu bringen. Lediglich Peter Trump
konnte seinen Nationalmannschafts-Kameraden Peter Kraus bei einer
Strafecke einmal bezwingen, und bei einer weiteren Ecke rettete
Wolfgang Beck auf der Torlinie.
Für die Statistik sei erwähnt, dass die
Rüsselsheimer in fünf Spielen 31 Tore erzielten. Erfolgreichster
Schütze war Fritz Schmidt, der eindrucksvollste Spieler dieser
süddeutschen Meisterschaft, mit 14 Toren vor Martin Müller mit
sechs Zählern. Die restlichen Treffer besorgten Fleck (3),
Seifert, Beck und Leichtweiß (je 2), sowie Liebig und Schneider.
Zwei Siebenmeter erhielt der RRK zugesprochen, von denen Rainer
Seifert allerdings nur einen verwandeln konnte.
Bestens vorgesorgt hatten
Abteilungsleiter Hans Eisen und Seppl Schnur. In einem
Bruchsaler Hotel hatten sie am Sonntag drei Zimmer gemietet, in
denen sich die Spieler zwischen den Begegnungen ausruhen
konnten.
Vor dem Finale baten Kameraleute des
Fernsehens die Rüsselsheimer aus Kontrastgründen auf ihre roten
Trikots zu verzichten. Da die Hockeyspieler in dieser Beziehung
etwas abergläubig sind, wurde innerhalb der Mannschaft
abgestimmt. Drei stimmten für rote Trikots, drei für blaue. Für
die Entscheidung sorgte dann Walter Leichtweiß. Mit der
Bemerkung, "In diesem Hemd wurde ich vor sieben Jahren
süddeutscher Meister", streifte er sich das blaue Trikot über.
Bereits zum dritten Mal gewann
Karl-Heinz Nuffer, der zweite Torhüter des RRK, die Süddeutsche
Hallenhockey-Meisterschaft. 1964 und 1971 mit dem RRK und 1968
errang er den Titel im Tor des SC Frankfurt 1880.
Nach dem Endspielsieg herrschte
natürlich großer Jubel in der Rüsselsheimer Kabine. Sektflaschen
machten die Runde und auch das Lied von dem Verein, der nicht
untergehen wird, feierte fröhliche Urständ.
Schillerndste Spielerpersönlichkeit
des neuen Süddeutschen Meisters: Fritz Schmidt. Obwohl der
Bäckermeister in der Nacht vor dem Turnier noch seinem Beruf
nachging und deshalb am ersten Tag nicht seine Bestform
erreichen konnte, war er in der Übersicht, in der Fähigkeit, aus
einem abgewehrten Angriff blitzschnell einen eigenen Vorstoß zu
konstruieren, der "König" von Bruchsal. Zudem hat sich die
Schwäche des Rüsselsheimer Spiels, die mangelnde Konzentration
beim Verwandeln von Strafecken zu einem Trumpf ersten Ranges
entwickelt. Beim Endspiel-Sieg der Rüsselsheimer verwandelte
Fritz Schmidt allein fünf der sechs kurzen Ecken zu Treffern, im
Vorrundenspiel gegen Ulm sogar vier von vier Möglichkeiten.
Peter Kraus, der zweite Rüsselsheimer A-Nationalspieler, hat
derzeit selbst von Rott nichts zu fürchten, denn in dieser Form
kann der Bundestrainer einfach nicht an ihm vorbeigehen.
Abteilungsleiter Hans Eisen: "Peter Kraus im Tor – das ist schon
die halbe Miete."
Jetzt gilt es, die gute Form bis zu
den deutschen Titelkämpfen am 5. und 6. März in Hamburg zu
konservieren. Deshalb wollen Rüsselsheimer, deren Harmonie
auffällig gegen die individuelle Unbestimmtheit des SC Frankfurt
1880 absticht, noch einige Turniere besuchen, darunter schon am
Wochenende eines mit der westdeutschen Elite in
Bergisch-Gladbach. Nach der Absage des Weltturniers in Lahore
können die Rüsselsheimer nachmelden, und das tun sie auch.
