Eine Damensitzung in Rüsselsheim, das klingt zwar etwas
fremd, aber am 29. Januar 1928 wird sie Wirklichkeit, denn die Damen der
"Undine" veranstalten in der närrisch geschmückten Narrhalla des Hotels
Adler eine Karnevalssitzung, eine Damensitzung, wie sie
Rüsselsheim noch nicht gesehen hat. Die Damen der "Undine" haben es sich
nicht nehmen lassen, die Sitzung allein zu arrangieren. Am Abend findet
auch eine großangelegte Verlosung statt, bei der sechs Fahrräder als
Hauptgewinne winken. Der Reingewinn der Verlosung ist als Grundstock zum
Ankauf eines neuen Rennachters gedacht. Zum Verlauf der "Undine"-Damensitzung
zitieren wir die "Main-Spitze":
"Zwischen
Fastnacht und Ostern hot`s Vergnüge Ruh, do loßt Ihr
Sonntags mojens Eier Bootshaus zu.
Denn wißt Ihr aach, des is koa Oart, im halb zwaa uff de
Vatter noch `s Esse woart´. |
Woche für Woche wechseln die
farbentrunkenen Bilder der karnevalistischen Veranstaltungen.
Etwas ganz Außergewöhnliches in dieser langen Kette des
Faschingstreibens war die Damensitzung am Sonntag Abend in
der Narrhalla des Hotel Adler. Schon lange vor Beginn hatten sich
zahlreiche Narrhallesen und Närrinen für einen guten Platz gesorgt
und harrten ungeduldig der Dinge, die da kommen sollten. Sie
wurden durch die glänzenden Vorträge reichlich belohnt, denn ein
jeder Besucher war freudig überrascht: die Wogen karnevalistischer
Lebenslust schlugen hoch an, die närrische Stimmung schäumte
bisweilen in lauter Fröhlichkeit. Bravo, Undine, das war fein
gemacht! Die großen Bemühungen des Komitees fanden Anerkennung,
reicher Beifall und Heiterkeitsstürme waren der Lohn dafür.
Mit närrischer Pünktlichkeit 8.11 Uhr wurde die Sitzung eröffnet.
Der Narrhallamarsch ertönte und unter großem Jubel und
Händeklatschen zog das Komitee in "die gute Stube" ein. Die
Prinzessin Karneval (Frau Werner) schwingt ihr närrisches Zepter
und begrüßt die überaus große und freudige Narrengemeinde.
Begeistert und jubelnd stimmten alle Narrhallesen in das Hoch der
Prinzessin ein. Nachdem der rauschende Beifall verklungen war,
verlas der Minister (Frau Zimmermann) das närrische Protokoll des
Komitees, dessen witzige Verse so manchen Tusch auslösten. Es
folgte sodann das Lied Nr. 1: "Willkommensgruß". Lebhaften Beifall
fand das Undine-Lied (verfaßt von Komiteemitglied Frau Bastian),
dessen humorvolle Verse hier folgen:
In de Undine
geht`s gemütlich zu, do werd gerudert un geschwumme,
und als emol e Lied gesunge, öfters aach e Red geschwunge.
Im Summer geht`s uff jed Regatt, de Verein dehoam koa Ruh
meh hat.
In Frankfort ging `s Rudern los, uff de Brück marschiert die
ganz Blos.
Di kimmt en Sturm, un ach herrje, em Sannche sein Hut fliegt
in die Höh.
Die ganz Gesellschaft guckt mit zu, wie es Hütche in de
Welle schaukele tut.
De Adam seegt, ich waas garnett, was Steifes er im Rücke
hätt.
Doch wie er zieht sein Mantel aus, do fällt de Klarerbügel
raus.
Uff alle Regatte war was los, de Friedel un de Karl, die
soage bloß,
unsern Achter, der taugt nix meh, koaft en neie orer mer
forn net meh.
Es is leicht gesoagt, de Max jetzt seegt, wann mer do defor
es Geld nor hätt.
Mer räumt jetzt es Vergnüge ei`, werd do fer`n Achter wos
übrig sei`.
