Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Silke Müller

 

 

"Rüsselsheim ist mein Verein"

Hockey: Im Europacup-Halbfinale könnte die Neu-Utrechterin auf ihren Ex-Klub RRK treffen, würde dann aber am liebsten nicht mitspielen

Mit der Frankfurterin sprach Doreen Mechsner (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 24.02.2006)
 

Am Wochenende droht Silke Müller ein zweifelhaftes Vergnügen: Beim Hallen-Europacup der Damen könnte die deutsche Nationalspielerin, seit September beim holländischen Hallenmeister SV Kampong Utrecht aktiv, auf ihren bisherigen Verein Rüsselsheimer RK treffen. Mit dem Seriensieger RRK gewann die 27 Jahre alte, quirlige Angreiferin Müller vier Mal den Hallen-Europacup.
 

Echo: Wie groß sind die Chancen, dass Rüsselsheim zum 13. Mal in Folge den Europacup gewinnt?

Silke Müller: (Lachend) tolle Frage. Da ist er schon, der erste Zwiespalt. Natürlich halte ich die Chance für sehr groß. In den letzten Jahren war in der Halle keine deutsche Mannschaft zu schlagen. Ich bin da echt in der Zwickmühle. Einerseits wünsche ich mir, dass der RRK gewinnt. Andererseits will ich aber auch mit Kampong so weit wie möglich kommen.

ECHO: Also mindestens ins Finale?

Müller: Ich gehe einfach mal davon aus.

ECHO: Wie stark ist Ihr Team einzuschätzen?

Müller: Ich weiß gar nicht, ob das in Deutschland jemand mitbekommen hat, aber Lina (Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist Lina Beier, früher Berliner HC) und ich sind gerade holländischer Hallenmeister geworden. Damit haben wir noch einmal viel Selbstvertrauen getankt.

ECHO: Reicht das, um Rüsselsheim Paroli bieten zu können?

Müller: Es ist schwer einzuschätzen, was noch in der Mannschaft steckt. Das Endspiel gegen Den Bosch haben wir jedenfalls mit 4:1 gewonnen. Beim Europacup müssen wir allerdings noch eine Schippe drauflegen. Da wird alles noch eine Ecke schneller und härter. Ich bin selbst gespannt, ob wir unsere Leistung noch ausbauen können.

ECHO: Machen Sie sich Gedanken darüber, mit Kampong womöglich die Rüsselsheimer Serie zu beenden?

Müller: Nö. Ich möchte sie ja nicht beenden.

ECHO: Wie? Überlegen sie etwa, nicht mitzuspielen?

Müller: Anfangs habe ich das tatsächlich erwogen. Das ist ja auch irgendwie komisch. Rüsselsheim ist mein Verein. Dann habe ich mir aber gesagt: Ich liebe die Halle, und nun bin ich mal hier, also gebe ich auch Gas für diesen Verein. Klar wird das komisch, gegen meine Mädels zu spielen. Aber nun stehe ich halt nicht auf deutscher, sondern auf holländischer Seite.

ECHO: Welchen Stand hat Hallenhockey in Holland?

Müller: Die Zuschauerresonanz beim Meisterschaftsfinale – es war eine Doppelveranstaltung – war schon toll. Da waren bestimmt 1000 Leute. Offiziell wird Hallenhockey jedoch immer noch als Zeitvertreib dargestellt. Mit der Europameisterschaft ist kürzlich der holländische Ehrgeiz neu entfacht worden. Die holländischen Damen waren ja fest davon überzeugt, uns Deutsche knacken zu können.

ECHO: Niemand kennt die Rüsselsheimer Spielweise besser als Sie. Wie groß wird Ihr Anteil in der Spielvorbereitung sein, um Rüsselsheim endlich zu schlagen?

Müller: Was Rüsselsheim betrifft, haben wir uns bislang noch gar keinen Kopf gemacht. Wir sind ja in der anderen Gruppe. Somit können wir frühestens im Halbfinale aufeinander treffen. Ich werde jedenfalls, wenn es so weit ist, versuchen, mich als Informant zu drücken. Ich hoffe darauf, dass wir Videos haben und die Trainer mich umgehen. Noch schiebe ich das alles von mir weg. Aber komisch ist es schon.


