Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Leipzig (05. -  09.02.2003)

1. Hallenhockey-Weltmeisterschaft 2003

Die "Main-Spitze" schreibt am 10. Februar 2003:

Eine rundum "goldige" Angelegenheit

Beide deutsche Hockeyteams bei der ersten Hallen-Weltmeisterschaft auch in den Endspielen obenauf

Von unserem Redaktionsmitglied Martin Krieger

LEIPZIG - An geschichtsträchtiger Stätte haben Deutschlands Hockey-Nationalteams einen historischen Erfolg gefeiert. In Leipzig, wo vor 14 Jahren maßgeblich das Ende des DDR-Regimes und der deutschen Teilung eingeläutet worden war, machten beide Auswahlen des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) die erste Hallen-Weltmeisterschaft wie erhofft zu einer rundum „goldigen" Angelegenheit. Mehr als 6.000 begeisterte Zuschauer in der neun Monate alten Arena Leipzig bejubelten zunächst den 5:2-Finalerfolg der deutschen Damen im Klassiker gegen die Niederlande, dem die Herren 90 Minuten später einen souveränen 7:1-Endspielsieg über Polen folgen ließen.

Gruppenspiel Deutschland gegen Österreich (links Irene Balek vom RRK)

Gruppenspiel Deutschland gegen Neuseeland (rechts vorn Oliver Domke vom RRK)

Obwohl die Titelgewinne alles andere als eine Überraschung bedeuten, da Hallenhockey nur in Deutschland den gleichen Stellenwert besitzt wie die olympische Sportart Feldhockey, waren die Premierensieger dennoch überglücklich: „Wir waren heute klar die bessere Mannschaft und haben eine perfekte WM gespielt. Der Hallentitel hat uns in der Sammlung noch gefehlt", strahlte Männer-Bundestrainer Bernhard Peters. Dessen Bilanz kann sich sehen lassen: Vor elf Monaten hatte er die DHB-Auswahl zum ersten WM-Triumph im Freien gerührt. Entscheidende Impulse für das seit Sydney zweitklassige deutsche Damenhockey erhofft sich Peter Lemmen: „Die Spielerinnen mussten einfach 'mal wieder spüren, was es bedeutet, ganz oben zu stehen und gefeiert zu werden", so der Bundestrainer.

Die deutsche Damen-Nationalmannschaft vor dem Gruppenspiel gegen Trinidad & Tobago

 Die deutsche Herren-Mannschaft nach dem Finalsieg über Polen

Jubel der deutschen Damen-Mannschaft nach dem Finalsieg über die Niederlande

Die beiden deutschen Mannschaften vereint nach dem Gewinn der Weltmeistertitel

Bis zum Bad in der Menge war es für die zwölf Bundesligaspielerinnen ein weiter Weg. Beim 3:2-Zwischenstand lag der Ausgleich in der Luft, und auch weil die Mannheimerin Fanny Rinne einen Siebenmeter vergab, durfte erst mit dem 24. Turniertor der Berlinerin Natascha Keller in der Schlussminute aufgeatmet werden. Bei den Herren egalisierten die Polen zwar zum 1:1 (8.), doch danach spielte der Dauer-Europameister seine Klasse aus. Der  Rüsselsheimer Oliver Domke (3), dessen Bruder Christian sowie Matthias Witthaus (Krefeld), Björn Emmerling (Stuttgart) und Björn Michel (Turin) trafen für den Gewinner, der nun in 108 Hallen-Länderspielen unbesiegt ist.

In den Halbfinals, die eine deutsch-französische Angelegenheit waren, mussten die DHB-Herren deutlich mehr arbeiten als die Damen. Ohne den Münchner Spielmacher Christoph Eimer (Viruserkrankung) tat sich der Favorit vor 5.000 Zuschauern beim Toreschießen schwer und hatte den 4:2-Erfolg seinem herausragenden Torhüter Steifen Erlewein (Bad Dürkheim) zu verdanken. Die Damen, im EM-Halbfinale 2002 gegen Frankreich „nur" 7:3 obenauf, gingen zwar erst in Minute elf in Führung, hatten danach aber leichtes Spiel. Rückkehrerin Britta Becker (Hamburg) traf beim 12:2 drei Mal und soll nun unbedingt bis 2004 weitermachen.


