Auch im 40. Vereinsjahr, an dessen
Ende der Mitgliederstand 376 beträgt, ist das RRK-Klubhaus
noch immer von den Besatzungstruppen beschlagnahmt. Die RRK-Ruderer
trainieren wie schon im Vorjahr gemeinsam mit den Ruderern des
Flörsheimer RV vom Flörsheimer Bootshaus aus. Auf den Regatten sollen
die erfolgreichen Mannschaften des Jahres 1947 wieder als
Renngemeinschaft RRK/FRV starten.
Die Ehrung der Sieger des Jahres 1947 wird am 31. Januar
1948 im Hotel "Rüsselsheimer Hof" abgehalten.
Bürgermeister Ludwig Dörfler nimmt in liebenswürdiger Weise
die Ehrung der
Deutschen Meister vor,
wobei jeder Meisterruderer und Trainer Fritz Brumme eine
Ehrentafel erhalten. Der RRK-Vorsitzende, Joseph Grass,
verleiht den Deutschen Meistern Hanswalter Messer, Edgar Thielmann,
Philipp Roth, Peter Messerschmitt, Kurt Gechter,
Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Adam Stieglitz,
Georg Schneider, Georg Boller und Erich Kohl die Silberne Verdienstnadel
sowie Georg von Opel und Fritz
Brumme die Goldene Verdienstnadel
für besondere Leistungen.
RRK-Kappensitzung
1948 mit Oscar Schlieben, Friedebert Armbruster und Ludwig Hill |
Bootstaufe des
Ruder-Lernschiffs "Arche Noah" beim Anrudern in Flörsheim 1948
(Georg von Opel, Erich Kohl, Georg Schneider, Karl Bauer, Adam
Stieglitz, Georg Boller, Horst Höhmann, Gerhard Ruppert, Helmut Radach) |
Mit dem Weiterbau der neuen RRK-Bootshalle unterhalb des
Bootshauses kann am
17. März 1948 begonnen werden. Die Holzdach-Konstruktion wird
am 6. April 1948 aufgesetzt. Bis Ende April können auch die
Ziegel aufgelegt werden, so dass die neue Halle
wenigstens vor den Witterungseinflüssen geschützt ist.
Nach und nach wird nun die Inneneinrichtung durchgeführt
und bis Ende des Jahres ist sogar eine Werkstatt
entstanden, in der anfallende Bootsreparaturen ausgeführt
werden können. Die beiden Leihboote des RC Nassovia
Höchst, der Gig-Doppelzweier "Carlchen" und
der Gig-Vierer "Main", werden aus den Festungsräumen
nach der neuen Bootshalle umgelagert. Für einen eigenen
Ruderbetrieb besteht jedoch noch immer keine Möglichkeit.
Das gemeinsame Anrudern der Renngemeinschafts-Ruderer von RRK und FRV
am 18. April in Flörsheim ist mit der Trainingsverpflichtung der
Rennruderer sowie der Taufe des Ruder-Lernschiffes verbunden. Als
Vertreter des Hessischen Ruderverbandes tauft Dr. Lingnau die
Zehn-Ruderer-Holzarche, die nach den Plänen von Fritz Brumme angefertigt
und von Georg von Opel gestiftet wurde, auf den Namen "Arche
Noah". Außer dem
Nachwuchs (Jungmannen und Jugend) verpflichten sich 20 Senioren, unter
diesen die vollständige Meisterbesetzung des Achters und des
Leichtgewichts-Vierers. Bei den Senioren trainiert Fritz Brumme
Besatzungen im Achter, Vierer-mit und -ohne, Zweier-ohne und Einer,
ferner einen 2. Seniorachter, den Leichtgewichts-Vierer und einen
Leichtgewichts-Achter. Beim Nachwuchs sind Vierer und Achter der
Jungmannklasse sowie Jugendvierer im Training, also insgesamt eine sehr
beachtliche Mannschaft.
