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Über Mitglieder des
RRK (2016)
Peter Kraus |
Er erinnert sich als wäre es gestern
gewesen: Olympiasieger Peter Kraus plaudert auf dem Podium aus dem
Nähkästchen.
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Jubiläum
60 Jahre gemeinsam mit dem Echo
60 Jahre
Rüsselsheimer Echo – das will gefeiert werden. Zum Festtag hatte die Redaktion
in den Festungskeller geladen. Gekommen waren rund 50 Gäste, die den Anekdoten
dreier Rüsselsheimer Urgesteine lauschten.
Von CHRISTIAN
PREUSSER (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 23.04.2016)
Hoch die Tassen:
Während die Welt nach England blickte, um mit Trompeten und Dudelsäcken den 90.
Geburtstag der Jahrhundert-Queen Elizabeth II. zu feiern, da knallten auch in
Rüsselsheim die Korken. Am 21. April 1956, vor genau 60 Jahren, erschien die
erste Ausgabe des Rüsselsheimer Echos – Grund genug für Redaktion und Leser,
einen Blick entlang des Zeitstrahls zu wagen und zu schauen: Wie war das
eigentlich damals, in Rüsselsheim, als die erste Ausgabe der Zeitung auf den
Frühstückstischen der Bürger landete? Wie ging es der Stadt und den Menschen?
Und was hat sich seither eigentlich alles getan?
Rund 50 Echo-Leser
waren am Donnerstagabend zur Feierstunde in den Festungskeller gekommen, um bei
Sekt und Häppchen heiteren Anekdoten zu lauschen, Kritik zu äußern, Anregungen
zu geben und Lob zu sprechen. Unter die Gäste hatten sich auch Oliver Rohloff,
Geschäftsführer des Rüsselsheimer Echos, und Thomas Ruhmöller, stellvertretender
Chefredakteur, gemischt.
Ruhmöller würdigte
das Echo in seiner Eröffnungsrede als wichtige Lokalzeitung, die das Geschehen
in Stadt und Region seit 60 Jahren engagiert, leidenschaftlich und kritisch
begleitet. "Die nächsten Jahre halten große Herausforderungen für die
Zeitungsbranche bereit", sagte Ruhmöller. "Doch wird es engagierten und
leidenschaftlichen Lokaljournalismus immer geben. Und beim Rüsselsheimer Echo
werden diese Attribute jeden Tag gelebt." Dem stimmten die Zuhörer zu und
klatschten kräftig in die Hände.
Die erste
Ausgabe kostete 25 Pfennig
Zur Gesprächsrunde
auf dem Podium begrüßte Echo-Redakteurin Kerstin Schellhaas drei Rüsselsheimer
Urgesteine: Ex-GPR-Chef Friedel Roosen, Geschäftsmann Joachim Gerbig und
Hockey-Olympiasieger Peter Kraus. Und gleich zu Beginn mussten sie in ihren
Kindheitserinnerungen kramen: "Die erste Ausgabe des Echos kostete 25 Pfennig.
Erinnern Sie sich noch, was man damals alles für 25 Pfennig kaufen konnte?",
wollte Schellhaas von ihren Gesprächspartnern wissen.
"25 Pfennig, das
war damals ein Heidengeld", gab Gerbig zu. Gerbig war zehn Jahre alt, als das
erste Echo erschien, und für die 25 Pfennig, da kaufte er sich keine Zeitung,
sondern lieber ein kleines Plastikauto. Gerbig, Kraus und Roosen berichteten vom
Rüsselsheim ihrer Kindheit: "Die Festung war unser Spielplatz. Wir haben mit
Dopsch und Peitsche gespielt", sagte Gerbig. "Wir spielten auf Heuhaufen und
Streuobstwiesen. Es war alles da, was Kinderherzen höher schlugen ließ",
erinnerte sich Roosen. "Wir sind überall mit dem Fahrrad hingefahren",
berichtete Kraus. "Die wenigsten Rüsselsheimer hatten damals Autos", sagte er.
Wie für viele,
viele andere Rüsselsheimer Jungs und Mädchen war für Kraus schon als junger Bub
klar: "Ich geh’ bei Opel in die Lehre." Kraus lernte Kraftfahrzeug-Polsterer,
auch damals bereits ein exotischer Beruf. Doch sein erlerntes Wissen konnte er
bald schon bei seiner anderen Leidenschaft nutzen – dem Hockeyspiel. "Ich konnte
selbst meine Schienen reparieren", sagte er. Kraus war damals in München, als
das Echo am 9. September 1972 titelte: "Entführungsversuch scheitert im
Kugelhagel." "Eine schlimme Zeit", erinnerte er sich. "Wir kannten die Israelis,
die beim Olympia-Attentat ums Leben kamen." Und wird der Olympia-Sieg der
deutschen Hockey-Mannschaft auch von diesem schrecklichen Erlebnis überschattet,
so erklärte Kraus dennoch: "Den Moment, als ich die Goldmedaille überreicht
bekam, den werde ich sicherlich niemals vergessen."
