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Über Mitglieder des
RRK (2012/13)
Nicolas Jacobi |
Gelber Mann mit tollen Perspektiven: Nico
Jacobi gilt als erster Anwärter auf den Torhüter-Stammplatz im Nationalteam.
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Moritz Fürste, Nicolas Jacobi und Oskar Deecke in Indien
Lukratives Hockey-Abenteuer in Indien
Von
Andreas Hardt (aus "Welt am Sonntag" vom 13.01.13)
Hamburgs Olympiasieger Moritz Fürste spielt sechs Wochen lang in der indischen
Profiliga und erhält 84.000 US-Dollar − eine für deutsche Hockey-Verhältnisse
gigantische Summe.
Der
Fernsehspot verspricht viel: Bilder in schwarz-weiß, es regnet, dramatische
Musik wabert, der Ball in Großaufnahme, ein Schläger, ein indischer
Hockeyspieler. Der Sprecher redet in fremder Zunge, aber was er sagt, verheißt
offenbar Dramatik. "India" versteht man, "Action" und "Hockey".
Am Montag wird es
in Neu Delhi losgehen. Hockey India League, Eröffnungsspiel: Delhi Waveriders
mit den Hamburgern Nicolas Jacobi und Oscar Deecke gegen die Jaypee Punjab
Warriors. Moritz Fürste sitzt dann mit seinen Kollegen von den Ranchi Rhinos auf
der Tribüne. Erst am Mittwoch muss sein Team erstmals ran − das Abenteuer Indien
beginnt.
Am vergangenen
Mittwoch ist der Hamburger in Ranchi eingetroffen. Wo? "Hatte ich vorher auch
noch nie von gehört", sagt der 28-Jährige. Also Google und Wikipedia bemühen.
Die Teamverantwortlichen haben auch viele Fotos geschickt, man hat geskypt.
Ranchi also, die 46-größte Stadt des riesigen Landes − mit rund 1,1 Millionen
Einwohnern. Sie liegt im Nordosten, ist Hauptstadt des Bundesstaates Jharkhand
und ein Industriestandort. "Ich werde aber nicht so oft da sein", sagt Fürste,
"ich habe allein 21 Kontinentalflüge zu bewältigen."
Erst am 15.
Dezember kam die endgültige Zusage, das Visum Anfang des Jahres. Es gab keine
Probleme, anders als bei neun pakistanischen Spielern, denen Visa zunächst
verweigert wurden und die nun erst unmittelbar vor Saisonbeginn bei ihren Teams
eingetroffen sind. "Es ging alles ein bisschen hin und her, ein Planungschaos",
erzählt auch Fürste. So wurde der Ligastart um zwei Wochen verschoben, die
Spieler-Auktion fand nicht im November, sondern erst Mitte Dezember statt und
anstelle von sechs Teams nehmen nur fünf an der Premieren-Saison teil. Für die
Franchise in Bangalore fand sich kein Käufer.
Zweifel an der
Seriosität des Unternehmens hat Fürste jedoch nicht: "Bislang wurden alle
Zusagen eingehalten, und mir kann ja gar nichts passieren." 35.000 US-Dollar
soll er laut Vertrag schon vor dem ersten Spiel erhalten, wenn nicht, würde er
wohl abreisen. "Das Rückflugticket habe ich schon", sagt er. Neulich musste er
seine Kleidergrößen angeben, für die offizielle Teamausstattung: "Unfassbar, was
die alles wissen wollten." Allzu viel Gepäck musste er daher nicht mitnehmen.
Außer Fürste,
Jacobi und Deecke hatte sich aus Deutschland nur noch Oliver Korn für die
Spielerauktion angemeldet, wurde aber nicht gekauft. "Ich finde es schade, dass
sich nur so wenig Deutsche zur Verfügung gestellt haben. Australier,
Niederländer und Spanier sind viel stärker vertreten. Aber der Deutsche
Hockey-Bund hat die Sache überhaupt nicht unterstützt", beklagt Fürste. "Typisch
deutsch." Tatsächlich überschneidet sich die Liga mit der in Deutschland so
wichtigen Hallensaison, an der Fürste, Korn und Deecke ohnehin nicht teilnehmen.
