rea. - "Es war eine
wunderschöne Zeit." Dieses Resümee zog der ehemalige Mannschaftsführer des "Bosambo-Jugendachters",
Walter "Bosambo" Steube, am Samstagnachmittag im RRK-Bootshaus nicht nur für
sich selbst, sondern auch stellvertretend für seine früheren Sportskameraden
Willi Schmidt, Werner Gallon, Helmut Popp, Horst Eppard, Max Nauheimer, Dr.
Horst Zimmermann, Werner
Ziegler und Erich Alsfasser, mit denen er vor genau 44 Jahren beim "Bolongaro"-Wettkampf
in Frankfurt den damals amtierenden deutschen Jugendmeister Griesheim geschlagen
hatte. Darüber hinaus wusste der Senior, der 1986 zum letzten Male als Steuermann
der "Alten Herren" in einem Boot des RRK saß, von neun weiteren Siegen aus dem
Jahre 1950 zu berichten.
Das erste Treffen nach
über vier Jahrzehnten stand denn auch ganz im Zeichen der Erinnerungen. So sah
man sich gemeinsam alte Fotos an und gab Anekdoten aus den guten alten Zeiten
zum Besten. Natürlich hatte Organisator Steube, der als einziges Mitglied des
"Wunderachters" noch in Rüsselsheim lebt, für das Treffen auch eine
Vereins-Chronik mitgebracht, die die "Glanzzeit der RRK-Ruderer" zwischen 1948
und 1952 bis ins Detail ins Gedächtnis zurückrief. Als "größtes Geheimnis" ihres
Erfolges führten die Herren der Jahrgänge 1932 und 1933 indes ihre gute
Kameradschaft an. "Wir haben uns auch außerhalb der Regatten und Wettkämpfe
immer getroffen", bestätigten sie. Inzwischen sind solche spontanen
Zusammenkünfte unmöglich geworden, da ein Teil der ehemaligen Ruderer aus
Rüsselsheim und der näheren Umgebung verzogen ist.
Die Ruderer des "Bosambo-Achters" 1994 vor
der RRK-Bootshalle (Werner Ziegler, Werner Gallon, Dr. Horst Zimmermann,
Walter Steube,
Willi Schmidt, Max Nauheimer, Horst Eppard, Helmut Popp und Erich Alsfasser |
So hatte "Bosambo"
Steube denn auch bereits Anfang März 1994 alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die
gesamte Mannschaft, die damals nicht nur von Friedrich Traiser und Fritz Brumme,
sondern außerdem von Gustav Schäfer, dem Olympiasieger im Einer von 1936
trainiert worden war, erneut "unter einen Hut zu kriegen".
Mit Erfolg, denn bis auf
Werner Schnell, der momentan in den USA lebt, waren alle angereist, um sich aufs
Neue "zu beschnuppern". Und "wenn alles gut klappt" – danach sah es am
Wochenende aus – will sich das "Bosambo"-Team samt Anhang in Zukunft häufiger
treffen.
Erinnerungen an Glanzzeiten
Die Ruderer des "Bosambo"-Achters trafen sich
nach vielen Jahren wieder
Aus "Kreisblatt" vom 21.07.1994
(beu). – Nostalgische Gefühle im Bootshaus. Ein altes Fotoalbum
macht die Runde. Schwarzweißaufnahmen zeugen von den größten Erfolgen. Stramme,
drahtige Burschen, nicht mal volljährig, haben damals ihrem Verein, dem
Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK), zu Ruhm verholfen. Es waren die heranwachsenden
Männer vom legendären "Bosambo"-Achter, der 1950 sozusagen als
Nachwuchsmannschaft die sportliche Basis für hervorragende Leistungen auf
regionaler und nationaler Ebene bildete. Nach 44 Jahren trafen sich die
Siegertypen wieder.
"Bosambo" war (und ist) der Spitzname von Walter Steube. Der heute 62-Jährige hat
vor einigen Monaten die Idee geboren, das Team von damals zusammen zu trommeln.
Es müsste doch möglich sein, die Kameraden wieder an einem Tisch im Bootshaus zu
vereinen. Bis auf zwei Ausnahmen hat es denn auch geklappt. Samstag Mittag war
es soweit. Die früheren Freunde, die sich längst aus den Augen verloren hatten,
weil berufliche und familiäre Pflichten zu erfüllen waren, gönnten sich einen
Nachmittag voller Erinnerungen.
Der "Bosambo"-Jugendachter 1950: Trainer
Friedrich Traiser, Willi Schmidt, Werner Schnell, "Bosambo" Walter Steube,
Wolfgang Gallon, Helmut Popp, Horst Zimmermann, Horst Eppard und Werner
Ziegler. |
Zu ihnen gehörten neben Walter "Bosambo" Steube Willi Schmidt, Werner Gallon,
Helmut Popp, Horst Zimmermann, Horst Eppard, Werner Ziegler sowie die beiden
Steuerleute Erich Alsfasser und Max Nauheimer. Trotz aller Bemühungen nicht
erreicht wurde Werner Schnell, der in den USA lebt. Und für Friedrich Traiser,
den inzwischen verstorbenen Trainer, kam das Treffen zu spät.
Heute sind sich die RRK-Haudegen einig:
"Es waren die glanzvollsten Zeiten des
Ruder-Klubs." Und: "So etwas wie zwischen 1948 und 1952 ist nie mehr
wiedergekommen." Tatsächlich konnte der hiesige Traditionsverein damals die
Meisterschaften nur so aneinander reihen. Aus dem "Bosambo"-Achter, der 1950 in
der genannten Zusammensetzung die Flüsse "unsicher" machte, gingen Mitglieder
von Spitzenbooten hervor, auf die der damalige RRK-Haupttrainer Fritz Brumme
ebenso stolz sein konnte wie sein Co-Trainer Gustav Schäfer, der 1936 bei der
Olympiade in Berlin im "Einer" Gold geholt hatte.
Als Erfolgsgeheimnis nannten die Ex-Athleten wie aus einem
Guss den guten
Zusammenhalt, die ausgezeichnete Kameradschaft. Fast jede Minute der Freizeit
hätten sie miteinander verbracht. Kein Mädel sei in Rüsselsheim vor ihnen sicher
gewesen, flachsten sie am Samstag. Und einfach hätten sie's, gar nicht so lange
nach dem Krieg, auch gehabt. Denn beispielsweise bei gemeinsamen Unternehmungen
sei "immer einer dabei gewesen, der einen springen ließ" – der große Sponsor des RRK. Und das war kein Geringerer als Georg von Opel.
Nach der erfolgreichen Kameradenfindung
– nur noch Steube lebt in Rüsselsheim,
die anderen haben ihre Bleibe in alle Himmelsrichtungen verstreut – ist ein
baldiges Wiedersehen nicht ausgeschlossen, ja sogar dringender Wunsch der
Ruderveteranen. Dabei, versicherten sie, könnten dann auch die Frauen mitfeiern.
Vor etwas drückten die Männer sich am Samstag allerdings. War eine gewisse
Leibesfülle bei den meisten nicht zu leugnen, erschien es auch verständlich,
dass
keiner mehr in ein Ruderboot steigen wollte. Zuletzt wagte "Bosambo" Steube
dieses Unterfangen 1986. Aber nur noch als Steuermann in einem Altherren-Vierer.