Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2012/13)                                  

Nicolas Jacobi

Gelber Mann mit tollen Perspektiven: Nico Jacobi gilt als erster Anwärter auf den Torhüter-Stammplatz im Nationalteam.

 

 

 

 

 

 

 

Moritz Fürste, Nicolas Jacobi und Oskar Deecke in Indien

 

Lukratives Hockey-Abenteuer in Indien

Von Andreas Hardt (aus "Welt am Sonntag" vom 13.01.13)
 

Hamburgs Olympiasieger Moritz Fürste spielt sechs Wochen lang in der indischen Profiliga und erhält 84.000 US-Dollar − eine für deutsche Hockey-Verhältnisse gigantische Summe.

Der Fernsehspot verspricht viel: Bilder in schwarz-weiß, es regnet, dramatische Musik wabert, der Ball in Großaufnahme, ein Schläger, ein indischer Hockeyspieler. Der Sprecher redet in fremder Zunge, aber was er sagt, verheißt offenbar Dramatik. "India" versteht man, "Action" und "Hockey".

Am Montag wird es in Neu Delhi losgehen. Hockey India League, Eröffnungsspiel: Delhi Waveriders mit den Hamburgern Nicolas Jacobi und Oscar Deecke gegen die Jaypee Punjab Warriors. Moritz Fürste sitzt dann mit seinen Kollegen von den Ranchi Rhinos auf der Tribüne. Erst am Mittwoch muss sein Team erstmals ran − das Abenteuer Indien beginnt.

Am vergangenen Mittwoch ist der Hamburger in Ranchi eingetroffen. Wo? "Hatte ich vorher auch noch nie von gehört", sagt der 28-Jährige. Also Google und Wikipedia bemühen. Die Teamverantwortlichen haben auch viele Fotos geschickt, man hat geskypt. Ranchi also, die 46-größte Stadt des riesigen Landes − mit rund 1,1 Millionen Einwohnern. Sie liegt im Nordosten, ist Hauptstadt des Bundesstaates Jharkhand und ein Industriestandort. "Ich werde aber nicht so oft da sein", sagt Fürste, "ich habe allein 21 Kontinentalflüge zu bewältigen."

Erst am 15. Dezember kam die endgültige Zusage, das Visum Anfang des Jahres. Es gab keine Probleme, anders als bei neun pakistanischen Spielern, denen Visa zunächst verweigert wurden und die nun erst unmittelbar vor Saisonbeginn bei ihren Teams eingetroffen sind. "Es ging alles ein bisschen hin und her, ein Planungschaos", erzählt auch Fürste. So wurde der Ligastart um zwei Wochen verschoben, die Spieler-Auktion fand nicht im November, sondern erst Mitte Dezember statt und anstelle von sechs Teams nehmen nur fünf an der Premieren-Saison teil. Für die Franchise in Bangalore fand sich kein Käufer.

Zweifel an der Seriosität des Unternehmens hat Fürste jedoch nicht: "Bislang wurden alle Zusagen eingehalten, und mir kann ja gar nichts passieren." 35.000 US-Dollar soll er laut Vertrag schon vor dem ersten Spiel erhalten, wenn nicht, würde er wohl abreisen. "Das Rückflugticket habe ich schon", sagt er. Neulich musste er seine Kleidergrößen angeben, für die offizielle Teamausstattung: "Unfassbar, was die alles wissen wollten." Allzu viel Gepäck musste er daher nicht mitnehmen.

Außer Fürste, Jacobi und Deecke hatte sich aus Deutschland nur noch Oliver Korn für die Spielerauktion angemeldet, wurde aber nicht gekauft. "Ich finde es schade, dass sich nur so wenig Deutsche zur Verfügung gestellt haben. Australier, Niederländer und Spanier sind viel stärker vertreten. Aber der Deutsche Hockey-Bund hat die Sache überhaupt nicht unterstützt", beklagt Fürste. "Typisch deutsch." Tatsächlich überschneidet sich die Liga mit der in Deutschland so wichtigen Hallensaison, an der Fürste, Korn und Deecke ohnehin nicht teilnehmen. Alle drei spielen seit dem Sommer für den Club de Campo Madrid.

