Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Stefan Braner

"Ich will nichts als raus"

Rüsselsheimer überlebt Anschläge auf Bali

Aus "Frankfurter Rundschau" vom 28.11.2002

 

Kuta - Es sollte ein ausgelassener Abend mit Freunden werden. Stattdessen geriet der Samstagabend für Stefan Braner aus Rüsselsheim in Hessen zum schieren Horror.

"Es war Feuer in der Luft", berichtet der 31-Jährige im Gespräch. "Flammen waren da, dann die Druckwelle." Panisch seien die Menschen aus dem Nachtclub "Paddy´s" gestürmt, wo Braner den Abend verbringen wollte. Die Verletzungen durch die verheerenden Anschläge werden ihn noch eine Zeit an die Bomben erinnern: Der Handrücken sei offen, über der rechten Augenbraue klaffe ein Schnitt, auch das Gehör sei von dem immensen Lärm der Detonation in Mitleidenschaft gezogen worden.

Ein australisches Pärchen habe ihn auf der Straße "aufgelesen", kann sich Braner nur noch erinnern. "Die haben mich dann erstmal medizinisch versorgt." Die Erinnerungen an den Horroranschlag sind nur noch bruchstückhaft. "Raus aus der Hütte." An Bildern im Kopf habe er vor allem: "Flammen und Asche in der Luft." Braner hatte sich im "Paddy`s" verabredet, einem der beiden Clubs, die zum Ziel der Terror-Attentate im Ferienparadies wurden.

Nur zum Surfen wollte Braner in die südostasiatische Inselwelt fahren, und dabei einen Freund besuchen. Jetzt will der 31-Jährige Rüsselsheimer nichts mehr als nur noch nach Hause. Von seinem Hotel aus schickte er Hilferufe über das Internet an alle Welt, immer in der Hoffnung, mit einem Militärtransport die "Insel der Götter" zu verlassen. "Ich will nichts als raus", sagt Braner. Doch bislang sind es nur die Australier, die Evakuierungsflüge anbieten.

Seine Mutter Silvia Schmidt daheim war nach eigener Schilderung entsetzt, als sie von den Anschlägen auf Bali erfuhr. "Er wird ja nicht da sein, wo alle Touristen sind", hatte sie sich Mut gemacht. Als sie die Nachricht erhielt, dass ihr Sohn mit leichten Verletzungen davongekommen ist, atmet Silvia Schmidt auf. "Wir waren ständig beunruhigt", sagt sie.

Dennoch fühlt sich die Mutter von den deutschen Behörden vernachlässigt: "Es gab keine Nummer, unter der man hätte anrufen können, es gab einfach keine Informationen." Immerhin habe ihr Sohn sie über das Internet wissen lassen, dass es ihm soweit gut gehe.

Nach Angaben des Auswärtigen Amts wurden bei den Bombenexplosionen sieben Deutsche verletzt, zwei sind inzwischen aus dem Krankenhaus wieder entlassen. Stefan Braner hatte Glück - Dutzende anderer Besucher der populären Nachtclubs bezahlten den Abend mit ihrem Leben.


Terror-Anschlag auf Bali - Auch eine Deutsche unter den Todesopfern - 187 Menschen kamen ums Leben - Augenzeuge Stefan Braner entkam der Sprengstoff-Hölle

"Ich bin um mein Leben gerannt"

Die Terror-Hölle auf Bali: Wie das Auswärtige Amt jetzt bestätigte, ist auch eine Deutsche unter den Todesopfern des Anschlags. Insgesamt starben mindestens 187 Menschen, mehr als 300 wurden verletzt, 90 von ihnen schwer. Bei der Deutschen soll es sich nicht um eine Touristin handeln, sondern um eine Frau, die ständig auf Bali lebte.

Stefan Braner (31) aus Hessen – an Kopf und Hand verletzt konnte sich der Rüsselsheimer retten. Der Ingenieur für Kunststofftechnik erzählt, wie er die Terror-Nacht erlebte.

Es sollte ein ausgelassener Abend mit Freunden werden. "Ich war in der Diskothek 'Paddy´s'. Plötzlich dieser ohrenbetäubende Knall. Direkt darauf ein zweiter. Instinktiv warf ich mich zu Boden. Es war Feuer in der Luft. Flammen waren da, dann die Druckwelle. Ich sah Verletzte, blutende Menschen, verbrannte Menschen. Ich dachte nur: raus aus dieser Hütte. Panisch sprang ich auf. Ich bin trainierter Hockeyspieler. Ich rannte um mein Leben. Sprang über eine Steinmauer. lief auf die Straße."

