Zum Beginn des Jahres 1950 lässt der Präsident der
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim, Georg von Opel, den Blick
nochmals kurz zurückstreifen, blickt aber auch nach vorn. Wir zitieren
das "Mitteilungsblatt" der Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim (RuGem):
Liebe Ruderfreunde!
Das Sportschicksal hat es im Jahre 1949 gut mit uns gemeint. Wir
beendeten es mit zwei Meisterschaften und insgesamt 41 Siegen
und was noch viel wichtiger ist: mit vielen neuen
Jugendruderern, die von unserem bewährten Trainer Fritz Brumme,
unserem Ruderlehrer Max H. Ehlert und den Ruderwarten Friedrich
Traiser, Philipp Wagner, Wilhelm Trautmann, Georg Hofmann, K.
Löhr, Karl-Heinz Messerschmitt und Gustav "Gummi" Schäfer
betreut werden.
Nun kommt es darauf an,
dass unsere Jugendruderer beweisen, dass
sie die notwendige Ausdauer zum Training und das rechte
Kämpferherz haben, um ebenfalls unsere Rudergemeinschaft bei den
kommenden Regatten würdig zu vertreten.
Die Erfolge im Rudern stehen und fallen mit der Begeisterung und
dem ausdauernden Willen zum Training und dem Wunsche, ein
erfolgreicher Ruderer zu werden. Die Voraussetzungen dazu sind
bei uns besonders günstig; denn wir besitzen ein Bootshaus,
haben Boote, Ausbilder und die Mittel, um genügend Regatten
besuchen zu können. Damit besitzen wir einen Vorsprung vor
Anderen von größtem Wert. Wir erwarten daher von unseren
Rennruderern, dass sie die dadurch eingesparte Energie für das
Training und für die Rennen einsetzen.
Und nun ein offenes Wort an unsere Passiven und an die Freunde
der Rudergemeinschaft. Wir möchten Euch 1950 öfter am Bootshaus
sehen, als es im vergangenem Jahr der Fall war. Wir Aktive
müssen es wissen und fühlen, dass Ihr wirkliches Interesse am
Sportgeschehen habt. Dass Ihr Euch über den errungenen Sieg mit
uns freut, wie Euch über eine erlittene Niederlage mit uns
ärgert. Denn Ihr seid das Echo unserer Arbeit!
Erst wenn Ihr das Training mit eignen Augen verfolgt, wenn Ihr
Euch aktiv an der Uferkritik beteiligt und die Entwicklung der
Mannschaften beobachtet, könnt Ihr die innere Freude finden,
wenn sich die Erfolge einstellen.
Und diese Erfolge werden sich auch im neuen Jahre einstellen,
wenn Aktive und Passive, Senioren und Jugendruderer, Leitende
und Geleitete sich zu gleichen Wünschen und zu gleichen Zielen
vereinen. Dann braucht uns um das Ruderjahr 1950 nicht bange zu
sein. Es wird uns gerüstet finden.
Georg von Opel,
Präsident der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim |
Die erste Jahreshauptversammlung der
Rudergemeinschaft findet am 20. Januar 1950 im Bootshaus des
Flörsheimer RV statt. RuGem-Präsident Dr. Georg von Opel dankt zu
Beginn den Herren Dr. Karl Renker, Heinrich Dreisbach, Christoph Munk,
Joseph Grass und Gustav Schäfer für ihre Mitarbeit im vergangenen Jahr
und überreicht den Genannten die RuGem-Nadel mit Silberrand. In seinem
Bericht über das Jahr 1949 blickt Georg von Opel auf die Pfingstregatta,
auf die Siege und Niederlagen der Ruderer, insbesondere aber auf die
Entwicklung der Nachwuchsmannschaften. Bei der Neuwahl des Vorstandes
werden Georg von Opel zum Präsidenten, Fritz Brumme zum Sportleiter,
Heinrich Reeg zum Kassenleiter, Georg Schneider zum Schriftführer, Max
H. Ehlert zum Schriftleiter, Christoph Munk und Karl Müller zu
Regattareferenten sowie Karl Saar zum Preisreferenten gewählt. Im
folgenden wird die geplante dreitägige Pfingstregatta 1950 diskutiert,
der Schlagmann des Meisterachters 1949, Willi Wenz, wird in
Anerkennung seiner Leistungen zum Ehrenmitglied der RuGem ernannt und
Namen für bisher unbenannte Boote der RuGem werden festgelegt.
Ruderexperten auf der Terrasse des Flörsheimer Bootshauses 1950:
Gerhard Ruppert, Gustav "Gummi" Schäfer, Friedrich Traiser, Max
H. Ehlert |
Der
Nachwuchs der Rudergemeinschaft an Pfingsten 1950 (hinten:
Arthur Wolf, Richard Möller, Norbert Steuler, Helmut Schwinn;
vorn: Luise "Lucie" Helfrich, Ingrid Weidmann, Rolf Bopp, Herta Müller,
Hannelore Meurer, Marianne Messerschmitt) |
Ab 4. Februar 1950 veranstaltet der RRK seine
Fastnachtsveranstaltungen, die im neuen Saal des Hotels Adler mit
dem Maskenball beginnen. Charmante Damen und abenteuerlustige Herren
machen unter der Regie der unermüdlichen Kapelle Reitz in einem
wunderbar dekorierten Saal das Fest zu einer "rauschenden Ballnacht". Es
folgt am 10. Februar ein karnevalistischer Abend der Hockeyabteilung in
deren Vereinslokal "Zum Schützenhof" – Inh. Fritz Knauff, Goethestr. 2
– am 18. Februar im Hotel Adler die Kappensitzung des RRK mit Kostümfest
und am 21. Februar der Lumpenball der Hockeyabteilung im Gasthaus
"Zur Ludwigshöhe" ("Schaab Louis").
Die RRK-Generalversammlung am 24. März 1950 vereint Ruderer und
Hockeyspieler im Gasthaus "Zur Ludwigshöhe". Wichtigste Ereignisse des
Jahres 1949 waren die Inbetriebnahme der neuen Bootshalle, die
Beschaffung der ersten neuen Boote und die großen Sporterfolge in der RuGem. Es wird berichtet, dass in der Freigabe des Bootshauses bisher
nichts erreicht werden konnte. Die Neuwahl des Gesamtvorstands ergibt
nur geringe Veränderungen. Bei der Beratung des Haushaltsvoranschlags
beschließt die Versammlung der Hockeyabteilung für Beschaffung von
Sportgeräten und Unterstützung der Jugendmannschaften 1.200 DM
zuzubilligen, während die RuGem 20 % der Mitgliedsbeiträge und außerdem
noch 1.000 DM erhält.