Es gab bereits zwei professionelle Vorläuferligen in Indien, wo Hockey immer noch als Nationalsportart gilt. Diesmal allerdings ist das Projekt vom Hockey-Weltverband FIH sanktioniert, der deshalb im Januar und Februar keine offiziellen Termine angesetzt hat. Spieler wie Funktionäre müssen auch keine Sanktionen mehr fürchten, wenn sie an der Hockey India League (HIL) teilnehmen.

Und es lohnt sich für die Topkräfte. Kapitän Fürste erhält bei den Rhinos sagenhafte 84.000 Dollar, Jacobi 50.000 und Deecke immerhin auch noch 25.000 für sechs Wochen. Für einen Hockeyspieler ist das abseits jeder normalen Vorstellung. Fürste, der Welthockeyspieler des Jahres 2012, ist einer der sogenannten Marquee-Players, der Führungskräfte und Aushängeschilder der Liga. Auch andere Weltstars wie Jamie Dwyer (Australien) oder Teun de Nooijer (Niederlande) haben angeheuert. Neben Ranchi und Neu Delhi sind weitere Mannschaften im Punjab, in Mumbai und in Uttar Pradesh stationiert.

"Jamie Dwyer hat mich vor sechs, sieben Monaten mal lose angesprochen, ob ich mir das vorstellen kann", erinnert sich Fürste. "Ich habe das aber ganz entspannt auf mich zukommen lassen." Aber je konkreter es wurde, desto interessanter wurde die Sache auch. Für drei Jahre hat er unterschrieben, wenn es denn nach der Premieren-Saison wie geplant weitergeht. "Das musste ich doch einfach machen", sagt er.

Zehn auswärtige und 14 indische Spieler umfasst jeweils der Kader eines der fünf Teams. In der Liga steckt Geld. Es sind Großkonzerne, die sich die einzelnen Mannschaften gekauft haben. Das Vorbild für die Liga ist Kricket. Seit fünf Jahren wird in Indien die Indian Premier League mit großem Erfolg ausgetragen. Hochbezahlte, internationale Topstars in einer kompakten Saison. "Ich habe mir einen australischen Manager genommen, der in der Kricket-Liga gespielt hat und genau weiß, was in Indien abgeht", erzählt Fürste.

Bei rund 600.000 Dollar liegt der "Salary Cap" für jeden Klub, mehr darf kein Klub an Gehältern für sein Team ausgeben. ESPN hat einen TV-Deal über mehrere Jahre mit dem indischen Verband abgeschlossen, alle Partien werden live bei "Star Sports" gezeigt. "Die Inder sind wirklich hockey-verrückt", sagt Fürste, der bereits viermal mit der deutschen Nationalmannschaft dort war. "Unsere Heimspiele in Ranchi sind mit etwa 12.000 Zuschauern allesamt schon ausverkauft."

Das Leben im Fünf-Sterne-Hotel, die ständigen Reisen, ein Land, so groß und so völlig anders als alles, was man aus Europa kennt − auch die Neugier auf diese Erfahrungen trieb Fürste in diese fremde Welt. "Für uns ist das alles nicht vorstellbar", sagt er. Bis zum 10. Februar ist der Aufenthalt geplant. Und was ist mit dem Essen? Angst vor der sehr speziellen Küche? "Ich war da noch nie krank, ich habe einen Hamburger Saumagen", sagt er.

Vollprofi ist er in dieser Saison, das Studium ruht. "Mindestens bis zur EM im Sommer mache ich das so", sagt Fürste. Sein Blick geht aber noch weiter voraus, bis zur WM 2014 hat er sich für die Nationalmannschaft verpflichtet, aber eigentlich soll Rio 2016 der Abschluss sein: "Olympia ist das Allergrößte." Da können sie im indischen Fernsehen so viel Werbung für ihre Liga machen, wie sie wollen ...