"Wir fürchten keinen", sagt Hans
Eisen im Hinblick auf die Titelkämpfe in Hamburg, bei denen die
Rüsselsheimer in ihrer Gruppe auf Rot-Weiss Köln (West II), DHC
Hannover (Nord II) und den Titelverteidiger Berliner HC (Berlin
l) treffen. In der anderen Gruppe spielen: Gladbacher THC (West
I), Klipper Hamburg (Nord I), TG Frankenthal (Süd II) und HC
Heidelberg (Süd III). Die Heidelberger erkämpften sich die
Fahrkarte in Bruchsal mit einem 6:4 gegen den HC Ludwigsburg.
|
Damit ist
der RRK für die Deutsche Hallenhockey-Meisterschaft am 5. und
6. März
1971 in Hamburg qualifiziert und wird von vielen Experten mit zu den
Favoriten dieser Meisterschaft gestempelt. Doch in der Alsterdorfer Sporthalle läuft es nicht wie erwartet. Nach
einer knapp gewählten Anreise sowie einer größeren Zugverspätung muss der RRK nach der Ankunft sofort auf das
Spielfeld, ohne sich einspielen zu können. Das geht natürlich schief und
der RRK verliert gegen Rot-Weiss Köln 7:9. Nun will man es gegen den
Berliner HC mit aller Macht schaffen, doch es folgt auch hier eine
6:7-Niederlage und aus ist der Traum. Der folgende 8:4-Sieg über den DHC Hannover
berechtigt nur noch zum Spiel um den 5. Platz gegen Klipper
Hamburg, das schließlich 8:8 endet.
Bereits eine
Woche später startet die Mannschaft zu einer 15-tägigen Traumreise
nach Kenia in den afrikanischen Spätsommer, einmal um sich von
der anstrengenden Hallensaison zu erholen, zum anderen um sich auf die
Rückrunde der Feldhockey-Bundesliga vorzubereiten. Die Rüsselsheimer
Expedition umfasst 25 Teilnehmer. Neben dem kompletten
Bundesliga-Aufgebot sind auch Hans "Hennes" Hermann aus der
Meistermannschaft 1968 sowie die RRK-Hockeyleitung dabei, außerdem ein
Journalist sowie ein Reporter und ein Kameramann des Hessischen
Fernsehens. In der 1. Woche
werden vier Spiele im 1.700 m hoch gelegenen Nairobi ausgetragen, anschließend folgt eine Woche Erholung am
Indischen Ozean. Das "Rüsselsheimer Echo" schreibt nach der Reise:
14-tägige Traumreise der Herrenmannschaft
des RRK nach Kenia (hinten: Wolfram Jirzik, Bodo Schäfer, Wolfgang
Schneider, Walter Leichtweiß, Martin Müller, Fritz Schmidt, Rainer
Seifert, Frieder Fleck, Schiedsrichter; vorn: Wolfgang Beck, Peter
Kraus, Manfred Liebig) |
RRK-Hockey
übertraf Erwartungen
Zufriedenstellende Bilanz nach
der Ostafrikareise
Die
Hockeymannschaft des Rüsselsheimer RK wird heute von ihrer
15-tägigen Ostafrikareise auf dem Rhein-Main-Flughafen
zurückerwartet. In Nairobi, der Hauptstadt von Kenia, wurden in
der ersten Woche vier Spiele bestritten, wobei die Rüsselsheimer
dreimal siegreich blieben und das letzte gegen eine Auswahl mit
einem Unentschieden beendeten.
Nach dem
ersten Spiel bezweifelten die Rüsselsheimer selbst, ob sie die
Erwartungen der Gastgeber erfüllen können, doch abschließend
lässt sich sagen, dass sie gar noch übertroffen wurden. Gewiss,
im ersten Spiel gegen die Vereinsmannschaft des Waranchi HC, sah
der RRK beim 2:1 nicht besonders gut aus. Die große Hitze und
die Höhenlage (1.700 m) machte sich doch stärker bemerkbar als
angenommen. Dazu kam, dass die Mannschaft erst in der Nacht
zuvor eintraf und seit vier Monaten kein Feldhockey mehr
absolvierte. So war es auch kein Wunder, dass schon in der
Halbzeit vier Spieler ausgewechselt werden mussten.