Am 16. Mai 1948 findet wieder, wie im Vorjahr, eine Pfingstregatta
in Flörsheim statt, die von 25 Vereinen
beschickt ist. Etwa 6.000 Zuschauer sind Augenzeugen
dieser glänzend ausgerichteten Ruder-Wettkämpfe. Die Senioren der
Renngemeinschaft RRK/FRV siegen auf ihrer Hausstrecke in sechs Rennen,
im Einer (2), Zweier-ohne, Vierer-mit und -ohne sowie im Leichtgewichts-Achter.
|
|
Der
spätere Deutsche Meister 1948 im Achter, die Renngemeinschaft
Flörsheimer RV / Rüsselsheimer RK, bei der Offenbacher
Regatta (Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Adam
Stieglitz, Georg Schneider, Georg Boller, Georg von Opel,
Schlagmann Erich Kohl, Stm. Hanswalter Messer) |
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Vierzehn Tage später folgt die Regatta in Gießen mit fünf Siegen für die
Flörsheim/Rüsselsheimer, dann die Regatta auf dem Bertasee in Duisburg, wo
ebenfalls fünf Rennen gewonnen werden, darunter an beiden Tagen der
Erste Achter. Es folgen in den kommenden Wochen die Regatten in Mannheim
(1 Sieg), in Offenbach (3 Siege) und in Frankfurt (1 Sieg). Frankfurt
bringt die letzte große Kraftprobe vor dem Deutschen
Meisterschaftsrudern zwischen den beiden Meisterschaftsfavoriten im
Achter, der Frankfurter Rudergemeinschaft Germania-Verein 65 und den
Flörsheim/Rüsselsheimern, das die Frankfurter mit zwei Bootslängen klar
für sich entscheiden.
Nach 21 Rennsiegen in der Regattasaison folgt als Höhepunkt,
der Besuch der Deutschen Rudermeisterschaft
am 22. August 1948 in Duisburg-Wedau, zu deren Besuch, weil eine
Zonengrenze passiert wird, bei der Militärregierung
Pässe beantragt werden müssen. Die Trainingsleitung mit Fritz Brumme
an der Spitze meldet Mannschaften der Renngemeinschaft RRK/FRV beim Deutschen
Meisterschaftsrudern zu sechs Rennen – Hanswalter Messer, Edgar
Thielmann, Philipp Roth und Peter Messerschmitt zum Leichtgewichts-Vierer-ohne und mit
Steuermann Kurt Gechter zum
Leichtgewichts-Vierer-mit – Albert Gechter, Michael Schollmayer, Helmuth
Streck, Franz Weinmann, Kurt Bertram, Paul Messerschmidt, Werner
Messerschmidt, Georg Hofmann und Stm. Philipp Wagner zum
Leichtgewichts-Achter – den 20-jährigen Gerhard Ruppert und den
38-jährigen Willi Wenz zum Zweier-ohne – Adam Munk, Georg Boller, Georg
von Opel und Erich Kohl zum Vierer-ohne – Wilfried Seipp, Karl Bauer,
Adam Munk, Adam Stieglitz, Georg Schneider, Georg Boller, Georg von
Opel, Erich Kohl und Stm. Hanswalter Messer zum Achter.
Antrag auf
Ausstellung eines Passes zum Besuch der Meisterschaftsregatta in
Duisburg 1948 |
Genehmigung zum
Passieren der Zonengrenze beim Besuch der Meisterschaftsregatta in Duisburg
1948 |
Zehn Tage vor den Meisterschaftsrennen begeben sich die Mannschaften mit
einem Opel-Blitz nach Duisburg, bereits vorher werden die Boote auf
Georg von Opels Wohnschiff verpackt und im Schlepp über Main, Rhein und
Ruhr zum Bertasee in Duisburg-Wedau gebracht. Mit Ruhe und Training
bereiten sich die Flörsheimer und Rüsselsheimer Ruderer am Ort der
Meisterschaft auf die schweren Rennen vor. Lassen wir die "Westdeutsche
Allgemeine Zeitung" einen Vorbericht abgeben:
Ruderer brachten ihr
Wohnhaus mit
Georg von
Opels Hausboot auf der Ruhr – Neue Rennboot-Konstruktionen
In leuchtenden Farben angestrichen, mit
Liegestühlen auf dem Oberdeck, so schwimmt seit einigen Tagen
dicht neben der Schlossbrücke ein fremdes Boot auf unserem Fluss.
Selbst unsere Mülheimer, die aus alter Schifffahrtstradition alles
kennen, was einen Kiel unter seinen Planken trägt, stutzen, wenn
sie einen Blick auf die Ruhr werfen und das Hausboot abschätzend
betrachten. Nur für eine Woche liegt das Flörsheimer Schiff hier
vertaut, dann geht es wieder rheinaufwärts zum Main.
