Oliver Domke, 27 Jahre alter Hockey-Stürmer des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK),
erzielte im März 2002 das entscheidende Tor zum 2:1-Sieg über Australien, was
Deutschland den ersten WM-Titel bescherte. Nach 194 Länderspielen trat er im
Juni unerwartet aus der Nationalmannschaft zurück. Seinen Ruf, bisweilen
unbeherrscht zu sein, unterstrich er am 5. Juli im Bundesliga-Heimspiel des RRK
gegen den Crefelder HTC, nach dem er wegen Schiedsrichterbeleidigung für fünf
Spiele gesperrt wurde. Die Feldsaison 2003 dürfte damit für ihn wohl beendet
sein. Als neues Mannschaftsmitglied des TV Rüsselsheim-Haßloch geht Domke in
dieser Saison in der Fußball-Bezirksliga Darmstadt-West auf Torejagd.
Sie haben am vergangenen Sonntag erstmals in der Bezirksliga Fußball
gespielt, auf Anhieb ein Tor erzielt und reichlich Lob geerntet. Hat es auch
Spaß gemacht?
Es hat viel Spaß gemacht, vor allem in diesem Team zu spielen. Alle haben
viel Laufarbeit geleistet. Und man hat gesehen, daß dieses Spiel unbedingt
gewonnen werden sollte. Obwohl es in der ersten Halbzeit wirklich verdammt heiß
war, habe ich mich ziemlich fit gefühlt; später hatte ich Krämpfe. Und dann habe
ich auch ein paar schlechte Bälle gespielt.
Ihre athletischen Fähigkeiten als langjähriger Hockey-Nationalspieler in
allen Ehren: Hätten Sie geglaubt, als ungelernter Kicker so gut mithalten zu
können, und spricht das nicht gegen das Niveau in dieser Liga?
Das sehe ich nicht so. Natürlich bin ich ziemlich fit, weil ich ja quasi
direkt aus der Hockey-Bundesliga komme. Nach dem ersten Spiel würde ich sagen,
daß das Niveau deutlich höher als in der A-Klasse ist, wo ich ja schon bei SKG
Bauschheim gespielt habe. Und was heißt ungelernt? Als Kind habe ich mich
regelmäßig mit anderen zum Kicken getroffen. Und wer ein Talent für
Ballsportarten hat, der kann auch kicken. In puncto Technik und Taktik kann ich
in Haßloch allerdings noch eine Menge lernen. Und aus zwanzig Metern aufs Tor
schießen, sollte ich besser nicht.
Könnte es sein, daß aus dem Hobbykicker Domke noch mal ein ernsthafter
Balltreter wird?
Es kann passieren, daß ich dieses Jahr ziemlich oft spiele. Sollte sich das
mit meiner Ausbildung bei der Polizei verbinden lassen, die im September
anläuft, werde ich versuchen, möglichst alle Spiele mitzumachen. Es macht mir
wirklich unheimlichen Spaß, auch weil bis jetzt alle hundertprozentig mitziehen.
Beim RRK war und ist das leider nicht immer der Fall.
Andere Hockey-Größen haben nach Bundesligaspielen am Sonntag vormittag ein
paar Stunden später zum Teil sogar in der Oberliga gekickt. Können Sie sich eine
Doppelbelastung vorstellen?
Da ich wegen der Roten Karte fünf Spiele Sperre in der Hockey-Bundesliga
absitzen muß, stellt sich diese Frage vorerst nicht. In der A-Klasse habe ich
das schon gebracht, aber in der Bezirksliga wird das gerade als Stürmer kaum
gehen. Zumal ich dann meine Vorteile in puncto Schnelligkeit und Kondition ja
ein gutes Stück verspielen würde. Ganz ohne Training geht da jedenfalls nichts.
Und deshalb habe ich vor, wenn das Hockeytraining wieder beginnt, zumindest
einmal pro Woche beim TVH mitzutrainieren.
Mit Hockey ist kein Geld zu verdienen, mit Fußball schon. Welche Spielklasse
trauen Sie sich zu?
Nach vier, fünf Spielen läßt sich dazu vielleicht eher etwas sagen. Wenn ich
allerdings sehe, daß die Raunheimer die Besten in der Bezirksliga sein sollen,
dann müßte es läuferisch zumindest auch für eine Klasse höher reichen. Aufs Geld
kam und kommt es mir überhaupt nicht an. Das Umfeld muß stimmen, und das ist in
Haßloch absolut der Fall.
Wie groß ist der Abstand zum Hockey?
Durch die aktuelle Sperre ist das Thema Nationalmannschaft endgültig
abgehakt. Da urteilen Leute über einen, die mich noch nie gesehen haben. Und ob
ein rauchender Schiedsrichter ein Vorbild ist, wage ich zu bezweifeln. Ich kann
aber auch nicht sagen, daß ich in den letzten fünf Wochen ohne Hockey etwas
vermißt hätte. Sollte der RRK das Halbfinale erreichen, würde mich das
überraschen, aber natürlich auch freuen. Und ein bißchen ärgern würde es mich
dann auch, nicht dabeisein zu können.