Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Geschichte des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08 (RRK)
von 1942 bis heute

1950

Zum Beginn des Jahres 1950 lässt der Präsident der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim, Georg von Opel, den Blick nochmals kurz zurückstreifen, blickt aber auch nach vorn. Wir zitieren das "Mitteilungsblatt" der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim (RuGem):

Liebe Ruderfreunde!

Das Sportschicksal hat es im Jahre 1949 gut mit uns gemeint. Wir beendeten es mit zwei Meisterschaften und insgesamt 41 Siegen und was noch viel wichtiger ist: mit vielen neuen Jugendruderern, die von unserem bewährten Trainer Fritz Brumme, unserem Ruderlehrer Max H. Ehlert und den Ruderwarten Friedrich Traiser, Philipp Wagner, Wilhelm Trautmann, Georg Hofmann, K. Löhr, Karl-Heinz Messerschmitt und Gustav "Gummi" Schäfer betreut werden.

Nun kommt es darauf an, dass unsere Jugendruderer beweisen, dass sie die notwendige Ausdauer zum Training und das rechte Kämpferherz haben, um ebenfalls unsere Rudergemeinschaft bei den kommenden Regatten würdig zu vertreten.

Die Erfolge im Rudern stehen und fallen mit der Begeisterung und dem ausdauernden Willen zum Training und dem Wunsche, ein erfolgreicher Ruderer zu werden. Die Voraussetzungen dazu sind bei uns besonders günstig; denn wir besitzen ein Bootshaus, haben Boote, Ausbilder und die Mittel, um genügend Regatten besuchen zu können. Damit besitzen wir einen Vorsprung vor Anderen von größtem Wert. Wir erwarten daher von unseren Rennruderern, dass sie die dadurch eingesparte Energie für das Training und für die Rennen einsetzen.

Und nun ein offenes Wort an unsere Passiven und an die Freunde der Rudergemeinschaft. Wir möchten Euch 1950 öfter am Bootshaus sehen, als es im vergangenem Jahr der Fall war. Wir Aktive müssen es wissen und fühlen, dass Ihr wirkliches Interesse am Sportgeschehen habt. Dass Ihr Euch über den errungenen Sieg mit uns freut, wie Euch über eine erlittene Niederlage mit uns ärgert. Denn Ihr seid das Echo unserer Arbeit!

Erst wenn Ihr das Training mit eignen Augen verfolgt, wenn Ihr Euch aktiv an der Uferkritik beteiligt und die Entwicklung der Mannschaften beobachtet, könnt Ihr die innere Freude finden, wenn sich die Erfolge einstellen.

Und diese Erfolge werden sich auch im neuen Jahre einstellen, wenn Aktive und Passive, Senioren und Jugendruderer, Leitende und Geleitete sich zu gleichen Wünschen und zu gleichen Zielen vereinen. Dann braucht uns um das Ruderjahr 1950 nicht bange zu sein. Es wird uns gerüstet finden.

Georg von Opel, Präsident der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim

Die erste Jahreshauptversammlung der Rudergemeinschaft findet am 20. Januar 1950 im Bootshaus des Flörsheimer RV statt. RuGem-Präsident Dr. Georg von Opel dankt zu Beginn den Herren Dr. Karl Renker, Heinrich Dreisbach, Christoph Munk, Joseph Grass und Gustav Schäfer für ihre Mitarbeit im vergangenen Jahr und überreicht den Genannten die RuGem-Nadel mit Silberrand. In seinem Bericht über das Jahr 1949 blickt Georg von Opel auf die Pfingstregatta, auf die Siege und Niederlagen der Ruderer, insbesondere aber auf die Entwicklung der Nachwuchsmannschaften. Bei der Neuwahl des Vorstandes werden Georg von Opel zum Präsidenten, Fritz Brumme zum Sportleiter, Heinrich Reeg zum Kassenleiter, Georg Schneider zum Schriftführer, Max H. Ehlert zum Schriftleiter, Christoph Munk und Karl Müller zu Regattareferenten sowie Karl Saar zum Preisreferenten gewählt. Im folgenden wird die geplante dreitägige Pfingstregatta 1950 diskutiert, der Schlagmann des Meisterachters 1949, Willi Wenz, wird in Anerkennung seiner Leistungen zum Ehrenmitglied der RuGem ernannt und Namen für bisher unbenannte Boote der RuGem werden festgelegt.

Ruderexperten auf der Terrasse des Flörsheimer Bootshauses 1950: Gerhard Ruppert, Gustav "Gummi" Schäfer, Friedrich Traiser, Max H. Ehlert

Der Nachwuchs der Rudergemeinschaft an Pfingsten 1950 (hinten: Arthur Wolf, Richard Möller, Norbert Steuler, Helmut Schwinn; vorn: Luise "Lucie" Helfrich, Ingrid Weidmann, Rolf Bopp, Herta Müller, Hannelore Meurer, Marianne Messerschmitt)

Ab 4. Februar 1950 veranstaltet der RRK seine Fastnachtsveranstaltungen, die im neuen Saal des Hotels Adler mit dem Maskenball beginnen. Charmante Damen und abenteuerlustige Herren machen unter der Regie der unermüdlichen Kapelle Reitz in einem wunderbar dekorierten Saal das Fest zu einer "rauschenden Ballnacht". Es folgt am 10. Februar ein karnevalistischer Abend der Hockeyabteilung in deren Vereinslokal "Zum Schützenhof" – Inh. Fritz Knauff, Goethestr. 2 – am 18. Februar im Hotel Adler die Kappensitzung des RRK mit Kostümfest und am 21. Februar der Lumpenball der Hockeyabteilung im Gasthaus "Zur Ludwigshöhe" ("Schaab Louis").

Die RRK-Generalversammlung am 24. März 1950 vereint Ruderer und Hockeyspieler im Gasthaus "Zur Ludwigshöhe". Wichtigste Ereignisse des Jahres 1949 waren die Inbetriebnahme der neuen Bootshalle, die Beschaffung der ersten neuen Boote und die großen Sporterfolge in der RuGem. Es wird berichtet, dass in der Freigabe des Bootshauses bisher nichts erreicht werden konnte. Die Neuwahl des Gesamtvorstands ergibt nur geringe Veränderungen. Bei der Beratung des Haushaltsvoranschlags beschließt die Versammlung der Hockeyabteilung für Beschaffung von Sportgeräten und Unterstützung der Jugendmannschaften 1.200 DM zuzubilligen, während die RuGem 20 % der Mitgliedsbeiträge und außerdem noch 1.000 DM erhält.

