Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Geschichte der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim (RGUR)
von 1910 bis 1914 und von 1919 bis 1942

1929

Im Jahr 1929 kann die "Rudergesellschaft Undine 1919" auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken.

Wie erstmals im Jahr 1928 so veranstalten die Damen der "Undine" auch 1929 wieder eine große karnevalistische Damensitzung im Hotel Adler. Schon lange vor Beginn ist die "Gut Stub" überfüllt und alle harren ungeduldig der Dinge, die da kommen sollen. Das lange Warten wird durch witzige und kernige Vorträge belohnt. Lassen wir die "Main-Spitze" berichten:

"Punkt 8.11 Uhr hielt das närrische Komitee unter den Klängen des Narrhalla-Marsches seinen Einzug. Prinzessin Karneval (Frau Werner) eröffnete die Sitzung und hieß alle Schoten und Urschoten herzlich willkommen.

Nachdem der Beifallssturm beendet war, begrüßte Komiteemitglied Fräulein Bingel Pinzessin Karneval, hierauf verlas die Sekretärin (Frau Simon) das eigens von ihr verfasste Protokoll, dessen witzige und kernige Pointen manchen Tusch auslösten. Verdienten Erfolg erzielte das närrische Komiteemitglied Frau Zimmermann mit ihrem "Spaziergang durch die Stadt" mit ihren urgelungenen "Hausinschriften", von denen einige hier wiedergegeben seien:

Als Inschrift für das Rathaus möcht´ ich nennen: "An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen!"
Am Standesamt tät ich den Spruch anschlagen: "Lerne leiden - ohne zu klagen"
Im Gemeindesitzungssaal den Spruch, umrankt von Reben, an der Wand: "Mag der Himmel Euch vergeben, was Ihr an uns Armen tut!"
Für`s Stadtbauamt hätt` ich dies Sprüchlein bereit: "Es muß ja nicht gleich sein - es hat ja noch Zeit!"
Wo die Auskunftsstellen hausen: "Da wendet sich der Gast mit Grausen, do sitzt aaner vom Odenwaldklub, un eh mer sich umguckt, is mer enaus geschubbt!"

Das Singspiel "Karnevalsrausch" hatte aufmerksame Zuhörer, die beiden Darsteller (Frau Simon und Frau Streck) konnten allerliebst gefallen. Jetzt erschien Urschote Willi Schmitt in der Bütt und glossierte die Eingemeindung Rüsselsheims nach Mainz. Figuren von überwältigender Komik stellten Herr und Frau Simon dar. Schlager reihte sich an Schlager, das Zwiegespräch sprudelte voller kerniger Witze. Unter großem Pomp bestieg Herr Mehr-Rettich (Herr Werner) der seinen Namen seinen "mehreren Rettich"-Nachkommen zu verdanken hat. Das reizende Quartett "Die Garde" und das Terzett "Die Mauerblümchen" bildeten den Abschluß des ersten Teils.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 19. Januar 1929

Anzeige in der "Main-Spitze" am 31. Januar 1929


Nach der närrischen Pause von 11 Minuten ließ man sechs "Meedcher älteren Jahrgangs" zum Kaffee-Klatsch herein, die ihren "Verein zur Bekämpfung alles männlichen Wesens" schon nach der ersten Versammlung auflösten. Es wurde nun ein Jubilar (Urschote Karl Müller) geehrt, der in sechs Jahren zum 50. Mal umzog. Mit seinem geschmückten Festwagen (Verzeihung, Kinderwagen) und seinen raumkünstlerisch angepassten Möbeln erschien er auf der Bühne; er erzählte in kernigen Pointen von seinem erfolgreichen Umzugssport. Hierauf bestiegen unter lautem Hallo die beiden lustigen Schoten, der Schorsch (Herr Werner) und die Lisbeth (Frau Werner) das Podium. Eine Lachsalve übertönte die andere, und so kam es, dass trotz der vorgerückten Stunde nochmals tolle Laune in funkelnden Witzen um alle Narrhallesen flammte. Aus der Fülle der närrischen Einfälle folgende Proben:

