RRK-Redaktion: Wie Du ja
weißt, besteht unser Verein nicht nur aus einer Ruder- sondern auch einer
Hockey- und Tennis-Abteilung. Deshalb möchte ich Dich zu nächst einmal bitten,
Dich selbst speziell für unsere Nicht-Ruder-Mitglieder vorzustellen. In
Ruderkreisen dürftest Du ja wohl weitgehend bekannt sein.
N. Kindlmann: Nun, ich heiße
Norbert Kindlmann, bin 41 Jahre alt und wohne in Wiesbaden. Von Beruf bin ich
Diplom-Ingenieur der Fachrichtung allg. Ingenieurbau. Zur Zeit bin ich bei der
Stadt Wiesbaden beschäftigt und mein Zuständigkeitsbereich ist dort die
Straßenerhaltung in einigen bestimmten Stadtgebieten.
RRK-Redaktion: Um nun zum
Rudern zu kommen, wann hast Du selbst mit dem Rudersport angefangen?
N. Kindlmann: Das war 1960,
genauer gesagt im Mai 1960. Damals war ich 16 Jahre und habe bis dahin
vorwiegend Fußball und Handball gespielt. Dass ich dann mit dem Rudern angefangen
habe, bedurfte es schon einiger Überredungskünste meines damaligen Zahnarztes,
der zu dieser Zeit Vorsitzender der Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich war.
Ich weiß nicht, ob ich ohne sein ständiges Drängen und Nachhaken zum Rudern
gekommen wäre.
RRK-Redaktion: Wenn man sich
so Deine sportlichen Erfolge ansieht, war es wohl damals eine richtige
Entscheidung mit dem Rudern anzufangen. Höhepunkt Deiner sportlichen Karriere
war sicherlich die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1972 in München.
N. Kindlmann: Das auf jeden
Fall, ich meine, dass es für jeden Sportler das höchste und größte Ziel ist,
einmal an einer Olympiade teilnehmen zu können. Ich saß 1972 im
Deutschland-Achter und wir haben im Finale den 5. Platz belegt.
RRK-Redaktion:
Und was waren Deine weiteren sportlichen Erfolge?
N. Kindlmann:
1974 ereichte ich bei der Weltmeisterschaft in Luzern ebenfalls im Achter einen
6. Platz. Ansonsten habe ich zwei Deutsche Meisterschaften im Achter für Hansa
Dortmund gewonnen. Allerdings musste ich sehr lange auf eine Deutsche
Meisterschaft warten. Bevor ich meine erste Meisterschaft errang, wurde ich
neunmal Vize-Meister, wobei keine Riemenbootsgattung ausgelassen wurde.
Der Wiesbadener
Norbert Kindlmann (3. von links) saß 1972 bei den Olympischen Spielen in
München im westdeutschen Achter, der im Finale den 5. Platz belegte (Reinhard
Wendemuth, Frithjof Henckel, Norbert Kindlmann, Wolfgang Hottenrott,
Hans-Ulrich Buchholz, Günter Petersmann, Bernd Truschinski, Winfried
Ringwald; Stm. Manfred Klein nicht im Bild) |
RRK-Redaktion:
Wann hast Du dann als Trainer angefangen?
N. Kindlmann: Das
passierte ziemlich schnell und kurzfristig. Eigentlich wollte ich noch an der
Olympiade 1976 in Montreal teilnehmen. Jedoch setzte dann der DRV meinen Partner
vom Zweier ohne in den Vierer mit Steuermann und so saß ich plötzlich ohne
Partner da. Ich habe es dann noch mit anderen Ruderern versucht, was jedoch
scheiterte. Noch in der gleichen Saison habe ich bei RG Frankfurt als Trainer
angefangen. Von 1977 bis 1985 war ich dann Trainer bei der RG
Wiesbaden-Biebrich.
RRK-Redaktion: Ich will jetzt
gar nicht weiter fragen, warum Du bei Wiesbaden-Biebrich aufgehört hast. Sicher
wirst Du Gründe gehabt haben. Was mich aber viel mehr interessiert, wie Deine
ersten Eindrücke vom RRK sind; Du bis jetzt ungefähr drei Wochen bei uns tätig.
Um es noch einmal zu wiederholen, Deine Hauptaufgabe liegt in der Betreuung der
Junioren A + B.
N. Kindlmann: Was mich
angenehm überrascht hat, ist die Disziplin, die bei den Junioren im Training
herrscht. Sie sind alle recht eifrig bei der Sache. Auch mit den
Trainingsmöglichkeiten bin ich sehr zufrieden. Die Hausmeister der einzelnen
Sporthallen sind sehr entgegenkommend, so dass es von daher keine Probleme gibt,
wenn wir z.B. außerhalb der Hallenbelegungspläne einmal die Umkleideräume der
Köbelhalle benutzen oder irgendwelche Sportgeräte haben wollen. Ich muss sagen,
dass Rüsselsheim sportfreundlicher ist als Wiesbaden. Ja, und wo sich natürlich
noch etwas ändern muss, ist im Nachwuchs-Bereich, denn die Anzahl der Junioren
ist einfach zu wenig.
RRK-Redaktion: Und wie glaubst
Du, wie man diesen Zustand ändern kann?
N. Kindlmann: Nun, ich habe
schon mit Herrn Peter Müller, dem Sport-Koordinator des Kant-Gymnasiums, Kontakt
aufgenommen und werde in den kommenden Wochen in den Sportunterricht einzelner
Klassen und Kurse der Rüsselsheimer Gymnasien gehen und versuchen, Schüler für
den Rudersport zu begeistern.
RRK-Redaktion:
Wie wird Dein Trainingskonzept für die Zukunft aussehen? Die meisten
Jugendlichen haben ja so gut wie keine Wettkampferfahrung.
N. Kindlmann:
Bedeutende Erfolge sollten im ersten Jahr noch nicht erwartet werden. In erster
Linie will ich erreichen, dass die Jugendlichen technisch sauber rudern können.
Natürlich werde ich mit ihnen auch einige Regatten besuchen, nur sollte man
nicht, wie schon gesagt, zu viel erwarten. Sollten jedoch dann Erfolge
eintreten, die nicht vorgesehen waren, so ist die Freude hinterher um so größer.
RRK-Redaktion: Die
RRK-Redaktion dankt Dir für das Gespräch und wünscht Dir für die Zukunft viel
Erfolg.