Ein rundum zufriedenes Trio

RRK erwartet die WM-Helden Denise Klecker, Oliver und Christian Domke

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 10. Februar 2003)

LEIPZIG - Beim Rüsselsheimer RK waren sie sich offenbar sicherer als sonst, dass es an diesem Montag Abend etwas zu feiern geben würde. Der Oberbürgermeister und die Presse wurden bereits für 19 Uhr ins „Bootshaus" eingeladen, als bei der ersten  Hallenhockey-Weltmeisterschaft in der Arena Leipzig noch nicht einmal die Vorrunde absolviert war.

Das grenzenlose Urvertrauen in die Fertigkeiten der deutschen Nationalteams indes war alles andere als unbegründet. Mit finalen Siegen über die Niederlande (5:2) und Polen (7:1) marschierten Damen wie Herren des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) bei der Premierenveranstaltung in der sächsischen Messestadt tatsächlich bis zum Ende souverän durch und sicherten sich vor mehr als 6.000 Zuschauern erwartungsgemäß die WM-Titel. Da Denise Klecker (31), Oliver (26) und Christian Domke (24) in Leipzig für Deutschland am Schläger waren, darf als gesichert gelten, dass etliche RRK-Mitglieder und -Fans dem Goldmedaillentrio heute die Hand schütteln möchten. Und auch Irene Balek dürfte in dieser Richtung nicht zu kurz kommen, wobei der zuverlässigen RRK-Abwehrspielerin in Diensten Österreichs ein wenig Zuspruch ob des reichlich unglücklichen siebten Platzes gut tun würde.

Dass das siegreiche Trio nicht gemeinsam in Leipzig die Nacht zum Tag machte, lag am Hessischen Rundfunk. Denise Klecker ließ sich nach Frankfurt fliegen, um dort im abendlichen „Sportkalender" als Interviewpartnerin und Glücksfee zur Verfügung zu stehen. „Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden", so Klecker, die auch in der kritischen Phase des Endspiels Ruhe und Übersicht bewies. Obwohl ihr allein beim 19:2 über Trinidad und Tobago ein WM-Tor glückte, hatte der Bundestrainer ein Lob parat: „Der Rüsselsheimer Block hat gerade im Finale sehr stabil gestanden", so Peter Lemmen im Hinblick darauf, dass die langjährige RRK-Größe Britta Becker mit Klecker eine Abwehrformation bildete.

Gleichwohl vor drei Wochen bereits Europameister geworden, waren auch die Domke-Brüder erst jetzt richtig mit sich und der Hockeywelt zufrieden: „Es war riesig, vor dieser Kulisse zu spielen und zusammen mit meinem Bruder Weltmeister geworden zu sein", sagte Oliver. Analog zur Feld-WM in Malaysia vor elf Monaten lief der Stürmer im Endspiel zu großer Form auf und erzielte drei seiner 13 Turniertreffer. Im 50. Länderspiel hatte Christian die DHB-Auswahl mit seinem vierten WM-Tor gegen die chancenlosen Polen in Führung gebracht: „Mit dem Bruder Weltmeister zu werden, hat doppelt Spaß gemacht. Ich denke, dass ich das Vertrauen, des Bundestrainers gerechtfertigt habe und mir dieser Erfolg im Hinblick auf 2004 einen Schub nach vorne gibt", so Christian, der sich immer wieder mit genialen Anspielen und schnellen Antritten hervortat. Keine Frage dürfte daher sein, dass sein schon vor dem Turnier beschädigter Schläger in Ehren gehalten wird. Bis zur nächsten Hallen-WM.