Jacobi startet in das Hockey-Abenteuer in Indien

Der Torwart des UHC spielt einen Monat für die Delhi Waveriders

Aus "Hamburger Abendblatt" vom 05.01.2013

Auf nach Indien: Hockey-Abenteurer Jacobi


bj - Für Besinnlichkeit war in Nico Jacobis Weihnachtsurlaub kein Platz. Während sich viele Teamkollegen auf den Wiederbeginn der Hallensaison am 9. Januar einstimmten, galt es für den Hockey-Nationaltorwart vom Uhlenhorster HC, elementare Dinge zu erledigen. Impfungen gegen Hepatitis und Tollwut brauchte er wie ein Visum und Flugtickets. Im Internet informierte er sich über die besten Mittel gegen Durchfall. Wenn der 25-Jährige an diesem Sonnabend über Zürich nach Delhi fliegt, dann hat er alles getan, um sich gut vorzubereiten. Ein Abenteuer wird seine Reise nach Indien dennoch.

Nico Jacobi ist einer von drei Deutschen, die vom 14. Januar bis 10. Februar in der neuen Hockey India League (HIL) spielen. Fünf Teams, gesponsert von indischen Großunternehmen, treten im Modus "jeder gegen jeden" je dreimal gegeneinander an, gefolgt von Halbfinale und Finale. Weil die Bezahlung für Hockey-Verhältnisse astronomisch ist, ist die HIL ein Sammelbecken der Stars, auch Welthockeyspieler Moritz Fürste (Ranchi Rhinos) ist dabei.

Bei der Versteigerung am 16. Dezember wurde Jacobi für 50.000 US-Dollar Gehalt zu den Delhi Waveriders transferiert. Franchisenehmer ist der Multikonzern Wave Group (Zucker, Papier, Immobilien), der seinen Einstieg in den Profisport schaffen will. "Es war seltsam, wie eine Ware auf dem Basar behandelt zu werden", sagt Jacobi. An das Gefühl, erstmals in der Karriere ein Gehalt für die Ausübung seines Sports zu beziehen, müsse er sich noch gewöhnen. Das dürfte das kleinste Problem sein. Welche Herausforderung das feuchtwarme Klima, ungewohnte Nahrungsmittel und die strapaziösen Busreisen an Europäer stellen, erfuhr 2012 Jacobis früherer UHC-Teamkollege Philip Sunkel, der in der Konkurrenzliga WSH spielte. Er nahm mehrere Kilo ab und kehrte "mental und körperlich völlig ausgelaugt" zurück.

Jacobi, der laut Vertrag in einem Viersternehotel wohnen wird, schreckt das nicht ab. Er freut sich auf die Herausforderung, in einer mit Weltstars gespickten Liga zu spielen. Was ihn vor Ort wirklich erwartet, kann er nicht einschätzen. 2009 spielte der gebürtige Mainzer mit der Nationalmannschaft ein Turnier in Indien, Land und Leute lernte er dabei jedoch nicht kennen. Genau das will er nun nachholen. Neben neun weiteren Ausländern, darunter der seit Langem in Krefeld spielende Hamburger Oskar Deecke, Hollands Eckenspezialist Taeke Taekema und Neuseeland-Torjäger Simon Child, stehen 14 Einheimische in Delhi unter Vertrag, auch Indiens Star Sardar Singh.

Der Trainer der Mannschaft ist der einzige einheimische Coach in der HIL. Gesprochen wird Englisch. Wie gut die Abstimmung und das Zusammenspiel funktionieren, obwohl die Mannschaft am Sonntag und damit nur acht Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen die Punjab Warriors erstmals gemeinsam trainiert, bleibt ebenso abzuwarten − wie vieles andere auch.