Es wurd en Ball dann arrangiert, Alles hot sich großartig
amüsiert.
Do druff, do kimmt die Weihnachtsfeier un aach noch die
Silvesterfeier.
Es ging do alles wie geschmiert, de Karl die Kass` jetzt
revediert.
De Überschuß, der wor net groß, was mache mer mit em Achter
bloß?
Des wor die Weiwer doch so dumm, die drehe mol es Steier
rum.
E` groß Verlosung werd eigeräumt, uff de Sitzung heit Owend
nix versäumt.
Wann die Weiwer uff em Wasser an nix versteh`n, uff em Land
am Steier feste steh`n.
De Achter kimmt jetzt uff die Boa, de Summer troagt ern uff
de Moa! |
Nachdem die Narrhallese Werner
das ulkige politische Protokoll verlesen, folgte einer der
Glanzpunkte des Abends, und zwar waren der Hannes (Herr Werner)
und das Settchen (Herr Simon) angekündigt. Unter großem Pomp, von
zwei Gardisten begleitet, bestiegen die beiden lustigen Schoten
unter lautem Hallo die Bütt. Die beiden unterhielten sich, oft von
Beifallsstürmen unterbrochen, über Myrtenkranz und Lorbeerblätter,
über den Brautschleier auf dem Gummernfass, die heiratsfähige
Tochter mit den Dragonerbeinen und über vieles andere. Das von
kernigem Humor sprudelnde Zwiegespräch fand den stärksten Applaus
des Abends.
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Anzeige in der "Main-Spitze" am 28. Januar 1928 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am 9. Februar 1928 |
Einen durchschlagenden Erfolg erzielte das Quartett der
neuzeitlichen Meisterinnen, der Schornsteinfegermeisterin (Frau
Simon), Metzgermeisterin (Frau K. Müller), Spenglermeisterin (Frau
Müller) und der Fuhrunternehmerin (Frau Reinheimer). Nach einem
rührenden Gesang zweier Sehnsüchtigen (Fräulein Schneider und Frau
Streck) erschien Urnarr Kaiser auf dem Podium, der vielerlei
lokale Begebenheiten in kernigen Pointen durch die
kritisch-satirische Hechel zog. Er sagte u. a. auch einiges von der
hessischen Schweiz am Waldessaume:
Nach den
Schnokenrüsseln ist unser Ort genannt: Ist als Marktfleck
Rüsselsh`m vorteilhaft bekannt.
Voll sin unser Scheuern all, jeder Stall voll Vieh, un dabei
gedeiht un blieht uns`re Industrie.
In de Kolonie am Wald herrscht de reinste Mord, denn do
grien mer`s Schnokevieh ja doch net meh` fort.
Bilde tut sich dort, o Graus, öfters ach en See, un des Bild
is fürchterlich mitunner o`zusehe.
Friedrich-Engel-See ist sein Name, un der is jo weltbekannt,
in uns`rer hessische Schweiz am Waldessaume werd grad so was
noch verlangt.
Fängt es nämlich o` zu regne, dauert`s gar net lang, kimmt
es Wasser vun de Chaussee in die Gasse rin gerannt.
Do druff kriht de Schorsch `en Gedanke, in oaner Sitzung
spricht er`s frei: "Is am Moa die Brück mol fertig, muß vun
Flerschem die Fähr ebei."
Ja, uns do aus geht`s doch mol dreckisch, leicht kimmt dort
e Hungersnot. Es Konsumauto bleibt öfters stecke, uff a mol
sterbts de Masurentod. |
Seinem Vortrag folgte, als
Schluss des ersten Teils, das Lied Nr. 2: "Faschingslust und
Faschingsfreud".
Das närrische Komitee ließ nun eine Pause von 11 Minuten
eintreten. Ein närrischer Marsch leitete zum zweiten Teil der
Sitzung über. Ein schneidiger, kecker Schusterjunge (Herr Jakobs)
erschien auf dem Podium und kritisierte ohne Erbarmen Meister und
Meisterin, die beiden "gebildeten" Töchter (deren Einbildung aber
nur die einzige Bildung sei), er verdonnerte überhaupt alle "Meedcher"
mit ihre "korze Kleedcher". Reich beklatscht verließ der Redner
die Bütt.
