Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Oliver Domke


Stürmer Oliver Domke die Entdeckung der EM

Rüsselsheimer bringt frischen Wind ins Nationalteam

Aus Dublin berichtet ANDREAS HARDT (aus "Main-Spitze" vom 24.08.1995)
 

"Witzig" sei es, das erste große Turnier bei den Senioren. "Ich komme rein, habe gute Szenen. Es läuft sehr gut." Oliver Domke strahlt volle Zufriedenheit aus. Der Stürmer des Rüsselsheimer RK ist die positive Entdeckung in der deutschen Nationalmannschaft bei der 7. Feldhockey-Europameisterschaft in Dublin (Irland). Ein 19jähriger bringt frischen Wind in das Angriffsspiel. "Oliver ist ein Glücksfall für das deutsche Hockey" schwärmt Bundestrainer Paul Lissek, "er wird seinen Weg machen."

Drei Tore hat er in den ersten vier Turnierspielen schon geschossen, spielt frisch, frech und unbekümmert auf. Inzwischen sind auch schon die anderen Nationen auf ihn aufmerksam geworden. Der Interviewtermin mit holländischen Journalisten vor dem wahrscheinlichen Halbfinale gegen die Niederlande gab dem Gymnasiasten einen Vorgeschmack auf künftige Belastungen als "Star".

"Bübchen", rief ihn der knapp zwei Meter lange Florian Kunz immer wieder, "Bübchen" und legte dabei seine Pranke auf die niedrigen Schultern. Ein Paar wie Pat und Patachon. "Natürlich ziehen sie mich auf, weil ich der Jüngste bin", erzählt Oliver - "aber das ist nie bösartig gemeint." Christoph Bechmann lacht dabei nur wissend. Einzelheiten wurden nicht berichtet, aber "Bübchen" gerufen zu werden, ist auch hart genug.

Eine Tante war für Olivers Weg zum Hockey verantwortlich. Oder genauer, deren Freund, der beim RRK spielte. "Die beiden haben mich mal mitgenommen, das fand ich toll. Und dann haben sie mir einen Schläger kurzgesägt und ich habe im Garten gespielt wie verrückt." Da war Oliver Domke fünf Jahre alt.

Domke war immer der Jüngste in seinen Mannschaften, rückte schon mit 15 in die A-Jugend auf. Er hat sich daran gewöhnt: "Das Alter ist doch völlig egal, Hauptsache die Leistung stimmt." Und das tut sie allemal. Wenn keine Verletzung dazwischen kommt oder ein völlig unerwarteter Leistungsknick, kann er sich bereits auf die Olympischen Spiele in Atlanta (USA) freuen. "Wenn er so weiter macht, können wir auf Oliver gar nicht verzichten," so Lissek.

Technisch stark, wendig, egoistisch auf dem Weg zum Tor, "immer voll vorne rein": Sein Treffer gegen England sagte viel über die Fähigkeiten des Rüsselsheimers aus. An der Viertellinie dem Gegner den Ball abgenommen, umgeschaltet, zwei Mann stehen lassen und auch noch mit letztem Einsatz am rauslaufenden Torwart vorbei geschoben. Ein Tor in Weltklassemanier.

Dieser Treffer brachte einen weiteren Schub für das Selbstbewußtsein des Hockeytalents. Domke versucht im Sturm das Außergewöhnliche, kleine Heber, Rückhandschläge, immer auf der Suche nach dem Torerfolg. "Ich bin im Sport total ehrgeizig, will überall dabei sein." Die Lockerheit im Wesen des 19jährigen weicht bei der Erfüllung der Trainingspläne. "Ist doch klar, wenn ich in Atlanta spielen will, muß ich mich jetzt voll reinhängen. Die Konkurrenz ist groß."

Die Reise nach Malaysia Ende Oktober, mußte er zu seinem Bedauern absagen. "Ich muß auch etwas für die Schule tun. Abitur ist ja wohl ganz wichtig, für später." Im ersten Halbjahr 1995 ohne Nationalmannschaftstermine gingen die Noten auch gleich in die Höhe. "Das ewige Nachlernen nach Länderspielreisen ist ganz schön belastend."

Trotzdem, er wird es schon packen, Abitur und Medaille, wie er bisher fast alles gepackt hat. "Sportlich ging es bei mit immer nur aufwärts." Bis auf einmal, als er vor der Weltmeisterschaft 1994 kurzfristig noch aus dem Aufgebot flog: "Da war ich sehr geknickt. Aber Christopher Reitz hat mich wieder aufgebaut." Ein Rückschlag, den Oliver Domke inzwischen mit Humor sieht: "Ich bin noch jung - ich darf schließlich nicht verheizt werden." Witzig, locker, gefährlich - Domke ist jetzt schon ein Gewinner bei diesen Europameisterschaften.