Stefan Braner wurde verletzt. "Am Ellenbogen, an der Hand, hinter den Ohren habe ich verbrannte Haut. Die Schulter ist durch den Sturz eventuell ausgekugelt. Über dem Auge musste ich genäht werden. Ein Trümmerteil hatte mich getroffen. Ich hätte auch tot sein können."

Der begeisterte Surfer: "Mein Glück war, dass ich einem australischen Pärchen über den Weg lief. Ich war völlig orientierungslos. Durch den Knall kann ich nur noch wenig hören. Meine Ohren tun mir sehr weh. Die Australier nahmen mich mit zu einer Privatklinik. Da wurde ich sofort verarztet. Wer weiß, was sonst gewesen wäre."

Der Rüsselsheimer flog vor einer Woche zum Surfen nach Bali. Übernachtet dort bei Freunden. In einer Woche geht sein Flug zurück nach Frankfurt. Jetzt will der Hobby-Hockeyspieler nichts mehr als nur noch nach Hause. "Aber ich bekomme keinen Flug."

Seine Mutter Slivia Schmidt: "Von seinem Hotel aus schickte er Hilferufe über das Internet an alle Welt, immer in der Hoffnung, mit einem Militärtransport die Insel zu verlassen." Zu seiner Mutter sagte Braner: "Ich will nichts als raus."


Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen

Die indonesische Insel Bali

Mit Bali verknüpfen die meisten Europäer Bilder von weißen, palmengesäumten Stränden, luxuriösen Hotels und farbenprächtigen Tempeln. Der Tourismus spielte in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle für das Wirtschaftsleben der Insel.

Sollte der blutige Anschlag vom Samstagabend dazu führen, dass die jährlich Hunderttausenden von ausländischen Urlaubern der "Insel der Götter" den Rücken kehren, wäre dies nicht nur ein zerstörerischer Schlag für die balinesische Wirtschaft, sondern für ganz Indonesien, das sich noch immer bemüht, die Folgen der asiatischen Finanzkrise Ende der 90er Jahre zu überwinden.

Kuta Beach, Schauplatz des verheerenden Anschlags, ist eines der wichtigsten Tourismuszentren auf Bali. Dort befinden sich hunderte Restaurants, billige Unterkünfte, Nachtclubs und Souvenirläden. Jeden Abend füllen sich die Straßen mit trinkenden und tanzenden Urlaubern.

Im ansonsten muslimisch geprägten Indonesien nimmt die "Insel der Götter" eine Sonderstellung ein: Die Kultur der rund drei Millionen Einwohner wird hauptsächlich vom Hinduismus bestimmt, nur im Norden gibt es einen stärkeren islamischen Einfluss. Bei der Mehrheit der Bevölkerung handelt es sich indigene Balinesen, doch gibt es auch zahlreiche Einwanderer aus anderen Teilen Indonesiens. In den Städten finden sich zudem kleinere indische, arabische und chinesische Gemeinden. Im Gegensatz zum Rest Indonesiens gilt der Lebensstil auf Bali als ausgesprochen relaxed; Alkohol wird ebenso toleriert wie andere Ansprüche westlicher Touristen - beispielsweise ein abwechslungsreiches Nachtleben.

Bali ist eine relativ kleine Insel, rund 145 Kilometer lang und 95 Kilometer breit. Es ist eine der mehr als 13.000 Inseln, aus denen sich die Republik Indonesien - der bevölkerungsreichste islamische Staat der Erde - zusammensetzt. Neben dem Tourismus sind Landwirtschaft (Reis, Tabak, Vanille, Kaffee, Kautschuk) die wichtigsten Einnahmequellen der Balinesen.

Bali zeigte sich weitgehend immun gegen die politischen, religiösen und ethnischen Kämpfe, die Indonesien in den vergangenen fünf Jahren während des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie erschüttert haben. Die Mehrheit der Inselbewohner stimmte bei den Parlamentswahlen vor drei Jahren für die Partei von Präsidentin Megawati Sukarnoputri.

Mit "psychologischer Unterstützung" von Stefan Braner gewinnt die Weibliche Jugend des RRK 1998 nach der Hessenmeisterschaft auch die Deutsche Meisterschaft auf dem Feld (hinten: Betreuer Kai Körner, Lotte Schwärzel, Jana Schwärzel, Lena Schüder, Mareike Thomas, Mandy Haase, Caroline Tangerding, Isabelle Kober, Trainer Berti Rauth, "Maskottchen"  Stefan Braner; davor: Nathalie Bischel, Eva Golke, Nina Günther, Elena Christl, Andrea Schlieter; vorn: Nicole Loeck, Andrea Samer)