Alle drei spielen seit dem Sommer für den Club de Campo Madrid.
Es gab bereits zwei
professionelle Vorläuferligen in Indien, wo Hockey immer noch als
Nationalsportart gilt. Diesmal allerdings ist das Projekt vom Hockey-Weltverband
FIH sanktioniert, der deshalb im Januar und Februar keine offiziellen Termine
angesetzt hat. Spieler wie Funktionäre müssen auch keine Sanktionen mehr
fürchten, wenn sie an der Hockey India League (HIL) teilnehmen.
Und es lohnt sich
für die Topkräfte. Kapitän Fürste erhält bei den Rhinos sagenhafte 84.000
Dollar, Jacobi 50.000 und Deecke immerhin auch noch 25.000 für sechs Wochen. Für
einen Hockeyspieler ist das abseits jeder normalen Vorstellung. Fürste, der
Welthockeyspieler des Jahres 2012, ist einer der sogenannten Marquee-Players,
der Führungskräfte und Aushängeschilder der Liga. Auch andere Weltstars wie
Jamie Dwyer (Australien) oder Teun de Nooijer (Niederlande) haben angeheuert.
Neben Ranchi und Neu Delhi sind weitere Mannschaften im Punjab, in Mumbai und in
Uttar Pradesh stationiert.
"Jamie Dwyer hat
mich vor sechs, sieben Monaten mal lose angesprochen, ob ich mir das vorstellen
kann", erinnert sich Fürste. "Ich habe das aber ganz entspannt auf mich zukommen
lassen." Aber je konkreter es wurde, desto interessanter wurde die Sache auch.
Für drei Jahre hat er unterschrieben, wenn es denn nach der Premieren-Saison wie
geplant weitergeht. "Das musste ich doch einfach machen", sagt er.
Zehn auswärtige und
14 indische Spieler umfasst jeweils der Kader eines der fünf Teams. In der Liga
steckt Geld. Es sind Großkonzerne, die sich die einzelnen Mannschaften gekauft
haben. Das Vorbild für die Liga ist Kricket. Seit fünf Jahren wird in Indien die
Indian Premier League mit großem Erfolg ausgetragen. Hochbezahlte,
internationale Topstars in einer kompakten Saison. "Ich habe mir einen
australischen Manager genommen, der in der Kricket-Liga gespielt hat und genau
weiß, was in Indien abgeht", erzählt Fürste.
Bei rund 600.000
Dollar liegt der "Salary Cap" für jeden Klub, mehr darf kein Klub an Gehältern
für sein Team ausgeben. ESPN hat einen TV-Deal über mehrere Jahre mit dem
indischen Verband abgeschlossen, alle Partien werden live bei "Star Sports"
gezeigt. "Die Inder sind wirklich hockey-verrückt", sagt Fürste, der bereits
viermal mit der deutschen Nationalmannschaft dort war. "Unsere Heimspiele in
Ranchi sind mit etwa 12.000 Zuschauern allesamt schon ausverkauft."
Das Leben im
Fünf-Sterne-Hotel, die ständigen Reisen, ein Land, so groß und so völlig anders
als alles, was man aus Europa kennt − auch die Neugier auf diese Erfahrungen
trieb Fürste in diese fremde Welt. "Für uns ist das alles nicht vorstellbar",
sagt er. Bis zum 10. Februar ist der Aufenthalt geplant. Und was ist mit dem
Essen? Angst vor der sehr speziellen Küche? "Ich war da noch nie krank, ich habe
einen Hamburger Saumagen", sagt er.
Vollprofi ist er in
dieser Saison, das Studium ruht. "Mindestens bis zur EM im Sommer mache ich das
so", sagt Fürste. Sein Blick geht aber noch weiter voraus, bis zur WM 2014 hat
er sich für die Nationalmannschaft verpflichtet, aber eigentlich soll Rio 2016
der Abschluss sein: "Olympia ist das Allergrößte." Da können sie im indischen
Fernsehen so viel Werbung für ihre Liga machen, wie sie wollen ...
