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Über Mitglieder des
RRK (1998)
Oliver Domke |
Oliver Domke bei der Weltmeisterschaft 1998
im Spiel gegen die Niederlande |
Ehre, wem Ehre gebührt:
Oliver Domke zum besten Spieler der WM
gewählt
Von Peter Penders (aus "FAZ" vom
03.06.1998)
UTRECHT. Das Ganze
schien ihm eher unangenehm zu sein. Verlegen stand Oliver Domke auf dem
Siegertreppchen und hielt den 15.000 Zuschauern seinen persönlichen Pokal
entgegen: Bester Spieler der Hockey-Weltmeisterschaft - soviel Lob wollte der
Rüsselsheimer gar nicht annehmen. "So gut habe ich in den letzten beiden Spielen
ja gar nicht gespielt", sagt der 22 Jahre alte Stürmer. Die Selbsteinschätzung
ehrt ihn, denn tatsächlich war dem erfolgreichsten deutschen Torschützen der
Kraftverschleiß bei dieser Weltmeisterschaft am Ende deutlich anzumerken. Doch
die Journalisten hatten den besten Spieler des Turniers schon vor den
Halbfinalspielen wählen müssen - und bis zu diesem Zeitpunkt agierte ganz gewiss
niemand auffälliger als Oliver Domke. Ein Raunen ging in Utrecht stets
durch das Publikum, wenn Oliver Domke mal wieder seine Spezialität präsentiert
hatte. Die argentinische Rückhand, bei der der Hockeyball nicht mit der Keule,
sondern der Schlägerkante getroffen wird, ist der Paradeschlag des
Rüsselsheimers. Sechs seiner sieben Turniertreffer erzielte ei auf diese
spektakuläre Art und Weise. "Das Turnier kann ihm viel geholfen haben, wenn er
sich bei den anderen Topspielern etwas abguckt", sagte Bundestrainer Paul Lissek,
der gar nicht so glücklich über die Wahl des Rüsselsheimers zum besten Spieler
schien. Seinen gefährlichsten Stürmer wünscht sich Lissek taktisch noch
flexibler, damit er schwerer auszurechnen sein wird. "Und er muss noch ruhiger
bei klaren Torchancen werden." In Utrecht verblüffte der schnelle Rüsselsheimer
schließlich damit, daß er seine größten Möglichkeiten ungenutzt ließ, während er
die aus schwierigen Situationen stets mit Präzision traf.
Immerhin hat sich für Deutschlands
derzeit wohl talentiertesten Nationalspieler der Aufwand diesmal im Vergleich zu
Atlanta ausgezahlt. "Ein dritter Platz bei der WM in so einer irren Atmosphäre
ist schon etwas Besonderes", sagt Domke, der für die Vorbereitung auf diese
Titelkämpfe bereits seinen ganzen Jahresurlaub opfern musste. "Wie andere in die
Sonne legen kann ich mich in diesem Jahr nicht. Und deshalb ist es wichtig, dass
man etwas in den Händen hat, wenn man nach Hause kommt", sagt der kaufmännische
Auszubildende. Im Gegensatz zu Atlanta habe es in Utrecht ohnehin viel mehr Spaß
gemacht, mit dieser Mannschaft zu spielen. "Wir hatten keine Grüppchenbildung,
sondern waren ein richtiges Team. Nur haben wir leider das Halbfinale verloren."
Lange ausruhen kann sich der beste
WM-Spieler auf seinem frischen Lorbeer allerdings nicht. Schon am Wochenende
beginnt die Hockey-Bundesliga mit dem Heimspiel seines Rüsselsheimer RK gegen
den Dürkheimer HC. Und Prognosen über die Bundesligasaison und Chancen seiner
Mannschaft will Domke fürs erste lieber nicht abgeben. "Ich habe doch schon seit
Monaten nicht mehr mit dem Verein trainiert."
OLIVER DOMKE
"BEST PLAYER" DER 9. HERREN-WELTMEISTERSCHAFT
Vom Votum der
Journalisten überrascht
Aus "Deutsche Hockey Zeitung" vom
13.06.1998
Bester Spieler einer
Weltmeisterschaft − wow! Solch ein Prädikat bekommt man nicht alle Tage
verliehen. Oliver Domke ist es in Utrecht passiert. Von den Journalisten wurde
der deutsche Mittelstürmer tatsächlich zum besten Spieler des Herren-WM-Turniers
gewählt.