Vier RRKler − zwei Damen und zwei Herren − waren in Leipzig für Deutschland mit dabei ...

Gemeinsam im Trikot der deutschen Hockey-Nationalmannschaft auf Titeljagd beim 1. Hallenhockey-Weltcup in Leipzig: Die Brüder Oliver und Christian Domke, links Tibor Weißenborn vom Berliner HC.

Denise Klecker und Aurélie Morin, im Halbfinale Deutschland - Frankreich trafen sie aufeinender. Die Französin war im Jahr 2002 mit dem RRK Europacupsieger.

Britta Becker, das Rüsselsheimer "Urgestein" war in Leipzig eine feste Größe. Sie spielt heute zwar nicht mehr für den RRK sondern für den Großflottbeker THGC, ist aber noch RRK-Mitglied! Hier im Gruppenspiel gegen Tschechien.

Oliver Domke, zweitbester deutscher Torschütze. Mehr als 13 Treffer, die Oliver Domke in den sieben WM-Spielen erzielte, gelangen nur dem Hamburger Philipp Sunkel (14)


Die "Main-Spitze" schreibt am 11. Februar 2003:

OB lobt die "Hochburg für Hockey"

red. - Oberbürgermeister Gieltowski hat den Rüsselsheimer Hockey-Weltmeistern gestern Abend im "Bootshaus" gratuliert: "Die beiden deutschen Hockey-Nationalmannschaften wurden ihrer Favoritenstellung überzeugend gerecht". Er sprach Oliver Domke, Christian Domke und Denise Klecker seinen Glückwunsch zum "grandiosen Erfolg" in Leipzig aus, vergaß aber auch nicht das siebtplatzierte RRK-Mitglied Irene Balek (Österreich) zu erwähnen. Dass beide Hallenhockey-WM-Titel nach Deutschland gehen, wertet der OB als Beleg für die exzellente Arbeit des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) insgesamt und vor allem des RRK vor Ort: "Die Stadt Rüsselsheim unterstützt ihre Sportler durch die Bereitstellung exzellenter Trainings­ und Wettkampfstätten. Und ich betrachte die Investitionen in den neuen Hockey-Kunstrasen im Stadion damit als gut angelegt", führte Gieltowski weiter aus. Für den Oberbürgermeister hat Rüsselsheim zudem den Anspruch untermauert, Deutschlands Hockey-Hochburg zu sein.  

 

Blumen für die erfolgreichen Hallenhockey-Asse des RRK: Oberbürgermeister Stefan Gieltowski (Mitte) hatte sich sagen lassen, dass es drei Weltmeister in Rüsselsheims Sportgeschichte noch nicht gegeben hat. Seine Laudatio auf die Goldmedaillengewinner Christian Domke, Denise Klecker und Oliver Domke (von links) sowie die für Österreich aktive Irene Balek verknüpfte das Stadtoberhaupt gestern Abend damit, dass im Falle einer erfolgreichen Olympia-Bewerbung Frankfurts bezüglich der angedachten Vorrundenspiele im Stadion nachgebessert werden müsse. Für das RRK-Quartett hatte Gieltowski zudem Gutscheine für das Stadttheater mitgebracht. Für ihre Verdienste wurde den Domke-Brüdern die RRK-Leistungsnadel in Gold verliehen.