35 Flörsheimer und Rüsselsheimer
Rennruderer, die am 21./22. August auf der Meisterschaft an der
Wedau starten, brachten es mit sich. Es sollte ihnen, die im
"Ruhrstern" untergebracht sind, zum Tagesaufenthalt dienen. Dass
es diesen Dienst nur unvollkommen erfüllen kann, daran trägt die
alte Schleuse am Wasserbahnhof die Schuld. Reparaturbedürftig
sperrte sie der Weiterfahrt zum Kahlenberg den Weg, und so können
die Flörsheimer nicht die Bequemlichkeit In vollem Umfange
ausnutzen, wie man sich das vorher ausgerechnet hatte.
Ein alter Mülheimer Bekannter
Wir waren eine Viertelstunde an Bord dieses
geschmackvoll eingerichteten schwimmenden Hauses, das einem der
bekanntesten deutschen Sportsleute gehört. Georg von Opel, dessen
schnelle Fahrten im Außenborder vor rund zehn Jahren die Mülheimer
erfreuten, ist Eigentümer dieses Bootes, und er ließ es für seine
Sportskameraden von der Renngemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim zu
deren körperlicher Erholung nach anstrengenden Trainingsfahrten
auf dem Bertasee nach Mülheim schleppen.
Mit 36 Jahren noch Meisterschaftsanwärter
Der heute 36-jährige Sportsmann startet mit
im Meisterschafts-Achter, nachdem er darauf Verzicht leistete,
sich um die höchste Ehre, dem Kampf im Einer, zu bewerben. Dieser
Verzicht ist Georg von Opel sicher nicht leicht gefallen, denn er
bedeutete den Abschied von einer Bootsart, die ihm einst den
höchsten Triumph, den Sieg in den Diamond Skulls der
Henley-Regatta, eingebracht hat ("Nicht richtig, nur Halbfinale."
Die Redaktion). Von den vielen ausländischen Starts und Siegen
zeugt eine eigenartige Sammlung von Ruderblättern und
Rennbootspitzen, die, bunt beschriftet, eine kleine Weltschau
darstellen.
Gefährliche Fahrt durchs Binger Loch
Die Fahrt in dem Hausboot den Rhein hinab
sei recht böse gewesen, meinte der Verwalter des Opelschen
Hausbootes, Dreisbach. Mit seinem geringen Tiefgang und dem hohen
Aufbau wirkt es wie ein Segelprahm und lässt sich deshalb schlecht
steuern. Im Binger Loch legte sich das Boot quer zur Stromrichtung
und war am Mäuseturm kaum vom Ufer wegzubringen. Die gefährlichste
Stelle habe er aber auf dem Ruhrkanal angetroffen, erzählte
Dreisbach weiter. Dort lägen noch Brückentrümmer im Kanal, auf die
er um Haaresbreite hinter dem Schlepper liegend aufgerannt sei.
Tägliches Training im Rennboot
Opel benutzt sein Hausboot in Flörsheim nur
als Aufenthalt nach den Trainingsfahrten. Noch täglich steigt der,
nun fast Vierzigjährige ins Rennboot. Interessanterweise
konstruierte er für sein Skiff eine neue Bauart. Der Sitz liegt
fest, während die Dollen, die die Ruder (sprich Riemen) führen, in
einem Gleitlager ruhen. Dadurch soll das berüchtigte Abstoppen
beim Vorrollen des Sitzes vermieden werden. Übrigens hat Georg von
Opel seine Rennskiffs den übrigen Meisterschaftskandidaten
großzügig zur Verfügung gestellt. Sportsmann durch und durch
verkehrt er mit seinen Vereinskameraden, unter denen sich
Schlosser und Dreher befinden, genau so freundschaftlich wie mit
den Großindustriellen seiner Bekanntschaft. Dass die in den
letzten Jahren stark aufgekommene Renngemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim Opel unendlich viel verdankt, kann man sich
vorstellen. |
Die Vorrennen, die am Tag vor den Endläufen gefahren werden, betreffen
nur den Achter, zu dem acht Boote gemeldet haben. Wem Vorlaufzeiten
etwas bedeuten, der kann sich hier schon den Sieger aussuchen:
Rüsselsheim 6:12,0 min, Frankfurt 6:14,0 min, Benrath 6:14,2 min, Bochum
6:15,0 min, Lübeck 6:22,0 min, Bremen 6:24,0 min. Mülheim/Ruhr scheidet
aus, Mühlheim/Main meldet ab.
