Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Nicolas Lange

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Industriemuseum Rüsselsheim:

"Wir wollen die Festung verlassen"

Von Stella Lorenz (aus "https://www.faz.net" am 11.12.2023)

Das Stadt- und Industriemuseum hat mit Nicolas Lange einen neuen Leiter, der aus der Stadt stammt und das Haus sehr gut kennt. Er hat eine klare Vorstellung, wie er das Museum weiterentwickeln will.

Mit sicherem Schritt geht Nicolas Lange über den Festungshof. Es ist ein denkbar kurzer Weg von seinem Büro zu den Ausstellungsräumen des Stadt- und Industriemuseums Rüsselsheim. Aber das hält Lange nicht davon ab, spontan und kurzweilig über den geschichtsträchtigen Innenhof zu erzählen. So berichtet er von dem in den Kopfsteinpflasterboden eingelassenen Grundriss des 1399 erstmals erwähnten und längst vergangenen wehrhaften Gebäudes der Grafen von Katzenelnbogen: Um es herum wurde im 15. Jahrhundert die Festungsanlage gebaut. Lange berichtet auch von der verheerenden Beschädigung des Gemäuers durch französische Truppen im 17. Jahrhundert.

Ein paar Meter weiter führt Lange ins Museum. Dort erwartet den Besucher die Schau "Maschinenzeit" zur Ära der Industrialisierung in Rüsselsheim – eine von vier Dauerausstellungsteilen, die zu sehen sind. Auch hier wird schnell klar: Der Leiter des Rüsselsheimer Stadt- und Industriemuseums kennt sein Haus in- und auswendig.

Seit rund zwei Monaten steht der 35 Jahre alte Lange an der Spitze des Museums. Er folgt Bärbel Maul, die 15 Jahre das Museum geleitet hatte. Dass Lange trotz der kurzen Zeit an der Spitze so gut Bescheid weiß über die Exponate und die "Opelstadt" am Main, ist kein Wunder: Er ist Rüsselsheimer, die familiären Wurzeln führen bis zu den Anfängen der Opel-Erfolgsgeschichte zurück – und Lange hat nach einem Praktikum während seines Geschichtsstudiums an der Universität Mainz und der TU Darmstadt knapp sechs Jahre als freier Mitarbeiter mit Maul zusammengearbeitet.

"Ich finde Museen, alte Dinge und Geschichte schon immer spannend", sagt er über seinen Entschluss, beruflich im musealen Bereich zu arbeiten. Sein Faible für Technik und Industriehistorie sowie sein großes Interesse an der "Kulturgeschichte der Technik" mit klarem Fokus auf den Menschen sei durch die studienbegleitende Arbeit im Rüsselsheimer Hauptmann-Scheuermann-Weg stark geprägt worden. "Der lokale Bezug hier hat Geschichte für mich viel greifbarer gemacht, weil es eine unmittelbare Verbindung der Geschehnisse zur Stadtgesellschaft gab", hebt er hervor.

Für sein wissenschaftliches Volontariat am Deutschen Museum in München nach dem Masterabschluss hat Lange Rüsselsheim zunächst verlassen. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter in München und später als Kurator am Landesmuseum Koblenz. Nach Rüsselsheim zurückzukehren sei nie ein ausformulierter Wunsch gewesen. Aber die Möglichkeit, in der Heimat die Leitungsstelle zu bekleiden, wollte Lange nicht verstreichen lassen. "Es war ein logischer Schritt – und ein großer", sagt er mit Blick auf die neue Verantwortung. Dass es geklappt hat, freue ihn, vor allem auch weil "es ein superfunktionales Haus ist. Das Team ist bestens aufgestellt dank Frau Maul", betont er.

Für ihn sind die Dauerausstellung, die wechselnden Sonderausstellungen, die Angebote zum Mitmachen sowie das Modellprojekt "Stadtmuseum inklusive" Säulen des Erfolgs des Stadt- und Industriemuseums, die er unbedingt beibehalten will. Eine klare Vorstellung zur Weiterentwicklung des Museums hat er dennoch: "Wir erreichen nur einen Teil der Stadtgesellschaft und wollen künftig deshalb mehr das Thema Outreach angehen, quasi die schützende Festung verlassen“, sagt er schmunzelnd. Die Weichen in Form von Drittmittelanträgen seien bereits gestellt; wenn alles gut gehe, soll es 2024 erste Projekte geben.

"Es geht uns darum, gemeinsam mit den Rüsselsheimerinnen und Rüsselsheimern etwas zu entwickeln – mit der Bevölkerung und mit Kooperationspartnern", sagt Lange. Das könnten zum Beispiel mehr explizite Angebote für Bürger mit Migrationshintergrund oder für junge Erwachsene sein. Dass das ein längerer Prozess werden wird, ist ihm bewusst. "Ich würde das aber gerne probieren und bin dankbar, im Team auf offene Ohren gestoßen zu sein", zeigt er sich zuversichtlich.