 

Die Platzierung bei den Damen:

Die Platzierung bei den Herren:

1.   Deutschland
2.   Niederlande
3.   Frankreich
4.   Tschechien
5.   Weissrussland
6.   Litauen
7.   Österreich
8.   Russland
9.   Australien
10.   Südafrika
11.   Trinidad & Tobago
12.   Mexiko
1.   Deutschland
2.   Polen
3.   Frankreich
4.   Schweiz
5.   Niederlande
6.   Kanada
7.   Australien
8.   Tschechien
9.   Russland
10.   Südafrika
11.   USA
12.   Neuseeland

Zu drei der vier RRKler schreibt die "FAZ" am 5. Februar 2003:

Zwei Brüder aus Rüsselsheim kämpfen in der deutschen Hockey-Nationalmannschaft in der Halle um die Weltmeisterschaft

Christian Domke tritt aus dem langen Schatten von Oliver

Von ULRICH FRIED (aus "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 5. Februar 2003)

RÜSSELSHEIM. Jüngeren Geschwistern, wird gerne behauptet, soll das Aufwachsen zumeist leichter fallen. Dass die späte Geburt längst nicht immer eine Gnade ist, davon könnte Christian Domke berichten. Selbst unter Fachleuten ist es bis heute Usus, dem Familiennamen fast immer den Vornamen Oliver zuzuordnen. Doch obwohl der 26 Jahre alte Oliver Domke als gestandener Hockey-Nationalspieler, zweimaliger Olympiateilnehmer und deutscher 2:1-Siegtorschütze im Finale der Weltmeisterschaft vor fast elf Monaten einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad erreicht, hatte der knapp zwei Jahre jüngere Christian ihm bis vor drei Wochen etwas voraus - er war schon einmal Hallen-Europameister.

Von diesem Mittwoch an verfolgt das Brüderpaar des Rüsselsheimer RK ebenso wie ihre Vereinskollegin Denise Klecker mit dem Damen-Nationalteam ein größeres Ziel: Bei der ersten Hallen-Weltmeisterschaft in Leipzig, für die sich jeweils zwölf Nationen qualifiziert haben, soll am Sonntag das Endspiel erreicht und der Titelgewinn gefeiert werden. Daß Oliver Domke nach 182 Feld-Länderspielen vor wenigen Wochen erstmals auch in der Halle das Nationaltrikot überzog, sei allein seine Entscheidung gewesen, sagt er. „Ich hätte mehrfach gekonnt, wollte aber nicht, weil das mit der Ausbildung irgendwie nie hingehauen hat." Als Student der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Wiesbaden sieht es besser aus, und da der Europameisterschaft in der nordspanischen Küstenstadt Santander noch die erste Hallen-Weltmeisterschaft folgen sollte, habe er diesmal frühzeitig gegenüber Bundestrainer Bernhard Peters sein Interesse signalisiert. „Prinzipiell spiele ich genauso gerne Feld wie Halle, zumal es da viele Torraumszenen gibt. Und wenn man zwei Titel in so kurzer Zeit mitnehmen kann, ist das doch eine schöne Sache. Obwohl wir die Teams außerhalb Europas nicht kennen, sollten wir uns mit dem Heimvorteil durchsetzen können", sagt Domke der Ältere. „Und natürlich freue ich mich darauf, mit meinem Bruder zusammenzuspielen."

Der jüngere Domke empfindet genauso. „Da wir uns besser als alle anderen kennen, sind die Laufwege ganz klar", sagt Christian. Seit 1999 ist er immer wieder einmal im Nationalkader des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) aufgetaucht, ohne sich einen Stammplatz erspielen zu können. Auch an die Hallen-Europameisterschaft vor zwei Jahren in Luzern hat er trotz des Titelgewinns nicht die allerbesten Erinnerungen. „Ich bin damals als Stürmer nicht soviel zum Einsatz gekommen und habe mich ein bisschen übergangen gefühlt." Dass er im Verein nun schon in der zweiten Bundesligasaison hintereinander mit Abwehraufgaben betraut ist, ohne deshalb seine technischen Fertigkeiten und seinen Offensivdrang zu unterdrücken, hat ihm beim Bundestrainer offenbar mehr Anerkennung eingebracht. „Er hat mich bei den Lehrgängen mehrfach gelobt, und irgendwann war ziemlich klar, dass ich dabeisein würde. Ich denke, mein Vorteil ist, dass ich hinten und vorne spielen kann", sagt Domke II.