Jacobi startet in das Hockey-Abenteuer in Indien
Der Torwart des UHC spielt einen Monat für die Delhi Waveriders
Aus "Hamburger Abendblatt" vom 05.01.2013
Auf nach Indien: Hockey-Abenteurer Jacobi |
bj - Für
Besinnlichkeit war in Nico Jacobis Weihnachtsurlaub kein Platz. Während sich
viele Teamkollegen auf den Wiederbeginn der Hallensaison am 9. Januar
einstimmten, galt es für den Hockey-Nationaltorwart vom Uhlenhorster HC,
elementare Dinge zu erledigen. Impfungen gegen Hepatitis und Tollwut brauchte er
wie ein Visum und Flugtickets. Im Internet informierte er sich über die besten
Mittel gegen Durchfall. Wenn der 25-Jährige an diesem Sonnabend über Zürich nach
Delhi fliegt, dann hat er alles getan, um sich gut vorzubereiten. Ein Abenteuer
wird seine Reise nach Indien dennoch.
Nico Jacobi ist
einer von drei Deutschen, die vom 14. Januar bis 10. Februar in der neuen Hockey
India League (HIL) spielen. Fünf Teams, gesponsert von indischen
Großunternehmen, treten im Modus "jeder gegen jeden" je dreimal gegeneinander
an, gefolgt von Halbfinale und Finale. Weil die Bezahlung für
Hockey-Verhältnisse astronomisch ist, ist die HIL ein Sammelbecken der Stars,
auch Welthockeyspieler Moritz Fürste (Ranchi Rhinos) ist dabei.
Bei der
Versteigerung am 16. Dezember wurde Jacobi für 50.000 US-Dollar Gehalt zu den
Delhi Waveriders transferiert. Franchisenehmer ist der Multikonzern Wave Group
(Zucker, Papier, Immobilien), der seinen Einstieg in den Profisport schaffen
will. "Es war seltsam, wie eine Ware auf dem Basar behandelt zu werden", sagt
Jacobi. An das Gefühl, erstmals in der Karriere ein Gehalt für die Ausübung
seines Sports zu beziehen, müsse er sich noch gewöhnen. Das dürfte das kleinste
Problem sein. Welche Herausforderung das feuchtwarme Klima, ungewohnte
Nahrungsmittel und die strapaziösen Busreisen an Europäer stellen, erfuhr 2012
Jacobis früherer UHC-Teamkollege Philip Sunkel, der in der Konkurrenzliga WSH
spielte. Er nahm mehrere Kilo ab und kehrte "mental und körperlich völlig
ausgelaugt" zurück.
Jacobi, der laut
Vertrag in einem Viersternehotel wohnen wird, schreckt das nicht ab. Er freut
sich auf die Herausforderung, in einer mit Weltstars gespickten Liga zu spielen.
Was ihn vor Ort wirklich erwartet, kann er nicht einschätzen. 2009 spielte der
gebürtige Mainzer mit der Nationalmannschaft ein Turnier in Indien, Land und
Leute lernte er dabei jedoch nicht kennen. Genau das will er nun nachholen.
Neben neun weiteren Ausländern, darunter der seit Langem in Krefeld spielende
Hamburger Oskar Deecke, Hollands Eckenspezialist Taeke Taekema und
Neuseeland-Torjäger Simon Child, stehen 14 Einheimische in Delhi unter Vertrag,
auch Indiens Star Sardar Singh.
Der Trainer der
Mannschaft ist der einzige einheimische Coach in der HIL. Gesprochen wird
Englisch. Wie gut die Abstimmung und das Zusammenspiel funktionieren, obwohl die
Mannschaft am Sonntag und damit nur acht Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen die
Punjab Warriors erstmals gemeinsam trainiert, bleibt ebenso abzuwarten − wie
vieles andere auch.
