Aus "ImmoCompact"
03/2017
Bronze, Schläger
und Gold – das ist das alte Leben von Nicolas Jacobi. Als Nationaltorwart holte
er Edelmetall bei den Olympischen Spielen in London und Rio. Seit Anfang des
Jahres ist seine Karriere als Profisportler aber vorbei. Seitdem konzentriert er
sich voll und ganz auf seine zweite Leidenschaft: das Immobilien-Start-up
Immomio.
Herr Jacobi, wie
kommt man vom Profi-Hockey zu einem Immobilien-Start-up?
Als Hockeyspieler
verdient man im Grunde so gut wie kein Geld und muss deshalb schauen, wie man
sich über Wasser hält. Als ich für mein BWL-Studium von Mainz nach Hamburg
gezogen bin, habe ich versucht eine Wohnung zu bekommen – und war extrem
frustriert. Bei jeder Anfrage musste ich sämtliche Informationen wie
Gehaltsnachweis und Bonitätsauskunft gleich einreichen und kam dann zu
Besichtigungen mit 30 oder mehr Leuten. Danach kam aber von den Maklern in aller
Regel noch nicht einmal eine Absage. Da habe ich realisiert, dass der
Vermietungsprozess auf gut Deutsch total beschissen abläuft. Gleichzeitig dachte
ich mir, dass ein technisches Tools ihn viel besser steuern könnte. Das war der
Anstoß, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Von dieser Idee bis zum
Marktstart hat es aber noch einige Jahre gedauert.
Im Januar haben
Sie Ihre Hockeykarriere beendet. Wegen Immomio?
Ich habe beides nun
mehrere Jahre parallel gemacht. Das ist natürlich ein extremer Aufwand. Daher
war von vornherein klar, dass ich nach den Olympischen Spielen in Rio in der
Nationalmannschaft aufhöre. Mittlerweile habe ich auch im Verein aufgehört. Da
ist der Aufwand zwar ungleich geringer, aber es ist am Ende auch eine Frage des
Teamsportgedankens. Ich bin für Immomio mittlerweile viel unterwegs, und nur am
Wochenende zum Spielen zu kommen, ist den anderen Spielern gegenüber nicht fair.
Von daher konzentriere ich mich jetzt voll und ganz auf Immomio.
Wie sieht Ihr
Arbeitsalltag derzeit aus?
Extrem
abwechslungsreich. In einem jungen Unternehmen sind die Themen sehr vielseitig,
zum Beispiel Produktentwicklung, Finanzierung und natürlich Kundentermine. Wir
haben mittlerweile aber auch ein super Team aus zwölf Leuten, auf die die
Aufgaben gut verteilt sind. Den meisten Teil meines Arbeitsalltags machen
Vertrieb und Marketing aus. Drei Tage pro Woche bin ich immer auf der Straße, um
den Kunden unser Produkt vor Ort vorzustellen.
Wer sind die
Kunden von Immomio?
Das geht von
Hausverwaltungen über Wohnungsgesellschaften bis hin zum klassischen
Immobilienmakler.
Also wollen Sie
Maklern keine Konkurrenz machen?
Bei Maklern
herrscht gerade seit dem Bestellerprinzip eine recht hohe Aversion gegenüber
technologischen Lösungen. Vieles wird zunächst als Gefahr betrachtet. Viele
Makler haben zudem das Vermietungsgeschäft extrem zurückgefahren. Es gibt
PropTechs, die Makler direkt angreifen. Dennoch kann das Zwischenmenschliche,
das schließlich einen Großteil des Vermietungsprozesses ausmacht, nie
vollständig von einer Software abgelöst werden, weswegen wir uns als Ergänzung
und nicht als Konkurrenz zum Makler sehen. Und wir werden beispielsweise auch
nie selbst eine Tür aufschließen. Wir konzentrieren uns auf unsere
Kernkompetenz: den Vermietungsprozess mittels Software zu vereinfachen. Da gibt
es noch immer genug Weiterentwicklungspotenzial, auf das wir uns konzentrieren
können und wollen. Gerade haben wir zum Beispiel ein Tool entwickelt, mit dem
die Kunden mit wenigen Klicks zeigen können, was sie in jedem einzelnen
Vermietungsprozess geleistet haben. Das ist gerade für Makler interessant. Sie
müssen sich schließlich regelmäßig rechtfertigen, wofür sie ihre Provision
erhalten. Mithilfe dieses Arbeitsnachweis-Tools können sie mit einem Klick
aufzeigen, wie viele Anfragen, Besichtigungstermine etc. sie erhalten bzw.
abgearbeitet haben – und so dem Auftraggeber zeigen, wie aufwendig die
Vermittlung auf eigene Faust gewesen wäre.
Ein Kern Ihrer
Leistungen ist das Mietermatching. Was ist darunter zu verstehen?
Mietermatching ist
ein Teilbereich unserer Dienstleistung. Immomio ist eine digitale
Bewerbungsplattform für Mietinteressenten. Wir lenken den Nachfragestrom, der
aus allen möglichen Richtungen kommen kann, gezielt zum Vermieter, Makler oder
Verwalter. Der Kunde bekommt von uns eine eigene Webplattform gestellt, die auch
im individuellen Design gebrandet werden kann.
Wie funktioniert
das konkret?
Interessenten
erhalten von Immomio eine automatische Antwortmail mit einem spezifischen
Bewerbungslink. Wenn sich ein Kunde beispielsweise über ImmobilienScout24 oder
Immowelt.de für eine Wohnung interessiert, senden wir ihm genau für diese
Wohnung einen Bewerbungslink zu. Dieses automatisierte Beantworten ist der erste
wichtige Teil unserer Dienstleistung.