Fest steht für das nächste Jahr jedenfalls, dass im Herbst eine neue Mitmachausstellung zum Thema Sprache eröffnet wird. "Außerdem arbeiten wir mit unserer Partnerstadt Évreux an einer Ausstellung zur Befreiung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg aus französischer und deutscher Perspektive, die sich 2024 zum 80. Mal jährt. Gezeigt werden soll sie zunächst im August 2024 in Évreux", sagt Lange.

Er freue sich auf das, was komme – und zeigt sich stolz darauf, das Stadt- und Industriemuseum in seiner Heimatstadt leiten zu dürfen. "Es ist ein besonderer Ort", sagt er. "Und die Geschichten, die hinter den hier zu sehenden Objekten stecken, will ich erzählen."


Das Stadtmuseum Rüsselsheim hat einen neuen Leiter

Für die Stelle des neuen Museumsleiters der Stadt hat es Nicolas Lange in seine Heimatstadt zurückgezogen. Er spricht über seine Verwurzelung, Pläne und Herausforderungen.

Von Antonia Dittrich (aus "Main-Spitze" vom 26.10.2023)

Rüsselsheim. Praktikant, studentische Hilfskraft und seit 1. Oktober dieses Jahres Museumsleiter – Nicolas Lange kennt das städtische Museum schon lange und gut. In seiner dritten Woche als Leiter sitzt er ganz in Schwarz gekleidet am ovalen Tisch in seinem Büro. Entspannt zurückgelehnt macht er einen zufriedenen und stolzen Eindruck, im Chefsessel des Stadt- und Industriemuseums Rüsselsheim zu sitzen.

Für den gebürtigen Rüsselsheimer ist es durchaus ein "Homecoming", eine Rückkehr in die Heimat. Auch wenn der Heimataspekt nicht der einzige Grund war, die Nachfolge von Dr. Bärbel Maul anzutreten. Die Chance dieser Rolle sei für Lange ebenfalls wichtig gewesen, zudem wird in Rüsselsheim sein Schwerpunkt der Technikgeschichte "gelebt", wie er sagt. All das hat ihn dazu bewogen, der neue Leiter zu werden. Durch seine Verwurzelung in Rüsselsheim – Familie und Freunde leben hier – habe er eine ganz andere emotionale Bindung, sagt er. Dass er seine Heimatstadt gerne hat, erkennt man schon daran, dass er seine Masterarbeit über das Opel-Fahrrad geschrieben hat. Außerdem lässt er im Gespräch nicht unerwähnt, dass der Uropa seiner Oma, ein Opel-Mitarbeiter, in einer der Museumsabteilungen auf einem Foto zu sehen ist.

Schon am 3. Arbeitstag gab es Herausforderungen

Bevor Lange wieder zurück nach Rüsselsheim kam, arbeitete er als Kurator im Landesmuseum in Koblenz für zwei Jahre. Davor lebte er fünf Jahre in München, wo er zunächst sein wissenschaftliches Volontariat absolvierte und danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter weiterhin dort angestellt war. Nach sieben Jahren ist Lange nun nach Rüsselsheim zurückgekehrt – die Herausforderungen ließen nicht auf sich warten.

Schon an seinem dritten Arbeitstag sei das Internet ausgefallen, an einem Tag, an dem Lange und sein Team einen wichtigen Förderantrag stellen mussten und die Frist des Museumsverbandes im Nacken hatten. Doch gemeinsam mit der IT wurde das Problem innerhalb eines Tages gelöst. Hier habe er gemerkt, wie gut das Team zusammenarbeitet – und ist dankbar für deren Einsatz und Unterstützung gleich zu Beginn seiner Zeit.

Die Pläne für die Zukunft des Museums

Und bleibt alles beim Alten? In gewisser Weise schon: "Mir geht es nicht darum, alles anders zu machen", sagt Lange. Eins möchte er dennoch verfolgen: den Weg raus aus der Festung. Damit meint Lange, dass die Angebote noch mehr nach Außen getragen werden sollen, um Zielgruppen zu erreichen, die bisher nicht erreicht wurden. "Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen", sagt Lange. Um diesen Weg zu gehen, hat er bereits einen Drittmittel-Förderantrag gestellt. Grundsätzlich sollen die Themen Partizipation und Inklusion mit Projekten und bestehenden Kooperationen mit lokalen Künstlern weitergeführt werden.

"Ich würde mich freuen, wenn die Menschen einfach vorbeikommen", sagt er – und sich davon frei machen, dass Museen etwas mit "Hochkultur" zu tun hat. Für die Ausstellungen im Museum brauche es jedoch kein Vorwissen, sagt Lange. Da er selbst früher Führungen gegeben hat, weiß er, dass die Menschen meistens an die Hand genommen werden wollen und dann die Ausstellungen und Museen spannender finden. Ob er nochmal selbst Führungen machen wird? "Ich habe das früher super gerne gemacht. Das müssen wir jetzt mal ausklamüsern, ob es mit meinen anderen Verpflichtungen in Einklang zu bringen ist", sagt Lange auf Nachfrage.

Wenn der Arbeitstag es also zulässt, haben manche Besucher in Zukunft eventuell das Glück, eine Führung vom Museumsleiter höchstpersönlich zu bekommen. Denn Nicolas Lange freut sich über jeden Besucher, der den Weg in die Festung findet.