Und genau das imponiert auch dem älteren Bruder. „Er hat ganz andere Qualitäten als ich." Dass beide Domkes über die aktuellen Hallen-Höhepunkte hinaus auch im Freien bis zu den Olympischen Spielen 2004 gemeinsam spielen werden, sieht Oliver deshalb aber noch nicht. „Natürlich wäre das toll, aber ich weiß nicht, ob seine Kniegelenke die härtere Belastung draußen mitmachen." Schon häufig habe Christian speziell nach Feld-Lehrgängen über Schmerzen geklagt und pausieren müssen. Für den Jüngeren indes ist dies kein Grund, aufzugeben. „Ich möchte unbedingt nach Athen, denn der Stellenwert von Feldhockey ist nun einmal deutlich höher." Mit vorbeugenden Kraftübungen und der Einnahme homöopathischer Mittel hofft er, dieses leidige Problem in den Griff zu bekommen. Was seine Rolle im Schatten des berühmten Bruders betrifft, hat er nach inzwischen 44 Länderspielen seinen Frieden offenbar gefunden. „Früher hat mich das schon ein bißchen gewurmt, aber mittlerweile stehe ich da drüber. Der Respekt ist da - auch im Nationalteam. Und im Verein nehmen alle was von mir an; auch der Olli", sagt Christian.

Beim Gewinn der Europameisterschaft gehörte Christian Domke zu den stärksten deutschen Spielern und war vom Bundestrainer daraufhin in den höchsten Tönen gelobt worden. „Der kleine Domke war diesmal der große", hatte Bernhard Peters gesagt. Bruder Oliver erzielte in Spanien zwar neun Tore, konnte den Bundestrainer aber erst im Turnierverlauf richtig überzeugen. Dennoch sind die Gemeinsamkeiten der Geschwister bisweilen frappierend: Auch Christian studiert Betriebswirtschaft, allerdings an der Gutenberg-Universität in Mainz. Dass das Domke-Duo in Santander und nun auch in Leipzig in einem Zimmer logiert, ist daher nicht wirklich etwas Besonderes. Dass erstmals Brüder zu jenen zwölf deutschen Spielern gehören, die in der Halle um einen Titel kämpfen, auf jeden Fall. Und spätestens als Mitglied der ersten Weltmeistermannschaft dürfte auch der Name Christian Domke dem einen oder anderen vielleicht geläufiger sein.


Britta Becker greift bei der Hockey-WM wieder zum Schläger

Von Spiellust in die Halle getrieben

pep. FRANKFURT. Einen großen Unterschied hat Peter Lemmen schon bei den Testspielen der deutschen Hockeydamen vor der Hallen-Weltmeisterschaft in Leipzig ausgemacht. „Für die meisten Medien ist sie Frau Kerner, aber für mich zählt nur Frau Becker." Doch dass die Nominierung von Britta Becker, der bekanntesten deutschen Hockeyspielerin und Ehefrau des Fernsehmoderators Johannes B. Kerner, für Aufsehen sorgen würde, war dem Bundestrainer bewusst. Die Werbebranche hätte schließlich keine bessere Idee haben können, um der ersten Hallen-Weltmeisterschaft in der Geschichte der Internationalen Hockey-Federation in Leipzig mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Doch dass solche Gedanken bei der Nominierung eine Rolle gespielt haben, verneint Lemmen; „Ich habe versucht, die besten Spielerinnen zu nominieren, denn diese WM hat einen hohen Stellenwert für uns." Das verwundert nicht: Deutschland, die Hochburg des Hallenhockeys, ist bei Damen und Herren Favorit.