Dass
zwei Tage später gegen den Impala-Club nur mit 3:2 gewonnen
wurde, war ein "Verdienst" der beiden indischen Schiedsrichter,
die dem RRK serienweise Strafecken und zwei Siebenmeter
verweigerten. Aus diesem Grund bestanden die Rüsselsheimer
darauf, gegen die Stadtauswahl von Nairobi selbst den
Schiedsrichter zu stellen. Dies wurde auch akzeptiert, doch
dafür durften die Rüsselsheimer nicht auswechseln. Fritz
Schneider als Schiedsrichter zeigte den Gastgebern, was unter
einem Unparteiischen zu verstehen ist. Den 1:0-Erfolg hatte der
RRK vor allem Torwart Peter Kraus zu verdanken, der mit
zahlreichen Paraden einen Gegentreffer verhinderte.
Dieser
knappe Sieg gab dann aber den nötigen Auftrieb zum letzten
Treffen gegen die Liga-Auswahl, die mit acht Nationalspielern
antrat. Zu diesem Treffen war auch der Sportminister von Kenia
erschienen, dem die Rüsselsheimer vorgestellt wurden. Auch der
deutsche Botschafter Ruhfuss weilte zusammen mit Botschaftsrat
Dr. Haas dem Treffen bei. Zweimal ging die Auswahl in Führung,
doch Beck und Müller erzielten jeweils den Ausgleich und kurz
vor Schluss hatte Seifert die gesamt Abwehr ausgespielt, seine
harte Flanke lenkte Schneider knapp am Tor vorbei.
Trotz
dieser Erfolge wurden die Rüsselsheimer in der letzten Woche,
als sie zur Erholung am Indischen Ozean weilten, nicht
übermütig. Zwar wurde die Enttäuschung über das schwache
Abschneiden bei den Deutschen Hallenmeisterschaften überwunden,
der Mannschaft ist aber auch klar, dass ihr in der am kommenden
Sonntag beginnenden Rückrunde der Bundesliga nichts geschenkt
wird. Auch während der Urlaubswoche setzte Mannschaftskapitän
Fritz Schmidt an jedem Morgen eine Stunde Training an. |
Sofort nach
der Rückkehr fordert die Bundesliga die Mannschaft wieder voll. Der
RRK will seine Spitzenposition verteidigen, um am 20. Juni 1971 zum
zweiten Mal das Hockey-Endspiel in Rüsselsheim am Sommerdamm austragen
zu können. Es
folgt Sieg auf Sieg und nach
einem hart erkämpften 2:1 in der "Höhle des Löwen", beim Deutschen
Meister des Jahres 1970, dem SC Frankfurt 1880, ist der RRK praktisch für das
Hockey-Endspiel am 20. Juni am Sommerdamm qualifiziert.
Während die
Hockey-Abteilungsleitung mit den organisatorischen Vorbereitungen
vollauf beschäftigt ist, bereitet sich die Mannschaft unter Coach
"Seppel" Schnur und Spielertrainer "Schimmi"
Schmidt, dem mittlerweile 68-fachen Nationalspieler, in aller Ruhe auf
den großen Tag vor. Als Endspielgegner setzt sich in der
Nord-Bundesliga Rot-Weiss Köln durch. Und dann ist es endlich soweit.
Bei strömendem Regen vor etwa 3.000 Zuschauern wird der RRK in einem
packenden Hockeyfinale durch einen 1:0-Sieg zum zweiten Mal in der
Klubgeschichte Deutscher Feldhockeymeister. Während der RRK
vor der Halbzeit die klar dominierende Mannschaft ist (1:0 durch
Liebig in der 12. Minute), kommen die Rheinländer in der zweiten Spielhälfte
stärker auf, laufen sich jedoch immer wieder an der stabilen
Deckungsreihe des RRK fest. Aus der Hand des DHB-Präsidenten Dr. Adolf Kulzinger erhält Fritz Schmidt den von Olympiasieger Pakistan
gestifteten Pokal überreicht. Karl Ulrich Schließmann schreibt im "Rüsselsheimer
Echo":
Seite aus dem
"Goldenen Buch des RVR" anlässlich der
Akademischen Feier zum Gewinn der zweiten
Deutschen Feldhockey-Meisterschaft durch die RRK-Herren im
Jahr 1971 |
Taktik und Verbissenheit waren
die Merkmale
Rüsselsheimer RK ein würdiger
Meister – Fairness nicht an allen Ecken
Als sich Fritz Schmidt und seine
Mannschaftskameraden für die Kamera in Pose setzen – in der
Mitte der große hässliche Pott als Trophäe des Sieges –, waren die Anstrengungen siebzig langer Minuten vergessen.
Sie hatten das Lachen des Siegers im Gesicht, derweil die Besiegten
abseits standen und mit dem Schicksal haderten.
