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Über Mitglieder des RRK (2009)                                  

Oliver Domke

 

 

 

 

Der Ausnahmekönner kehrt zurück

Oliver Domke will dabei helfen, die Rüsselsheimer Hockeyspieler in der Bundesliga zu halten

Von Alex Westhoff (aus "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" vom 13.09.2009)
 

Die Entscheidung war gefallen und verarbeitet und Oliver Domke fühlte sich wohl dabei. In diesem Sommer sollte Schluss sein mit Hockey, Schluss mit den langen Fahrten durch die ganze Republik, Schluss mit Training, Regeneration, Mannschaftssitzungen. "Ich wollte nicht mehr immer nur Hockeyplätze sehen. Ich wollte definitiv aufhören", sagt der Dreiunddreißigjährige. "Die Knochen tun auch weh." Beim Rüsselsheimer RK wussten alle Bescheid über die Pläne ihres Besten, der in mehr als 200 Länderspielen mehr als hundert Tore für Deutschland erzielte. Und doch trugen sich viele mit der Hoffnung: Der Olli wird schon nicht so einfach aufhören. Sie sollten recht behalten.

Noch bevor der neue RRK-Trainer Stephan Decher am Untermain das erste Mal auf dem Trainingsplatz stand, kündigte er an, das Gespräch mit Domke suchen zu wollen. "Olli ist mit seiner Klasse und Erfahrung nicht zu ersetzen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen." Was Decher da noch nicht wissen konnte: Domke hatte eine neue definitive Entscheidung getroffen an jenem Wochenende im Juli, als die RRK-Herren die Rückkehr in die Bundesliga schafften und die Verpflichtung von Decher zur neuen Saison bekanntgaben. Dem Reiz des Projekts, gemeinsam mit dem von ihm hochgeschätzten 40 Jahre alten Hockeylehrer "seinen" Rüsselsheimer RK, für den er seit dem sechsten Lebensjahr auf Torejagd geht, in der Bundesliga zu halten, konnte und wollte sich der Mittelstürmer nicht entziehen. Wieder einmal hatte bei Domke die Liebe zu seinem Sport, den er so großartig beherrscht, die wiederkehrenden Zweifel und Motivationsprobleme weggefegt. Das schlechte Gefühl, im Beruf weiter hockeyfreundliche Kompromisse eingehen zu müssen, wird er also so schnell nicht los. Denn halbe Sachen kommen in Domkes Vorstellung von Hockey nicht vor. "Wir haben in der Vorbereitung viel gemacht, jeder hat sich viel vorgenommen", sagt er. "In der Bundesliga musst du einfach einen höheren Aufwand betreiben, um auf dem Platz nicht doof auszusehen." Das gelte natürlich auch für ihn. Fünfmal in der Woche hat Decher die Mannschaft in den vergangenen Vorbereitungswochen zum Training und zu etlichen Testspielen versammelt. An diesem Sonntag startet der RRK mit einem Heimspiel gegen den Uhlenhorster HC in die neue Runde. Trainer Decher, der Domke schon aus seiner Zeit als Assistent von Bundestrainer Peters in der Nationalmannschaft kennt, weiß, was er an seinem Torjäger hat. "Mit seiner Extraklasse am Ball und seinem Torriecher ist er sehr schwer zu verteidigen. Seine Fähigkeiten, intuitiv viele richtige Entscheidungen zu treffen, machen ihn sehr wertvoll für uns", sagt Decher. Die Unberechenbarkeit des zweimaligen Olympiateilnehmers, seine Gabe, sich im Expresstempo um Gegenspieler herum zu winden, wird der RRK auch dringend brauchen. Das Team, das sich nach dreijährigem Exil in der Zweitklassigkeit ohne namhafte Verstärkungen durch die erste Bundesligarunde schlagen muss, tat sich zuletzt schwer mit der Kreation von Torchancen. Da kann ein fitter Domke an vorderster Stelle nicht schaden.

Nie hat der hessische Ausnahmespieler seinen Heimatklub verlassen. "Ich bin stolz, was wir in erster Linie mit Leuten aus der Region hier stets geschafft haben", sagt Domke, dessen Bruder Christian auch ein ehemaliger Nationalspieler ihn mit Vorlagen aus dem Mittelfeld versorgen soll. Die "Söldnermentalität", die er auch im Hockey längst festgestellt hat, widerstrebt ihm. Die Folge des hessischen Sonderweges: Allzu viele Medaillen und Pokale hat der Torjäger mit seinem Verein nicht gewinnen können. Titel und Triumphe holte Domke sich dafür in der Nationalmannschaft en masse.

Sein größter Erfolg war der erste deutsche WM-Titel 2002 in Malaysia. Siegtorschütze im Finale gegen Australien: Oliver Domke. Als der Rüsselsheimer dann mit Blick auf seine Berufsausbildung der deutschen Auswahl den Rücken kehrte, verdeutlichte der Kommentar des Bundestrainers, wie schmerzlich es ist, Domke im Sturmzentrum zu verlieren. "Es gibt viele talentierte Stürmer in Deutschland. Aber noch lange keinen Olli Domke", sagte Peters damals.

