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Über Mitglieder des
RRK (1985)
Wolfgang Vorfalt |
Der "Pott", den die Rüsselsheimer als
Sieger 1981 mit zum Städtevergleichskampf gegen Homburg 1982 bringen, bleibt
in Homburg: Rüsselsheims SfL-Vorsitzender Wolfgang Vorfalt überreicht ihn
bei der Siegerehrung seinem Homburger Amtskollegen. |
Kritik an Ausschussfusion ebbt nicht ab
Massive Attacken
im SfL ‒ Vorfalt legt Vorsitz nieder ‒ Norbert Weil Nachfolger
Aus "Rüsselsheimer
Echo" vom 3. Juni 1985
(igi). Die
schleppende Auszahlung von bewilligten Zuschüssen an die Vereine kritisierte der
Vorsitzende des Stadtverbandes für Leibesübungen Wolfgang Vorfalt am
Freitagabend auf der Jahreshauptversammlung des SfL im Bootshaus Undine.
Allgemein könne man heute, stellte Vorfalt fest, optimistisch in die Zukunft
blicken, wenngleich den Begriffen Sparmaßnahmen und Konsolidierung von seiten
der Stadt immer noch Vorrang eingeräumt würden. An der Bedeutung des Sportes
allerdings könne die Stadt angesichts der Zahl von 20.000 Vereinsmitgliedern in
Rüsselsheim nicht vorbeigehen. überhaupt betrachtet Vorfalt die Entwicklung des
Sports in Rüsselsheim mit Sorge. Tiefe Betroffenheit habe beim SfL die
Zusammenlegung des Sport- und Jugendausschusses ausgelöst. "Misst man dem Sport
nicht mehr die Bedeutung zu, die ihm gebührt?" fragte Vorfalt. Offenbar kann er
dem neuentstandenen Ausschuss kein Vertrauen schenken. Die großen
Entscheidungen, die im Sportbereich bevorstünden, so mahnte der Vorsitzende,
setzten ein Gremium mit fachlich qualifizierten und engagierten Politikern
voraus. Diese Prämisse sei in einem kombinierten Sport- und Jugendausschuss,
dessen Zusammensetzung er als "unglücklich" bezeichnete, nicht berücksichtigt.
Es stehe vielmehr zu befürchten, dass die Mühlen der ideologischen
Auseinandersetzung ihre Arbeit aufnähmen, wie das bisher im Jugendausschuss der
Fall gewesen sei.
Enttäuschung
bekundete der Vorsitzende auch über die "Gleichgültigkeit" der Vereine ob dieser
Entscheidung der Stadt. Wo nach seiner Ansicht ein "Sturm der Entrüstung" hätte
einsetzen müssen, blieb gähnende Leere.
Mit der bitte um
"Fairplay" wandte sich der Vorsitzende des Sport- und Jugendausschusses, Stefan
Gieltowski (SPD), in der anschließenden Aussprache an Vorfalt. Die
Zusammenlegung der beiden Ausschüsse bedeute keine Abwertung des Sports, sondern
resultiere allein aus pragmatischen Überlegungen. Der Sportausschuss hatte, wie
Gieltowski berichtete, ein solch geringes Arbeitspensum, das ein weiteres
Bestehen nicht rechtfertigen konnte. Zudem hätte sich unter den Stadtverordneten
der künstliche Gegensatz zwischen vereinsgebundener und freier Jugend
breitgemacht, dem durch die neue Regelung entgegengewirkt werden solle. Im
übrigen spreche nach wie vor das Parlament das letzte Wort, suchte Gieltowski
der Kritik Vorfalts den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der freilich gab zu
bedenken, dass im Titel des Ausschusses Jugend vor Sport komme, was schon
eindeutig genug sei. Vermittelnd griff dann Jakob Marx (CDU) in die Diskussion
ein. An Gieltowski gewandt, unterbreitete der stellvertretetende
Ausschussvorsitzende den Vorschlag einer Arbeitsteilung: "Sie kümmern sich mehr
um Jugend, ich mehr um Sport."
