Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Pauline Heinz

 

 

 

 

 

 

Pauline Heinz will "vom hohen Trainingsniveau profitieren"

Hockeyspielerin Heinz zieht erste Bilanz zum Wechsel vom Rüsselsheimer RK zum Mannheimer HC. Ihre alte Heimat verliert sie nicht aus den Augen und hat Olympia 2024 fest im Blick.

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 16. November 2023)

Mannheim/Rüsselsheim. Mitte Juni passierte das, was beim Rüsselsheimer RK insgeheim viele schon länger erwartet hatten: Pauline Heinz, erste Hockeyspielerin des Ruderklubs seit 17 Jahren, die dank ihrer technischen und körperlichen Qualitäten zur Olympia-Teilnehmerin 2021 aufgestiegen war, kündigte ihren Wechsel zum Deutschen Meister Mannheimer HC an. Inzwischen ist reichlich Wasser am RRK-Vereinsheim „Bootshaus“ vorbeigeflossen, und sowohl die RRK-Damen als auch deren bisherige Anführerin haben versucht, im ersten Teil der Feldsaison aus der neuen Situation das Beste zu machen. Nach rund zwei Monaten beim MHC zieht die 22 Jahre alte Nationalspielerin und Paris-Anwärterin im Interview ein positives Zwischenfazit, bezieht dabei aber auch ihr altes Team und ihre sportliche Heimat ausdrücklich mit ein.

Frau Heinz, am 10. September haben Sie Ihr erstes Spiel im Trikot des Mannheimer HC bestritten. Nach Beendigung der Hinserie ist Ihr neues Team Tabellenführer im Pool A und Sie selbst nehmen als offensive Mittelfeldspielerin mit fünf Treffern den dritten Platz in der Bundesliga-Torschützinnenliste ein. Fällt die Zwischenbilanz nach dem Wechsel vom RRK durchweg positiv aus?

Ich bin voll zufrieden und kann sagen, dass das für mich ein guter Schritt war. Es hat einfach Spaß gemacht, gemeinsam als Team möglichst erfolgreich auf dem Platz zu kämpfen. Was die Tore angeht, habe ich mir nicht so einen Druck gemacht, und es ist mir persönlich auch nicht so wichtig, wer die Treffer macht. Ich wusste selbst gar nicht, dass ich fünf Tore erzielt habe.

Das 0:1 zum Auftakt beim Club an der Alster in Hamburg hat Sie demnach kein bisschen verunsichert?

Natürlich hat es genervt, gleich das erste Saisonspiel mit einer neuen Mannschaft verloren zu haben. Aber da zwischen dem Ende der Europameisterschaft und dem Bundesliga-Start nur eine Trainingswoche lag und wir ja ein neues Team sowie einige Verletzte hatten, war die Niederlage erklärbar – zumal gegen so einen starken Gegner.

Sie haben Ihren Wechsel als RRK-Galionsfigur in erster Linie damit begründet, in Mannheim bessere Chancen auf eine Olympia-Teilnahme in Paris 2024 zu sehen. Haben die ersten elf Partien Sie in Ihrer Hoffnung bestärken können?

So genau lässt sich das im Moment nicht sagen, zumal wir nach der EM noch keine Maßnahme mit dem Nationalteam hatten. Ich merke aber, dass es mir etwas bringt, so viel und dazu mit Topspielerinnen aus Argentinien oder Spanien zu trainieren. Das finde ich schon ziemlich cool, denn man kann man sich da schon den einen oder anderen Trick abgucken.

Zur Person

Pauline Heinz kommt am Maifeiertag 2001 in Wiesbaden zur Welt und rundet damit das fünfköpfige Familienglück im Rüsselsheimer Rübgrund ab. Längere Zeit übt sie parallel Tennis und Hockey aus, entscheidet sich im Alter von zwölf Jahren dann aber für das Spiel mit Krummstock und Hartplastikball, das ihrer Mutter Bianca als Torhüterin 1992 in Barcelona Olympia-Silber beschert hatte.

Eine gute Entscheidung, zunächst für den Rüsselsheimer Ruder-Klub, später dann auch für den Deutschen Hockey-Bund. Mitte April 2017 absolviert sie in Antwerpen ihr erstes von 59 Jugend-Länderspielen, gekrönt von der Bronzemedaille bei der U21-EM in Spanien 2019. Im Dezember desselben Jahres debütiert sie in Buenos Aires im A-Nationalteam und erfüllt sich zwei Jahre später in Tokio ihren Olympia-Traum.

Nach dem undankbaren vierten WM-Platz 2022 trägt sie am 26. August dieses Jahres in ihrem 44. A-Länderspiel zum Gewinn von EM-Bronze bei und erhöht ihr internationales Trefferkonto während der Tage in Mönchengladbach auf neun.

Seit 2020 absolviert "Pauli" ein duales Studium an der Landespolizeischule Hessen in Wiesbaden. Die 22-Jährige liest gerne und hat sich nach ihrem Wechsel zum Deutschen Meister Mannheimer HC im September ans Gitarrenspielen herangewagt.

