Das Interview
führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 10. Februar 2015)
Die 4.
Hallenhockey-Weltmeisterschaft in Leipzig hat nicht nur aus deutscher Sicht mit
dem Verlust beider WM-Titel viele enttäuschte Gesichter und Tränen produziert.
Auch im Nachbarland Österreich wurde mehr getrauert denn gejubelt. Während die
Männer aus der Alpenrepublik sich im Finale den Niederlanden 2:3 beugen mussten,
glitt den Austria-Damen die erste Medaille überhaupt extrem unglücklich vom
Schläger. Auch die 28 Jahre alte Viktoria Krüger, aus Hanau stammende
Abwehrspezialistin des Rüsselsheimer RK und angehende Juristin, hat noch immer
am 0:2 nach Penaltyschießen gegen Tschechien im Spiel um Platz drei arg zu
knabbern.
Frau Krüger, was
war schlimmer? In der Vorrunde 1:10- und im Halbfinale 0:7-Klatschen gegen
Deutschland bezogen oder die Bronzemedaille verloren zu haben?
Die Niederlage im
Spiel um Platz drei war viel schlimmer. Meiner Meinung nach waren wir das
bessere Team, haben einmal am leeren Tor vorbeigeschossen und in der letzten
Minute noch eine Ecke vergeben. Das ist wirklich total unglücklich für uns
gelaufen und deshalb für mich auch noch immer extrem bitter.
"Vicky" Krüger in Leipzig im Trikot der
österreichischen Nationalmannschaft |
Sie waren
zuletzt drei Monate in Indien, und in der offiziellen FIH-Teamliste taucht Ihr
Name im WM-Kader Österreichs gar nicht auf. Wieso sind Sie trotzdem in Leipzig
am Ball gewesen?
Ich bin nach
Absprache mit Bundestrainer Nithan Sondi extra am 23. Januar zurückgekommen, da
eine Hallen-WM in Deutschland auch für mich etwas Besonderes ist. Meine
Teilnahme war allerdings fraglich, da ich mir in Indien beim Treppenlaufen das
Außenband im Knöchel gerissen hatte. Bei einem Vorbereitungs-Wochenende in Wien
hat sich dann aber herausgestellt, dass ich mit von der Partie würde sein
können.
Im Vorfeld wäre
Platz vier für Österreichs Damenteam bestimmt mehr als okay gewesen. Hadert Ihr
im Nachhinein sehr, dass neben der langjährigen RRK-Spielerin Irene Balek auch
Corinna Zerbs von Eintracht Frankfurt wegen Verletzung passen musste?
Ich denke schon,
dass mit der Erfahrung dieser Beiden mehr drin gewesen wäre und wir das Spiel um
Platz drei nicht verloren hätten. Wir hatten ein extrem junges Team mit vier
U21-Nationalspielerinnen und haben es leider nicht geschafft, im entscheidenden
Moment unser Leistungspotenzial voll abzurufen.
Worauf führen
Sie das Ende der deutschen Dominanz zurück?
Bei den Damen war
es echt ganz knapp und am Ende reine Nervensache. Für mich waren die Deutschen
besser als Holland. Bei den Männern könnte es sein, dass die Niederländer mehr
Zeit hatten, um Spielzüge einzustudieren. An der Systemumstellung auf Hockey5
hat es für mich jedenfalls nicht gelegen.
Was sind Ihre
nächsten Pläne im Nationalteam und im Verein?
Mit dem
Nationalteam steht im Sommer die B-EM auf dem Programm – mit dem RRK geht es
primär darum, die Bundesliga zu halten. Das wird extrem schwer, aber ich bin
zuversichtlich, dass wir diese wirklich große Aufgabe meistern können.