In Zusammenhang mit
der schon vorab angerissenen Diskussion über den städtischen Prioritätenkatalog
beim Sportstättenbau verbreitete Marx Optimismus. Vorrangig sei die Erweiterung
des Sportgeländes der SG Eintracht, wofür im Haushaltsplan 1985 bereits 600.000
Mark veranschlagt seien. Die Renovierung des Hallenbades, Bau einer
Kunststofflaufbahn im Stadion und Bau einer Sporthalle in Bauschheim fielen auf
das Haushaltsjahr 1987/88.
Stadtrat Arnold
Kühlke nahm noch einmal die Kritik an den geringen Zuschüssen auf. Die Vereine
und der SfL müssten verstärkt Öffentlichkeitsarbeit leisten. Es gebe Gruppen in
Rüsselsheim, "alternative oder freie Kultur, oder wie sie heißen", die jede
Menge Mittel lockermachten dadurch, dass sie ständig in der Zeitung stünden,
unkte Kühlke und empfahl dem SfL, sich dieses Erfolgsrezept zum Vorbild zu
nehmen.
Beim Sportlerball 1982 mit Pokalen
bedacht: Die Sportler des Jahres Bernd Burger und Eberhard Wittig mit dem
SfL-Vorsitzenden Wolfgang Vorfalt |
Bei den
anschließenden Neuwahlen zum Vorstand bekundete Wolfgang Vorfalt, der das Amt
des Vorsitzenden seit zehn Jahren innehatte, seinen Rücktritt, um neuen Kräften
den Weg zu öffnen. Zum Vorsitzenden wurde Norbert Weil bestimmt, der bis dahin
Leiter des technischen Ausschusses gewesen war. In seine Bresche springt der
frühere SfL-Vorsitzende Wolfgang Heß.
SfL fürchtet um Förderung der Sportvereine
Kritik an
Ausschuss-Zusammenlegung / Weil löst Vorfalt im Stadtverbands-Vorsitz ab /
Bauprojekte
Aus "Main-Spitze"
vom 3. Juni 1985
cp. -
Unkomplizierter hätten die Neuwahlen des Vorstandes auf der
Jahreshauptversammlung des Stadtverbandes für Leibesübungen (SfL) nicht ablaufen
können: Die etwa 70 Anwesenden bestätigten fast alle neuen Vorstandsmitglieder
einstimmig. Sämtliche Kandidaten schienen schon bekannt gewesen zu sein, seitens
der "Wähler" gab es kaum Neuvorschläge. So wurde nach zehnjähriger Amtszeit
Wolfgang Vorfalt als Erster Vorsitzender entlastet und Norbert Weil als sein
Nachfolger gewählt. Sein erster Stellvertreter ist Eugen Zundel, Zweiter
Stellvertreter ist Guido Petri. Als Geschäftsführer wurde Reinhard Otte
bestimmt. Das Amt der Zweiten Geschäftsführerin übernimmt Elke Dorschen. Neuer
Schatzmeister des SfL ist Werner Hartmann. Der neue Vorsitzende des technischen
Ausschusses ist Wolfgang Heß, nachdem Norbert Weil dieses Amt wegen seiner
Neuwahl aufgeben musste. Seine Stellvertreterin ist Gertrud Fehse. Beate Marx,
Karl-Heinz Mohr und Rainer Sehr sind die Jugendvertreter für die nächsten zwei
Jahre. Sie waren schon vom Jugendausschuss gewählt worden und mussten lediglich
vom SfL bestätigt werden. Rüdiger Hochstein übernahm das Amt für "Sportstätten
und Freizeitförderung". Er wird in nächster Zeit als SfL-Vorstandsmitglied in
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sportbund fungieren.
