Am 10. August verstarb für alle
unerwartet im Alter von 68 Jahren der langjährige Trainer und Ruderlehrer der
Mainzer RG. Noch bis zum Ende der Saison '77 betreute Willi Wenz die Aktiven
aller Altersklassen so erfolgreich wie keiner vor ihm. Aus Altersgründen, jedoch
ohne Anzeichen körperlicher Schwächen, legte er die Betreuung der Ruderinnen und
Ruderer in die Hände seiner erfolgreichen Schüler und beschränkte sich darauf,
dem heutigen Trainer der MRG, Klaus Opitz, mit Rat zur Seite zu stehen.
Bereits 1926 kam Wenz mehr durch
einen Zufall zum Rudersport. In der Leichtathletik als Junge erfolgreich, jedoch
in seiner Heimatstadt Mainz an das Wasser gewöhnt, ließ er sich von den Athleten
auf dem Wasser zum Eintritt in den damaligen RC Fortuna leicht überreden. Die
Erfolge in dieser neuen Sportart ließen nicht lange auf sich warten, und mit dem
ihm eigenen Ehrgeiz und der erforderlichen Kondition schaffte er bereits 1932
nach vielen Regattasiegen im damaligen Süddeutschen Ruder-Verband die
Meisterschaften im Vierer mit und ohne Steuermann sowie im Vierer-ohne nochmals
1933.
Insgesamt erruderte Wenz 94 erste
Plätze trotz Unterbrechung seiner Aktivenlaufbahn während des Zweiten
Weltkrieges. Er erreichte dann bereits 1947 und 1948 wieder im Zweier-ohne für
den Rüsselsheimer RK zusammen mit dem Flörsheimer Gerhard Ruppert die
Vizemeisterschaft im DRV, bevor seine ganz großen Erfolge seine Laufbahn im
Flörsheim-Rüsselsheimer Achter mit Georg von Opel krönten. So wurde er noch im
Alter von 39 Jahren 1949 Deutscher Meister und ein Jahr später wiederum
Vizemeister mit dieser Achtermannschaft. Einige Siege im AH-Rudern schlossen
sich den Erfolgen noch an.
Inzwischen war auch in Mainz der
Rudersport durch die französische Besatzungsmacht wieder gestattet worden, und
Willi Wenz wurde in seinem Stammverein selbst Ausbilder des Nachwuchses. Von
1958 bis 1977, also über die Fusion mit der Mainzer RG 02 zur heutigen Mainzer
RG hinaus, erreichte er als unermüdlicher Ruderwart und Trainer über 500 erste
Plätze auf offenen Regatten im In- und Ausland mit seinen Schützlingen.
Seit 1968 war er dann sicher weit
über die bundesdeutschen Grenzen als der Skuller-Lehrer durch die Erfolge seiner
Ruderer auf Meisterschaften ein Begriff im DRV. Mit Udo Hild und Wolfgang Glock,
mit Udo Hild und Klaus Opitz sowie mit Udo Hild allein stellte die Mainzer RG 98
nicht nur Deutsche Meister, sondern beschickte für den DRV Olympische Spiele und
Länderkämpfe als sehr beachtete Endlaufteilnehmer. Eichkranz-Siege,
Studenten-Meister bis hin zu erfolgreichen Europameisterschafts-Teilnehmern
waren die Wenz-Schüler. Nach Buxbaum und Welker war Regine Adam unter seiner
Leitung am erfolgreichsten. Mit seinem Jüngsten – Albert Hedderich – gelang ihm
die Deutsche Junioren-Meisterschaft und Vize-Junioren-Weltmeisterschaft, bevor
dieser mit einem weiteren Zögling – Michael Dürsch – nun zu seinem sportlichen
Höhepunkt kam.
Der Oberbürgermeister der Stadt Mainz
kondolierte wohl der Mainzer RG mit den treffendsten Worten, als er schrieb:
"Die Lücke, die der Tod von Willi Wenz in den Reihen der MRG hinterlässt, wird
nur schwer zu schließen sein. Der Mainzer Rudersport hat eine seiner
profiliertesten Persönlichkeiten verloren."
Willi Wenz am Schlagplatz des
Achters der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim 1949, der
sich im Mannheimer Mühlauhafen auf
das Deutsche Meisterschaftsrudern vorbereitet (Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Georg
Boller, Georg Schneider, Erich Kohl, Georg von Opel, Willi
Wenz, Stm. Hanswalter Messer) |