Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (1986)   

Tobias Frank

Tobias Frank: "Immer eine Menge zu tun"

RRK-Keeper einziges Rüsselsheimer Aushängeschild / Mit Nationalteam zur Hockey-WM

Aus "Main-Spitze" vom 27.09.1986
 

kri. - Die Zeiten, in denen die Hockey-Männer des Rüsselsheimer RK der Feld-Bundesliga mit insgesamt fünf deutschen Meistertiteln ihren Stempel aufdrückten, sind lange vorbei, Schnee von gestern. Parallel zum stetigen Abdriften des RRK zu einer bestenfalls "grauen Maus" im nationalen Erstligazirkus, nahm auch das Interesse des Bundestrainers an opelstädtischer Mithilfe im Nationalteam kontinuierlich ab. Dabei bildeten Namen wie Peter Kraus, Fritz Schmidt, Wolfgang Beck oder Rainer Seifert jahrelang das Korsett in den Kalkülen der DHB-Spitzen, hatten Anteil an so bedeutenden Erfolgen wie dem Olympiasieg 1972 in München.

Doch während den einstmaligen Helden langsam aber sicher graue Haare wuchsen und sie nacheinander dem Leistungssport ade sagten, versiegte die einstmals gepriesene Talentschmiede des RRK fast völlig. Einzig Alfred Segner gelang noch einmal der Sprung in den Nationalkader, doch ging der Stern des WM-Teilnehmers von 82 ebenso schnell unter, wie er aufgegangen war. Daß der Vereinsname des Rüsselsheimer RK aber dennoch auch heute - und speziell bei der am ersten Oktoberwochenende beginnenden Weltmeisterschaft in England - im Nationalkader auftaucht, verdankt der Ruder-Klub allein der räumlichen Nähe zur rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz. Dort machte im Jahre 1979 ein Mann auf sich aufmerksam, der sich - überdies an eigenem sportlichen Fortkommen interessiert - bis heute als ein wahrer Glücksgriff des Ruder-Klubs entpuppte. Tobias Frank, seinerzeit Junioren-Nationalspieler und Torsteher beim Oberligisten TSV Schott Mainz, wechselte vom Rhein an den Main und trat am Sommerdamm problemlos das Erbe so erfolgreicher Torhüter wie Peter Kraus oder Randolf Renker an.

Mittlerweile 70 Länderspiele hat der 28jährige Medizinstudent auf dem Buckel, und er zählt damit zu den erfahrensten Kräften im Team von Bundestrainer Klaus Kleiter, das ab übernächsten Sonntag beweisen muß, daß der Sieg bei der "Champions Trophy" im Frühjahr nicht von ungefähr kam. In ihrer Vorrundengruppe erwartet die DHB-Auswahl die Hürden Spanien, Polen, Indien, Kanada und Australien, wovon Frank letztere gemeinsam mit Gastgeber England als WM-Favoriten einschätzt. "Unser Fortkommen wird sich bereits im ersten Spiel entscheiden", rechnet Frank mit einem harten Kampf um die beiden ersten Ränge, die zum Einzug ins Halbfinale berechtigen.

Vornehmlich Indien und Angstgegner Spanien gilt es neben den "Aussies" zu beachten, wobei die Gruppenzusammensetzung sehr jener bei der Olympiade in Los Angeles ähnelt. Seinerzeit zog die BRD als Gruppenzweiter hinter Australien ins Halbfinale ein, schlug dort Holland und gab sich erst nach tollem Kampf gegen Pakistan - wie bei der WM in Indien 82 - im Endspiel geschlagen. Damals gab Frank sein WM-Debüt, kam aber nur einmal zum Einsatz, da dort noch der Heidelberger Christian Bassemir „unumstößlich die Nummer 1 war". Wer in England Tore des Gegners verhindern wird, liegt, so Frank, im Ermessen des Bundestrainers und an der Tagesform, denn mit dem Leverkusener Christian Schliemann steht ein weiterer vorzüglicher Schlußmann bereit. "In Australien, beim Championsieg, stand ich fast immer zwischen den Pfosten", verkündet Frank nicht ohne Stolz, der sich aber dennoch ganz in den Dienst der Mannschaft stellt. "Der bessere soll spielen."

