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Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"
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Geschichte
der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim (RGUR) |
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1933 |
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Als Ausgleichssport wird bei der "Undine" neuerdings im Winter Fußball gespielt, wobei die "Undine" auch an den Verbands-Pokalspielen des Gaues Süddeutschland im Deutschen Wassersportverband teilnimmt. Doch den karnevalistischen Aktivitäten der "Undine"-Mitglieder zu Beginn des Jahres tut dies keinen Abbruch. Wie in den vergangenen Jahren wird die "Undine" mit der "Damensitzung" und dem "Gesindeball" dem Rüsselsheimer Publikum wieder etwas ganz besonderes auf närrischem Gebiet bringen. Zu der am 5. Februar 1933 im Römersaal des Hotels Adler stattfindenden "Damensitzung" lädt die "Undine" in der "Main-Spitze" mit Versen ein:
Das Programm der Damensitzung ist schöner als je zuvor zusammengestellt, es wimmelt nur so von lokalen Begebenheiten, ein Witz jagt den andern, ein Abend voll Humor, Komik, Ulk und Satire. Die Sitzung wird um 8.11 Uhr mit dem Vorspiel "Wahrheit und Dichtung" von Heinrich Knopp eröffnet. In den Rollen sind Mariechen Schubert, Emmy Halkenhäuser, Kätchen Kromm, Helmine Bastian, Ella Fritz, Else Traiser und Heinrich Halkenhäuser zu sehen. Dann zieht das weibliche Komitee unter der Leitung von Sophie Zimmermann ein, ihrer kernigen Begrüßungsrede bleibt reicher Beifall nicht versagt. Es folgt mit dem Protokoll Käthchen Simon als Sekretärin. Dann steigt ein Altbekannter in die Bütt, "Der Rüsselsheimer Beobachter" Heinrich Knopp. Begleitet von den Mundharmonika-Spielern Georg Eberle, Karl Schneider, Ernst Müller und Fritz Mösinger singt und jodelt anschließend Kätchen Simon als oberbayrischer "Bua". Es folgt Urschote Heinrich Dietze mit seinen "Sieben Rüsselsheimer Schwabenstreichen", dann die Hauptnummer des Abends "Die drei weiblichen Rüsselsheimer Weltreisenden auf Fahrrädern" mit Sannchen Renker, Mariechen Schubert und Kätchen Simon – jeder Satz ein Volltreffer, dann folgen "Vertonte Neuigkeiten", ein humoristisches Potpourri, vorgetragen von Kätchen Kromm, Ella Fritz, Emmy Halkenhäuser, Loni Bastian, Helmine Bastian, Gretel Streck und Heinrich Knopp. Als Reiter des Amtsschimmels kann Heinrich Halkenhäuser wie im Vorjahr reichen Beifall ernten. Mit dem Schwank "Rüsselsheim wird Garnison" von Heinrich Knopp, einer Lokalposse mit Mädchen in Uniform und einem Küchendragoner (Kätchen Kromm, Emmy Halkenhäuser, Helmine Bastian und Gretel Streck) wird ein neuer Höhepunkt erreicht. Das erste Zwiegespräch bringt dann ein fideles Schusterpaar auf die Bühne, Theo Kaiser mit seiner besseren Hälfte Sannchen Renker. Dass Kinder und Narren die Wahrheit sagen, dafür liefern "Die beiden Schulbuben" (Theo Schmitt und Heinrich Knopp) den Beweis. Oberschote Theo Kaiser beschließt schließlich mit einem Einzelvortrag den Abend. Abschließend kann gesagt werden, die Sitzung war "Eine bunte Revue des Jahres 1932!", ein Riesenerfolg; die närrische Hofkapelle Haumann trug zum Erfolg bei, ebenfalls Hoffriseur Leonhard Schmuck
Sechs Tage nach der Damensitzung veranstaltet die "Undine" am 11. Februar 1933 ihren "Großen Preis-Gesindeball" in allen Räumen des Hotels Adler. Die originellsten Gesindetypen und die originellsten Phantasiemasken werden prämiert. Unter den närrischen Tanzweisen der Kapelle Haumann ergibt sich ein buntbewegtes Bild, ein fröhliches Maskentreiben. Die Ruderer bereiten sich natürlich auch in den Wintermonaten auf die Regattasaison vor. Mitte April schreibt die "Main-Spitze" einen Vorbericht auf die anstehende Regattasaison bei der "Undine":
Das traditionelle Anrudern als Auftakt der Rudersaison wird 1933 als gemeinsame Veranstaltung der fünf Nachbarvereine Ruderverein Rüsselsheim, Flörsheimer Ruderverein 1908, Ruder-Club 1920 Raunheim, Hochheimer Ruder-Verein 1921 und Rudergesellschaft Undine 1919 aufgezogen. Nicht gerade vom Wetter begünstigt, Regenschauer und ein heftiger Wind mit tüchtigem Wellengang machen den Main zu einem nicht gerade idealen Aufenthaltsort für Sportboote, findet sich eine stattliche Anzahl von Booten, auch die Damenabteilungen haben sich nicht abschrecken lassen, zur Bootsauffahrt ein, um an den allerdings recht spärlich erschienenen Zuschauern vorbeizuziehen. Anschließend treffen sich die Ruderer und Paddler der Nachbarvereine im Bootshaus des Rudervereins Rüsselsheim, der 1933 sein 25jähriges Jubiläum feiert. Beschlossen wird der Tag durch die Trainingsverpflichtung der aktiven Ruderer.
