Anfangs März antwortet der Rüsselsheimer
Gemeinderat auf das Schreiben der "Undine" vom 22. November 1921:
Rüsselsheim, den 10. März 1922
Gemeindezuschuss zur Beschaffung eines Bootes
An die Rudergesellschaft "Undine", Hier
Auf Ihr Gesuch um Bewilligung eines Zuschusses zur Beschaffung eines
Bootes wird Ihnen die Nachricht, dass der Gemeinderat in seiner letzten
Sitzung Ihnen einen Zuschuss von 500 Mk. gewährt hat, übermittelt.
Wegen Empfangnahme des Geldes wollen Sie bei uns vorsprechen.
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Durch diese finanzielle Hilfe der Gemeinde und
auch durch Unterstützung von Carl
von Opel kann nun ein neuer Renn-Gig-Vierer bei der Bootswerft Friedrich Pirsch, Oberschöneweide, bestellt werden.
Am Sonntag, den 2. April 1922, veranstaltet die "Undine" im Römersaal
des Hotels Adler einen Theater-Abend. Es ist dem Vorstand
gelungen, die Dramatische Vereinigung Mainz unter Leitung des Regisseurs
Joseph Schmidt für diesen Abend zu gewinnen, so dass der Einwohnerschaft
von Rüsselsheim für wenig Geld ein genussreicher Abend geboten wird. Zur
Aufführung kommen "Die Sühne", ein Trauerspiel in einem Akt von Theodor
Körner, "Schelmenstreiche", ein Lustspiel in einem Akt von Leo Triptow
und "Othellos Erfolg", ein Schwank in einem Akt von Ed. Läutner.
Anzeige in der "Main-Spitze" am 31. März 1922 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
28. März 1922 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
12. Mai 1922
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Anfangs Mai wird das bestellte Renn-Gig-Boot
von der Bootswerft Pirsch ausgeliefert, so dass es ab 7. Mai 1922 im Bootshaus
der "Undine" besichtigt werden kann. Die feierliche Bootstaufe wird am
14. Mai vorgenommen. Lassen wir die "Main-Spitze" berichten:
"Vom schönsten
Wetter begünstigt fand am Sonntag Nachmittag unter reger
Beteiligung auswärtiger Vereine und einer zahlreichen
Zuschauermenge die Taufe des neuen Renn-Gig-Vierers statt. In
markiger Rede gedachte der 1. Vorsitzende, Herr Karl Etter, der
Bestrebungen des Vereins und dankte mit herzlichen Worten dem
Taufpaten und Wohltäter des Vereins, Herrn Kommerzienrat Carl von
Opel. Auf den Namen "Carl" getauft möge das Boot die Mannschaften
zu zahlreichen Siegen führen. Nach Herrn Etter überbrachten die
Vorsitzenden mehrerer Nachbarvereine in kurzen, herzlichen
Worten die Grüße und Glückwünsche ihrer Mitglieder.
Im
Anschluss an die Taufe war eine Auffahrt etlicher Boote und bei
den flotten Weisen der Opelkapelle blieb man bis 6 Uhr fröhlich
beisammen. Abends 8 Uhr folgte im "Rüsselsheimer Hof" ein gut
besuchter Festball. Außer Tanz erfreuten sich die Teilnehmer an
den vorzüglich zu Gehör gebrachten Konzertstücken eines Teils der
Opelkapelle und für den Humor sorgte in ausgiebiger Weise Herr
Heinrich Acker aus Mainz. Wohl jeder Besucher hat das Bewusstsein
mit nach Hause genommen, mal wieder ein Paar frohe Stunden bei der
Rudergesellschaft Undine verlebt zu haben. Auch wir wollen nicht verfehlen, dem
Verein an dieser Stelle zu seinem ferneren Blühen und Gedeihen ein
kräftiges "Hipp Hipp Hurra" zuzurufen." |
Bei der 38. Regatta des Süddeutschen
Ruderverbandes (SRV) am 1. und 2. Juli 1922 auf der Frankfurter
Regattastrecke startet die "Undine" im Jungmann-Vierer und im
Schüler-Vierer. Während der Jungmann-Vierer wegen einer Kollision schon
im Vorrennen ausscheiden muss, kann der Schüler-Vierer mit Karl
Schneider, Karl Götz, Johann Nicolai, Jakob Oswald und am Steuer Karl Gerbig den Sieg in einem Fünf-Boote-Feld erringen.
Es folgen die Regatten in Gießen und Flörsheim und dann am 13. August
die Regatta in Mainz, ausgerichtet vom Mainzer RK
"Fortuna". Die "Undine" startet in vier Viererrennen,
im Junior-, im
Ermunterungs- und im Schüler-Vierer. Wir zitieren die "Main-Spitze":
"Bei der 41.
Regatta des Süddeutschen Ruderverbandes am 13. August zu Mainz war
es dem Schüler-Vierer (Karl Schneider, Karl Götz, Johann Nicolai,
Jakob Oswald, am Steuer Karl Gerbig) abermals vergönnt, den Sieg
bei starker Konkurrenz mit zwei Bootslängen zu erringen. Die
Mannschaft hat hiermit in diesem Jahr den dritten Sieg errungen,
dafür doppelte Anerkennung. Der Junior-Vierer ging als zweites
Boot durchs Ziel und mußte den Sieg Germania Offenbach überlassen.
Die beiden anderen Mannschaften konnten nur den dritten und
vierten Platz behaupten. Trotzdem sind die Leistungen der
Mannschaften gut, so dass man bei der letzten Regatta in Raunheim
am 17. September auf einen vollen Erfolg hoffen darf." |
Dann geht am es 17. September 1922 zur
letzten Regatta des Jahres nach Raunheim, sozusagen ein Heimspiel
für die "Undine"-Ruderer. Lassen wir auch hier die "Main-Spitze"
berichten:
"Bei der am
letzten Sonntag in Raunheim stattgefundenen Regatta der
Untermain-Vereine des Süddeutschen Ruderverbandes war es der
Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim vergönnt, drei Rennen zu
gewinnen, und zwar: Schülervierer unter 16 Jahren (Heinrich Oehlschläger,
Fritz Ullmann, Geizenauer, Ferdinand Kneipp, am Steuer Karl Hägele), den
Gastvierer die Herren Walter Schaeffter, Karl Müller, Paul Schubert, Josef
Müller, am Steuer Max Seifert, den Junior-Vierer errang dieselbe
Mannschaft. Außerdem konnten die Schüler unter 17 Jahren den
ersten Platz im Protestrennen gegen Raunheim, Flörsheim 08 und
Flörsheim 21 sowie Fortuna Mainz behaupten. Sämtliche Rennen
wurden bei schwerer Konkurrenz und starkem Wellengang gefahren.
Die Regatta bildete den Schluss der diesjährigen Rudersaison und
haben Ruderleitung und Mannschaften bewiesen, dass sie mit Lust und
Liebe dem edlen Sport gedient haben. Wir wünschen dem Verein für
die Zukunft alles Gute." |
Am
Samstag, den 28. Oktober 1922, feiert die "Undine" ihr Stiftungsfest
verbunden mit einem Ball im Hotel Adler. Außer guter Tanzmusik durch einen
Teil der Opelkapelle werden Konzertstücke, Gesangs- und humoristische
Vorträge zum Besten gegeben.
Anzeige in der "Main-Spitze" am 27. Oktober 1922 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am 29. Dezember 1922 |
Und zum Jahreswechsel veranstaltet die
"Undine" wieder ihre Silvesterfeier im "Frankfurter Hof" mit
einem Teil der Opelkapelle, einer Konzertsängerin und zwei Komikern.
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