Nico Jacobi berichtet in einer Kolumne bei abendblatt.de über seine Erlebnisse. Diese können Sie hier lesen.


Nicolas Jacobi, Torhüter des Rüsselsheimer RK, sammelt einen Monat Erfahrung in Indien

"Weil es aufregend ist und ein paar Steine zu verdienen sind"

Die Fragen stellte Alex Westhoff (aus "FAZ" vom 03.01.2013)
 

Der 25 Jahre alte Hockey-Nationaltorhüter Nicolas Jacobi startet im Januar für die Delhi Waveriders. Dorthin kam er per Auktion. Den Start der Hallen-Bundesliga-Rückrunde wird er verpassen.
 

Wie fühlt es sich an, als Hockeyspieler für 50.000 Dollar ersteigert zu werden?

Das war ein sehr merkwürdiges Gefühl, als ich die Auktion im Internet live verfolgt habe. Ich war aufgeregt, ob ich überhaupt ersteigert werde, denn es haben sich 40 Torhüter beworben für die Plätze in den sechs Teams der neugeschaffenen Hockey India League. Es ist auch einigen sehr guten Spielern passiert, das sie gar nicht genommen wurden. Ich bin nun von den Delhi Waveriders ersteigert worden.

Wie lief die Auktion ab?

Ich hatte die Befürchtung, das ich zu hoch gepokert habe mit meinem angegebenen Mindestpreis, für den ich hingehen würde: 20.000 Dollar. Zumal als ich gesehen habe, was die anderen Torhüter für sich als Startgebot festgesetzt hatten. Doch dann haben zwei Teams um mich geboten und sich hochgesteigert − bis zu diesem Preis. Das war schon verrückt.

Jene 50.000 Dollar sind nun Ihre Gage für die vier Wochen dauernde Hockey India League. Ist es als vereinstreuer Hockeyspieler ein schönes Gefühl, auch mal Söldner sein zu dürfen?

Es ist insofern ein schönes Gefühl, dass ich ja meinem Verein UHC Hamburg treu bleiben kann. Ich könnte mir nicht vorstellen, nur des Geldes wegen für immer irgendwo anders zu spielen. Die Möglichkeit, als Hockeyspieler einen Monat lang richtig Geld zu verdienen, ist schon eine tolle Sache.

Die "Delhi Waveriders" mit Nico Jacobi (hinten 5. v. r.) und Oskar Deecke (vorn 1. v. l.)

Wie viele Jahre müssten Sie in Deutschland Hockey spielen für 50.000 Dollar?

Oha, bei meinen aktuellen Einkünften müsste ich viel länger hochklassig Hockey spielen, als ich kann.

Was genau für ein Projekt ist die Hockey India League?

Sie ist im Prinzip eine Kopie der sehr erfolgreichen indischen Cricket-Liga, wo ebenfalls die Spieler für eine Saison ersteigert werden von den Teams. Hunderte Millionen Menschen verfolgen diese Liga. Und Hockey ist neben Cricket ja der Nationalsport in Indien, auch wenn er in den letzten zwanzig Jahren von Cricket den Rang abgelaufen bekam. Die Liga ist nun der Versuch, diese Entwicklung ein Stück weit umzukehren.

Nun gibt es in Indien ja schon eine andere Hockey-Profiliga.

Im vergangenen Jahr hat dort die World Series Hockey erfolgreich begonnen, ein Konkurrenzprodukt. Nur gibt es in Indien zwei Hockeyverbände, wovon nur einer vom Internationalen Verband anerkannt ist. So dass wir Nationalspieler an der Liga des nicht anerkannten Verbandes nicht teilnehmen konnten, weil wir sonst für Olympia gesperrt worden wären. Nun sind im Vergleich dazu fast alle Topstars des Welthockeys dabei.

Sind noch andere Deutsche mit Ihnen bei den Delhi Waveriders?

