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Über Mitglieder des
RRK (2024)
Norbert Kindlmann |
Norbert Kindlmann |
Der Biebricher Bub und Olympia 1972
Die Wiesbadener
Rudersport-Legende Norbert Kindlmann ist im Alter von 79 Jahren verstorben.
Von Manfred
Schelbert (aus "https://www.wiesbadener-kurier.de" vom 15. Januar 2024)
Wiesbaden. Trauer
um eine Wiesbadener Rudersport-Legende: Norbert Kindlmann ist nach langer,
schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren verstorben.
Das Olympiajahr
1972 ist untrennbar mit seiner Laufbahn verknüpft. Es waren Spiele, die viele
nicht vergessen werden. Vor allem die, die an diesem Mega-Ereignis teilnahmen.
So wie Norbert Kindlmann, ein echter Biebricher Bub. Bis zu seinem 16.
Lebensjahr spielte Kindlmann vorwiegend Fußball und Handball. Es ist den
Überredungskünsten des damaligen Vorsitzenden der Rudergesellschaft
Wiesbaden-Biebrich, Dr. Hans Herwig, zu verdanken, dass er mit sicherem Auge das
Gardemaß von Kindlmann erkannte und ihn quasi auf seinem Zahnarztstuhl zum
Überwechseln in den Rudersport überredete. Die körperlichen Voraussetzungen
eines Spitzenruderers erfüllte Kindlmann jedenfalls erstklassig.
Ein Aspekt, der
auch Karl Adam nicht entging. Der Ruderprofessor nominierte 1971 Norbert
Kindlmann gemeinsam mit Wolfgang Hottenrott, seinem langjährigen Partner im
Zweier-ohne-Steuermann aus Hannover, für die Mission Gold des
Deutschland-Achters bei den Olympischen Spielen in München. Kindlmann ruderte
auf Position sechs, Hottenrott auf Position fünf. "Wir waren quasi der Motor des
Bootes", erzählte Kindlmann später einmal.
Über das weitere
Schicksal des Deutschland-Achters bei den Olympischen Spielen in München wurde
schon viel geschrieben und noch viel mehr erzählt. Das kurze Fazit: Statt Gold
gab es "Blech", also Rang fünf. Zu viel lief im Vorfeld in diesem Boot, das
eigentlich locker für eine Medaille gut war, schief. Solche vermeintlichen
Niederlagen gehören zum Leben eines Spitzensportlers genauso wie große Siege,
die Norbert Kindlmann mit zahlreichen Deutschen Meisterschaften errang. Für ihn
stand im Mittelpunkt nicht eine verlorene Goldmedaille, sondern die wunderbare
Gemeinschaft, die der Deutschland-Achter bildete. Immer wieder traf sich die
Mannschaft auch nach den Spielen und Kindlmann hatte seinen ganz wesentlichen
Beitrag zur Organisation dieser Zusammenkünfte.
1974 und 1975 wurde
Kindlmann nochmals Deutscher Meister. "Danach bin ich nur noch im Opa-Programm
gerudert", skizzierte er einmal lachend seine weitere Karriere, in der er dann
als Trainer sein immenses Wissen über den Rudersport weitergab. Von 1977 bis
1985 betreute Norbert Kindlmann als Cheftrainer unzählige Aktive der
Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich. Susanne Borg begleitete er als
Leichtgewichtsruderin in die Frauen-Nationalmannschaft.
Zum
Ehrenmitglied der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich ernannt
Zu seinen
(ehemaligen) Aktiven hielt Kindlmann stets engen Kontakt. "Er war immer einer
der ersten, der bei Geburtstagen seiner Schützlinge gratulierte", erinnert sich
Andreas Hasse, der Präsident der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich (RWB).
Wegen seiner hervorragenden Verdienste für die RWB und den Rudersport wurde
Norbert Kindlmann, der bis 2014 in Wiesbaden als Ingenieur und Bauleiter im
Straßenbau arbeitete, zum Ehrenmitglied ernannt. "Ihn zeichnete sein großes
Fachwissen, seine Aufrichtigkeit und menschliche Wärme, sein Teamgeist und sein
hintergründiger Humor aus", befand Andreas Hasse in seinem Nachruf auf der
RWB-Homepage. "Als aktiver Hochleistungssportler, Trainer, erfolgreiche
Führungskraft im Beruf und Familienvater stand er mit beiden Füßen im Leben."
Die Olympischen Spiele in München waren darin nur eine Episode. Aber eine sehr
bedeutende.