Nach der Einweihung des neuen Flörsheimer Bootshauses an Ostern treffen
sich die Ruderer der RuGem bei stürmischem Wetter zum traditionellen Anrudern am 16.
April 1950 in Rüsselsheim. Bürgermeister Ludwig Dörfler tauft den von der Stadt
anlässlich des dritten Meisterschaftssieges 1949 im Achter gestifteten Rennachter
auf den Namen "Stadt Rüsselsheim"
mit der Taufrede: "Möge sich das Boot
den internationalen Weltruf erringen, den die Opelwerke bereits
erlangten; möge das Boot beitragen zur Gesundheit und Entwicklung der
Jugend; möge es zur Ehre seines Vereins den Namen der Heimatstadt in die
weiten Lande tragen und so bekannt werden, wie es Rüsselsheim bereits
wurde."
Ein B-Gig-Vierer wird von Frau Ihrig auf
den Namen ihres Gatten, "Adam Ihrig",
getauft. Bei der sich anschließenden Trainingsverpflichtung der Ruderer der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim unterschreiben 8 Senioren, 17
Damen, 33 Jungmänner und 24 Jugendliche die strengen
Trainingsbestimmungen.
Dank der vorbildlichen Arbeit der Haus- und
Bootswarte des RRK kann die neue Bootshalle verbessert und
ausgebaut werden.
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Anrudern der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim 1950
beim RRK mit Taufe von zwei neuen Booten, eines Rennachters auf
den Namen "Stadt Rüsselsheim" und eines B-Gig-Vierers auf den
Namen "Adam Ihrig", sowie Trainingsverpflichtung von
82 Ruderern der Rudergemeinschaft |
Dann beginnt die Regattasaison mit der Frühregatta in Mülheim-Ruhr.
Während der "Meister-Vierer-ohne" der RuGem mit Karl Bauer für Georg
Boller auf Nr. 2 wegen Abmeldungen ohne Gegner allein über die Bahn
zieht, siegt der Meisterschaftsachter mit Georg von Opel auf Nr. 3
(bisher am zweiten Schlag) und dem ehemaligen Stettiner Tritonen Günter Kuschke für den noch aussetzenden Georg Boller (bisher Nr. 6) auf Nr. 2
mit 11/4 Längen vor der RR ETUF Essen, dem Kölner RV 77 und
dem RV
Bochum.
An Pfingsten ist der RRK im Rahmen der Rudergemeinschaft
an der dreitägigen Flörsheimer Mammutregatta vom
27. bis 29. Mai 1950 als Ausrichter beteiligt. 89 Vereine mit 714
Booten und 3.441 Ruderern kommen an den Untermain.
Von 125 Rennen, darunter 42 Kurzstreckenrennen, bleiben nur drei ohne Meldung. Die übrigen
weisen Felder bis zu 31 Booten auf, so dass insgesamt 207
Vor- und Hauptrennen ausgetragen werden. Diese Zahlen übertreffen
alles im Rudersport jemals Dagewesene. Alle aktiven Teilnehmer der
Regatta erhalten kostenfreie Unterkunft und Verpflegung. Auf beiden
Ufern des Mains werden am Ziel Tribünen mit 4.000 Sitz- und 2.000
Stehplätzen aufgestellt. Ausgetragen wird
neben Wasserskispringen mit Sepp Weiler, Heli Lantschner u.a., wo die
Weltrekordmarke von 16 Meter gebrochen werden soll, auch die Europameisterschaft
der Profiskuller im Einer über 5 km mit zwei Wendepunkten, die der
Engländer Eric Phelps gegen
seinen
Landsmann Eric Lupton austrägt. Wir zitieren die "Main-Spitze":
Riesenprogramm
der Pfingstregatta
St. Petrus ist
dennoch ein treuer Freund der Ruderer. In letzter Minute, gerade
noch zur rechten Zeit, um dieser mit so viel Mühe und Aufwand
aufgezogenen Regatta der Superlative nicht den Todesstoß zu
versetzen, hatte er doch noch lockenden Sonnenschein an den
Untermain geschickt. Am ersten Regattatag und besonders am
Sonntag Morgen kämpften sich die Boote trotz Regen, Wind und
hohem Wellengang zu Ziele durch. Viele allerdings blieben auf
der Strecke. Insgesamt waren es 46 Boote, die voll Wasser liefen
und kenterten. Die Wasserpolizei hatte alle Hände voll zu tun,
um "Schiffbrüchige" und Boote wieder ans Land zu bringen. Gegen
11 Uhr setzte am Sonntag ein derartiger Regen ein, dass die
Regatta abgebrochen werden musste.
Der Pfingstsonntag Nachmittag brachte dann die große Wendung.
Die Sonne kam zaghaft hinter den Wolken hervor und lockte
Tausende zur Rennstrecke. Der dritte Regattatag bei strahlendem
Sonnenschein zeigte erst deutlich, dass die Rudergemeinschaft auf
dem richtigen Wege ist, den Rudersport populär zu machen. Halb
Rüsselsheim strömte an den Main, die Tribünen füllten sich, und
die ganze Veranstaltung nahm den Charakter eines Volksfestes an. |
Zuschauertribüne der "Flörsheimer Sturm-Regatta" 1950, im
Hintergrund das neue Bootshaus des Flörsheimer RV |
Ein Frauenvierer vor
der Wasserski-Schanze der Flörsheimer Regatta, auf der die
Springer versuchen, den Weltrekord von 16 Metern zu brechen. Ernst
Windisch erreicht schließlich die Weite von 18 Metern und ist
neuer Weltrekordler. |
Den
"Hans-Joachim-Hannemann-Jungmannachter" auf der Kurzstrecke
gewinnt im 5-Boote-Feld die RuGem mit
Arthur Wolf, Richard Möller, Herbert Lock, Hans Darnieder, Hans
Heckmann, Helmut Schwinn, Norbert Steuler, Willi Lott, Stm. Rolf
Bopp. |
Die große Pfingstregatta wurde am Samstag mit sechs
Kurzstreckenrennen eröffnet, von denen die Rudergemeinschaft
gleich drei gewinnen konnte. Am Sonntag gab der neue
Jungmannachter mit Arthur Wolf, Richard Möller, Herbert Lock, Hans Darnieder,
Hans Heckmann, Helmut Schwinn, Norbert Steuler, Willi Lott und Stm. Rolf Bopp
in großartiger Haltung sein Debüt. Die durch die Schule von
Fritz Brumme gegangene Mannschaft machte ihrem Trainer alle Ehre
und schlug den Mainzer RV mit zwei Längen und im Ersten
Juniorachter Köln mit sechs Sekunden. Pünktlich um 16.30 Uhr
starteten die beiden englischen Professionals Eric Phelps und
Eric Lupton zur Europameisterschaft der Berufsruderer über fünf
Kilometer. Phelps gewann mit 21:37 Min. vor Lupton mit 21:46
Min.