Sicherlich zugute kam dem
Rüsselsheimer dabei, dass die über 250 akkreditierten Medienvertreter aus aller
Welt ihre Wahl schon relativ früh treffen mussten. Aus organisatorischen Gründen
hatten die Verantwortlichen des Presszentrums den Abgabetermin des umfangreichen
Wahlzettels (gefragt wurde nicht nur nach den "best player" des Damen- und
Herren-WM-Turniers, sondern auch noch nach dem besten Torwart, männlich wie
weiblich, und dem "most sportive player" beider Geschlechter) schon auf
Freitagabend datiert. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade mal die Halbfinalspiele
der Damen absolviert, bei den Herren stand die Vorschlussrunde noch aus.
Das wusste Oliver Domke freilich
nicht, und so war er am Pfingstmontag dann auch "ziemlich überrascht", als er
kurz vor der Siegerehrung der drei erstplazierten Mannschaften signalisiert
bekam, dass es für ihn noch einen Sonderpreis gebe.
Die Selbsteinschätzung des
22-jährigen war korrekt: "Meine beiden letzten Spiele in Utrecht waren gemessen
an den davor liegenden schwach. Ich war am Ende körperlich ziemlich platt." Und
weil gerade Halbfinale und Endspiel die wichtigsten und bedeutendsten eines
jeden Turnieres sind, dachte Domke, dass er bei der Individualwertung keine
Chance mehr haben würde.
Doch die Medienvertreter, so sie sich
an der Wahl beteiligten, mussten praktisch nach dem Geschehen der Vorrunde
urteilen, und da. war der junge Deutsche ganz bestimmt eine der herausragenden
Figuren der 9. WM. Nicht zuletzt seine phantastischen vier Treffer mit der
"argentinischen Rückhand" hinterließen einen bleibenden Eindruck bei Zuschauern
und Journalisten.
"Der Kunstrasenbelag in Utrecht
eignet sich für diesen Rückhandschuss. Ich musste gar nicht einmal voll
durchziehen, sonst wäre der Ball noch viel unkontrollierter vom Schläger
weggegangen, als das ohnehin der Fall ist", erzählte Domke über seine
Schuss-Spezialität, die in Utrecht kein anderer so erfolgreich anwenden konnte
wie er, obwohl es auch seiner Meinung nach immer noch "ein Glücksspiel" ist,
wohin der Ball nach einer argentinischen Rückhand eigentlich genau segelt.
Drei Tore hatte sich der 22-jährige
vor Turnierbeginn zum Ziel gesetzt. Die Wette mit einem guten Freund in der
Heimat hat Domke glatt verloren. Sieben Treffer sind es unterm Strich geworden.
Damit war Domke der beste Feldtorschütze, denn in der WMTorjägerwertung lagen
nur die beiden Eckenschützen Jay Stacy (10 KE von 12 Toren) und Bram Lomans (9
KE-Treffer) vor ihm.
Was Oliver Domke noch viel mehr
zufrieden stimmte als die Art und die Zahl seiner Tore, war sein gestiegener
Wert im deutschen Team. In den bisherigen vier Jahren Zugehörigkeit zur
Nationalmannschaft hatte das "Bübchen" − so sein aus der Anfangszeit haften
gebliebener Kosename − meist nur Kurzeinsätze. Selbst als er 1995 bei der
Champions Trophy in Berlin ebenfalls zum besten Turnierspieler gewählt wurde,
war Domke damals noch weit von einem Stammplatz bzw. wirklich langen Phasen auf
dem Spielfeld entfernt. In Utrecht war das nun ganz anders. "Das gibt natürlich
ein weit höheres Selbstvertrauen, als wenn man immer nur von der Bank zu
Kurzeinsätzen kommt", so Domke.
Überhaupt hat er sich in Utrecht und
auch in der Zeit davor wohl gefühlt. Domke: "Als Junger ist man jetzt genauso
akzeptiert im Team wie ein Alter. In Atlanta hat die Mannschaft doch stark unter
der Grüppchenbildung gelitten. Das gab es jetzt überhaupt nicht mehr, und diese
Harmonie wirkt sich auch auf dem Spielfeld aus."
Dieser neue Spaß am Hockey, dazu die
Medaille und schließlich der ehrenvolle Einzelpreis − das sind Erfahrungen, die
es Domke lohnend machten, den gesamten Jahresurlaub in das Unternehmen
Weltmeisterschaft zu stecken. Denn die WM samt Vorbereitung war so zeitintensiv,
dass zusätzlich zum normalen Urlaub sogar noch ein paar Tage Sonderurlaub nötig
waren. Die Ausbildung zum Industriekaufmann in der Mainzer Niederlassung von
Mercedes-Benz ist kein Zuckerschlecken. Mit Freistellungen für die
Nationalmannschaft hätte sich Domke bei einer Beschäftigung beim DHB-Partner
Opel bestimmt leichter getan.
