Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Geschichte der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim (RGUR)
von 1910 bis 1914 und von 1919 bis 1942

1931

Bereits in den ersten Januar-Wochen wirft die närrische Damensitzung der "Undine", die nun schon im vierten Jahr in Folge veranstaltet wird, ihre Schatten voraus. Und es sind dann Hunderte, die am 25. Januar 1931 den Römersaal des Hotels Adler füllen, viele finden keinen Platz mehr. Alle die erschienen sind, kommen auf ihre Kosten, denn das Programm ist wirklich großartig zusammengestellt. Dennoch will die richtige Stimmung nicht aufkommen. "Undine"-Urschote Heinrich Knopp hat die richtige Arznei für Griesgrämer: "Nehmt hunnert Droppe vom Humor, trinkt fünf, sechs Halwe noch zuvor, mischt noch "Verstehstemich" enoi, doch hochprozentig muss es soi."

Anzeige in der "Main-Spitze" am 20. Januar 1931

Anzeige in der "Main-Spitze" am 27. Januar 1931

Wieder ist es eine ganz neue Sache, die die "Undine" einige Tage später, am 31. Januar 1931, bei ihrem "Gesinde-Maskenball" aufzieht. Der erste "Gesinde-Ball" in Rüsselsheim, und das auch noch als Preis-Maskenball! Rang- und Standesunterschiede sind an diesem Abend aufgehoben, alles tollt und amüsiert sich in übermütiger Laune. Stimmung ist "Trumpf", und "Trumpf" , die bekannte Schokoladenfirma, ist es, die durch ihre "Boys" jedem Ballbesucher eine Tafel feiner Schokolade spendiert.

Die Wirtschaftskrise steuert mit einem Arbeitslosenheer von 6 Millionen Menschen ihrem Höhepunkt zu. Die Schichtarbeit der heimischen Industrie wirkt sich ungünstig auf die Ausbildung der Sportler aus.

Dennoch wird das Wintertraining von den aktiven Ruderern bei der "Undine" sehr intensiv betrieben, ist doch der größte Teil der vorjährigen erfolgreichen Mannschaften im Training, um auch in der neuen Saison die Farben ihres Vereins auf den Regatten zu vertreten. Im April beginnt das Training auf dem Wasser, so dass allabendlich fleißig trainierende Vierer- und Achter-Mannschaften auf dem Main zu beobachten sind.

Die Trainings-Verpflichtung der aktiven Ruderer findet am 26. April 1931 im "Undine"-Bootshaus statt, wobei bei der "Undine" eine ansehnliche Zahl von Ruderern zum strengen Training bereit ist.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 25. April 1931

Anzeige in der "Main-Spitze" am 9. Mai 1931

Das gemeinschaftliche Anrudern der "Undine", des Rudervereins Rüsselsheim, des Flörsheimer Rudervereins 1908 und des Ruder-Clubs 1920 Raunheim wird am 10. Mai 1931 in Form einer Bootsauffahrt von der Raunheimer Schleuse bis zum "Undine"-Bootshaus durchgeführt. Eine stattliche Flottille von Ruderbooten, vom Einer bis zum Achter, zusammen mit Paddelbooten bietet dem Wassersport liebenden Publikum von Rüsselsheim, Flörsheim und Raunheim ein schönes Bild.

Ruderer aus Flörsheim und Rüsselsheim beim Anrudern 1931 am Bootssteg der "Undine" in Rüsselsheim (im Hintergrund links das RVR-Bootshaus)

Schülerachter der "Undine" 1931 mit Heinrich Hauschild, Ludwig Erbes, Hugo Martin, Heinrich Hägele, Heinrich Pflug, Ernst Müller, Wilhelm Wolf, Jakob Wolf und Stm. Josef Müller

Für die Ruderer der "Undine" sind im Jahr 1931 vier Regatten des Gaues Süddeutschland im Deutschen Wassersportverband geplant, Gießen am 14. Juni, Mainz am 28. Juni, Offenbach am 12. Juli und die Meisterschaftsregatta in Mannheim am 2. August.