Lisbeth: Neilich hon ich Dich so schnell die Frankforterstroß heelaafe sehe, wie en Schnellaafer biste do gerennt. Schorsch: Do sein ich uff e Begräbnis gange. Lisbeth: Woß gibts dann eigentlich mit dene zwa Begräbnisgail in de stille Zeite, die honn doch so en wunnerscheene ruhige Schritt? Schorsch: Die hot die Borjemoasterei zugetalt kritt. Lisbeth: Was tun dann die mit Gail? Schorsch: Ei die tun obwechselnd ehr Morjeparad die Parkmauer enunner reite, unn tun sich überzeige, ob die Kugelakazienbeem schun ogewochse sein und wos se fern Schatte werfe, weje günstiger Owendbeleichtung. Lisbeth: Hoste des geleese, die Trodewoar dürfe jetzt bloß noch vun de Fußgänger benutzt wern? Schorsch: Warum biste als mit de Hänn druff erum gelaafe? Lisbeth: Ach woß, weje de Buwe ehrm Fußballspiel, unn dene veele Kinnerschesjer, do well sich jetzt die Polizei eninn leje. Schorsch: Deß tät dene so passe, glaab ich. Lisbeth: Die Kinnerschesjer könne doch nett uff de Mitte Gaß vunn de Mädcher gedrückt wern. Schorsch: Neilich eß jo oans in unsern Hausgang gedrückt worn. Lisbeth: E Kinnerschesje? Schorsch: Noa, e Kinnermädche!

Nach Verteilung von Orden und Titeln durch Prinzessin Karneval bildete zweifellos Urschote Willi Schmitt mit seinem Amtsschimmelchen, das trotz seines harmlosen Aussehens viel Unheil anrichtete, den Clou des Abends. Das liebliche Tierchen frisst sogar die Raupen von den Bäumen, es kann auch Bäume mit Wurzeln ausreißen und vieles mehr. Es folgte nun das Schlusslied "Humoristisches Einst und Jetzt". Den Schluss der Sitzung bildete Heinrich Streck als jüngster Büttenredner des Abends mit seinem Strandbad im Kröcker-Saal und beschloss die glanzvoll verlaufene, etwas lang ausgedehnte Damensitzung der Undine."

Und auch wie alljährlich veranstaltet das Elferkomitee der "Undine" wieder seinen Preis-Maskenball im Hotel Adler am 2. Februar. Am 29. Januar 1929 wird in der "Main-Spitze" mit Versen eingeladen:

"Auf! Auf! Ihr fröhlichen Närrinnen und Narren, am Samstag Owend zu de Undine ehrm große Preismaskenball!
Punkt 8.11 Uhr trifft Prinz Karneval ein, drum müßt Ihr alle beim Einzug sein!
Unn wie mer so hie unn do hot vernumme, de Willi deet aach mit seim Schimmel beim Einzug kumme.
Unn weil der Gaul glaabt, er wär zur Pläsier für Euch alle, drum läßt er ob und zu emol was Süßes falle.
Es kimmt aach die Lisbeth mit ehrm Schorsch, de Karl mit seim Jubelwoage fährt mitte dorch.
Es folgt dann noch die schneidig Gard, vier Böbbcher, do seid Ihr all minanner platt.
Unn weil dem Wert sei Marie bei de Sitzung de Wiener Schnitzel-Orde hot kritt, drum hält se beim Einzug lustig mit Schritt.
In de Händ hält se die Pann mirem Rumsteck wie groß, unn uwe driwer es e goldbrau Zwewelsoß.
Sie segt, des Rumsteck kritt nor der, der wo beim Einzug de größte Schote wär.
Es Kätche, die Marie und aach die Sophie, die müsse als Mauerblümcher mit eizieh.
Nor de Willem betrocht ganz bedenklich sein Wein: Vun meim neie Stück, der ... der trifft erscht de Sunndag ein.
Doch seid nor getrost, wann er nor langt bis zwa Uhr, dann kimmt unsern alte Sportskolleg, de Cezanne Schorsch, mit rer große Wasserfuhr.
Jetzt legt eweil eier Kostümcher in die Reih, doch aach in Ziwill sollt Ihr herzlich willkomme uns sei.
Laßt fahren die Sorgen und halt Euch bereit, bei de Undine ehrm Maskeball herrscht Fröhlichkeit."

