Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

Eichkranz am 01. und 02. Juli 2000 auf der Olympia- Regattastrecke in Oberschleißheim

..
.und ein dritter Platz für die Renngemeinschaft Rüsselsheimer RK / Aschaffenburger RC mit Lars Kerkmann und Alexander Keller im Männer-B-Zweier ohne Steuermann

Ein Bericht von Lars Kerkmann

Sportliches Schauspiel für die einen (vornehmlich Zuschauer), für die anderen (die Ruderer) die nervenzerreißendste Nebensache der Welt - der Eichkranz. Über 2000 Meter hinweg können die Aktiven sich an ihren Gegnern die Zähne ausbeißen - oder auch mal ihren Kontrahenten das Schmeißwasser vor den Bug feuern. Lohn des Ganzen: Eine goldenes, silbernes oder bronzefarbenes Eichenblatt und die Befriedigung, zu den besten Ruderern zwischen 18 und 22 Jahren zu gehören.

Nachdem unser "Versuchs-Vierer" des letzten Jahres so kläglich scheiterte (Rgm. Rüsselsheim / Aschaffenburg / Frankfurt; vierter Platz bei vier Booten - dicke Luft, Auflösung, Neubeginn etc.),schätzten wir dieses Mal unsere Chancen ein klein wenig optimistischer ein. Wie bereits berichtet, hangelte sich unser Zweier ohne (für die nieder-frequent-Klubzeitung-Lesenden: Lars Kerkmann in Renngemeinschaft mit Alexander Keller, Aschaffenburger RC) von Langstrecke zu Langstrecke, der Frühtest in Köln mit inbegriffen. Weiterhin folgten zwei Regatten, Offenbach und die Pfingst-Pflicht-Veranstaltung Giessen (bis dahin immerhin fünf Siege bei sechs Starts) sowie ein kurzer Auftritt in Mannheim am Start der berühmten Mannheimer Meile - leider behindert durch einen unerwartet auftretenden stechenden Schmerz in der unteren Wirbelsäulengegend (nennen wir es Mal "Hexenschuss") bei Alexander.

Aber egal. Durch gezielte Betreuung an den Wochenenden durch Trainer Roland Behrendt und geschickte Trainingsplangestaltung ("...und an den Tagen die gelb markiert sind, trainiert Ihr bitte zusätzlich vor der Arbeit noch 50 Minuten Ergometer...!") verging die Zeit bis zur ersten Juliwoche wie im Flug.

Oder zumindest wie im Auto, denn bedingt durch unser recht kurzfristiges Trainingslager in München, eine Woche vor den Meisterschaften, verbrachten wir wahrscheinlich mehr Zeit auf der A3, als jemand, der, sagen wir mal, eine Million mal "Ferienbeginn" oder "Sommerreisewelle" aufsagen muß.

Zurück zum Bericht.Der Blick ins Meldeergebnis letztlich offenbarte das folgende Bild: Sieben Meldungen für den Zweier ohne, also Vorlauf, Halbfinale, eventuell Hoffnungslauf und hoffentlich Finale. In unserem Fall erfolgte nur wenige Tage später Entwarnung, denn durch die Abmeldung eines Bootes reduzierte sich der gesamte Eichkranz bei uns auf ein einziges Rennen (sechs Boote bei sechs Bahnen). Das mag auf den ersten Blick vorteilhaft klingen, doch wer schon mal bei einem etwas wichtigeren Rennen dabei war, der kennt dieses schleichend-nagende Gefühl der Anspannung vor dem entscheidenden Start, welches, ähnlich einer Magen-Darm-Verstimmung, ständiger Begleiter des auch nach etlichen Jahren immer noch nicht abgebrühten Ruderers ist. Kurz gesagt - man ist nervös.

Besonders nervös sogar, wenn die befreundeten Ruderer ihre Vorläufe fahren dürfen, während man selbst nur als Unbeteiligter auf den Tribünenrängen mitfiebert, ohne zum Zuge - pardon zum Boot - kommen zu dürfen. Als Anti-Stress-Maßnahme wird die Taktik perfektioniert, das Boot geputzt, Lotto gespielt und auch sonst alles getan, um die unendlich langsam verstreichende Zeit (Einstein hat doch recht!) zu überbrücken.

Mittlerweile hatte noch ein zweites Boot abgemeldet, so daß unser Feld auf fünf Boote reduziert wurde. Sonntags, gegen 14.30 Uhr schlug dann die Stunde der Wahrheit. Der Himmel hatte Einsehen, denn gnadenvoll zeigten sich um diese Zeit einige bescheidene Wolken am Firmament, welche die sonst so brütende Hitze ein wenig erträglicher gestalteten. Ein leichter Schiebewind strich über das Wasser (...einige Fische zogen im grünlich-grauen Grund des Gewässers ihre Bahnen...).

Wir hatten unsere Taktik bis ins Detail geplant und riefen sie wenige Sekunden vor dem Start noch ein letztes Mal vor unserem geistigen Auge ab: Start, dann 35 Spurtschläge, bei 1100 Metern Zwischenspurt, ab 1500 Metern Endspurt, im Ziel - anhalten.

Als die Ampelanlage auf Grün umschaltete, lief das Rennen ganz entgegen aller sonstigen Gesetzmäßigkeit wie ein perfekt inszeniertes Bühnenspiel ab: Während sich das Limburger Boot Richtung Pole-Position verabschiedete, kämpften die restlichen Boote um die zweiten und dritten Plätze. Die Renngemeinschaft aus Gießen/ Würzburg konnte nach dem Start nicht mehr an das Feld anknüpfen und ruderte bereits weiter hinter dem Hauptfeld. Bei 1100 Metern hängten wir durch unseren Zwischenspurt das Boot aus Trier ab und sicherten uns damit Platz drei. Zwischenzeitlich hatte sich die Rostock/Vegesacker Renngemeinschaft ihrerseits ein Stück von uns abgesetzt und legte sich in unserem toten Winkel sowie auf Platz zwei. Mental verwirrt durch unseren bereits erreichten dritten Rang, attackierten wir nicht mehr das vor uns liegende Boot und überquerten somit auf dieser Position die Ziellinie.

Mancher mag behaupten, daß an diesem Tag mehr möglich gewesen wäre (zum größten Teil die Ruderer selbst), doch sind wir mit unserer Plazierung nach einem harten Jahr des Trainings mehr als zufrieden.

Und das Beste daran: Nächstes Jahr sind wir immer noch B-Männer...