Pech auch für den Bundestrainer, denn
Domke hat aufgrund der Urlaubssituation alle weiteren A-KaderMaßnahmen für das
Jahr 1998 schon jetzt abgesagt. Man wird wohl auf den besten Spieler der WM bis
zum nächsten Jahr warten müssen.
Sonderurlaub und Elchtest
WM-Auftritt von RRK-As Oliver
Domke wird vom Arbeitgeber belohnt
Von Guido
Schäfer (aus "Main-Spitze" vom 15.06.1998)
Langsam wird's
peinlich, mag sich Oliver Domke angesichts der nicht enden wollenden Laudatio im
Verkaufsraum der Mainzer Mercedes-Benz-Niederlassung- irgendwann
gedacht haben. Doch die Vorgesetzten des Rüsselsheimer Hockey-Nationalspielers
sind nicht zu stoppen ...
... loben ausufernd die
Qualitäten ihres kaufmännischen Auszubildenden, der bei der Weltmeisterschaft in
Utrecht vor 14 Tagen zum besten Spieler des Turniers gekürt worden war. "Es
ist", sagt Direktor Siegfried Ritscher, "nicht alltäglich, einen Nationalspieler
in seinen Reihen zu haben". Und noch dazu einen, der zu den weltbesten seiner
Zunft gehört, so Ritscher mit Blick auf die WM-Trophäe. Selbst die Gravur auf
dem Silberteller "presented by Volvo", stört die glänzend gelaunten Gratulanten
nicht. Der Ausbildungsleiter schaltet sich ein: Herr Domke, sagt er, gehe seinem
Job überaus engagiert nach, der Umgang mit den Kollegen sei tadellos, die
schulischen Leistungen trotz sportbedingter Fehlzeiten so gut, dass man sich über
eine Verkürzung der Ausbildungsdauer unterhalten könne. Fehlt nur noch, dass
Domkes Gehalt als angehender Industriekaufmann aufgebessert wird. Nun, ganz so
weit geht die Liebe nicht: Acht Tage Sonderurlaub mit einem Auto das durch
Standprobleme beim Ausweichen von Elchen Weltruhm erlangte, müssen genügen. "Das
ist super", freut sich der 22jährige über Sonderurlaub und fahrbaren Untersatz.
"Besonders den zusätzlichen Urlaub kann ich gut gebrauchen", sagt Domke. Der
Jahresurlaub ist durch die Aktivitäten des Nationalteams rückstandslos
draufgegangen. Die Geste des Arbeitgebers erlaubt dem torgefährlichen Stürmer
nun einen "richtigen Urlaub" nach Saisonende.
Angebot aus Ägypten
Wie gesagt, vollends zu
behagen schien dem Hockey-Nationalspieler (98 Einsätze) der Trubel um seine
Person nicht. Ohne Not rückte er die Wahl zum besten WM-Spieler in dieses Licht:
"Die Vorrunde ist sehr gut für mich gelaufen. Im Halbfinale und beim Spiel um
Platz drei war ich platt und eher schwach." Seine Darbietungen beim 0:3 im
Halbfinale, Pleite gegen Spanien, und dem 1:0 gegen Australien im Spiel um Platz
drei fielen nicht ins Gewicht - die rund 250 Medienvertreter hatten ihr Votum
bereits nach der Vorrunde abgeben müssen. Und hier waren Domke immerhin sieben
Treffer gelungen. Mit schweren Beinen, Silberteller und einer Offerte eines
ägyptischen Profiklubs im Gepäck verließ der gebürtige Rüsselsheimer die
WM-Stätte. "In konkrete Verhandlungen sind wir nicht getreten", sagte Domke, der
offensichtlich an der Seriosität des Angebots aus dem Land der Pharaonen
zweifelt. Gut für den Rüsselsheimer RK. Und auch gut für Mercedes-Benz.
Erfolgreiche schmücken sich gerne mit ihresgleichen.
Finanzielle Nullrunde
Es ist schon grotesk:
Amateurkicker biederster Machart kassieren Auflauf- und Punktprämien, ein
Hockey-Ausnahmekönner wie Oliver Domke guckt weitgehend in die Röhre. "Man darf
nicht dauernd dran denken", so Domke. Ansonsten würde man den Krummstock wohl
beiseite- und die Füße nach Feierabend hochlegen. So ganz kann das
RRK-Eigengewächs seinen Blick vor den Realitäten nicht verschließen. "In
Pakistan", sinniert der Spezialist für Rückhandtore, bevor er zum Pressefoto
gedrängt wird, "gibt's 100.000 Mark für einen WM-Titel". Die Bronzeprämie des
DHB hätte wohl nur für einen Kurztrip zum Ballermann gereicht. Aber wer will da
schon hin?