ERIC
PHELPS erster Europameister der Profi-Skuller
Spannender Titelkampf auf deutschem Gewässer
Von Paul
Elschner (aus "Rudersport" Nr. 11/1950)Bereits zwölf Tage vor dem Europameisterschaftsrudern
im Rahmen der großen Pfingst-Regatta waren sie aus London
mit einem Mietwagen und den aufmontierten Booten in
Flörsheim eingetroffen, Eric L. Phelps, der in Deutschland
kein Unbekannter ist, sein Herausforderer Eric G. Lupton
und dessen Trainer Daniel Blackman. Vormittags und abends
haben sie täglich in ihren schlanken Skiffs englischer
Herkunft trainiert und besonders bei den Abendfahrten Tag
für Tag große Zuschauermengen an den Main gelockt.
Siegerehrung
für Eric Phelps nach dem Sieg im
Europameisterschaftsrennen der Berufsruderer über
fünf Kilometer auf der Flörsheimer Ruderregatta 1950 |
Für deutsche Begriffe war die Begegnung der Profiskuller
etwas Neues, etwas Erstmaliges, da man im europäischen
Rudersport nur in England, und in Übersee nur in
Australien, Kanada und den USA das Berufsrudern kennt. Der
zwischen den beiden Engländern nach Flörsheim vereinbarte
Titelkampf mit vorausgegangenem Quarter Mile Dash-Rudem
(400-m-Rennen) hatte, das sei besonders betont, eine große
Anziehungskraft. Dies um so mehr, als man bestes
technisches Skullen zu sehen bekam. Namentlich Eric Phelps
leichtflüssige, elegante Ruderarbeit mit virtuoser
Beherrschung des Bootes, ist eine Augenweide. Aber auch
Lupton, der im Gegensatz zu dem englischen Profimeister,
nicht wie dieser, nur Einer-, sondern auch viele
Riemenbootrennen in England gewonnen hat, kann sehr viel.
Während der 38-jährige Phelps mehr gelockert skullt, ähnelt
der Stil Luptons (33 Jahre) mit weiter Auslage und
ebensolchem Rückschwung mehr dem Orthodoxen. Beide Skuller
erklärten nach ihrer ersten Ruderfahrt, dass ihnen das
Mainwasser recht schwer vorkomme, Phelps fand sich aber
bald zurecht, hatte er doch während der letzten beiden
Jahre in Tigre (Buenos Aires) regelmäßig auf dem ähnlich
trägen Rio de la Plata geskullt. So nahte der Pfingstsamstag heran, an dem die
Titelbewerber zunächst das Kurzrennen bestritten. Um 17
Uhr erfolgte der Start bei starkem West als Gegenwind.
Lupton (65 kg) kennt die Startschnelligkeit seines Gegners
(69 kg) und ging auch mit lebhaftem Tempo ab. Wohl hatte
Phelps bei 150 m einen Vorsprung von bereits einer Länge,
doch schloss Lupton in energischem Zwischenspurt bei 250 m
auf. Die Schlussphase des Kampfes, der einen Höhepunkt im
Regattaprogramm am ersten Tag bildete, gestaltete der zähe
Phelps jedoch zu einem 1/2-Längensieg in 1:22 gegen
1:24,6. Die Zeiten sprechen für die Stärke des
Gegenwindes. Mit dieser Begegnung war das erste
Viertelmeilen-Rennen der Profiskuller überhaupt
ausgetragen und in Eric L. Phelps der erste Sieger
ermittelt. Bei besserer Wetterlage, jedoch noch bei Gegenwind,
begaben sich die Skuller am Pfingstmontag um 16.30 Uhr zum
Hauptkampf um den Titel eines Europameisters an den Start
der 5-km-Strecke. Es wurden, wie beim
Weltmeisterschafts-Rennen auf dem Ontariosee vor Toronto
(Sieger Bob Pearce, Kanada, früher Australien), das damals
mitzuerleben wir Gelegenheit hatten, um zwei Wenden
gerudert. Eine fieberhafte Spannung bemächtigte sich der
Zuschauermassen, als die Startglocke den Beginn des
Marathonrennens ankündigte. Es ergab sich nach dem
gutgelungenen Ablauf der beiden Skuller das gleiche Bild
wie beim Kurzrennen: Phelps war sofort in Front und hatte
bei 1.200 m eine Länge herausgerudert. Mit diesem Vorsprung
umskullte er geschickt die Zielwende und vergrößerte bei
der Bergfahrt die Distanz auf fast zwei Längen, meist
24er-Sohlag rudernd. Als Lupton später auflief, spurtete
Phelps mit 28er-Schlag, nahm wieder zuerst die Startwende
und führte mit 11/ 2
Längen. Durch Zwischenspurts von Lupton wurde der Favorit
des Kampfes zur Erhöhung der Schlagzahl auf 28 genötigt,
was seine Wirkung nicht verfehlte. Er hatte seine Kraft
eingeteilt, besaß für die entscheidenden Spurts die
nötigen Reserven und konnte unter Begeisterungsrufen der
Zuschauer in 21:37 mit 9,4 Sekunden Vorsprung die
Ziellinie passieren. Lupton, der sich ausgegeben hatte,
merkte man auf den letzten 300 m die Ermattung an. Der erste Europameister der Berufsskuller heißt also Eric
L. Phelps, jüngster Sohn des während der Kriegszeit
verstorbenen, in England bekannten Bootsbauers und Kings
Bargemasters Bossy Phelps, dessen ältester Sohn Ted (jetzt
Inhaber der ehemaligen väterlichen Werft in Putney)
wiederholt Profi-Weltmeister war. Der neue Titelinhaber
skullte in einem Phelps-, Lupton in einem Sims-Boot, die
beide leichtester Bauart sind. Lupton war seinem Bezwinger
in den beiden Rennen ein harter Gegner, der starke
Beachtung verdient und bei einem künftigen Treffen
(Revanchekampf in England?) mit Phelps diesem gefährlich
werden kann. Beide haben, was für die englischen
Profiskuller von Ruf Voraussetzung ist, die Doggett's
Coat and Badge-Race gewonnen, Phelps 1933, Lupton 1940. Phelps, der mit dem goldenem Kranz ausgezeichnete
Doppelsieger, begab sich mit Lupton am 30. Mai nach
England zurück, wo er einige Skuller, unter ihnen Rowe
(Zweiter bei den British Empire Games 1950 in Neuseeland)
für Henleystarts trainiert. |
Zwischendurch unternahmen die
Wasserskispringer einen Angriff auf die 16-Meter-Linie, die
tatsächlich um 16.45 Uhr von Ernst Windisch um zwei Meter
überboten wurde. Der neue Weltrekordler erhielt einen goldenen
Lorbeerkranz.