Die drei Rüsselsheimer Urgesteine Friedel
Roosen, Peter Kraus und Joachim Gerbig erzählen auf dem Podium Geschichten
aus Rüsselsheim. RE-Redakteurin Kerstin Schellhaas moderiert das Gespräch im
Festungskeller. |
Große
Verbundenheit zu Autokonzern Opel
Eine Karriere bei
Opel zog Roosen niemals in Betracht: "Ich wollte die gleiche berufliche Laufbahn
einschlagen wie mein Vater. Ich wollte Beamter werden", sagte der ehemalige
GPR-Geschäftsführer. Dennoch fühlte Roosen stets eine Verbundenheit zur
Automarke: "Ich bin mein ganzes Leben bisher Opel gefahren – mit 20 bereits
einen Manta." Der Autokonzern habe so viel Gutes für die Stadt und die Menschen
getan, daher sei es für Roosen eine Selbstverständlichkeit gewesen, stets Opel
zu fahren.
Auch Gerbig, der
zwar nicht für den Autobauer arbeitete, profitierte vom Konzern: "Uns ging’s
hier allen doch sehr gut. Als ich mich 1972 selbstständig gemacht habe, da hatte
ich damals das 17. Elektrogeschäft in Rüsselsheim aufgemacht." Ohne Opel wäre
dieser geschäftliche Erfolg nicht denkbar gewesen.
Als das Echo am 10.
Dezember 2004 meldete: "Bitterer Tag für Opel-Mitarbeiter – GM streicht 10.000
Stellen, davon 5.500 im Werk Rüsselsheim", sei das ein Schock gewesen. "Ich war
damals mit dabei, bei den Protesten", sagte Kraus. "Mittlerweile sieht es ja
wieder besser aus. Zum Glück."
Moderatorin Kerstin
Schellhaas wollte von den drei Urgesteinen wissen, welcher Bürgermeister die
Stadt in den vergangenen Jahren am meisten geprägt habe, worauf die Sprache
schnell auf den umstrittenen Bürgermeister Walter Köbel fiel: "Köbel war ein
Macher und ein Mensch seiner Zeit. Man sollte seine Verdienste als Bürgermeister
würdigen und nicht die Zeit davor", sagte Roosen.
Zum Abschluss der
munteren Runde verriet Gerbig seinen Lieblingsplatz in Rüsselsheim: "Das bleibt
die Festung, das hat sich seit meinen Kindheitstagen nicht verändert." Nach 90
Minuten waren längst nicht alle Anekdoten verhandelt – was fehlte, wurde später
an der Bar besprochen.
Feiern Sie mit
dem Echo Geburtstag
Das
Rüsselsheimer Echo feiert am 21. April 60. Geburtstag. Bei einem Salongespräch
lassen Friedel Roosen, Joachim Gerbig und Peter Kraus bewegte Zeiten in der
Geschichte der Stadt in ganz persönlichen Rückblicken Revue passieren.
Aus "Rüsselsheimer
Echo" vom 14.04.2016
Der 21. April 1956
war ein Samstag. Die Wetteraufzeichnungen sprechen von einem ungewöhnlich kalten
April, nicht einmal zehn Grad soll das Thermometer angezeigt haben. Hans J.
Reinowski, verantwortlicher Herausgeber, und die Redakteure Willi Hofmann,
Bernhard Deppe und Wilhelm A. Körber dürften sich jedoch wie auf heißen Kohlen
gefühlt haben: Wie würde das Rüsselsheimer Echo, das an besagtem Aprilsamstag
erstmals erscheinen sollte, den Rüsselsheimern gefallen?
Es muss eine
aufregende Zeit gewesen sein für die Männer der ersten Stunde. Joachim Gerbig
war damals noch ein Bub. Aber eines weiß er genau: "Das muss im dritten
Schuljahr gewesen sein. Ich kann mich noch erinnern, dass damals in der Schule
Fähnchen verteilt wurden und für das Echo Werbung gemacht wurde." So genau wie
der 69 Jahre alte Rüsselsheimer können sich Peter Kraus (74) und Friedel Roosen
(64) an den April 1956 nicht mehr erinnern, gemeinsam weiß das Trio aber viel zu
erzählen aus der Zeit des Wirtschaftswunders und den folgenden Jahrzehnten, in
denen sie gemeinsam mit dem Echo groß geworden sind.
Aus Anlass des 60.
Geburtstages des Rüsselsheimer Echos plaudern der frühere GPR-Geschäftsführer
Friedel Roosen, der Hockey-Olympiasieger von 1972 Peter Kraus und Joachim Gerbig,
einst Inhaber von Radio Gerbig, mit Echo-Redakteurin Kerstin Schellhaas und
erzählen ihre Geschichten aus einer bewegten Zeit für Rüsselsheim. |