Aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 27.01.2009:
Nun richtig heiß auf den
Europapokal
Hallenhockey: Für
die Männer des RRK steht nach dem starken Auftritt in Duisburg noch ein
weiterer Saisonhöhepunkt an
Von
Frank Schairer
Die Ersten Herren des RRK 2009 (hinten: Christian Domke,
Thomas Jost, Tobias Wuttke, Andreas Späck, Jan Petersen, Frank Trautmann,
Betreuer Torben Stalmach, Trainer Kai Stieglitz; vorn: Sven Wohlfahrt,
Mirco Fuchs, Falk May, Lorenz Klee, Christian Minar, Oliver Domke, Physio
Diana Czerwonka) |
Großes haben die Mannschaften des Rüsselsheimer Ruder-Klubs bei der
deutschen Hallenhockey-Endrunde in Duisburg – wir berichteten gestern
ausführlich – trotz ihrer Finalniederlagen vollbracht. Waren es in
siebziger Jahren die Herren und später in den in den neunziger Jahren die
Damen, die für die Erfolge bei nationalen Meisterschaften zuständig waren,
gelang 2009 ein Novum: Sowohl die Herren als auch die Damen erreichten die
Endspiele. Gemeinsam kämpfte man um die Titel.
Lange
muss man in den Geschichtsbüchern zurückblättern, um einen Verein zu
finden, dem dieses Kunststück schon einmal gelungen ist. 1965 holten die
Damen von Rot-Weiss Köln den Titel, die Kölner Herren schafften ebenfalls
den Finaleinzug, unterlagen aber dem Berliner HC. 34 Jahre später hat nun
der Rüsselsheimer Ruder-Klub den selben Meilenstein gesetzt.
Für
die Damen war die Finalteilnahme ein großer Erfolg. Nach turbulenten
Wochen hatten sie im Halbfinale den starken Neuling Schwarz-Weiß Neuss
nach 0:2-Rückstand doch noch mit viel Leidenschaft 3:2 besiegt. Drei Jahre
hatten die erfolgsverwöhnten RRK-Damen nicht mehr im Endspiel gestanden.
Zuvor hatten sie unter Berti Rauth den Hallentitel vier Mal in Folge
gewonnen. Gegen den Titelverteidiger vom Club an der Alster, wo Berti
Rauth nun als Jugendkoordinator tätig ist, zeigten Silke Müller, Irene
Balek, Lena Jacobi, Eva Frank und die anderen eine sehr gute Leistung.
Einzig des Gegners Tor schien wie vernagelt. Darin stand jedoch mit Karin
Blank die beste Torhüterin des Turniers. Seit unglaublichen 25 Spielen
haben die Damen des Clubs an der Alster in der Halle nicht mehr verloren
und verdient ihren Titel in Duisburg verteidigt. Gegen die derzeit beste
Mannschaft in der Halle hatte die Mannschaft von Trainer Benedikt
Schmidt-Busse alles gegeben und viel riskiert, gereicht hat es am Ende
nicht, doch darf man zum Saisonabschluss auf die eigene Leistung stolz
sein und sich über den Deutschen Vizemeistertitel unter dem Hallendach
freuen.
Auch
die Herren standen hoch erhobenen Hauptes auf dem Siegertreppchen auf dem
zweiten Platz. Ziel war, nach der lange ersehnten Deutschen Meisterschaft
im vergangenen Jahr, die Titelverteidigung gewesen, doch am Ende war es
das überragende Rot-Weiß Köln, das nach 14 Jahren ohne Titel wieder den
Blauen Wimpel in die Domstadt holte. Gegen den Berliner HC im Halbfinale
hatte die Mannschaft von Trainer Kai Stieglitz noch triumphiert. Am
Finaltag verlangte der RRK vor 2.300 Zuschauern in der ausverkauften
Rhein-Ruhr-Halle dem mit Nationalspielern gespickten Gegner alles ab. Es
war ein Duell auf Augenhöhe, das in der zweiten Hälfte verloren ging. "Wir
hatten am Ende etwas weniger zuzusetzen als die Kölner, deren überragende
Individualisten dann eben zwei Unaufmerksamkeiten nutzen", so RRK-Trainer
Kai Stieglitz und ergänzt: "Jetzt, da wir in Duisburg den Titel verpasst
haben, sind wir natürlich um so heißer auf den Europapokal bei uns in
Rüsselsheim."
Dieser reizvolle Wettbewerb findet vom 13. bis 15. Februar in der
Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle statt. Die besten Mannschaften aus Europa
werden zum Abschluss der Hallensaison zu Gast in der Opelstadt sein.
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Gruppe A |
Gruppe B |
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Menzieshill HC |
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Dynamo
Jekaterinburg |
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Die Teams im Europapokal der Landesmeister |
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Aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 09.02.2009:
Ein Endspiel gegen die Polen winkt
Hallenhockey:
Ausrichter Rüsselsheimer RK gehört beim Europapokal in der
Walter-Köbel-Halle zu den Mitfavoriten
Von Helmut Popp
Hallenhockey ist eine rasante und
temporeiche Mannschaftssportart, die im mitteleuropäischen Raum ihren
Ursprung hat. Es wurde vor vielen Jahrzehnten eingeführt, damit die
Krummstock-Artisten auch in den ungemütlichen Wintermonaten ihrem Sport
nachgehen können. Das nicht ganz unkomplizierte Regelwerk weicht etwas von
dem des klassischen Feldhockey ab. Gespielt wird beispielsweise mit einem
etwas leichteren Hartplastikball, der nur geschoben und nicht geschlagen
sowie – mit Ausnahme des Torschusses – nicht hoch gespielt werden darf.
Obwohl deutsche Mannschaften das internationale Geschehen dominieren, wird
in den vielen Sportsendungen hierzulande äußerst selten darüber in
bewegten Bildern auf der Mattscheibe berichtet. Vielleicht mit ein Grund
dafür, dass das Spiel mit der kleinen Kugel unter dem Hallendach auch kaum
die breite Masse zu elektrisieren vermag.
Auf der Ebene des Europäischen Hockey-Verbandes (EHF) befindet sich das "Indoor-Hockey"
aber anscheinend inzwischen längst auf dem Vormarsch. Indiz für diese
Feststellung: Vom 13. bis 15. Februar nehmen immerhin 31 europäische
Hallenhockey-Landesmeister der Männer in vier Städten am
Europapokalwettbewerb teil.
In Ankara geht das sogenannte "Challenge II-Turnier" mit den Meistern der
leistungsschwächeren Nationen Türkei, Armenien, Georgien, Bulgarien,
Norwegen, Finnland und Serbien über die Bühne. Die Vertreter aus
Frankreich, Belgien, Slowakei, Wales, Kroatien, Ungarn, Irland und
Slowenien treffen sich derweil im französischen Cambrai, um im "Challenge
I-Turnier" die Aufsteiger in die nächsthöhere Kategorie zu ermitteln. Das
ist dann der "Trophy-Wettbewerb", der in diesem Jahr in Prag mit den
Meistern von Tschechien, Dänemark, Portugal, Weißrussland, England,
Ukraine, Italien sowie Schweden ausgetragen wird.
Die acht Elite-Mannschaften spielen dagegen im A-Turnier, dessen Gewinner
sich am Ende als Hallenhockey-Europacupsieger bezeichnen darf. Dieses
A-Turnier geht nun vom kommenden Freitag bis Sonntag in der Rüsselsheimer
Köbel-Halle über die Bühne, wo der Nachfolger des letztjährigen
Cupgewinners Crefelder HTC gesucht wird.
Nachdem die Männer des Rüsselsheimer RK im vergangenen Jahr in Hamburg
durch einen 6:3-Endspielerfolg gegen Schwarz-Weiß Neuss den deutschen
Meistertitel errungen hatten, bewarben sich die Hessen erfolgreich um die
Ausrichtung des Wettbewerbs.
Den aktuellen nationalen Meistertitel mussten die Rüsselsheimer zwar im
Januar dem Star-Ensemble Rot-Weiss Köln überlassen, dem man im Finale in
Duisburg mit 3:5 unterlag, doch die europäische Trophäe will die
Mannschaft von Trainer Kai Stieglitz nun vor eigenem Publikum erstmals an
den Main holen. Und damit praktisch in die Fußstapfen der eigenen
Damenmannschaft treten, die unter Erfolgstrainer Berti Rauth fünfzehnmal
Hallen-Europapokalsieger wurde. Fünf dieser internationalen Titel
erkämpften die Hockeyspielerinnen des RRK vor heimischen Publikum. Der
Ruder-Klub beschreitet folglich mit der Ausrichtung einer solchen
Großveranstaltung keinesfalls Neuland.
"Von der Wertigkeit und dem breiten öffentlichen Interesse her, ist der
Europacup der Männer aber vielleicht doch eine Nummer größer", urteilt
RRK-Hockeyabteilungsleiter Martin Müller, der als Chef die
organisatorischen Fäden beim Ausrichter in der Hand hält.
Die acht Teilnehmer in der Köbelhalle wurden in zwei Vorrundengruppen
gelost, wobei die Spielzeit, wie bei internationalen Turnieren
vorgeschrieben, zweimal 20 Minuten beträgt. Der RRK bekommt es in der
Gruppe A mit Dynamo Stroitel (Russland), dem Luzerner SC (Schweiz) sowie
Menzieshill HC (Schottland) zu tun. In der Gruppe B streiten KS Pocztowiec
Poznan (Polen), Club de Campo de Madrid (Spanien), Wiener AC (Österreich)
und HC Rotterdam (Niederlande) um den Einzug ins Halbfinale.
Beim spanischen Titelträger aus Madrid stehen mit Torwart Adriaan Kühn und
Oliver Markowsky auch zwei ehemalige RRK-Akteure im Kader, dem mit Niklas
Meinert ein weiterer deutscher Nationalspieler angehört. Nicht zuletzt
deshalb gilt Madrid auch zusammen mit dem polnischen Vertreter in dieser
Gruppe als Favorit. Selbst wenn RRK-Trainer Kai Stieglitz ausdrücklich
davor warnt, auch nur einen der drei Gruppengegner auf die leichte
Schulter zu nehmen, so wäre es doch eine arge Enttäuschung, wenn sich
seine Mannschaft in der Vorrunde nicht durchsetzen könnte. Die Russen aus
Stroitel, taktisch bestens geschult und deshalb in der Defensive auch nur
schwer zu überwinden, müssen als härtester Rivale im Kampf um den
Gruppensieg angesehen werden. Doch auch den Schweizer Meister Luzern darf
man keinesfalls unterschätzen, während die Schotten aus Menzieshill als
Außenseiter gelten.
