Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Europäische Rheinregatta über 100 km am 06.05.2000

von Michael Schindler (RRK)

Als Fortsetzung des letzten Berichts sei zunächst noch mal die ungünstige Ausgangssituation durch krankheitsbedingte Ausfälle erwähnt, wie

abgerissene Kniebänder,
Schleudertrauma,
plattgedrückte Daumen und
entzündete Ellenbogen,

und die Tatsache, dass zur kompletten Mannschaft noch ein Ruderer fehlte und dann konsequenterweise die Iron-Variante des Rheinmarathons = "Durchrudern über 100 km" in Aussicht stand.

Chronik

504 Stunden vor dem Start: Winterurlaub auf 2000 m Höhe mit morgendlichem Langlauftraining ab 7.00 Uhr

168 Stunden vor dem Start: Rund 200 km Langlauf später die Hiobsbotschaft von Stefan: Unser Mann aus Datteln erwies sich als Luftnummer, der Ruderer aus Giessen von der Nikolausregatta hatte zwar Interesse, war aber bereits anders eingeplant. Stefan hatte aber noch einen Ruderer aus Bonn ausfindig machen können, so dass wir zumindest mit fünf Mann den Vierer komplett hatten. Aber erstes gemeinsames Rudern wird erst 1 Tag vor der Regatta sein! Nächstes Problem war eine Bronchitis von Klaus rund ein Woche vor dem Rennen.

144 Stunden vor dem Start:
Erstes Training auf dem Wasser nach dem Winterurlaub; der positive Trainingseffekt in 2000 m Höhe zeigt sich in niedrigerer Pulsfrequenz bei intensiver Wasserarbeit.

14 Stunden vor dem Start:Treffen im Schutzhafen in St. Goarshausen. Aufriggern des Bootes sowie Montage der Marathonspecials für die Rheinverhältnisse: Anbringen von Elektropumpen (Lenzklappen waren schon Serienausstattung), Wellenbrecher (= einige m Folie) und Abkleben des Bootes (= mehrere Rollen Gepäckband).Axel hatte auch einen Spezialrollsitz für mich dabei, denn ohne Lochrollsitz werde ich ab 40 km ungenießbar.Das THW war allerdings noch bis spät in den Abend damit beschäftigt, den Steg aufzubauen.
Ergo: erstes gemeinsames Training wird die Regatta sein !

3 Stunden vor dem Start d.h. um 6:30 Uhr morgens: Anruf aus Köln von unserem "Neuling" Oliver, dass wegen eines Stellwerkproblems momentan kein Zug von Köln nach Bonn fährt. Ich denke, was kann denn noch alles schief gehen.Also wir mit dem Auto nach Köln und von dort aus nach St. Goarshausen.

1.5 Stunden vor dem Start:Ankunft in St. Goarshausen, tatsächliche alle Ruderer komplett und so heiß auf das Rennen wie der Wetterausblick. Hoffentlich macht uns die erst vor kurzem verklungene Bronchitis von Klaus nicht zu schaffen.

50 Minuten vor dem Start: Zuwasserlassen des Bootes, wie immer eine Challenge bei der THW Stegkonstruktion, Verstauen von Getränken (ca. 25 Liter) und Nahrungsmitteln. Anschließend war Dümpeln im Schutzhafen auf der schattigen rechten Seite angesagt zur mentalen Vorbereitung sowie Beäugen der Gegner.


Vor dem Start: Michael Schindler, Axel Bartsch, Stefan Heyde, Klaus Hofmann, Oliver Laforet (v.l.n.r.)

9:50 war dann Schluß mit lustig: Obwohl neu in dieser Besetzung galten wir durch die Erfolge in der Vergangenheit neben zwei anderen Vierern als Mitfavoriten auf den Gesamtsieg. Aus diesem Grund wurden wir wohl als erstes dieser drei Boote gestartet.

Nach 400 m ruhigem Wasser im Schutzhafen begrüßte uns der Rhein mit den ersten Wellen. Ich steuerte die ersten 30 Minuten und war bald schon völlig nass, ohne einen Schlag gerudert zu sein. Das Boot lief recht gut, trotzdem wir nun das erstemal gemeinsam im Boot saßen, allerdings waren wir ja auch noch alle frisch.