Im Jahr 1933 kommt es zum Stillstand in der sportlichen Entwicklung der Ruderer in der "Undine", da die Zahl der sich verpflichtenden Ruderer durch anderweitige Inanspruchnahme, aber auch durch unregelmäßige Arbeitszeiten (Schichtarbeit), stark zurückgeht. Dagegen ist die Entwicklung der Schülerabteilung erfreulich, so dass bis zur letzten Regatta mit einer rennfähigen Mannschaft gerechnet werden kann. Auch die Paddelabteilung hat sich vergrößert, so dass sich die im Jahr 1932 errichtete Paddelhalle schon als zu klein erweist. Am 21. Mai 1933 werden die Meisterschafts-Endspiele des Gaues Süddeutschland im Deutschen Wassersportverband (DWV) auf dem Rüsselsheimer Hockeyplatz am Sommerdamm ausgetragen. Im Handball schlägt Fortuna Mainz den RV Freiheit Mühlheim mit 8:2 und im Fußball verliert Germania Kastel gegen Vorwärts Offenbach mit 0:3. Die "Gleichschaltung" aller Vereinigungen unter den Ende Januar 1933 an die Macht gekommenen Nationalsozialisten gilt auch für den Vereinssport, so dass die "Undine" Ende Mai eine außerordentliche Hauptversammlung einberuft. Lassen wir die "Main-Spitze" berichten:
Anlässlich des "Festes der Jugend" versammelt die "Undine" am 25. Juni 1933 ihre Schülerabteilung am Bootshaus zu einer schlichten Feier. Der 1. Vorsitzende, Paul Schubert, erläutert die Bedeutung des Tages für die deutsche Jugend und betont, dass durch Sport und Spiel die Lebensfreude gehoben werden müsse, um sie dadurch zu Kameradschaft, Disziplin, Treue und Mannhaftigkeit zu erziehen. Anschließend verliest er folgenden vom DWV veröffentlichten Aufruf:
Die einzige Verbandsregatta, die die aktiven Ruderer der "Undine" im Jahr 1933 besuchen, ist am 12. und 13. August die vom Mainzer RC von 1903 veranstaltete Meisterschaftsregatta des Gaues Süddeutschland im DWV auf dem Mainzer Floßhafen. Ausgeschrieben sind neben den vier Meisterschaftsrennen noch 34 Rennen für Ruderer und Paddler, von denen aber nur 22 zustande kommen. Gemeldet haben 16 Vereine mit 97 Booten und 425 Ruderern und Paddlern. Die "Undine" hat zum Begrüßungs-Vierer gemeldet, wo Vorrennen zu fahren sind, außerdem zum Schüler-Vierer, zum Zweiten Senior-Vierer und zum Schüler-Achter, der jedoch mangels eines Gegners ausfällt. Lassen wir zum Verlauf der Meisterschaftsregatta die "Main-Spitze" berichten:
Am 17. September 1933 veranstaltet die "Undine" bei herrlichem Wetter ihr Abrudern verbunden mit einer Vereinsregatta. Der Regatta voraus geht am Vormittag ein Mehrsport-Wettkampf der Jugend der "Undine". Im Vierkampf (Handgranatenwerfen, Laufen, Weitsprung und Kugelstoßen) siegt in der Gruppe über 11 Jahre Breidert und in der unter 11 Jahre Schad. Bei der nachmittags stattfindenden Vereinsregatta siegen im Vereinsmeisterschafts-Vierer Wilhelm Wolf, Willi Allgaier, Heinrich Hauschild, Heinrich Oehlschläger und Stm. Josef Müller. Den Schüler-Vierer holen sich Ebenhöh, Heinz Traß, Georg Bastian, Adam Karn und Stm. Josef Müller mit gut zwei Längen. Ein schönes Rennen ist der Paddel-Zweier, wo die Boote in kurzen Abständen das Ziel passieren, als Erste Otto Wörn und L. Richter. Im Alte-Herren-Vierer