Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

Geschichte der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim (RGUR)
von 1910 bis 1914 und von 1919 bis 1942

1928

Eine Damensitzung in Rüsselsheim, das klingt zwar etwas fremd, aber am 29. Januar 1928 wird sie Wirklichkeit, denn die Damen der "Undine" veranstalten in der närrisch geschmückten Narrhalla des Hotels Adler eine Karnevalssitzung, eine Damensitzung, wie sie Rüsselsheim noch nicht gesehen hat. Die Damen der "Undine" haben es sich nicht nehmen lassen, die Sitzung allein zu arrangieren. Am Abend findet auch eine großangelegte Verlosung statt, bei der sechs Fahrräder als Hauptgewinne winken. Der Reingewinn der Verlosung ist als Grundstock zum Ankauf eines neuen Rennachters gedacht. Zum Verlauf der "Undine"-Damensitzung zitieren wir die "Main-Spitze":

"Zwischen Fastnacht und Ostern hot`s Vergnüge Ruh, do loßt Ihr Sonntags mojens Eier Bootshaus zu.
Denn wißt Ihr aach, des is koa Oart, im halb zwaa uff de Vatter noch `s Esse woart´.

Woche für Woche wechseln die farbentrunkenen Bilder der karnevalistischen Veranstaltungen. Etwas ganz Außergewöhnliches in dieser langen Kette des Faschingstreibens war die Damensitzung  am Sonntag Abend in der Narrhalla des Hotel Adler. Schon lange vor Beginn hatten sich zahlreiche Narrhallesen und Närrinen für einen guten Platz gesorgt und harrten ungeduldig der Dinge, die da kommen sollten. Sie wurden durch die glänzenden Vorträge reichlich belohnt, denn ein jeder Besucher war freudig überrascht: die Wogen karnevalistischer Lebenslust schlugen hoch an, die närrische Stimmung schäumte bisweilen in lauter Fröhlichkeit. Bravo, Undine, das war fein gemacht! Die großen Bemühungen des Komitees fanden Anerkennung, reicher Beifall und Heiterkeitsstürme waren der Lohn dafür.

Mit närrischer Pünktlichkeit 8.11 Uhr wurde die Sitzung eröffnet. Der Narrhallamarsch ertönte und unter großem Jubel und Händeklatschen zog das Komitee in "die gute Stube" ein. Die Prinzessin Karneval (Frau Werner) schwingt ihr närrisches Zepter und begrüßt die überaus große und freudige Narrengemeinde. Begeistert und jubelnd stimmten alle Narrhallesen in das Hoch der Prinzessin ein. Nachdem der rauschende Beifall verklungen war, verlas der Minister (Frau Zimmermann) das närrische Protokoll des Komitees, dessen witzige Verse so manchen Tusch auslösten. Es folgte sodann das Lied Nr. 1: "Willkommensgruß". Lebhaften Beifall fand das Undine-Lied (verfaßt von Komiteemitglied Frau Bastian), dessen humorvolle Verse hier folgen:

In de Undine geht`s gemütlich zu, do werd gerudert un geschwumme,
und als emol e Lied gesunge, öfters aach e Red geschwunge.

Im Summer geht`s uff jed Regatt, de Verein dehoam koa Ruh meh hat.
In Frankfort ging `s Rudern los, uff de Brück marschiert die ganz Blos.

Di kimmt en Sturm, un ach herrje, em Sannche sein Hut fliegt in die Höh.
Die ganz Gesellschaft guckt mit zu, wie es Hütche in de Welle schaukele tut.

De Adam seegt, ich waas garnett, was Steifes er im Rücke hätt.
Doch wie er zieht sein Mantel aus, do fällt de Klarerbügel raus.

Uff alle Regatte war was los, de Friedel un de Karl, die soage bloß,
unsern Achter, der taugt nix meh, koaft en neie orer mer forn net meh.

Es is leicht gesoagt, de Max jetzt seegt, wann mer do defor es Geld nor hätt.
Mer räumt jetzt es Vergnüge ei`, werd do fer`n Achter wos übrig sei`.