Domke macht bei der Champions Trophy von sich reden

Der schnelle Stürmer bewundert seine Kollegen in der Abwehr

Von MICHAEL REINSCH (aus "FAZ" vom 30.09.1995)
 

BERLIN. Es ist kalt in Berlin, wo derzeit die besten Hockeyspieler der Welt um die Champions Trophy spielen. „Da ist es schwer für uns Stürmer, uns warm zu halten, bis der Ball kommt", sagt Oliver Domke. Der Rüsselsheimer ist der beste der deutschen Stürmer, wie Bundestrainer Paul Lissek lobt, doch bei zwei Siegen der Deutschen mit insgesamt fünf Toren in vier Spielen ist es wohl eher das Verdienst der Verteidiger, daß die deutsche Mannschaft beste Aussichten hat, an diesem Samstag das Finale zu erreichen. Im gesamten Turnier ließen sie keinen einzigen Gegentreffer zu, und auch im Spiel gegen Pakistan würde ihr fehlerloses Spiel zu einem 0:0 und damit zu einem Erfolg ausreichen.

Der 19 Jahre alte Domke hat denn auch großen Respekt vor der Hintermannschaft um den 15 Jahre älteren Carsten Fischer. "Ich kann zwar jedem hinterherlaufen", sagt er, "aber ich könnte nie Libero oder Verteidiger sein; ich kann gar nicht so hart und präzise schießen wie Calle." Domke geht vom Feld, wenn bei kurzen Ecken Präzisionsarbeit verlangt wird, und die eingespielte Truppe Fischer den Ball zum Schuß zurechtkombiniert.

Die Hockey-Legende Fischer hat Domke erst kürzlich persönlich kennengelernt; der Mann war für drei Jahre aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, und erst in diesem Jahr haben Domke und die Rüsselsheimer Männer wieder in der Feld-Bundesliga mitspielen und so seine Bekanntschaft machen dürfen. "Ich kannte ihn aus dem Fernsehen", sagt Domke über den markanten Glatzkopf. "Und unser Torwart Christopher Reitz hatte mir von ihm erzählt."

Von sich reden macht in Berlin auch der schnelle junge Stürmer - die Aufmerksamkeit der gegnerischen Trainer und Verteidiger ist ihm gewiß. Elf Mal hat er in seinen dreißig Länderspielen bisher getroffen, bei der Champions Trophy sowohl gegen England als auch gegen Holland. Die Entwicklung führt zielstrebig in die Olympiamannschaft für Atlanta 1996: 1993 wurde er mit der deutschen Junioren-Auswahl Weltmeister, 1994 gab er sein Debüt bei den Senioren, in diesem Jahr ist er mit ihnen Europameister geworden.

Mit fünf Jahren begann Oliver Domke Hockey zu spielen; nicht weil, wie bei so vielen in dieser Sportart, das zur Familientradition gehörte, sondern weil Mutter Domke gerade eine Familienleidenschaft begründete. Sie begeisterte sich für den Ballsport am Stock, als ihre Schwester mit einem Hockeyspieler befreundet war. Was aus der Liaison der Tante geworden ist, verschweigt Oliver Domke. Seine Mutter aber blieb dem Hockey treu. Sie ist mittlerweile Vorstandsmitglied des Rüsselsheimer RK geworden, sie half dem inzwischen zum Bundestrainer aufgestiegenen Rüsselsheimer Berti Rauth bei der Buchhaltung für sein Sportgeschäft, und sie hat sich, da der Filius alleine mit dem Auto zum Training fahren darf, mit einer Filiale des Hockeygeschäfts von Christian Blunck selbständig gemacht; eines Spielers, der wohl im nächsten Jahr in die Nationalmannschaft zurückkehren wird.

Auch nicht mehr lange wird man dort wohl auf einen gewissen Christian Domke warten. Der ist 17 Jahre alt, wird im Winter seine erste Bundesliga-Hallensaison mit den Rüsselsheimern spielen und "ist bei den Junioren auch einer der Besten", wie sein großer Bruder generös feststellt.

Oliver wird, wenn er nach Hause kommt, wohl wieder für die Schule nacharbeiten müssen. Ein Freund, der ihm seit der siebten Klasse hilft, wird Kopien und Notizen bereithalten, und auch die Lehrer helfen, den Hockeystürmer nicht hängen zu lassen. Abitur, Wehrdienst in einer Sportfördergruppe, Berufsausbildung bei Hockey-Sponsor Opel und im Jahr nach den Olympischen Spielen wohl auch noch die Junioren-Weltmeisterschaft - in Oliver Domke verbinden sich trotz seiner Jugend Ehrgeiz und die Gewißheit, seine Ziele erreichen zu können. 

Nach der Chance auf einen Einsatz im entscheidenden Spiel gegen Pakistan gefragt, sagt er: "Als Stürmer kommst du immer rein; wir wechseln durch." Der Trainer tauscht schon deshalb aus, daß niemand friert.