Nur der Sieg
zählt. Diese Maxime des Leistungssports fand hier ihre eindringliche
Bestätigung. Die einen umjubelt, gefeiert, die anderen geschlagen,
vergessen. Es wäre beschämend gewesen, hätte nicht wenigstens Bürgermeister
Dr. Storsberg noch im nachhinein ein Lob für die sportliche Leistung
der Kölner gefunden. Denn wer mag schon ermessen, ob nicht ein
Quäntchen mehr Glück dazu beitrug, dem Rüsselsheimer RK zum Sieg zu
verhelfen.
Ein einziges Tor –
gewiss schwer erkämpft – war das Maß aller Dinge dieses 29.
Endspiels. Dieses einzige Tor wird die Elle sein, mit der der Meister
gemessen wird, zwölf Monate lang, bis dass vielleicht erneut ein
einziger Treffer in siebzig Minuten darüber entscheidet, wer im
Rampenlicht steht und wer im Schatten. Im Olymp des Sports ist stets
nur Platz für einen – für den Sieger.
Dieses
Ringen um den Sieg war nicht bestimmt durch Schönheit. Hierfür war
der Preis zu hoch. Taktik und Verbissenheit kennzeichneten das Spiel,
und den Rüsselsheimer Anhängern mag sehr wohl bewusst gewesen sein,
dass der RRK va banque spielte – und Glück hatte. Denn wenn auch die
Kölner in der ersten Halbzeit nicht gerade eine überzeugende
Leistung boten, in der zweiten Halbzeit waren sie oftmals brandgefährlich
und dem Ausgleich sehr nahe.
Die Spannung
des Spiels war derart hoch, dass die Zuschauer erst begriffen,
als die Schläger der Rüsselsheimer Spieler durch die Luft
wirbelten. Salti mortale der Freude, wohl aber auch der
Erleichterung. Der Regen hatte ohnehin Begeisterung gedämpft.
Ein Dach von tausend Schirmen umspannte das Spielfeld, und der
Rasen des Platzes trug hässliche braune Narben als Spuren des
Kampfes. Nur vereinzelt belebten Sprechchöre die Szene. Der
Fairness auf dem Rasen stand die Unfairness der Zuschauer
gegenüber. Als 1968 der RRK zum ersten Mal
– damals gegen Schwarz-Weiß Köln – die
Meisterschaft holte, war man großzügiger, konnte es sein, weil
die Rüsselsheimer stets Herr der Lage waren. Gestern aber, als
das Spiel trotz der frühen Führung auf des Messers Schneide
stand, wurden die Kölner bei jedem Eckball ausgebuht. Und dieses
Schmähen zeigte Wirkung, denn so mancher Schlag verfehlte weit
die Richtung. Dies schmälert letztlich nicht die große Leistung
aller Rüsselsheimer Spieler, soll aber auch der Fairness wegen
nicht unerwähnt bleiben. Der RRK ist gewiss ein würdiger
Meister. Er hat eine eindrucksvolle Serie von Bundesligaspielen
mit dem Gewinn der Meisterschaft gekrönt. Bei den
Hallenmeisterschaften hatte man die Rüsselsheimer noch verhöhnt,
als sie sang- und klanglos untergingen, wo sie als Favoriten
galten. Jetzt huldigt man dem Meister Rüsselsheimer RK. |
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"Wir
haben den Pott!!"
Aus der
Hand des DHB-Präsidenten Dr. Adolf Kulzinger erhält der
Deutsche Feldhockey-Meister 1971 erstmals den vom
Hockey-Olympiasieger des Jahres 1968 Pakistan gestifteten
Pokal überreicht.
Nach einem 1:0-Sieg über Rot-Weiss
Köln ist der RRK Deutscher Meister im Feldhockey 1971
(hinten: Wolfgang Schneider, Roland Segner, Manfred Liebig,
Walter Leichtweiß, Wolfgang Beck, Karl-Heinz Nuffer, Rainer
Seifert, Masseur Karl-Heinz Bog, Frieder Fleck, Fritz Schmidt,
Coach Josef Schnur; vorn: Peter Kraus, Bodo Schäfer, Martin
Müller, Helmut Köhler; es fehlen: Tomas Blivier, Wolfram
Jirzik) |
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Der
sportlichen Großtat folgt die gesellige, die Meisterschaftsfeier im RRK-Bootshaus. Unter den Gästen Hessens Ministerpräsident Albert
Osswald, Landrat Willi Blodt, Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg,
DHB-Präsident Dr. Adolf Kulzinger, IOC-Mitglied und RRK-Ehrenmitglied
Dr. Georg von Opel, HHV-Vorsitzender Jürg Schaefer,
Helmut Meyer vom DSB, MdB Otto Zink, MdL Martin Schlappner und viele
mehr.