Höhepunkt der Regatta wurde der pünktlich gestartete Große
Seniorachter. Vom Start weg führte der Meisterachter der RuGem
in der Besetzung mit Wilfried Seipp, Günter Kuschke, Georg von Opel,
Karl Bauer, Georg Schneider, Erich Kohl, Adam Munk, Willi Wenz
und Stm. Hanswalter Messer, an den Tribünen von stürmischen
Jumborufen angefeuert, und gewann mit nahezu drei Längen vor dem
Kölner RV 77 das wertvollste Rennen des Tages. Insgesamt konnte
die Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim an Pfingsten 21
Siege erringen. |
Nach Besuch der Regatten in Mülheim (2 Siege), Flörsheim
(21), Trier (5),
Esslingen (3), Gießen (5), Limburg (2), Frankfurt (6), Mannheim (1), Bad Ems
(6; Munk, Bauer, Schneider, Kohl, Stm. Bopp holen sich den
"Kaiser-Vierer"),
Würzburg (0), Mainz (9), Mannheim (1) und Offenbach (4), auf denen die Rudergemeinschaft 65
Rennsiege erringen kann, findet am 5. und 6. August 1950 das Deutsche
Meisterschaftsrudern
auf dem Maschsee in Hannover statt. Die Rudergemeinschaft meldet sieben Rennen
– Willi Lott im Leichtgewichts-Einer – Hans Heckmann und Hans Darnieder
im Zweier-ohne – Norbert Steuler, Helmut Schwinn und Stm. Rolf Bopp im Zweier-mit – Adam Munk, Georg Boller,
Georg Schneider und Erich Kohl im Vierer-ohne – Adam Munk, Karl Bauer,
Georg von Opel, Erich Kohl und Stm. Rolf Bopp im Vierer-mit – Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk,
Georg Boller, Georg Schneider, Erich Kohl, Georg von Opel, Willi Wenz
und Stm. Hanswalter Messer im Achter – Eleonore Hundertmarck, Marianne Sittmann, Lydia Schnaus, Marlis Klippel und Stfr. Anneliese Krug im
Frauen-Doppelvierer.
Erster Achter der RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim, Drei-Längen-Sieg auf der Flörsheimer
Regatta 1950 gegen den Kölner RV 1877
(Wilfried Seipp, Günter Kuschke, Georg von Opel, Karl Bauer, Karl Schneider, Erich Kohl,
Adam Munk, Schlagmann Willi Wenz, Stm. Hanswalter Messer |
Preis vom Dom |
Main-Pokal |
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Diverse Wander- und Herausforderungsreise, die die Ruderer
der RuGem 1950 gewinnen |
Doch die Erfolge stellen sich nicht so ein, wie man geglaubt hat. Die
Trainingsleitung zieht
vor den Endläufen den Vierer-mit nach klar gewonnenem Vorrennen und dann
auch den Vierer-ohne aus Rücksicht auf den Achter zurück. Der
Frauen-Doppelvierer kann nach vierten Plätzen in Vor- und Zwischenlauf
den Endlauf nicht erreichen, der Zweier-ohne wird in einem Finale, das durch Kollisionen und Rennabbrüche
gezeichnet ist und viermal gestartet werden muss, wegen Versteuerns vom
Schiedsrichter ausgeschlossen.
Willi Lott erreicht im
Sechs-Boote-Feld des Leichtgewichts-Einers hinter dem Godesberger
Willy Neuburger nach einem energischen Kampf um den zweiten Platz mit
dem Essener Hanns Bullmann den 3. Platz dieses Meisterschaftsrennens. Norbert Steuler, Helmut Schwinn
und Stm. Rolf Bopp, die jungen Ruderer der RuGem, die aus dem
diesjährigen Jungmann-Achter stammen, leisten
im Drei-Boote-Feld des Zweiers-mit bis zur 1.500-Meter-Marke
den Favoriten Ludolf Moritz und Gerhard Reichert von der Mannheimer RG Baden heftigen
Widerstand. Sie reißen sogar für kurze Zeit die Führung an sich, doch
dem starken Endspurt der Mannheimer sind sie schließlich nicht gewachsen
und müssen sich nach ehrenvollem Kampf mit 1½ Längen geschlagen geben. Das ist die
Vizemeisterschaft.