Auf vielseitigen Wunsch wurden nun sechs drangsalierte "Meedcher"
(Verzeihung, sechs funkelnagelneue, alte Schachteln) zum
Kaffeeklatsch hereingelassen, es waren dies die Närrinnen Frau
Werner, Frau Reitz, Frau Wolf, Frau Zimmermann, Frau Renker und
Frau Kromm. Auf der Tagesordnung der Kaffeeversammlung stand die
Gründung eines Ehescheidungsvereins. Ergebnis des
Gründungsklatsches: Versöhnung mit "den lieben Männern".
Unter großem Hallo erschien ein "Mauerblümchen" (Herr Werner) mit
einer lebhaften Erinnerung an seine früheren Verehrer. Es erklärt
sich zum "unbesetzten Gebiet" und freut sich seiner Freiheit,
trotz einer früheren guten Vorbereitung zur Ehe. Es folgen nun
zwei "zarte" Blumen mit Schrubber und Besen, die sich mit diesen
niedlichen Dingerchen ihr zukünftiges Eheglück erhalten wollen.
Nach dem Lied Nr. 3 verteilte die Präsidentin "Orden und Titel"
mit vielen "Worten aber ohne Mittel" an verdienstvolle
Narrhallesen.
Die große Klaa-Gerer Äppelgret (Herr Schmitt) kam unter lautem
Tosen der Narrengemeinde auf das Podium. Während ihr Erscheinen
schon große Heiterkeit auslöste, gewannen ihre gelungenen
Schilderungen vom Rüsselsheimer Gemüsemarkt die Herzen aller
Narrhallesen. Sie erzählte u. a.:
Dunnerstags
un Samstags kumm ich nach Rüsselsh`m uff d` Moat,
verkaaf mei Äppel, grün Gemüs un aach Saloat.
Manch Fraache, des käft bei mir ei`, weil ich net so teier
sei.
Un hoamzus kehrn mer im "Adler" ei` un trinke `n gute Halbe
Wei`." |
|
Nach diesem närrischen Sitzungs-Höhepunkt der "Undine"-Damen
folgt schon am 11. Februar 1928 im Saal des Hotels Adler der
Preis-Maskenball der "Undine", der vom männlichen Elferkomitee
organisiert wird.
Aber auch die Ruderer der "Undine" sind aktiv und bereiten sich auf die
Regattasaison vor. Dem neu in den Süddeutschen Ruderverband
eintretenden, bisher nur den Schwimmsport betreibenden WSV Schierstein
stellt die "Undine" einen Gig-Vierer für Übungszwecke gratis zur
Verfügung. Da im Jahr 1928 Olympische Spiele abgehalten werden, schreibt
der Deutsche Ruderverband einen Brief an den Süddeutschen Ruderverband
und fragt an, ob man bereit ist, sich an den Rennen zur Qualifikation
für die Olympiaregatta zu beteiligen. Der SRV sagt zu, da dies die
Leistungen seiner Spitzenruderer anerkennt und sein Ansehen in der
Ruderwelt weiterhin verbessert.
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 28. April 1928 |
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 12. Mai 1928 |
Traditionsgemäß wird das Anrudern von den
Rudervereinen in Raunheim, Flörsheim und Rüsselsheim am 29. April 1928 gemeinsam
durchgeführt. Wir zitieren die "Main-Spitze":
"Das Anrudern vom
Sonntag ist gleich vielen andern sportlichen Veranstaltungen
dem Unwetter teilweise zum Opfer gefallen. Der Wettergott ist
anscheinend aber auch im besonderen den Ruderern nicht gut
gesinnt, den während die ganze vorige Woche denkbar bestes Wetter
war, setzte Sonntag früh schon ab und zu ein Sprühregen ein, der
nachmittags von einem orkanartigen Unwetter abgelöst wurde. Für
die Jugend der Ruderer, die auf dem Wasser zu Hause ist, war dies
jedoch kein Hindernis, dem Ruf ihrer Vereine zum
gemeinschaftlichen Anrudern in großer Anzahl zu folgen.
