Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (1982/83)                                  

Wilfried Hoffmann

Hoffmann: "Sehen Klage der Stadt gelassen entgegen"

Der Konflikt um die Mehrkosten der Tennisanlage - Dr. Storsberg: Stadt im Recht
 

Von Winfried Britscho (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 23.08.1982)
 

Zum erstenmal in der jüngeren Geschichte der Stadt Rüsselsheim werden sich in Kürze möglicherweise Vertreter der Kommune und eines der renommiertesten Rüsselsheimer Sportvereine, des Ruder-Klubs, vor den Schranken eines Gerichts gegenüberstehen. Der Schatzmeister des Rüsselsheimer Ruder-Klubs, Wilfried Hoffmann, hat gestern gegenüber dem ECHO einerseits betont, dass der Verein einer etwaigen Gerichtsklage des Magistrats mit großer Gelassenheit entgegensieht.

"Affenkäfig" auf den Mainwiesen: Spät, zu spät, kommt Helmut Späth, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion, die Erkenntnis, dass die lange Zeit umstrittenen Tennisplätze, die der Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) zwischen sein Bootshaus und den Main gesetzt hat, wohl doch nicht dem Bild des stadtzentrumsnahen Grüngürtels dienlich sind. Was die FWG-Fraktion, die Aktionsgemeinschaft gegen Umweltzerstörung und auch der SPD-Ortsbezirk 1 (Innenstadt) schon immer gewusst haben, scheint sich nun auch in den Kreisen durchzusetzen, die dem RRK die Tennisanlage genehmigten. Späths Einstufung als Affenkäfig mag Indiz sein für einen neuen Bewusstseinsstand, der die Kritiker nachträglich bestätigt. Wenn schon Affenkäfig, dann auch hinein mit den – Affen. Damit wäre in der Tat zu retten, was überhaupt noch zu retten ist, wie die Karikatur beweist.

Andererseits bekräftigte er den Willen des RRK-Vorstandes zu einem vernünftigen Kompromiß in der Auseinandersetzung um 25.000 Mark Mehrkosten für die Tennisanlage des RRK auf dem Mainvorland unterhalb des Bootshauses.

Unterdessen hat der frühere Rüsselsheimer Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, der zum Zeitpunkt der Entscheidungen in Sachen Tennisanlage noch im Amt war, in einem Gespräch mit dem ECHO den berechtigten Anspruch der Stadt auf die Zahlung von 25.000 Mark unterstrichen, sowohl "in juristischer als auch in moralischer Hinsicht".

"Winterstein will nicht"

Schatzmeister Wilfried Hoffmann ließ keinen Zweifel daran, dass der RRK-Vorstand jederzeit zu weiteren Gesprächen mit Vertretern des Magistrats bereit ist. Aber Oberbürgermeister Norbert Winterstein habe ein Gesprächsangebot vor kurzem mit der Feststellung zurückgewiesen, es gebe nichts mehr zu besprechen, weil die Angelegenheit für die Stadt rechtlich eindeutig geklärt sei. Hoffmann bestätigte, dass der RRK-Vorstand bereits in einer früheren Phase der Auseinandersetzung einen Kompromiss angeboten habe, der darin bestehen sollte, dass der Klub einen Teil der Mehrkosten freiwillig übernimmt. "Diese Bereitschaft ist aber so ausgelegt worden, als ob der RRK-Vorstand damit seine eigene Rechtsposition in Frage gestellt hätte." Dies aber sei nicht der Fall.

Vielmehr könne sich der RRK-Vorstand auf einen von Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg unterschriebenen Vertrag berufen, in dem kein Passus enthalten sei, der die Mehrkosten dem Verein aufbürde. Der Schatzmeister bestritt nicht, dass er von dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom November 1979 gewusst habe, in dem eine Belastung der Stadt im Hinblick auf die Mehrkosten ausdrücklich ausgeschlossen worden war.

Offiziell jedoch sei der RRK von diesem Beschluss nie in Kenntnis gesetzt worden, abgesehen von den Vertragsbedingungen, die nichts von dieser Bedingung enthalten hätten. Der Vertrag zwischen der Stadt und dem RRK sei vor der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung geschlossen worden.

Der Schatzmeister bedauerte zwar, dass der Konflikt nun auch in die Öffentlichkeit gelangt sei, aber der RRK habe andererseits nichts zu verbergen und brauche die öffentliche Diskussion nicht zu fürchten. Es sei richtig, dass das zwischenzeitlich verstorbene Ehrenmitglied Richard Trapp einen Brief an die Stadt geschrieben habe, in dem eine verbindliche Spendenzusage in Höhe von 25.000 Mark gemacht worden sei.

