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Über Mitglieder des
RRK (1965)
Ulrich Hintze |
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RRK-Mannen um Trainer Ulrich Hintze
wollen ihr Ansehen aufpolieren
"Vierer mit" und "Zweier mit" im
Mühlauhafen bei den Deutschen Meisterschaften - Schwieriges Training auf
dem Main - Verhaltener Optimismus
Knüpft Rüsselsheims Rudersport an große
Traditionen an
Von Karl Ulrich Schließmann (aus
"Main-Spitze" vom 28.07.1965)
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Ein rauher Wind
peitschte das Wasser des Mains, als Dieter Lang, Werner Alt, Andreas Hartmann,
Wilfried Hoffmann und Reinhard Scholta ihren schlanken Rennvierer zum Anlegesteg
des Ruder-Klubs unterhalb des Klubhauses trugen. Seit Freitag voriger Woche kann
man zweimal am Tag, in den frühen Vormittagsstunden und am späten Nachmittag,
die gleiche Szene beobachten. Die jungen Rüsselsheimer Ruderer bereiten sich
unter Anleitung ihres Trainers Ulrich Hintze ernsthaft auf das Wochenende vor,
wo sie sich in Mannheim bei den Deutschen Meisterschaften im Zweier mit
Steuermann und im Vierer mit Steuermann der Ruderelite zum Kampf stellen werden.
Trainer Ulrich Hintze
ist sehr zufrieden mit der Arbeit seiner Schützlinge, die für das intensive
Abschlußtraining den Urlaub opfern. "Außer Rudern und Schlafen gibt es jetzt für
die Jungs nichts", meinte der Mann mit dem Berliner Akzent und plauderte dann
mit uns über die bevorstehende Kraftprobe der deutschen Ruderer im Mannheimer
Mühlauhafen. Fritz Brumme, Raunheimer Fabrikant und ehemals weltbekannter
Trainer von Neuß-Jordan, die er von Sieg zu Sieg führte, hatte sich gerade von
den Rüsselsheimern verabschiedet und viel Glück für die Meisterschaft gewünscht,
die das Rüsselsheimer Team im Zweier mit Steuermann mit Werner Alt, Dieter Lang
und Stm. Reinhard Scholta in dem Boot bestreitet, das den Namen "Fritz Brumme"
trägt und vor zwei Jahren mit Neuß-Jordan (Stm. Steinhäuser) die
Weltmeisterschaft errang.
Daß der Rüsselsheimer RK
in Mannheim mit einem "Zweier mit" vertreten ist, kam ganz überraschend.
Ruderpräsident Dr. Walter Wülfing gab dabei den Ausschlag. Diese Bootsgattung
ist seit dem Abtritt der Höchster "Ruderriesen" zu einem Sorgenkind des
deutschen Rudersports geworden, und der Sowjetzone gelang es im vorigen Jahr,
das beste Boot zu stellen. Jetzt sucht man in der Bundesrepublik angestrengt
nach einem neuen Klasseteam. So bat Dr. Wülfing vor zwei Wochen die
Rüsselsheimer, auch in dieser Klasse zu melden. Da die Rüsselsheimer zur Zeit
keinen geeigneten Rennzweier haben, liehen die Höchster ihr Boot für die
Meisterschaft dem RRK. Ob es die drei "Küken" aus dem "Vierer mit" verstehen
werden, mit dem Weltmeisterboot in die deutsche Spitzenklasse vorzustoßen, wird
sich in Mannheim zeigen. Zehn Boote haben in dieser Gattung für den Mühlauhafen
ihre Meldung abgegeben. Der Einzug ins Finale wäre für die jungen Rüsselsheimer
schon ein großartiger Erfolg.
Etwas mehr Hoffnungen
kann sich schon der Vierer machen. Auch in seiner Klasse gehen zehn Boote an den
Start. Nach den Chancen seiner Jungs befragt, antwortete Trainer Hintze:
"Theoretisch ist für uns ein dritter Platz hinter den beiden Booten aus
Ratzeburg und Berlin drin, denn alle anderen Meisterschaftsteilnehmer haben wir
in diesem Jahr schon besiegt. Wie es allerdings am Samstag und Sonntag aussehen
wird, weiß niemand zu sagen. Ich bin jedenfalls mit den Jungs und ihrer Arbeit
zufrieden."
Die Trainingsbedingungen
für die Rüsselsheimer sind im Vergleich zu anderen Ruder-Klubs miserabel. "Alle
haben sie ein ruhiges Fleckchen, wo sie ungestört trainieren können", meinte
Ulrich Hintze. "Aber schauen Sie sich unsere Strecke an: völlig ungeschützt vor
dem Wind und dann Lastkahn an Lastkahn. Zu allem Überfluß bekommen wir darin
auch noch dieses Wetter zu spüren."
Vor dem Rennen: Wilfried Hoffmann, Trainer
Ulrich Hintze, Andreas Hartmann, Reinhard Scholta, Werner Alt |
Der Rüsselsheimer Vierer
mit Steuermann sitzt erst seit vier Wochen in dieser Besetzung im Boot. Dafür
ist ihre Wasserarbeit recht ordentlich. Bereits am Samstagfrüh um 7.30 Uhr heißt
es für die Rüsselsheimer für den ersten Vorlauf ins Boot zu steigen. Am
Freitagnachmittag wird sich die RRK-Equipe in
Richtung Mannheim in Bewegung setzen.
Während wir uns mit
Trainer Ulrich Hintze unterhielten, hatten die fünf Ruderer ihr langes,
schlankes Boot ins Wasser gelassen. Mit den besten Wünschen für die
Meisterschaft verabschiedeten wir uns von den RRK-Mannen, und Ulrich Hintze
meinte noch, als er in das Begleitboot stieg: "Die können wir wohl gebrauchen."