Es wurd en Ball dann arrangiert, Alles hot sich großartig amüsiert.
Do druff, do kimmt die Weihnachtsfeier un aach noch die Silvesterfeier.

Es ging do alles wie geschmiert, de Karl die Kass` jetzt revediert.
De Überschuß, der wor net groß, was mache mer mit em Achter bloß?

Des wor die Weiwer doch so dumm, die drehe mol es Steier rum.
E` groß Verlosung werd eigeräumt, uff de Sitzung heit Owend nix versäumt.

Wann die Weiwer uff em Wasser an nix versteh`n, uff em Land am Steier feste steh`n.
De Achter kimmt jetzt uff die Boa, de Summer troagt ern uff de Moa!

Nachdem die Narrhallese Werner das ulkige politische Protokoll verlesen, folgte einer der Glanzpunkte des Abends, und zwar waren der Hannes (Herr Werner) und das Settchen (Herr Simon) angekündigt. Unter großem Pomp, von zwei Gardisten begleitet, bestiegen die beiden lustigen Schoten unter lautem Hallo die Bütt. Die beiden unterhielten sich, oft von Beifallsstürmen unterbrochen, über Myrtenkranz und Lorbeerblätter, über den Brautschleier auf dem Gummernfass, die heiratsfähige Tochter mit den Dragonerbeinen und über vieles andere. Das von kernigem Humor sprudelnde Zwiegespräch fand den stärksten Applaus des Abends.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 28. Januar 1928

Anzeige in der "Main-Spitze" am 9. Februar 1928

Einen durchschlagenden Erfolg erzielte das Quartett der neuzeitlichen Meisterinnen, der Schornsteinfegermeisterin (Frau Simon), Metzgermeisterin (Frau K. Müller), Spenglermeisterin (Frau Müller) und der Fuhrunternehmerin (Frau Reinheimer). Nach einem rührenden Gesang zweier Sehnsüchtigen (Fräulein Schneider und Frau Streck) erschien Urnarr Kaiser auf dem Podium, der vielerlei lokale Begebenheiten in kernigen Pointen durch die kritisch-satirische Hechel zog. Er sagte u. a. auch einiges von der hessischen Schweiz am Waldessaume:

Nach den Schnokenrüsseln ist unser Ort genannt: Ist als Marktfleck Rüsselsh`m vorteilhaft bekannt.
Voll sin unser Scheuern all, jeder Stall voll Vieh, un dabei gedeiht un blieht uns`re Industrie.
In de Kolonie am Wald herrscht de reinste Mord, denn do grien mer`s Schnokevieh ja doch net meh` fort.
Bilde tut sich dort, o Graus, öfters ach en See, un des Bild is fürchterlich mitunner o`zusehe.
Friedrich-Engel-See ist sein Name, un der is jo weltbekannt, in uns`rer hessische Schweiz am Waldessaume werd grad so was noch verlangt.
Fängt es nämlich o` zu regne, dauert`s gar net lang, kimmt es Wasser vun de Chaussee in die Gasse rin gerannt.
Do druff kriht de Schorsch `en Gedanke, in oaner Sitzung spricht er`s frei: "Is am Moa die Brück mol fertig, muß vun Flerschem die Fähr ebei."
Ja, uns do aus geht`s doch mol dreckisch, leicht kimmt dort e Hungersnot. Es Konsumauto bleibt öfters stecke, uff a mol sterbts de Masurentod.

Seinem Vortrag folgte, als Schluss des ersten Teils, das Lied Nr. 2: "Faschingslust und Faschingsfreud".

Das närrische Komitee ließ nun eine Pause von 11 Minuten eintreten. Ein närrischer Marsch leitete zum zweiten Teil der Sitzung über. Ein schneidiger, kecker Schusterjunge (Herr Jakobs) erschien auf dem Podium und kritisierte ohne Erbarmen Meister und Meisterin, die beiden "gebildeten" Töchter (deren Einbildung aber nur die einzige Bildung sei), er verdonnerte überhaupt alle "Meedcher" mit ihre "korze Kleedcher". Reich beklatscht verließ der Redner die Bütt.

