Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (1989)   

Rudolf Müller

 

 

Menschen, mit denen wir sprachen: Rudi Müller

Den Verzicht auf den Rathausjob in Raunheim bedauert der Opel-Betriebsrat nicht

Von DIRK FEUERRIEGEL (aus "Main-Spitze" vom 23.02.1989)

Vor eineinhalb Jahren war er besonders gefragt, musste wohl die wichtigste Entscheidung treffen: Rudi Müller, der am heutigen Donnerstag seinen 50. Geburtstag feiern kann, sollte sich damals entscheiden zwischen Politik und Beruf, sprich Engagement bei Opel. Als Werner Wicht in der Bürgermeister-Nachfolgeregelung aus dem Rennen war, hatte die SPD den Wunsch an ihn herangetragen, sich doch als Kandidat zur Verfügung zu stellen, denn vom möglichen Koalitionspartner WIR wusste man, dass der Rudi Müller problemlos mittragen würde. Eine Entscheidung also, wie Rudi Müller heute rückblickend feststellt, die ihm nicht leicht fiel, die er aber auch nicht bedauert. Rudi Müller folgte den Bitten seiner Gewerkschaftsfreunde von der IG Metall, doch für die Arbeit im Betriebsrat und im Aufsichtsrat von Opel weiter zur Verfügung zu stehen. Er spricht es nicht aus, aber man merkt ihm an, dass die Entscheidung für Opel und gegen den Einstieg in die hauptamtliche Politik auch eine Herzensentscheidung war.

Rudi Müller wurde am 23. Februar 1923 in Rüsselsheim geboren. Übrigens nicht im Krankenhaus, denn das gab es damals in der heutigen Opelstadt noch nicht. Es folgten Schule, der Krieg und dann die Lehre als Werkzeugmacher von 1956 bis 1959 bei Opel. In der technischen Leitung war er bald als technischer Zeichner, war Teilekonstrukteur im Bereich Fahr- und Triebwerkskonstruktion. Der IG Metall gehörte er mit dem Tag seines Eintritts bei Opel an und er begann auch bald, sich für die Gewerkschaft im Betrieb zu engagieren. Der Weg war dann vorgezeichnet: 1972 wurde er in den Betriebsrat gewählt, wo er bis 1975 für den Bereich Entwicklung, Kosten und Design zuständig war. 1975 dann die Wahl zum stellvertretenden Betriebsrats- und Gesamtbetriebsratsvorsitzenden ‒ Funktionen, die er auch heute noch bekleidet. Seit 1983 sitzt Rudi Müller als Vertreter der Arbeitnehmer im Opel-Aufsichtsrat.

Rudolf Müller mit dem Jungmann-Achter des Rüsselsheimer Ruder-Klubs im Jahr 1958 (hinten: Hans Miethge, Heini Voges, Stm. Ragnar Otto, Manfred Wolf, Rudolf Müller, Gerhard Ketter; vorn: Karl Lotz, Hans-Karl Gerbig, Klaus Zander)

Das ist die eine Seite. Die andere ist die politische. 1964, als er heiratete, kam er nach Raunheim. Seit Mai 1968 ist er Mitglied der SPD, wobei er bei der damaligen Bilanz '70 nicht vorne mitmischte. Er war Juso-Vor­sitzender und wurde 1973 erstmals zum Zweiten Vorsitzenden der Partei gewählt. Im Anschluss, von 1978 bis 1983, war er Parteivorsitzender ‒ ein Amt, das er seit 1988 wieder bekleidet. Kommunalpolitisch aktiv ist er seit 1972, wobei Rudi Müller von Anfang an dem Sport-, Jugend- und Sozialausschuss angehörte, dessen Vorsitzender er seit 1977 ist. Inzwischen ist er auch stellvertretender Fraktionsvorsitzender und nach dem 12. März wird er sicherlich von der neuen SPD-Fraktion zum Vorsitzenden gewählt werden. Dass er dann seine engagierte Arbeit für die Vereine im Fachausschuss aufgeben muss, wird ihn dann ein wenig schmerzen.

Zu den Vereinen und hier zum Sport hat Rudi Müller schon immer eine enge Beziehung gehabt. Er war aktiver Rennruderer im RRK und heute, wenn es die spärlich bemessene Freizeit erlaubt, dann betätigt er sich noch als Wanderruderer. Auch dem Laufen, dem Jogging, ist Rudi Müller sehr zugetan. Er war einer der Mitinitiatoren der beiden Städteläufe nach Le Teil und Trofarello ‒ und er war, der Chronist kann es bestätigen, einer der besten Läufer. Die beiden Läufe sind für ihn ganz persönliche Höhepunkte in seinem Leben gewesen.

Ausdauer hat Rudi Müller, der auch gerne Ski fährt. Das merkt man im politischen wie im gewerkschaftlichen Bereich. Wenn man wie er 50 Jahre alt wird, dann ist das Zeit, zurückzublicken, aber auch nach vorne zu schauen ‒ denn die aktivste Zeit des Lebens hat man in diesem Alter hinter sich. Mit der Festlegung auf die Opel-Betriebsratsarbeit hat Rudi Müller für sich einen wichtigen Schritt vollzogen - wenn­gleich er durch das parteipolitische Engagement als Fraktionschef künftig noch mehr eingespannt sein wird.

Dass Rudi Müller mit Blick auf die Kommunalwahl einen ganz bestimmten Wunsch hat, nämlich die absolute Mehrheit der SPD, ist verständlich. Aber er wünscht sich in der Partei eine stärkere Diskussion der Mitglieder und eine Möglichkeit, sich stärker der Jugend hinzuwenden, damit den Weg zur SPD findet.

Als Betriebsrat ist sein Wunsch, dass die Arbeitsplätze in Rüsselsheim auf Dauer gesichert werden können, dass ältere Kollegen früher in Rente gehen und die Jüngeren in ihrem ausgelernten Beruf eingesetzt werden können. Gerade das letztere ist ihm ein ganz besonderes Anliegen.

Privat gibt es sicherlich auch einige Wünsche ‒ mehr Zeit fürs Radfahren und mehr Zeit zum Lesen. Früher habe er viele Biographien gelesen, heute komme er fast gar nicht mehr dazu, bedauert Rudi Müller, der seinen 50. heute morgen im Werk und heute Abend im KCW-Bootshaus feiern wird.