Nach der Einweihung des neuen Flörsheimer Bootshauses an Ostern treffen sich die Ruderer der RuGem bei stürmischem Wetter zum traditionellen Anrudern am 16. April 1950 in Rüsselsheim. Bürgermeister Ludwig Dörfler tauft den von der Stadt anlässlich des dritten Meisterschaftssieges 1949 im Achter gestifteten Rennachter auf den Namen "Stadt Rüsselsheim" mit der Taufrede: "Möge sich das Boot den internationalen Weltruf erringen, den die Opelwerke bereits erlangten; möge das Boot beitragen zur Gesundheit und Entwicklung der Jugend; möge es zur Ehre seines Vereins den Namen der Heimatstadt in die weiten Lande tragen und so bekannt werden, wie es Rüsselsheim bereits wurde." Ein B-Gig-Vierer wird von Frau Ihrig auf den Namen ihres Gatten, "Adam Ihrig", getauft. Bei der sich anschließenden Trainingsverpflichtung der Ruderer der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim unterschreiben 8 Senioren, 17 Damen, 33 Jungmänner und 24 Jugendliche die strengen Trainingsbestimmungen.

Dank der vorbildlichen Arbeit der Haus- und Bootswarte des RRK kann die neue Bootshalle verbessert und ausgebaut werden.

Anrudern der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim 1950 beim RRK mit Taufe von zwei neuen Booten, eines Rennachters auf den Namen "Stadt Rüsselsheim" und eines B-Gig-Vierers auf den Namen "Adam Ihrig", sowie Trainingsverpflichtung von 82 Ruderern der Rudergemeinschaft

Dann beginnt die Regattasaison mit der Frühregatta in Mülheim-Ruhr. Während der "Meister-Vierer-ohne" der RuGem mit Karl Bauer für Georg Boller auf Nr. 2 wegen Abmeldungen ohne Gegner allein über die Bahn zieht, siegt der Meisterschaftsachter mit Georg von Opel auf Nr. 3 (bisher am zweiten Schlag) und dem ehemaligen Stettiner Tritonen Günter Kuschke für den noch aussetzenden Georg Boller (bisher Nr. 6) auf Nr. 2  mit 11/4 Längen vor der RR ETUF Essen, dem Kölner RV 77 und dem RV Bochum.

An Pfingsten ist der RRK im Rahmen der Rudergemeinschaft an der dreitägigen Flörsheimer Mammutregatta vom 27. bis 29. Mai 1950 als Ausrichter beteiligt. 89 Vereine mit 714 Booten und 3.441 Ruderern kommen an den Untermain. Von 125 Rennen, darunter 42 Kurzstreckenrennen, bleiben nur drei ohne Meldung. Die übrigen weisen Felder bis zu 31 Booten auf, so dass insgesamt 207 Vor- und Hauptrennen ausgetragen werden. Diese Zahlen übertreffen alles im Rudersport jemals Dagewesene. Alle aktiven Teilnehmer der Regatta erhalten kostenfreie Unterkunft und Verpflegung. Auf beiden Ufern des Mains werden am Ziel Tribünen mit 4.000 Sitz- und 2.000 Stehplätzen aufgestellt. Ausgetragen wird neben Wasserskispringen mit Sepp Weiler, Heli Lantschner u.a., wo die Weltrekordmarke von 16 Meter gebrochen werden soll, auch die Europameisterschaft der Profiskuller im Einer über 5 km mit zwei Wendepunkten, die der Engländer Eric Phelps gegen seinen Landsmann Eric Lupton austrägt. Wir zitieren die "Main-Spitze":

Riesenprogramm der Pfingstregatta

St. Petrus ist dennoch ein treuer Freund der Ruderer. In letzter Minute, gerade noch zur rechten Zeit, um dieser mit so viel Mühe und Aufwand aufgezogenen Regatta der Superlative nicht den Todesstoß zu versetzen, hatte er doch noch lockenden Sonnenschein an den Untermain geschickt. Am ersten Regattatag und besonders am Sonntag Morgen kämpften sich die Boote trotz Regen, Wind und hohem Wellengang zu Ziele durch. Viele allerdings blieben auf der Strecke. Insgesamt waren es 46 Boote, die voll Wasser liefen und kenterten. Die Wasserpolizei hatte alle Hände voll zu tun, um "Schiffbrüchige" und Boote wieder ans Land zu bringen. Gegen 11 Uhr setzte am Sonntag ein derartiger Regen ein, dass die Regatta abgebrochen werden musste.

Der Pfingstsonntag Nachmittag brachte dann die große Wendung. Die Sonne kam zaghaft hinter den Wolken hervor und lockte Tausende zur Rennstrecke. Der dritte Regattatag bei strahlendem Sonnenschein zeigte erst deutlich, dass die Rudergemeinschaft auf dem richtigen Wege ist, den Rudersport populär zu machen. Halb Rüsselsheim strömte an den Main, die Tribünen füllten sich, und die ganze Veranstaltung nahm den Charakter eines Volksfestes an.

Zuschauertribüne der "Flörsheimer Sturm-Regatta" 1950, im Hintergrund das neue Bootshaus des Flörsheimer RV

Ein Frauenvierer vor der Wasserski-Schanze der Flörsheimer Regatta, auf der die Springer versuchen, den Weltrekord von 16 Metern zu brechen. Ernst Windisch erreicht schließlich die Weite von 18 Metern und ist neuer Weltrekordler.

Den "Hans-Joachim-Hannemann-Jungmannachter" auf der Kurzstrecke gewinnt im 5-Boote-Feld die RuGem mit Arthur Wolf, Richard Möller, Herbert Lock, Hans Darnieder, Hans Heckmann, Helmut Schwinn, Norbert Steuler, Willi Lott, Stm. Rolf Bopp.