Zu Beginn der
Veranstaltung zog der zu entlastende Vorsitzende Wolfgang Vorfalt über die Jahre
1984/85 Bilanz. Er erklärte den Anwesenden, dass das finanzielle Tief des SfL
noch nicht ganz überwunden werden konnte, mittlerweile sei jedoch wieder "ein
silberner Streifen am Horizont" zu erkennen. Dies bestätige allein die Tatsache,
dass bis Anfang 1989 zahlreiche Bauvorhaben realisiert werden sollen. Der Bau
der neuen Sportplätze für SC Opel und SG Eintracht werde schon im Herbst dieses
Jahres in Gang kommen, damit sie 1986 in Betrieb genommen werden können. Die
Stadt unterstützt die beiden Vereine hierfür mit etwa 600.000 Mark. Auch die
Modernisierung des Hallenbades soll so schnell wie möglich in Betracht gezogen
werden, da die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr immer mehr absinken. Der
Magistrat kalkuliert allein für die Renovierung technischer Einrichtungen mit
etwa einer Million Mark. An dritter Stelle steht das Bauvorhaben für die
Sporthalle in Bauschheim. über den Zeitpunkt der Reparatur der Rollschuhbahn,
der Erstellung eines Kunstrasenplatzes für Hockey und des Bauvorhabens einer
neuen Kunststofflaufbahn im Stadion wurden noch keine näheren Daten
bekanntgegeben. Nur teilweise seien die Bauvorhaben schon terminlich fixiert,
erklärte Vorfalt.
Besonders lobte er
die Realisierung des Bauvorhabens der Turngemeinde: "Die TG Rüsselsheim hat
entscheidende Akzente in die Sportszenerie unserer Stadt gesetzt", bekundete der
ehemalige Vorsitzende, es sei bewundernswert gewesen, mit welchem Mut und
Optimismus an das Bauvorhaben herangegangen worden sei.
Ein weiterer
wichtiger Punkt bei der SfL-Versammlung waren die Zuschüsse für vereinsgebundene
Jugendarbeit. So konnte die letztjährige Forderung von Vorfalt, dass die
Zuschüsse seitens der Stadt wieder auf den Stand von 1980 gebracht werden
müssten, nicht in die Realität umgesetzt werden. "Leider ist uns der große
Durchbruch nicht gelungen", sagte der "alte" Vorsitzende, dennoch konnte die
Stadt dazu bewegt werden, die finanzielle Unterstützung von insgesamt 80.000
Mark auf 90.000 Mark aufzustocken. Vorfalt war davon überzeugt, dass die
bestehenden Lücken zwischen den Zuschüssen für freie und vereinsgebundene
Jugendarbeit endgültig geschlossen werden müssten.
Besonderen Anstoß
fand die Tatsache, dass der ehemalige selbständige Sportausschuss nach den
Kommunalwahlen aufgelöst und zum "Jugend- und Sportausschuss" zusammengefasst
wurde. Alle Anwesenden waren der Meinung, dass diese Entwicklung falsch sei,
denn der Sportausschuss müsse hierbei unvermeidlich den kürzeren ziehen. "Die
Anforderungen, die in Zukunft an die Sportvereine gestellt werden, werden nicht
geringer", verkündete Vorfalt, ganz im Gegenteil, bedächte man Begriffe wie
"Arbeitszeitverkürzung" und "Sport und Umwelt". Man hat beim SfL die
Befürchtung, dass bei diesem Zusammenschluss von freier und vereinsgebundener
Jugendarbeit die Position der Sportvereine besonders im Hinblick auf finanzielle
Unterstützung einen gefährlichen Rückwärtstrend aufweisen könne. "Nach unserer
Ansicht muss der Sportausschuss seine Eigenständigkeit bewahren", forderte
Vorfalt und wurde dabei mit viel Beifall unterstützt. Gerade die Entscheidungen
im Haupt- und Finanzausschuss müssen durch ein kritisches und fachkundiges
Gremium verfolgt werden. Vorfalt bekundete die Befürchtung, dass durch den
Zusammenschluss die Forderungen und Probleme der vereinsgebundenen Jugendarbeit
neutralisiert und diesen damit weniger Beachtung geschenkt werde. Die Tatsache,
dass die Zahl der erfolgreichen Sportler von Jahr zu Jahr stetig zunehme, so
Vorfalt, weise auf die zunehmende Popularität und Wichtigkeit des Sportes hin.
Deshalb müsse der Sportausschuss weiterhin getrennt vom Jugendausschuss
behandelt werden.
Am Ende seiner
Bilanz dankte Vorfalt all denen, die ihn in seiner zehnjährigen Amtszeit als
Zweiter oder Erster Vorsitzender zahlreich unterstützt hatten. Er wünschte dem
neuen Vorstand viel Glück und Erfolg für die Zukunft und wurde unter großem
Beifall aus seinem Amt entlassen... |