Der Achter der Rudergemeinschaft, der in der
Meisterschaftsbesetzung des Vorjahres rudert, hat in seinem Rennen
sieben Gegner, so dass Vor- und Zwischenläufe zu fahren sind. Im ersten
Vorrennen siegt Köln 77 vor dem ARV Kiel, im zweiten ETUF Essen vor der RuGem. Diese vier Boote sind
sofort im Finale, zu denen sich nach dem Zwischenlauf noch der RV Bochum und
der Mainzer RV gesellen. Lassen wir zum DM-Finale der Achter, der
Königsklasse des Rudersports, den "Rudersport" berichten:
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Der Deutsche Vizemeister
im Achter des Jahres 1950, hier nach dem
Sieg im Ersten
Senior-Achter in Mainz, mit Georg Boller, Schlagmann Willi Wenz,
Georg von Opel, Steuermann Hanswalter Messer, Georg Schneider, Erich Kohl,
Karl Bauer, Adam Munk und Wilfried Seipp |
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Das
Achterrennen um die Deutsche Meisterschaft
Endlaufteilnehmer waren in der Startfolge ARV Kiel (590 kg),
Kölner RV 77 (656), RuGem Flörsheim-Rüsselsheim (637), ETUF
Essen (588) und Mainzer RV
(618), nachdem RV Bochum (647) auf den Start verzichtet hatte und
Berliner RC (637) sowie Erster Kieler RC (627) im Zwischenlauf
ausgeschieden waren. Das Feld wird bei 200 m mit leichtem
Vorsprung von Flörsheim-Rüsselsheim angeführt. Am 500-m-Punkt
wird eine halbe, bei 1.000 m eine ganze Lange Vorsprung
registriert. Mainz und Kiel bilden von hier bis ins Ziel den
Schluss des Feldes. Ein Zwischenspurt der Kölner
Schwergewichtler bringt diese bei 1.500 m mit Essen auf gleiche
Höhe. Beide Boote greifen nun in einem gewaltigen Endspurt die
führenden Flörsheimer an, die sich infolge des anhaltenden 40er
Streckenschlages verausgabt haben und nichts mehr entgegensetzen
können. Wie aus der Pistole geschossen setzt sich kurz vor dem
Ziel die Kölner Mannschaft an die Spitze und erringt bei ihrer
zehnten diesjährigen Begegnung mit dem Vorjahrsmeister mit einer
halben Länge Vorsprung Sieg und Titel. Die verhältnismäßig
leichten Essener, die mit Flörsheim als Favorit angesprochen
wurden, litten offenbar unter dem schweren Vorlaufrennen, das
sie gegen Flörsheim austrugen. Mit einer halben Länge hinter dem
Altmeister war ihnen jedoch der dritte Platz sicher vor der
Mainzer Mannschaft, die sich in diese große Klasse gut
eingefunden hatte. |
Obwohl während der Regattasaison 1950 der Achter
des Kölner RV von 1877 bis auf einen Erfolg an Pfingsten immer und immer
wieder die Segel vor dem Meister des Vorjahres, der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim, hat streichen müssen, im entscheidenden Rennen ist
er topfit und holt sich zur Krönung des Jahres den Titel des Deutschen Meisters. Der Rudergemeinschaft bleibt die Vizemeisterschaft.
Zum Verlauf der Deutschen Meisterschaften für die RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim schreibt die "Main-Spitze":
Streitfrage um den
verlorenen Meisterschaftsachter
Die beiden
wertvollsten Rennen der 37. Deutschen Rudermeisterschaften auf
dem Maschsee in Hannover endeten mit zwei großen Überraschungen.
So wurde der dreifache deutsche Achtermeister, die RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim, auf den letzten paar hundert Metern vom
Kölner RV 77 überspurtet, und auch der Frankfurter Germane
Günter Lange konnte seinen Skullertitel nicht erfolgreich
verteidigen.
Unmittelbar vor dem
Start schwirrten die tollsten Gerüchte an den Ufern des
Maschsees entlang, die nur das eine Thema zum Gegenstand hatten:
"Warum meldet Fritz Brumme die beiden Viererrennen ab? Nur um
sich für den großen Achter zu schonen?" Später stellte es sich
heraus, dass es gar nicht Brummes Idee war, sondern dass die
Mannschaft selbst die beiden anderen Rennen nicht bestreiten
wollte, weil sie einfach über ihre physischen und psychischen
Kräfte hinausgingen. Das war auch Georg von Opels Meinung. Dass
seine Rechnung, wenigstens den wertvollen Achter zu gewinnen,
nicht aufging, sei eben Pech gewesen, meint von Opel. Die
Achtermannschaft hatte am 6. August den Zenit ihrer
Leistungsfähigkeit bereits überschritten.
Trainer Fritz Brumme
dagegen schwört, dass es ein großer Fehler gewesen sei, die
beiden Vierer abzumelden. "Ich bin der Meinung, dass wir drei
Meisterschaften errungen hätten, den Vierer-mit, den Vierer-ohne
und auch den Achter. Es war grundfalsch, dass sich die
Mannschaft den ganzen Sonntagnachmittag ausruhte, anstatt sich
langsam warm zu fahren. Beispiel: Reichert von der RG Baden, der
drei Rennen gewann." |
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Willi Lott, Dritter beim Deutschen Meisterschaftsrudern im
"Leichten Einer", hier nach dem Sieg im "Main-Pokal-Einer" auf der
Frankfurter Herbst-Regatta 1950
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Der Jugendachter der RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim, der "Bosambo-Achter", siegt auf der
Frankfurter Herbst-Regatta 1950 im "Bolongaro-Achter" mit
(vom Bug) Werner Ziegler,
Horst Eppard, Horst Zimmermann, Helmut Popp, Werner Gallon,
Walter "Bosambo" Steube, Werner Schnell, Schlagmann Willi Schmidt und Stm. Max Nauheimer |
Die Herbstregatten in Offenbach (4 Siege), Wilhelmshaven (1), Frankfurt
(5; Willi Lott gewinnt im Einer den "Main-Pokal" und der Jugendachter den
"Bolongaro-Achter")
und Marbach (4) beschließen für die Rudergemeinschaft die
Saison, in der sie in der Punktwertung des DRV
als erfolgreichster Verein auf dem 1. Platz
landet. 79 Rennsiege sind das stolze
Ergebnis; an diesen Siegen sind 73 Trainingsruderer
beteiligt. Erfolgreichster Ruderer der RuGem 1950 nach der Zahl der
Siege ist Georg von Opel mit 28 Regattasiegen. Fritz Brumme, der
mittlerweile mehr als 350 Trainersiege erreicht hat, wird vom DRV die "Auszeichnung für
ehrenamtliche Trainer" verliehen. Hier ein Artikel aus dem
"Rudersport" zur Punkttabelle der erfolgreichsten Rudervereine:
An der Spitze der
Tabelle
RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim weit voraus
Zum ersten Male seit Bestehen des DRV gab es
1950 eine Punkttabelle der erfolgreichsten Rudervereine. Sie ist
eine Idee des Präsidenten der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim, Georg
von Opel. Sie war ein Versuch. Sie hat sich durchgesetzt und wird
auch 1951 beibehalten werden. Der DRV hat Georg von Opel seinen
Dank für die viele Mühe ausgesprochen, die er damit gehabt hat.
Grundsätzlich wurden in diesem Jahr nur
Rennbootrennen gewertet. Kurzrennen erhielten jeweils die halbe
Punktzahl der ersteren. Am höchsten bewertet wurde natürlich ein
Sieg in der Meisterschaft. Dann folgten die unbeschränkten Rennen
in der Jungmann-, Junior- und 2. Seniorklasse.