Die Affäre um die Mehrkosten für die RRK-Tennisanlage: "Affenkäfig" nannte sie ein SPD-Stadtverordneter, der Klubvorstand hält das Geld fest und beruft sich auf einen Vertrag, der sich in städtischen Amtsstuben befindet, während Ex-Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, vorzeitiger politischer Ruheständler, abrupt auf die politische Bühne zurückgekehrt ist – wider Willen, wie sich versteht.

In Wirklichkeit seien aber auch mit Hilfe von Richard Trapp Spenden bei der Stadtkasse eingegangen und gegen Spendenquittung an den RRK weitergeleitet worden, wobei zu keiner Zeit ein direkter Zusammenhang mit den zu erwartenden Mehrkosten für die Tennisanlage am Main bestanden habe. Hoffmann wörtlich: "Der RRK hat keine Verpflichtungen übernommen, und ich kann deshalb auch gegenüber der Mitgliedschaft keine Ausgaben für Verpflichtungen tätigen, die wir gar nicht übernommen haben. Die Mitglieder würden dies mit Recht rügen."

Der RRK-Schatzmeister glaubt Anhaltspunkte dafür zu haben, dass die Stadtverordneten bei ihrem Beschluss selbst nicht genau gewußt hätten, über was sie eigentlich entscheiden sollten. Denn der SPD-Stadtverordnete Werner Bechtel habe später davon gesprochen, dass der RRK die Mehrkosten tragen müsse, die aufgrund von Auflagen des Wasser- und Schifffahrtsamtes entstanden seien. In Wirklichkeit gehe es bei den Mehrkosten aber um die Auffüllarbeiten auf dem Mainvorland.

Keine Zuschüsse mehr?

Hoffmann zeigte sich bestürzt darüber, dass der Magistrat ernstlich damit gedroht habe, dem RRK im Falle der Weigerung, die Mehrkosten aufzubringen, alle Zuschüsse für die Abteilungen streichen will. Dies würde nach seiner Ansicht schwerwiegende Folgen für den Sportbetrieb haben, der gerade bei der erfolgreichen Ruderabteilung in letzter Zeit allein jährlich rund 10.000 Mark an Meldekosten für Regatten erfordere. Hoffmann bezifferte die städtischen Zuschüsse an den RRK mit rund 3.000 Mark im Jahr, doch müsse er diese Zahl noch einmal überprüfen.

Die Drohung der Stadt mit einer Streichung der Zuschüsse hält Hoffmann auch deshalb nicht für gerechtfertigt, weil "hier Strittiges mit Unstrittigem" vermischt werde. Der Schatzmeister legte Wert darauf, dass der RRK das Andenken an sein Ehrenmitglied Richard Trapp so weit wie möglich aus der Diskussion heraushalten wolle. Der Schatzmeister bestätigte, daß inzwischen alle Stadtverordneten die Unterlagen über die Auseinandersetzung erhalten hätten, nachdem zuvor die Fraktionsvorsitzenden unterrichtet worden seien. Ex-Oberbürgermeister Dr. Storsberg, selbst Mitglied des RRK, hat keinerlei Verständnis für die Weigerung des Ruder-Klubs, für die Mehrkosten aufzukommen. "Wenn es dabei bleibt, würde der Klub die Solidarität und die Fairneß gegenüber allen anderen Sportvereinen verletzen, die mit Hilfe der Stadt ebenfalls eine Tennisanlage erhalten und allesamt die gleichen finanziellen Aufwendungen erbracht haben." Dr. Storsberg kann sich nur an einen Vorvertrag erinnern, der mit dem Ziel zwischen der Stadt und dem RRK abgeschlossen worden sei, dem Klub den Antrag auf Landeszuschüsse zu ermöglichen.

Im übrigen habe Sportamtsleiter Dieter Nachtigall für ihn alle Verhandlungen mit dem RRK geführt. "Fest steht, dass die Tennisanlage nie gebaut worden wäre, wenn nicht der verbindliche Brief von Herrn Trapp vorgelegen hätte, denn ich war von dem Projekt alles andere als begeistert."

Nach den Worten Storsbergs ist der RRK auch schon deshalb zu der Zahlung moralisch verpflichtet, weil er jetzt für nicht absehbare Zeit erheblichen Gewinn aus der Anlage ziehe. Schon deshalb sei es gänzlich undenkbar, der Stadt die Mehrkosten aufzubürden. Dr. Storsberg äußerte die Ansicht, dass der RRK bei der Finanzplanung für die Anlage unter Umständen nicht behutsam vorgegangen sei, zumal er wegen dem Bootshaus ohnehin vor Schwierigkeiten gestanden habe.