Die große Pfingstregatta wurde am Samstag mit sechs Kurzstreckenrennen eröffnet, von denen die Rudergemeinschaft gleich drei gewinnen konnte. Am Sonntag gab der neue Jungmannachter mit Arthur Wolf, Richard Möller, Herbert Lock, Hans Darnieder, Hans Heckmann, Helmut Schwinn, Norbert Steuler, Willi Lott und Stm. Rolf Bopp in großartiger Haltung sein Debüt. Die durch die Schule von Fritz Brumme gegangene Mannschaft machte ihrem Trainer alle Ehre und schlug den Mainzer RV mit zwei Längen und im Ersten Juniorachter Köln mit sechs Sekunden. Pünktlich um 16.30 Uhr starteten die beiden englischen Professionals Eric Phelps und Eric Lupton zur Europameisterschaft der Berufsruderer über fünf Kilometer. Phelps gewann mit 21:37 Min. vor Lupton mit 21:46 Min.

ERIC PHELPS erster Europameister der Profi-Skuller

Spannender Titelkampf auf deutschem Gewässer

Von Paul Elschner (aus "Rudersport" Nr. 11/1950)

Bereits zwölf Tage vor dem Europameisterschaftsrudern im Rahmen der großen Pfingst-Regatta waren sie aus London mit einem Mietwagen und den aufmontierten Booten in Flörsheim eingetroffen, Eric L. Phelps, der in Deutschland kein Unbekannter ist, sein Herausforderer Eric G. Lupton und dessen Trainer Daniel Blackman. Vormittags und abends haben sie täglich in ihren schlanken Skiffs englischer Herkunft trainiert und besonders bei den Abendfahrten Tag für Tag große Zuschauermengen an den Main gelockt.

Siegerehrung für Eric Phelps nach dem Sieg im Europameisterschaftsrennen der Berufsruderer über fünf Kilometer auf der Flörsheimer Ruderregatta 1950

Für deutsche Begriffe war die Begegnung der Profiskuller etwas Neues, etwas Erstmaliges, da man im europäischen Rudersport nur in England, und in Übersee nur in Australien, Kanada und den USA das Berufsrudern kennt. Der zwischen den beiden Engländern nach Flörsheim vereinbarte Titelkampf mit vorausgegangenem Quarter Mile Dash-Rudem (400-m-Rennen) hatte, das sei besonders betont, eine große Anziehungskraft. Dies um so mehr, als man bestes technisches Skullen zu sehen bekam. Namentlich Eric Phelps leichtflüssige, elegante Ruderarbeit mit virtuoser Beherrschung des Bootes, ist eine Augenweide. Aber auch Lupton, der im Gegensatz zu dem englischen Profimeister, nicht wie dieser, nur Einer-, sondern auch viele Riemenbootrennen in England gewonnen hat, kann sehr viel. Während der 38-jährige Phelps mehr gelockert skullt, ähnelt der Stil Luptons (33 Jahre) mit weiter Auslage und ebensolchem Rückschwung mehr dem Orthodoxen. Beide Skuller erklärten nach ihrer ersten Ruderfahrt, dass ihnen das Mainwasser recht schwer vorkomme, Phelps fand sich aber bald zurecht, hatte er doch während der letzten beiden Jahre in Tigre (Buenos Aires) regelmäßig auf dem ähnlich trägen Rio de la Plata geskullt.

So nahte der Pfingstsamstag heran, an dem die Titelbewerber zunächst das Kurzrennen bestritten. Um 17 Uhr erfolgte der Start bei starkem West als Gegenwind. Lupton (65 kg) kennt die Startschnelligkeit seines Gegners (69 kg) und ging auch mit lebhaftem Tempo ab. Wohl hatte Phelps bei 150 m einen Vorsprung von bereits einer Länge, doch schloss Lupton in energischem Zwischenspurt bei 250 m auf. Die Schlussphase des Kampfes, der einen Höhepunkt im Regattaprogramm am ersten Tag bildete, gestaltete der zähe Phelps jedoch zu einem 1/2-Längensieg in 1:22 gegen 1:24,6. Die Zeiten sprechen für die Stärke des Gegenwindes. Mit dieser Begegnung war das erste Viertelmeilen-Rennen der Profiskuller überhaupt ausgetragen und in Eric L. Phelps der erste Sieger ermittelt.

Bei besserer Wetterlage, jedoch noch bei Gegenwind, begaben sich die Skuller am Pfingstmontag um 16.30 Uhr zum Hauptkampf um den Titel eines Europameisters an den Start der 5-km-Strecke. Es wurden, wie beim Weltmeisterschafts-Rennen auf dem Ontariosee vor Toronto (Sieger Bob Pearce, Kanada, früher Australien), das damals mitzuerleben wir Gelegenheit hatten, um zwei Wenden gerudert.

Eine fieberhafte Spannung bemächtigte sich der Zuschauermassen, als die Startglocke den Beginn des Marathonrennens ankündigte. Es ergab sich nach dem gutgelungenen Ablauf der beiden Skuller das gleiche Bild wie beim Kurzrennen: Phelps war sofort in Front und hatte bei 1.200 m eine Länge herausgerudert. Mit diesem Vorsprung umskullte er geschickt die Zielwende und vergrößerte bei der Bergfahrt die Distanz auf fast zwei Längen, meist 24er-Sohlag rudernd. Als Lupton später auflief, spurtete Phelps mit 28er-Schlag, nahm wieder zuerst die Startwende und führte mit 11/2 Längen. Durch Zwischenspurts von Lupton wurde der Favorit des Kampfes zur Erhöhung der Schlagzahl auf 28 genötigt, was seine Wirkung nicht verfehlte. Er hatte seine Kraft eingeteilt, besaß für die entscheidenden Spurts die nötigen Reserven und konnte unter Begeisterungsrufen der Zuschauer in 21:37 mit 9,4 Sekunden Vorsprung die Ziellinie passieren. Lupton, der sich ausgegeben hatte, merkte man auf den letzten 300 m die Ermattung an.

Der erste Europameister der Berufsskuller heißt also Eric L. Phelps, jüngster Sohn des während der Kriegszeit verstorbenen, in England bekannten Bootsbauers und Kings Bargemasters Bossy Phelps, dessen ältester Sohn Ted (jetzt Inhaber der ehemaligen väterlichen Werft in Putney) wiederholt Profi-Weltmeister war. Der neue Titelinhaber skullte in einem Phelps-, Lupton in einem Sims-Boot, die beide leichtester Bauart sind. Lupton war seinem Bezwinger in den beiden Rennen ein harter Gegner, der starke Beachtung verdient und bei einem künftigen Treffen (Revanchekampf in England?) mit Phelps diesem gefährlich werden kann. Beide haben, was für die englischen Profiskuller von Ruf Voraussetzung ist, die Doggett's Coat and Badge-Race gewonnen, Phelps 1933, Lupton 1940.