Auf vielseitigen Wunsch wurden nun sechs drangsalierte "Meedcher" (Verzeihung, sechs funkelnagelneue, alte Schachteln) zum Kaffeeklatsch hereingelassen, es waren dies die Närrinnen Frau Werner, Frau Reitz, Frau Wolf, Frau Zimmermann, Frau Renker und Frau Kromm. Auf der Tagesordnung der Kaffeeversammlung stand die Gründung eines Ehescheidungsvereins. Ergebnis des Gründungsklatsches: Versöhnung mit "den lieben Männern".

Unter großem Hallo erschien ein "Mauerblümchen" (Herr Werner) mit einer lebhaften Erinnerung an seine früheren Verehrer. Es erklärt sich zum "unbesetzten Gebiet" und freut sich seiner Freiheit, trotz einer früheren guten Vorbereitung zur Ehe. Es folgen nun zwei "zarte" Blumen mit Schrubber und Besen, die sich mit diesen niedlichen Dingerchen ihr zukünftiges Eheglück erhalten wollen.

Nach dem Lied Nr. 3 verteilte die Präsidentin "Orden und Titel" mit vielen "Worten aber ohne Mittel" an verdienstvolle Narrhallesen.

Die große Klaa-Gerer Äppelgret (Herr Schmitt) kam unter lautem Tosen der Narrengemeinde auf das Podium. Während ihr Erscheinen schon große Heiterkeit auslöste, gewannen ihre gelungenen Schilderungen vom Rüsselsheimer Gemüsemarkt die Herzen aller Narrhallesen. Sie erzählte u. a.:

Dunnerstags un Samstags kumm ich nach Rüsselsh`m uff d` Moat,
verkaaf mei Äppel, grün Gemüs un aach Saloat.
Manch Fraache, des käft bei mir ei`, weil ich net so teier sei.
Un hoamzus kehrn mer im "Adler" ei` un trinke `n gute Halbe Wei`."

Nach diesem närrischen Sitzungs-Höhepunkt der "Undine"-Damen folgt schon am 11. Februar 1928 im Saal des Hotels Adler der Preis-Maskenball der "Undine", der vom männlichen Elferkomitee organisiert wird.

Aber auch die Ruderer der "Undine" sind aktiv und bereiten sich auf die Regattasaison vor. Dem neu in den Süddeutschen Ruderverband eintretenden, bisher nur den Schwimmsport betreibenden WSV Schierstein stellt die "Undine" einen Gig-Vierer für Übungszwecke gratis zur Verfügung. Da im Jahr 1928 Olympische Spiele abgehalten werden, schreibt der Deutsche Ruderverband einen Brief an den Süddeutschen Ruderverband und fragt an, ob man bereit ist, sich an den Rennen zur Qualifikation für die Olympiaregatta zu beteiligen. Der SRV sagt zu, da dies die Leistungen seiner Spitzenruderer anerkennt und sein Ansehen in der Ruderwelt weiterhin verbessert.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 28. April 1928

Anzeige in der "Main-Spitze" am 12. Mai 1928

Traditionsgemäß wird das Anrudern von den Rudervereinen in Raunheim, Flörsheim und Rüsselsheim am 29. April 1928 gemeinsam durchgeführt. Wir zitieren die "Main-Spitze":

"Das Anrudern vom Sonntag ist gleich vielen andern sportlichen Veranstaltungen  dem Unwetter teilweise zum Opfer gefallen. Der Wettergott ist anscheinend aber auch im besonderen den Ruderern nicht gut gesinnt, den während die ganze vorige Woche denkbar bestes Wetter war, setzte Sonntag früh schon ab und zu ein Sprühregen ein, der nachmittags von einem orkanartigen Unwetter abgelöst wurde. Für die Jugend der Ruderer, die auf dem Wasser zu Hause ist, war dies jedoch kein Hindernis, dem Ruf ihrer Vereine zum gemeinschaftlichen Anrudern in großer Anzahl zu folgen.