Das gemeinsame Anrudern der Rudervereine von Raunheim, Flörsheim
und Rüsselsheim fand seinen Auftakt in der Bootstaufe des RVR, der
zwei Schulboote, die den Namen "Eleonore II" und
"Seppl"
(diesen zum Gedenken des leider allzu früh verstorbenen Trainers
des Vereins, Herrn Josef Dörrstein) erhielten, in den Dienst
stellen konnte.
Ein Ruderer der
"Undine", Philipp Heisel, stellt sich für eine
Ruderer-Postkarte zur Verfügung |
|
Frühzeitig war auf dem Wasser reges Leben, und es war ein
stattlicher Anblick, als sich die große Flotte von weit über 20
Booten um 2.30 Uhr in Bewegung setzte. Jedem Zuschauer musste klar
werden, dass in der Gesamtsportbewegung Rudern wohl einen der
Hauptfaktoren bildet. Hoffentlich trug diese gemeinsame
Veranstaltung der Rudervereine dazu bei, dem Rudersport erneut
Freunde zu erwerben.
Die Auffahrt der Boote ging von der Brücke bis zum Bootshaus
Undine, von dort aus zurück in Kiellinie bis Raunheim. Der
Ruder-Club Raunheim konnte gleichzeitig einen Rennvierer und
einen Rennachter in Dienst stellen. Die Boote waren kaum zur
ersten Fahrt auf dem Wasser, als ein starkes Unwetter einsetzte,
das die bis dahin stimmungsvoll verlaufene Feier jäh unterbrach.
Das Wetter konnte indes die Ruderer nicht daran hindern, ihre
Boote auch wieder nach Hause zu rudern." |
Bereits vierzehn Tage später kann auch die "Undine" ein
neues Boot taufen, den neu erworbenen Rennachter, den die "Undine"-Ruderer
insbesondere den Aktivitäten der Frauen der Mitglieder unter der Leitung
von Dorothea Bastian verdanken. Durch den Erlös der Tombola bei der
Damensitzung im Januar 1928 wurde der Grundstock für die Anschaffung
dieses Bootes gelegt. Lassen wir auch hier die "Main-Spitze"
berichten:
"Bei herrlichem
Wetter fand am Sonntag wiederum eine Bootstaufe am Bootshaus der
Undine statt. Ein neuer Rennachter wurde getauft. Zahlreiche
Zuschauer hatten sich eingefunden. Es eröffnete der Männerchor
Rüsselsheim die Feier mit dem Chor "Das ist der Tag des Herrn".
Dann sprach der 1. Vorsitzende, Herr Seifert, über die Bedeutung
und die Schwierigkeiten der Bootsbeschaffung in heutiger Zeit.
Anschließend ergriff der 1. Verbandsvorsitzende, Herr Werm,
Frankfurt, das Wort und vollzog die eigentliche Taufe des Achters.
Er gab ihm den Namen "Fritz", den Namen eines
verdienstvollen Förderers der Undine. Herr Bürgermeister Müller
wies dann noch auf die sportliche Erziehung der Jugend hin und
betonte, dass gerade der Rudersport in erster Linie zur
Ertüchtigung der Jugend berufen sei.
Zur Gratulation hatten sich sämtliche Vereine des Süddeutschen
Ruderverbandes am Untermain eingefunden. Sie brachten dadurch den
Beweis der freundschaftlichen Beziehungen innerhalb der
benachbarten Vereine. Für den Ruderverein Rüsselsheim sprach Herr
Schlieben die herzlichsten Glückwünsche für den Täufling aus. Zum
Abschluss der Taufe trug der Männerchor noch ein Lied vor. Dann
wurden sämtliche Boote der Undine zu Wasser gelassen, die mit den
Booten der Nassovia Hochheim und des Ruder-Clubs Raunheim in
Kiellinie das Rüsselsheimer Mainufer entlang fuhren, um kurz vor
der Brücke zu drehen und in Zweier- und Dreierformation wieder bis
zum Bootshaus der Undine abwärts zu fahren.