Das hat auch Britta Becker wieder gereizt, mitzumachen und zumindest kurzfristig den Spagat zwischen Familie und Leistungssport zu wagen. Nach den Olympischen Spielen in Sydney hatte sie ihre Karriere nach 224 Länderspielen wegen der Geburt ihres zweiten Kindes unterbrochen, nun geht die Laufbahn mit der Leipziger WM erst einmal weiter. Als richtiges Comeback will die ehemalige Rüsselsheimerin, die inzwischen in Hamburg für Großflottbek spielt, diese Titelkämpfe noch nicht sehen. Ob es nämlich bis zu den Olympischen Spielen in Athen im kommenden Jahr weitergeht, steht noch lange nicht fest. „Ich freue mich auf diese Hallen-WM, aber danach muss ich gucken, ob ich das weiter machen möchte", sagt sie.

Mitgemacht hat sie schließlich schon viel, seit sie 1989 als 16 Jahre altes deutsches Wunderkind ihr Debüt in der Nationalmannschaft gab. Drei Jahre später hatte sie beinahe das Größte im Leben einer Hockeyspielerin schon erreicht, aber das olympische Finale 1992 in Barcelona ging in der Verlängerung gegen Spanien verloren. Es folgten deutsche Meistertitel in Serie, den ersten Gewinn des Europapokals der Landesmeister einer deutschen Mannschaft mit dem Rüsselsheimer RK, ein dritter Platz bei der Feld-Europameisterschaft 1995 - und zwei olympische Enttäuschungen. Platz sechs in Atlanta 1996, Platz sieben in Sydney 2000. „Das war das schlimmste Hockeyerlebnis meines Lebens", sagt die mittlerweile 29 Jahre alte, technisch versierteste deutsche Spielerin. Noch schlimmer als die Feld-Weltmeisterschaft 1998, als sie nach einem Handbruch im Gruppenspiel mitansehen musste, wie das Halbfinale gegen die Niederlande 1:6 verloren ging, dann aber doch noch der 3. Platz heraussprang.

Das waren Tage, als die deutschen Damen auch auf dem Feld noch zu den Medaillenkandidaten bei Großereignissen zählten. Damit sie wieder auf das Niveau zurückkommen, ist der Aufwand, den Nationalspielerinnen in der Vorbereitung auf sich nehmen müssen, enorm gesteigert worden. Ist das machbar für eine zweifache Mutter, und geht das ohne den Anreiz einer realistischen Erfolgschance? „Letztlich ist das eine Frage der Organisation", sagt Britta Becker. Als die erste Tochter Emily geboren wurde, machte sie elf Wochen später ihr nächstes Länderspiel, obwohl sie während der Schwangerschaft bemerkt hatte, dass ihr das Hockey weniger fehlte als vorher angenommen. Nun ist sie wieder da, aus guten Gründen: „Hockey ist mein Leben", sagt Britta Becker, die aber beim Misserfolg immer im Mittelpunkt der Kritik stand. Ob sie sich dem wieder aussetzen will? „Davon kann ich meine Entscheidung nicht abhängig machen", sagt sie. Erst einmal spielen. An diesem Mittwoch beginnen die Deutschen mit den Vorrundenspielen gegen Österreich und Weißrußland. Wie viele Kompromisse Britta Becker im anderen Leben eingehen kann, wird nach dem Turnier beantwortet.


Zu zwei Spielerinnen der RRK-Damen, einer Deutschen und einer Österreicherin, schreibt die "Main-Spitze" am 8. Februar 2003:

Kleckers "Finaltraum" geplatzt

Nationalspielerin trifft bei WM kein zweites Mal auf Freundin Irene Balek

Aus Leipzig berichtet unser Redaktionsmitglied Martin Krieger

Beim Weggehen streifte sich Denise Klecker ihren weiß-roten Pulli mit der Aufschrift "Austria" über und eilte zur anderen Spielstätte hinüber. Dort, in der kleinen Hockeyhalle im riesigen Komplex der Arena Leipzig, übte sich die 229-malige Nationalspielerin des Rüsselsheimer RK in den folgenden 45 Minuten im intensiven Daumendrücken. Mit Erfolg: 15 Sekunden vor Schluss erzielte Irene Balek per Strafecke ihr zweites Tor zum 2:1-Erfolg Österreichs im Gruppenspiel der ersten Weltmeisterschaft gegen die zuvor verlustpunktfreie Auswahl aus Tschechien.

