Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

Geschichte der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim (RGUR)
von 1910 bis 1914 und von 1919 bis 1942

1935

Unter dem Motto "Matrosen ahoi!" veranstaltet die "Undine" am 16. Februar 1935 in den Räumen des Hotels Adler ihren traditionellen Ruderer-Maskenball. Und dieser Maskenball ist wieder eine Delikatesse. Bei schmissigen Weisen der Bordkapelle "Emden", bei närrischer Ausgelassenheit und lustigen Matrosenliedern geht die närrische Gesellschaft vom Flaggschiff "Undine" an Land, um sich zu erfreuen.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 15. Februar 1935

Anzeige in der "Main-Spitze" am 5. April 1935

Der Tag des Deutschen Rudersports wird am 7. April 1935 zum zweiten Mal gemeinsam mit allen deutschen Ruderern, in Rüsselsheim traditionsgemäß gemeinsam mit den Nachbarvereinen aus Flörsheim und Raunheim, mit dem Anrudern gefeiert. Nach der Flaggenhissung und dem Startkommando des Reichssportführers aus Berlin, das man gemeinsam am Bootshaus der "Undine" erlebt, begeben sich bei strömendem Regen eine ganze Anzahl von Ruderern und Paddlern aufs Wasser, um das vorgeschriebene Zehn-Kilometer-Dauerrudern zu absolvieren. Anschließend treffen sich die Anwesenden zur offiziellen Feier im "Undine"-Bootshaus, wo auch eine Eintopfessen zur Förderung des Winterhilfswerks wartet.

Die "Undine" geht trotz Trainingsproblemen mit Schichtarbeit zuversichtlich in die Regattasaison 1935. Starts im Jungmann-Vierer und auch im Jungmann-Achter werden durchgeführt, doch Erfolge wollen sich nicht einstellen, so dass die "Undine" sportlich eines ihrer schwächsten Jahre erlebt.

"Undine"-Doppelzweier mit Steuermann beim Training auf dem Main (Stm. Adolf Leichtfuß, Ludwig Jourdan, Hans Schmitt) vor dem Bootssteg der RG Undine Rüsselsheim, im Hintergrund das Bootshaus des Rudervereins Rüsselsheim und die Opel-Brücke

Frauenrudern bei der "Undine" mit Steuermann und Ausbilder Wilhelm Wolf

Die Paddler der "Undine" entschließen sich, ihren 14-tägigen Werksurlaub zu einer Urlaubsreise mit dem Paddelboot zu verwenden. Am 18. August 1935 starten 32 Personen mit 16 Paddelbooten und 16 Zelten, die auf einem Lastzug befördert werden. Lassen wir die "Main-Spitze" berichten:

Die Paddler der RG Undine Rüsselsheim auf Urlaubsreise

Erholung und Entspannung waren die Geleitworte der Paddler der Rudergesellschaft Undine, als sie sich entschlossen, in dem 14-tägigen Werksurlaub ihrem geliebten Paddelsport zu huldigen. Festgelegt war eine Fahrt mainabwärts von Bamberg aus. Die Abfahrt war für Sonntag, den 18. August festgesetzt. Am frühen Morgen gegen 6 Uhr waren 32 Personen damit beschäftigt, Boote und Gepäck auf einem Lastzug zu verstauen. Die Autofahrt ging über Frankfurt, Aschaffenburg, Lohr nach Bamberg. In Bamberg war man gegen 4 Uhr nachmittags angelangt, wo an der Regnitz ausgeladen und zum ersten Male die Zeltstadt mit ihren 16 Häusern aufgebaut wurde.

Bamberg, auch Klein-Venedig genannt, von wo aus die Fahrt beginnen sollte, war so reich an Sehenswürdigkeiten, dass man sich entschloss, auch am nächsten Tag noch zu bleiben. Unter anderem besichtigte man die bekannte Brauerei Michaelsberg, wo jeder echtes bayrisches Bier kosten konnte. Ein guter Anfang war gefunden. Am nächsten Tag wurde das Lager abgebrochen, ein Stück die Regnitz gepaddelt und bald war man schon im Main angelangt. Schonungen als Tagesziel wurde am Abend erreicht. Am nächsten Tag (Mittwoch) gelangte man gegen Mittag nach Schweinfurt, wo man hoffte, die in Rüsselsheim bekannten Fichtel & Sachs-Werke besichtigen zu können. Die Rechnung war leider falsch, denn die Firma lehnte unverständlicherweise eine Besichtigung ihrer Fabrikanlagen ab.