Mit der Deutschen Ruder-Meisterschaft in
Hannover wurde die Punkttabelle der zwanzig erfolgreichsten
Rudervereine des Ruderjahres 1950 abgeschlossen. Auf 26 offenen
Regatten standen 250 Rudervereine im Wettstreit. Sie gibt daher
ein recht aufschlussreiches Bild über die geleistete Arbeit in den
Rudervereinen:
1. RuGem
Flörsheim-Rüsselsheim 569,5 Punkte
2. ETUF Essen
479 Punkte
3. Kölner RV von
1877 328,5 Punkte
4. Lübecker RG
von 1885 296 Punkte
5. Mannheimer RG
Baden von 1880 233,5 Punkte
6. Berliner RC
204 Punkte
7. RC Saar
Saarbrücken 181 Punkte
8. RuGem
Germania -
Verein 65 Frankfurt 170,5 Punkte
9. DRC von 1884
Hannover 155 Punkte
10. RuGem Bremer
RV 1882 - PSV Bremen 131 Punkte |
11. Mülheimer RG
121,5 Punkte
12. RC Hansa
Dortmund 118 Punkte
13.
Ludwigshafener RV von 1878 117,5 Punkte
14. Lübecker RK
117 Punkte
15. Mainzer RV
von 1878 108 Punkte
16. Heilbronner
RG Schwaben 102 Punkte
17. Homberger RK
Germania von 1893 99 Punkte
18. Bremer RC
Hansa 98 Punkte
19. Duisburger
RV 96 Punkte
20. RC Favorite
Hammonia Hamburg 93 Punkte |
|
Besonders
festzustellen ist, dass die Siege nicht wie in den
vergangenen Jahren nur von erstklassigen
Mannschaften errungen wurden, sondern größtenteils
mit jungen Nachwuchsruderern, ein klarer Beweis für die
Richtigkeit der Breitenarbeit. Besonders erfreulich sind
auch die Erfolge eines Jugendachters, des "Bosambo-Achters", mit Werner Ziegler, Horst Eppard,
Horst Zimmermann, Helmut Popp, Wolfgang Gallon, Walter Steube, Werner Schnell, Willi Schmidt
und Stm. Max Nauheimer,
der in Rüsselsheim unter der Trainingsleitung von Friedrich
Traiser und Philipp Wagner aufgebaut und zu
ersten Wettkämpfen geführt wird.
Die
RRK-Hockeydamen 1950 in Bad Kreuznach
(hinten: Elli Trops, Ursula Assmus, Käthe Sieben, Carola Kabon-Fröder,
Margret Schildge, Hedwig Traiser, Marianne Leichtweiß, Irene
Traiser; vorn: Maria Herdt, Liesel Schmidt, Annemie Hummel) |
Die
Treiber des "Bosambo-Achters" beim Hasenessen 1950
(hinten: Trainer Friedrich Traiser, Werner Ziegler, "Bosambo"
Walter Steube, Willi Schmidt, Horst Zimmermann, Helmut Popp;
vorn: Horst Rocker, Horst Eppard, Werner Schnell) |
Das Abrudern der RuGem mit interner Regatta
(12 Kurzstreckenrennen) vereint am 24. September Rüsselsheimer und
Flörsheimer Ruderer. Im "Großen Preis vom Artelgraben", dem Wanderpreis
um die Klubmeisterschaft der RuGem im Einer, stellt sich Willi Lott
dem 44-jährigen Olympiasieger Gustav "Gummi" Schäfer, kann jedoch nach
schlechtem Start den ein tolles Rennen fahrenden "Gummi" nicht
schlagen. Damit ist Gustav Schäfer Klubmeister 1950 der RuGem
Höhepunkt der Regatta ist das Achterrennen, der "Preis vom Gänskippel",
dem sich drei Boote stellen, die dieses Rennen zu einer Demonstration
ruderischen Könnens machen.
Bereits im Februar des Jahres 1950 muß die
Hockeyabteilung des RRK einen schweren Verlust verkraften, da Georg
Mack, der die Mannschaften des RRK mehrere Jahre betreute, den RRK
in Richtung seines Heimatvereins verlässt. Lassen wir die
"Main-Spitze" berichten:
Ein Sportler nimmt Abschied von
der Opelstadt
National-Hockeyspieler
Georg Mack verlässt Rüsselsheim ("Main-Spitze" vom 10. Februar
1950)
Georg Mack |
Der allen
Rüsselsheimer Hockeyfreunden bekannte Trainer Mack, der im Oktober
1947 von dem Rüsselsheimer Ruder-Klub verpflichtet wurde, verlässt
im Laufe dieser Woche Rüsselsheim, um wieder zu seinem Stammverein
SSV Ulm zurückzukehren. Er kommt damit noch zur rechten Zeit zu
dessen Verstärkung, da der SSV Ulm auch in diesem Jahre wieder an
der Spitze der Tabelle liegt und als Württembergischer Meister an
den Süddeutschen Meisterschaftsspielen teilnimmt.
Der technisch
hervorragende Hockeyspieler Mack kam mit 18 Jahren erst zu dem
Hockeysport, als er auf Anregung seines Bruders das Training bei
dem SSV Ulm aufnahm. Schon sechs Jahre später, im Jahre 1936,
stand Mack in der Süddeutschen Mannschaft gegen Indien, wobei die
Inder in Stuttgart mit 5:0 gewinnen konnten. Zwei Jahre später
stand Mack auf dem Höhepunkt seiner Hockeylaufbahn, als er im
November 1938 in der Deutschen Nationalmannschaft in Paris gegen
Frankreich kämpfte. Das Spiel gewann Deutschland 3:2. 1936 war
Mack kurze Zeit Gastspieler von Ulm 46 und half hier mit, seinem
Verein die Württembergische Meisterschaft zu erringen.
Als nach Kriegsende
der Rüsselsheimer Hockeysportes überraschend zu erstklassigen
Leistungen brachte und in der obersten Hessischen Hockeyklasse
spielte, verpflichtete die rührige Hockeyabteilung des RRK den
Trainer Mack, der gleichzeitig die blau-rote Elf wesentlich
verstärkte. Die Trainingsarbeiten Macks fielen besonders bei den
Jugendlichen und den Dameneinheiten auf fruchtbaren Boden. Schon
ein Jahr später waren die Rüsselsheimer 1. Damen im Endkampf um
die Süddeutsche Meisterschaft. In Hockeykreisen war man über den
plötzlichen Aufschwung der Rüsselsheimer 1. Damen nicht wenig
überrascht. Mit zu den schönsten Spielen der Rüsselsheimerinnen
zählen die beiden Verbandsspiele des Jahres 1948, als der
Altmeister THC Wiesbaden durch ein 0:0 und einen 1:0-Sieg der
Rüsselsheimerinnen um seinen langjährigen Meistertitel gebracht
wurde.