Ja, mein Nationalmannschaftskollege Oskar Deecke. Weitere bekannte Stars sind der Niederländer Taeke Taekema und Sardar Singh, der indische Hockeystar schlechthin. Ich freue mich sehr auf die Jungs in meinem Team, weil wir bisher auf dem internationalen Parkett nur gegeneinander gespielt haben. Das ist sehr reizvoll.

Was wissen Sie noch über Ihren Kurzzeit-Klub und ihren Trainer für jene vier Wochen?

Der Trainer steht wohl noch nicht fest. Laut indischer Presse könnte es der indische Nationaltrainer werden. Aber da gibt es anscheinend noch Abstimmungsprobleme. Es sind in dem Sinne keine Vereine, sondern aus dem Boden gestampfte Franchises. Und jedes Franchise gehört einem Sponsor. Unserer ist ein Großkonzern namens Wave Group. Nach und nach bekomme ich per Email mehr Informationen.

Wird es das Hockeyabenteuer ihres Lebens?

Ganz bestimmt. Wir werden durch das Land reisen und haben alle zwei bis drei Tage ein Spiel. Die sechs Teams treten in Hin- und Rückspiel gegeneinander an und am Ende gibt es ein Final Four − wahrscheinlich in Delhi.

Wie steht ihr Bundesliga-Verein dazu, dass Sie die entscheidende Phase der Hallen-Bundesligasaison verpassen werden?

Das ist ein Wermutstropfen, der mich auch zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe mit allen Spielern und Verantwortlichen geredet, und alle haben mir geraten, es zu machen, weil es aufregend ist und ein paar Steine zu verdienen sind. Und bei mir passt es auch einfach gerade: Ich schreibe gerade meine Masterarbeit und habe keine Pflichtpräsenzzeiten in der Uni oder im Job. Wer weiß, ob das jemals wieder in meinem Leben vorkommen wird.

Wie sehen Sie Ihre Chancen, in 2013 vom Kronprinzen zur Nummer eins im Nationalmannschaftstor aufzusteigen?

Die betrachte ich als gut: Meine Zeit ist gekommen. Der Rücktritt von Max Weinhold, dem ich in den vergangenen Jahren einen harten Fight um die Nummer eins geliefert habe, hat meine Chancen sicher nicht geschmälert. Zur Champions Trophy in Melbourne bin ich gerade als Nummer eins angereist und habe meine Leistung bestätigt. Aber ich weiß auch, dass es noch ein langer Weg bis zur Europameisterschaft 2013 ist.

Wie beurteilen Sie die Situation Ihres Heimatklubs Rüsselsheimer RK, der auf dem Feld in die Drittklassigkeit abgestürzt ist?

Ich bin dem Verein weiter verbunden, meine Mutter ist dort weiter aktiv. Die jüngste Entwicklung ist traurig. Bei den RRK-Damen ist ja im Gegensatz zu den Herren der Strom an Talenten nicht abgerissen. Bei den Herren ist ein Loch aufgetreten. Dann ist ein Sog nach unten entstanden, und die Talente, die da waren, sind auch gegangen, weil sie nicht mehr hochklassig spielen konnten. Ich bin damals auch mangels Perspektive nach Hamburg gegangen. Die Umkehr wird nur über gute Jugendarbeit gelingen können.


Hockey-Trio reizt Indien-Abenteuer und Nebenverdienst

Es locken Moneten und magische Momente: Für drei Hockey-Asse aus Hamburg beginnt das neue Jahr in einer anderen Welt.

Aus "Westfälische Nachrichten" vom 30.12.2012
 

dpa - Welthockey-Spieler Moritz Fürste und seine Nationalteam-Kollegen Nicolas Jacobi und Oskar Deecke machen sich im Januar nach Indien auf, um einen Monat lang für gutes Geld und auf höchstem Niveau in der neu gegründeten Hockey India League zu spielen. Denn genau dafür wurden sie von den beteiligten Clubs Mitte Dezember aus einem Pool von 250 interessierten Hockey-Cracks wie auf einem Basar ersteigert.