Zwar muss jedes Spiel erst einmal gespielt werden, sollte man sich
folglich auch mit Prognosen zurückhalten. Doch würde es den Schreiber
dieser Zeilen nicht überraschen, wenn am 15. Februar um 14.30 Uhr das
Endspiel Rüsselsheimer RK gegen KS Pocztowiec Poznan lautet. Der kampf-
und abwehrstarke polnische Abonnementmeister jedenfalls verfügt bereits
über ausreichend Endspiel-Erfahrung bei diesem Wettbewerb. 2001 schafften
die Polen im schweizerischen Wettingen erstmals den Einzug dorthin,
unterlagen allerdings dem deutschen Vertreter Dürkheimer HC mit 2:4. Zwei
Jahre später triumphierten die Polen erstmals, als sie in Hamburg den
Ausrichter Uhlenhorster HC mit 4:3 bezwangen. Seit 2005 stand die
Mannschaft dann stets im Finale. 2005 in Wien unterlagen die Polen gegen
Club an der Alster Hamburg mit 3:5, ein Jahr später mussten sie sich in
Bad Dürkheim dem Gastgeber mit 0:5 geschlagen geben. 2007 in Lille gelang
KS Pocztowiec Poznan dann zum zweiten Mal der große Coup, als es sich im
Finale gegen die Österreicher vom SV Arminen Koller mit 6:3 behauptete und
erneut Europapokalsieger wurde. Vor einem Jahr zwang man im schottischen
Perth den deutschen Vertreter Crefelder HTC in die Verlängerung und gab
sich erst danach knapp mit 2:3 geschlagen. Eine tolle
Hallenhockeymannschaft aus Polen also, die sich da in einer Woche drei
Tage in der Köbelhalle präsentiert – und mit Sicherheit den Gastgebern das
Gewinnen verdammt schwer machen wird.
Sofern es überhaupt zu einem direkten Aufeinandertreffen dieser beiden
Teams kommt. Denn noch mal: Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden.
Auch beim Hallenhockey sind Überraschungen nicht ausgeschlossen.
Aus
"Frankfurter Rundschau" vom 11.02.2009:
In seiner Ruhe liegt die Kraft
Hockeytrainer Kai Stieglitz möchte sich
beim Europacup in eigener Halle mit Rüsselsheim gut präsentieren
VON CHRISTIAN STÖR
Nervös machen lässt sich dieser Mann nun wirklich nicht. Ob bei einem
Testspiel oder dem Finale um die Hallenhockey-Meisterschaft, der Trainer
des Rüsselsheimer RK ist die Ruhe selbst. So wird es wohl auch beim
Europapokal der Landesmeister, der am Freitag in der Rüsselsheimer
Walter-Köbel-Halle beginnt, nicht anders sein. Auch da wird Kai Stieglitz
wieder gelassen an der Seite stehen und seiner Mannschaft allein durch
seine Bärenruhe ein enormes Selbstvertrauen einflößen.
"Ich kann gar nicht erklären, warum das so ist", sagt Stieglitz, der vor
mehr als 30 Jahren in Rüsselsheim mit dem Hockeyspielen anfing, "aber so
war ich halt schon immer." Dem RRK tut des Trainers Ruhe jedenfalls
ausgesprochen gut, immerhin haben die Hessen unter seiner Ägide zuletzt
fünfmal die Endrunde um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft erreicht.
Die Krönung war dabei der Titelgewinn im vergangenen Jahr, dem in diesem
Januar der erneute Einzug ins Finale folgte, wo die mit sieben
Olympiasiegern gespickte Mannschaft von Rot-Weiss Köln knapp die Oberhand
behielt. "Das war zwar eine bittere Niederlage", sagt Stieglitz, "die
Mannschaft hat das Finale aber trotzdem sehr genossen." Und nachdem die
Rüsselsheimer gegen Köln zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine
Niederlage einstecken mussten, wollen sie beim Europapokal natürlich
wieder in die Erfolgsspur zurückkehren.
Neues Leben nach Autounfall
"Das ist ein Superevent, da wollen wir uns gut präsentieren, wir sind sehr
heiß", sagt der 42 Jahre alte Erfolgstrainer, der gerne noch eine zweite
Altersangabe parat hat: "Ich bin jetzt anderthalb." Genauso lange ist es
jetzt nämlich her, dass Sieglitz auf der Rückfahrt von einem Testspiel mit
dem Auto verunglückte, dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt und
für mehrere Tage im künstlichen Koma lag. Die Nachwirkungen spürt er noch
heute, vor allem hat er Probleme mit dem Erinnerungsvermögen. "Das Leben
stellt sich anders dar. Damit musste ich einfach umzugehen lernen", sagt
Stieglitz, der schon Ende 1991, als sein Bruder Klaus zu den Opfern eines
Flugzeugabsturzes zählte, seine Einstellung zum Leben abrupt veränderte.
Stieglitz gab sein Medizinstudium auf, musste nach zwei Kreuzbandrissen
auch seine Bundesligalaufbahn beenden und wurde Spielertrainer der
Rüsselsheimer Oberligamannschaft, bevor er für vier Jahre als Trainer zum
TSV Mainz ging. Seit der Saison 1999/2000 ist er wieder beim RRK tätig,
mit dem er jetzt erstmals um die europäische Krone kämpft.
Deutsche dominieren nicht mehr
Die Favoritenrolle weist der akribische Arbeiter freilich weit von sich.
Die Zeiten, in denen die deutschen Teams das Hallenhockey dominierten,
seien längst vorbei. "Diese Spiele gewinnst du heute nicht mehr im
Vorbeigehen. Deshalb dürfen wir keinen Gegner unterschätzen und müssen
jedes Mal konzentriert zu Werke gehen." In der Vorrundegruppe A, in der
Rüsselsheim spielt, dürfte Dynamo Stroitel (Russland) der größte
Konkurrent sein. Besonders hoch schätzt Stieglitz auch den
Vorjahresfinalisten KS Posen (Polen) ein, der in der anderen Gruppe um die
Halbfinalplätze kämpft.
Für Rüsselsheim wird es darauf ankommen, in der Abwehr wieder genauso gut
zu stehen wie schon in der abgelaufenen Bundesligasaison, als die Hessen
die mit Abstand beste Defensive der gesamten Liga aufzuweisen hatten.
"Hinten dichtmachen" lautet in der Halle denn auch die Devise des
Trainers, der zudem keine Ballverluste sehen will, denn "nach
Ballverlusten fallen nun mal die meisten Tore". Aber selbst wenn die
Südhessen mal einen Gegentreffer kassieren sollten, wird das einen unter
Garantie nicht aus der Ruhe bringen: Kai Stieglitz. Nervös machen lässt
sich dieser Mann nämlich nicht.
Von "www.hockey.de":
Stieglitz: „Keine Gastgeschenke für Olli
Markowsky“
RRK-Herren sind heiß auf den Europacup in
der Walter-Köbel-Halle
Am Freitag um 14.00 Uhr beginnt für die Herren des
Rüsselsheimer RK der Ernst des Lebens beim Hallenhockey-Europapokal der
Landesmeister, den der Verein als Deutscher Meister 2008 vom Europäischen
Verband zur Ausrichtung in die Walter-Köbel-Halle zugesprochen bekommen
hat. Trainer Kai Stieglitz hat alle Spieler an Bord – kann also aus dem
Vollen schöpfen. Im Interview stand der RRK-Coach vor dem lang ersehnten
Highlight Rede und Antwort.
Es geht am Freitag gleich gegen die Russen, deren
Nationalmannschaft im letzten Jahr Europameister wurde. Sind Sie glücklich
oder unglücklich über die Ansetzung?
Stieglitz: „Das ist mir ganz lieb, weil ich
Stroitel Brest schon als härtesten Konkurrenten sehe. Und so weiß die
Mannschaft, dass sie von Beginn an Vollgas geben muss. Da kann sie nicht
einer möglichen Überheblichkeit unterliegen. In dieser russischen
Mannschaft sind zwar nur vier Europameister von 2008, aber sie hat in der
russischen Meisterschaft schließlich den Konkurrenten aus Moskau, bei dem
acht Europameister spielen, geschlagen.“
Es geht danach noch gegen Luzern und die Schotten
aus Menzieshill. Was wissen Sie denn über ihre Gegner?
Stieglitz: „Noch wenig, denn wir haben von
keinem der drei Teams Videomaterial bekommen. Aber wir schauen sie uns am
Freitag alle genau an, wenn sie hier eintreffen.“
Und wie bewerten Sie die Kräfteverhältnisse in
der anderen Gruppe?
Stieglitz: „Poznan ist für mich als
zweifacher Europapokalgewinner der klare Favorit. Ich bin mir dann nicht
sicher, ob Madrid oder Rotterdam das Rennen um die Halbfinals macht, denn
die Holländer sind beim Aufstieg in die A-Gruppe letztes Jahr sogar noch
vor den Russen platziert gewesen. Das ist sicher auch ein gutes
Hallenteam.“
Mit Madrid wird Oliver Markowsky als alter RRKler
an die alte Wirkungsstätte zurückkehren ...
Stieglitz (grinsend): „Ja, aber es wird keine
Gastgeschenke für ihn geben, auch wenn wir Olli alle lieb haben und er
immer herzlich willkommen ist, wenn er mal aus Spanien die alte Heimat
besucht. Dann trainiert er ja auch häufiger mal wieder bei uns mit.“
In der Vergangenheit haben die deutschen Teams
berichtet, dass international anders gepfiffen wird. Sind Ihre Spieler
darauf eingestellt?
Stieglitz: „Ich habe deswegen extra mit
Tobias Wuttke, der ja für Dürkheim schon Europacup gespielt hat, und
Oliver und Christian Domke, die ja auch mehrfach Hallen-EMs oder WM
gespielt haben, gesprochen. Das ist kein Problem. Auch die Tatsache, dass
mehr Härte zugelassen wird, beunruhigt mich nicht. Ich werde trotzdem nur
Andreas Späck als Keeper nominieren und lieber einen Feldspieler mehr
mitnehmen, weil ich auch noch nie erlebt habe, dass ein Torwart in der
Halle mal verletzt aufgeben musste. Bei Spielern passiert das häufiger.“
Sie haben Freitag den Eintritt komplett frei
gegeben. Wird die Halle voll?
Stieglitz: „Ich hoffe das natürlich. Aber 14
Uhr ist natürlich für viele Berufstätige zu früh. Doch wir haben an der
benachbarten Schule, in der Mirko Fuchs als angehender Lehrer arbeitet,
auch ordentlich Werbung gemacht. Schade ist, dass aus dem weiblichen
Bereich am Wochenende kaum eine Spielerin zuschauen kann, weil parallel
bereits die Süddeutsche Meisterschaft läuft.“
Aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 11.02.2009:
Alle Hockey-Meister in der Köbelhalle
Turnier:
Am kommenden Wochenende richtet der RRK die Spiele um den Europapokal der
Männer aus – Team hat Routine
Von Helmut
Popp
Profiboxer wie Lokalmatador Jose Varela haben um den
Europameistertitel gekämpft, Länderspiele im Handball und Volleyball
wurden dort ausgetragen, Europapokalsieger und deutsche Meister im Hockey,
Judo und Frauenhandball gekürt. Michael Stich und Boris Becker haben für
einen guten Zweck das Racket geschwungen, zu ihren Glanzzeiten die
Handballer der SG Wallau/Massenheim jahrelang um Bundesligapunkte
gespielt.
Egal, ob
ihr in nicht allzu ferner Zeit der komplette Abriss droht oder die
städtischen Verantwortungsträger doch eine, allerdings sehr aufwendige und
kostenträchtige, Sanierung bevorzugen – am kommenden Wochenende wird die
Köbelhalle einmal mehr im Mittelpunkt stehen: Vom 13. bis 15. Februar
werden in der altehrwürdigen Rüsselsheimer Sportstätte die "20th
Hockey-European Indoor Club Championship Men" ausgetragen. Auf deutsch:
Die acht Landesmeister aus Schottland, der Schweiz, Russland, Polen,
Spanien, Österreich, Niederlande und Deutschland spielen um den
Hallenhockey-Europapokal der Männer.
Es wird
voraussichtlich eines der letzten sportlichen Großereignisse auf
internationaler Ebene sein, die diese Multifunktionshalle erleben darf.