Nico Jacobi
berichtet in einer Kolumne bei abendblatt.de über seine Erlebnisse. Diese
können Sie hier lesen.
Nicolas Jacobi, Torhüter des Rüsselsheimer RK, sammelt einen
Monat Erfahrung in Indien
"Weil es aufregend ist und ein paar Steine zu verdienen sind"
Die
Fragen stellte Alex Westhoff (aus "FAZ" vom 03.01.2013)
Der 25 Jahre alte
Hockey-Nationaltorhüter Nicolas Jacobi startet im Januar für die Delhi
Waveriders. Dorthin kam er per Auktion. Den Start der
Hallen-Bundesliga-Rückrunde wird er verpassen.
Wie fühlt es
sich an, als Hockeyspieler für 50.000 Dollar ersteigert zu werden?
Das war ein sehr
merkwürdiges Gefühl, als ich die Auktion im Internet live verfolgt habe. Ich war
aufgeregt, ob ich überhaupt ersteigert werde, denn es haben sich 40 Torhüter
beworben für die Plätze in den sechs Teams der neugeschaffenen Hockey India
League. Es ist auch einigen sehr guten Spielern passiert, das sie gar nicht
genommen wurden. Ich bin nun von den Delhi Waveriders ersteigert worden.
Wie lief die
Auktion ab?
Ich hatte die
Befürchtung, das ich zu hoch gepokert habe mit meinem angegebenen Mindestpreis,
für den ich hingehen würde: 20.000 Dollar. Zumal als ich gesehen habe, was die
anderen Torhüter für sich als Startgebot festgesetzt hatten. Doch dann haben
zwei Teams um mich geboten und sich hochgesteigert − bis zu diesem Preis. Das
war schon verrückt.
Jene 50.000
Dollar sind nun Ihre Gage für die vier Wochen dauernde Hockey India League. Ist
es als vereinstreuer Hockeyspieler ein schönes Gefühl, auch mal Söldner sein zu
dürfen?
Es ist insofern ein
schönes Gefühl, dass ich ja meinem Verein UHC Hamburg treu bleiben kann. Ich
könnte mir nicht vorstellen, nur des Geldes wegen für immer irgendwo anders zu
spielen. Die Möglichkeit, als Hockeyspieler einen Monat lang richtig Geld zu
verdienen, ist schon eine tolle Sache.
Die "Delhi Waveriders" mit Nico Jacobi
(hinten 5. v. r.) und Oskar Deecke (vorn 1. v. l.) |
Wie viele Jahre
müssten Sie in Deutschland Hockey spielen für 50.000 Dollar?
Oha, bei meinen
aktuellen Einkünften müsste ich viel länger hochklassig Hockey spielen, als ich
kann.
Was genau für
ein Projekt ist die Hockey India League?
Sie ist im Prinzip
eine Kopie der sehr erfolgreichen indischen Cricket-Liga, wo ebenfalls die
Spieler für eine Saison ersteigert werden von den Teams. Hunderte Millionen
Menschen verfolgen diese Liga. Und Hockey ist neben Cricket ja der Nationalsport
in Indien, auch wenn er in den letzten zwanzig Jahren von Cricket den Rang
abgelaufen bekam. Die Liga ist nun der Versuch, diese Entwicklung ein Stück weit
umzukehren.
Nun gibt es in
Indien ja schon eine andere Hockey-Profiliga.
Im vergangenen Jahr
hat dort die World Series Hockey erfolgreich begonnen, ein Konkurrenzprodukt.
Nur gibt es in Indien zwei Hockeyverbände, wovon nur einer vom Internationalen
Verband anerkannt ist. So dass wir Nationalspieler an der Liga des nicht
anerkannten Verbandes nicht teilnehmen konnten, weil wir sonst für Olympia
gesperrt worden wären. Nun sind im Vergleich dazu fast alle Topstars des
Welthockeys dabei.
Sind noch andere
Deutsche mit Ihnen bei den Delhi Waveriders?