Das gemeinsame Anrudern der Rudervereine von Raunheim, Flörsheim und Rüsselsheim fand seinen Auftakt in der Bootstaufe des RVR, der zwei Schulboote, die den Namen "Eleonore II" und "Seppl" (diesen zum Gedenken des leider allzu früh verstorbenen Trainers des Vereins, Herrn Josef Dörrstein) erhielten, in den Dienst stellen konnte.

Ein Ruderer der "Undine", Philipp Heisel, stellt sich für eine Ruderer-Postkarte zur Verfügung

Frühzeitig war auf dem Wasser reges Leben, und es war ein stattlicher Anblick, als sich die große Flotte von weit über 20 Booten um 2.30 Uhr in Bewegung setzte. Jedem Zuschauer musste klar werden, dass in der Gesamtsportbewegung Rudern wohl einen der Hauptfaktoren bildet. Hoffentlich trug diese gemeinsame Veranstaltung der Rudervereine dazu bei, dem Rudersport erneut Freunde zu erwerben.

Die Auffahrt der Boote ging von der Brücke  bis zum Bootshaus Undine, von dort aus zurück in Kiellinie bis Raunheim. Der Ruder-Club Raunheim konnte gleichzeitig einen Rennvierer und einen Rennachter in Dienst stellen. Die Boote waren kaum zur ersten Fahrt auf dem Wasser, als ein starkes Unwetter einsetzte, das die bis dahin stimmungsvoll verlaufene Feier jäh unterbrach. Das Wetter konnte indes die Ruderer nicht daran hindern, ihre Boote auch wieder nach Hause zu rudern."

Bereits vierzehn Tage später kann auch die "Undine" ein neues Boot taufen, den neu erworbenen Rennachter, den die "Undine"-Ruderer insbesondere den Aktivitäten der Frauen der Mitglieder unter der Leitung von Dorothea Bastian verdanken. Durch den Erlös der Tombola bei der Damensitzung im Januar 1928 wurde der Grundstock für die Anschaffung dieses Bootes gelegt. Lassen wir auch hier die "Main-Spitze" berichten:

"Bei herrlichem Wetter fand am Sonntag wiederum eine Bootstaufe am Bootshaus der Undine statt. Ein neuer Rennachter wurde getauft. Zahlreiche Zuschauer hatten sich eingefunden. Es eröffnete der Männerchor Rüsselsheim die Feier mit dem Chor "Das ist der Tag des Herrn". Dann sprach der 1. Vorsitzende, Herr Seifert, über die Bedeutung und die Schwierigkeiten der Bootsbeschaffung in heutiger Zeit. Anschließend ergriff der 1. Verbandsvorsitzende, Herr Werm, Frankfurt, das Wort und vollzog die eigentliche Taufe des Achters. Er gab ihm den Namen "Fritz", den Namen eines verdienstvollen Förderers der Undine. Herr Bürgermeister Müller wies dann noch auf die sportliche Erziehung der Jugend hin und betonte, dass gerade der Rudersport in erster Linie zur Ertüchtigung der Jugend berufen sei.

Zur Gratulation hatten sich sämtliche Vereine des Süddeutschen Ruderverbandes am Untermain eingefunden. Sie brachten dadurch den Beweis der freundschaftlichen Beziehungen innerhalb der benachbarten Vereine. Für den Ruderverein Rüsselsheim sprach Herr Schlieben die herzlichsten Glückwünsche für den Täufling aus. Zum Abschluss der Taufe trug der Männerchor noch ein Lied vor. Dann wurden sämtliche Boote der Undine zu Wasser gelassen, die mit den Booten der Nassovia Hochheim und des Ruder-Clubs Raunheim in Kiellinie das Rüsselsheimer Mainufer entlang fuhren, um kurz vor der Brücke zu drehen und in Zweier- und Dreierformation wieder bis zum Bootshaus der Undine abwärts zu fahren.