Schnell wurden die ersten Boote eingeholt und die Stimmung im Boot war dementsprechend gut. Nach einer halben Stunde kam ich endlich zum Einsatz. Schlagfrequenz lag bei ca. 28 Schlägen/Minute. Nach über einer Stunde (ca. 25 km) kam einer unserer Konkurrenten langsam auf; eine Mixed-Mannschaft aus Bonn. Damen können, wenn marathonerfahren, eine durchaus sichere (=zähe) Bank im Boot sein, so dass die Mannschaft sicher nicht zu unterschätzen ist.

Den wellenmäßigen Höhepunkt hatten wir kurz vor Koblenz (ca. 35 km). Eine Welle haut mich vom Rollsitz und leider auch den Rollsitz aus der Bahn. Die Sekunden vergehen für mich wie Minuten, bis ich den Rollsitz und mich bei anhaltenden Wellen und rudernder Rest-Mannschaft wieder in der richtigen Reihenfolge auf der Rollbahn sortiert habe. Viel haben unsere Konkurrenten dadurch aber nicht aufgeholt.


Michael Schindler, Axel Bartsch, Oliver Laforet, Stefan Heyde, Klaus Hofmann (v.l.n.r.)

Kurz nach Koblenz bei Rennhälfte (50 km) wurden wir dann doch vom Mixed-Boot eingeholt und überholt. Jetzt auf Teufel komm raus mithalten wäre totaler Blödsinn gewesen, zumal noch das halbe Rennen aussteht und wir uns selbst als Mannschaft eigentlich viel zu wenig kennen (aber gewurmt hat es mich doch). Im großen und ganzen läuft das Boot immer noch gut, obwohl sich hier und da kleinere Schwächen in der gemeinsamen Wasserarbeit zeigen.

Nach ca. 60 km, ich war gerade das zweite und letzte Mal auf dem Steuermannssitz, beobachtete ich eine verdammt lange Pause des Mixed-Bootes, das uns bei der Hälfte überholt hatte. Erst als wir bis auf ca. 100 m herangekommen waren, ging es bei der Konkurrenz weiter. Ich dachte direkt an technische Probleme, aber es war wohl doch nur eine ausgedehnte Pause, denn allmählich wuchs der Vorsprung wieder an.

Nachdem ich wieder auf Schlag saß, habe ich versucht Tempo zu machen, um den Vorsprung zu verkürzen, allerdings machten sich jetzt mittlerweile auch konditionelle Schwächen bemerkbar, so dass wir das vorgelegte Tempo des Mixed-Vierers nicht mithalten konnten.


Klaus Hofmann, Oliver Laforet, Axel Bartsch, Michael Schindler, Stefan Heyde (v.l.n.r.)

Irgendwann zwischendurch gab es auch mal wieder reichlich Wellen bis in die Nasenlöcher; das Rheinwasser saß nun endgültig in allen Poren.

Motivierend wirkten nun die Boote, die von Neuwied aus über die 45-km-Distanz die Rheinregatta bestritten, denn jetzt gab es auch wieder "Gegner" zum überholen; eine erwünschte Abwechslung auf der 15 km langen nahezu schnurgeraden nicht enden wollenden Geraden von Andernach bis zur Ahrmündung.

Der Planet brannte mittlerweile ganz gut und so mancher Ruderer wird nach diesem Marathon nicht nur Muskel- sondern auch Sonnenbrand haben.Nach einer Stunde Schlag rudern löste mich Stefan vom Schlagplatz ab und uns standen noch rund 20 km bevor. Nun galt es Stefan für den Rest des Rennens so zu unterstützen, dass ein bestmöglicher Rhythmus und Bootslauf herauskam.

Plötzlich hatte ich einen Schmerz in der rechten Hand, die erste Blase war aufgegangen. Ein Tribut an 2 Wochen Skilanglauf und die Emulsion aus Sonnencreme und Rheinwasser, die zwischen Holzgriffen und Händen einen schmierigen Belag gebildet hatte. Zähne zusammen beißen und weiter sagte ich mir; bei der zweite Blase ein paar Kilometer weiter tat es nur noch beim Lachen weh.

Noch 12.5 km und es ging an der Insel Nonnenwerth vorbei. Da sich die Schifffahrt zwischen den Inseln Nonnenwerth und Grafenwerth bewegt, konnten wir endlich mal wieder ohne Wellen rudern; die reinste Entspannung. Wir haben die 2.5 km natürlich genutzt, das Boot schön laufen zu lassen, allerdings zeigten uns unsere Muskeln bei jedem Schlag, was sie auf den letzten 90 km geleistet haben.