kommt das siegende Boot erst im Endspurt nach vorne, es sind Philipp Eberle, Heinrich Oehlschläger, Paul Schubert, Karl Müller und Stm. Georg Reinheimer. Jedoch das interessanteste und schärfste Rennen des Tages ist der Vereinsmeisterschafts-Achter, bei dem sich drei Boote über die ganze Strecke einen erbitterten Kampf liefern, den erst kurz vor dem Ziel die Mannschaft mit Heinrich Hauschild, Adolf Leichtfuß, Georg Reinheimer, Schmucker, Hugo Martin, Adam Karn, Wilhelm Wolf, Ernst Müller und Stm. Philipp Wagner knapp für sich entscheidet. Am Abend findet im Gasthaus "Zum Löwen" noch eine gemütliche Feier mit Siegerehrung statt.
Drei Wochen später, am 8. Oktober 1933, beteiligt sich die "Undine" an den 25-jährigen Jubiläumsfeierlichkeiten des Flörsheimer Rudervereins 1908. Zum Auftakt wird zwischen benachbarten und auch auswärtigen Vereinen ein Ruderwettkampf ausgetragen. Erstmals nach dem Zusammenschluss der deutschen Ruderverbände startet die "Undine" im neuen "Deutschen Ruderverband" und meldet je eine Mannschaft in Gastvierer und Gastachter. Während im Vierer der Hochheimer Ruder-Verein in 5:00 min siegt vor der Offenbacher RG Undine (5:02), dem Ruderverein Rüsselsheim (5:05) und der "Undine" (5:12), kann die Achtermannschaft der "Undine" mit Heinrich Hauschild, Hermann Müller, Hugo Martin, Heinrich Oehlschläger, Georg Böhm, Ernst Müller, Wilhelm Wolf, Martin Popp und Stm. Philipp Wagner sich den Sieg im Gastachter holen. Drei Achtermannschaften – Ruderverein Rüsselsheim, Offenbacher RG Undine und RG Undine Rüsselsheim – gehen bei bewegtem Wasser vom Start. RVR übernimmt die Führung, RGUR holt auf, überholt RVR, während Offenbacher Undine wegen Zerreißens einer Dollenkordel aufgeben muß. RGUR führt nun mit einer Länge, aber der RVR-Achter gibt sich noch nicht geschlagen und kommt im Endspurt stark auf. Ergebnis: 1. RG Undine Rüsselsheim 4:10 min, 2. RV Rüsselsheim 4:12 min. Am 7. Oktober 1933 hält die "Undine" in ihrem Bootshaus die ordentliche Hauptversammlung des Jahres ab. Wie die Berichte zeigen, kann die "Undine" mit dem Geleisteten zufrieden sein. Auch die Mitgliederzahl hat sich erhöht. Nur in sportlicher Sicht machte die Zusammensetzung der Mannschaften in der Saison wegen der Schichtarbeit Probleme, so dass nur auf der Regatta in Mainz zwei Rennen und bei der Jubiläumsveranstaltung in Flörsheim der Gastachter gewonnen werden konnten. Anschließend erfolgt die einstimmige Wiederwahl des 1. Vereinsführers Paul Schubert, der dann Karl Müller zum 2. Vereinsführer, Curt Burghardt zum Schriftführer, Willi Kammerer zum Kassierer und Josef Müller zum Ruderwart bestimmt. Die gesellschaftlichen Veranstaltungen des Jahres bei der "Undine" enden mit einer Weihnachtsfeier im Gasthaus "Zum Löwen" und mit einer Silvesterfeier im "Frankfurter Hof". Ende des Jahres 1933 hat die "Undine" 111 Mitglieder – 1 Ehrenmitglied, 20 Aktive und 90 Unterstützende – sowie zusätzlich 17 Schüler. Der Bootspark der "Undine" besteht aus zwei Rennachtern, zwei Rennvierern und drei gedeckten Gig-Vierern. |
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