Aus "Rüsselsheimer Echo" vom 28.06.1983:

Zum Jubiläum des RRK ein Kompromiß

Tennisplatz-Nachwehen: Stadt und Ruder-Klub stehen vor Einigung

Die Tennisanlage des RRK im Mainvorland in unmittelbarer Nähe des klubeigenen Bootshauses nach ihrer Fertigstellung - kein "Affenkäfig", sondern sich in das Mainvorland durchaus angenehm eingliedernde Tennisplätze

(gri). Wenn der Vorstand des Rüsselsheimer Ruder-Klubs heute Abend dem Kompromisspapier zustimmt, ist die Auseinandersetzung zwischen dem RRK und der Stadt Rüsselsheim über die finanziellen Nachwehen des Tennisplatz-Projekts am Main noch rechtzeitig vor den Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen eines der renommiertesten Rüsselsheimer Sportvereine ausgeräumt. Sportdezernent Erich Solberg äußerte nach einem Gespräch mit dem stellvertretenden RRK-Vorsitzenden Ackermann gestern die Hoffnung, dass der Kompromißvorschlag von dem verantwortlichen Gremium des Vereins akzeptiert werde. Die Magistratsmitglieder seien in dem einstimmig gefaßten Beschluss an die Grenze dessen gegangen, was ihnen von den Stadtverordneten als Auflage vorgegeben worden sei.

Wie Stadtrat Solberg erläuterte, sieht der vom Magistrat gefasste Kompromissvorschlag, der weitgehend vorangegangene Wünsche des RRK berücksichtige, vor, dass die Restschuld des RRK aus den Mehrkosten für den Tennisplatz am Main sie betragen rund 17.000 Mark dem Darlehensgesamtbetrag, mit dem der RRK bei der Stadt zu Buche steht, zugeschlagen wird. Außerdem soll die Tilgung für das Jubiläumsjahr ausgesetzt und dem Klub demnach der volle Betrag an Zuwendungen ausgezahlt werden, der ihm vor dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zustand. Dabei handelt es sich um eine Summe von rund 7.000 Mark. Diese Summe würde nach den Vorstellungen des Magistrats dem RRK noch vor den Jubiläumsfeiern im September ausgezahlt.

In Gefahr drohte der Kompromiss noch durch eine Zusatzforderung des Klubvorstandes zu geraten, der gefordert hatte, dass die Stadt den ohnehin schon günstigen Zinssatz für das Darlehen noch einmal beträchtlich senken soll. Diesen Schritt hätte der Magistrat aber nach den Worten Solbergs nicht ohne eine Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung unternehmen können. Außerdem, so Solberg gestern gegenüber unserer Zeitung, hätte eine solche Zinssenkung den Gleichheitsgrundsatz gegenüber den Darlehensverträgen anderer Sportvereine mit Tennisabteilungen verletzt.

Nach dem Votum des Stadtparlaments sollten die Mehrkosten für die Tennisanlage in Höhe von 25.000 Mark von der Stadt nach und nach auf dem Weg der Streichung der jährlichen Zuwendungen einbehalten werden.

Das Ausbleiben der städtischen Zuschüsse hat die Finanzkraft des Klubs empfindlich getroffen, wie Schatzmeister Wilfried Hoffmann einräumte. Er verwies auf die erheblichen Kosten für Renovierungsarbeiten am klubeigenen Bootshaus. So sei das Gebäude vor kurzem verputzt worden. Außerdem habe die Kegelbahn überdacht werden müssen, nachdem Wasser auf die Bahn geflossen sei. Auch die Sportabteilungen des RRK erfordern nach den Darlegungen Hoffmanns einen finanziellen Aufwand, der an die Belastungsgrenze des Klubs reiche. Die Ruderabteilung, die wegen ihrer überragenden Erfolge derzeit verständlicherweise erhebliche Kosten verursache, stehe nur als Beispiel für andere. Der Schatzmeister gab zu verstehen, daß sich ein Klub wie der RRK einen Dauerkonflikt mit der Kommune nicht erlauben könne.

Sportdezernent Erich Solberg ließ keinen Zweifel daran, dass eine Ablehnung des jetzt vom Magistrat unterbreiteten Kompromissvorschlags nur noch den Weg der Klage für den RRK offen lasse. Die Stadt habe ihre Bereitschaft zum Entgegenkommen bis zur Neige ausgeschöpft.