Phelps, der mit dem goldenem Kranz ausgezeichnete Doppelsieger, begab sich mit Lupton am 30. Mai nach England zurück, wo er einige Skuller, unter ihnen Rowe (Zweiter bei den British Empire Games 1950 in Neuseeland) für Henleystarts trainiert.

Zwischendurch unternahmen die Wasserskispringer einen Angriff auf die 16-Meter-Linie, die tatsächlich um 16.45 Uhr von Ernst Windisch um zwei Meter überboten wurde. Der neue Weltrekordler erhielt einen goldenen Lorbeerkranz.

Höhepunkt der Regatta wurde der pünktlich gestartete Große Seniorachter. Vom Start weg führte der Meisterachter der RuGem in der Besetzung mit Wilfried Seipp, Günter Kuschke, Georg von Opel, Karl Bauer, Georg Schneider, Erich Kohl, Adam Munk, Willi Wenz und Stm. Hanswalter Messer, an den Tribünen von stürmischen Jumborufen angefeuert, und gewann mit nahezu drei Längen vor dem Kölner RV 77 das wertvollste Rennen des Tages. Insgesamt konnte die Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim an Pfingsten 21 Siege erringen.

Nach Besuch der Regatten in Mülheim (2 Siege), Flörsheim (21), Trier (5), Esslingen (3), Gießen (5), Limburg (2), Frankfurt (6), Mannheim (1), Bad Ems (6; Munk, Bauer, Schneider, Kohl, Stm. Bopp holen sich den "Kaiser-Vierer"), Würzburg (0), Mainz (9), Mannheim (1) und Offenbach (4), auf denen die Rudergemeinschaft 65 Rennsiege erringen kann, findet am 5. und 6. August 1950 das Deutsche Meisterschaftsrudern auf dem Maschsee in Hannover statt. Die Rudergemeinschaft meldet sieben Rennen – Willi Lott im Leichtgewichts-Einer – Hans Heckmann und Hans Darnieder im Zweier-ohne – Norbert Steuler, Helmut Schwinn und Stm. Rolf Bopp im Zweier-mit – Adam Munk, Georg Boller, Georg Schneider und Erich Kohl im Vierer-ohne – Adam Munk, Karl Bauer, Georg von Opel, Erich Kohl und Stm. Rolf Bopp im Vierer-mit – Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Georg Boller, Georg Schneider, Erich Kohl, Georg von Opel, Willi Wenz und Stm. Hanswalter Messer im Achter – Eleonore Hundertmarck, Marianne Sittmann, Lydia Schnaus, Marlis Klippel und Stfr. Anneliese Krug im Frauen-Doppelvierer.

Erster Achter der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim, Drei-Längen-Sieg auf der Flörsheimer Regatta 1950 gegen den Kölner RV 1877
(Wilfried Seipp, Günter Kuschke, Georg von Opel, Karl Bauer, Karl Schneider, Erich Kohl, Adam Munk, Schlagmann Willi Wenz, Stm. Hanswalter Messer

Preis vom Dom


Main-Pokal

Diverse Wander- und Herausforderungsreise, die die Ruderer der RuGem 1950 gewinnen

Doch die Erfolge stellen sich nicht so ein, wie man geglaubt hat. Die Trainingsleitung zieht vor den Endläufen den Vierer-mit nach klar gewonnenem Vorrennen und dann auch den Vierer-ohne aus Rücksicht auf den Achter zurück. Der Frauen-Doppelvierer kann nach vierten Plätzen in Vor- und Zwischenlauf den Endlauf nicht erreichen, der Zweier-ohne wird in einem Finale, das durch Kollisionen und Rennabbrüche gezeichnet ist und viermal gestartet werden muss, wegen Versteuerns vom Schiedsrichter ausgeschlossen.

Willi Lott erreicht im Sechs-Boote-Feld des Leichtgewichts-Einers hinter dem Godesberger Willy Neuburger nach einem energischen Kampf um den zweiten Platz mit dem Essener Hanns Bullmann den 3. Platz dieses Meisterschaftsrennens. Norbert Steuler, Helmut Schwinn und Stm. Rolf Bopp, die jungen Ruderer der RuGem, die aus dem diesjährigen Jungmann-Achter stammen, leisten im Drei-Boote-Feld des Zweiers-mit bis zur 1.500-Meter-Marke den Favoriten Ludolf Moritz und Gerhard Reichert von der Mannheimer RG Baden heftigen Widerstand. Sie reißen sogar für kurze Zeit die Führung an sich, doch dem starken Endspurt der Mannheimer sind sie schließlich nicht gewachsen und müssen sich nach ehrenvollem Kampf mit 1½ Längen geschlagen geben. Das ist die Vizemeisterschaft.

Der Achter der Rudergemeinschaft, der in der Meisterschaftsbesetzung des Vorjahres rudert, hat in seinem Rennen sieben Gegner, so dass Vor- und Zwischenläufe zu fahren sind. Im ersten Vorrennen siegt Köln 77 vor dem ARV Kiel, im zweiten ETUF Essen vor der RuGem. Diese vier Boote sind sofort im Finale, zu denen sich nach dem Zwischenlauf noch der RV Bochum und der Mainzer RV gesellen. Lassen wir zum DM-Finale der Achter, der Königsklasse des Rudersports, den "Rudersport" berichten:

 

Der Deutsche Vizemeister im Achter des Jahres 1950, hier nach dem Sieg im Ersten Senior-Achter in Mainz, mit Georg Boller, Schlagmann Willi Wenz, Georg von Opel, Steuermann Hanswalter Messer, Georg Schneider, Erich Kohl, Karl Bauer, Adam Munk und Wilfried Seipp

 