Als die Hockeyspieler des RRK im vergangenen Jahr die 29 Jahre anhaltende
Durststrecke bei den Männern beendeten und, pünktlich zu Beginn des 100.
Jubiläumsjahres in Hamburg, durch den 6:3-Endspielerfolg gegen
Schwarz-Weiß Neuss wieder einen deutschen Meistertitel feiern durften,
stand fest, dass sie 2009 beim Europapokalwettbewerb die Farben
Deutschlands vertreten werden. "Wir hatten uns deshalb damals im Vorstand
zusammengesetzt und waren uns schnell einig, uns um die Austragung dieses
Turniers zu bewerben", erzählt RRK-Hockeyabteilungsleiter Martin Müller.
In erster
Linie pragmatische Gründe gaben den Ausschlag für diese Bewerbung. In
finanzieller Hinsicht ist das sportliche Aushängeschild Rüsselsheims alles
andere als auf Rosen gebettet, seit die Sponsorenunterstützung des
örtlichen Automobilunternehmens schon in den Jahren zuvor drastisch
zurückgefahren worden war. "Würde der Europokal nun beispielsweise in
Russland ausgespielt werden, wäre dies für uns mit enormen Reisekosten
verbunden, die nur schwer zu schultern wären. Für ein Turnier irgendwo in
der Pampa lokale Geldgeber zu finden, ist fast ein unmögliches
Unterfangen", schildert Martin Müller die Motivation, sich und seinen
RRK-Kollegen eine Menge Arbeit aufzuhalsen. Die eingereichten
Bewerbungsunterlagen hatten den Europäischen Hockeyverband (EHF)
überzeugt, so dass er den Rüsselsheimer Ruder-Klub Mitte 2008 mit der
Ausrichtung betraute.
Seitdem
laufen die Vorbereitungen in der Hockeyabeilung auf Hochtouren. Alles soll
wie am Schnürchen klappen, peinliche Pannen tunlichst vermieden werden.
Ein potenter Turniersponsor war in Gestalt der Sparkassen-Finanzgruppe
Hessen-Thüringen schnell gefunden. Darüber hinaus musste die Unterbringung
der Mannschaften, Schiedsrichter und Offiziellen in örtlichen Hotels
geregelt, zu deren Betreuung ehrenamtliche Helfer gesucht werden. Die
Bewirtung der Ehrengäste in der Halle war zu klären, die Räumlichkeit für
den VIP-Bereich zu finden.
Zwei Tage
vor dem Anpfiff des ersten Spieles ist aus Sicht der Organisatoren bis auf
Kleinigkeiten alles in trockenen Tüchern. Wobei Müller erwähnt, dass
vieles längst zur Routine geworden sei. Es ist nämlich keinesfalls das
erste Mal, dass die von ihm geführte Abteilung eine solche
Großveranstaltung über die Bühne bringt. Neben Endrunden um die Deutsche
Meisterschaft war der RRK bereits fünfmal Gastgeber eines
Hallen-Europokalwettbewerbs. 1992, 1994, 1995, 1998 und 2004 wurde das
Kontinentalturnier für die Frauen in der Köbel-Halle ausgerichtet. Als
Sieger gingen stets die Spielerinnen des Gastgebers um ihren damaligen
Erfolgstrainer Berti Rauth hervor. "Was das überregionale öffentliche
Interesse anbelangt, ist der Europapokal im Männerhockey aber vielleicht
doch noch eine Nummer größer", mutmaßt Martin Müller, der natürlich hofft,
dass die RRK-Mannschaft von Coach Kai Stieglitz am Ende den Heimvorteil
nutzen und erstmals auch die Männertrophäe an den Main holen kann.
In den
ersten Sitzungen nach dem erfolgten Zuschlag durch die EHF musste ein
örtliches Organisationskomitee gebildet werden. Kein Problem: Martin
Müller hält als Chef alle Fäden in der Hand, Barbara Knoll-Markowsky ist
für die Öffentlichkeitsarbeit und Werbemaßnahmen zuständig, Rolf Lange hat
das Veranstaltungsmanagement übernommen und zeichnet für das
Rahmenprogramm verantwortlich, Glenn Eifert kümmert sich um Rechtsfragen,
Jürgen Kaul deckt den Marketingbereich ab, während Willi Schwanke die
Medien betreut.
Apropos
Medien: Das Hessen-Fernsehen weiß zwar Bescheid, dass nicht allzu weit
entfernt vom eigenen Standort in der Frankfurter Bertramstraße um den
europäischen Vereinshockeytitel gespielt wird, doch ob man von dort aus
auch ein Kamera- und Reporterteam die paar Kilometer den Main aufwärts in
Bewegung setzt, steht derzeit noch nicht fest. Etwas weiter gediehen sind
die Verhandlungen mit einem Internet-TV-Vermarkter. Gut möglich, dass alle
Spiele in bewegten Bildern im Internet live zu verfolgen sind.
Live im
Internet ist aber dennoch keinesfalls so prickelnd, wie selbst auf der
Tribüne in der Köbel-Halle zu sitzen. Martin Müller wünscht sich einen dem
Ereignis angemessenen Zuschauerzuspruch. "Bei den ersten Vorrundenspielen
am Freitag ab 12 Uhr wird es sicherlich schwierig, deshalb gewähren wir am
Eröffnungstag für alle freien Eintritt", berichtet er. "Bei den Halbfinals
am Samstag sollten es dann schon 500 bis 800 Besucher sein. Und falls
unsere eigene Mannschaft den Einzug ins Endspiel schafft, dann rechne ich
sonntags schon damit, dass die Tausender-Marke geknackt werden kann", gibt
sich der Chef-Organisator optimistisch. Für den eigenen Nachwuchs hält man
noch ein besonderes Schmankerl bereit, denn alle RRK-Jugendlichen (bis 18
Jahre), die im roten RRK-Trikot kommen, haben freien Eintritt.
Aus
"Main-Spitze" vom 12.02.2009:
Am Sonntag die "Könige von Europa"?
RRK-Hockeyspieler vor vielleicht einmaliger Europacup-Chance / Starke
Russen, Polen und Spanier
Volle Konzentration fürs
große Ziel: Die RRK-Hockeyspieler um Trainer Kai Stieglitz können am
Sonntag in der Köbel-Halle erstmals Europapokalsieger werden |
Dürfen sich, nach 15 Triumphen des Rüsselsheimer
Damenteams, auch die Hockeyspieler des RRK einmal als "Könige von Europa"
fühlen? Die Voraussetzungen könnten nicht besser sein, denn das 20.
Europacup-Turnier der Landesmeister steigt von Freitag bis Sonntag in der
Walter-Köbel-Halle.
Von Martin Krieger
Obwohl der Heimvorteil – vor allem in Verbindung mit einer guten Kulisse –
nicht von der Hand zu weisen ist und auch den RRK-Damen zwischen 1992 und
2004 fünf Mal den Weg ebnete, und es in den zurückliegenden 19 Jahren 15
deutsche Sieger gab, bemüht sich Kai Stieglitz um Bodenhaftung. "Ich weiß,
dass viele uns schon als Gewinner sehen. Wir sind sicherlich Mitfavorit
und wollen auch alles dafür geben, den Titel zu holen. Aber uns ist allen
bewusst, dass jeder an den drei Tagen seine Topleistung abrufen muss, wenn
es klappen soll", sagt der langjährige Rüsselsheimer Trainer.
Nach Lage der Dinge steht dem Coach und seinen zwölf Spielern die
"Nagelprobe" gleich im ersten Gruppenspiel (zweimal 20 Minuten) am Freitag
– den 13. – um 14 Uhr bevor. Obwohl Stieglitz einräumt, über
A-Gruppen-Aufsteiger Dynamo Stroitel und die sechs anderen Mannschaften
"so gut wie nichts zu wissen", zeigt er Respekt vor den Russen: "Wir haben
mal an einem Turnier in Frankreich teilgenommen und dort gegen den
damaligen russischen Meister einmal unentschieden gespielt und einmal
verloren. Die spielen ein gutes Hallenhockey, und das ist den Jungs auch
bewusst. Deshalb finde ich es auch ganz gut, dass diese Partie zuerst
ansteht." Weniger Widerstand erwartet Stieglitz vom Luzerner SC (18 Uhr)
und am Samstag von den Schotten vom HC Menzieshill (13 Uhr).
Gleichwohl sich die Chance auf einen ersten internationalen RRK-Erfolg im
Männersektor so schnell nicht wieder bieten wird, nachdem der nationale
Titel am 25. Januar aufgrund der finalen 3:5-Niederlage an Rot-Weiss Köln
abgetreten werden musste, dürfte sich das große Ziel in der Tat nicht im
Vorbeigehen realisieren lassen. Insbesondere KS Pocztowiec Poznan hat sich
seit 2001 zu einem äußerst ernst zu nehmenden Titelaspiranten
aufgeschwungen. Vor sechs Jahren bekam der UHC Hamburg die Stärke der
polnischen Mannschaft im Endspiel zu spüren (3:4), die 2007 dann zum
zweiten Mal triumphierte. Und vor Jahresfrist hatte der Crefelder HTC alle
Hände voll zu tun, bis die kantigen und offensivstarken Polen in der
Verlängerung 3:2 niedergekämpft waren. "Das sagt eine Menge über deren
Spielstärke aus und macht klar, dass die Polen ganz viel Erfahrung mit
diesem Wettbewerb haben – auch insofern, was und wie international
gepfiffen wird", so Stieglitz.
Da trifft es sich gut, dass vier Rüsselsheimer Akteure genau wissen, was
für den Fall der Fälle auf den hessischen Vorzeigeklub zukommt. Oliver und
Christian Domke waren vor sechs Jahren mit von der Partie, als Deutschland
bei der ersten Hallen-WM in Leipzig im Endspiel gegen Polen 7:1 die
Oberhand behielt. Bei der zweiten WM-Auflage, vier Jahre später in Wien,
bekam dann auch RRK-"Exot" Christian Minar Anschauungsunterricht:
Österreicher und Polen trennten sich im letzten Vorrundenspiel 4:4, was
den Ost-Europäern zum Gruppensieg gereichte. Der Titel indes ging wiederum
an die DHB-Auswahl (4:1). Dass und wie KS Pocztowiec Poznan zu schlagen
ist, davon kann Tobias Wuttke seinen Teamkollegen und Trainer Stieglitz
aus eigener Erfahrung berichten: Zum 5:0-Endspielsieg des gastgebenden
Dürkheimer HC anno 2006 steuerte der in Mainz wohnende Angreifer
seinerzeit zwei Treffer bei.
Eine gute Trefferquote und eine konzentrierte Abwehrarbeit wird – eine
erfolgreiche Gruppenphase vorausgesetzt – spätestens am Samstagabend von
Nöten sein. Eventuell könnte es nämlich bereits in der Vorschlussrunde
(17/19.15 Uhr) gegen Poznan gehen, denn auch den Spaniern vom Club de
Campo Madrid wird einiges zugetraut. Dies nicht zuletzt deshalb, weil dort
ein langjähriger Rüsselsheimer schon geraume Zeit am Ball ist: Oliver
Markowsky, im September 2005 in die spanische Hauptstadt gewechselt, wird
sich als aktueller Nationalspieler an alter Wirkungsstätte bestimmt ebenso
ins Zeug legen, wie der gleichfalls mit RRK-Wurzeln behaftete
Campo-Torwart Adriaan Kühn.
