Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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"Vom Altrhein nach St. Goar"

von Dr. Wolfgang Mack


Die übliche Ruderstrecke vom Bootshaus entweder bis zur Schleuse Eddersheim oder bis zur Schleuse Kostheim. Kostheim ist unseren rudernden Damen lieb und wert, aber, bekanntlich sind Frauen unternehmungslustiger als Männer und deshalb zieht es sie - auch auf dem Wasser - in die Ferne. Ausgeheckt wurde eine zweitägige Wanderfahrt - Samstag, 08. Juli, und Sonntag, 09. Juli. Rheinfähige Wanderfahrtboote organisierte flugs Sylvia Gummersbach bei der Mainzer Ruder-Gesellschaft, sie ist dort Vereinsmitglied. So eine Ruderwanderfahrt bedarf guter Planung und einiger Logistik und das ist alles nicht so einfach wie es aussieht. Werner und Rudi schleppen also zwei Doppelvierer mit dem Anhänger von Mainz nach Erfelden, dort werden die Boote samt Zubehör abgeladen, dann wird der Bootsanhänger von ihnen nach St. Goar gebracht und beim dortigen Ruderverein abgestellt, das ganze erfolgt mit zwei Pkw, denn ein Auto wird für die Rückfahrt mit dem Hänger benötigt.

Los geht es Samstag morgens am Bootshaus und Ludwig Dörsam fährt uns mit unserem Vereinsbus quer durchs hessische Ried nach Erfelden zum idyllisch gelegenen Bootshaus des RC Neptun Darmstadt (mangels eigenem Fluß rudern die Darmstädter in Erfelden). Dort werden die Ausleger an die Boote geschraubt (Aufriggern), die Rollsitze eingebaut, die Skulls eingelegt und ab geht die Fahrt über neun Kilometer auf dem Altrhein zwischen Kühkopf und dem hessischen Festland. Bei Flußkilometer 473 mündet der Altrhein in den Rhein und dank eigener Flußgeschwindigkeit, starkem Schiffsverkehr, großen Wellen und Steinbuhnen, die vom Land aus ins Wasser ragen, um die Wellen zu brechen und die Flußgeschwindigkeit in den Kurven zu mildern, geht mit den beiden Vierern "die Post ab". Dank guter Flußkarten und der umsichtigen Aufsicht von Wolfgang Gummersbach überqueren wir den Rhein und landen bei Kilometer 477 zum Picknick am Oppenheimer Strandbad. Mangels Bootssteg müssen alle im Fluß aus dem Boot - eine ziemlich wacklige und abenteuerliche Angelegenheit - und dann werden die Boote an Land getragen. Das Ehepaar Gummersbach hat ein komplettes Picknick mitgeschleppt, also Käse und Würste, Brot und Brötchen, Wein, Bier und sonstige Getränke - es mangelte uns an nichts. Es ist ein schönes Gefühl: Wir auf dem großen Sandstrand, das Wetter ist friedlich, der Rhein gluckert und jede Menge Schiffe sausen stromab oder kämpfen gegen die Strömung stromauf - es ist irgendwie eine andere Welt. Das gesamte Picknick wurde ausgerichtet zu Ehren des Geburtstages von Uschi Alt. Wenn sie ihren Geburtstag jedes Jahr so feiert, freuen wir uns.

Leicht ermattet schleppen wir unsere Boote wieder aufs Wasser und nach weiteren 26 Kilometern Ruderarbeit, vorbei am schönen Mainz, landen wir zufrieden am Bootshaus der MRG. Schnell machen wir uns landfein, denn Sylvia und Wolfgang Gummersbach bitten zum Empfang bei sich zu Hause - Aperitif, ausgesuchte Vorspeisen, Hauptgericht und feine Nachspeisen, dazu Faßbier und Brot oder Weißwein. Alles was Küche und Keller Gutes zu bieten haben - nochmals herzlichen Dank auf diesem Weg!


Werner Alt, Heike Dambmann-Knöss, Ursula Alt, Wolfgang Gummersbach und am Steuer Christine Brossier

Am Sonntag Vormittag dann um 10.00 Uhr wiederum Treffen bei der MRG. Wer jemals dort Ruderboote über die Leitplanken der Straße hinweg gehoben und dann die steile Treppe hinab zum Bootssteg geschleppt hat, weiß, wie schön wir es mit unserem Mainvorland vor dem Bootshaus in Rüsselsheim haben! Nach 20 Kilometer Fahrt - die Weinberge des Rheingaus steuerbord und die Rheinhessens backbord, was will der Mensch mehr - landen wir im Bootshaus der Geisenheimer Rudergesellschaft an. Dort gibt es ein kräftiges Mittagessen und das haben wir denn auch nötig, denn der Nachmittag über 33 Kilometer hat es in sich. Es kommt Wind auf, es regnet, es schüttet, es schüttet und regnet. Unentwegt Wasser von oben, so daß wir die Sehenswürdigkeiten nicht genießen können. Die einmalig schöne Pfalz bei Kaub - man kann dort anlanden und sie besichtigen -, der Binger Mäuseturm und das berühmte "Binger Loch" - alles grau in grau.

Trotzdem: das Binger Loch ist schon ein Ereignis! Sylvia und Wolfgang, die die Strecke kennen, steuern die beiden Vierer und mit enormer Flußgeschwindigkeit in starker Strömung treiben wir zwischen Ufer und Flußbojen flußab. Ich war - ehrlich gesagt - froh, als wir das hinter uns hatten, denn Ufermauern, Schiffe und Bojen waren mir viel zu nah und das ganze noch bei wild bewegtem und schnellem Wasser.

Der Rhein ist bekanntlich eine internationale Wasserstraße erster Klasse und auf den Zentimeter genau vermessen. Trotzdem gibt es im Binger Loch den "kürzesten Kilometer". Dies ist relativ einfach erklärt: Das Binger Loch war bis Ende der 80er Jahre wegen der sehr engen Fahrrinne, hoher unterirdischer Felsen und eines unterirdischen "Wasserfalles", also ein Riesenloch in das der Rhein sozusagen unter Wasser hinabstürzte, bei der Flußschifffahrt außerordentlich gefürchtet. Die vorgenannten Umstände riefen große Wasserwirbel und eine außerordentlich hohe Fließgeschwindigkeit hervor. Jedes Schiff mußte einen Lotsen an Bord nehmen und dieser war in der Lage, die Schiffe heil durch die Passage zu bekommen. Mit Sprengungen und raffinierten Wasserbaumaßnahmen wurden die Hauptgefahrquellen in den 80er Jahren beseitigt und der Fluß stellenweise begradigt, also verkürzt. Pfiffigerweise hat man dann den Rhein bis zur Flußmündung in die Nordsee nicht neu vermessen, sondern den begradigten Kilometer um einige hundert Meter gekürzt.

Nach über 50 Tageskilometern kamen wir glücklicherweise in St. Goar an. Die Damen benutzten zur Rückfahrt die Bundesbahn und kamen dank einer Flasche Wein und einer Tüte Gummibärchen vergnügt in Mainz an. Der Rest der Mannschaft verlud die Boote und genoß die Heimfahrt entlang des schönen Rheins. Geregnet hat es bis nach Hause.

Zwei Tage unterwegs waren Uschi und Werner Alt, Christine Brossier, Heike Knöß, Silvia Reitz, Wolfgang Gummersbach, Sigrid Schäfer und Wolfgang Mack. Je einen Tag Heike Leisegang, Sylvia Gummersbach, Rudi Reitz und Ragnar Otto.