Das Achterrennen um die Deutsche Meisterschaft

Endlaufteilnehmer waren in der Startfolge ARV Kiel (590 kg), Kölner RV 77 (656), RuGem Flörsheim-Rüsselsheim (637), ETUF Essen (588) und Mainzer RV (618), nachdem RV Bochum (647) auf den Start verzichtet hatte und Berliner RC (637) sowie Erster Kieler RC (627) im Zwischenlauf ausgeschieden waren. Das Feld wird bei 200 m mit leichtem Vorsprung von Flörsheim-Rüsselsheim angeführt. Am 500-m-Punkt wird eine halbe, bei 1.000 m eine ganze Lange Vorsprung registriert. Mainz und Kiel bilden von hier bis ins Ziel den Schluss des Feldes. Ein Zwischenspurt der Kölner Schwergewichtler bringt diese bei 1.500 m mit Essen auf gleiche Höhe. Beide Boote greifen nun in einem gewaltigen Endspurt die führenden Flörsheimer an, die sich infolge des anhaltenden 40er Streckenschlages verausgabt haben und nichts mehr entgegensetzen können. Wie aus der Pistole geschossen setzt sich kurz vor dem Ziel die Kölner Mannschaft an die Spitze und erringt bei ihrer zehnten diesjährigen Begegnung mit dem Vorjahrsmeister mit einer halben Länge Vorsprung Sieg und Titel. Die verhältnismäßig leichten Essener, die mit Flörsheim als Favorit angesprochen wurden, litten offenbar unter dem schweren Vorlaufrennen, das sie gegen Flörsheim austrugen. Mit einer halben Länge hinter dem Altmeister war ihnen jedoch der dritte Platz sicher vor der Mainzer Mannschaft, die sich in diese große Klasse gut eingefunden hatte.

Obwohl während der Regattasaison 1950 der Achter des Kölner RV von 1877 bis auf einen Erfolg an Pfingsten immer und immer wieder die Segel vor dem Meister des Vorjahres, der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim, hat streichen müssen, im entscheidenden Rennen ist er topfit und holt sich zur Krönung des Jahres den Titel des Deutschen Meisters. Der Rudergemeinschaft bleibt die Vizemeisterschaft. Zum Verlauf der Deutschen Meisterschaften für die RuGem Flörsheim-Rüsselsheim schreibt die "Main-Spitze":

Streitfrage um den verlorenen Meisterschaftsachter

Die beiden wertvollsten Rennen der 37. Deutschen Rudermeisterschaften auf dem Maschsee in Hannover endeten mit zwei großen Überraschungen. So wurde der dreifache deutsche Achtermeister, die RuGem Flörsheim-Rüsselsheim, auf den letzten paar hundert Metern vom Kölner RV 77 überspurtet, und auch der Frankfurter Germane Günter Lange konnte seinen Skullertitel nicht erfolgreich verteidigen.

Unmittelbar vor dem Start schwirrten die tollsten Gerüchte an den Ufern des Maschsees entlang, die nur das eine Thema zum Gegenstand hatten: "Warum meldet Fritz Brumme die beiden Viererrennen ab? Nur um sich für den großen Achter zu schonen?" Später stellte es sich heraus, dass es gar nicht Brummes Idee war, sondern dass die Mannschaft selbst die beiden anderen Rennen nicht bestreiten wollte, weil sie einfach über ihre physischen und psychischen Kräfte hinausgingen. Das war auch Georg von Opels Meinung. Dass seine Rechnung, wenigstens den wertvollen Achter zu gewinnen, nicht aufging, sei eben Pech gewesen, meint von Opel. Die Achtermannschaft hatte am 6. August den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit bereits überschritten.

Trainer Fritz Brumme dagegen schwört, dass es ein großer Fehler gewesen sei, die beiden Vierer abzumelden. "Ich bin der Meinung, dass wir drei Meisterschaften errungen hätten, den Vierer-mit, den Vierer-ohne und auch den Achter. Es war grundfalsch, dass sich die Mannschaft den ganzen Sonntagnachmittag ausruhte, anstatt sich langsam warm zu fahren. Beispiel: Reichert von der RG Baden, der drei Rennen gewann."

 

Willi Lott, Dritter beim Deutschen Meisterschaftsrudern im "Leichten Einer", hier nach dem Sieg im "Main-Pokal-Einer" auf der Frankfurter Herbst-Regatta 1950

 

Der Jugendachter der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim, der "Bosambo-Achter", siegt auf der Frankfurter Herbst-Regatta 1950 im "Bolongaro-Achter" mit (vom Bug) Werner Ziegler, Horst Eppard, Horst Zimmermann, Helmut Popp, Werner Gallon, Walter "Bosambo" Steube, Werner Schnell, Schlagmann Willi Schmidt und Stm. Max Nauheimer

Die Herbstregatten in Offenbach (4 Siege), Wilhelmshaven (1), Frankfurt (5; Willi Lott gewinnt im Einer den "Main-Pokal" und der Jugendachter den "Bolongaro-Achter") und Marbach (4) beschließen für die Rudergemeinschaft die Saison, in der sie in der Punktwertung des DRV als erfolgreichster Verein auf dem 1. Platz landet. 79 Rennsiege sind das stolze Ergebnis; an diesen Siegen sind 73 Trainingsruderer beteiligt. Erfolgreichster Ruderer der RuGem 1950 nach der Zahl der Siege ist Georg von Opel mit 28 Regattasiegen. Fritz Brumme, der mittlerweile mehr als 350 Trainersiege erreicht hat, wird vom DRV die "Auszeichnung für ehrenamtliche Trainer" verliehen. Hier ein Artikel aus dem "Rudersport" zur Punkttabelle der erfolgreichsten Rudervereine:

An der Spitze der Tabelle

RuGem Flörsheim-Rüsselsheim weit voraus

Zum ersten Male seit Bestehen des DRV gab es 1950 eine Punkttabelle der erfolgreichsten Rudervereine. Sie ist eine Idee des Präsidenten der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim, Georg von Opel. Sie war ein Versuch. Sie hat sich durchgesetzt und wird auch 1951 beibehalten werden. Der DRV hat Georg von Opel seinen Dank für die viele Mühe ausgesprochen, die er damit gehabt hat.

Grundsätzlich wurden in diesem Jahr nur Rennbootrennen gewertet. Kurzrennen erhielten jeweils die halbe Punktzahl der ersteren. Am höchsten bewertet wurde natürlich ein Sieg in der Meisterschaft. Dann folgten die unbeschränkten Rennen in der Jungmann-, Junior- und 2. Seniorklasse.