Bei der ersten Regatta in Gießen am 14. Juni 1931 kommen von 22 ausgeschriebenen Rennen 15 zustande, 14 Vereine mit 252 Ruderern haben gemeldet. Die "Undine" hat vier Meldungen abgegeben, sie startet im Ersten Jungmann- und im Schüler-Vierer, außerdem im Jungmann- und Schüler-Achter. Wir zitieren die "Main-Spitze":

RG Undine Rüsselsheim doppelt siegreich in Gießen

Mit ziemlicher Sicherheit hatte man den Sieg der Undine-Schüler vorausgesehen. Undine ist in dieser Klasse wieder zu ihrer früheren Höhe aufgestiegen. Im Vierer fertigte die Mannschaft mit Heinrich Pflug, Ernst Müller, Wilhelm Wolf, Jakob Wolf und Stm. Josef Müller in 3:38,2 min den Gießener Hellas (3:48,8) und die Offenbacher Germania (4:04,6) glatt ab. Im Achter (außer obiger Mannschaft noch Heinrich Hauschild, Ludwig Erbes, Hugo Martin und Heinrich Hägele) machte die Offenbacher Germania den Rüsselsheimern den Sieg bei zwei Längen Vorsprung nicht so leicht.

Weiter beteiligte sich Undine noch am Ersten Jungmann-Vierer und Jungmann-Achter. Im Vierer lief die Mannschaft, die ihr Vorrennen gegen Frankfurter Undine überlegen gewann, nach schärfstem Rennen hinter WSV Schierstein (6:20) und Frankfurter Amicitia (6:25) auf den dritten Platz (6:33). Der Jungmann-Achter gestaltete sich, nachdem Frankfurter Borussia im Vorrennen gegen Undine sicher unterlag, zu einem heißen Bord-an-Bord-Kampf zwischen Undine Rüsselsheim und Offenbacher Germania, aus dem letzterer mit nur Luftkastenlänge als Siegerin hervorging (Zeiten: 5:45,6 und 5:46,4 min).

Es folgt am 28. Juni 1931 die Mainzer Regatta, bei der die "Undine" Schüler-Vierer sowie Jungmann- und Junior-Achter gemeldet hat. Doch in keinem Rennen kommt die "Undine" ins Ziel, im Jungmann-Achter wird man wegen Kollision ausgeschlossen und im Junior-Achter sowie im Schüler-Vierer wird auf der Strecke aufgegeben.

Gemütliche Runde im "Undine"-Bootshaus bei einem Glas Wein im Jahr 1931 (Franz Loos, Hermann Müller, ..., Adam Simon, Ernst Renker, Walter Schaeffter, Rudolf Wagner, "Undine"-Vorsitzender Paul Schubert und Heinrich Streck)

Es kann nur besser werden. Zu der am 12. Juli 1931 in Offenbach auf der 1.900 Meter langen Strecke "Chemische Fabrik Fechenheim – Bürgel" ausgetragenen dritten Regatta des Gaues Süddeutschland im Deutschen Wassersportverband meldet die "Undine" seine Schüler in Vierer und Achter, die Jungmannen nur im Achter. Die "Undine"-Ruderer schlagen sich hervorragend. Während der Schüler-Vierer "nur" den zweiten Platz belegen kann, holt sich der Schüler-Achter in der Besetzung mit Heinrich Hauschild, Ludwig Erbes, Hugo Martin, Heinrich Hägele, Heinrich Pflug, Ernst Müller, Wilhelm Wolf, Jakob Wolf und Stm. Josef Müller einen klaren Sieg über den WSV Sandhofen. Und auch die Jungmannen der "Undine" wissen zu gefallen. Sie holen sich den Sieg im Jungmann-Achter in 6:16,8 min äußerst knapp vor dem  Offenbacher RC Germania (6:17), der Frankfurter Borussia (6:20) und der RG 21 Nied (6:25).

