Auch in
diesem Jahr sind wir Damen – unterstützt von unseren Männern – auf
Wanderfahrt gegangen. Es sollte Berlin sein, weil ich mir das (in Berlin
geboren und aufgewachsen) zu meinem 50. Geburtstag gewünscht hatte.
Teilnehmer
der Wanderfahrt waren: Ursula und Werner Alt, Christine Brossier, Heike
und Ralph Knöß, Silvia und Rudi Reitz, Sigrid Schäfer und Heike und
Joachim Uhr.
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Die
RRK-Rudergruppe
vor dem Berliner Wasser:
Heike Uhr, Sigrid Schäfer,
Slvia Reitz, Werner Alt,
Ursula Alt, Rudi Reitz,
Christine Brossier,
Ralph Knöß, Heike Knöß |
Am
Freitag, den 22. Juni war Anreise. Gewohnt haben wir in Tegel-Ort in der
“Sonne” – wie schon die “Alten Herren” im letzten Jahr. Eine
einfache Pension, direkt an der Havel gelegen - himmlisch ruhig. Nach
Tegel-Ort kamen wir durch Roland von zur Mühlen, der in Berlin arbeitet
und neben dem Ruderclub wohnt. Er hat für uns die Boote klar gemacht und
uns auch bei der Organisation unterstützt.
Diejenigen,
die zur Anreise Zug bzw. Flieger benutzten, waren am frühen Nachmittag
bereits vor Ort – nur die Autofahrer ließen etwas auf sich warten.
Gegen 17.00 Uhr trafen dann auch Heike (im 7. Monat schwanger) und Joachim
ein. Sie hatten sich verspätet, weil Heike noch schnell vorher ins
Krankenhaus mußte, um sicher zu sein, dass alles in Ordnung ist.
Es war
geplant, dass wir an diesem Nachmittag die Boote (einen Zweier und einen
Vierer jeweils mit Steuermann) auf einen Hänger, der im RC Tegel-Ort
bereitgestellt war, verladen und nach Spandau, Ruderklub Siemens, hinter
die Schleuse bringen wollten, da diese im Bau und nur durch Umtragen der
Boote zu passieren war.
Aber das
Auto mit Anhängerkupplung war im Stau hängen geblieben und kam erst
gegen 21.00 Uhr an. – Im Ruderclub konnte man uns einen kleinen
zusammenklappbaren Aluminiumwagen ausleihen, den wir im Vierer mitführen
konnten. – Aber nun mußte auch die gesamte, in tagelanger Kleinarbeit
ausgetüftelte Strecke neu geplant und berechnet werden.
Da wir
Frauen möglichst nicht mehr als 30 km im stehenden Gewässer rudern
wollten und konnten, war dies nicht so ganz einfach, denn nun verlängerte
sich die Strecke und die geplanten Stopps konnten auch nicht mehr
eingehalten werden. Die Pfaueninsel, die wir am ersten Tag besuchen
wollten, mußte als erstes gestrichen werden.
Die
Einteilung der Boote erledigte sich von alleine; Werner Alt übernahm den
Zweier, in den täglich eine andere Dame wechselte und am Steuer war Heike
Uhr, die ja mit ihrem dicken Bauch nicht mehr rudern konnte. Den Vierer übernahm
Rudi Reitz am Steuer. Wir hatten zwei Herren als Begleitung, Joachim Uhr
und Ralph Knöß, die uns ständig hilfreich zur Seite standen. Morgens
fuhren sie uns zum Startpunkt und abends holten sie uns am Endpunkt wieder
ab. Auch sonst waren sie stets zur Stelle, wenn es um das Suchen eines
geeigneten Anlegeplatzes ging, hielten die Boote und halfen beim
Aussteigen. Wir waren also ständig umsorgt und sicher.
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1.
Tag: Die Boote gehen zu Wasser |
Auf
der Havel von Tegelort nach Spandau |
Der erste
Tag begann mit Nieselregen. Nachdem die Boote zu Wasser gelassen waren,
ging es vom RC Tegel-Ort in Richtung Spandau, vorbei an der Zitadelle, zur
Schleuse. Hier mußten wir die Boote umtragen, was uns etwa 1 Stunde Zeit
kostete, aber dank des kleinen Aluminiumwagens keine allzu großen
Schwierigkeiten verursachte. Nun ging es ca. 4,5 km durch den Havel-Kanal
in die Havel, vorbei an Gatow, der Pfaueninsel nach Kladow. Hier fand
unsere erste Mittagspause statt, bei einem Italiener, wo wir sehr gut
gegessen haben.
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Nach
dem Umtragen der Boote in der Schleuse Spandau |
Das
Wetter hatte sich inzwischen gebessert, es war trocken, aber sehr windig.
Auf der Havel war ein unglaublicher Verkehr von Dampfern, Segelbooten und
Motorbooten, und wir waren froh am Ruder erfahrene Steuerleute zu haben.
Weiter ging es Richtung Potsdam. Durch Potsdam gab es ein kleines Stück
“Einbahnstraße”, es ging hier wohl durch eine Art “Kurviertel”.
Sehr idyllisch und auch sehr angenehm, da hier keine Motorboote fahren
durften. Aber dann kam die anstrengendste Strecke des Tages. Wir mußten
durch den Templiner See, der sehr aufgewühlt war. Der Endpunkt dieses
Tages war die Potsdamer Rudergemeinschaft, wo wir uns bei einem kleinen
Umtrunk erstmal von den größten Strapazen der 33 km erholen konnten.
Am
zweiten Tag, das Wetter hatte sich gebessert, wir mußten uns gegen Mittag
sogar schon vor der Sonne schützen, ging es weiter auf dem Templiner See.