Was die Aussichten der DHB-Auswahl angeht, gibt sich Frank eher zurückhaltend. Nach insgesamt fünf Vorbereitungsspielen ohne Sieg, darunter ein herbes 0:4 in der UdSSR, gelang erst am vergangenen Donnerstag beim 1:0 in Dublin über das allerdings bestenfalls zweitklassige Irland mal wieder ein Erfolgserlebnis. "Zugegeben, wir haben uns schon intensiver auf ein derartiges Großereignis vorbereitet, doch letztlich wird man erst hinterher sagen können, ob die Vorbereitung angemessen war", weiß der RRK-Schlußmann aus eigener Erfahrung, daß sich die Intensität der Kritik vornehmlich am Abschneiden der Mannschaft orientiert. "Das Halbfinale ist unser erklärtes Ziel, alles Weitere wird sich dann zeigen", rechnet Frank trotz der schwachen Vorbereitungsergebnisse damit, daß sich das deutsche Team wie in der Vergangenheit auch auf dem Londoner Kunstrasen (hoffentlich ohne den berüchtigten Nebel) als Turniermannschaft entpuppt.

Ob Frank auch nach der WM noch das Nationaltrikot überstreifen wird, mag der bei seiner Freundin in Mainz wohnende Torwart derzeit nicht beantworten. Schließlich steht im kommenden Jahr das Examen in Medizin an, und um den Rekord des Mettmanner Torstehers Rott (100 Ländereinsätze) zu erreichen, ist es noch ein langer Weg. "Es wird viel von unserem Abschneiden abhängen", meinte Frank, der aus Erfolgen mit der Nationalmannschaft doppelten Nutzen zieht. Einmal fallen die Zuwendungen durch die Sporthilfe (Frank: "Im Hockey kann man - außer in ganz wenigen finanzstarken Clubs - nichts verdienen.") nur dann erklecklich aus, wenn die Nationalmannschaft Erfolge nachweisen kann. Zum anderen hält sich Frank für entgangene Meisterschaften mit dem Vereinsteam schadlos, denn daß der RRK noch einmal ein Spitzenteam wird, daran mag auch er nicht mehr glauben.

Indes: Sorgen, daß der einzige Rüsselsheimer WM-Teilnehmer dem Ruder-Klub aus diesem Grund den Rücken kehren könnte, braucht sich im RRK-Lager niemand zu machen. "Solange wir zumindest auf dem Feld erstklassig bleiben, sehe ich keinen Grund, den Verein zu wechseln. Schließlich hat auch der Abstiegskampf seine Reize und Vorteile, vor allem für den Torsteher. - Es gibt fast immer eine Mengezutun.


Aus "FAZ" vom 20.10.1986:

Deutschland Dritter bei der Hockey-Weltmeisterschaft in London

Australien als Weltmeister endlich am Ziel seiner Wünsche

LONDON. Australiens Hockeymannschaft ist endlich am Ziel ihrer Wünsche. Im Endspiel der 6. Weltmeisterschaft in London besiegte der in der Vergangenheit bei olympischen Turnieren und Weltmeisterschaften so oft in letzter Minute gescheiterte Favorit den Gastgeber England mit 2:1. Die Entscheidung fiel nach einem australischen Blitzstart und Treffern von Terry Walsh in der fünften und von John Bestall in der 23. Minute sehr früh. Für die Engländer konnte Jon Potter vor 11.000 Zuschauern im Willsden-Stadion sieben Minuten vor Schluß nur noch den Ehrentreffer erzielen.

"Wir haben einen einzigen Punkt gegen Deutschland abgegeben und in sieben Spielen 31 Tore geschossen, unser Sieg ist wohl verdient", sagte der australische Trainer Richard Aggiss. Die Australier stellten mit dem 33 Jahre alten Parlaments-Abgeordneten Richard Charlesworth aus Perth, der siebenmal erfolgreich war, auch den Torschützenkönig. Der Mülheimer Carsten Fischer landete mit fünf Treffern auf dem dritten Rang der Torschützenliste.