"Das wäre ein Traum, wenn wir und Österreich das WM-Finale bestreiten würden", so Klecker, deren Affinität für das südöstliche Nachbarland unschwer nachvollziehbar ist. Einmal trägt Irene Balek nun schon in der dritten Hallensaison ebenfalls das Trikot des RRK, zum anderen besteht die Wohngemeinschaft Klecker/Balek unweit des Rüsselsheimer Rathauses in der nächsten Woche genau ein Jahr.

"Die Denise wünscht sich viel." Irene Balek, wieder einmal mit Abstand beste Spielerin im Team Austria, kommentierte die Visionen ihrer Mitbewohnerin mit einem Lächeln und widmete sich wieder ihrer Trinkflasche. "Das ist typisch für sie; sie ist einfach insgesamt ein ruhiger und zurückhaltender Typ", kontert Klecker. Das, findet die 31 Jahre RRK-Spielführerin, habe ihre sechs Jahre jüngere Teamkollegin aber gar nicht nötig. "Ich bin stolz darauf, mit der besten Hockeyspielerin aus Österreich zusammen zu wohnen. In der Halle ist die Irene supergut geworden." Daher habe sie mit der in Mödling bei Wien aufgewachsenen Abwehr- und Eckenspezialistin auch schon über die Möglichkeit gesprochen, ins deutsche Lager überzulaufen. Dass Balek sich dies "momentan nicht vorstellen kann", hat unerwartet mit Nationalbewusstsein weniger zu tun: "Ich glaube nicht, dass der deutsche Bundestrainer mich gebrauchen kann."

In Rüsselsheim besteht daran kein Zweifel. Österreichs Nationaltrainer Peter Liebeswar ließ zwar leise Kritik an seiner besten Kraft anklingen ("Früher hat die Irene ihre individuellen Stärken besser eingesetzt und mehr Alleingänge gestartet. Aber im Defensivverhalten hat sie sich klar verbessert."), doch nicht nur RRK-Coach Berti Rauth weiß, was er an der in Trebur tätigen Büroangestellten hat. "Sie hat sich in der Zeit bei uns so toll weiter entwickelt, dass sie auch im Verein längst eine tragende Rolle spielt", sagt Klecker. "Ich spiele deutlich überlegter und mache viel weniger Fehler als früher", so Baleks Selbsteinschätzung. Für die Aussagen ihres Nationaltrainers hat sie abermals nur ein Lächeln übrig: "Dazu sage ich jetzt nichts."

Nach ihren Zukunftsplänen befragt, gibt sich die beste Spielerin der Hallen-EM 2000 redseliger: "Wenn es weiter so gut läuft und so viel Spaß macht, wie momentan, bleibe ich noch lange in Rüsselsheim", sagt Irene Balek. Schließlich hätten sich durch den Wechsel von der Donau an den Main sportliche Erfolge eingestellt, "von denen ich früher allenfalls geträumt habe". Deutscher Feld- und Hallenmeister ist sie mit dem RRK geworden. Und in wenigen Wochen soll der dritte Hallen-Europacupsieg gefeiert werden: "Als zweifacher Titelverteidiger kann man nicht sagen, dass es okay wäre, wenn man das Halbfinale erreicht".