Der Deutsche Meister 1948 im "Vierer-ohne" bei den
Startvorbereitungen zum Meisterschaftsrennen
(Adam Munk, Georg Boller, Georg von Opel, Schlagmann Erich Kohl) |
|
Deutscher
Meister im "Vierer-ohne" 1948: Schlagmann Erich Kohl, Georg Boller,
Georg von Opel, Adam Munk und Trainer Fritz Brumme |
Dann ist der Tag der Entscheidungen gekommen. Nach dem Sieg der
Mannheimer Baden im Vierer-mit folgt das erste Rennen mit RRK/FRV-Beteiligung,
der "Leichtgewichts-Vierer ohne Stm." Die Flörsheimer Hanswalter Messer und
Peter Messerschmitt sowie die Rüsselsheimer Edgar Thielmann und Philipp
Roth siegen in 7:29,9 min mit anderthalb Sekunden vor dem
Vorjahressieger RV Gelsenkirchen, das ist die Deutsche Meisterschaft.
Dann müssen Adam Munk, Georg Boller, Georg von Opel und Erich Kohl im Vierer-ohne an den
Start. Es gibt einen harten Kampf auf der Strecke zwischen den als
Favorit gehandelten Meistern im Vierer-mit, der Mannheimer RG Baden, und
der Renngemeinschaft RRK/FRV. Doch am Ende können die Mannheimer nicht folgen, die
Untermainer siegen sicher in 7:06,6 min vor Mannheim in 7:11,7 min,
abgeschlagen die Lübecker RG und der RV Gelsenkirchen. Das ist die
zweite Deutsche Meisterschaft für Flörsheim/Rüsselsheim. Sollte
das so weitergehen?
Nein, es wird so nicht weitergehen. Die Meister im Leichtgewichts-Vierer-ohne wollen sich auch im
Leichtgewichts-Vierer-mit
beweisen, doch sie können sich nicht platzieren. Im Leichtgewichts-Achter
muss sich die Renngemeinschaft RRK/FRV hinter der Renngemeinschaft Duisburg/Essen-Werden,
dem RV Münster und dem RV Bochum mit dem undankbaren vierten Platz
begnügen. Dann machen die beiden Riemenzweier-ohne am
Startnachen fest, die in dieser Bootsgattung Meister werden wollen,
Gerhard Ruppert und Willi Wenz (147 kg) vom Untermain und die Duisburger Gresch/Konrad
(146 kg). Duisburg zieht schnurgerade seine Bahn und kommt in 7:53,9 min
verdient zum Sieg vor dem Flörsheimer Gerhard Ruppert und dem
Rüsselsheimer Willi Wenz in 7:58,7 min, die
damit für die Renngemeinschaft RRK/FRV die Vizemeisterschaft holen.
Nur noch ein Rennen steht aus, das Rennen der Achter. Nach den
erfolglosen Rennen im leichten Vierer-mit und im leichten Achter
scheint Trainer Fritz Brumme mehr pessimistisch als optimistisch
gestimmt zu sein. Er gibt seine Achterleuten das Versprechen: "Wenn Ihr
gewinnt, springe ich ins Wasser!" Wir zitieren den "Sport-Beobachter":
Ausgezeichnete
Leistungen bei den Deutschen Rudermeisterschaften
Sieg für den
Rüsselsheimer Achter
Das
Sechserfeld der Achter gab der Regatta eine auch rein äußerlich
prachtvollen Abschluss. Mühlheim/Main hatte seine Meldung nicht
erfüllt, Mülheim/Ruhr war am Samstag im Hoffnungslauf gegen "Hansa"
Bremen ausgeschieden. Das verbliebene halbe Dutzend machte sich
in der Entscheidung das Leben bitter schwer – zum großen Genuss
des Publikums, das durch diese Krone einer Ruderregatta immer
wieder in Begeisterung gesetzt wird.
Bochum zog mit flottem Schlag los, Benrath fast auf gleicher
Höhe, beide führten vor Germania und Flörsheim-Rüsselsheim das
dicht geschlossene Feld an. Nach 200 Metern zogen die Germanen
einen Zwischenspurt und konnten die Führung übernehmen. Aber wie
ein Schatten folgte der Vorjahresmeister, Flörsheim-Rüsselsheim.
Auf halber Distanz sah er seine Zeit gekommen, überspurtete
Bochum, Benrath und die Germanen und erkämpfte schließlich eine
knappe Führung, die er bis zum Ziel nicht mehr abgab.