Ja, mein
Nationalmannschaftskollege Oskar Deecke. Weitere bekannte Stars sind der
Niederländer Taeke Taekema und Sardar Singh, der indische Hockeystar
schlechthin. Ich freue mich sehr auf die Jungs in meinem Team, weil wir bisher
auf dem internationalen Parkett nur gegeneinander gespielt haben. Das ist sehr
reizvoll.
Was wissen Sie
noch über Ihren Kurzzeit-Klub und ihren Trainer für jene vier Wochen?
Der Trainer steht
wohl noch nicht fest. Laut indischer Presse könnte es der indische
Nationaltrainer werden. Aber da gibt es anscheinend noch Abstimmungsprobleme. Es
sind in dem Sinne keine Vereine, sondern aus dem Boden gestampfte Franchises.
Und jedes Franchise gehört einem Sponsor. Unserer ist ein Großkonzern namens
Wave Group. Nach und nach bekomme ich per Email mehr Informationen.
Wird es das
Hockeyabenteuer ihres Lebens?
Ganz bestimmt. Wir
werden durch das Land reisen und haben alle zwei bis drei Tage ein Spiel. Die
sechs Teams treten in Hin- und Rückspiel gegeneinander an und am Ende gibt es
ein Final Four − wahrscheinlich in Delhi.
Wie steht ihr
Bundesliga-Verein dazu, dass Sie die entscheidende Phase der
Hallen-Bundesligasaison verpassen werden?
Das ist ein
Wermutstropfen, der mich auch zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe mit allen
Spielern und Verantwortlichen geredet, und alle haben mir geraten, es zu machen,
weil es aufregend ist und ein paar Steine zu verdienen sind. Und bei mir passt
es auch einfach gerade: Ich schreibe gerade meine Masterarbeit und habe keine
Pflichtpräsenzzeiten in der Uni oder im Job. Wer weiß, ob das jemals wieder in
meinem Leben vorkommen wird.
Wie sehen Sie
Ihre Chancen, in 2013 vom Kronprinzen zur Nummer eins im Nationalmannschaftstor
aufzusteigen?
Die betrachte ich
als gut: Meine Zeit ist gekommen. Der Rücktritt von Max Weinhold, dem ich in den
vergangenen Jahren einen harten Fight um die Nummer eins geliefert habe, hat
meine Chancen sicher nicht geschmälert. Zur Champions Trophy in Melbourne bin
ich gerade als Nummer eins angereist und habe meine Leistung bestätigt. Aber ich
weiß auch, dass es noch ein langer Weg bis zur Europameisterschaft 2013 ist.
Wie beurteilen
Sie die Situation Ihres Heimatklubs Rüsselsheimer RK, der auf dem Feld in die
Drittklassigkeit abgestürzt ist?
Ich bin dem Verein
weiter verbunden, meine Mutter ist dort weiter aktiv. Die jüngste Entwicklung
ist traurig. Bei den RRK-Damen ist ja im Gegensatz zu den Herren der Strom an
Talenten nicht abgerissen. Bei den Herren ist ein Loch aufgetreten. Dann ist ein
Sog nach unten entstanden, und die Talente, die da waren, sind auch gegangen,
weil sie nicht mehr hochklassig spielen konnten. Ich bin damals auch mangels
Perspektive nach Hamburg gegangen. Die Umkehr wird nur über gute Jugendarbeit
gelingen können.
Hockey-Trio
reizt Indien-Abenteuer und Nebenverdienst
Es locken Moneten und magische Momente: Für drei Hockey-Asse aus Hamburg
beginnt das neue Jahr in einer anderen Welt.
Aus "Westfälische
Nachrichten" vom 30.12.2012
dpa -
Welthockey-Spieler Moritz Fürste und seine Nationalteam-Kollegen Nicolas Jacobi
und Oskar Deecke machen sich im Januar nach Indien auf, um einen Monat lang für
gutes Geld und auf höchstem Niveau in der neu gegründeten Hockey India League zu
spielen. Denn genau dafür wurden sie von den beteiligten Clubs Mitte Dezember
aus einem Pool von 250 interessierten Hockey-Cracks wie auf einem Basar
ersteigert.