"Sicher kein Spiel wie jedes andere"

Frühere RRK-Größe Silke Müller zu "vernarrt" auf die Halle, um aufs Europacup-Turnier zu verzichten

Das Gespräch führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 24.02.2006)
 

An diesem Wochenende könnte es unweit von Barcelona beim 17. Hallenhockey-Europapokalturnier der Landesmeister zu einem brisanten Aufeinandertreffen kommen. Titelverteidiger Rüsselsheimer RK muss damit rechnen, dass ausgerechnet die langjährige Mitspielerin und Olympiasiegerin Silke Müller (27) im Trikot des SV Kampong Utrecht den 15. RRK-Titeltriumph vereiteln könnte.


Seitenwechsel: Silke Müller (rechts), hier vor Jahresfrist in Prag im RRK-Dress beim finalen 2:0-Sieg über Ritm Grodno, tritt diesmal für SV Kampong Utrecht in Aktion.


Frage: Am Sonntag wird ab 13 Uhr in Sant Cugat del Valles der 17. Europacupsieger ermittelt. Wer bestreitet das Finale?

Müller: Natürlich möchte jetzt jeder RRK - Kampong lesen. Dafür müssen wir aber erst einmal unsere Gruppengegner und vor allem Grodno hinter uns lassen. Ob uns das vielleicht sogar gelingen wird, kann ich jetzt nicht sagen. Lassen wir uns überraschen ...

Frage: Sie sind im September vom RRK zum SV Kampong Utrecht gewechselt. War Ihnen damals schon bewusst, dass Sie so schnell den Schläger gegen Ihre bisherigen Mitspielerinnen schwingen müssen?

Müller: Mein Entschluss, nach Holland zu gehen, war damals ja ziemlich spontan. Ich habe demnach zunächst einmal nur an die Feldsaison gedacht. Die Halle war noch so weit weg, dass ich erst mal alles auf mich zukommen lassen wollte. Dann habe ich lange hin und her überlegt, ob ich überhaupt spiele. Auch meine kurzzeitige Überlegung, doch für den RRK zu spielen, wurde aufgrund der in Deutschland überpräzisen Wechselfristen und der schweren Zeiteinteilung schnell wieder verworfen. Außerdem spielt sich mein Leben momentan nun mal in Utrecht ab. Und, ich bin eben ein Hallenspieler und einfach zu "vernarrt" um ganz darauf zu verzichten.

Frage: Wenn es am Wochenende zu einem Aufeinandertreffen mit Titelverteidiger und Seriengewinner RRK kommen sollte, kann das für Sie dann ein Spiel wie jedes andere sein?

Müller: Sollte es so kommen, dann wird das ganz sicher kein Spiel wie jedes andere sein. Es wird mit Sicherheit ein ganz komisches Gefühl, in einem anderen Trikot auf der anderen Seite des Feldes zu stehen. Das ging mir in der Tat auch in den vergangenen Wochen mehrmals durch den Kopf, und man versucht, sich ein bisschen darauf einzustellen. Aber so ist nun mal der Sport. Man darf die ganze Sache aber auch nicht zu eng sehen. Ich habe mich dieses Jahr für Kampong entschieden und werde auch da versuchen, mein Bestes zu geben. Mit einer anderen Einstellung dürfte ich erst gar nicht antreten.

Frage: Der SV Kampong ist wieder holländischer Meister geworden und hat in der EM-Vorbereitung auch das niederländische Nationalteam besiegt. Wie stehen die Chancen in der vergleichsweise schweren Vorrundengruppe B?

