Von Daniela Ammar
(aus "Main-Spitze" vom 3. Februar 2023)
Faire und
nachvollziehbare Produktions- und Handelsketten, ein dezentral organisiertes
Netzwerk, das Verbraucher und Erzeuger regionaler Produkte zusammenbringt, und
gleichzeitig eine große Bandbreite von Produkten, die ab und zu auch
außergewöhnlich sind: Mit diesem Konzept sind in ganz Deutschland vor rund acht
Jahren "Marktschwärmereien" gestartet.
In Bauschheim
gingen Shirley Lazar und Philipp Jung mit ihrer "Marktschwärmerei" im Jahr 2020
an den Start. Dabei konnten Kunden Produkte von 14 regionalen Produzenten online
bestellen und bezahlen und einmal in der Woche in der "Schwärmerei" abholen, die
im Hofladen "Junges Gemüse" eingerichtet ist.
Das Konzept erwies
sich als erfolgreich, wobei Corona und die damit verbundenen Einschränkungen
dazu beitrugen, dass die "Marktschwärmerei" einen wahren Siegeszug antrat. Im
Lauf der vergangenen beiden Jahre ist das Angebot kontinuierlich ausgebaut
worden. Die Anzahl der regionalen Erzeuger ist inzwischen auf 41 angewachsen. Im
vergangenen Jahr eröffnete die Bauschheimer "Marktschwärmerei" sogar eine
Dependance in Bischofsheim. Diese nahmen die Kunden allerdings – anders als
erwartet – nicht an, und auch in der Bauschheimer "Marktschwärmerei" sind die
Kundenzahlen rückläufig. Aber woran liegt das?
"Seit dem
Ukraine-Krieg und den steigenden Energiekosten sind die Bestellungen bei uns
erheblich zurückgegangen", berichtet Lazar. Offensichtlich sparen die
Verbraucher beim Einkauf von Lebensmitteln und setzen nicht mehr verstärkt auf
Regionales und Bio, sondern wieder mehr auf Ware vom Discounter. "Schade
eigentlich", meint Lazar, die dieses Verhalten bestätigt. In der Woche vor und
während der Weihnachtsfeiertage sausten die Bestellungen wieder nach oben. "Also
ist es so, dass für besondere Anlässe wieder mehr investiert wird in frische,
gute Ware", schlussfolgert die "Marktschwärmerei"-Betreiberin.
Während in der
Hochphase wöchentlich rund 40 bis 50 Bestellungen bei der "Schwärmerei"
eingingen, sind es nun lediglich 15 bis 20 pro Woche. "Der Standort Bischofsheim
wurde mittlerweile ganz geschlossen, denn es war nur eine Familie, die dort ihre
bestellten Waren abholte. Die lieferte ich dann einfach dorthin", so die junge
Frau.
Am Grundgedanken,
regionale Produkte an einem zentralen Punkt anzubieten, die Wertschätzung für
diese zu erhöhen und eine nachhaltige Esskultur zu schaffen, möchte Lazar trotz
der rückläufigen Zahlen und der Schließung des Standortes Bischofsheim
festhalten. Und so hat Lazar nicht nur die Abholzeiten um eine Stunde erweitert,
sondern auch das Netzwerk der Erzeuger ausgebaut. "Von 14 auf 41 ist schon ein
Sprung", beschreibt Lazar das Angebot, das von den Klassikern Obst und Gemüse
über Backwaren von drei verschiedenen Bäckern der Region, Fleisch und Geflügel
bis hin zu Pilzen, Käse und "Specials" wie Pralinen, Wein, Algen- und
Hanfprodukten reicht.
Was Lazar schmerzt,
ist, dass der "Charme des Schwärmens" derzeit auf Eis liegt. Denn stets waren an
Abholtagen einer oder mehrere Erzeuger vor Ort, die ihre Produkte vorstellten
und man kam ins Gespräch. "Was die Menschen verstehen sollten, ist, wie wichtig
es ist, Produkte aus der Region zu beziehen", sagt Lazar und ergänzt: "Denn wenn
alles aus dem Ausland bezogen wird, gerät man wieder in eine Form der
Abhängigkeit."