Mittlerweile fiel es uns schwer, das in die Wellen eintauchende Boot immer wieder auf Fahrt zu bringen, aber es waren ja auch nur noch 10 km. Ich checkte ständig die Schlagfrequenz, da es mit dem Krafteinsatz mittlerweile an die Grenze ging. Einer der schnellsten Vierer auf der 45-km-Distanz war unser Zugpferd, zu dem wir ständig in Schlagweite waren, ohne ihn letztlich einzuholen.

Ca. 1.5 km vor dem Ziel sah ich die alte Heimat meines Schülerrudervereins. Den Rest kann man eigentlich auch noch schwimmen. Beim Passieren des Ziels in 5 Stunden und 5 Minuten, wohlwissend den Gesamtsieg nicht geschafft zu haben, machte sich aber doch Stolz im Boot breit, die 100 km Distanz in einer Art und Weise absolviert zu haben, die den Gegnern kein cooles Renen ermöglicht hatte. Einen weiteren Dämpfer gab es dann beim Zieleinlauf des Männervierers aus Karlsruhe, der uns um die auf 100 km lächerliche Differenz von 1:23 Minuten den Abteilungssieg im Männervierer kostete.Da der Vierer deutlich hinter uns startete, konnten wir ihn im Rennen auch nicht kontrollieren.

Wir waren dann 2. in der offenen Männerklasse (1:23 Minuten Rückstand) und 3. im Gesamtklassement (6:38 Minuten Rückstand). Dennoch sind wir unsrer Favoritenrolle gerecht geworden, da die Viertplazierten erst weitere 20 Minuten und die Fünftplazierten erst weitere 15 Minuten später ins Ziel kamen. Mit ein wenig besserer Vorbereitung wird es das nächste Mal besonders spannend werden.

Dass wir viel gerudert haben, zeigte sich auch am Getränkeverbrauch, der unter unserer Erwartung lag: ca. 2.5 l/Ruderer. Hier gilt es für demnächst weniger bunkern (wir hatten 25 l an Bord) aber auch mehr trinken, denn der Getränkeverbrauch war sicherlich schon minimal.

Kurzstrecke 2000


Dieser Part fällt im wahrsten Sinne des Titels kurz aus.

Die am 12./13.08.00 in Frankfurt stattfindende allgemeine Regatta fiel mangels Beteiligung aus. Die Kurzstreckenregatta in Mühlheim fand zwar statt, allerdings ohne ausreichende Meldung im Masters-Einer B.

In Schierstein war ich dann doch am Start.Man hatte die Masters-Einer A und B in ein Rennen zusammengelegt. Am Samstag hatte ich bis ca. 150 m vor dem Ziel bezüglich Rennausgang den Daumen in der Suppe, allerdings war ich dann dem Spurt des A-Gegners nicht gewachsen. Der Masters-B-Gegner hatte dagegen mit dem Rennausgang nichts zu tun, so dass ich trotz zweitem Platz im Rennen siegreich im Masters B war.

Für Sonntag hatte ich mir vorgenommen anfangs nicht ganz so viel Druck zu machen, damit ich in der Endphase noch einige Reserven freisetzen konnte. Zu meiner Verwunderung waren wir dann am Start nur zu zweit, der Masters-B-Gegner hatte abgemeldet. Wie am Samstag hatte dann der Masters-A-Ruderer die Nase vorn, da half auch keine Taktik. Martin erzählte ich dann nach dem Rennen von dem Sch..., dass der Masters-B-Gegner abgemeldet hatte. Da ich zum einen an dem Zelt des Fahnenflüchtigen vorbei musste und zum anderen sauer war und deswegen lauter redete, kam der Deserteur auf mich zu und begründete seine Abmeldung mit seinem noch bevorstehenden harten Rennen im Masterszweier B, für das er seine Kräfte schonen wollte und ich sollte doch nicht "so böse sein". Naja wenigstens hat er sich halbwegs entschuldigt und mit dem Boot auf den Schultern war ich ohnehin nicht so schlagfertig.

In Würzburg wollte ich dann den Abschluss 2000 machen, da jedoch außer mir kein RRK'ler in Würzburg fahren wollte, habe ich vor dem Hintergrund dienstlicher Aktivitäten zur Stressreduzierung am Wochenende auf eine Teilnahme verzichtet.

Immerhin ein Sieg bei zwei Kurzstreckenrennen im Jahr 2000.