Bei allem Respekt vor den Gegnern und eine gewisse Nervosität eingerechnet
– es wäre schon ein Ding, sollte das Finale am Sonntag (14.30 Uhr) ohne
Rüsselsheimer Beteiligung steigen. Wer die Mannschaft vor knapp drei
Wochen im Duisburger DM-Finale gegen die mit sieben Olympiasiegern
gespickten Kölner gesehen hat, weiß, dass nur ganz wenig zur
Titelverteidigung gefehlt hat. Und dass bei der Siegerehrung bereits vom
Europapokal gesungen wurde ...
Aus
"FAZ" vom 12.02.2009:
Rüsselsheimer RK hofft auf Heimvorteil
im Europapokal
Die Polen sind schon am Mittwoch per Bus
angereist, der Rest von Europa ist am Donnerstag in Rüsselsheim
eingetroffen. Sie alle haben ein Ziel: den Gewinn des
Hallenhockey-Europapokals der Landesmeister. Es ist jene Trophäe, die die
Damen des Rüsselsheimer RK schon 15 Mal gewonnen haben, die Herren des RRK
aber noch nie. Vielleicht hilft dem Gastgeber ja der Heimvorteil, um das
zu schaffen, was dem Crefelder HC im Vorjahr gelang: den Titel zu holen.
In den Gruppenspielen bekommen es die Hessen an diesem Freitag (14 Uhr)
mit Dynamo Stroitel (Russland) und Luzerner SC (18 Uhr) sowie am Samstag
(13 Uhr) mit Menzieshill aus Schottland zu tun. Alles andere als ein
Erreichen des Halbfinales wäre eine Enttäuschung. Gut möglich, dass die
Hessen dort auf den HC Rotterdam oder den Club de Campo de Madrid treffen,
die sich gegen US Pocztowiec Poznan und den Wiener AC durchsetzen dürften.
In den Reihen des spanischen Titelträgers wirbelt übrigens mit Niklas
Meinert einer mit, der in Peking mit Deutschland Olympiasieger wurde.
Zudem sind seine Madrider Mannschaftskameraden Adriaan Kühn und Oli
Markowsky gute alte Bekannte am Main. Der Torhüter und der
Strafeckenspezialist waren einst für den RRK am Ball. "Da wir in Duisburg
den nationalen Titel verpasst haben, sind wir natürlich um so heißer auf
den EuropapokaI bei uns in Rüsselsheim", gibt Trainer Kai Stieglitz die
Stimmung des deutschen Hallenmeisters 2008 wieder. (ley.)
Aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 13.02.2009:
RRK-Trainer
Kai Stieglitz fordert: "Wir müssen unbedingt weiterkommen"
Hallenhockey: Rüsselsheimer
starten heute um 14 Uhr gegen Dynamo Stroitel in den Europapokal der
Landesmeister
Von Helmut Popp
Mit der Partie zwischen dem polnischen
Meister KS Pocztowiec Poznan und den Niederländern vom HC Rotterdam wird
am heutigen Freitag exakt um 12 Uhr in der Rüsselsheimer Köbel-Halle das
20. Turnier der Männer um den Hallenhockey-Europapokal der Landesmeister
angepfiffen. Der Eintritt für die Zuschauer ist am kompletten ersten
Turniertag frei.
Gastgeber Rüsselsheimer RK tritt zwar erst zwei Stunden später erstmals in
Aktion, doch schon um 13 Uhr wird in der Halle so etwas wie Lokalkolorit
zu verspüren sein. Im Kader des spanischen Meisters Club de Campo de
Madrid, der zu diesem Zeitpunkt auf den Wiener AC trifft, stehen nämlich
mit Torwart Adriaan Kühn und Stürmer Oliver Markowsky zwei Akteure, die
früher den RRK-Dress trugen.
Insgesamt 20 Hallenhockey-Spiele stehen bis Sonntag Nachmittag auf dem
Programm, ehe der neue kontinentale Vereinstitelträger und damit
Nachfolger des letztjährigen Gewinners Crefelder HTC gefunden ist.
Außerdem werden an den drei Tagen in Rüsselsheim die beiden Absteiger
gesucht, deren Verbandsmeister im nächsten Jahr eine Kategorie tiefer (Trophy-Turnier)
starten müssen.
Es ist eine illustre Hockey-Gesellschaft, die sich in der Opelstadt
trifft. Die meisten können dabei sogar ein Wiedersehen feiern, denn fünf
der Vereine hatten sich schon 2008 im schottischen Perth im Kampf um den
begehrten Cup gegenüber gestanden. KS Pocztowiec Poznan, das sich 2003 und
2007 als Europacupsieger feiern lassen durfte, gab sich vor Jahresfrist im
Endspiel dem deutschen Meister Crefelder HTC erst nach Verlängerung mit
2:3 geschlagen. Die Spanier vom Club de Campo de Madrid wurden damals
Dritter, vor Menzieshill HC (Schottland). Als Fünfter ging der Luzerner SC
als Vertreter aus der Schweiz über die Ziellinie, während der Wiener AC
aus Österreich als Sechster gerade so den Klassenerhalt schaffte. Diese
fünf Teams konnten allesamt in ihren Verbänden den Landesmeistertitel
verteidigen, sind demnach auch in Rüsselsheims Köbel-Halle wieder dabei.
Als Aufsteiger kommen die Meister aus Russland (Dynamo Stroitel) und den
Niederlanden (HC Rotterdam) hinzu. Neuling ist ausgerechnet die Mannschaft
des Veranstalters Rüsselsheimer RK. Als der Traditionsklub vom Main 1979
mit Spielern wie Fritz Schmidt, Rainer Seifert und Martin Müller den
letzten deutschen Hallentitel erkämpft hatte, wurde noch nicht um den
europäischen Hallencup gespielt. Dieser Wettbewerb wurde erst 1990 ins
Leben gerufen. Mit dem 6:3-Endspielsieg gegen Schwarz-Weiß Neuss beendeten
die RRK-Männer um Trainer Kai Stieglitz 2008 in Hamburg die lange
Durststrecke, dürfen folglich diesmal die deutschen Farben vertreten.
Als Deutscher Meister gilt man in diesem Turnier automatisch als Favorit,
zumal wenn dieses auch noch vor eigenem Publikum ausgetragen wird.
RRK-Coach Kai Stieglitz gibt zu, dass seine Jungs richtig heiß auf den
Europacup seien. "Wir hatten uns für diese Hallensaison einen Titelgewinn
fest vorgenommen. Nachdem die deutsche Meisterschaft durch die
3:5-Finalniederlage gegen RW Köln flöten ging, bleibt uns ja jetzt nur
noch der Europacup, um das gesteckte Ziel zu erreichen", erklärt
Stieglitz.
Dieses 3:5 im Endspiel gegen das mit Nationalspielern gespickte Team aus
Köln war für die Rüsselsheimer im Verlauf dieser Hallensaison die einzige
Niederlage. Dennoch warnt Stieglitz vor dem Irrglauben, der deutsche
Vertreter könne, zudem noch als Gastgeber, den europäischen Vereinstitel
so eben mal im Vorbeigehen mitnehmen. "Die anderen Nationen haben in den
letzten Jahren mächtig aufgeholt, verstehen längst ebenfalls unter dem
Hallendach erfolgreich Hockey zu spielen. Das wird mit Sicherheit kein
Selbstläufer für uns", gibt sich Stieglitz zunächst betont zurückhaltend.
Schon die erste Vorrundenbegegnung am Freitag um 14 Uhr gegen den
russischen Meister Dynamo Stroitel werde für ihn zur Wundertüte.
Ihm liegen derzeit nämlich so gut wie keine Informationen über die drei
Gruppengegner vor. "Man kann aber davon ausgehen, dass die Russen
keinesfalls im Hurra-Stil auflaufen und uns damit vielleicht ins offene
Messer rennen werden. Die werden abwarten, sich hinten reinstellen und
vermutlich mit Mann und Maus verteidigen", rechnet Kai Stieglitz mit einem
Geduldsspiel für seine Mannschaft. Andererseits schätzt er seine Stürmer
Oliver Domke und Tobias Wuttke als stark genug ein, sich auch gegen einen
eventuellen russischen Abwehrriegel durchsetzen zu können. "Überhaupt
belastet es mich in keinster Weise, dass ich über Stärken und Schwächen
der Konkurrenten noch nichts weiß. Die sollen sich gefälligst nach uns
richten. Wir sind der Deutsche Meister, wir spielen zu Hause – und wir
wollen unbedingt den Cup", stellt der Rüsselsheimer Trainer im weiteren
Verlauf des Vorgesprächs dann doch Selbstvertrauen unter Beweis und bringt
damit gleichzeitig die hohe Motivation seiner Schützlinge zum Ausdruck.
Dennoch wird Kai Stieglitz am ersten Turniertag auch dann gespannt auf der
Tribüne in der Halle sitzen, wenn seine Mannschaft Pause hat.
"Selbstverständlich nutze ich die Gelegenheit, unsere Konkurrenten
intensiv unter die Lupe zu nehmen. Alle Spiele werden auf Video
aufgenommen, um anschließend vor dem Bildschirm die erforderliche Analyse
betreiben und die richtigen Schlüsse ziehen zu können", will er nichts dem
Zufall überlassen.
Die weiteren Vorrundengegner Luzerner SC (am heutigen Freitag um 18 Uhr)
und Menzieshill HC (Samstag 13 Uhr) werden folglich für den Coach und sein
Team nicht mehr ganz "zum Buch mit sieben Siegeln" mutieren.
Nach dem letzten Spiel der Gruppe A am Samstag gegen die Schotten will der
RRK natürlich möglichst mit einer weißen Weste als Poolsieger dastehen, um
dann abends um 19.15 Uhr das Halbfinale gegen den Zweiten der Gruppe B zu
bestreiten, in der KS Pocztowiec Poznan sowie Club de Campo de Madrid
favorisiert sind und der Wiener AC sowie HC Rotterdam mit der
Außenseiterrolle vorliebnehmen müssen. Als Zweiter würden die
Rüsselsheimer bereits um 17 Uhr zum Halbfinale gegen den Ersten der
anderen Gruppe auflaufen. Würden sie nur Dritter oder Vierter, müssten sie
in die Abstiegsrunde – doch daran verschwendet man im Lager des RRK
wirklich keinen Gedanken. "Schon allein, um das Zuschauerinteresse hoch zu
halten und damit den Verein für seine viele Arbeit im Vorfeld des Turniers
zu belohnen, stehen wir in der Pflicht und müssen unbedingt weiterkommen",
sagt Stieglitz.
Ein Risiko will der Rüsselsheimer Trainer bei diesem Turnier nicht
eingehen. Da im nominierten Zwölf-Mann-Kader auch bei Verletzungen kein
Spieler mehr ausgetauscht werden darf, "opfert" Stieglitz einen
Feldspieler und hat, neben der unumstrittenen Nummer eins, Andreas Späck,
mit Christopher Beer einen zweiten Torwart ins Aufgebot genommen. Davor
sollen Christian Minar, Frank Trautmann, Falk May, Mirco Fuchs, Oliver
Domke, Christian Domke, Thomas Jost, Sven Wohlfahrt, Jan Petersen und
Tobias Wuttke dem ohne aktuellen deutschen Nationalspieler auflaufenden
Feld-Zweitligisten den ersten Hallen-Triumph auf europäischer Ebene
ermöglichen.