Mit der Deutschen Ruder-Meisterschaft in Hannover wurde die Punkttabelle der zwanzig erfolgreichsten Rudervereine des Ruderjahres 1950 abgeschlossen. Auf 26 offenen Regatten standen 250 Rudervereine im Wettstreit. Sie gibt daher ein recht aufschlussreiches Bild über die geleistete Arbeit in den Rudervereinen:

1. RuGem Flörsheim-Rüsselsheim   569,5 Punkte

2. ETUF Essen   479 Punkte

3. Kölner RV von 1877   328,5 Punkte

4. Lübecker RG von 1885   296 Punkte

5. Mannheimer RG Baden von 1880   233,5 Punkte

6. Berliner RC   204 Punkte

7. RC Saar Saarbrücken   181 Punkte

8. RuGem Germania - Verein 65 Frankfurt   170,5 Punkte

9. DRC von 1884 Hannover   155 Punkte

10. RuGem Bremer RV 1882 - PSV Bremen   131 Punkte

11. Mülheimer RG   121,5 Punkte

12. RC Hansa Dortmund   118 Punkte

13. Ludwigshafener RV von 1878   117,5 Punkte

14. Lübecker RK   117 Punkte

15. Mainzer RV von 1878   108 Punkte

16. Heilbronner RG Schwaben   102 Punkte

17. Homberger RK Germania von 1893   99 Punkte

18. Bremer RC Hansa   98 Punkte

19. Duisburger RV   96 Punkte

20. RC Favorite Hammonia Hamburg   93 Punkte

Besonders festzustellen ist, dass die Siege nicht wie in den vergangenen Jahren nur von erstklassigen Mannschaften errungen wurden, sondern größtenteils mit jungen Nachwuchsruderern, ein klarer Beweis für die Richtigkeit der Breitenarbeit. Besonders erfreulich sind auch die Erfolge eines Jugendachters, des "Bosambo-Achters", mit Werner Ziegler, Horst Eppard, Horst Zimmermann, Helmut Popp, Wolfgang Gallon, Walter Steube, Werner Schnell, Willi Schmidt und Stm. Max Nauheimer, der in Rüsselsheim unter der Trainingsleitung von Friedrich Traiser und Philipp Wagner aufgebaut und zu ersten Wettkämpfen geführt wird.

Die RRK-Hockeydamen 1950 in Bad Kreuznach (hinten: Elli Trops, Ursula Assmus, Käthe Sieben, Carola Kabon-Fröder, Margret Schildge, Hedwig Traiser, Marianne Leichtweiß, Irene Traiser; vorn: Maria Herdt, Liesel Schmidt, Annemie Hummel)

Die Treiber des "Bosambo-Achters" beim Hasenessen 1950 (hinten: Trainer Friedrich Traiser, Werner Ziegler, "Bosambo" Walter Steube, Willi Schmidt, Horst Zimmermann, Helmut Popp; vorn: Horst Rocker, Horst Eppard, Werner Schnell)

Das Abrudern der RuGem mit interner Regatta (12 Kurzstreckenrennen) vereint am 24. September Rüsselsheimer und Flörsheimer Ruderer. Im "Großen Preis vom Artelgraben", dem Wanderpreis um die Klubmeisterschaft der RuGem im Einer, stellt sich Willi Lott dem 44-jährigen Olympiasieger Gustav "Gummi" Schäfer, kann jedoch nach schlechtem Start den ein tolles Rennen fahrenden "Gummi" nicht schlagen. Damit ist Gustav Schäfer Klubmeister 1950 der RuGem Höhepunkt der Regatta ist das Achterrennen, der "Preis vom Gänskippel", dem sich drei Boote stellen, die dieses Rennen zu einer Demonstration ruderischen Könnens machen.

Bereits im Februar des Jahres 1950 muß die Hockeyabteilung des RRK einen schweren Verlust verkraften, da Georg Mack, der die Mannschaften des RRK mehrere Jahre betreute, den RRK in Richtung seines Heimatvereins verlässt. Lassen wir die "Main-Spitze" berichten:

Ein Sportler nimmt Abschied von der Opelstadt

National-Hockeyspieler Georg Mack verlässt Rüsselsheim ("Main-Spitze" vom 10. Februar 1950)

Georg Mack

Der allen Rüsselsheimer Hockeyfreunden bekannte Trainer Mack, der im Oktober 1947 von dem Rüsselsheimer Ruder-Klub verpflichtet wurde, verlässt im Laufe dieser Woche Rüsselsheim, um wieder zu seinem Stammverein SSV Ulm zurückzukehren. Er kommt damit noch zur rechten Zeit zu dessen Verstärkung, da der SSV Ulm auch in diesem Jahre wieder an der Spitze der Tabelle liegt und als Württembergischer Meister an den Süddeutschen Meisterschaftsspielen teilnimmt.

Der technisch hervorragende Hockeyspieler Mack kam mit 18 Jahren erst zu dem Hockeysport, als er auf Anregung seines Bruders das Training bei dem SSV Ulm aufnahm. Schon sechs Jahre später, im Jahre 1936, stand Mack in der Süddeutschen Mannschaft gegen Indien, wobei die Inder in Stuttgart mit 5:0 gewinnen konnten. Zwei Jahre später stand Mack auf dem Höhepunkt seiner Hockeylaufbahn, als er im November 1938 in der Deutschen Nationalmannschaft in Paris gegen Frankreich kämpfte. Das Spiel gewann Deutschland 3:2. 1936 war Mack kurze Zeit Gastspieler von Ulm 46 und half hier mit, seinem Verein die Württembergische Meisterschaft zu erringen.

Als nach Kriegsende der Rüsselsheimer Hockeysportes überraschend zu erstklassigen Leistungen brachte und in der obersten Hessischen Hockeyklasse spielte, verpflichtete die rührige Hockeyabteilung des RRK den Trainer Mack, der gleichzeitig die blau-rote Elf wesentlich verstärkte. Die Trainingsarbeiten Macks fielen besonders bei den Jugendlichen und den Dameneinheiten auf fruchtbaren Boden. Schon ein Jahr später waren die Rüsselsheimer 1. Damen im Endkampf um die Süddeutsche Meisterschaft. In Hockeykreisen war man über den plötzlichen Aufschwung der Rüsselsheimer 1. Damen nicht wenig überrascht. Mit zu den schönsten Spielen der Rüsselsheimerinnen zählen die beiden Verbandsspiele des Jahres 1948, als der Altmeister THC Wiesbaden durch ein 0:0 und einen 1:0-Sieg der Rüsselsheimerinnen um seinen langjährigen Meistertitel gebracht wurde.