Dass sie sich rundum wohl fühlt, obwohl das Flair Wiens mit Heurigen und Prater manchmal fehlt, dazu hat ihr Freizeitjob als RRK-Kindertrainerin und vor allem die ursprünglich aus einem Spaß entstandene Dreizimmer-WG entscheidend beigetragen. "Wir ergänzen uns optimal; jede packt da an, wo es gerade nötig ist", erzählt Klecker. "Denise wäscht, ich mache den Abwasch", beschreibt Balek die Arbeitsteilung, die offenbar auch ohne viele Worte funktioniert. Denn an nicht wenigen Tagen kommt es vor, dass sich die Mieterinnen im abendlichen Training erstmals begegnen. "Die Irene geht früher aus dem Haus und nimmt das Auto; ich fahre mit dem Zug", erläutert Klecker. Und: "Wenn die Irene noch lange bleibt, werden wir noch lange zusammen wohnen."

Wenn das Duo während der WM-Tage in Sachsen schon nicht im gleichen Hotel logiert, standen sich die Freundinnen beim deutschen 8:2-Sieg in der Vorrunde auf dem Spielfeld als Rivalinnen gegenüber. Obwohl es am Mittwoch nicht zu einem Händeschütteln vor dem Anpfiff kam, sehen beide darin kein Problem: "Wir spielen ja auch im Training gegeneinander. Es ist ein sportlich fairer Zweikampf, wobei ich sie aber niemals absichtlich foulen würde", sagt Klecker. "Da wir beide in der Abwehr spielen, kommen wir uns eigentlich nie richtig nahe. Und wenn, dann würde ich ihr nicht unbedingt auf die Finger steigen", ergänzt Balek.

Gleichwohl  das  erhoffte zweite Aufeinandertreffen im Finale durch Österreichs 2:2 gegen Australien ad acta gelegt war, soll das WM-Turnier (Klecker: "Eine rundum gelungene Veranstaltung mit toller Atmosphäre.") gemeinsam in lustigem Rahmen ausklingen. "Unser Zug geht um 19.22 Uhr, und ich bin für die Verteilung der Biervorräte zuständig", erläutert Denise Klecker. Das kurzfristige Ansinnen des Hessischen Rundfunks, sie für den "Sportkalender" am Sonntagabend zu gewinnen, verknüpfte sie dann auch unmissverständlich mit der Bedingung, "dass ich nur komme, wenn ich die Irene mitbringen darf". Dies allerdings nicht allein aus menschlichen Erwägungen: "Ich glaube nicht, dass wir zwei Wohnungsschlüssel mitgenommen haben." 


Die deutschen Mannschaften:

Herren

Damen

1

Steffen Erlewein

Torwart

Dürkheimer HC

31

10

2

Christian Schulte

Torwart

Crefelder HTC

28

31

3

Christian Domke

 

Rüsselsheimer RK

24

44

4

Philipp Crone

 

RW München

26

217

7

Björn Michel

 

CUS Turin

28

273

9

Oliver Domke

 

Rüsselsheimer RK

27

187

10

Christoph Eimer

 

Münchner SC

26

164

11

Björn Emmerling

 

Stuttgarter Kickers

28

170

13

Philip Sunkel

 

Uhlenhorster HC

29

12

14

Tibor Weißenborn

 

Berliner HC

22

136

15

Florian Kunz

Kapitän

Gladbacher HTC

31

170

22

Matthias Witthaus

 

Crefelder HTC

21

103

1

Louisa Walter

Torwart

Berliner HC

25

27

2

Yvonne Frank

Torwart

Club Raffelberg

23

3

3

Denise Klecker

 

Rüsselsheimer RK

31

139

5

Nadine Ernsting-Krienke

 

Eintr. Braunschweig

29

256

7

Natascha Keller

 

Berliner HC

26

164

8

Melanie Cremer

 

Klipper THC

33

247

11

Stephanie Hiepen

 

Gladbacher HTC

30

18

12

Britta Becker

 

Großflottbeker THGC

30

224

14

Anneke Böhmert

 

Klipper THC

22

45

16

Fanny Rinne

 

TSV Mannheim

23

96

21

Badri Latif

 

Berliner HC

26

68

32

Franziska Gude

Kapitän

RW Köln

27

101

Tabellen-Spalten: Rückennummer, Name, Position, Verein, Alter, Länderspiele