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Über Mitglieder des
RRK (2006)
Oliver Markowsky |
Daumendrücken für
Freundin Pilar
Oliver Markowsky in
Gewissensnot
Aus "Die Hockeyzeit"
vom Okt./Nov. 2006
Für Oliver
Markowsky war die WM 2006 eine Weltmeisterschaft der gemischten Gefühle. "Seine"
Welttitelkämpfe waren jedoch nicht die der Herren in Mönchengladbach, sondern
die der Damen in Madrid. Im letzten Jahr noch mit guten Einsatzzeiten zum
Leipziger EM-Kader von Bernhard Peters gehörig, hatte der Rüsselsheimer die WM
im eigenen Land schon früh abgehakt. Statt dessen betreute der 23-Jährige die
deutschen Damen in seiner Wahlheimat Madrid als Liaison-Officer. Das und mehr
erzählte er gegenüber hockeyzeit beim Plausch während eines der
WM-Vorrundenspiele auf der ansonsten recht leeren Tribüne beim Club de Campo.
Als Markowsky sich
als Helfer für die WM gemeldet hatte, war ihm noch gar nicht bewusst, dass
dieser Job eine bezahlte Tätigkeit ist. "Ich habe meiner spanischen Freundin
erzählt, dass ich mich als Helfer gemeldet habe", erinnert sich "Olli", "und sie
hat mir dann erst einmal erklärt, dass es beim Club de Campo gar keine
ehrenamtlichen Tätigkeiten gibt. Hier wird jeder Job auch vergütet." So betreute
er das Weise-Team auch schon beim Lehrgang zwei Wochen vor Beginn der WM. Da war
tatsächlich für ihn sogar mehr zu tun, als später während des Turniers. "Viele
Besorgungen, jeder Gang in die Stadt
−
ich war gut beschäftigt. Während der WM war die Mannschaft ja nun voll
eingebunden."
Seine
Lebensgefährtin ist seit Kurzem die spanische Nationalspielerin Pilar Sanchez.
Die hatte nichts dagegen, dass ihr Oliver die Konkurrenz aus Deutschland
betreute, "auch wenn sie am Anfang geflachst hat, ich bräuchte mir ja nicht zu
viel Mühe geben." Seine Orts- und Sprachkenntnisse konnte Oliver das ein oder
andere Mal in den Dienst des Teams stellen. Seit genau einem Jahr ist Markowsky
in Madrid zu Haus und kennt sich in der spanischen Metropole inzwischen bestens
aus.
Machte die Sprache
zu Beginn für den mit "0,0 Kenntnissen" gekommenen Deutschen noch sehr holprige
Fortschritte, was auch daran lag, dass der Hesse erst mit Adriaan Kühn zusammen
wohnte, so wird es nach und nach immer besser. Jetzt hat er mit den
Nationalspielern Eduardo Aguilar und Victor Sojo eine rein Spanisch sprechende
WG
−
auch wenn deren andalusischer Akzent, bei dem die Endungen verschluckt werden,
nicht das beste "Lehrfutter" ist. "Wenn so richtig schnell gesprochen wird,
verstehe ich noch nicht alles, aber ich kann mich inzwischen in jeder Situation
verständlich machen."
Die Freundin und
die gestiegene Bedeutung im Erstliga-Team des Club de Campo haben den Entschluss
reifen lassen, mindestens noch ein Jahr, wenn nicht sogar länger in Madrid zu
bleiben. Markowsky hat am 4. Oktober ein BWL-Fernstudium für Spitzensportler
begonnen, das die Universität Oldenburg relativ neu anbietet. "Dadurch bin ich
örtlich noch ungebundener. Für mich ist das perfekt."
Das Thema
Herren-Nationalmannschaft hat der A-Kaderspieler trotz des zwischenzeitlichen
organisatorischen Engagements bei den deutschen Damen nicht abgehakt. "Ich
möchte wieder angreifen. Es hängt natürlich davon ab, ob der neue Bundestrainer
mich sehen will." Das Ausscheiden vor der WM in diesem Jahr kam für Oliver
Markowsky nicht allzu überraschend. Durch die spanischen Play-offs und den
Europapokal mit Madrid verpasste er zwei Lehrgänge. Zudem fehlte er bei einem
weiteren wegen Krankheit. "Ich wusste ja schon aus der Zeit vor der EM in
Leipzig, dass die Spieler, die Bernhard nicht sieht, bei ihm keine Punkte
sammeln konnten. Nach dem Lehrgang gegen Frankreich in Aachen war ich dann
gleich raus. Ich hätte vielleicht gehofft, dass er sich mich danach noch einmal
anschaut und dafür einigen eine Pause gibt, die er schon die ganze Zeit gesehen
hatte. Aber so war's halt nicht!"