"Das wird sportlich
mit Sicherheit ein Highlight, denn dort werden viele internationale Topstars
vertreten sein, wenn auch leider nur wenige Deutsche", betont Nationaltorhüter
Jacobi. Der Schlussmann vom Uhlenhorster HC Hamburg hebt bewusst die sportliche
Herausforderung hervor, er verhehlt nebenher aber auch den finanziellen Anreiz
nicht. Das ist kein Wunder: Denn auch als Leistungsträger erhält er beim
Bundesliga-Spitzenclub UHC kaum mehr als eine Aufwandsentschädigung.
Die Delhi
Waveriders ersteigerten den nach dem erneuten deutschen Olympiasieg in London
zur Nummer eins aufgestiegenen Keeper für die vom 14. Januar bis 10. Februar
geplante Profi-Liga-Runde für 50.000 US-Dollar − viel Geld selbst für ein
Hockey-Ass wie Jacobi, denn er kann die für ihn ungewohnt hohe Summe
einstreichen. "Man kann mit Hockey Geld verdienen. Aber auch die Erfahrung, das
Land mal zu leben, reizt mich", erklärt der 25-Jährige. Er spielt in Indien mit
dem gebürtigen Hamburger Nationalspieler Deecke im selben Club.
Deutscher
Top-Verdiener wird der erst kürzlich bei der Champions Trophy zum Weltspieler
2012 gekürte Moritz Fürste sein. Das UHC-Urgestein, derzeit vom Club de Campo
Madrid in Spanien engagiert und auch bezahlt, erhielt beim Draft für die
Zusammenstellung der fünf durch Weltklasse-Spieler verstärkten Teams von den
Ranchi Rhinos mit 75.000 US-Dollar immerhin das zweithöchste Gebot. Das höchste
Salär streicht demnach der indische Stürmerstar Sardar Singh (78.000) ein.
Australiens Topstar Jamie Dwyer (60.000) tritt für die Jaypee Punjab Warriors
an. Und der jahrelang in Hamburg engagierte niederländische "Oldie" Teun de
Nooijer (66.000) wurde von den Uttar Pradesh Wizards verpflichtet.
Die Spiele der
Hockey-India-Profiliga finden in mehreren Städten statt, sodass die Akteure auch
die Kultur kennenlernen werden. Sofern alles mit der Organisation im Land des
Rekord-Olympiasiegers klappt, was dort nicht immer selbstverständlich ist. So
musste etwa die Spieler-Auktion gleich zweimal verschoben werden. Dass es
letztlich im dritten Anlauf doch geklappt hat, macht Fürste & Co. Mut: "Das ist
alles nicht so einfach. Das sind eben indische Verhältnisse, alles ist spontaner
und unorganisierter", meint der Welthockey-Spieler.
Bald die Nummer eins?
Früherer RRK-Torwart Nico Jacobi trotz Trophy-Abstiegs im
Nationalteam mit besten Chancen
Von Nina Niedermeyer (aus "Main-Spitze" vom 11.12.2012)
Enttäuscht verlässt
Nicolas Jacobi nach der 4:5-Niederlage in der Verlängerung gegen Belgien das
Feld. "Schade, dass wir nicht Fünfter geworden sind", sagt der Hockeytorwart,
der im alles entscheidenden Spiel um Platz fünf bei der Champions Trophy in
Australien gar nicht gespielt hat. Von der Mannschaftsbank aus musste Jacobi
tatenlos zusehen, wie seine Kollegen im Duell mit Belgien den Klassenverbleib
verpassten.