Im Gegensatz
zur Hockeyabteilung arbeitet die Ruderabteilung mehr im Stillen
und in der Breite. Beim Anrudern
am 2. Mai 1971 können vier neue Boote ihrer Bestimmung übergeben werden,
drei davon gehören dem Schulsportzentrum, eines dem RRK.
RRK-Vorsitzender Heinz Vorfalt kann bei der angesetzten Feierstunde
zahlreiche Ehrengäste begrüßen, unter ihnen Bürgermeister Dr.
Karl-Heinz Storsberg und den Bürgermeister von Evreux, Augustin
Azemia. Nachdem Augustin Azemia den RRK-Doppelzweier auf den Namen "Evreux"
getauft hat, folgt die Taufe der Schulboote; ein Rennvierer erhält
den Namen "Gerhart Hauptmann", ein Gigvierer den
Namen "Max Planck" und ein Gigzweier den Namen "Friedrich
Ebert". Wir zitieren die "Main-Spitze":
Bürgermeister Augustin
AzemiaTaufpate
Denkwürdiges Ereignis
im Rudersport
Schulsportzentrum erhielt drei neue
Boote – Neuer RRK-Zweier auf den Namen "Evreux" getauft
Gegen 11
Uhr am Sonntagmorgen war es endlich soweit: die Jugendruderer des
RRK konnten vier neue, gerade getaufte Boote nach einem kräftigen
"Hipphipphurra" zum diesjährigen Anrudern zu Wasser lassen. Drei
von ihnen werden dem Schulsportzentrum für Ausbildungszwecke zur
Verfügung stehen, eines der neuen Boote geht in den Besitz des RRK
über.
Beim RRK-Anrudern
1971 tauft Evreux Bürgermeister Augustin Azemia einen neuen
Renn-Doppelzweier des RRK auf den Namen seiner Stadt |
Gegen 10
Uhr hatten sich geladene Gäste und Freunde des Rudersports auf der
Bootshauswiese eingefunden, um an der kleinen Feierstunde, die zu
einem denkwürdigen Ereignis des Rüsselsheimer Rudersports wurde,
teilzunehmen. RRK-Präsident Heinz Vorfalt sprach die begrüßenden
Worte und betonte dabei, dass der Beginn vor einem Jahr, ein
C-Vierer wurde für das Schulsportzentrum aus Mitteln einer
Spendenaktion der Mitglieder erworben, zu einer Bewegung mit
breiter Resonanz eingeleitet habe.
"Das war
das Startzeichen für das Schulrudern", stellte der Redner erfreut
fest, "dem jetzt 37 Schüler nachgehen können." Der Präsident
dankte vor allem den Männern des Kultusministeriums, die in
bürokratischer Weise dem Vorhaben entgegenkamen und die Mittel zur
Anschaffung, immerhin rund 22.000 Mark, zur Verfügung stellten.
Eine
Herzensangelegenheit des Präsidenten, das Wanderrudern, "eröffne
dem Menschen ganz neue Perspektiven beim Kennenlernen der Heimat".
"Rudern ist eine der Sportarten, die geeignet ist, den jungen
Menschen in die Gemeinschaft zu führen. Dort muss er sich
unbewusst freiwillig einordnen", führte der Redner weiter aus.
Bürgermeister Azemia aus der Partnerstadt Evreux, der zu Gast in
Rüsselsheim weilte, ergriff dann als erster den großen Sektkelch
und taufte das Boot des RRK auf den Namen "Evreux". Gerade als man
ihm den Pokal aus der Hand nehmen wollte, wehrte er gelassen mit
einem "Langsam, langsam" ab und nahm selbst einen kräftigen
Schluck, zum Vergnügen aller Anwesenden.