Trauer um Norbert Kindlmann
Von Torsten Gorski
(aus "https://www.rudern.de" vom 10. Januar 2024)
Die hessische
Ruderfamilie trauert um Norbert Kindlmann, der am 21. Dezember 2023 leider nach
langer Krankheit verstorben ist.
Norbert ist uns
zunächst als Rennruderer und Mitglied der Münchner Achter-Mannschaft aus 1972 in
Erinnerung, aber auch als erfolgreicher Ruderer und Marathonläufer, und auch
vielen Aktiven als DRV-Schiedsrichter.
In seinem
Heimatverein der RG Wiesbaden-Biebrich war er Ausbilder und Trainer und betreute
über viele Jahre die Sportstudierenden der Uni Mainz im Rudern. Er war aktives
Mitglied im RCD und hielt zu seinen ehemaligen Ruderkonkurrenten eine
lebenslange Ruderfreundschaft. Voller Leidenschaft erzählte er auch vom
Wiedersehen der Mannschaften des olympischen Endlaufs in 2022 an historischer
Stätte.
Dem HRV ist Norbert
ab 1983 verbunden gewesen, als er als Sportvorsitzender des Verbandes unter
Martha Gumbrecht seine großen Erfahrungen in das Geschehen des Landes
einbrachte. Mit ihr und Hans Bruchmeier stand er auf der Brücke und half, das
Verbandsschiff erfolgreich in eine gute Zukunft zu steuern. Sein Fachwissen,
sein hintergründiger Humor und seine menschliche Art Dinge anzugehen und zu
lösen bereicherten die damalige Teamarbeit. Sein Wissen als Aktiver und Trainer
und seine beruflichen Erfahrungen in Leitungsfunktion halfen ebenfalls. Und mit
seinen Vorstandsmitgliedern saß er auch nach Sitzungen oder bei HRV-Fahrten im
Boot und hatte einfach seinen Spaß beim Rudern in der Natur und in der
Gemeinschaft.
Torsten Gorski
wurde von ihm gefördert und er schlug ihn dann auch 2001 als seinen Nachfolger
im HRV vor. Er war danach stets mit Rat zur Stelle, wenn er gefragt war; die
Errichtung der Regattastrecke in Eschwege hat er gern begleitet. Und auch zu den
Ehemaligen aus dem damaligen HRV-Vorstand verband ihn eine ungebrochene
Freundschaft.
Die hessische
Ruderfamilie und der HRV verlieren in Norbert Kindlmann einen erfolgreichen
Ruderer, Funktionär und vor allem einen langjährigen und aufrichtigen Freund. Er
hat uns in den gemeinsamen Jahren viel gegeben und wir werden ihn nicht
vergessen.
Seiner Frau Silke und der Familie sowie der RG Wiesbaden-Biebrich gilt unsere
aufrichtige Anteilnahme. Wir sind stolz, dass er einer von uns war.
Nachruf auf unser Ehrenmitglied Norbert Kindlmann
Die
Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich trauert um ihr Ehrenmitglied Norbert
Kindlmann, der leider am 21. Dezember 2023 nach langer Krankheit verstorben ist.
Von Andreas Hasse
(aus "https://rgwb.de" vom 07.01.2024)
Norbert Kindlmann
wurde am 30.6.1944 in Wiesbaden geboren. Norbert war ein "Biebricher Bub" und,
jedenfalls für die RWBler meiner Generation, Vorbild und Ruderlegende zugleich.
Beruflich war Norbert Kindlmann als Diplom-Ingenieur viele Jahre für die Stadt
Wiesbaden im Bereich der Straßenunterhaltung tätig und anschließend für
verschiedene Bauunternehmungen.