Domkes Tor per Hacke eine
Augenweide
Der "beste Spieler der
Hockeyweltmeisterschaft" geht in der Fußball-A-Liga auf Torejagd
Von Ralph Baumann (aus Darmstädter
Echo" vom 26.08.1998)
Oliver Domke ist tief gesunken.
Könnte man meinen. Der "beste Spieler der Hockey-Weltmeisterschaft", so urteilte
zumindest vor einem Vierteljahr nach den Titelkämpfen in Utrecht eine offizielle
Expertenjury, hat in der Sommerpause seine Liebe zum Fußball entdeckt. Deswegen
wäre noch niemand tief gesunken, der 22jährige jedoch jagt in der A-Liga, der
zweitniedrigsten Klasse im Kreis Groß-Gerau, dem Leder nach. In einem Stadtteil
von Rüsselsheim, bei der SKG Bauschheim, tut er das zur Freude von Trainer Ralf
Leyendecker und der Zuschauer, die ihr Vergnügen am wieselflinken Stürmer haben.
Gute Freunde Domkes kicken bei den
Bauschheimern, und weil "ich mich in der Hockeypause fit halten wollte", hat er
vor einigen Wochen begonnen mitzutrainieren. Dabei ist es nicht geblieben. Die
SKG, die im Vorjahr fast abgestiegen wäre und Mangel an guten Angreifern hat,
setzt ihn inzwischen in Punktspielen ein. Am Sonntag, beim 6:0 gegen Birligi
Bischofsheim, erzielte er zwei Treffer, einen per Hacke. Die Zuschauer waren aus
dem Häuschen.
Beinahe zeitgleich gewann die
deutsche Hockey-Nationalmannschaft in Hamburg gegen Olympiasieger und
Weltmeister Holland das Viernationenturnier. Dass Domke daran nicht teilnahm,
hängt allerdings nicht mit seinem neuen Sportfaible zusammen, sondern liegt
einzig und allein an der Tatsache, dass der Rüsselsheimer seinen Jahresurlaub
nahezu aufgebraucht hat. Und zwar ausschließlich für Lehrgänge,
Länderspielreisen und WM, wie Domke versichert.
Weil er bereits unter der Woche hätte
nach Hamburg fahren müssen, sagte er Bundestrainer Paul Lissek schon vor Wochen
ab. Der "Stern am A-Liga-Himmel" absolviert bei einer Mainzer Autovertretung
eine Ausbildung zum Industriekaufmann, "und die geht jetzt vor", macht Domke
unmissverständlich klar. Hockeyspieler, das gilt selbst für die Besten, können
eben nicht von ihrem Sport leben.
Mit der Aussage, dass er dem Spiel mit
dem kleinen Ball weiterhin Priorität einräumen wird, hat er wenigstens seinem
Vereinstrainer Volker Schädel schlaflose Nächte erspart. Der wird seinen
Wirbelwind im Bundesliga-Abstiegskampf bitter nötig haben, auch wenn Domke
vielleicht nur die Hälfte der Rückrunde wird bestreiten dürfen. Grund: Im
vorerst letzten Punktspiel gegen die Stuttgarter Kickers war der Blondschopf
ausgerastet, hatte den Schiedsrichter beschimpft und attackiert, so dass der
Rüsselsheimer RK und sein Sünder nun mit einer Sperre von vier Wochen rechnen
müssen. Aufgrund dieses Vorfalls gewinnt Schädel der Domkeschen
Nebenbeschäftigung ("leider ist die Verletzungsgefahr groß") auch Gutes ab:
"Wenn er, und es sieht ja so aus, beim Fußball seinen Spaß hat, bekommt er wohl
am ehesten den Kopf wieder frei."
Der Nationalspieler habe sich während
der gesamten Feldrunde benachteiligt gefühlt, erläutert der RRK-Coach. Bedingt
teilt er Domkes Empfindungen, denn "an die Besten legen Unparteiische
seltsamerweise andere Maßstäbe an". Diese Einschätzung entschuldige; freilich
nicht Domkes Fehlverhalten.
In nächster Zeit will das Balltalent
jedenfalls versuchen, die Sportarten miteinander in Einklang zu bringen. Die zu
erwartende Hockeysperre kommt Bauschheims Fußballern natürlich zupass. Und wenn
die Hockeyspieler dann der frischen Luft ade sagen, dann wird Domke gleich in
die Luft gehen, diesmal allerdings im positiven Sinn. "Eine Woche Urlaub habe
ich in der Hinterhand behalten, und das wird dann mal ein richtiger Urlaub." |
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