"Das wird sportlich mit Sicherheit ein Highlight, denn dort werden viele internationale Topstars vertreten sein, wenn auch leider nur wenige Deutsche", betont Nationaltorhüter Jacobi. Der Schlussmann vom Uhlenhorster HC Hamburg hebt bewusst die sportliche Herausforderung hervor, er verhehlt nebenher aber auch den finanziellen Anreiz nicht. Das ist kein Wunder: Denn auch als Leistungsträger erhält er beim Bundesliga-Spitzenclub UHC kaum mehr als eine Aufwandsentschädigung.

Die Delhi Waveriders ersteigerten den nach dem erneuten deutschen Olympiasieg in London zur Nummer eins aufgestiegenen Keeper für die vom 14. Januar bis 10. Februar geplante Profi-Liga-Runde für 50.000 US-Dollar − viel Geld selbst für ein Hockey-Ass wie Jacobi, denn er kann die für ihn ungewohnt hohe Summe einstreichen. "Man kann mit Hockey Geld verdienen. Aber auch die Erfahrung, das Land mal zu leben, reizt mich", erklärt der 25-Jährige. Er spielt in Indien mit dem gebürtigen Hamburger Nationalspieler Deecke im selben Club.

Deutscher Top-Verdiener wird der erst kürzlich bei der Champions Trophy zum Weltspieler 2012 gekürte Moritz Fürste sein. Das UHC-Urgestein, derzeit vom Club de Campo Madrid in Spanien engagiert und auch bezahlt, erhielt beim Draft für die Zusammenstellung der fünf durch Weltklasse-Spieler verstärkten Teams von den Ranchi Rhinos mit 75.000 US-Dollar immerhin das zweithöchste Gebot. Das höchste Salär streicht demnach der indische Stürmerstar Sardar Singh (78.000) ein. Australiens Topstar Jamie Dwyer (60.000) tritt für die Jaypee Punjab Warriors an. Und der jahrelang in Hamburg engagierte niederländische "Oldie" Teun de Nooijer (66.000) wurde von den Uttar Pradesh Wizards verpflichtet.

Die Spiele der Hockey-India-Profiliga finden in mehreren Städten statt, sodass die Akteure auch die Kultur kennenlernen werden. Sofern alles mit der Organisation im Land des Rekord-Olympiasiegers klappt, was dort nicht immer selbstverständlich ist. So musste etwa die Spieler-Auktion gleich zweimal verschoben werden. Dass es letztlich im dritten Anlauf doch geklappt hat, macht Fürste & Co. Mut: "Das ist alles nicht so einfach. Das sind eben indische Verhältnisse, alles ist spontaner und unorganisierter", meint der Welthockey-Spieler.


Bald die Nummer eins?

Früherer RRK-Torwart Nico Jacobi trotz Trophy-Abstiegs im Nationalteam mit besten Chancen

Von Nina Niedermeyer (aus "Main-Spitze" vom 11.12.2012)
 

Enttäuscht verlässt Nicolas Jacobi nach der 4:5-Niederlage in der Verlängerung gegen Belgien das Feld. "Schade, dass wir nicht Fünfter geworden sind", sagt der Hockeytorwart, der im alles entscheidenden Spiel um Platz fünf bei der Champions Trophy in Australien gar nicht gespielt hat. Von der Mannschaftsbank aus musste Jacobi tatenlos zusehen, wie seine Kollegen im Duell mit Belgien den Klassenverbleib verpassten.