Aus "Main-Spitze" vom 02.08.1965:
MANNHEIM ERLEBTE RENAISSANCE DES RRK
Rüsselsheims
Ruderer wieder Spitzenklasse
Zwei hervorragende 3. Plätze im
Vierer und Zweier mit bei den DM
Rüsselsheimer Ruderer besitzen wieder
allerersten Rang im deutschen Sport. Das Bewiesen gestern die beiden 3. Plätze
der Vertreter des Rüsselsheimer Ruder-Klubs bei den Deutschen
Rudermeisterschaften Im Mannheimer Mühlauhafen. Im Vierer mit Steuermann
belegten Dieter Lang, Werner Alt, Andreas Hartmann, Wilfried Hoffmann und
Steuermann Reinhard Scholta hinter der neuen Berliner Renngemeinschaft und dem
Schweinfurter RC den ehrenvollen dritten Platz. Im Zweiter mit Steuermann kamen
Dieter Lang und Werner Alt mit Steuermann Reinhard Scholta auf dem gleichen Rang
ein. Sieger wurde Hannover vor Germania Düsseldorf.
Der Trainingsschweiß der letzten
Wochen hat sich also gelohnt. Trainer Ulrich Hintze kann mit seinen Mannen
zufrieden sein und Ruderpräsident Dr. Wülfing blickt jetzt sicher mit einiger
Hoffnung nach Rüsselsheim, dessen Ruderer schon einmal Anfang der 50er Jahre
Spitzenformat verkörperten und nun wieder an diese große Aera anzuknüpfen
scheinen. Wir kommen morgen auf dieses Ereignis zurück.
Aus "Main-Spitze vom 03.08.1965:
Nachbetrachtung zum Abschneiden
des RRK in Mannheim
Nach zehn Jahren Aufstieg aus der
Versenkung
Die beiden dritten
Plätze trotz nicht idealen Bootsmaterials hervorragend
"Bronze" bei der Deutschen Meisterschaft
1965 im Vierer mit Steuermann für den RRK-Vierer mit Wilfried Hoffmann,
Andreas Hartmann, Werner Alt und Dieter Lang, nicht im Bild Stm. Reinhard
Scholta |
Mit den zwei am
vergangenen Wochenende beim 52. Deutschen Meisterschaftsrudern errungenen
dritten Plätzen stieß der RRK nach über zehnjähriger Pause in diesem Jahr zur
Ruderspitze vor und knüpfte damit zum ersten Male wieder erfolgreich an die
Leistungen der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim an. Diese Erfolge sind um
so erstaunlicher, da sie trotz des zu erstklassigen Leistungen nötigen
Bootsmaterials, das beim RRK weitgehend fehlt, errungen wurden. So ruderte der
Zweier erst seit einer Woche in einem geliehenen Boot zusammen und sorgte damit
im Rennen der Zweier mit Stm. mit seinem dritten Platz für die Überraschung.
Vorläufe und
Zwischenläufe der Meisterschaften, die nach den Regeln der FISA (Internationaler
Ruder-Verband) bereits am Samstag ausgetragen wurden, brachten bei böigen Winden
und starkem Wellengang bereits einige Überraschungen. Durch Vorlaufsiege
brachten sich die RGM Berlin-Spandau und der Schweinfurter RC Franken im Vierer
mit Stm. sofort in den Endlauf. Alle restlichen Boote mußten in die
Zwischenläufe, aus denen sich dann noch der Frankfurter RC, der Ratzeburger RC,
der Ludwigshafener RV und der RRK für den Endlauf qualifizierten. Da Vor- und
Zwischenläufe auch im Zweier mit Stm. erforderlich waren, hatten es Lang/ Alt
vom RRK, die als einziges Zweierpaar auch den Vierer bestritten, wegen der
kurzen Rennpause nicht leicht, den Endlauf zu erreichen. In einem sehr harten
Zwischenlauf konnten sie jedoch die RGM Berlin-Spandau aus dem Rennen werfen und
erreichten damit zusammen mit dem DRC Hannover, dem RuHC Rheine, dem Münchener
RuSV Bayern, dem RC Germania Düsseldorf und der Bamberger RG den Endlauf.
Zu den Endläufen am
Sonntagnachmittag waren die Wasserbedingungen glücklicherweise so, daß reguläre
Rennvorläufe garantiert waren. Im Vierer mit Stm. ließ die RGM Berlin-Spandau in
keiner Phase des Rennens einen Zweifel an ihrem Sieg aufkommen. Um den 2. Platz
und damit die Vizemeisterschaft gab es jedoch einen erbitterten Streckenkampf,
der schließlich zu Gunsten von Schweinfurt endete. Dritter wurde der RRK mit
Wilfried Hoffmann, Andreas Hartmann, Werner Alt, Dieter Lang und Stm. Reinhard
Scholta vor Ludwigshafen, Frankfurt und Ratzeburg.
Favorisiert für die
Meisterschaft im Zweier mit war der DRC Hannover, der dieses Rennen dann auch
für sich entschied, jedoch weniger klar als erwartet. Hinter diesem Zweier gab
es auf der ganzen Strecke harte Positionskämpfe, die schließlich Germania
Düsseldorf die Vizemeisterschaft und dem RRK mit Dieter Lang, Werner Alt und
Stm. Reinhard Scholta den 3. Platz einbrachten. Für den Rüsselsheimer Zweier ist
diese Placierung nach nur einwöchigem Training in dieser Bootsgattung
hervorragend, so daß man im nächsten Jahr von diesem Paar noch einiges erwarten
kann.
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