Gibt es noch weitere Dinge, von denen Sie beim aktuellen Deutschen Meister sportlich profitieren?

Ich profitiere schon sehr davon, dass das Trainingsniveau deutlich höher ist. Dies wohl auch deshalb, weil aus dem gesamten Kader nur eine Spielerin arbeitet, während der Rest studiert oder zur Schule geht. Wir trainieren zwar ebenfalls dreimal als Team, aber dazu kommt jede Menge Individualtraining. Das gesamte Trainingsprogramm ist einfach sehr breit und professionell aufgezogen. Und dass wir im Frühjahr mit dem MHC in der EuropäischenHockey-Liga antreten, bringt natürlich weitere internationale Erfahrung.

Hat sich der Bundestrainer mal gemeldet, seit Sie in Mannheim am Ball sind?

Nein, es gab keinen Kontakt. Ich denke, er kennt mich so gut, dass er mich erst mal ankommen und ganz entspannt da rangehen lassen wollte.

Der MHC gehört zu den wenigen Bundesligaclubs, die dank eines großzügigen und Hockey-affinen Geldgebers in der Lage sind, auch internationale Spitzenkräfte anzulocken. Welche Annehmlichkeiten erhalten Sie?

Die Unterstützung ist vielschichtig. Ich teile mir mit Verena Neumann, die ich schon aus U21-Zeiten beim DHB kenne, eine kleine Wohnung in Neckarstadt. Ich bekomme ein Auto gestellt, und es gibt eine Aufwandsentschädigung. Das ist mit dem RRK zwar überhaupt nicht vergleichbar, aber auch ohne das alles ist es dort einfach schön.

Sie haben viele Ihrer Rüsselsheimer Teamkolleginnen als gute Freundinnen bezeichnet. Wie eng ist der Kontakt noch, wie oft sind Sie daheim und wie gefällt Ihnen Mannheim?

Ich habe weiterhin sehr viel Kontakt. Entweder wir schreiben per Handy oder wir telefonieren. In meinem Elternhaus war ich während der Saison vielleicht mal eine Nacht pro Woche, ansonsten schon viel in Mannheim. Das Viertel, in dem ich wohne, ist echt ganz schön und hat viele Cafés. Ansonsten kann man in Mannheim gut shoppen. Mein Herz gehört aber ganz klar Mainz. In der Altstadt bin ich total gerne und fühle mich auch aufgrund der vielen jungen Leute da immer direkt wohl.

Ihr altes Team hat ohne die bisherige Kapitänin und Haupttorschützin die Hinrunde in der Zweiten Bundesliga Süd auf Platz fünf und damit so ungut wie nie zuvor abgeschlossen. Sorgt Sie das, auch mit Blick auf die Anfang Dezember anrollende Hallen-Bundesliga?

Auf keinen Fall. Es sind ja immer wieder wichtige Leute ausgefallen, aber das ist von dem sehr jungen Team alles in allem wirklich gut kompensiert worden, weil einfach jede für jede gekämpft hat. Dazu ist manches Spiel knapp und unglücklich verloren gegangen. Ich denke, dass es eine coole Hallensaison wird, weil bestimmt auch hier wieder jede Verantwortung übernimmt. Und dass eine so erfahrene Spielerin wie Mara Bentscheck zurückkommt, hilft bestimmt.

Haben Sie die RRK-Damen nach ihrem Weggang mal spielen sehen?

Ich habe mir alles online angeschaut, da ich durch unsere Saison leider keine Chance hatte, in Rüsselsheim vor Ort zu sein. Beim Auswärtsspiel gegen Feudenheim konnte ich die zweite Halbzeit live sehen, weil wir vorher auf dem Nebenplatz gespielt hatten. Das war echt schön, und sie haben das gegen einen starken Gegner wirklich gut gemacht. Ich habe mich jedenfalls mega gefreut, dass sie das 2:1 gewonnen haben – zumal es schon ein komisches Gefühl war, sie beim Aufwärmen zu erleben und selbst in einem anderen Trikot nebenan auf dem Platz zu stecken.

Alle A-Kaderspielerinnen und Olympia-Kandidatinnen pausieren in der Halle. Wie sieht Ihr persönlicher Fahrplan für die nächsten Wochen und Monate aus?

Ich trainiere weiterhin draußen. An diesem Samstag fliegen wir mit dem Nationalteam nach Südafrika zum ersten Trainingslager nach der EM. Mitte Dezember folgt ein Vorbereitungsturnier in Spanien, und vom 13. bis 19. Januar spielen wir dann in Indien um eine von drei Olympia-Fahrkarten. Ob ich dort dabei bin, wird sich nach der Maßnahme in Spanien herausstellen. Über Weihnachten werde ich zu Hause sein und vielleicht noch mal spontan in Urlaub fahren.