Aus
"Main-Spitze" vom 14.02.2009:
Halbfinale nach
zwei Auftritten in der Tasche
RRK-Hockeyteam
kommt bestens aus Europacup-Startlöchern
RÜSSELSHEIM. Besser hätte die Premiere auf der
internationalen Hallenbühne nicht laufen können: Nach zwei mehr oder
weniger deutlichen Siegen steht mit 99-prozentiger Sicherheit fest, dass
die Hockeyspieler des Rüsselsheimer RK an diesem Samstag um 19.15 Uhr im
zweiten Halbfinale um den Einzug ins Endspiel des 20. Europacupturniers
der Landesmeister kämpfen werden.
Von Martin Krieger
Mehr noch – mit 18:1 Toren und optimalen sechs Punkten hat die Mannschaft
von Kai Stieglitz auch den besten Eindruck aller acht Teams hinterlassen,
so dass beim einen oder anderen unter den am Abend gut 800 Zuschauern in
der Walter-Köbel-Halle schon leise Träume vom Finale am Sonntag (14.30
Uhr) aufgekommen sein mögen. Coach Stieglitz wird nicht dazu gehören. Denn
die Aufgabe in der Vorschlussrunde - egal, ob es nun gegen Club de Campo
Madrid oder Mitfavorit KS Pocztowiec Poznan aus Polen geht, der einen
4:5-Fehlstart gegen Rotterdam hingelegt hatte – wird keine einfache. Da
trifft es sich gut, dass im letzten Gruppenspiel (13 Uhr) gegen die
Schotten vom HC Menzieshill Kräfte gespart werden können.
RRK – Dynamo Jekaterinburg 12:1 (5:1). – Das vermeintliche
Schlüsselspiel um den Staffelsieg in der Gruppe A wurde zu einem
Schaulaufen des Gastgebers. Die hoch eingeschätzten Russen, immerhin mit
fünf aktuellen Nationalspielern und vier "Helden" angetreten, die im
Vorjahr das deutsche Titelabonnement bei der Hallen-EM beendet hatten
(2:3), waren nicht mehr als ein Sparringspartner für die zeitweilig
brillant aufspielenden Hessen. "Ich hatte den Gegner wesentlich stärker
erwartet, aber ich glaube, die waren überrascht, wie schnell wir gepasst
haben. Wir haben unsere Chancen, mit Ausnahme einer längeren Phase zu
Beginn der ersten Halbzeit, konsequent genutzt und sehr konzentriert und
engagiert gespielt", freute sich RRK-Trainer Stieglitz.
Obwohl der siebenmalige russische Hallenchampion aus dem Ural sein Heil in
einem massiven Abwehrbollwerk suchte, verstrich nur etwas mehr als eine
Minute, bis der RRK das erste Mal jubeln konnte. Kapitän Jan Petersen
vollstreckte, nachdem Oliver Domke zuvor den Pfosten getroffen hatte.
Obwohl es danach fast zehn Minuten bis zum Ausbau der Führung dauerte,
hatte diese erste Aktion einem Rüsselsheimer Akteur offenbar in besondere
Spiellaune versetzt. "Olli D." erzielte nicht nur die nächsten beiden
Tore, sondern steuerte insgesamt fünf Treffer zum verblüffend klaren
Auftaktsieg bei – eines schöner als das andere.
Dem 3:0 (13.) aus extrem spitzem Winkel folgte nach der Pause ein
gefühlvoller Heber zum 7:1 (32.) über den Dynamo-Torwart hinweg, der sich
bald darauf entnervt auswechseln ließ. Das halbe Dutzend Domke-Treffer
verhinderte der Torpfosten, von wo aus der Ball auf die Torlinie kullerte
und liegen blieb (36.). "Der Olli hat zwar schon viel erlebt, aber das
hier ist eben auch was Neues für ihn. Das war echt stark", lobte
Stieglitz. Was freilich auch für das gesamte Rüsselsheimer Kollektiv galt.
Tore, RRK: O. Domke (5), Wohlfahrt (2), Petersen, May, Wuttke, Jost, Minar;
Dynamo: Lykov; Zuschauer: 500; Schiedsrichter: Uyttenhove/Linkowski
(Belgien/Polen); Ecken: 3/2:2/0.
RRK – Luzerner SC 6:0 (3:0). – Die Schweizer begannen respektlos
und forsch, was RRK-"Goalie" Andreas Späck in der Anfangsphase einige Male
auf den Plan rief. Der spürbare Versuch, den spielerischen Faden aus der
ersten Partie aufzunehmen und weiter zu spinnen, schlug fehl. Auch das
Kontertor von Falk May (4.) kühlte das "Mütchen" der körperlich starken
und taktisch disziplinierten Eidgenossen noch nicht, denn Späck musste den
Ausgleich vereiteln. Auf der anderen Seite war SC-Keeper Dominic
Wullschleger bei den beiden ersten Ecken auf der Hut, doch nach 15 Minuten
war der hessische Weg in die Vorschlussrunde beim 3:0 geebnet. "Nach der
langen Pause den Rhythmus wieder zu finden, ist nicht einfach", befand
Stieglitz.
Sei´s drum. Nach der Pause konnte sich der Ruder-Klub dann auf seine
Standards verlassen. Alle drei Strafecken (25./34./38.) wurden verwandelt,
wobei Christian Minar mit seinen Flachschüssen die Lücken im Luzerner
Verbund optimal nutzte. Analog zum ersten Auftritt kamen alle zwölf
RRK-Akteure zum Einsatz.
Tore: May, Minar (je 2), Jost, Fuchs; Zuschauer: 800; Schiedsrichter:
Linkowski/van der Bruggen (Polen/Niederlande); Ecken: 6/4:5/0.
Aus
"Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" vom 15.02.2009:
Rüsselsheimer Hockeyherren im Finale
ley. Rüsselsheim. Nur noch ein Sieg trennt
den Rüsselsheimer RK vom Gewinn des Hallenhockey-Europapokals der
Landesmeister. Im Endspiel um die Trophäe treffen die Hessen an diesem
Sonntag (14.30 Uhr) in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle auf den
spanischen Champion Club de Campo de Madrid. Im Halbfinale am Samstagabend
profilierten sich die Hessen als eindeutiger Favorit im kommenden
Gipfeltreffen. Ihr 7:2 über KS Poczowiec Poznan war überzeugender als das
5:3 der Madrilenen über den Luzerner SC. Tore von Christian Minar, Thomas
Jost, Oliver Domke (2), Tobias Wuttke (2) sowie Sven Wohlfahrt ebneten vor
knapp 900 Zuschauern den Weg ins Endspiel. In den drei Gruppenspielen
zuvor hatte der RRK nur fünf Gegentore zugelassen, selbst aber 25 Treffer
erzielt. Es erscheint somit leichter, erstmals die Nummer eins in Europa
zu werden, als den nationalen Titel zu verteidigen. Diese Mission war
missglückt, als die Rüsselsheimer vor drei Wochen im Finale der Endrunde
Rot-Weiss Köln unterlagen.
An diesem Sonntag sind es zwei ehemalige Rüsselsheimer, die zu
Spielverderbern für den RRK werden könnten: Adriaan Kühn (Torhüter) und
Oliver Markovsky (Stürmer) besetzen Schlüsselpositionen bei den Spaniern.
Doch ihr Mitwirken ändert nichts am Favoritenstatus des Teams mit dem
Heimvorteil.
Aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 16.02.2009:
Späcks
Paraden und Minars Kracher verwandeln Köbel-Halle in ein Tollhaus
Hallenhockey: Rüsselsheimer RK hat im
Europapokal-Finale gegen Club de Campo Madrid das Glück des Tüchtigen –
Beim 3:2-Triumph nach Verlängerung hält es über 1300 Zuschauer in der
Schlussphase nicht mehr auf ihren Sitzen
Von Helmut Popp
Christian Minar als Schütze des goldenen Tores und Andreas Späck als
herausragender Torwart – das waren gestern Nachmittag die gefeierten
Helden im Dress des frisch gebackenen Hallenhockey-Europacupsiegers
Rüsselsheimer RK. Mit 3:2 nach Verlängerung hatten die Gastgeber in der
Walter-Köbel-Halle ihren Endspielpartner Club de Campo Madrid
niedergerungen. Über 1300 Zuschauer waren schier aus dem Häuschen, wurden
sie doch von ihrer Mannschaft einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Das
war wirklich nichts für schwache Nerven – ein Hockey-Krimi, der an
Spannung kaum noch zu überbieten war.
Als alles schon mit einer Entscheidung durch Siebenmeterschießen rechnete,
trat in der vorletzten Minute der Verlängerung Christian Minar in
Erscheinung. Zwei Strafeckenchancen hatte der Österreicher in der
regulären Spielzeit ungenutzt gelassen. Doch nun machte er sich mit einem
einzigen Schuss aus Sicht des RRK unsterblich. Ein Schlenzer an dem
machtlosen Madrider Torwart Adriaan Kühn vorbei unter die Latte brachte
das 3:2, katapultierte die Rüsselsheimer auf den europäischen
Hockey-Thron. Ein Schlenzer, über den man noch in vielen Jahren im
RRK-Bootshaus sprechen wird.
Dass Mannschaftskapitän Jan Petersen an diesem Sonntag tatsächlich noch
den Europapokal in den Händen halten würde, damit hatten viele in der
Pause des Finales angesichts eines 0:2-Rückstandes wohl nicht mehr
gerechnet. Der RRK lag eigentlich schon am Boden. Dessen Trainer Kai
Stieglitz war einer derjenigen, der den Glauben an die eigene Mannschaft
nie verlor: "Club de Campo de Madrid konnte in dieser Halle doch gar nicht
als Sieger vom Feld gehen. Die hatten mit Oliver Markowsky und Adriaan
Kühn nur zwei Rüsselsheimer im Kader, das waren exakt fünf Sechstel zu
wenig", unkte er im Überschwang der Gefühle immerhin rechnerisch korrekt.
Das tatsächliche Geschehen auf dem Feld war allerdings ein ganz anderes.
Madrid dominierte in der ersten Halbzeit, ließ die favorisierten Gastgeber
überhaupt nicht zum Zuge kommen. Die Rüsselsheimer wurden mit zunehmender
Dauer immer zappeliger, erlaubten dem Gegner eine Großchance nach der
anderen. Nur gut, dass Madrid im Abschluss Schwächen zeigte. Vielleicht
waren es aber auch gar keine Schwächen, die weitere Madrider Torerfolge
verhinderten. Sondern vielmehr einfach ein Verdienst von RRK-Torwart
Andreas Späck, der prima mitspielte, tolle Paraden zeigte und stets kühlen
Kopf bewahrte.
In der 5. Minute wehrte Späck einen Siebenmeter von Victor Soja ab und
belohnte damit gleichzeitig Mirco Fuchs für dessen Einsatz. Dieser hatte
nämlich zuvor die Kugel nach einem Heber artistisch von der Linie
gekratzt, den folgenden Nachschuss jedoch nur auf Kosten des Siebenmeters
regelwidrig mit dem Fuß abwehren können. Nur zwei Minuten später erneut
ein Siebenmeter für Madrid. Eduardo Aguilar machte es diesmal besser und
brachte die Spanier in Führung. Der RRK war in der Folge redlich bemüht,
gelingen wollte allerdings kaum etwas. Die Spanier waren immer einen
Schritt schneller. Kurz vor der Pause dann auch noch das 0:2, als Oliver
Markowsky einen schnellen Konter erfolgreich abschloss.