Und was sind die
weiteren Teile?
Als Zweites folgt
der digitale Bewerbungsprozess. Er ist komplett mobil optimiert. Schließlich
suchen 70% der Menschen ihre Wohnung heute auf dem Handy oder Tablet. Umso
wichtiger ist, dass man einen Prozess hat, der vollkommen intuitiv ist und auf
allen Endgeräten funktioniert. Per Hand ausgefüllte Bewerberbögen sind
Geschichte. Stattdessen gibt es eine einfache und mit wenigen Klicks zu
erstellende digitale Selbstauskunft. All das macht der Interessent komplett
selbstständig.
Und was
passiert, wenn sich die Mieter auf eine Wohnung beworben haben?
Dann erfolgt das
Mietermatching. Dabei erstellt Immomio ein Ranking der Mietkandidaten anhand
eines Scores von 0 bis 10. Basis sind die Wünsche des Anbieters der Immobilie.
Sie können bei Immomio einstellen, welche Eigenschaften der Mieter mitbringen
soll. Das kann das Einkommen sein, aber auch Haushaltsgröße oder die
Beschäftigungsart. Zudem gibt der Kunde an, wie wichtig die einzelnen Punkte
sind. Je besser die Interessenten zu diesen Angaben passen, desto höher ist der
Score. Wir sorgen damit für eine automatisierte Objektivierung anhand der
Auswahlkriterien. Das Ganze funktioniert komplett automatisiert. Dadurch sparen
unsere Kunden extrem viel Zeit. Die komplette Datenerfassung und die erste
Einschätzung übernehmen schließlich die Mieter bzw. Immomio.
Was passiert
dann mit den Bewerbungen?
Sobald die
Bewerbungen eingegangen sind, kann der Kunde die Profile der Bewerber einsehen
und passende Bewerber direkt und mit wenigen Klicks zu einem Besichtigungstermin
einladen. Jedem Termin kann der Vermieter dabei eine maximale Teilnehmerzahl
zuweisen. Die Interessenten bekommen dann eine Nachricht mit möglichen Terminen
und suchen sich den Termin aus, der ihnen am besten passt. Ist ein Termin voll,
wird er automatisch aus dem Besichtigungskalender der übrigen Kandidaten
gelöscht. Im Anschluss bekommen Interessenten dann auch noch automatisiert eine
Mail mit der Möglichkeit zur Eintragung in digitale Kalender sowie eine
Erinnerung am Morgen des Besichtigungstermins. Dadurch wird die No-Show-Quote
deutlich reduziert und die Makler verschwenden weniger von dem Kostbarsten, das
sie haben: ihrer Zeit.
Und was passiert
mit den restlichen Bewerbern?
Allen
Interessenten, die nicht in die Auswahl gekommen sind, kann man im Anschluss mit
einem Klick eine Absage zusenden. Damit bekommt der Interessent genau das, was
ich mir früher gewünscht habe: eine zeitige Absage. Das verbessert nicht zuletzt
auch die Erfolgschancen des Maklers auf einen anderweitigen Abschluss mit dem
potenziellen Interessenten. Vor allem aber gibt es schlechte Bewertungen auf
Internetportalen, wenn Interessenten kein Feedback erhalten. Und Bewertungen
sind in der heutigen Zeit Gold wert.
Inwieweit ist
Vermietung überhaupt noch für Makler interessant?
Wir glauben auch
bei der Vermietung an den Makler. Der Vermietungsprozess ist ein sehr
personalintensiver Prozess und die Margen sind klein. Das Vermietungsgeschäft
ist aber ein guter Türöffner für spätere Immobilienverkäufe. Wenn man es
betreibt, muss man aber extrem auf seinen Personaleinsatz achten – und genau
dabei hilft Immomio.
Umsonst ist
diese Dienstleistung aber natürlich nicht. Welche Kosten fallen für Immomio an?
Wir haben ein sehr
faires Kostenmodell. Es gibt keinen Fixbetrag, man zahlt pro Vermietung. Man
kann Vermietungskontingente buchen, die zwölf Monate gültig sind. Das kleinste
Kontingent umfasst zehn Wohnungen. Das Einstellen eines Objekts kostet dann
29,90 Euro. Das ist aber schon das teuerste Modell. Beim 100er-Modell zahlt man
schon weniger als 20 Euro. Das sind sehr überschaubare Kosten, wenn man mal
gegenüberstellt, welche Personalkosten man damit einspart.
Ist der gesamte
Prozess datenschutzrechtlich sauber gelöst?
Datenschutz ist ein
ganz wichtiges Thema, das wir proaktiv angehen. Für unsere Kunden haben wir ein
Datenschutz-FAQ. Schließlich ist Datenschutz ein heikles Thema mit vielen
Graubereichen und Unklarheiten. Da wird viel mit Ängsten und Halbwissen
argumentiert. Unsere komplette Plattform ist – sowohl was das Allgemeine
Gleichstellungsgesetz, kurz AGG, angeht als auch datenschutzrechtlich komplett
geprüft und sicher. Alles, was man nicht fragen darf, wird auch nicht gefragt.
Es werden zum Beispiel keine diskriminierenden Merkmale gefragt. Das Matching
kann nur auf Kriterien durchgeführt werden, die nicht diskriminierend sind. Der
gesamte Service wird zudem in Deutschland auf deutschen Servern nach höchsten
Sicherheitsstandards gehostet. Alles wird per SSL verschlüsselt übertragen und
die Interessenten haben volle Kontrolle über ihre Daten, sodass im Grunde ein
ganz neuer Datenschutzstandard ermöglicht wird, weil die Interessenten die
Herren über ihre Daten bleiben. (mh)