Vier der sechs
Spiele in Melbourne hat der Ex-Rüsselsheimer absolviert und dabei einmal mehr
seine Ambitionen auf den Stammplatz im Tor der deutschen Nationalmannschaft
untermauert. "Ich bin mit meiner Leistung absolut zufrieden", sagt der 36-malige
Nationalspieler. Nach dem Rücktritt des zweimaligen Olympiasiegers und
bisherigen Stammtorwarts Max Weinhold ist die Position wieder zu haben. "Ich
will bei der World League und der EM die Nummer eins sein", erklärt der
gebürtige Mainzer mit Blick auf die Highlights im kommenden Jahr. "Seine Chancen
sind sehr gut", bestätigt auch Bundestrainer Markus Weise. Die größten
Konkurrenten im Kampf um die Torwartposition sind laut Weise Tim Jessulat vom
Club an der Alster, der Mülheimer Felix Reuß und mit Andreas Späck vom
Mannheimer HC ein anderer Ex-Rüsselsheimer. Über Jacobi sagt der Bundestrainer
jedoch: "Er hat die Hauptarbeit schon gemacht und die fehlende Konstanz
abgelegt. Das Niveau muss er jetzt stabilisieren."
Starker Rückhalt
in Melbourne
Auch sein
ehemaliger UHC-Klubkamerad und aktuelle Welthockeyspieler Moritz Fürste traut
ihm den Sprung zur Nummer eins zu. "Nico ist ein ganz großes Talent, das auf dem
absolut richtigen Weg ist. Er arbeitet hart sich und ist sehr ehrgeizig." In
Melbourne hatte sich Jacobi immer wieder als starker Rückhalt des jungen
deutschen Teams erwiesen. In Fürste, Oliver Korn und Oskar Deecke gehörten nur
drei weitere London-Olympiasieger dem Kader an. Jacobi, in England nur in
Wartestellung auf der Tribüne, wartet im Übrigen immer noch auf seine
Goldmedaille. "Sie ist wohl in Arbeit."
Hatte er bei
Olympia 2012 noch zuschauen müssen, will er 2016 in Rio nun selbst auf dem Platz
stehen. "Generell denke ich in 4-Jahres-Zyklen", verrät Jacobi. Somit plant der
BWL-Student auch weiterhin, beim UHC Hamburg zu spielen; eine Rückkehr in die
Heimat sei momentan nicht geplant. Nach der Abgabe seiner Masterarbeit im
Frühjahr 2013 möchte sich der 25-Jährige nach einem Job im Bereich Finanzen
umschauen.
Zuvor plant er aber
ein weiteres Abenteuer. Im Januar und Februar möchte der Schlussmann in der
Indian Hockey League auflaufen und sich mit den besten Spielern der Welt messen.
"Ich weiß nicht, was mich erwartet", gesteht er. Die Liga hatte gefragt, ob er
Interesse hätte, woraufhin er sich anmeldete. Am einmonatigen Ligaspielbetrieb
sollen sechs Mannschaften teilnehmen. Die Trainer der Mannschaften können sich
dann mit der finanziellen Unterstützung von Sponsoren ihre Wunschspieler
ersteigern. Die Summe, für die der jeweilige Spieler "ersteigert" wird, darf er
behalten. Genau darin sieht Jacobi auch den Anreiz: "Man kann mit Hockey Geld
verdienen. Außerdem wird es eine richtig starke Liga werden, denn es sind fast
alle Topspieler der Welt dabei, leider aber nur wenig Deutsche." Die Partien
sollen in mehreren indischen Städten ausgetragen werden, sodass Jacobi auch Land
und Leute kennenlernen wird. "Diese Erfahrung reizt mich auch", verrät er.
Noch ist nichts
gebucht
Jedoch stehen alle
Aussagen bislang unter dem Vorbehalt, dass die Liga auch tatsächlich
stattfindet. Die Spielerauktion ist nämlich bereits zweimal verschoben worden.
Nächster Termin ist der 16. Dezember. Gebucht ist deshalb bislang noch gar
nichts. "Ich bin da sehr vorsichtig. Momentan gehe ich erst mal davon aus, dass
ich die Hallensaison beim UHC spiele", sagt Jacobi. Beim Uhlenhorster HC Hamburg
hat mit Sicherheit niemand etwas dagegen, wenn der Stammkeeper komplett in der
Freien und Hansestadt überwintern würde ... |