Die stärksten Widersacher, Flörsheim-Rüsselsheim und die
Frankfurter Gemeinschaft Germania / RV 65, verlangten sich
gegenseitig alles ab, und die Männer in den beiden Booten gaben
ihrerseits alles, was sie drin hatten, so dass sie nach
Absolvierung der zwei Kilometer ausgepumpt über den Riemen
zusammensanken. 6:20,1 und 6:23,4 min waren eigentlich nicht die
richtige Wiedergabe des bis ins Ziel andauernden großen Ringens,
in das überraschenderweise nicht Bremen, Bochum oder Lübeck,
sondern die junge Benrather RG-Mannschaft in erster Linie
einzugreifen vermochte. Die vom Niederrhein wuchsen über sich
selbst hinaus in dieser berühmten Gesellschaft und hatten die
Freude, ihr famoses Fahren mit einem sehr ehrenvollen dritten
Platz in 6:26,1 min vor "Hansa" (6:30,6), Bochum (6:31,6) und
Lübeck (6:32,8) belohnt zu sehen. |
Das ist für
die Renngemeinschaft RRK/FRV die dritte Deutsche Meisterschaft
des Jahres 1948. Als die Achtermannschaft an die Siegerpritsche kommt,
erschöpft vom harten Rennen, steht ihr Trainer, gemäß seinem Versprechen
vom bösen Gewissen getrieben, "in voller Kriegsbemalung" bis zu
den Knien im Wasser. Weiter aber ist er mit den besten Worten nicht
zu bringen. Da rafft Georg Boller, die kräftige Nummer 6, alle noch zur
Verfügung stehenden Kräfte zusammen und befördert den Glückstrahlenden
im weiten Bogen ins wohlverdiente Nass. Dem "Fritz" hat es nicht geschadet.
|
Endkampf der Achter
um die Deutsche Meisterschaft 1948, vorn die Renngem.
Flörsheimer RV / Rüsselsheimer RK |
Deutscher Meister im
Achter 1948, die Renngem. RRK/FRV mit Schlagmann Erich Kohl, Wilfried Seipp, Georg von Opel, Trainer
Fritz Brumme, Karl Bauer,
Stm. Hanswalter Messer, Georg Boller,
Adam Munk, Adam Stieglitz und Georg Schneider |
Da Gegner und Presse nach
der zweiten Deutschen Meisterschaft der Renngemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim im Achter in Folge über die Verhältnisse am
Untermain, die zu diesem Erfolg geführt haben sollen, Meinungen
verbreiten, versucht die Trainingsleitung der Renngemeinschaft im
Septemberheft des Fachblatts "Der Rudersport" die Dinge ins rechte Licht
zu rücken:
Trainingsverhältnisse der Renngemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim
Eine
Auslassung der Leitung der Renngemeinschaft
Da doch zu viele Leute eine falsche
Vorstellung von den Verhältnissen der Renngemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim haben, legen wir Wert auf Veröffentlichung
nachstehender Aufklärung in der Zeitschrift "Der Rudersport".
Nachdem des öfteren von verschiedenen Seiten die Ansicht
vertreten wurde, dass es bei der Renngemeinschaft keine
Ernährungsschwierigkeiten gäbe, dass die Ruderer wirtschaftlich
besonders gut gestellt seien, dass bestes Bootsmaterial
vorhanden wäre und vieles mehr, ist es am Platze, die wirklichen
Verhältnisse einmal klarzulegen.
Im vergangenen Trainingsjahr (1947) fanden
sich bei der Renngemeinschaft acht Ruderer zusammen, von welchen
einige seit Jahren nicht mehr im Boot gesessen hatten. Drei von
ihnen waren erst 18 Jahre und zwei über 30 Jahre alt. Einige
Ruderer waren Senioren, ein Teil noch Jungmänner. Diese acht
Ruderer haben dann u. a. die Meisterschaft in Mannheim gewonnen
und die gleiche Mannschaft hat nach Rennerfolgen in Duisburg
(2), Gießen und Offenbach den Titel im Jahre 1948 erfolgreich
verteidigt. Da die Renngemeinschaft außer Leichtgewichtlern
keine weiteren aktiven Ruderer hat, kamen immer nur diese acht
Männer, aus deren Reihen auch die Vierer-Besatzung gebildet war,
in Frage und trotzdem ist dieses Ziel erreicht worden.