Vier der sechs Spiele in Melbourne hat der Ex-Rüsselsheimer absolviert und dabei einmal mehr seine Ambitionen auf den Stammplatz im Tor der deutschen Nationalmannschaft untermauert. "Ich bin mit meiner Leistung absolut zufrieden", sagt der 36-malige Nationalspieler. Nach dem Rücktritt des zweimaligen Olympiasiegers und bisherigen Stammtorwarts Max Weinhold ist die Position wieder zu haben. "Ich will bei der World League und der EM die Nummer eins sein", erklärt der gebürtige Mainzer mit Blick auf die Highlights im kommenden Jahr. "Seine Chancen sind sehr gut", bestätigt auch Bundestrainer Markus Weise. Die größten Konkurrenten im Kampf um die Torwartposition sind laut Weise Tim Jessulat vom Club an der Alster, der Mülheimer Felix Reuß und mit Andreas Späck vom Mannheimer HC ein anderer Ex-Rüsselsheimer. Über Jacobi sagt der Bundestrainer jedoch: "Er hat die Hauptarbeit schon gemacht und die fehlende Konstanz abgelegt. Das Niveau muss er jetzt stabilisieren."

Starker Rückhalt in Melbourne

Auch sein ehemaliger UHC-Klubkamerad und aktuelle Welthockeyspieler Moritz Fürste traut ihm den Sprung zur Nummer eins zu. "Nico ist ein ganz großes Talent, das auf dem absolut richtigen Weg ist. Er arbeitet hart sich und ist sehr ehrgeizig." In Melbourne hatte sich Jacobi immer wieder als starker Rückhalt des jungen deutschen Teams erwiesen. In Fürste, Oliver Korn und Oskar Deecke gehörten nur drei weitere London-Olympiasieger dem Kader an. Jacobi, in England nur in Wartestellung auf der Tribüne, wartet im Übrigen immer noch auf seine Goldmedaille. "Sie ist wohl in Arbeit."

Hatte er bei Olympia 2012 noch zuschauen müssen, will er 2016 in Rio nun selbst auf dem Platz stehen. "Generell denke ich in 4-Jahres-Zyklen", verrät Jacobi. Somit plant der BWL-Student auch weiterhin, beim UHC Hamburg zu spielen; eine Rückkehr in die Heimat sei momentan nicht geplant. Nach der Abgabe seiner Masterarbeit im Frühjahr 2013 möchte sich der 25-Jährige nach einem Job im Bereich Finanzen umschauen.

Zuvor plant er aber ein weiteres Abenteuer. Im Januar und Februar möchte der Schlussmann in der Indian Hockey League auflaufen und sich mit den besten Spielern der Welt messen. "Ich weiß nicht, was mich erwartet", gesteht er. Die Liga hatte gefragt, ob er Interesse hätte, woraufhin er sich anmeldete. Am einmonatigen Ligaspielbetrieb sollen sechs Mannschaften teilnehmen. Die Trainer der Mannschaften können sich dann mit der finanziellen Unterstützung von Sponsoren ihre Wunschspieler ersteigern. Die Summe, für die der jeweilige Spieler "ersteigert" wird, darf er behalten. Genau darin sieht Jacobi auch den Anreiz: "Man kann mit Hockey Geld verdienen. Außerdem wird es eine richtig starke Liga werden, denn es sind fast alle Topspieler der Welt dabei, leider aber nur wenig Deutsche." Die Partien sollen in mehreren indischen Städten ausgetragen werden, sodass Jacobi auch Land und Leute kennenlernen wird. "Diese Erfahrung reizt mich auch", verrät er.

Noch ist nichts gebucht

Jedoch stehen alle Aussagen bislang unter dem Vorbehalt, dass die Liga auch tatsächlich stattfindet. Die Spielerauktion ist nämlich bereits zweimal verschoben worden. Nächster Termin ist der 16. Dezember. Gebucht ist deshalb bislang noch gar nichts. "Ich bin da sehr vorsichtig. Momentan gehe ich erst mal davon aus, dass ich die Hallensaison beim UHC spiele", sagt Jacobi. Beim Uhlenhorster HC Hamburg hat mit Sicherheit niemand etwas dagegen, wenn der Stammkeeper komplett in der Freien und Hansestadt überwintern würde ...