RRK-Damen-Ruderwanderfahrt
„Mosel – von Traben-Trarbach bis Treis-Karden“ vom 12.08. bis 14.08.2005
Die wollten sie schon immer mal gerudert haben, die 12 km
(!) lange Moselschleife, genannt „Zeller Hamm“, von Pünderich bis
Bullay; dabei liegen die beiden Dörfer nur rund 2 Kilometer Luftlinie
voneinander entfernt. Dass es dabei (nicht nur auf dieser Strecke)
geregnet, geschüttet, gedonnert und geblitzt hat, hat unsere Damen zwar
beeindruckt, aber keineswegs erschüttert. Abgehärtet hatten sie die
Nacht zuvor schon im Schlafsaal – ruhend auf Feldbetten – des Ruderclubs
Traben-Trarbach 1881 verbracht, der 3-Männer-Begleitschutz übernachtete
in der Kemenate nebenan. Vielleicht haben sie vom ersten Rennen dieses
Klubs auf der Bad Emser Kaiserregatta geträumt – den Annalen ist zu
entnehmen, das die Traben-Trarbacher 1881 mit 30 Bootslängen gegen die
Koblenzer Rudergesellschaft verloren. Und diese knappe Niederlage zu
einer hitzigen Auseinandersetzung in der Heimatzeitung führte.
Im direkt am Fluss gelegenen Bootshaus hatten wir uns am
frühen Donnerstag Abend (12. August) getroffen, wobei, wie sich während
der Anreise herausstellte, die Gegend ab Mainz in Richtung Koblenz
weitgehend unbekannt ist (war). Soonwald? Hunsrück? Eifel? schon mal
gehört?! Und wo genau liegt das? Den Tipp für das gemeinsame Abendessen
holten wir uns in einem Trarbacher Weingut, empfohlen wurde uns das
weinguteigene Restaurant in der Altstadt, mit der Spezialität
Kartoffelbrei mit Sauerkraut und gebackenem Speck – alles gemischt – mit
dem Namen Gräves. War lecker.
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Doch zurück zum ersten Rudertag. Der Bootshauswirt hatte
unglaubliche Essensmengen zum Frühstück aufgetischt und nach dem
Aufriggern der Boote ging die Fahrt wenige Kilometer bis zur Schleuse
Enkirch – immerhin ein Höhenunterschied von acht Metern zwischen Berg-
und Talfahrt. Kiyomi, erstmals in ihrem Leben in so einer
Schleusenkammer eingeschlossen, überstand das Procedere gut, auch weil
Werner als unser Schleusenmeister die Selbstbedienung dieser Anlagen
(auf der gesamten Strecke von 66 km insgesamt drei) beherrscht. Nach der
Schleuse dann das oben beschriebene Mistwetter, unterbrochen mit einer
Mittagspause im „Anker“ in Briedel. Die Wirtsleute erlaubten uns den
Ruderklamottenwechsel in einem Nebenraum und wir hinterließen dort einen
kleinen Stausee. Im Boot klingelt plötzlich das Handy von Steuermann
Rudi, der dann von Werner (der im Boot auf Nr. 2 sitzt) erfährt, dass
er, Werner, ruderbereit sei.
Endstation mit ganz schwieriger Anlandung, mangels
geeigneten Stegs, auf dem Campingplatz in Bullay.
Die Damen entdecken beim abendlichen Umtrunk im
Bootshaus, mit herrlichem Blick auf die in Armlänge vorbeifließende
Mosel, den moselländischen Trester und erweisen auch bei diesen
Aktivitäten eine erstaunliche Ausdauer und Kondition.
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Am zweiten Rudertag (Samstag 13.08.) begrüßt uns die
Sonne und begleitet uns über den gesamten Tag. Zuerst die 21 km bis
Beilstein und nachmittags nochmals 8,5 km bis nach Cochem. Ein
wunderschöner, ruhiger Fluss mit sauberem Wasser, der sich durch eine
herrliche Landschaft windet, mit Steilhängen, bei denen man sich fragt,
wie die überhaupt durch die Winzer bewirtschaftet werden können, mit
dichten Wäldern und kleinen Dörfern am Ufer – eine Idylle und trotzdem
Wirklichkeit. Die Fahrt gestaltet sich abwechslungsreich. Werner zeigt
den Damen, wie man sich trotz Skulls und Rollsitz im Boot liegend den
Rücken entspannen kann – Ergebnis ist ein „RRK-Liegevierer“. Auch
entwickeln die Frauen Ehrgeiz und fahren Rennen gegeneinander – mit
allen Tricks, wie Materialschäden und zertrümmerten Stemmbrettern
(verursacht durch Beineinsatz !). Dass Rudi, der beim Rudern nie
verlieren kann, unseren technisch hochqualifizierten Vierer am
Überholvorgang hindert und dabei mehrfach (!) Steuerkünste praktiziert,
die nicht den Regeln des Weltruderverbandes entsprechen, bedarf dieser
schriftlichen Fixierung.
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Weiterer Höhepunkt ist die Mittagspause (so gegen 15.30
Uhr) in Beilstein auf einem Campingplatz mit dem schönen Namen „Happy
Holiday“. Ein Völkergemisch aus Holländern, Belgiern und Deutschen,
typisch für das gesamte Erholungsgebiet der Mosel, ein kleines Festzelt,
in dem für den Abend der Auftritt einer holländischen Fastnachtskapelle
angekündigt ist und ein Antiquitätenstand, der Seeadler, Engel, Blumen
und allerlei Phantasiefiguren aus buntest eingefärbtem „Kunststein“
veräußert. Die Nachfrage ist erheblich.
Wir übernachten in der sehr komfortablen Jugendherberge
in Cochem (Vierer-Zimmer mit Dusche und Toilette, schöner Frühstücksraum
– sehr empfehlenswert) und essen auf der überdachten Terrasse eines
spanischen Restaurants sehr gut. Und die Damen genießen erneut den von
ihnen entdeckten Trester.
Sonntags vormittags ist dann noch der letzte
Flussabschnitt von der RG Cochem bis zur RG Treis-Karden über 13 km
vorgesehen. Da es schon wieder dauerregnet, erscheinen wir in
Ruderkleidung beim Frühstück, um uns gegenseitig zu motivieren. Na ja,
wir drücken uns einige Zeit im Cochemer Bootshaus herum, die
einheimischen Ruderkameraden können uns kein Regenende voraussagen, also
rudern wir, Wasser unterm Boot und Wasser von oben, los. So bleibt es
auch bis Karden und tropfnass holen wir die Boote aus dem Wasser und
verladen sie. Auch dies anstrengend zwar, aber es gehört zum Rudersport
dazu. Wer es nicht glauben will, muss es mal ausprobieren: mit zwei
Vierern einsam und verlassen auf einem Fluss im Regen zu rudern ist ein
Erlebnis. Und was wir Männer dabei noch von den Damen gelernt haben: es
macht schöne Haut. Werner, Rudi und ich profitieren noch jetzt davon.
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Andrea verabschiedet sich nach Bonn, alle anderen fahren
zusammen nach Hause und verstauen, mit Unterstützung von Schorsch, die
Boote und die Ausrüstung.
Und für die Damen-Wanderfahrt im nächsten Jahr wird der
Wunsch geäußert, wiederum in Gemeinschaftsräumen (Bootshaus oder
Jugendherberge) zu übernachten. Nochmals Dank an Werner und Uschi für
die Planung dieser Fahrt.
Dr. Wolfgang Mack
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