Das in Flörsheim benutzte Bootshaus
besteht aus einer 20 m langen und 4 m breiten Holzbaracke ohne
Umkleideräume, ohne Toilettenanlagen, ohne Wasseranschluss,
geschweige denn Duschen. Das Aus- und Anziehen geschieht
zwischen den Booten. Die Renngemeinschaft verfügt lediglich über
einen 25 Jahre alten Leux-Rennvierer und einige fast
unbrauchbare Gig-Boote. Es existiert kein Riemenzweier für das
Training und der in den beiden letzten Jahren benutzte Achter
war ein geliehenes Boot, Fabrikat Leux, aus dem Jahre 1922. Auch
der Vierer-ohne, in welchem das Rennen in Frankfurt a. M. und die
Meisterschaft gewonnen wurde, ist von einem anderen Verein
freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Von den acht Männern ist einer
selbständiger Unternehmer, einer ist Metzger, arbeitet jedoch
zurzeit in einem Frankfurter Industriebetrieb als Hilfsarbeiter,
da sein Vater die "vielen" Schweine allein schlachten kann. Ein
Ruderer ist Hilfsarbeiter bei einer Flörsheimer Fabrik, einer
Maurer in Flörsheim, einer Maurer bei der MAN in
Mainz-Gustavsburg, einer kaufmännisch Angestellter in Frankfurt
a. M., einer Werkzeugmacher bei der Adam Opel AG in Rüsselsheim
und einer besucht die Architektenschule.
Trainingsessen hat es nie gegeben und
jeder musste sehen, wie er selbst durchkam. Wenn die
Flörsheim-Rüsselsheimer Ruderer schon zehn Tage vor den
Meisterschaftsstarts nach Duisburg fahren konnten, so war dies
möglich, weil eben jeder von ihnen selbstverständlich bereit
war, den ihm zustehenden Urlaub dafür zu opfern. Die Kosten
wurden getragen auf Grund einer in den beiden Vereinen
stattgefundenen Sammlung, zu der fast jedes Mitglied etwas
beisteuerte. Bei der Unterkunft in Duisburg hat man auf Betten
verzichtet, von Hotelzimmern ganz zu schweigen, und schlief in
zwei kleinen Räumen auf mitgebrachten Feldlagern. Wenn es nun
Leute gibt, die sich erlauben zu sagen, dass der Germania-Achter
auf alle Fälle der beste Amateur-Achter sei, so ist dies nicht
nur dumm, sondern auch unverschämt. Tatsache sind die äußerst
primitiven, ja fast spartanischen Trainingsverhältnisse, und
hierin liegt der Erfolg und die Stärke. Und nicht nur die
aktiven Ruderer mit ihrem Trainer verbindet ein fester Wille mit
einer guten sportlichen Auffassung, sondern es setzen sich alle
Vereinsmitglieder in Flörsheim und Rüsselsheim für die Sache
ein. Wer diese Schilderung nicht glaubt oder glauben will, wird
eingeladen, nach Flörsheim zu kommen, um sich an Ort und Stelle
zu unterrichten und von der Richtigkeit vorstehender Angaben zu
überzeugen. |
Siegerehrung
für die Hessenmeisterinnen 1948 im Damenhockey, die
RRK-Damenmannschaft, nach dem 1:0-Sieg über den Wiesbadener
THC |
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Hessenmeister
auf dem Feld 1948 (hinten: RRK-Damentrainer Georg Mack, der
Sturm mit Käthe Sieben,
Charlotte Krebs,
Irene Traiser, Carola Fröder und Annemie Hummel; davor: die
Läuferreihe mit Irmgard Faller,
Lucie Moser und Anni Diehl; vorn: die Verteidigung mit Maria Herdt,
Torfrau Hedwig Traiser und Pauline Hill) |
Auch im Hockey kann von schönen
Erfolgen berichtet werden. Die Damenmannschaft des RRK spielt in der
Oberliga eine herausragende Runde und trifft im Endspiel um die
Hessenmeisterschaft auf den Wiesbadener THC. Auf dem Platz des
Titelverteidigers im Wiesbadener Nerotal liefern sich am 21. März 1948
die beiden Mannschaften ein rassiges Hockeyfinale. Obwohl der WTHC auf
eigenem Platz spielt und wohl technisch besser ist, gelingt es ihm
gegen die körperlich fiteren und jüngeren RRK-Spielerinnen nicht,
daraus einen Vorteil zu ziehen. Mitte der zweiten Halbzeit "stochert"
die Halblinke des RRK den Ball ins "feindliche" Tor. Bei diesem 1:0
bleibt es. Das ist die Hessenmeisterschaft für die
RRK-Damenmannschaft mit Hedwig Traiser im Tor, mit Maria Herdt und
Pauline Hill in der Verteidigung, mit Irmgard Faller, Lucie Moser und
Anni Diehl in der Läuferreihe sowie Käthe Sieben,
Carola Fröder, Irene Traiser, Charlotte Krebs und Annemie Hummel im
Sturm.