Doch nicht nur Fasching wird in der "Undine" gefeiert, am 28. April 1929 findet als Auftakt der Rudersaison das gemeinsame Anrudern mit einer Bootsauffahrt der "Undine", des Rudervereins Rüsselsheim, des Flörsheimer Rudervereins 1908, der Flörsheimer Rudergesellschaft 1921 und des Ruder-Clubs 1920 Raunheim statt.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 27. April 1929

Doch ohne Rückschlag geht es nicht. Durch eine Krankheit bedingt, muß Max Seifert sein Amt als Trainer abgeben, das anschließend von dem jungen Ruderer Philipp Wagner übernommen wird. Auf den Regatten des Süddeutschen Ruderverbandes in Mühlheim und Mainz startet die "Undine" im Senior-Vierer mit Karl Schneider, Heinrich Müller, Willi Filtzinger, Karl Hägele und Stm. Josef Müller, insbesondere aber mit ihren starken Schülermannschaften im Vierer und Achter (Heinrich Wagner, Ernst Müller, Hugo Martin, Kurt Müller, Heinrich Pflug, Julius Kammerer, Otto Hauck, Jakob Wolf und Stm. Philipp Wagner), kann jedoch nur gute Plätze belegen, ein Sieg gelingt nicht.

Zur Meisterschaftsregatta in Nied, auf der Frankfurt-Nieder Regattastrecke von der Schwanheimer Brücke bis zur Wörtspitze an der Schleuse Höchst, meldet die "Undine" ihre Mannschaften zu vier Rennen, dem Anfänger-, dem Ermunterungs- und dem Schüler-Vierer sowie zum Schüler-Achter. Auf der 1.850 Meter langen gestauten Strecke kann die "Undine" im Anfänger-Vierer den einzigen Sieg des Jahres nach Hause fahren. Ansonsten gibt es wieder nur zweite Plätze, ein in diesem Jahr gewohntes Bild.

Festzugsgruppe der RG Undine Rüsselsheim anläßlich des 75jährigen Jubiläums des MGV Liederkranz im Jahr 1929 (oben: Jakob Wolf, Ludwig Erbes, Heinrich Bastian, ...; darunter: Adam Simon, Georg Bastian, Frau Simon, Frau Werner, ..., Frau Seifert, Frau Müller, Klara Müller, Frau Schubert, Frau Renker, Fritz Schad, Jean Bastian; unten: Philipp Heisel, Heinrich Hägele, Heinrich Kraft, Heinrich Wagner, Adam Reinheimer, Ernst Müller, Anton Wolf, Heinrich Wolf, Martin Popp, Philipp Wagner, Alfred Pfefferle, Hugo Martin, Otto Hauck, Max Seifert, ..., Adam Steinmann, Jean Riegel, Rudolf Wagner, Josef Müller, Peter Eberle, Karl Müller, ...) 

Zum Abschluss der Rudersaison veranstaltet die "Undine" am 22. September 1929 eine Vereinsregatta mit Start an der alten Badeanstalt und Ziel am Undine-Bootshaus. Lassen wir zur Vereinsregatta die "Main-Spitze" berichten:

"Bei der am vergangenen Sonntag abgehaltenen Vereinsregatta der Rudergesellschaft Undine 1919 wurden bei den sechs zum Austrag gelangten Rennen ein durchweg guter Sport geboten. Durch das stürmische Wetter und den Wellengang hatten die beiden ersten Rennen, in denen die Schüler des Vereins ihre Kräfte maßen, sehr zu leiden, während sich gegen Ende der Regatta die 1.700 Meter lange Rennstrecke etwas glättete und die folgenden Fahrten weniger beeinträchtigte.