In der 24. Minute setzte Tobias Wuttke dann mit seinem Solo zum 1:2 ein
Signal. Großes Glück für den RRK in der 27. Minute, als die Kugel bereits
im eigenen Kasten zappelte, die Schiedsrichter jedoch den Vorteil für Club
de Campo Madrid nicht erkannt hatten. Stattdessen zeigten sie zum dritten
Mal auf den Siebenmeterpunkt. Aguilar zeigte prompt Nerven und setzte das
Spielgerät deutlich am Ziel vorbei, der Ball segelte über die Latte. Wenig
später hatte der Spanier auch noch mit einem Pfostenschuss Pech. So bot
sich dem RRK auf der Gegenseite bei der dritten Strafecke (34.) die Chance
zum Ausgleich. Frank Trautmann nutzte sie, erzielte mit seinem einzigen
Turniertor das 2:2.
Hektisch und aggressiv wurde es nun auf dem Spielfeld. Christian Domke und
Aguilar mussten auf die Strafbank. Der Spanier fehlte seinem Team dadurch
in den ersten beiden Minuten der Verlängerung. Die war nämlich notwendig
geworden, weil Jan Petersen mit der allerletzten Aktion in der regulären
Spielzeit aus spitzem Winkel haarscharf am langen Pfosten vorbei schoss.
Ebenso haarscharf wie in der Extra-Spielzeit zweimal Oliver Domke. In der
43. Minute erstarb den Zuschauern der Torschrei auf den Lippen, als der "Oli"
frei vor Adriaan Kühn auftauchte, doch der Club de Campo-Keeper irgendwie
die Hand noch an die Kugel bekam und diese am Tor vorbei lenkte. Letztlich
war dies aber alles egal. Man hatte ja noch einen Christian Minar, der in
der 49. Minute mit seinem Ecken-Kracher unter die Latte alles klar machte
und die tapferen Spanier in die Knie zwang.
Rüsselsheimer RK: Andreas Späck – Christian Minar, Frank Trautmann, Falk
May, Lorenz Klee, Mirco Fuchs, Oliver Domke, Christian Domke, Thomas Jost,
Sven Wohlfahrt, Jan Petersen, Tobias Wuttke.
Club de
Campo Madrid: Adriaan Kühn, Alfonso Gonzales-Laguillo (n.e.); Hector
Gonzales, Victor Sojo, Jaime Gonzales-Laguillo, Alejandro Iglesias, Andres
Mir, Cesar Sauquillo, Eduardo Aguilar, Oliver Markowsky.
Tore: 0:1
(7.) Eduardo Aguilar (7m), 0:2 (20.) Oliver Markowsky, 1:2 (24.) Tobias
Wuttke, 2:2 (34.) Frank Trautmann (Ecke), 3:2 (49.) Christian Minar
(Ecke).
Schiedsrichter: Tom Goode (Irland) und Pawel Linkowski (Polen).
Zuschauer: 1300. Ecken: 5:5. Besondere Vorkommnisse: Andreas Späck hält
Siebenmeter von Victor Sojo (5.); Eduardo Aguilar schießt Siebenmeter
übers Tor (27.). Zwei-Minuten-Strafen: Christian Domke (37.) und Eduardo
Aguilar (40.).
Aus
"Frankfurter Rundschau" vom 16.02.2009:
Triumphales Debüt
VON CHRISTIAN STÖR
Die Stimmung war kurz vor dem Siedepunkt. Das Finale im
Hallenhockey-Europapokal zwischen dem Rüsselsheimer RK und dem Club de
Campo Villa de Madrid befand sich in der achten Minute der Verlängerung,
es gab Strafecke für den RRK, die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den
Sitzen. So eine große Chance auf den Sieg würden die Hessen vielleicht
kein zweites Mal bekommen. Jan Petersen schlug den Ball nach innen, Mirco
Fuchs legte ab auf Christian Minar, der fackelte nicht lange und pfefferte
den Ball in die Maschen. Jetzt kannte der Jubel in der Walter-Köbel-Halle
keine Grenzen mehr, der Rüsselsheimer RK hatte die Spanier durch ein
Golden Goal mit 3:2 (2:2, 0:2) besiegt und zum ersten Mal den Europapokal
der Landesmeister nach Hessen geholt.
"Das ist einfach unglaublich, ein Traum ist in Erfüllung gegangen, wir
sind die beste Mannschaft Europas", freute sich Minar, der den
Glücksmoment des entscheidenden Tores nur schwer in Worte fassen konnte:
"Das ist gar nicht zu beschreiben. Ich hab' nur gesehen, der Ball ist
drin, und dann fällt dir halt ein Riesenstein vom Herzen." Dass das Finale
zu einem Drama in drei Akten werden würde, hatte vorher kaum jemand für
möglich gehalten. "Wir haben schon gespürt", sagte Christian Domke, "dass
jeder auf den Rängen einen klaren Sieg erwartet hatte. Bei uns in der
Mannschaft war aber eine andere Stimmung, wir wussten, wie gut Madrid
ist."
Souveräner Durchmarsch
Die Favoritenstellung hatten die Rüsselsheimer dank ihrer glänzenden
Auftritte zuvor allerdings zu Recht inne. Nach drei souveränen
Vorrundensiegen gegen Dynamo Stroitel (12:1), den Luzener SC (6:0) und den
Menzieshill HC (7:4) hatten die Hessen auch dem Vorjahresfinalisten KS
Posen beim 7:2 im Halbfinale keine Chance gelassen. Die klaren Siege waren
umso bemerkenswerter, als die internationale Spielzeit im Gegensatz zur
Bundesliga (zweimal 30 Minuten) lediglich zweimal 20 Minuten beträgt,
deutliche Ergebnisse darum viel seltener sind.
Im Finale gegen Madrid lief allerdings zunächst einmal fast alles schief.
In der ersten Halbzeit waren die Spanier eindeutig stärker, gingen durch
Tore von Eduardo Aguilar (7., Siebenmeter) und des ehemaligen
Rüsselsheimers Oliver Markowsky (20.) 2:0 in Führung, wobei Victor Sojo in
der fünften Minute zudem bei einem Siebenmeter an Torwart Andreas Späck
gescheitert war. "Wir haben gar nicht so schlecht gespielt", sagte Kapitän
Jan Petersen, "Madrid war einfach sehr stark zu Beginn." Die Stimmung in
der Kabine sei trotzdem gut gewesen, so Christian Minar: "Wir wussten,
wenn wir unser Spiel machen, dann gewinnen wir das Ding noch."
In der Tat kam der RRK in der zweiten Halbzeit durch Tobias Wuttke (24.)
und Frank Trautmann (34., Strafecke) zum verdienten 2:2, hatte aber auch
ein wenig Glück, dass Aguilar einen weiteren Siebenmeter für die Spanier
verschoss (27.). Trotzdem war in dieser Phase schon deutlich zu spüren,
dass Rüsselsheim die "bessere Bank" (Christian Domke) besaß und dank der
zahlreichen Wechsel gegen Ende der Partie mehr zuzusetzen hatte. Madrid
hingegen war in der Schlussphase fast stehend k.o. und rettete sich nur in
die Verlängerung, weil Petersen nach Ablauf der regulären 40 Minuten im
Anschluss an eine Strafecke aus optimaler Position verzog. "Den muss ich
einfach machen", sagte Petersen, der über den positiven Ausgang unendlich
glücklich war: "Das hätte ich mir sonst nicht verzeihen können."
In der Verlängerung war Rüsselsheim zwar klar überlegen, doch was nützt
das schon, wenn ein einziger Fehler die Entscheidung herbeiführen kann?
"Es war eine ziemliche Anspannung. Ich war jedes Mal froh, wenn der Ball
wieder weg war", sagte Torwart Andreas Späck. Nach Minars Siegtreffer in
der 48. Minute löste sich dann aber der ganze Druck, jetzt war nur noch
Feiern angesagt.
Aus
"FAZ" vom 16.02.2009:
Spaziergang,
Schwerstarbeit, Siegerparty
Die Hockey-Herren des
Rüsselsheimer RK gewinnen erstmals den Europapokal der Landesmeister. Ein
Golden Goal beschert in letzter Sekunde den 3:2-Sieg gegen Madrid.
Von Hans-Joachim Leyenberg
Mit der Leichtigkeit des Seins war es im Finale vorbei. Bis zum Schlusstag
kam der Hallenhockey-Europapokal der Landesmeister einem Spaziergang
gleich. Jedenfalls für den Rüsselsheimer RK. Aber am Sonntag geriet er zur
Schwerstarbeit. Gerade deshalb wurde das Golden Goal zum 3:2 in der
Verlängerung gegen den Club de Campo Madrid tatsächlich als goldwerter
Vorteil empfunden. Die Herrenabteilung des RRK schmückt jetzt ein
internationaler Titel, der ihr in all den Jahren der nationalen Dominanz
nicht vergönnt gewesen war. Die Hockeycracks triumphierten viermal als
Meister in der Halle, gar fünfmal als nationaler Champion auf dem Feld,
doch im Europacup blieb der Triumph drinnen wie draußen aus. Jetzt ist es
geschafft.
1500 Zuschauer in der Walter-Köbel-Halle
standen unter Schockwirkung, als die Spanier am Sonntag gegen den
ausgemachten Favoriten in Führung gingen. Dem 1:0 per Siebenmeter durch
Eduardo Aguilar ließ der ehemalige Rüsselsheimer Oliver Markowsky in der
zweiten Halbzeit das 2:0 folgen. Für die Rüsselsheimer, mit der
Trefferbilanz von 32:9 ins Finale gestürmt, war die Spielfläche plötzlich
winzig klein. Die Madrilenen taten alles, um dem Gegner den Weg zum Tor
abzuschneiden. Ein Ensemble von technisch herausragenden Profis, die
allesamt noch motivierter wirkten als die Hessen. Es war RRK-Torhüter
Andreas Späck, der sein Team in heiklen Szenen vor einem noch höheren
Rückstand bewahrte. Und es war der Treffer von Tobias Wuttke zum 1:2, der
die Wende in fortgeschrittenem Stadium einleitete. Zu diesem Zeitpunkt
waren bereits 24 von 40 Endspielminuten vorbei. So lange sahen sich die
Hessen meistens in die Defensive gedrängt, wirkten wie blockiert. Wuttkes
Solo hatte die Wirkung eines Befreiungsschlags. Hinzu kam ein Quentchen
Glück, als Aguilar einen weiteren Siebenmeter verschoss, wenig später auch
noch den Pfosten traf. Da machte es Frank Trautmann beim 2:2 in der 34.
Minute entscheidend besser. Als die Schiedsrichter in der Schlussminute
auf Strafecke für Rüsselsheim entschieden, standen die Zeichen auf ein
Happyend in letzter Sekunde. Die 40-Minuten-Frist war zwar abgelaufen,
aber die Strafecke wurde noch ausgeführt. Ein kollektiver Seufzer ging
durch die Halle, als Kapitän Jan Petersen den Ball am Torpfosten
vorbeischlenzte.
Also Verlängerung von zweimal fünf Minuten,
sofern ein Golden Goal nicht das abrupte Ende bringt. So kam es dann in
der 49. Minute, als Christian Minar per Strafecke eine erst spät in den
Morgenstunden endende Siegerparty einläutete. Der Schütze war sich sicher,
Torhüter Adriaan Kühn überwinden zu können. Man kennt ihn am Main aus
gemeinsamen Tagen in Rüsselsheim. Letztlich entschied der Österreicher in
Diensten des RRK eine Partie, von der sich sagen ließ, dass sie keinen
Verlierer verdiente. "Die Spanier hätten es auch verdient gehabt zu
gewinnen", sagte Trainer Kai Stieglitz, "sie waren nicht schwächer als
wir." Das ist das größtmögliche Kompliment für die Männer aus Madrid. Sie
waren mit nur zehn Spielern angereist, hatten sich zuvor gerade mal für
zwei Trainingseinheiten in der Halle verabredet und steigerten sich in den
Tagen von Rüsselsheim von Spiel zu Spiel. Am Finaltag agierten sie wie im
Rausch, noch eine Spur aggressiver als der Platzhirsch in Rüsselsheim.