Weiter ging es nach Escherndorf, wo die Gastfreundlichkeit größer sein sollte. Nachdem die Zelte aufgeschlagen waren, erschien der Herr Bürgermeister mit einem großen Teil seiner Bürger und hieß die Paddlergemeinde herzlich willkommen. Ein reger Gedankenaustausch begann, als man hörte, dass die Leute aus der Opelstadt seien. Das Örtchen hatte auch nichts zu bereuen; bald waren alle Verkaufslädchen ausverkauft und nur mit Mühe hatte man noch ca. 150 Eier zusammentrommeln können. Der Donnerstag brachte unsere Paddler über Ochsenfurt nach Würzburg, wo man auch am folgenden Tag noch blieb. Dieses alte Mainstädtchen mit seiner Festung, dem Dom, der prunkvollen Residenz, dem Ratskeller und der alten Mainbrücke wird jedem eine bleibende Erinnerung sein.

Impressionen von der Paddel-Wanderfahrt der "Undine" auf dem Main 1935

Am anderen Tag war Tagesziel Karlstadt, und am nächsten Tag war schon wieder Sonntag; man war eine Woche unterwegs und die Zeit war im Flug vergangen. An diesem Abend wurde in Lohr gezeltet. Der nun folgende Montag war wieder ein Erlebnis. Man gelangte nach Wertheim, "Die Perle des Mains" genannt. An der idyllischen Taubermündung wurde gelagert. Unterwegs hatten sich noch einige Paddler aus Berlin, Dortmund und Köln angeschlossen, die die Geselligkeit der Undine gesucht hatten und die sich bald in der fröhlichen Zeltstadt heimisch fühlten. Die Gegend, die man jetzt passierte, stand bestimmt einem Rheintal nichts nach. Rechts die zum Himmel strebenden Weinberge und links der duftende Fichtenwald. Nach überwältigenden Fahrterlebnissen kam man in Miltenberg an. Der Höhepunkt der Fahrt war erreicht, denn was eine Fahrt zwischen Würzburg und Miltenberg für eine Fülle landschaftlicher Reize aufzuweisen hatte, wird jedem unvergessen bleiben.

Von Miltenberg aus wurde das Mainwasser durch die Stauanlagen immer träger, so dass man schon mehr "schaffen" musste, um vorwärts zu kommen. Das schnell fließende Wasser war verschwunden und viele glaubten, sie säßen auf einem "Salzteich". So gelangte man am Mittwoch Abend nach Aschaffenburg und am Donnerstag nach Hanau. Am Freitag Nachmittag konnten unsere Paddler wieder an der Undine-Pritsche anlegen. Braun gebacken und mit frohen Gesichtern waren die meisten kaum mehr wieder zu erkennen.

Die schöne Fahrt war für alle ein Erlebnis gewesen und auch eine kleine Leistung zu nennen, mussten doch nahezu 400 km gepaddelt und 15 Mainschleusen durchfahren werden. Die vielen Knipser aber, die bei der Fahrt dabei waren, haben sich Mühe gegeben, viele ihrer Eindrücke im Bild festzuhalten. Eine Anzahl ihrer Bilder wird im Schaukasten der Undine zu sehen sein und sicher noch so manchen von dem schönen Wassersport überzeugen. Der gemeinschaftliche Werksurlaub hatte so seinen Zweck voll und ganz erfüllt. Die 14tägige Fahrt war eine wirkliche Erholung und Entspannung gewesen, an die jeder noch gern zurückdenken wird. Nun geht es mit frischem Mut wieder an die Arbeit in der Hoffnung auf eine neue Ferienfahrt im nächsten Jahr. Ahoi!

Mitte September ist die Rudersaison bei der "Undine" zu Ende. Traditionsgemäß veranstaltet die "Undine" am 15. September 1935 ihr Abrudern. Eingeleitet wird das Abrudern bereits eine Tag vorher durch eine große Lampionauffahrt der Paddelabteilung auf dem Main.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 13. September 1935

Anzeige in der "Main-Spitze" am 5. Oktober 1935

Anzeige in der "Main-Spitze" am 9. Oktober 1935

Am gleichen Tag, dem 15. September 1935, verliert die "Undine" ihr Ehrenmitglied Georg Bastian durch den Tod.

Beschlossen werden die gesellschaftlichen Veranstaltungen bei der "Undine" durch den am 19. Oktober 1935 stattfindenden Vereinsball im Saal des "Rüsselsheimer Hofs" und den Großen Silvesterball mit der Kapelle Emden im "Frankfurter Hof".

Am Ende des Jahres 1935 hat die "Undine" 119 Mitglieder, davon sind 28 Aktive, 86 Unterstützende und 5 Schüler.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 16. Oktober 1935

Anzeige in der "Main-Spitze" am 28. Dezember1935

Welches Jahr nun? Hier klicken!!!