Hier konnten wir einige Drachenboote beobachten, die von der Potsdamer RG
starteten. Das Trommeln verfolgte uns noch eine ganze Weile. Dann ruderten
wir über den Schwielow-See in Richtung Zernsee duch ein herrliches
Naturschutzgebiet, wo wir auch jede Menge Wanderruderboote trafen. Es war
eine Schülergruppe aus Norddeutschland, die da unterwegs war.
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Auf
dem Schwielow-See |
Die
geplante Mittagsrast sollte im RK Werder sein, aber leider war der RK
geschlossen, also ging es weiter. Im Schlänitzsee suchten wir dann nach
einem geeigneten Ort zum Anlegen, denn wir hatten Hunger. Endlich fanden
wir eine geeignete Stelle, aber wer saß da im Baum? Es war Joachim, der
sich ungefähr ausgerechnet hatte, wann wir wohl wo sein könnten und nach
uns (besonders nach seiner Frau Heike) Ausschau hielt.
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Rast
im Grünen am Schlänitzsee |
Lagern
der Boote in einem Garten in Kladow |
Nach
einer ausgiebigen Rast im Grünen ging es dann weiter durch den
Jungfernsee und wieder auf die Havel, wo wir nun schon ziemlich ermattet
nach einem Anlegeplatz Ausschau hielten. – Hier erwartete uns nun schon Ralph, der wußte, dass wir
für diesen Tag noch keinen richtigen Platz für das Ablegen der Boote über
Nacht in den Karten gefunden hatten und hatte sich schon mal bei den
Anwohnern erkundigt. Aber leider war keine Möglichkeit vorhanden
anzulegen bzw. die Boote abzulegen. Wir korrespondierten über Steuermann
Rudi vom Boot zu Ralph am Ufer durch zurufen, aber es half nichts, wir mußten
weiterrudern.
Da
einige Damen nun schon recht müde und frustriert waren, begann Uschi plötzlich
ein Lied anzustimmen. Und so ging die Fahrt unter absingen von mehr oder
weniger bekannten Liedern (was uns allen wieder half, die müden Glieder
zusammenzuraffen) weiter bis nach Kladow. Hier klingelte Werner bei
Privatleuten und fragte keck, ob wir nicht unsere Boote über Nacht bei
ihnen in den Garten legen dürften. Nach anfänglichem Zögern waren dann
aber die Nachbarn bereit dazu, selber Ruderer gewesen, hatten sie volles
Verständnis für unsere Lage und halfen sogar beim Hineintragen. An
diesem Tag waren wir 34 km gerudert und auch dementsprechend k.o. Aber
unsere beiden Begleiter Joachim und Ralph waren wieder zur Stelle und
brachten uns zurück in die Pension.
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Werner
Alt und Silvia Reitz im Zweier vor dem Strandbad Wannsee |
Am
nächsten Tag, es war mein 50. Geburtstag, das Wetter war herrlich (natürlich),
saß ich mit Werner und Heike im Zweier. Werner war sehr darauf bedacht, da
es ja mein Geburtstag war, mir jeden Wunsch zu erfüllen. So fuhren wir als
erstes über den Großen Wannsee zum Strandbad Wannsee, wo ich schon als
kleines Mädchen zum Baden war.
Dummerweise
stoppten wir, um unsere Erinnerungsfotos zu schießen, ausgerechnet vor dem
FKK-Strand und so kam der Bademeister gleich mit dem Motorboot angerast, um
uns zu vertreiben.
Weiter
ging die Fahrt durch die Scharfe Lanke. Die Mittagspause war im Ruderklub
Hellas Titania geplant, aber – wer errät es? – der Ruderklub hatte
geschlossen. Wir blieben aber trotzdem da und aßen unser mitgebrachtes
Proviant auf der schönen Wiese vor dem Klub.
Nun ging es
wieder zurück durch den Havelkanal zur Schleuse Spandau. Hier mußten wir
wieder die Boote umtragen, aber inzwischen hatten wir ja schon Routine, und
weiter zum RC Tegel-Ort. Gegen 14.00 Uhr waren wir nach angenehmen 25 km
wieder im Ruderclub.
Somit sind
wir in den 3 Tagen 92 km durch stehendes Gewässer gerudert und haben uns
durch viele Wellen, verursacht durch den starken Schiffsverkehr und Wind,
gekämpft, was uns doch ziemlich stolz machte. Leider hatte Christine durch
die starke Sonne einen leichten Sonnenstich erlitten und mußte erst mal für
ein paar Stunden ins Bett.
Wir anderen
machten uns an die Putzerei der Boote, was aber bei so vielen Händen bald
erledigt war.
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Ein
strahlendes "Geburtstagskind" |
Endreinigung
der Boote |
Am Abend
fand dann meine Geburtstagsfeier im Restaurant “Il Profeta” statt, einem
Italiener der gehobenen Klasse, bei einem vorbestellten 4-Gang-Menü.
Als Gäste
kamen auch Roland und Uli von zur Mühlen und mein Bruder mit Familie, sie
wohnen noch in Berlin, was mich sehr freute. –
Es war ein sehr schöner Geburtstag!
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Geburtstagsfeier
im "Il Profeta": Rudi Reitz, Silvia Reitz, Silvias Bruder
mit Frau, Roland von zur Mühlen |
Ich glaube,
im Namen aller zu sprechen zu können, wenn ich diese Wanderfahrt als
besonders gelungen bezeichne. Sehr beeindruckt hat alle, weite Strecke durch
die ehemalige DDR gerudert zu sein, durch noch unberührte Natur und die
vielen Seen und Wasserstraßen, die es in Berlin gibt. Man kann tagelang
rudern ohne auch nur eine Strecke wiederholen zu müssen.
Vielleicht
werden wir Berlin bald wieder einen Besuch abstatten. |