Der dritte Platz ist für die deutsche Nationalmannschaft nur ein kleines Trostpflaster. 21 Stunden nach der 2:3-Niederlage im Halbfinale gegen England mußten die Deutschen im Spiel um die Bronzemedaille gegen die Sowjetunion wieder in die Verlängerung. Diesmal kehrten sie das Ergebnis um und siegten mit 3:2. Das entscheidende Tor gelang Thomas Reck fünf Minuten vor dem Abpfiff der Verlängerung. Nach 1973 und 1975 war es die dritte Bronzemedaille für die deutsche Mannschaft.

Die Spieler hatten sich von dem nerven- und kräfteaufreibenden Halbfinale noch nicht erholt. Alles hatten sie am Samstag gegeben, den Gegner über weite Strecken der 100 Spielminuten beherrscht und am Ende doch verloren. Sechzig Sekunden vor dem Abpfiff der regulären Spielzeit hatten die Deutschen durch Tore von Heiner Dopp (55.) und Carsten Fischer (43.) bei einem Gegentor von Sean Kerly (17.) noch 2:1 geführt. Dann schaffte Paul Barber im Anschluß an die dritte Strafecke der Engländer noch den Ausgleich und erzwang damit die Verlängerung. Barber war es auch, der in der 89. Minute den Siegtreffer erzielte.

Als die Schlußsirene erklang, fielen die deutschen Spieler in sich zusammen und blieben minutenlang auf dem Rasen liegen. Sie hatten ihr bestes Spiel bei dieser Weltmeisterschaft gezeigt, und es hatte dennoch nicht gereicht. Bundestrainer Klaus Kleiter faßte sich als erster wieder: "Die Mannschaft hat alles gegeben, was sie zur Zeit zu leisten vermag, wir sind sehr, sehr enttäuscht."

Im Spiel um Platz drei ließ Kleiter Torwart Schliemann, Libero Fischer und Verteidiger Brinkmann auf der Bank. Für sie spielten Tobias Frank, Michael Metz und Thomas Gunst . "Wir wollen versuchen, noch den dritten Platz zu erreichen", lautete die Devise von Kleiter, doch die Spieler standen sehr unter dem Eindruck der Vortagsniederlage. Nach der 1:0-Führung von Mannschaftskapitän Dopp in der 19. Minute plätscherte das Spiel dahin. Einen Abwehrfehler nutzte die Sowjetunion in der 29. Minute durch Nechipurenko aus. Blöcher sorgte in der 49. Minute mit seinem ersten Tor bei der Weltmeisterschaft für das 2:1, doch schon drei Minuten später fiel durch Deputatow das 2:2. Wieder blieb den deutschen Spielern eine Verlängerung nicht erspart. Reck machte mit seinem Tor in der 95. Minute wenigstens ein Siebenmeter-Schießen überflüssig.

Die Deutschen sind trotz des dritten Platzes neben Pakistan die erfolgreichste Mannschaft aller sechs Weltmeisterschaften. Nur bei der Premiere 1971 verpaßten sie das Halbfinale und wurden anschließend zweimal Dritte, einmal Vierte und zuletzt 1982 Zweite. Diesmal stand der Titel auf dem Wunschzettel. Dach letztlich zerstörte nicht England den Traum, sondern die Mannschaft selbst. Von 45 Strafecken - so viele hatte keine der übrigen elf Mannschaften - verwandelte der etatmäßige Schütze Fischer gerade fünf. Der Bundestrainer kündigte Konsequenzen an- "Mit einer derartigen Vorbereitung geht es das nächste Mal nicht mehr." Während sich die Engländer seit vier Monaten intensiv auf diese Weltmeisterschaft vorbereiten konnten und die Meisterschaft in den Herbst verlegten, waren die deutschen Nationalspieler ständig doppelt belastet. Erst zehn Tage vor der Abreise nach London war das Endspiel um die deutsche Meisterschaft.

"Sturm ins Hockey-Oberhaus im Hallenhockey" 1986 durch die RRK-Herren mit Tobias Frank im RRK-Tor (Tobias Frank, Klaus Eberts, Norbert Boll, Fritz Schmidt jr., Christoph Krehl, Berthold Rauth)