Auch die Rüsselsheimer Jugend-, Junioren- und Schülermannschaften verdanken ihren Aufschwung mit der intensiven Arbeit des Ulmer Trainers. Seit Macks Zeiten braucht man um den Hockeynachwuchs in Rüsselsheim keine Bange mehr zu haben. Auch Rüsselsheimer Mädels fingen jetzt an, den Hockeyschläger zu führen, so dass es seit 1949 im Rüsselsheimer Hockeysport auch Mädels-Einheiten gibt. Die hiesigen Hockeyfreunde sehen daher Trainer Mack nur ungern scheiden und wünschen dem fairen Sportsmann auf seiner weiteren Hockeylaufbahn nur Erfolge.

Die Hockeymannschaften, Damen wie Herren, stehen zu Beginn des Jahres 1950 vor der Rückrunde noch in günstiger Position, um in die Gruppen-Meisterschaft eingreifen zu können. Die stark verjüngte Damenmannschaft spielt im Tor mit Ellen Speh, in der Verteidigung mit Hedwig Traiser und Käthe Sieben, in der Läuferreihe mit Liesel Schmidt, Maria Herdt, Marianne Leichtweiß sowie im Sturm mit Elli Trops, Ulla Assmus, Irene Traiser, Carola Kabon-Fröder und Annemie Hummel, Ersatz: Pauline Hill und Marie-Luise "Marlu" Schmidt. Der SC 80 Frankfurt und der Wiesbadener THC ziehen ihre Mannschaften aus den Punktspielrunden wegen des sportlich unfairen Spiels zurück. Auch der RRK überlegt, diesen Schritt zu gehen, will jedoch noch die Punktrunde beenden.

Zu Beginn des Monats April besuchen Damen und Herren des RRK das 25-jährige Traditions-Oster-Hockeyturnier in Bad Kreuznach, zu dem 51 Mannschaften anreisen. An vier Tagen werden auf drei Plätzen 73 Spiele ausgetragen. Die Herren treffen auf Gegner der obersten Spielklasse und spielen mit unterschiedlichem Erfolg: 1:2 gegen Gelb-Weiß Wuppertal, 0:2 gegen Blau-Weiß Berlin und 3:0 über Essen 1899. Die Damen verlieren gegen Gelb-Weiß Wuppertal 3:0  und spielen 0:0 gegen Schwarz-Weiß Köln.

Mitte April stehen sich die RRK-Herren und der SC Blau-Weiß Frankfurt im Entscheidungsspiel um die Gruppenmeisterschaft auf dem Sportplatz im Höchster Stadtpark gegenüber. Beide Mannschaften haben nach Ende der Punktrunde 17:5 Punkte. Die blau-rote RRK-Elf ist für das Entscheidungsspiel bestens gewappnet und spielt mit Siegfried Helm; Werner Wüstenhöfer, Josef Schnur; Reinhard Stang, Wilhelm Blöcher, Ludwig Kraft; Günther Görke, Werner Klepper, Hans Richter, Karl Saar und Heinz Bopp. Nach torloser erster Halbzeit kann Karl Saar durch zwei Tore in der zweiten Hälfte den 2:0-Sieg sicherstellen. Damit nimmt der RRK als Gruppenmeister an den Aufstiegsspielen in die höchste Hockeyklasse, die Oberliga, teil.

Gegner des RRK in den Aufstiegsspielen zur Oberliga ist ein weiterer Gruppenmeister, die TG Niederrad. Obwohl im Hinspiel auswärts ein 2:0-Sieg gelingt, kann der Aufstieg nach einer umstrittenen Niederlage im Heimspiel letztendlich nicht erreicht werden.

Am Himmelfahrtstag starten unter der Leitung von Karl Saar drei Jugendmannschaften − Jugend, Schüler und Mädchen − mit einem Rüsselsheimer Stadtomnibus zu einer viertägigen Reise durch Süddeutschland. Spiele werden ausgetragen in Nürnberg, München, Ulm und Stuttgart, wobei Siegen auch Niederlagen und Unentschieden gegenüberstehen.

Anschließend in der Sommerpause entscheidet die RRK-Hockeyabteilung gemeinsam mit sechs anderen Vereinen, wegen der rauen Gangart in der Punktrunde sich an den Meisterschaftsspielen nicht mehr zu beteiligen und in Zukunft nur noch Freundschaftsspiele auszutragen.

Was ist eigentlich mit Rüsselsheims Hockey los?

Antwort und Aufklärung von Hans Eisen in der "Main-Spitze" am 22. August 1950

So oder ähnlich wird sich mancher Sportfreund unserer Stadt gefragt haben, nachdem er in der Presse las, dass im kommenden Spieljahr der Rüsselsheimer Ruder-Klub zusammen mit einigen anderen hessischen Vereinen sich nicht mehr an den Verbandsspielen beteiligen wird.

Fürchteten sich die Rüsselsheimer plötzlich vor der starken Konkurrenz? Waren sie in ihren eigenen Reihen uneins geworden? Oder aber schlugen sie sich zu jener kleinen Zahl von Querulanten, die grundsätzlich immer "dagegen" sind?

Keines von all dem trifft zu. Vielleicht ist es notwendig, in diesem Zusammenhang einmal in die Erinnerung zurückzurufen, dass im Hockey der Kampf um die Frage – nur in Freundschaft auszutragende oder auch pflichtmäßig zu bestreitende, so genannte "Verbandsspiele" – beinahe so alt ist, wie diese Sportart selbst. Die Frage ist auch in verschiedenen Zeiten verschieden beantwortet worden. Während sich zum Beispiel Brandenburg mit dem überaus spielstarken Berlin als Rückgrat schon in den 20er Jahren zum System der Verbandsspiele bekannte und wahre Triumphe damit feierte, ging man bei uns im Süden erst 1936 davon ab, außer Freundschaftsspielen auch solche vom Verband angesetzte auszutragen.