Damit hat sich die RRK-Mannschaft für die Spiele um die Süddeutsche
Meisterschaft qualifiziert. Gegner sind hier der Baden-Meister VfR
Mannheim, die RSG Stuttgart als Meister von Baden-Württemberg und der
Bayern-Meister Kickers Würzburg. Jede Mannschaft spielt gegen jede in
Vor- und Rückspiel. Im ersten Spiel müssen die RRK-Damen in Stuttgart
antreten und verlieren gegen den Meister von Baden-Württemberg mit
1:5. Auch in den folgenden Spielen bleibt die in solchen Spielen gegen
erstklassige Gegner unerfahrene Mannschaft ohne Erfolg.
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Oster-Hockeyturnier
der Hockeyabteilung des RRK 1948 |
Nach einer großen Serie mit ausgezeichneten Leistungen können die
Ersten Herren des RRK in der Oberliga am Ende der Punktrunde 1947/48
ihr Potential nicht mehr abrufen und verlieren Spiel nach Spiel. Zum
Kader gehören Willi Filtzinger, Werner Klepper, Wilhelm Blöcher,
Walter Muchow, Hans Eisen, Heinz Bopp, Karl Heuß, Hans Ludwig Blöcher,
Josef Schnur, Karl Saar, Karl-Heinz Ims, Werner Wüstenhöfer und
Wilhelm Nold.
Hockey-Jugendmannschaft des RRK nach dem Sieg gegen den
Wiesbadener THC im Jahr 1948 (hinten: Horst Zimmermann, Hans Hermann, Günter Wallon, Walter Leichtweiß, Hans Teerling, Betreuer Werner Klepper;
vorn: Richard Euringer, ..., Fritz Schneider, Werner Leonhardt,
Horst Schildge, Robert Jung) |
An
Ostern veranstaltet die Hockeyabteilung des RRK – unter der
Turnierleitung von Karl Saar und Ludwig Römer sowie dem
Turnierausschuss mit Karl Heuß, Georg Mack, Ludwig Hill, Albert
Pfeifer, Georg Schmidt und Dr. Karl Renker – zum zweiten Mal nach 1947 ein Hockeyturnier am
Sommerdamm. An vier Tagen finden dreizehn Spiele zwischen den
Mannschaften von Klipper Hamburg, Uhlenhorst Mülheim, Limburger HC, TV
57 Sachsenhausen, TEC Darmstadt, SG Höchst, SC 80 Frankfurt und dem
RRK statt. An drei Abenden wird gefeiert, am Freitag im Gasthaus "Zur
Ludwigshöhe" ("Schaab Louis"), am Samstag im Gasthaus "Chausseehaus" und
am Sonntag im Gasthaus "Zum Löwen".
Anschließend im Mai
unternehmen die Damen- und Herrenmannschaft eine
Westdeutschlandreise mit Spielen gegen Rot-Weiss Köln
und Düsseldorfer HC. Mit acht Mannschaften werden in der Spielzeit
1947/48 170
Hockeyspiele ausgetragen. Davon werden 93 Spiele gewonnen,
27 enden unentschieden.
Die Hockeyabteilung des RRK ist organisatorisch und finanztechnisch
als Sportabteilung innerhalb des RRK auf Zuwendungen angewiesen, die
der RRK, ohne seine übrigen Aufgaben (Bootshallenbau,
Bootsbeschaffung) zu gefährden, abzweigen kann. Da immer mehr
Mannschaften an Punktspielen teilnehmen, ist der Hockeyplatz am
Sommerdamm diesen Belastungen nicht mehr gewachsen, so dass ein
zusätzliches Spielfeld in Angriff genommen wird. Zur Aufrechterhaltung
des Trainings- und Spielbetriebs in optimaler Weise fehlt Geld. Daher
spricht die RRK-Hockeyabteilung alle Sportler und Freunde der
Abteilung sowie die Eltern der Jugendlichen an, und bittet um
finanzielle Zuwendungen zur Anschaffung von Sportgeräten, zur Pflege
des Platzes und zur Deckung der Trainings- und Wettspielkosten.
Auch in der Wettspielsaison 1948/49 nehmen die Ersten Herren und die
Ersten Damen des RRK an der Punktrunde in der Hessischen Hockey-Oberliga
teil. Unter der
Trainingsleitung von Georg Mack spielen neun aktive Mannschaften,
wobei eine Mädchenmannschaft und eine Juniorenmannschaft neu
hinzugekommen sind.