Auch die Rüsselsheimer
Jugend-, Junioren- und Schülermannschaften verdanken ihren
Aufschwung mit der intensiven Arbeit des Ulmer Trainers. Seit
Macks Zeiten braucht man um den Hockeynachwuchs in Rüsselsheim
keine Bange mehr zu haben. Auch Rüsselsheimer Mädels fingen jetzt
an, den Hockeyschläger zu führen, so dass es seit 1949 im
Rüsselsheimer Hockeysport auch Mädels-Einheiten gibt. Die hiesigen
Hockeyfreunde sehen daher Trainer Mack nur ungern scheiden und
wünschen dem fairen Sportsmann auf seiner weiteren Hockeylaufbahn
nur Erfolge. |
Die Hockeymannschaften, Damen wie Herren, stehen zu
Beginn des Jahres 1950 vor der Rückrunde noch in günstiger Position,
um in die Gruppen-Meisterschaft eingreifen zu können. Die stark
verjüngte Damenmannschaft
spielt im Tor mit Ellen Speh, in der Verteidigung mit Hedwig Traiser und
Käthe Sieben, in der Läuferreihe mit Liesel Schmidt, Maria Herdt, Marianne
Leichtweiß sowie im Sturm mit Elli Trops, Ulla Assmus, Irene Traiser,
Carola Kabon-Fröder und Annemie Hummel, Ersatz: Pauline Hill und Marie-Luise
"Marlu" Schmidt. Der SC 80 Frankfurt und der Wiesbadener THC ziehen ihre Mannschaften
aus den Punktspielrunden wegen des sportlich unfairen Spiels zurück.
Auch der RRK überlegt, diesen Schritt zu gehen, will jedoch noch die
Punktrunde beenden.
Zu Beginn des Monats April besuchen Damen und Herren des RRK das
25-jährige Traditions-Oster-Hockeyturnier in Bad Kreuznach, zu
dem 51 Mannschaften anreisen. An vier Tagen werden auf drei Plätzen 73
Spiele ausgetragen. Die Herren treffen auf Gegner der obersten
Spielklasse und spielen mit unterschiedlichem Erfolg: 1:2
gegen Gelb-Weiß Wuppertal, 0:2 gegen Blau-Weiß Berlin und 3:0 über Essen 1899.
Die Damen
verlieren gegen Gelb-Weiß Wuppertal 3:0 und spielen 0:0 gegen
Schwarz-Weiß Köln.
Mitte April stehen sich die RRK-Herren und der SC
Blau-Weiß Frankfurt im Entscheidungsspiel um die
Gruppenmeisterschaft auf dem Sportplatz im Höchster Stadtpark
gegenüber. Beide Mannschaften haben nach Ende der Punktrunde 17:5
Punkte. Die blau-rote RRK-Elf ist für das Entscheidungsspiel bestens
gewappnet und spielt mit Siegfried Helm; Werner Wüstenhöfer, Josef
Schnur; Reinhard Stang, Wilhelm Blöcher, Ludwig Kraft; Günther Görke,
Werner Klepper, Hans Richter, Karl Saar und Heinz Bopp. Nach torloser
erster Halbzeit kann Karl Saar durch zwei Tore in der zweiten Hälfte
den 2:0-Sieg sicherstellen. Damit nimmt der RRK als Gruppenmeister an den
Aufstiegsspielen in die höchste Hockeyklasse, die Oberliga, teil.
Gegner des RRK in den
Aufstiegsspielen zur Oberliga ist ein weiterer Gruppenmeister, die
TG Niederrad. Obwohl im Hinspiel auswärts ein 2:0-Sieg gelingt, kann
der Aufstieg nach einer umstrittenen Niederlage im Heimspiel
letztendlich nicht erreicht werden.
Am Himmelfahrtstag starten
unter der Leitung von Karl Saar drei Jugendmannschaften − Jugend,
Schüler und Mädchen − mit einem Rüsselsheimer Stadtomnibus zu einer
viertägigen Reise durch Süddeutschland. Spiele werden
ausgetragen in Nürnberg, München, Ulm und Stuttgart, wobei Siegen auch
Niederlagen und Unentschieden gegenüberstehen.
Anschließend
in der Sommerpause entscheidet die RRK-Hockeyabteilung gemeinsam mit
sechs anderen Vereinen, wegen der rauen
Gangart in der Punktrunde sich an den
Meisterschaftsspielen nicht mehr zu beteiligen und in Zukunft nur
noch Freundschaftsspiele auszutragen.
Was ist eigentlich mit
Rüsselsheims Hockey los?
Antwort und Aufklärung
von Hans Eisen in der "Main-Spitze" am 22. August 1950
So oder ähnlich wird
sich mancher Sportfreund unserer Stadt gefragt haben, nachdem er
in der Presse las, dass im kommenden Spieljahr der Rüsselsheimer
Ruder-Klub zusammen mit einigen anderen hessischen Vereinen sich
nicht mehr an den Verbandsspielen beteiligen wird.
Fürchteten sich die
Rüsselsheimer plötzlich vor der starken Konkurrenz? Waren sie in
ihren eigenen Reihen uneins geworden? Oder aber schlugen sie sich
zu jener kleinen Zahl von Querulanten, die grundsätzlich immer
"dagegen" sind?
Keines von all dem
trifft zu. Vielleicht ist es notwendig, in diesem Zusammenhang
einmal in die Erinnerung zurückzurufen, dass im Hockey der Kampf um
die Frage – nur in Freundschaft auszutragende oder auch
pflichtmäßig zu bestreitende, so genannte "Verbandsspiele"
–
beinahe so alt ist, wie diese Sportart selbst. Die Frage ist auch
in verschiedenen Zeiten verschieden beantwortet worden. Während
sich zum Beispiel Brandenburg mit dem überaus spielstarken Berlin
als Rückgrat schon in den 20er Jahren zum System der
Verbandsspiele bekannte und wahre Triumphe damit feierte, ging man
bei uns im Süden erst 1936 davon ab, außer Freundschaftsspielen
auch solche vom Verband angesetzte auszutragen.