Heraus kam eine jederzeit intensive, spannende Partie, die selbst Stephan
Abel, den Präsidenten des Deutschen Hockey-Bundes, schwärmen ließ: "Ein
tolles Finale – der eigentliche Gewinner ist das deutsche Hallenhockey und
Hockey allgemein." Dann hob er noch zu einem Loblied auf Rüsselsheim als
Gastgeber des Europacups an und klang so, als habe er nichts anderes
erwartet. "Die wissen, wie es geht", sagte Abel in Erinnerung an
Rüsselsheim als Organisator des Europacups der Landesmeister für die
Damen. Die RRK-Mannschaft hatte sich weder daheim noch auswärts um den
Titel bringen lassen. Für den Klub rechnete sich die Mission Europacup der
Herren sportlich und finanziell. Mit der Gastgeberrolle wurden Reisekosten
in potentielle Ausrichterstädte wie Posen in Polen oder Ekaterinburg in
Russland vermieden. Letztlich war es vielleicht die Rückendeckung der
Zuschauer, die die Hessen entscheidend mobilisierte. Ohne das späte
Erfolgserlebnis Europapokal "hätte es einen Knacks gegeben für die
Vorbereitung auf die Feldsaison", sagte Stieglitz. Stattdessen verleiht
der Triumph der Mannschaft einen Schub. Auf dem Feld ist sie nämlich noch
zweitklassig. Das soll sich ändern. Europas Nummer eins in der Halle peilt
den Aufstieg von der Zweiten in die Erste Bundesliga an. Schließlich
wollen die Rüsselsheimer dahin, wo sie im olympischen Feldhockey schon mal
lange waren: in die nationale Spitze.
Aus
"Main-Spitze" vom 16.02.2009:
Minars
Eckenknaller löst Jubelorgie aus
Von Martin Krieger
Rüsselsheims Hockeyspieler nach
dramatischem 3:2 über Madrid erstmals Europacup-Gewinner
Marcel Nold hockte auf der Brüstung und ließ seine unter ihm versammelten
Vereinskollegen lange sitzen. Ein Lied nach dem anderen stimmte der
Spieler aus dem RRK-Feldkader vor der fast optimal besetzten Haupttribüne
der Köbel-Halle an, bis endlich zum mittlerweile üblichen "Humba, humba,
humba - tätärä" aufgestanden und getanzt werden durfte.
Es war kurz vor 16 Uhr und manch einer, der an einen Flugtermin gebundenen
Funktionäre der Europäischen Hockey-Föderation (EHF), dürfte angesichts
der sich verzögernden Siegerehrung langsam feuchte Hände bekommen haben.
Doch keine Angst – der Europapokal der Landesmeister, den die
Rüsselsheimer Hockeyspieler nach einem dramatischen 3:2
(2:2/0:2)-Finalsieg über den Club de Campo Madrid erstmals in ihrer
Klubhistorie gewannen, wurde RRK-Kapitän Jan Petersen unbeschadet von
EHF-Präsident Martin Gotheridge überreicht.
Obwohl bald darauf die ersten Flaschen Sekt irgendwie geleert wurden und
die überglücklichen Hessen auf einen feucht-fröhlichen Abend einstimmten,
hatte sich die ganze Anspannung eines der spannendsten, mit Sicherheit
emotionalsten Endspiele in der 20-jährigen Turniergeschichte längst
entladen. 90 Sekunden vor dem Ende der Verlängerung hatte ein Österreicher
den 16. deutschen Triumph in diesem Wettbewerb zementiert und neben seinen
Teamkameraden auch gut 1500 (!) Zuschauer erlöst. "Mir kamen sofort die
Tränen; es war überwältigend", beschreibt RRK-Abwehrspieler Mirco Fuchs
den Moment, als der Ball bei der vierten Strafecke mit großer Wucht unter
der Latte des Madrider Tores einschlug.
Nach Aufregern zuhauf und einem 0:2-Rückstand war es dank eines "Golden
Goal" doch noch vollbracht. Gut so, denn nach einer Vielzahl
nervenaufreibender Ereignisse in den bis dahin abgelaufenen 48,5
Finalminuten hätte eine Entscheidungsfindung vom Siebenmeterpunkt das
Nervenkostüm einiger eventuell überstrapaziert.
Obwohl der RRK bis dahin den besseren Eindruck hinterlassen hatte, ging
die erste Halbzeit klar an die hoch motivierten, zum Teil arg hitzigen
Madrilenen. Diese waren fast immer eher am Ball, gingen ein unglaubliches
Tempo und hatten in Andres Mir eine selbst für Oliver Domke fast nicht zu
überwindende Abwehrkraft. In Minute fünf rettete Mirco Fuchs nach einem
Heber auf der Torlinie, bekam beim Nachschuss den Ball aber gegen den
Körper – Siebenmeter. Victor Sojo trat an und scheiterte am blitzschnell
ausgefahrenen linken Fuß von Keeper Andi Späck.
Zwei Minuten später machte es Eduardo Aguilar besser und ließ Späck beim
zweiten Penalty keine Chance. Da die Spanier den Ruder-Klub weiterhin
nicht zur Entfaltung kommen ließen, dauerte es bis zur 16. Minute, ehe die
erste Ecke der Heimmannschaft eine gute Tormöglichkeit verschaffte. Minar
indes scheiterte am früheren RRK-Keeper Adriaan Kühn, ehe mit Oliver
Markowsky ein anderer Ex-Rüsselsheimer mit dem 0:2 kurz vor der Pause für
noch längere heimische Gesichter sorgte.
Ein geniales Solo des starken Tobias Wuttke, mit der Rückhand zum
1:2-Anschluss gekrönt (24.), brachte den RRK zurück. Ein schwerer
Minar-Patzer mündete drei Minuten später im dritten Siebenmeter, wobei der
irische Unparteiische Tom Goode mit seinem Pfiff haderte, da der Ball von
einem RRK-Körper ins Tor trudelte. Die Entscheidung stand. Aguilar trat
wieder an und schlenzte weit vorbei. Der gleiche Spieler traf bald darauf
den Pfosten (33.), nachdem zuvor Minar die vierte Campo-Ecke von der Linie
"gekratzt" hatte.
Als Frank Trautmann bei der dritten heimischen Strafecke mit seinem ersten
Turniertor den Gleichstand erzwang (34.), keimte Hoffnung auf. Doch trotz
einer Strafzeit gegen Christian Domke (37.) und guter Chancen hüben wie
drüben – darunter eine RRK-Ecke in letzter Sekunde – ging es in die
Verlängerung. Hier konnte der Ruder-Klub zunächst eine dreiminütige
Überzahl nicht nutzen, durfte letztlich aber doch – dank Späcks Paraden
und ein wenig Glück – jubeln. Hut ab!
Tore: 0:1 Aguilar (7./7m), 0:2 Markowsky (20.), 1:2 Wuttke (24.), 2:2
Trautmann (34./E), 3:2 Minar (48./E); Zuschauer: 1500; Schiedsrichter:
Goode/Linkowski (Irland/Polen); Ecken: 5/2:3/0; Zeitstrafen: C. Domke
(33.) - Aguilar (40.).
Rüsselsheimer RK: Andreas Späck; Christian Minar (5 Turniertore), Mirco
Fuchs (1), Frank Trautmann (1), Christian Domke, Jan Petersen (2), Falk
May (3), Oliver Domke (8), Sven Wohlfahrt (4), Tobias Wuttke (6), Thomas
Jost (5), Lorenz Klee.
Der RRK gewinnt durch ein "Golden Goal"
(3:2, 2:2, 0:2) in der Verlängerung den Europa-Pokal der Landesmeister
gegen den spanischen Meister Club de Campo de Madrid!!!
Aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 16.02.2009:
Splitter
Holländisches Fairplay: Die
fairste Mannschaft des 20. Hallenhockey-Europapokals in der Köbel-Halle
war der HC Rotterdam.
Bester
Torschütze: Mit elf Treffern war Maurits Hertzberger vom HC Rotterdam
der erfolgreichste Torschütze des Turniers. Oliver Domke vom RRK brachte
es auf acht Treffer.
Bester
Torhüter: Einen unvergesslichen Moment erlebte Andreas Späck. Er wurde
von der Jury zum besten Torhüter des Europacup-Wochenendes gewählt.
Bester
Spieler: Mit Andres Mir wurde ein Spanier vom Club de Campo Madrid zum
besten Spieler des Turniers gewählt. Stolz, trotz der Finalniederlage
seines Teams, nahm er die Auszeichnung entgegen.
Geheimrezept: Was die Spieler des Rüsselsheimer RK stark macht,
erzählten Kapitän Jan Petersen und Torhüter Andreas Späck im Rahmen des
offiziellen Empfangs am Samstag im Rathaus: Neun von zwölf Spielern
stärken sich vor wichtigen Spielen beim Italiener mit Tortellini alla pana.
Das ist also eines der Geheimnisse des Erfolgs.
Engagierte Helfer: An den drei Tagen Hockey-Europacup in der
Walter-Köbel-Halle sorgten mehr als 60 Helfer für das Wohl der Sportler
und der Zuschauer. Vom Hallensprecherduo Thomas Susenburger und Heiko Hess
bis zu den 20 Balljungen reichte die Bandbreite.
RRK im
TV: Der Hessische Rundfunk berichtet am späten heutigen Montag Abend
heute in seiner Sendung "heimspiel" über den 20. Hallenhockey-Europapokal.
Die Sendung beginnt – zur neuen Sendezeit – um 23 Uhr. (frai)
Stimmen
Christian Domke (RRK): "Für mich hat das eine größere Bedeutung als
der Sieg bei der Hallen-WM 2003 in Leipzig. So einen Erfolg zu erringen
mit seinen Freunden, mit denen man aufgewachsen ist – etwas besseres gibt
es nicht. Ich hatte immer an unseren Erfolg geglaubt, da wir bereits in
der ersten Halbzeit eine gute Leistung gezeigt haben. Unsere Zuschauer
waren mitverantwortlich für unseren Sieg, hoffentlich kommen viele auch
auf dem Feld."
Jan
Petersen (Spielführer/RRK): "Wir sind alle überglücklich über unseren
ersten Europapokalsieg. Zu Beginn sind wir nicht richtig im Spiel gewesen,
da der entscheidende Pass nicht zum Mitspieler kam. Der Ausgleich war aber
verdient, da wir uns steigern konnten. Nachdem wir in der Verlängerung
einige gute Torchancen nicht verwerten konnten, war es wieder unser
Andreas "Späcki" Späck, der uns rettete. Mit diesen tollen Zuschauern
konnten wir einfach nicht verlieren. Das ist heute ein super Tag für mich
als Spielführer, dass wir Geschichte schreiben konnten. Wir werden weiter
zusammenbleiben, so habe ich bereits für eine weitere Saison zugesagt."
Torben
Stallmach (Betreuer/RRK): "Ich bin superglücklich und stolz auf die
Spieler. Sie haben hier Fantastisches geleistet. So eine Stimmung wie
heute hier habe ich in Rüsselsheim noch nie erlebt. Einen besseren
Abschied konnte ich mir gar nicht vorstellen. Leider haben die
Schiedsrichter für Hektik gesorgt."