Im Bootshaus selber wurden noch einige frohe Stunden verlebt, in deren Verlauf der 1. Vorsitzende, Max Seifert, Bürgermeister Hermann Wilhelm Müller die Ehrennadel der Undine überreicht. Später wurde die Feier in der "Stadt Wiesbaden" fortgesetzt. Mit diesem Tag wurde der eigentliche Ruderbetrieb für die diesjährige Saison aufgenommen, wozu sich am Mittwoch Abend 25 Rennruderer ehrenwörtlich verpflichtet haben. Im Training bei der Undine sind ein Jugend-, zwei Schüler-, ein Anfänger-, zwei Jungmann- und ein Senior-Vierer."

Die erste Regatta für die im Jahr 1928 zahlreichen "Undine"-Aktiven ist die SRV-Verbandsregatta am 9./10. Juni 1928 in Nied. Zu den fünfzehn auszufahrenden Rennen haben 18 Vereine mit 70 Mannschaften und 361 Ruderern gemeldet. Die "Undine" meldet ihre Mannschaften zu fünf Rennen, kann jedoch nur in drei Rennen den Endlauf erreichen. Im Jungmann-Vierer muß sich die Mannschaft abgeschlagen mit dem vierten und letzten Platz begnügen. Dagegen fährt der Schüler-Vierer ein beherztes Rennen und kann im Vier-Boote-Feld knapp hinter Vorwärts Mannheim den zweiten Platz belegen. Ebenfalls ein hervorragendes Rennen fährt der Senior-Achter der "Undine" im Großen Achter, dem Herausforderungspreis der Höchster Farbwerke, den nach hartem Bord-an-Bord-Kampf auf der Strecke die Fechenheimer RG 1910 nur knapp mit 1 Sekunde Vorsprung vor der "Undine" für sich entscheiden kann.

"Undine"-Vierer 1928 auf der dem heimischen Main beim Training mit Stm. ..., Philipp Heisel, ..., Friedrich Kammerer und Karl Schneider

Reinigung des beim Training benutzten Renngig-Vierers vor dem "Undine"-Bootshaus (..., Friedrich Kammerer, Philipp Heisel, Karl Schneider)

Nachdem die "Undine" bei der zweiten SRV-Verbandsregatta in Gießen nicht startet, meldet man zur dritten, der Offenbacher Regatta des ARSV Offenbach am 14. und 15. Juli 1928, zu drei Rennen. Im Jungmann-Vierer und im Senior-Achter ist man im Endlauf dabei. Bei Gluthitze, die an die Mannschaften starke Anforderungen stellt, kann der Jungmann-Vierer nur den dritten Platz belegen. Dagegen fährt der Senior-Achter der "Undine" erneut ein tolles Rennen. In einem scharfen Bord-an-Bord-Kampf, der Freiheit Mühlheim und Undine Rüsselsheim abwechselnd an der Spitze sieht, kann Mühlheim schließlich mit einem Vorsprung von 0,4 Sekunden knapp vor der "Undine" siegen.

Dann folgt die Meisterschaftsregatta des Süddeutschen Ruderverbandes am 28. und 29. Juli 1928 in Mainz, wo auf der neuen Regattastrecke des Mainzer Floßhafens fünf Boote starten können. Die "Undine" meldet zur Regatta den Jungmann- und den Schüler-Vierer sowie erstmals in der Geschichte der "Undine" eine Mannschaft zu einem Meisterschaftsrennen, und zwar seinen Senior-Achter zum Verbands-Meisterschafts-Achter. Im Jungmann-Vierer müssen Vorrennen gefahren werden, so dass im Endlauf noch RG Nied, Alemannia Frankfurt, Hassia Gießen und die "Undine" aufeinander treffen. Der "Undine"-Vierer mit Wilhelm (Willi) Kammerer, Hermann Müller, Albert Göbel, Fritz Herrlich und Stm. Philipp Wagner führt von Beginn an und siegt überlegen mit mehreren Längen. Im Schüler-Vierer muss sich die "Undine" hinter Vorwärts Mannheim mit dem zweiten Platz begnügen.