Zum Alten-Herren-Vierer hatte sich die ältere Generation des Vereins zusammengefunden und lieferte sich einen von den Mitgliedern gespannt erwarteten Kampf. Mit zwei Längen Vorsprung konnte der Sieger das Ziel am Bootshaus passieren. Das schärfste Rennen des Tages trugen die drei Achtermannschaften unter sich aus. Die aus den am Vormittag ausgetragenen Vorrennen siegreich hervorgegangenen Mannschaften lieferten sich vom Start weg ein äußerst scharfes Bord-an-Bord-Rennen, das das siegende Boot mit nur zwei Metern Vorsprung im Ziel entscheiden konnte. Alles in Allem gesagt, konnte die Ruderleitung mit den von den Ruderern gezeigten Leistungen voll und ganz zufrieden sein, und die siegenden Ruderer mit einem mit der Vereinsflagge gezierten Becher belohnen als Dank für die im Jahr 1929 gezeigten Leistungen und als Ansporn für die kommende Saison."

Anzeige in der "Main-Spitze" am 21. September 1929

Anzeige in der "Main-Spitze" im Dezember 1929

Auf der Tagung des Süddeutschen Ruderverbandes am 13. Oktober 1929 in Weisenau wird beschlossen, ab 1930 nur noch Rennen für Schüler und Alte Herren im Gig-Boot auszutragen. In der Rangwertung des SRV für die Regattasaison 1929 liegt der Mannheimer Vorwärts vorn, gefolgt von der Kasteler Germania und dem Mainzer RK von 1903. Die "Undine" belegt hinter dem RC 1920 Raunheim bei einem Sieg und fünf zweiten Plätzen den elften Platz. Bei der Vorstandswahl wird Adam Simon von der "Undine" in den Technischen Ausschuss gewählt. Für das Jahr des 25-jährigen Jubiläums des SRV, das Jahr 1930, werden Regatten in Frankfurt, Gießen, Offenbach und Mainz (Meisterschaft) festgelegt.

Wie bereits erwähnt, feiert die "Undine" im Jahr 1929 ihr 10-jähriges Jubiläum. Doch leider kann der Verein wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse dieses Jubiläum nicht in der Weise begehen, wie man es gerne getan hätte. So wird am 26. Oktober 1929 in den Nebenräumen des Hotels Adler nur im engsten Vereinskreis eine schlichte "Jubiläumsfeier" abgehalten. Zur Geschichte der "Rudergesellschaft Undine 1919" hier einige Sätze aus der "Main-Spitze":

"Zehn Jahre sind vergangen, seitdem sich in dem Nachkriegsjahr 1919 einige beherzte Männer zusammengefunden haben, um aus den Trümmern der alten Undine von 1910, die durch die Wirrnisse des Weltkriegs zerrissen wurde, einen neuen Verein entstehen zu lassen. Keine Hindernisse konnten diese sportbegeisterten Männer zurückschrecken, um zum Ziel zu gelangen.

Mit großen finanziellen Opfern wurde das erste Boot auf Stapel gelegt, womit bereits im Jahr 1920 der erste Sieg errungen wurde. Was es heißt, Boote anzuschaffen, in einer Zeit, die ihren wirtschaftlichen Tiefstand erreicht hatte, kann nur derjenige ermessen, der diese Krisen innerhalb des Vereins durch persönliche Aufopferung mit überwinden half. Wenn der Verein heute auf einen Bootspark von sieben rennfähigen Booten stolz sein kann, so hat er es in erster Linie nur der tatkräftigen Mitarbeit seiner Mitglieder sowie einem Vorstand, der keine Mühen scheute, zu verdanken.

Durch wachsende Erfolge aufmerksam gemachte Wassersportfreunde konnte der Verein seine Mitgliederzahl auf rund 100 Mitglieder erhöhen. Es gelang durch eifrige Tätigkeit der aktiven Ruderer, in neun Jahren fast 50 erste Preise zu erringen."

Immer wieder feiert die "Undine" in den 20er Jahren im Hotel "Rüsselsheimer Hof" am Bahnhofsvorplatz von Rüsselsheim, so auch 1929 bei ihrer Silvesterfeier

Am Jahresende beschließt die "Undine" das Jahr des 10-jährigen Jubiläums mit einer Silvester-Tanzmusik im Hotel "Rüsselsheimer Hof".

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