Oliver
Domke (RRK): "Wir hatten es einfach verdient! Ich kann mich gar nicht
erinnern, mal vor einer vollen Walter-Köbel-Halle zu spielen. Das war
Gänsehautstimmung pur. Daran könnte ich mich gewöhnen."
Tobias
Wuttke (RRK): "Ich bin stolz auf die Mannschaft – was sie hier
geleistet hat. So stark hatte ich mir Spanier nicht vorgestellt. Das war
ein Finale auf hohem Niveau. Die Stimmung hier war gigantisch."
Stephan Abel (Präsident DHB): "Das war heute Werbung für Hallenhockey.
Die Veranstaltung war vom RRK perfekt organisiert. Die Rüsselsheimer haben
sich diesen Erfolg klar verdient. Mein Verein RW Köln wird sich im
kommenden Jahr für die Ausrichtung bewerben. Allerdings brauchen wir dann
eine größere Halle, da in unserer Sporthalle nur Platz für 900 Zuschauer
sind. Diese Stimmung hier war unbeschreiblich." (step)
Aus
"Main-Spitze" vom 16.02.2009:
Stimmen
zum RRK-Europacupsieg
Kai Stieglitz (RRK-Trainer): Madrid war aggressiver und heißer als
wir, und wir haben nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten.
Wenn der Schiedsrichter nicht Siebenmeter, sondern das Tor zum 3:1 pfeift,
hätte ich nichts gesagt. Aber natürlich bin ich froh und glücklich, dass
wir es vor so vielen Rüsselsheimern und einer so tollen Stimmung noch
geschafft haben. Ich glaube auch, dass uns das einen Knacks versetzt
hätte, wenn wir heute verloren hätten.
Xavi Arnau (Campo-Coach): Es gab schon eine Reihe komischer und für
uns extrem nachteiliger Entscheidungen. Aber das fällt wohl unter das
Kapitel Heimvorteil. Andererseits hatten wir genug Chancen, darunter zwei
weitere Siebenmeter. Insgesamt haben wir mehr erreicht, als im Vorfeld
erwartet.
Mirco Fuchs: Wir wissen, was wir können, und deshalb habe ich auch
immer an uns geglaubt. Die Spanier waren immer ganz dicht an den Leuten
dran; deshalb war es so extrem schwer für uns. Ich wusste, dass der Minnie
(Christian Minar, d. Red.) die letzte Ecke hoch reinmacht. Mir kamen
sofort die Tränen; ein überwältigender Moment.
Andreas Späck (bester Turniertorwart): Das war ne echt enge
Geschichte heute, aber über das gesamte Turnier hinweg betrachtet waren
wir sicherlich die konstanteste Mannschaft. Die Auszeichnung freut mich
und ist eine Bestätigung meiner Saisonleistung. Den dritten Siebenmeter
hätte ich lieber gehalten, als dass er den vorbeischießt.
Sven Wohlfahrt: Wir haben zwar schon einige wichtige Spiele
absolviert, aber ich muss sagen, ich war ziemlich nervös. So viele leichte
Fehler sind mir lange nicht mehr passiert. Das 0:2 hat mich nicht gesorgt,
weil uns noch viel Zeit blieb. Das mit dem dritten Siebenmeter war echt
bitter für Madrid. Wenn man bedenkt, dass ich vor eineinhalb Jahren in
Kais Unfallauto saß und wir alle froh waren, mit einem blauen Auge da
rausgekommen zu sein, ist der DM-Titel und das hier heute einfach
unfassbar.
Oliver Markowsky (Madrid): Wir standen gut und hätten es auch
verdient gehabt. Es war mein erstes Spiel gegen meinen früheren Verein,
aber nun bin ich Spieler von Madrid und wollte gewinnen. Golden Goal finde
ich in der Halle schlecht, weil die Verlängerung so kurz ist. Der RRK ist
ein absolut verdienter Turniersieger und ein glücklicher Finalgewinner.
Adriaan Kühn (Madrid): Wir haben hier echt geil mitgespielt und
hatten in der Verlängerung selbst noch mal die Chance. Die Enttäuschung
ist schon groß, aber in zwei, drei Stunden sieht das besser aus.
Stephan Abel (DHB-Präsident): Nach dem 0:2 hat der RRK irgendwann
eine Methode gefunden, das Madrider System zu knacken. Am Ende hat sich
kollektive Routine gegen hervorragende Einzelspieler verdient
durchgesetzt. (kri).
Randnotizen vom Europacup in der Walter-Köbel-Halle
Gutes Pflaster: Nach fünf Europacupsiegen der Damen zwischen 1992
und 2004 ebnete die Köbel-Halle auch den RRK-Herren den Weg zum ersten
internationalen Titel. Doch auch einige Deutsche Meisterschaften konnten
hier gefeiert werden. Die Männer triumphierten ein Jahr nach der Eröffnung
1973 erstmals, die Damen legten 1991 nach. Unabhängig davon, ob die Halle
um- oder neu gebaut wird, muss dieser Europacup nicht das letzte große
Hockeyevent gewesen sein. OB Stefan Gieltowski versicherte, dass, egal was
entschieden wird, "es auch künftig in der Sportstadt Rüsselsheim eine für
Großereignisse ausgelegte Halle geben wird."
Freud´ und Leid: Neben dem Europacupsieg erfreute sich der RRK am
dritten Februar-Sonntag auch an der DM-Qualifikation zweier weiblicher
Jugendteams. In die Jubelstimmung mischte sich auch Trauer: Im Alter von
64 Jahren erlag Mike Martin – 1972 bis 1975 im RRK-Tor – einer
heimtückischen Krankheit. Dazu wurde bekannt, dass Teambetreuer Torben
Stalmach in 14 Tagen beruflich nach Berlin geht.
Namensverwirrung: Der als Dynamo Stroitel angekündigte russische
Meister kam aus der Millionenstadt Jekaterinburg, rund 2000 Kilometer
östlich von Moskau. Der Name Stroitel bedeutet Bauarbeiter ...
Fanklub: Einer besonderen Unterstützung erfreute sich am ersten
Turniertag Mirco Fuchs. Seine 6. Klasse, die der Referendar am
benachbarten Kant-Gymnasium betreut, bejubelte mit selbst gemalten
Transparenten fast jede Aktion ihres Lehrers. Dem Wunsch, das Trikot
mitnehmen und im Klassenzimmer aufhängen zu dürfen, entsprach "Fuxi"
freilich nicht. "Das stinkt doch", sagte der Abwehrspieler, was der Frager
locker konterte: "Wir waschen das auch." Ob's nach dem Turniersieg
vielleicht doch noch etwas geworden ist?
Utensilie: Die nur international
geforderten Torbretter, für den ersten Damen-Europacup 1992 produziert,
waren an einem sicheren Platz in der Köbel-Halle verstaut worden. Vor dem
ersten Turnierspiel 2009 waren allerdings leichte Reparaturmaßnahmen
notwendig. Ausgedient soll das hölzerne Machwerk nicht haben: "Die denken
bestimmt, dass wir vielleicht mal wieder einen Europacup ausrichten",
sagte RRK-Abteilungsleiter Martin Müller. Schön wär's!
Altersspanne: Genau 24 Jahre lagen zwischen dem ältesten und
jüngsten Spieler, wobei es sich jeweils um Torhüter handelte. Mikhahail
Lyutikov (40) stand bei Dynamo Stroitel Jekaterinburg zwischen den
Pfosten, der 16-jährige Simon Schär drückte beim Luzerner SC noch die
Ersatzbank.
Staraufgebot: Insgesamt 32 aktuelle Nationalspieler hatten die acht
Mannschaften mitgebracht – die meisten der schottische Meister HC
Menzieshill (7). Beim HC Rotterdam tragen alle drei Brüder Hertzberger das
"Oranje"-Trikot, wobei Jeroen als einziger auch auf dem Feld international
mitmischt. Vor einem Jahr hatte er sich im olympischen Halbfinale von
Peking der DHB-Auswahl nach Siebenmeterschießen beugen müssen. Die
wenigsten aktuellen Auswahlspieler hatten Sieger RRK (Christian Minar) und
Poznan (Krysztof Kmiec) vorzuweisen.
300 Brötchen geschmiert
Der gesamte RRK packt beim Europacup mit an
(dev). Der Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) ist eine verschworene
Gemeinschaft. Wenn es gilt, steht der ganze Verein zusammen und hilft. Das
war bei der Euro-Hockey Hallenmeisterschaft der Männer am Wochenende
deutlich zu spüren.
Bereits beim Betreten der Walter-Köbel-Halle empfing die Besucher eine
freundliche Atmosphäre. Ob Mitglied oder Eltern von Spielern, stolz wurde
sich im knallroten RRK-Trikot präsentiert.
Im Foyer gab es Informationen zu den Sponsoren und über den Verein. Der
Stand wurde von Rolf Lange betreut und bot auf einem großen Bildschirm die
aktuellen Ergebnisse zum Turnier. Die Ruderabteilung hatte zwei Ergometer
aufgebaut, die eifrig genutzt wurden. Abteilungsleiter Martin Kraft machte
hier mit seinen Helfern Werbung fürs Rudern. Beim Stand der
Hockeyabteilung durften Schläger und Bälle ausprobiert werden.
Ein großer Hockeywimpel mit den Daten der zahlreichen Meisterschaften
zeigte den Besuchern deutlich den ganzen Stolz des Vereins. "Yes, we can"
steht darauf und sollte auch als Motto für dieses Turnier gelten. Ihren
besonderen Stolz zeigten auch die rund 30 Balljungen für das Turnier.
Mädchen durften hier nicht mitmachen. "Das schaffen wir auch alleine",
meinte einer der Jungs.
Ansteckend gute Stimmung herrschte auch in den Katakomben der Halle. In
der Küche wurde das Essen für die VIPs bereit gestellt. Sponsoren und
Offiziellen der Europäischen Hockey Föderation wurde hier Gelegenheit zum
Rückzug und entspannten Gesprächen gegeben. Ein Security-Mann sorgte
dafür, dass die Prominenten auch wirklich ungestört blieben. An ihm kam
keiner ohne VIP-Ausweis vorbei.
Chefin war hier Barbara Knoll-Markowsky, symbolisch gemeint. Immer drei
Stunden lang sorgten sechs Frauen dafür, dass genügend Brötchen bereit
standen und Kaffee gekocht war. Keine leichte Aufgabe: Gut 130 VIPs waren
für die drei Tage angemeldet. Pro Tag mussten also 300 Brötchen und 120
Kuchenstücke bereit gestellt werden. Dazu ungezählte Liter Kaffee und
andere Getränke.
Dieses Großereignis war nur mit Hilfe von Sponsoren zu Schultern,
berichtete Willi Schwanke. Bei ihm liefen an diesem Wochenende alle Fäden
zusammen, er war rastlos in der Köbelhalle unterwegs. Die Sponsoren
unterstützen dabei nicht nur mit Geld, es wurden auch Kuchen oder Brötchen
gestiftet. Für die Sponsorensuche und die Verpflegung war Jürgen Kaul
verantwortlich. Bereits kurz nach der Bewerbung des RRK zur Ausrichtung
des Europacup-Turniers der Landesmeister wurde mit Volldampf in die
Organisation gestartet. Hockey-Abteilungsleiter Martin Müller hatte ein
Orgateam ins Leben gerufen, zu dem auch Rechtsanwalt Glenn Eifert und Rolf
Lange gehörten. |