Knapper Sieg des Jungmann-Achters der "Undine" im Vier-Boote-Feld auf der Offenbacher Regatta 1931

Die für den 2. August in Mannheim geplante Süddeutsche Meisterschaftsregatta wird auf den 23. August 1931 nach Mühlheim auf die 2.000-Meter-Strecke zwischen Dietesheim und Mühlheim verlegt. Neben den vier Meisterschafts-Rennen werden 18 Rahmenkämpfe ausgetragen, an denen sich auch die "Undine" beteiligt. Bei Hochwasser und starker Strömung gewinnt die "Undine" überlegen mit mehr als 10 Sekunden Vorsprung den Anfänger-Vierer gegen Fortuna Mainz und ebenfalls klar, mehr als eine Länge voraus, den Jungmann-Achter erneut gegen den Offenbacher RC Germania, die Frankfurter Borussia und den Frankfurter RV Alemannia. Im "Ludwig-Pfeifer-Gedächtnis-Vierer" unterliegt die "Undine" knapp mit 1/10 Sekunde gegen Freiheit Mühlheim, dagegen kann ein 500-Meter-Rennen knapp gewonnen werden.

Sieg des Jungmann-Achters der "Undine" auf der Mühlheimer Regatta 1931 vor dem Offenbacher RC Germania

Nachdem die Rudersaison mit dem Abrudern beendet ist, hält die "Undine" am Samstag, den 3. Oktober 1931, ihre gutbesuchte Jahres-Hauptversammlung ab. Wir lassen die "Main-Spitze" berichten:

Hauptversammlung der Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim

Weit mehr als im vergangenen Jahr litt auch im Geschäftsjahr 1930/31 der Verein unter der allgemeinen Wirtschaftskrise. Trotzdem ist es durch äußerste Sparsamkeit gelungen, in sportlicher Hinsicht allen Anforderungen gerecht zu werden. Die einzelnen Berichte fanden ohne größere Diskussion seitens der Mitglieder ungeteilte Zustimmung, waren doch dieselben der Zeit entsprechend als sehr günstig zu bezeichnen.

Der Verein beschickte von den innerhalb des Gaues Süddeutschland des WSV abgehaltenen Regatten insgesamt vier und konnte von dort neben sieben ersten Siegen noch mehrere zweite Plätze mit nach Hause nehmen. Es ist dies gewiss ein ganz außerordentlicher Erfolg, der für die Mannschaften und Instruktoren das beste Zeugnis und der schönste Lohn für ihre unermüdliche Arbeit darstellt. Besonders erfreulich aus dem Jahresbericht war die Zunahme des Mitgliederstandes; konnten doch im Verlaufe des letzten Geschäftsjahres durch fleißige Werbung nicht weniger als 22 neue Mitglieder dem Verein zugeführt werden.

Auch der vom 1. Kassierer zur Vorlesung gebrachte Kassenbericht erbrachte in allen Teilen ein sehr befriedigendes Bild, so dass auch hier eine vorausdenkende und mit der Zeit gehende Vereinsleitung vollste Befriedigung fand und die ungeteilte Anerkennung durch die Mitglieder entgegennehmen durfte. So war es nicht verwunderlich, dass auch die Wahl des neuen Vorstandes sehr schnell vonstatten ging. Der alte Vorstand wurde in seiner Gesamtheit bis auf den 2. Instruktor und zwei Beisitzer wiedergewählt. Nach der Wahl verschiedener Kommissionen und Funktionäre fand anschließend die Beratung der Anträge zum Rudertag statt. Mit einem besonderen Hinweis auf diesen Rudertag am Samstag, den 10. ds. Mts. schloss der 1. Vorsitzende die in allen Teilen gut verlaufene Jahresversammlung.

