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Über Mitglieder des
RRK (1996)
Rudolf Müller |
Rudi Müller: 40 Jahre
Auf und Ab bei Opel
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Ihe. Wenn der Opel-Betriebsratschef Rudolf Müller
am heutigen Donnerstag auf 40 Jahre Beschäftigung beim zweitgrößten
deutschen Automobilunternehmen zurückblickt, muß ihm dessen Entwicklung
wie eine Berg- und Talfahrt vorkommen. Ging es in den ersten 20 Jahren
nach seiner Ausbildung als Werkzeugmacher mit den Arbeitsplätzen immer nur
steil bergauf, so erlebt er seit 1979 einen stetigen Schrumpfungsprozeß.
Als Müller 1993 von seinem jahrelangen Weggefährten Richard Heller die
Leitung des Gesamtbetriebsrates übernahm, kam ihm die schwierige Aufgabe
zu, den Abbau von nochmals etwa 8 000 Arbeitsplätzen so sozial verträglich
wie eben möglich zu gestalten.
Zwar konnte der 57jährige den Kollegen-Schwund nicht stoppen, doch in
vielen Gesprächsrunden mit Vorstandschef David Herman und Personalchef
Wolfgang Strinz wurde noch schlimmeres verhindert. In einem
Standortsicherungsvertrag verzichtete Opel auf die Auslagerung von 3 000
Beschäftigten.
Nachdem der Opel-Betriebsrat schon bei der Einführung der Gruppenarbeit
eine Vorreiterrolle gespielt hatte, war er auch bei der Flexibilisierung
der Arbeitszeit an vorderster Front. Als erstes deutsches Autowerk konnten
die Rüsselsheimer die Produktion mit unterschiedlichen Wochenarbeitszeiten
der Nachfrage anpassen. „Wir haben die Trendwende früher geschafft
als die Mitbewerber", sagt der immer besonnen wirkende Müller, der Opel
mittlerweile für das „schlankste Unternehmen der Branche" hält.
Obwohl der sportliche und von früheren Ruderwettkämpfen konditionell
gestärkte Betriebsratschef seinen Vorstand in der Öffentlichkeit lange
nicht so hart attackiert wie sein Vorgänger Heller, sagt ihm doch niemand
einen „Schmusekurs" mit der Geschäftsführung nach. Neben seinem Einsatz
für die Belange der Opel-Belegschaft engagiert sich Müller ebenfalls seit
40 Jahren in der IG Metall. In seinem Wohnort Raunheim war er bis vor vier
Wochen Stadtverordneter für die SPD. Zum Jubiläumsempfang für den
verheirateten Vater eines erwachsenen Sohnes hat sich für heute auch
Ministerpräsident Hans Eichel angekündigt. Ebenso wird IG-Metall-Chef
Zwickel erwartet.
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Lob für Opels "Scharnier" zwischen
Arbeitnehmern und Geschäftsleitung
Rudi Müller spricht sich bei seinem Arbeitsjubiläum für "sozialen
Frieden" aus
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rs. - Das Opel-Forum bot bei weitem nicht genügend Sitzplätze und die
Kleiderordnung war ungewohnt gemischt: Kragen und Schlips neben „Blaumann".
Unter dem Motto: „Was? Schon vierzig?" hatte Opel zum Empfang geladen, aus Anlaß
des 40jährigen Arbeitsjubiläums des Betriebsratsvorsitzenden Rudi Müller. Von
einem - trotz aller Hartnäckigkeit und Gewieftheit - „freundlichen und
warmherzigen" Menschen sprach Müllers Stellvertreter Klaus Franz in seiner
Anfangs-Laudatio, erwähnte auch die Schranken, die der Raunheimer nicht mag:
weder in Europa, noch am Waldweg, noch im Kopf. Franz ließ das Wirken Müllers
bei Opel Revue passieren, von der Wortführerschaft bei der Forderung zur
35-Stunden-Woche über den Streik von 1984 bis zu den vielbeachteten
Vereinbarungen in jüngster Zeit. „Rudi stand niemals still, er ist immer in
Bewegung geblieben", hieß es in der Rede weiter, in der auch die sportlichen
Aktivitäten des Jubilars Erwähnung fanden. Der Betriebsrat hoffe, daß Müller
noch lange Jahre so fit und aktiv bleiben könne.
Arbeitsdirektor Wolfgang Strinz erwähnte, daß er mit Rudi Müller gemeinsam
„harte Nüsse" geknackt habe und ging auf die besonderen Verhandlungskünste und
die Durchsetzungskraft seines Widerparts auf der Arbeitnehmerseite ein: Das habe
in der Frage der Werksfeuerwehr sogar bis hin zur Gesetzesänderung geführt. Zum
Schluß gab Strinz den „bescheidenen Wunsch" ab, Müller solle doch jetzt etwas
kürzer treten - „und manchmal etwas schneller zu guten Vorschlägen und Absichten
des Sozialpartners ,ja' sagen".
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Viel
Prominenz beim Jubiläumsempfang für Betriebsratschef Rudi Müller
(IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, Betriebsratsvize Klaus Franz,
Ministerpräsident Hans Eichel, Rudi Müller und Ehefrau Elvira, Opel-Chef
Dave Herman) |
Opel-Generaldirektor Dave Herman bezeichnete Müller als „Scharnier"
zwischen Arbeitnehmern und Unternehmensleitung. Diese Scharnier könne
gelegentlich zwar „ganz schön knarren", aber generell habe der
Betriebsratsvorsitzende den notwendigen Wandel mitgetragen und sei
„zuverlässiger Begleiter der Unternehmensführung", lobte Herman.
IG-Metall-Chef Klaus Zwickel erwähnte, daß Rudi Müller der Gewerkschaft
„wichtige Impulse" gegeben habe. Oberbürgermeisterin Otti Geschka meinte, daß
der Opel-Betriebsratsvorsitzende ein Beispiel für Leistungsbereitschaft,
solidarisches Miteinander und Verantwortungsbewußtsein gebe. Ministerpräsident
Hans Eichel sprach von einem guten persönlichen Verhältnis zu Müller und
betonte, er versichere sich der regelmäßigen Beratung durch Rudi Müller.
Der Arbeitsjubilar selbst äußerte am Schluß der Veranstaltung Dankbarkeit
gegenüber vielen Menschen, deren Freundschaft und Solidarität er erfahren habe.
Er erwähnte dabei namentlich seinen Vorgänger Richard Heller, der gestern im
Forum auch anwesend war. Außerdem führte er seine Frau Elvira auf, mit deren
Unterstützung er - trotz häufiger Abwesenheit von zu Hause - immer rechnen
konnte.
Der soziale Friede in Deutschland dürfe nicht schrankenlosem
Wirtschaftsliberalismus geopfert werden, forderte der 57jährige Jubilar in
seiner Rede. Die 35-Stunden-Woche halte er nach wie vor für den richtigen Weg,
erklärte Rudi Müller. Opel habe jetzt bewiesen, daß die Flexibilisierung dieser
Arbeitszeit in Deutschland machbar sei, ohne den Tarifvertrag auszuhebeln.
Rudi Müller, dreimaliger RRK-Klubmeister
im Einer von 1958 bis 1960 |
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