Bis zu seinem 16. Lebensjahr spielte Norbert vorwiegend Fußball und Handball. Es
ist den Überredungskünsten des damaligen Vorsitzenden der Rudergesellschaft
Wiesbaden-Biebrich Dr. Hans Herwig zu verdanken, dass er mit sicherem Auge das
Gardemaß von Norbert Kindlmann erkannte und ihn quasi auf seinem Zahnarztstuhl
zum Überwechseln in den Rudersport überredete. Die körperlichen Voraussetzungen
eines Spitzenruderers erfüllte Norbert jedenfalls erstklassig. In den sechziger
Jahren war die Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich in zahlreichen Klein- und
Großbooten aktiv, so dass Norbert mit vielen Biebricher Ruderkameraden das Boot
teilte. Richtig durchstarten konnte Norbert dann in den beginnenden siebziger
Jahren, als er mit seinem kongenialen Partner Wolfgang Hottenrott, über viele
Jahre den schnellsten 2er- Deutschlands bildete. Verbunden war dies mit einem
Vereinswechsel zu Hansa Dortmund. Die Erfolge im 2er- blieben dem legendären
Nationaltrainer Karl Adam nicht verborgen. Er nominierte Kindlmann und Hottenrott (Hannover) für die Mission Gold des Deutschland Achters bei den
Olympischen Spielen 1972 in München. Norbert Kindlmann übernahm die Position
sechs im Maschinenraum. Oft und gerne hat Norbert vom Höhepunkt seiner
Rudererlaufbahn durch die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1972 in
Deutschland Achter erzählt. Auf der Rotseeregatta in Luzern erreichte der
Deutschland Achter mit Norbert im Frühjahr 1972 mit 5:38 Minuten über die 2000-m-Distanz einen Streckenrekord, der Jahrzehnte hielt. Die Mission Gold wurde
begleitet von dem publikumswirksamen Test des sogenannten Colani-Achters (der
als untauglich befunden wurde), dem Testen der ersten Kunststoffboote im
Vergleich zu Holzrennbooten und einem harten Höhentrainingslager auf dem
Silvretta Stausee unmittelbar vor den Olympischen Spielen. Nach der minutiösen
Vorbereitung und dem Sieg im Halbfinale über den späteren Olympiasieger
Neuseeland wurde der fünfte Platz im Endlauf zur Enttäuschung. Solche
vermeintlichen Niederlagen gehören zum Leben eines Spitzensportlers genauso wie
große Siege, die Norbert Kindlmann mit zahlreichen Deutschen Meisterschaften
errang. Für Norbert stand im Mittelpunkt nicht eine verlorene Goldmedaille,
sondern die wunderbare Gemeinschaft, die der Deutschland Achter bildete. Immer
wieder traf sich die Mannschaft auch nach den Spielen und Norbert hatte seinen
ganz wesentlichen Beitrag zur Organisation dieser Zusammenkünfte.
1976 beendete
Norbert Kindlmann seine Laufbahn als aktiver Leistungssportler und übernahm sein
erstes Trainer Amt bei der RG Frankfurt.
Von 1977-1985 betreute Norbert Kindlmann als Cheftrainer unzählige Aktive der
Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich. Viele Mannschaften in Klein- und
Großbooten hat Norbert zu den Deutschen Jugendmeisterschaften begleitet,
beispielsweise 1979 eine Junioren-Achter-Mannschaft. Dabei wurden auch einige
Medaillenränge erzielt. Susanne Borg begleitete er als Leichtgewichtsruderin in
die Frauen-Nationalmannschaft. Zu seinen (ehemaligen) Aktiven hielt Norbert
stets engen Kontakt. Für jeden von uns unvergesslich, dass einer der ersten
Anrufer am jeweiligen Geburtstagsmorgen Norbert Kindlmann war. Kein Geburtstag
wurde von Norbert vergessen. Immer fand er persönliche Worte und war an der
Entwicklung seiner ehemaligen Schützlinge stets aufrichtig interessiert.
Natürlich haben auch viele von uns Norbert diese Nähe und Zuneigung
entgegengebracht. So entstanden lebenslange Freundschaften zwischen Trainer und
Aktiven. Auch als Norbert von seiner schweren Erkrankung schon gezeichnet war,
ist der intensive Kontakt nie abgerissen.
Wegen seiner
hervorragenden Verdienste für die RWB und den Rudersport hat die
Mitgliederversammlung Norbert Kindlmann zum Ehrenmitglied ernannt. Das große
Engagement für den Rudersport endete nicht bei der Rudergesellschaft
Wiesbaden-Biebrich. Anschließend war Norbert Trainer für verschiedene andere
Rudervereine in der Region und ab 1983 Sportvorsitzender des Hessischen
Ruderverbandes. Auf zahlreichen Regatten war Norbert auch als Schiedsrichter
aktiv.
Norbert zeichnete
sein großes Fachwissen, seine Aufrichtigkeit und menschliche Wärme, sein
Teamgeist und sein hintergründiger Humor aus. Als aktiver Hochleistungssportler,
Trainer, erfolgreiche Führungskraft im Beruf und Familienvater stand er mit
beiden Füßen im Leben. Für mich und die Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich ist
mit dem Ehrenmitglied Norbert Kindlmann ein Freund und großes Vorbild von uns
gegangen. Wir trauern mit seiner Familie um den großen Verlust. |