Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Oliver Domke

Oliver Domke nach dem Siegtor der Weltmeisterschaft 2002 in Kuala Lumpur

 

Der Rüsselsheimer RK braucht seinen Spitzenmann, doch der angehende Kommissar sieht sich im Herbst der Karriere

Hockeyspieler Domke will hundert Prozent Polizist sein

Von ALEXANDER WESTHOFF (aus "FAZ" vom 23.05.2006)
 

Es gibt Momente, da werden die Zweifel lauter, ihre Macht scheint sich zu potenzieren. Jene Zweifel fanden am späten Sonntag nachmittag in Neuss einen exzellenten Nährboden vor, dem sich Oliver Domke nicht entziehen konnte. Der erfolgreichste Rüsselsheimer Hockeyspieler lehnte am Zaun, der den Kunstrasenplatz von Schwarz-Weiß Neuss umgibt, die gezerrte Oberschenkelmuskulatur schmerzte, der Himmel war auf breiter Front in ein bedrohliches Dunkelgrau getaucht. Domke beschlich das Gefühl, daß "manche noch nicht wissen, worum es geht. Wenn man nicht absteigen will, muß man mehr Laufbereitschaft zeigen." Wenige Minuten zuvor hatte der Rüsselsheimer RK das für den Verbleib in der Bundesliga (überlebens-)wichtige Duell 1:2 verloren - die abstiegskampferprobten Neusser investierten das Maß an Engagement und Aggressivität, wie es sich für eine Partie an der Schwelle zwischen Abstieg und Klassenverbleib auf der Zielgeraden der Saison geziemt.

Natürlich wurmte es Domke, daß sein Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 (24. Minute) zu keinem Punktgewinn langte, daß die Oberschenkelzerrung, die ihm tags zuvor beim 1:4 gegen den deutschen Meister Stuttgarter Kickers zum Aussetzen zwang, seinen Aktionsradius merklich einengte. Doch seine Gedanken verharrten nicht bei der Analyse der vergangenen 70 Minuten Hockey im windigen Rheinland. Der einstige Nationalspieler sieht sich im Herbst, vielleicht sogar Spätherbst seiner Karriere angelangt. Vielleicht ist sogar viel schneller Schluß, als viele beim RRK denken und beim Blick auf die große Klasse des Dreißigjährigen im gegnerischen Schußkreis wahrhaben wollen. Denn: Diese Mannschaft braucht Oliver Domke, aber ob Oliver Domke den Leistungssport noch braucht, das weiß er selbst (noch) nicht so genau. "Irgendwann muß es auch andere Prioritäten geben", sagt der Angreifer, der bereits als Sechzehnjähriger für den RRK in der Bundesliga am Ball war.

Der zweimalige Olympia-Teilnehmer hat bei der Polizei eine Kommissarslaufbahn eingeschlagen und wird im September die Ausbildung beenden. "Ich will diesen Job zu hundert Prozent machen, weil er mir so viel Spaß macht", sagt er. Domke wirkt hin- und hergerissen: Soll er loslassen von seinem Sport, der ihm vor allem mit der Nationalmannschaft so viele Erfolge bescherte (er war unter anderem Siegtorschütze im Finale der Weltmeisterschaft 2002 in Malaysia)? Soll er den radikalen Schritt und Schnitt wagen, einfach so Schluß zu machen? Die Gedanken, wieviel Platz der leistungsmäßige Hockeysport, der viel Aufwand und rege Reisetätigkeit erfordert und mangels finanziellem Ertrag erheblich von der Liebe zum Spiel getragen wird, künftig in seinem Leben haben soll, treiben ihn um. Mit halben Sachen tut er sich schwer. Hin und wieder zu den Spielen des RRK zu erscheinen ohne das stete Training mit der Mannschaft ist seine Sache nicht. Er wolle ja schließlich keinem, der regelmäßiger trainiert, den Platz wegnehmen, so Domke. Indes scheint es garantiert, daß es der Rüsselsheimer RK immer vorziehen wird, einen womöglich nicht ganz fitten Oliver Domke auf dem Feld zu haben, als ganz ohne Oliver Domke auskommen zu müssen. "Er ist", sagt sein Trainer beim RRK, Kai Stieglitz, "ein absoluter Ausnahmespieler. Jeder in der Mannschaft weiß: Wenn man den Olli anspielt, dann brennt es vor dem gegnerischen Tor."

Gerade die vielen aufgrund der angespannten Personalsituation beim RRK notgedrungen ins Bundesliga-Wasser geworfenen jugendlichen Spieler können an der Seite des Hochgelobten neuen Mut fassen. Daß auf dessen Torriecher und Präzision im Abschluß Verlaß ist, demonstrierte der Dreißigjährige auch eine Woche zuvor, als er das erlösende Siegtor beim 1:0-Erfolg über Harvestehude erzielte. "Wir haben noch fünf Spiele. Es wird hart, aber es ist noch alles drin", betonte Domke, der ausgerechnet bei den letzten drei Partien der Saison fehlen wird. Während der Fußball-WM gelten bei der Polizei verschärfte Einsatzzeiten. Ob er nach den Sommerferien auch wieder für den Rüsselsheimer RK im Einsatz ist? Die Zweifel bleiben vorerst.