Oberstudiendirektor Werner Keil von der Kantschule würdigte
ebenfalls die Verdienste des Kultusministeriums und fügte
humorvoll hinzu, dass seine Arbeit des rechten Verwaltens der
neuen Boote mindestens ebenso wichtig sei. Er übergab nacheinander
Oberstudiendirektor Dr. Dr. Matthias und den Rektoren Höche und
Betz den Pokal zur Taufe auf die Namen der Planck- und
Ebertschule. Das mit tiefroten Nelken geschmückte Boot "Friedrich
Ebert" veranlasste Direktor Matthias zu der Bemerkung, als man ihm
das zu taufende Boot zeigen wollte: "Eigentlich nicht zu
übersehen, bei der Farbe!" Er sagte ferner: "Mag dieses Boot im
Frieden für eine freie deutsche Jugend im Sinne des ersten
Reichspräsidenten der Weimarer Republik zu Wasser gehen!"
Bei
herrlichem Sonnenschein wurden dann die vier Boote nacheinander
zum Anrudern ins Wasser gebracht. Oberstudiendirektor Matthias
ließ es sich nicht nehmen, auf der Jungfernfahrt des
Friedrich-Ebert-Vierers als Steuermann zu fungieren. Mainaufwärts
ging's zur ersten Fahrt in die neue Saison. |
RRK-Jugendruderer im Oktober 1971 mit
zwei Ruderbooten auf dem Neckar unterwegs (hinten: Thomas Sperber,
Heinz Nold, Michael Seipp, Karl-Heinz Schwarzer, Ulrich Steinfurth,
Manfred Gerlach, Thomas Leichtfuß; vorn: Michael Walther, Bernd
Weiser) |
Beim Stadtstaffeltag
des Stadtverbandes für Leibesübungen können die RRK-Ruderer
überzeugen. Eine Mannschaft besteht aus neun Läufern, die eine Strecke
von 3,2 km – unterteilt in 4 mal 200 m, 4 mal 400 m sowie 1 mal 800 m
– zurückzulegen haben. Vom Start, dem Parkplatz gegenüber der
Parkschule, führt die Rennstrecke durch die Taunusstraße,
Grabenstraße, Stettiner Straße, Ahornallee, den Ostpark,
Feuerbachstraße zum Ziel, der Albrecht-Dürer-Schule. Zunächst sind die
Jugendlichen an der Reihe, und hier erreicht der SC Opel als Erster
die Ziellinie, gefolgt vom RRK, dem TV Haßloch, dem TV Königstädten,
der TG und schließlich der TuS. Im Lauf der Aktiven sind es nicht, wie
vielleicht erwartet, die Leichtathleten die ihre Konkurrenz aus
artfremden Sportdisziplinen beherrschen. Ab der 7. Wendemarke
demonstrieren die RRK-Ruderer ihre Qualitäten auf dem Lande. Dietmar
Klausen kann sich auf seinem 400-Meter-Abschnitt von der Konkurrenz
absetzen und den entscheidenden Vorsprung herausholen, den dann Heinz
Peter Walter bis ins Ziel verteidigt. Auf den Plätzen landen der TV
Königstädten, der Schwimm-Club, die TuS, der Judo-Club und die Undine.
Die siegreiche Mannschaft des RRK startet mit
Wolfgang Vorfalt, Lutz Dörsam, Ralf Wachtarz, Ulrich Steinfurth, Klaus
Schmidt, Werner Laut, Helmut Schumacher, Dietmar Klausen und
Heinz Peter Walter.
Mit den
Rennmannschaften, die Ulrich Vorfalt trainiert, werden die Regatten in
Gelsenkirchen, Flörsheim, Wesel, Hamburg, Hanau, Eberbach, Kassel, Mühlheim,
Kitzingen und Schierstein besucht. Außerdem erfolgen
neun Starts beim Städtevergleichskampf mit
Aschaffenburg, von denen der RRK allerdings nur zwei siegreich beenden
kann. Bei 33 Starts können sieben Siege und acht zweite
Plätze erkämpft werden. Erfolgreichste Ruderer des Jahres sind mit
drei Siegen der jugendliche Einerfahrer Kurt Hofferberth sowie der
Jugendvierer mit Guido Petri, Heinz Nold, Klaus Kraft,
Manfred Gerlach
und Stm. Reinhold Richter.
Bei der die
Regattasaison beendenden internen Regatta des Abruderns kann mit Harald Ruppert
erstmals einer der jüngeren Ruderer Klubmeister im Einer
werden, da er den sechsmaligen Klubmeister Wilfried Hoffmann in die
Schranken weisen kann.