Wenn aber, so höre ich den wissbegierigen Sportfreund unserer Stadt weiterfragen, sich der Süden schon 1936 der Erkenntnis der Berliner, dass Verbandsspiele eben nicht nur Nachteile bringen, sondern im Gegenteil die Vorteile offensichtlich überwiegen, zu eigen machte, warum verwirft man dann jetzt diese Erkenntnis, zu der man sich doch wahrlich schwer genug durchgerungen hat? Ist es schon vergessen, dass der schwärmerische Süden mit seinem Hang zum schöngeistigen Spiel in der Olympiaelf 1936 nur mit einem Spieler vertreten war (Tormann Dröse), während das verbandsspielfreudige Berlin praktisch die gesamte Mannschaft stellte? Beweisen also nicht die Erfolge der Berliner Spieler in allen Ländermannschaften und im Kampf um den Pokal, den Silberschild, dass die zur Erreichung höchster Leistung im Hockey notwendige Rasanz, das blitzschnelle Erfassen der nach Tor "riechenden" Situation und anderes mehr nur durch eine Reihe harter, bedeutsamer Punktekämpfe anerzogen werden können?

Es wird nicht leicht sein, unserem Sportfreund, den man nur gut informiert nennen kann, seine Argumente zu entkräften. Trotzdem: Er konnte nicht hinter die Kulissen schauen!

Soll Hockey mit all seinen Feinheiten für Spieler und Zuschauer gleichermaßen zur rechten Freude werden, sind einige Voraussetzungen unerlässlich:

  • Faire und vornehme (im guten Sinne) Einstellung zum Gegner ohne Rücksicht auf Stand und Bedeutung des Spieles (wenn erst einmal der Schläger in der Hand vom Sportgerät zur Waffe wird, ist Not am Mann).

  • Genügend gutes Spielfeld (nicht jeder Rübenacker ist auch ein Hockeyplatz)

  • Unvoreingenommene Schiedsrichter (blindwütige Vereinsfanatiker sind eine Qual)

  • Spiel um den Sieg (aber nicht Kampf bis aufs Messer vor johlender Meute). Fehlen diese elementaren Voraussetzungen für ein Hockeyspiel, ist der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo es verzweifelte Ähnlichkeit mit einer wüsten Schlägerei annimmt.

In gleichem Maße nun, wie sich der Hockeysport ausbreitete, verwässerten auch die oben aufgezeigten Richtsätze mehr und mehr. Sie gerieten vollends ins Wanken, als bei Kampf um Auf- und Abstieg in den letzten Jahren die rigorose Einstellung  des Alltags sich auch auf dem Spielfeld breit machte und Spieler und Spiele nur noch ahnen ließen, was einstmals ein "Theo Haag" bedeutete.

Dies alles zusammengenommen veranlasste die an Tradition reichsten Klubs unseres Gebietes, lieber auf eine Beteiligung an den Verbandsspielen zu verzichten, als den ursprünglichen Sinn jedes Sportes, die körperliche Ertüchtigung und Pflege kameradschaftlichen Geistes, überhaupt in Frage stellen zu lassen. Diesen Maßnahmen hat sich der Rüsselsheimer Ruder-Klub dann nach reiflicher Überlegung angeschlossen.

Der Rüsselsheimer Ruder-Klub ist sich dabei wohl im klaren darüber, dass nicht durch den Verzicht auf Verbandsspiele allein die gute alte Zeit wieder herbeigeholt werden kann – so wenig ein gespielter Walzer die Postkutsche wiederbringt –, hofft aber doch, indem er jetzt seine Gegner wieder selbst wählt, besseren und vor allem stets erfreulichen Sport bringen zu können.

Vor der neuen Hockeysaison findet anfangs August unter reger Beteiligung die Hockey-Hauptversammlung in der Gasstätte "Ludwigshöhe" statt. Nach Darlegung der Gründe zur Nichtteilnahme an den Punktspielen findet dieser Beschluss die einmütige Zustimmung der Anwesenden. Bei der Neuwahl der Abteilungsleitung wird Karl Saar zum Abteilungsleiter, Hans Eisen zum Sportleiter, Josef Schnur zum Jugendleiter, Siegfried Helm zum Schriftführer, Alfons Margraf zum Kassierer und Dieter Cezanne zum Geräte- und Ballwart gewählt.

Entsprechend der getroffenen Entscheidung werden im Herbst nur noch Hockeyspiele mit befreundeten Klubs aus Nah und Fern ausgetragen und recht beachtliche Erfolge erzielt. Während die 1. Herren zu zwölf Spielen antreten, darunter in München, in Mannheim, in Köln und in Leverkusen, können die Damen trotz Aufstellungsproblemen acht Spiele absolvieren und davon vier siegreich beenden.

Am 9. Oktober 1950 ehrt der RRK seine Sieger und Trainer in einer eindrucksvollen Siegesfeier im Hotel Adler. Am 10. November vereint die Hasenkneipe des RRK Jäger Treiber und Wilddiebe bei "Dippehas mit Klöß" und am 3. Dezember gibt es dank einer Spende von Georg von Opel im Hotel Adler "Ochs am Spieß" bis zum Abwinken.

Hasenessen (Georg von Opel, Wilfried Seipp, Georg Schneider)

Hasenessen (Friedebert Armbruster, Joseph Grass, Johann Bastian, Albert Meeser)

Hasenessen (Hanswalter Messer, Georg Boller, ...)

Ochsenessen (hinten: Adam Munk, Karl Bauer, Wilfried Seipp, ...;
vorn: Erich Kohl, Georg von Opel, Herbert Lock, Georg Schneider)

Teil der Titelseite des Mitteilungsblattes der
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim

Trotz dieser gesellschaftlichen Veranstaltungen und vieler kleinerer Zusammenkünfte, Stammtische und Unterhaltungsabende der Aktiven, macht sich das Fehlen des Bootshauses immer wieder nachteilig bemerkbar. Alles in allem ist zu sagen, dass der RRK im Jahr 1950 neben der sportlichen, nicht hoch genug zu wertenden Beteiligung an den Erfolgen der Rudergemeinschaft auch in seiner sonstigen Arbeit den Weg im Auge behalten und weiterbeschritten hat, der zu einem lebensfähigen und in sich geschlossenen Verein führt.

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