Im Bootshaus selber wurden noch einige frohe Stunden verlebt, in
deren Verlauf der 1. Vorsitzende, Max Seifert, Bürgermeister
Hermann Wilhelm Müller die Ehrennadel der Undine überreicht. Später wurde die
Feier in der "Stadt Wiesbaden" fortgesetzt. Mit diesem Tag wurde
der eigentliche Ruderbetrieb für die diesjährige Saison
aufgenommen, wozu sich am Mittwoch Abend 25 Rennruderer
ehrenwörtlich verpflichtet haben. Im Training bei der Undine sind
ein Jugend-, zwei Schüler-, ein Anfänger-, zwei Jungmann- und ein
Senior-Vierer." |
Die erste Regatta für die im Jahr 1928 zahlreichen "Undine"-Aktiven ist die
SRV-Verbandsregatta am 9./10. Juni 1928 in Nied. Zu den fünfzehn
auszufahrenden Rennen haben 18 Vereine mit 70 Mannschaften und 361
Ruderern gemeldet. Die "Undine" meldet ihre Mannschaften zu fünf Rennen,
kann jedoch nur in drei Rennen den Endlauf erreichen. Im Jungmann-Vierer
muß sich die Mannschaft abgeschlagen mit dem vierten und
letzten Platz begnügen. Dagegen fährt der Schüler-Vierer ein beherztes
Rennen und kann im Vier-Boote-Feld knapp hinter Vorwärts Mannheim den
zweiten Platz belegen. Ebenfalls ein hervorragendes Rennen fährt der
Senior-Achter der "Undine" im Großen Achter, dem Herausforderungspreis
der Höchster Farbwerke, den nach hartem Bord-an-Bord-Kampf auf der
Strecke die Fechenheimer RG 1910 nur knapp mit 1 Sekunde Vorsprung vor der
"Undine" für sich entscheiden kann.
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"Undine"-Vierer 1928 auf der dem heimischen Main beim
Training mit Stm. ..., Philipp Heisel, ..., Friedrich Kammerer und
Karl Schneider |
Reinigung des beim Training benutzten Renngig-Vierers vor dem
"Undine"-Bootshaus (..., Friedrich Kammerer, Philipp
Heisel, Karl Schneider) |
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Nachdem die "Undine" bei der zweiten SRV-Verbandsregatta in Gießen nicht
startet, meldet man zur dritten, der Offenbacher Regatta des ARSV
Offenbach am 14. und 15. Juli 1928, zu drei Rennen. Im Jungmann-Vierer
und im Senior-Achter ist man im Endlauf dabei. Bei Gluthitze, die an die
Mannschaften starke Anforderungen stellt, kann der Jungmann-Vierer nur
den dritten Platz belegen. Dagegen fährt der Senior-Achter der "Undine"
erneut ein tolles Rennen. In einem scharfen Bord-an-Bord-Kampf, der
Freiheit Mühlheim und Undine Rüsselsheim abwechselnd an der Spitze
sieht, kann Mühlheim schließlich mit einem Vorsprung von 0,4 Sekunden
knapp vor der "Undine" siegen.
Dann folgt die Meisterschaftsregatta des Süddeutschen
Ruderverbandes am 28. und 29. Juli 1928 in Mainz, wo auf der
neuen Regattastrecke des Mainzer Floßhafens fünf Boote starten können.
Die "Undine" meldet zur Regatta den Jungmann- und den Schüler-Vierer
sowie erstmals in der Geschichte der "Undine" eine Mannschaft zu einem
Meisterschaftsrennen, und zwar seinen Senior-Achter zum
Verbands-Meisterschafts-Achter. Im Jungmann-Vierer müssen Vorrennen
gefahren werden, so dass im Endlauf noch RG Nied, Alemannia Frankfurt,
Hassia Gießen und die "Undine" aufeinander treffen. Der "Undine"-Vierer
mit Wilhelm (Willi) Kammerer, Hermann Müller, Albert Göbel, Fritz Herrlich und Stm.