Wertvoll sei für ihn auch der Gewinn des Europokals in der Halle mit seinen Rüsselsheimern zu Beginn des Jahres gewesen, sagt Domke. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mit dem Verein noch mal etwas gewinnen kann." Nun kann sich Rüsselsheim wieder einmal auf eine Abschiedstour von Domke einstellen. An diesem Sonntag geht sie los und endet im Juni. Dann sei aber wirklich Schluss, sagt Domke. "Das steht fest. Irgendwann ist es auch mal gut."


Auf den Zahn gefühlt bei ... Oliver Domke (RRK)

Aufgezeichnet von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 12.09.2009)
 

Wenn Sie nicht Hockeyspieler geworden wären, was dann? Ein Sportler vielleicht, der in seiner Freizeit mehr als nur Hockey gespielt hätte.

Der beste Hockeyspieler aller Zeiten ist für Sie? Shabaz aus Pakistan. Aber alle zehn Jahre gibt es einen neuen Spieler, der seine Zeit prägt.

Was tun Sie nach einer Niederlage? Mich vielleicht ärgern, wenn die Niederlage unnötig war und dann mit Freunden etwas trinken gehen oder grillen, um schnellstmöglich abzuschalten.

Welche Sportart würden Sie niemals ausüben? Triathlon.

ZUR PERSON

► Geburtstag/-ort: 11. März 1976 in Rüsselsheim

► Beruf: Diplom-Verwaltungswirt

► Vereine: Rüsselsheimer RK, SKG Bauschheim, TV Haßloch, TC Rüsselsheim

 ►Größte Erfolge, Feld: Junioren-Weltmeister 1993, Europameister 1995, Olympia-Vierter 1996 und -Fünfter 2000, Weltmeister 2002, Aufstieg in die Bundesliga 1996 und 2009;
Halle:
Europameister 2003 und 2005, Weltmeister 2003, World-Games-Sieger 2004, Deutscher Meister 2008, Europacupsieger 2009

► Hobbies: Tennis, Inlinern, Bergsteigen, Radfahren, Oldtimer und vieles mehr
 

Ihre erste CD/Schallplatte? Eine CD von PUR

Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachttisch? "Im Auftrag der Väter" von Oliver Bottini (Kriminalroman)

Welchen Film können Sie sich immer wieder ansehen? So gut kann kein Film sein, dass man ihn sich mehrmals ansehen muss.

Wo bleiben Sie beim Zappen hängen? Sport, Nachrichten.

Wo zappen Sie sofort weiter? Serien, Soaps – bei fast 90 Prozent was im Fernsehen läuft.

Im Fußball schlägt Ihr Herz für? Eigentlich für niemanden, aber das meiner Freundin für Eintracht Frankfurt. Dort gehe ich dann manchmal hin.

Wofür würden Sie Ihr Konto überziehen? Ist noch nicht vorgekommen; vielleicht für ein schönes Haus.

Mit wem hätten Sie gerne ein Date? Mit niemand Bestimmten. Ich treffe gerne Freunde und Leute, mit denen man sich gut unterhalten und Spaß haben kann.

Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Für alles, wo man zu hundert Prozent dahinter steht.

Was würden Sie im täglichen Leben gern besser können? Kochen, mich nicht so schnell aufregen, Englisch.

Wer möchten Sie gerne mal für einen Tag sein? Meine Freundin, um zu wissen, wie ich mich eigentlich jeden Tag so verhalte.

Worüber können Sie lachen? Über gute ironische Witze.

Ihre schlechtesten Fächer in der Schule waren? Mathe, Englisch, Französisch; nichts war so gut wie Sport.

Wen bewundern Sie? Alle Opel-Mitarbeiter, die seit fast einem Jahr nicht genau wissen, wo die Reise mit ihrem Betrieb und ihren Jobs hingeht und trotzdem jeden Morgen wieder zur Arbeit gehen und – ich denke – das Beste geben.

Was können Sie kochen? Mit Kochbuch relativ viel, ohne wird es etwas dünn. Aber Kuchen geht eigentlich und Nudel- oder Kartoffelgerichte.

Schwach werden Sie bei ...? ... gutem Essen. Danach ist mir fast immer schlecht.

Was macht Sie wütend? Wenn man ungerecht behandelt wird.

Ihr Lebensmotto lautet? Mach' das Beste aus deinem Tag, denn es gibt mehr als nur Arbeiten an einem Tag. Und vergiss' nie deine richtigen Freunde, die braucht man immer.

Und was werden Sie in zehn Jahren tun? Wenn ich das wüsste, hätte ich jetzt schon Angst davor. Quatsch – nicht mehr bei den ersten RRK-Herren spielen.

Der RRK und Oliver Domke gewinnen 2009 durch ein "Golden Goal" (3:2, 2:2, 0:2) in der Verlängerung den Europapokal der Landesmeister gegen den spanischen Meister Club de Campo de Madrid !!! (hinten: Masseur Adolf Katzenmeier, Masseur Lajos Fesus, "Physio" Diana Czerwonka, Teamarzt Dr. Dag Steeger von Keitz, Jan Petersen, Frank Trautmann, Thomas Jost, Trainer Kai Stieglitz, Christian Minar, Sven Wohlfahrt, Oliver Domke; vorn: Christian Domke, Tobias Wuttke, Andreas Späck, Mirco Fuchs, Lorenz Klee, Falk May, Physio Hanne Zöller)