Noch mit "Silke", Deutscher Hallenhockey-Meister 2005, die Damen des RRK (hinten: Physio Hanne Zöller, Betreuer Thomas Blivier, Mandy Haase, Irene Balek, Lisa Jacobi, Lena Jacobi, Sybille Breivogel, Trainer Berti Rauth; vorn: Silke Müller, Nina Günther, Lydia Haase, Denise Klecker, Barbara Vogel, Lena Schüder, Sabine Hieronimi)

Müller: Wenn ich es jetzt mal aus der Perspektive des Außenseiters betrachte, dann ist es egal ob man den RRK oder Grodno in seiner Gruppe hat, ohne die anderen dabei zu vergessen. Schwierig wird es allemal. Ich kann die Situation momentan noch gar nicht einschätzen und bin gespannt, zu welchem Sprung das Team in der Lage ist. Im jetzigen holländischen Finale haben wir durch eine geschlossene Teamleistung Den Bosch (Europacup-Seriensieger im Freien) keine Chance gelassen. Aber was nun passiert, keine Ahnung. Nach dem ersten Spiel wissen wir mehr.

Frage: Der RRK hat keine Möglichkeit mehr, seinen DM-Titel zu verteidigen und tritt folglich auch vorerst zum letzten Mal europäisch in Erscheinung. Haben Sie ein schlechtes Gewissen, dass Sie nach Utrecht gewechselt sind?

Müller: Es ist schon ein trauriger und auch komischer Moment, wenn man realisiert, dass dieses sensationelle Serie auf einmal abreißt. Und ich selbst finde es unheimlich schade und traurig, dass es dieses Jahr nicht geklappt hat. Die letzten Jahre waren einfach unglaublich. Auch wenn man sich den Erfolg immer wieder hart erarbeitet hat, ein bisschen erfolgsverwöhnt wird man schon. Aber irgendwann reißt jede Serie einmal. Das bedeutet aber nicht gleich das Ende. Deshalb habe ich auch kein schlechtes Gewissen. Ich persönlich habe den Mädels auch in der aktuellen Konstellation einiges zugetraut. Und wer weiß, vielleicht hätte es auch mit uns drei "Oldies" nicht gereicht. Solche "Abgänge" sind sicher nicht einfach, aber es gibt auch anderen, gerade den Jüngeren, die Chance, sich zu entwickeln. Und davon lebt der RRK.

Frage: Wie lebt es sich in Holland und was tut sich beruflich?

Müller: Ich muss sagen, dass es sich in Holland ganz gut lebt - sieht man davon ab, das im Allgemeinen das Essen der momentanen Wetterlage gleicht. Aber da kann man sich ja helfen. Käse- und Lakritzliebhaber fühlen sich hier sofort wie im Schlaraffenland. Die Leute hier sind zu Beginn manchmal etwas reserviert, aber doch meistens offen und freundlich. Vor allem wenn sie merken, dass jemand gerne ihre Sprache spricht. Man wird dann öfter mal Anni Friesinger genannt, obwohl wir nicht mal den Akzent gemeinsam haben ...

Was das Hockey und dessen Stellenwert angeht, sind das hier ganz andere Dimensionen. Ich glaube, die wissen gar nicht, wie gut es ihnen geht. Mein Praktikum beim Regionalsender RTV Utrecht läuft noch immer, und ich habe gerade in den letzten Wochen beruflich aber auch persönlich unheimlich viel dazugelernt. Am 6. März kommt mein erster und wirklich selbst zusammengestellter Beitrag auf Sendung. Thema ist natürlich "Hallenhockey und Winterstop in Holland". Winterstop wird hier die Zeit zwischen den beiden Feldspielhälften genannt. Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag, aber ich bin schon total aufgeregt und gespannt.

Frage: Wissen Sie schon, wie lange Sie fortbleiben werden und ob es definitiv nur ein Zurück zum RRK gibt?

Müller: Oh, das ist schwierig. Ich halte momentan noch an meinem Plan fest, zurückzukommen. Und dann am liebsten natürlich zum RRK. Die letzten Monate sind jedoch wie in Windeseile vergangen, und natürlich hängt es auch von meiner beruflichen Zukunft ab. Sollte sich etwas ändern, werden die entsprechenden Personen es zuerst erfahren.

Frage: Mal angenommen, Sie schießen am Wochenende im Halbfinale oder Endspiel das entscheidende Tor gegen den RRK. Glauben Sie, dass Sie auch dann noch zurückkommen dürften?

Müller: Haha, dazu muss schon viel passieren. Sollte es dennoch geschehen, dann hoffe ich natürlich nicht, dass mir die Entscheidung zurückzukehren so quasi abgenommen wird.