Philipp Wagner führt von Beginn an und siegt überlegen mit mehreren
Längen. Im Schüler-Vierer muss sich die "Undine" hinter Vorwärts Mannheim
mit dem zweiten Platz begnügen.
Zum Schlußrennen der Regatta steigt die
Spannung, nicht nur bei den Ruderern und den Mitgliedern der "Undine",
denn der Verbands-Meisterschafts-Achter ist der Höhepunkt des
Tages. Am Start liegen Offenbacher Vorwärts, Mainzer Ruderklub von 1903,
Fechenheimer RG 1910 und Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim. Mit
knapper Führung von Mainz 03 geht es in geschlossenem Rennen "auf die
Reise". Bei 1.000 Meter hat Fechenheim eine halbe Länge Führung. Mainz
und Fechenheim wechseln sich nun in einem Bord-an-Bord-Rennen bis ins
Ziel in der Führung ab, das schließlich Fechenheim in 7:03,6 min mit
einer halben Länge Vorsprung als Meisterschafts-Sieger passiert. Zweiter
Platz in 7:05,2 min für Mainz 03, dritter Platz in 7:10,6 min für Undine
Rüsselsheim und vierter Platz in 7:17,0 min für Offenbacher Vorwärts. Mit
diesem Bronzeplatz im "Meisterschaftsachter" hat sich die
"Undine" leistungsmäßig in die Spitze der Vereine des Süddeutschen
Ruderverbandes gerudert.
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 4. August 1928 |
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 8. September 1928 |
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 8. November 1928 |
Nach den Sommerregatten wird 1928, wie in den letzten Jahren als
Abschluss der Rudersaison
im Herbst, bereits anfangs August
der "Städte-Achter" ausgetragen, an dem sich außer der
"Undine" der Flörsheimer RV und der Ruderverein Rüsselsheim beteiligen. Hier zeigt
sich die Überlegenheit der Ruderer des RVR, die dieses Achterrennen
mit anderthalb Bootslängen gegen den FRV und mit einer weiteren Länge Abstand
gegen die "Undine" gewinnen. Allerdings muss gesagt werden,
dass der
Achter der "Undine" durch schlechtes Steuern viel Raum verschenkt.
Bereits vor dem Achterrennen treffen die Schüler-Vierer des Flörsheimer
RV und der "Undine" aufeinander. Die Mannschaft der "Undine" ist sowohl
in körperlicher als auch in ruderischer Hinsicht überlegen und siegt
gegen die wacker kämpfenden Flörsheimer mit mehreren Längen.
Aus Anlass der am 26. August 1928 vorgenommenen Einweihung
der "Opelbrücke" zwischen Rüsselsheim und Flörsheim nimmt die
"Undine" in Gemeinschaft
der Rüsselsheimer, Flörsheimer, Raunheimer und
Hochheimer Ruderer an einer gemeinsamen Auffahrt teil.
"Undine"-Ruderer
Hermann Müller vor der neu errichteten "Opel-Brücke" zwischen
Rüsselsheim und Flörsheim im Jahr 1928 |
Anlässlich des Abruderns veranstaltet die "Undine" am 9. September
1928 eine Bootsfahrt nach Hochheim, Nichtruderer marschieren zu Fuß zum
ausgemachten Zielpunkt.
Nun beginnt wieder die gesellige Jahreszeit. Am 11. November 1928
veranstaltet die "Undine" im Hotel Adler einen großzügigen
Vereinsball. Den musikalischen Teil des Abends übernimmt die Kapelle
Schön. Nach der Polonaise und verschiedener Onesteps, Twosteps, Shimmys,
Walzer und Rheinländer naht der Höhepunkt des Abends, als das
Vergnügungskomitee verschiedene Scherztänze arrangiert. Erwähnt werden
müssen noch die prächtigen Leistungen des jungen Xylophonsolisten W.
Reitz, der in meisterhafter Weise die Schlägel seines Instruments zu
führen versteht.
Eine Silvesterfeier mit Unterhaltung und Tanz im Saal des
"Frankfurter Hofs" beschließt ein bei der "Undine" im geselligen wie im
sportlichen Bereich äußerst erfolgreiches Jahr.
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