Der 23-Jährige
schaute sich die WM dann bewusst nicht in Mönchengladbach, sondern in Madrid im
Fernsehen an.
"Ich habe ziemlich
viel gesehen
−
auf Eurosport und auf einigen spanischen Kanälen. Die Stimmung kam dabei
allerdings nicht so rüber." Olli regelte in dieser Zeit seine Zukunft in Madrid.
Am Ende des Treffens auf der Sonnen beschienenen Haupttribüne verriet der blonde
Mittelfeldstratege schließlich auch, wem er in der Damen-Eröffnungspartie
Spanien gegen Deutschland die Daumen gedrückt habe: "Meiner Freundin natürlich.
Das ist doch wohl klar!"
Golfübungen statt
Hockey-WM
Aus "Die Hockeyzeit"
vom Okt./Nov. 2006
Die Anlage des Club de Campo Villa
Madrid gehört zweifelsohne zu den mondänsten in Spanien, wenn nicht sogar in
ganz Europa. Das mehrere tausend Quadratmeter große Areal am südlichen Rand der
spanischen Hauptstadt bietet nicht nur edelste Golf- und Tenniseinrichtungen, es
ist auch die Heimat für Polospieler, Spring- und Dressurreiter.
"Dass bei diesem Angebot Hockey als
in Spanien nicht sehr traditionsreiche Sportart nur eine untergeordnete Rolle
spielt, ist eigentlich klar", berichtet Deutschlands Nationalspieler Oliver
Markowsky, der seit einem Jahr für die Madrilenen auf Torejagd geht. So sind er
und seine Teamkameraden auch keine offiziellen Clubmitglieder, sondern werden
extern als 1. Herren unter dem Namen des Vereins geführt. Das Hockeyclubhaus
wirkt im Vergleich zur Heimat der Golfkollegen, deren Plätze von (Golf-)Legende
Severiano Ballesteros designed wurden, eher wie eine Abstellkammer.
... spanische Hauptstadt. |
Die Prioritäten liegen ganz
offensichtlich auf anderen Sportarten: Als Gastgeber hochkarätiger ATP-Turniere
hat sich der 1929 gegründete Club in der Vergangenheit im Tennis einen Namen
gemacht. "Dazu finden hier zweimal pro Jahr riesige PoloEvents statt, bei denen
sich die europäische High Society trifft. Mit Glück bekommt man dann auch mal
den spanischen König Juan Carlos zu sehen, der hier als Ehrenmitglied geführt
wird", so Markowsky. Hockey spielte dagegen erst seit der (mittlerweile
gescheiterten) Olympiabewerbung für 2012 eine Rolle in dem staatlich geförderten
Verein. So wurde in den letzten fünf Jahren die Herrenmannschaft mit zahlreichen
Stars aus Deutschland (vor Markowsky spielten auch schon Benjamin Weß, Niklas
Meinert, Nicolas Emmerling und Justus Scharowsky in Madrid), Argentinien und
Frankreich verstärkt und gehört mittlerweile zur spanischen Elite.
Die Damen-WM war nach dem
Herren-Olympia-Qualifikationsturnier im März 2004 die zweite große
internationale Veranstaltung beim Club de Campo. Von Euphorie war unter den gut
12.000 (!) Mitgliedern allerdings nicht allzu viel zu spüren. Während der
Vorrunde verliefen sich zumeist nur wenige hundert Fans auf den Tribünen des
WM-Stadions, viele Golfer arbeiteten zeitgleich lieber an der Verbesserung ihrer
Abschläge und Putts. "Viele hatten gar nicht mitbekommen, dass hier eine WM
stattfindet, da sie sowieso immer schon weit vor den Hockeyplätzen in Richtung
Golfareal abbiegen", erklärt Markowsky. Dank des erfolgreichen Abschneidens der
Gastgeber durften sich die Spielerinnen dann aber zumindest am Halbfinal- und
Finaltag über ein ausverkauftes Haus freuen ... |