Im Oktober geht
Trainer Ulrich Vorfalt mit 9 Jugendruderern −
Manfred Gerlach, Heinz Nold, Karl-Heinz
Schwarzer, Michael Seipp, Thomas Sperber, Ulrich Steinfurth, Michael
Walther, Bernd Weiser und Thomas Leichtfuß
− auf eine zweitägige Ruderwanderfahrt. Man hat sich den Neckar
ausgewählt und rudert mit zwei Klinkervierern an den beiden Tagen
insgesamt 76 km von Bad Wimpfen nach Heidelberg.
Großes Hallo
im Bootshaus: Der RRK feiert sein nun schon traditionelles
Bayerisches Bierfest. Nach dem Zwei-Längen-Achtersieg am Nachmittag
über die Ruderfreunde vom Ruderklub am Baldeneysee Essen stemmen die
Ruderer des RRK mit ihren Frauen ein Bier und tanzen anschließend
bis in den frühen Morgen (hinten: Wilfried Hoffmann, Rudolf Müller,
Werner Alt, Reinhard Kober, Lutz Dörsam, Klaus Hartmann, Ulrich
Vorfalt, Dr. Rainer Kobel (etwas verdeckt); vorn: Margarete Kober,
Elvira Müller, Ursula Alt, Renate Dörsam, Maria Hartmann, Birgit
Hoffmann, Christiane Vorfalt, Frau Kobel) |
Am Ende des Jahres haben
108 Ruderer 1.450 Fahrten auf dem Wasser unternommen und erreichen
dabei etwa 12.000 Bootskilometer. Die "fleißigsten" Ruderer sind
Guido Petri mit 1.279 km vor Manfred Gerlach mit 1.247 km und Kurt
Hofferberth mit 1.086 km.
Das "Bayerische Bierfest" der Ruderer ist wieder ein
voller Erfolg, nachdem am Nachmittag der RRK-Achter die Essener
Freunde klar distanziert hat. Knüller des Festes ist die
"amerikanische" Versteigerung eines Klaviers.
Ende November treffen sich die Mitglieder Ruderabteilung zu ihrer
Hauptversammlung. Erfreulich ist die Entwicklung des Schülerruderns im
RRK, von dem belebende Impulse ausgehen. Für den nicht mehr zur
Verfügung stehenden Wilfried Hoffmann wird Günter Schmitt zum neuen Abteilungsleiter gewählt. Sein Stellvertreter
wird erneut der Protektor Schülerrudern Hans-Karl Gerbig, Kassenwart
wird wieder Klaus Hartmann. Als Trainer für 1972 sind Dr. Rainer Kobel
(Aktive) und Ulrich Vorfalt (Jugend) vorgesehen.
Bei der
Sportlerehrung der Stadt Rüsselsheim erhalten die Hockeymeister
den "Silbernen Lorbeerzweig"; Hans Eisen wird
für sein ehrenamtliches Engagement im RRK mit dem Ehrenbrief der Stadt
Rüsselsheim ausgezeichnet. Der Stadtverband für Leibesübungen kürt die
Hockeymannschaft zur "Mannschaft
des Jahres 1971" in Rüsselsheim.
Kurz vor Weihnachten
werden
Peter Kraus und
Fritz
Schmidt gemeinsam mit der deutschen
Hockey-Nationalmannschaft von Staatssekretär Wolfram Dorn im Bonner
Hotel "Tulpenhof" mit dem "Silbernen Lorbeerblatt", der höchsten
Sportauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, ausgezeichnet. Damit werden die
Siege bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft in Bombay sowie der
Europameisterschaft in Brüssel im Jahr 1970 gewürdigt.
Am 14.
August 1971 stirbt nach einem Herzversagen im Alter von 59 Jahren das Ehrenmitglied des RRK, Dr. Georg von Opel (in
Freundeskreisen "Schorsch" oder "de Ungel"
genannt), der mit 117 Rudersiegen, darunter sieben Deutsche
Meisterschaften, erfolgreichste Ruderer in der Geschichte des RRK,
weiterhin langjähriger 1. Vorsitzender des Rudervereins Rüsselsheim
und später des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08. Damit verliert der RRK
einen großen Förderer des Sports.
"Bild" berichtet zum Tod von Georg von
Opel |
Todesanzeige "Georg von Opel" |
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