Zum Schlußrennen der Regatta steigt die Spannung, nicht nur bei den Ruderern und den Mitgliedern der "Undine", denn der Verbands-Meisterschafts-Achter ist der Höhepunkt des Tages. Am Start liegen Offenbacher Vorwärts, Mainzer Ruderklub von 1903, Fechenheimer RG 1910 und Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim. Mit knapper Führung von Mainz 03 geht es in geschlossenem Rennen "auf die Reise". Bei 1.000 Meter hat Fechenheim eine halbe Länge Führung. Mainz und Fechenheim wechseln sich nun in einem Bord-an-Bord-Rennen bis ins Ziel in der Führung ab, das schließlich Fechenheim in 7:03,6 min mit einer halben Länge Vorsprung als Meisterschafts-Sieger passiert. Zweiter Platz in 7:05,2 min für Mainz 03, dritter Platz in 7:10,6 min für Undine Rüsselsheim und vierter Platz in 7:17,0 min für Offenbacher Vorwärts. Mit diesem Bronzeplatz im "Meisterschaftsachter" hat sich die "Undine" leistungsmäßig in die Spitze der Vereine des Süddeutschen Ruderverbandes gerudert.

Anzeige in der "Main-Spitze" am 4. August 1928

Anzeige in der "Main-Spitze" am 8. September 1928

Anzeige in der "Main-Spitze" am 8. November 1928

Nach den Sommerregatten wird 1928, wie in den letzten Jahren als Abschluss der Rudersaison im Herbst, bereits anfangs August der "Städte-Achter" ausgetragen, an dem sich außer der "Undine" der Flörsheimer RV und der Ruderverein Rüsselsheim beteiligen. Hier zeigt sich die Überlegenheit der Ruderer des RVR, die dieses Achterrennen mit anderthalb Bootslängen gegen den FRV und mit einer weiteren Länge Abstand gegen die "Undine" gewinnen. Allerdings muss gesagt werden, dass der Achter der "Undine" durch schlechtes Steuern viel Raum verschenkt. Bereits vor dem Achterrennen treffen die Schüler-Vierer des Flörsheimer RV und der "Undine" aufeinander. Die Mannschaft der "Undine" ist sowohl in körperlicher als auch in ruderischer Hinsicht überlegen und siegt gegen die wacker kämpfenden Flörsheimer mit mehreren Längen.

Aus Anlass der am 26. August 1928 vorgenommenen Einweihung der "Opelbrücke" zwischen Rüsselsheim und Flörsheim nimmt die "Undine" in Gemeinschaft der Rüsselsheimer, Flörsheimer, Raunheimer und Hochheimer Ruderer an einer gemeinsamen Auffahrt teil.

"Undine"-Ruderer Hermann Müller vor der neu errichteten "Opel-Brücke" zwischen Rüsselsheim und Flörsheim im Jahr 1928

Anlässlich des Abruderns veranstaltet die "Undine" am 9. September 1928 eine Bootsfahrt nach Hochheim, Nichtruderer marschieren zu Fuß zum ausgemachten Zielpunkt.

Nun beginnt wieder die gesellige Jahreszeit. Am 11. November 1928 veranstaltet die "Undine" im Hotel Adler einen großzügigen Vereinsball. Den musikalischen Teil des Abends übernimmt die Kapelle Schön. Nach der Polonaise und verschiedener Onesteps, Twosteps, Shimmys, Walzer und Rheinländer naht der Höhepunkt des Abends, als das Vergnügungskomitee verschiedene Scherztänze arrangiert. Erwähnt werden müssen noch die prächtigen Leistungen des jungen Xylophonsolisten W. Reitz, der in meisterhafter Weise die Schlägel seines Instruments zu führen versteht.

Eine Silvesterfeier mit Unterhaltung und Tanz im Saal des "Frankfurter Hofs" beschließt ein bei der "Undine" im geselligen wie im sportlichen Bereich äußerst erfolgreiches Jahr.

Welches Jahr nun? Hier klicken!!!