Auf den Regatten des Süddeutschen Ruderverbandes in den Jahren 1923 bis 1931 gewonnene "Radaddelchen" der bei der Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim rudernden Brüder Friedrich (Friedel) Kammerer (1906 – 1974), Wilhelm Karl (Willi) Kammerer (1908 – 1942) und Julius Kammerer (1913 – 1992). Die "Radaddelchen" im einzelnen: Obere Reihe - Flörsheim 1923 (F. K.), Mainz 1926 (F. K.), Rüsselsheim 1926 (F. K.), Mainz 1930 (J. K.), Frankfurt 1926 (F. K.), Mühlheim 1927 (F. K.), Gießen 1930 (J. K.); Mitte - Offenbach 1931 (J. K.); Untere Reihe - Offenbach 1926 (F. K.), Frankfurt 1927 (F. K.), Mainz 1928 (W. K.), Mühlheim 1931 (J. K.), Mainz 1927 (F. K.), Mannheim 1927 (W. K.), Mannheim 1927 (F. K.)

Eine Woche später richtet die "Undine" im Römersaal des Hotels Adler den Rudertag des Deutschen Wassersportverbandes (Gau Süddeutschland) aus, bei dem sich die Delegierten der bisher im Süddeutschen Ruderverband zusammengeschlossenen Rudervereine, die sich vor Jahresfrist mit den Gauen Mitteldeutschland und Berlin-Brandenburg im Deutschen Wassersportverband vereinigt haben, treffen. Bei der Tagung wird der Rudergesellschaft Undine die Ausrichtung der Meisterschaftsregatta des Jahres 1932 übertragen. Am gleichen Tag anschließend lädt die "Undine" zu einem Kommers mit Tanz im "Adler", wozu alle Ruderfreunde und Interessenten des Rudersports herzlich eingeladen sind. Zum Ablauf dieses Kommerses zitieren wir die "Main-Spitze":

Rudertag des Deutschen Wassersportverbandes in Rüsselsheim

Der am Samstag Abend im Hotel Adler veranstaltete Kommers war für die Undine wieder ein voller Erfolg. Nach einleitenden Musikvorträgen der Kapelle Reitz und einigen Begrüßungsworten durch den Vereinsvorsitzenden Paul Schubert sprach das Töchterchen des 2. Vereinsvorsitzenden, Hertha Simon, ganz vortrefflich einen von dem Vereinsmitglied Heinrich Knopp verfassten, dem deutschen Wassersport gewidmeten Prolog, für den die Sprecherin überreichen Beifall entgegennehmen durfte. Der Zitherklub Alpenröschen erfreute alsdann durch einige ganz prächtig zu Gehör gebrachte Vortragsstücke und das Vereinsmitglied Reitz bewies durch zwei Xylophon-Vorträge mit Orchesterbegleitung, dass er sein Instrument hervorragend beherrscht. Den Höhepunkt des unterhaltenden Teils aber bildeten zwei von Heinrich Knopp einstudierte und geleitete Tanzreigen. Zunächst waren es die vier "Rosenknospen" Hertha Simon, Wilma Kröcker, Ellinor Werner und Hannele Müller, die in allerliebster Anmut und großer Exaktheit ihren Reigen absolvierten und so gut gefielen, dass sie eine Wiederholung ihres Tanzes der Rosenknospen geben mussten. Und als dann im Lichte des bunt wechselnden Scheinwerferlichtes die vier "Nixen" über die Bühne schwebten und im Wogen und Wiegen ihren Sirenenwalzer tanzten, da fanden auch sie dankbares Publikum, das mit verdientem Beifall nicht kargte. Die vier Nixen waren die Damen Ella Fritz, Kätha Streck, Else Traiser und Käthe Renker. Von der sich anschließend bietenden Gelegenheit, es den "Rosenknospen" und Nixen" gleich zu tun, wurde recht ergiebig Gebrauch gemacht, und es war spät, als man sich an diesem Abend trennte.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 12. September 1931

Anzeige in der "Main-Spitze" am 8. Oktober 1931

Anzeige in der "Main-Spitze" am 29. Dezember 1931

Bereits Ende des Jahres 1931 beginnen die Ruderer der "Undine" mit dem Training für die Rudersaison 1932, man hat sich einiges vorgenommen. Doch zum Jahresabschluss wird natürlich traditionell wieder im "Frankfurter Hof" Silvester gefeiert, mit Jazz-Kapelle und mit viel guter Stimmung.

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