Die 40-jährige Gründungsfeier mit
Siegerehrung der Meisterschaftsruderer und der
Hessenmeisterinnen im Hockey findet am 2.
Oktober 1948 im Hotel "Rüsselsheimer Hof" statt.
Durch den 2. Vorsitzenden Karl Müller wird der 1.
Vorsitzende Joseph Grass für seine 40-jährige
Tätigkeit innerhalb des Vorstands mit der
Goldenen
Verdienstnadel ausgezeichnet. Friedebert Armbruster, Karl Etter
und Oscar Schlieben
werden für hervorragende Verdienste um den RRK zu
Ehrenmitgliedern
ernannt und erhalten die Silberne Verdienstnadel.
Die Ehrung der Meisterschaftsruderer und Hockeydamen wird
liebenswürdigerweise von Landrat Jean Harth vorgenommen. Den
Ruderern überreicht er einen silbernen Pokal mit der
Vereinsflagge und den Hockeydamen Hedwig Traiser, Maria Herdt,
Pauline Hill, Irmgard Faller, Lucie Moser, Anni Diehl,
Käthe Sieben,
Carola Fröder, Irene Traiser, Charlotte Krebs,
Annemie Hummel sowie Trainer
Georg Mack wird die Silberne
RRK-Verdienstnadel verliehen. Lassen wir den "Rudersport" zum
40-jährigen Jubiläum des RRK berichten:
40 Jahre Rüsselsheimer Ruder-Klub 08
Zahlreiche, meist
mit Erfolg verlaufene Starts auf außerdeutschen Gewässern, sei
es auf den Kanälen von
Sloten-Amsterdam, Brügge-Ostende und Terneuzen-Gent, auf der
Themse, Seine, Marne oder sei es in der Neuen Welt, auf dem
Potapsu-River in Baltimore und dem Ontario-See vor Toronto in
Canada, kennzeichnen die Erfolgsreihe des Rüsselsheimer RK 08.
Mit diesen Auslands- und den weiteren Inlandssiegen eng
verknüpft sind die Namen Georg von Opel, Willi Füth, Fritz
Brumme, Emil Zogbaum (jetzt Hansa Hamburg), Georg Breidert
(gefallen), Hans Mietzschke u.a. Stets das hohe Ziel im Auge,
wurde 1938 und 1939 in Achter-Renngemeinschaft mit der 1942
verschmolzenen "Undine" Rüsselsheim am Deutschen
Meisterschaftsrudern teilgenommen. In den Kriegsjahren war die
Jugend der Schrittmacher für die heute so bewährte
Renngemeinschaft mit dem Flörsheimer RV 08. Zwei deutsche
Jugendmeisterschaften (in Grünau 1942 und Wien 1943, jeweils
im Leichtgewichtsvierer) und fünf Deutsche
Männer-Meisterschaften (1947 im Achter und
Leichtgewichts-Vierer-mit, 1948 im Achter, Vierer-ohne und
Leichtgewichts-Vierer-ohne), waren neben einer Reihe von
Klasserennen das Ergebnis eines von Fritz Brumme
durchgeführten Renngemeinschaftstrainings. Zählt man den
Einer-Meisterschaftssieg 1947 von Georg von Opel noch hinzu,
so ergibt sich für den Rüsselsheimer RK 08, der seine
40-Jahrfeier beging, ein vorzügliches Abschneiden seiner
Ruderer. Aber auch die Hockey-Abteilung unter Karl Saar macht
von sich reden; sie gewann u.a. die hessische Meisterschaft.
So konnte bei der
Jubelfeier, zu der der
HRV-Vorsitzende seine Glückwünsche durch den Geschäftsführer
des HRV übermitteln ließ, der Klubvorsitzende Joseph Grass
einen hochbefriedigenden Abriss über die Vereinsgeschichte
geben. Die einzelner Rudermeister wurden durch den Landrat und
einige verdiente Mitglieder, wie Joseph Grass und Karl Etter,
durch den stellv. Vorsitzenden Karl Müller geehrt und
ausgezeichnet. Der Klub, der durch den Krieg den Tod von 32
Getreuen zu beklagen hat, zählt heute wieder fast 240
Mitglieder. Ein Bootshaus anstelle des seit 1945
beschlagnahmten Heimes mit Ruderkeller, ist z.Z. im Bau. Die
große Sorge war bisher die Beschaffung eigener Boote, doch
müssten die bestehenden Schwierigkeiten heute leichter zu
überwinden sein. |
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