Wenn aber, so höre ich
den wissbegierigen Sportfreund unserer Stadt weiterfragen, sich der
Süden schon 1936 der Erkenntnis der Berliner, dass Verbandsspiele
eben nicht nur Nachteile bringen, sondern im Gegenteil die
Vorteile offensichtlich überwiegen, zu eigen machte, warum
verwirft man dann jetzt diese Erkenntnis, zu der man sich doch
wahrlich schwer genug durchgerungen hat? Ist es schon vergessen,
dass der schwärmerische Süden mit seinem Hang zum schöngeistigen
Spiel in der Olympiaelf 1936 nur mit einem Spieler vertreten war
(Tormann Dröse), während das verbandsspielfreudige Berlin
praktisch die gesamte Mannschaft stellte? Beweisen also nicht die
Erfolge der Berliner Spieler in allen Ländermannschaften und im
Kampf um den Pokal, den Silberschild, dass die zur Erreichung
höchster Leistung im Hockey notwendige Rasanz, das blitzschnelle
Erfassen der nach Tor "riechenden" Situation und anderes mehr nur
durch eine Reihe harter, bedeutsamer Punktekämpfe anerzogen werden
können?
Es wird nicht leicht
sein, unserem Sportfreund, den man nur gut informiert nennen kann,
seine Argumente zu entkräften. Trotzdem: Er konnte nicht hinter
die Kulissen schauen!
Soll Hockey mit all
seinen Feinheiten für Spieler und Zuschauer gleichermaßen zur
rechten Freude werden, sind einige Voraussetzungen unerlässlich:
-
Faire und vornehme (im guten Sinne) Einstellung zum Gegner ohne
Rücksicht auf Stand und Bedeutung des Spieles (wenn erst einmal
der Schläger in der Hand vom Sportgerät zur Waffe wird, ist Not am
Mann).
-
Genügend gutes
Spielfeld (nicht jeder Rübenacker ist auch ein Hockeyplatz)
-
Unvoreingenommene
Schiedsrichter (blindwütige Vereinsfanatiker sind eine Qual)
-
Spiel um den Sieg
(aber nicht Kampf bis aufs Messer vor johlender Meute). Fehlen
diese elementaren Voraussetzungen für ein Hockeyspiel, ist der
Zeitpunkt nicht mehr fern, wo es verzweifelte Ähnlichkeit mit
einer wüsten Schlägerei annimmt.
In gleichem Maße nun,
wie sich der Hockeysport ausbreitete, verwässerten auch die oben
aufgezeigten Richtsätze mehr und mehr. Sie gerieten vollends ins
Wanken, als bei Kampf um Auf- und Abstieg in den letzten Jahren
die rigorose Einstellung des Alltags sich auch auf dem
Spielfeld breit machte und Spieler und Spiele nur noch ahnen
ließen, was einstmals ein "Theo Haag" bedeutete.
Dies alles
zusammengenommen veranlasste die an Tradition reichsten Klubs
unseres Gebietes, lieber auf eine Beteiligung an den
Verbandsspielen zu verzichten, als den ursprünglichen Sinn jedes
Sportes, die körperliche Ertüchtigung und Pflege
kameradschaftlichen Geistes, überhaupt in Frage stellen zu lassen.
Diesen Maßnahmen hat sich der Rüsselsheimer Ruder-Klub dann nach
reiflicher Überlegung angeschlossen.
Der Rüsselsheimer
Ruder-Klub ist sich dabei wohl im klaren darüber, dass nicht durch
den Verzicht auf Verbandsspiele allein die gute alte Zeit wieder
herbeigeholt werden kann – so wenig ein gespielter Walzer die
Postkutsche wiederbringt –, hofft aber doch, indem er jetzt seine
Gegner wieder selbst wählt, besseren und vor allem stets
erfreulichen Sport bringen zu können. |
Vor der neuen Hockeysaison findet anfangs August unter reger
Beteiligung die Hockey-Hauptversammlung in der Gasstätte
"Ludwigshöhe" statt. Nach Darlegung der Gründe zur Nichtteilnahme an
den Punktspielen findet dieser Beschluss die einmütige Zustimmung der
Anwesenden. Bei der Neuwahl der Abteilungsleitung wird Karl Saar
zum Abteilungsleiter, Hans Eisen zum Sportleiter, Josef Schnur zum Jugendleiter,
Siegfried Helm zum Schriftführer, Alfons Margraf zum Kassierer und Dieter
Cezanne zum Geräte- und Ballwart gewählt.
Entsprechend der
getroffenen Entscheidung werden im Herbst nur noch Hockeyspiele mit
befreundeten Klubs aus Nah und Fern ausgetragen und recht beachtliche
Erfolge erzielt. Während die 1. Herren zu zwölf Spielen antreten,
darunter in München, in Mannheim, in Köln und in Leverkusen, können
die Damen trotz Aufstellungsproblemen acht Spiele absolvieren und
davon vier siegreich beenden.
Am 9. Oktober 1950 ehrt der RRK seine Sieger und Trainer in einer
eindrucksvollen Siegesfeier im Hotel Adler. Am 10. November vereint die
Hasenkneipe des RRK Jäger Treiber und Wilddiebe bei "Dippehas mit Klöß"
und am 3. Dezember gibt es dank einer Spende von Georg von Opel im
Hotel Adler "Ochs am Spieß" bis zum Abwinken.
Hasenessen (Georg
von Opel, Wilfried Seipp, Georg Schneider)
Hasenessen
(Friedebert Armbruster, Joseph Grass, Johann Bastian, Albert
Meeser) |
Hasenessen
(Hanswalter Messer, Georg Boller, ...)
Ochsenessen
(hinten: Adam Munk, Karl Bauer, Wilfried Seipp, ...;
vorn: Erich
Kohl, Georg von Opel, Herbert Lock, Georg Schneider) |
Teil der Titelseite
des Mitteilungsblattes der
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim |
Trotz dieser gesellschaftlichen Veranstaltungen und
vieler kleinerer Zusammenkünfte, Stammtische und
Unterhaltungsabende der Aktiven, macht sich das Fehlen
des Bootshauses immer wieder nachteilig
bemerkbar. Alles in allem ist zu sagen, dass der RRK im
Jahr 1950 neben der sportlichen, nicht hoch genug zu
wertenden Beteiligung an den Erfolgen der
Rudergemeinschaft auch in seiner sonstigen Arbeit den Weg
im Auge behalten und weiterbeschritten hat, der zu einem
lebensfähigen und in sich geschlossenen Verein führt.
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