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Über Mitglieder des
RRK (2011)
Nicolas Jacobi |
Nico Jacobi |
"Den Hass von früher gibt es nicht mehr!"
Die
Hockey-Nationaltorhüter Tim Jessulat (Alster) und Nico Jacobi (UHC) über
Rivalität
Von Björn Jensen (aus
"Hamburger Abendblatt" vom 30.03.2011)
Am Sonnabend startet
die Feldhockey-Bundesliga der Herren mit dem Derby Uhlenhorster HC gegen Club an
der Alster (16 Uhr, Wesselblek) in die entscheidende Phase der Saison 2010/11.
In ihrer Mittagspause nahmen sich die Torhüter Tim Jessulat, 31, der im
IT-Bereich der Berenberg Bank arbeitet und für Alster spielt, und BWL-Student
Nico Jacobi, 23, gestern Zeit, um über ihre Konkurrenzkämpfe in Liga und
Nationalteam zu diskutieren.
Abendblatt:
Das letzte Derby zwischen UHC und Alster war das denkwürdige Finale um die
deutsche Hallenmeisterschaft Ende Januar in Duisburg, das Alster im
Siebenmeterschießen gewann. Wie präsent ist dieses Spiel noch, wenn am Sonnabend
die Revanche ansteht?
Tim Jessulat: Gar nicht.
Für die Feldsaison hat es keinerlei Relevanz. Feld und Halle sind verschiedene
Welten.
Nico Jacobi: Dieses
Spiel wird am Sonnabend vergessen sein. Wir sind froh, dass ein neuer Anlauf auf
den nächsten Titel beginnt. Aber wir haben in der Vorbereitung häufig an die
verpasste Chance gedacht. Das war schmerzhaft.
Wie schmerzhaft wird
also die Revanche für Alster?
Jacobi: Ich würde da gar
nicht von Revanche sprechen. Für ein verlorenes Endspiel kann man sich nur
revanchieren, indem man das nächste Endspiel gewinnt. Ein normales
Bundesligaspiel kompensiert das nicht.
Jessulat: Man muss doch
auch sehen, dass wir in der Hallensaison neunmal gegeneinander gespielt haben:
zweimal in der Nordgruppe, dann im Finale und zwischendrin in sechs Testspielen.
Deshalb hat das einzelne Spiel gar nicht mehr den Charakter, etwas großartig
Besonderes zu sein.
Soll das heißen,
dass das Derby am Sonnabend ein Spiel wie jedes andere ist?
Jessulat: Das auch
nicht, aber es ist nicht mehr so, dass ich aufwache und denke: Endlich ist
Derby-Tag. Dazu kennen wir uns mittlerweile zu gut.
Jacobi: Der Reiz liegt
darin, dass es für die Fans und die Vereine viel wichtiger ist als für uns
Spieler. Diesen Hass, den es da früher vielleicht gab, den hat von den heutigen
Spielern keiner mehr. Es gibt ja sogar Spieler in beiden Klubs, die eine WG
teilen. Es gibt Freundschaften, man geht abends gemeinsam weg.
Torhüter Nico Jacobi im Trikot des UHC
Hamburg (rechts in Blau) trifft am 16. September 2009 am Rüsselsheimer
Sommerdamm in einem Spiel der Feldhockey-Bundesliga auf seinen ehemaligen
Verein, den RRK, mit Torhüter Andreas Späck (links in Gelb) |
Das klingt ja nach
Harmonie pur. Dabei geht es gerade für Sie beide um einiges, schließlich stehen
Sie im direkten Konkurrenzkampf um den Platz im Nationalteam neben dem Kölner
Max Weinhold. Wie gehen Sie damit um?
Jessulat: Ganz
entspannt, wir verstehen uns blendend. Bei der Hallen-WM im Februar in Posen,
als Max pausiert hat und deshalb Nico und ich dabei sein konnten, haben wir uns
sogar ein Zimmer geteilt. Wir haben verstanden, dass es uns und dem Team nichts
bringt, wenn es Zoff zwischen uns gibt.
Jacobi: Auch das
Verhältnis mit Max ist gut, aber das ist außergewöhnlich. Wir werden dafür auch
von unseren Nationalteam-Kameraden aufgezogen.
Es heißt, Torhüter
seien Einzelgänger. Warum denken Sie zuerst ans Team?
Jacobi: Krieg zwischen
zwei Keepern kennt man hauptsächlich aus dem Fußball. Dort ist es
existenzbedrohend, wenn der Ersatzkeeper nicht spielt. Im Hockey spielen wir für
den Spaß, es ist nicht unser Beruf. Das lässt uns lockerer mit der Situation
umgehen.
Jessulat: Wir sehen den
Konkurrenzkampf nicht als die Chance an, den anderen auszustechen, sondern als
Chance, dass wir alle besser werden, indem wir uns gegenseitig pushen. Das
funktioniert sehr gut, auch weil wir die Entscheidungen in den vergangenen
Jahren immer akzeptieren konnten, weil sie gerecht und richtig waren.
Aber es muss doch
Phasen geben, in denen Sie denken: Ich bin der Beste, ich muss spielen!
Jacobi: Natürlich wäre
es schön, wenn man gesetzt wäre, aber ich bin selbstkritisch und habe noch nie
gedacht, dass ich der Beste bin. Es waren immer enge Entscheidungen, weil wir
auf einem Niveau spielen. Und ich weiß, dass das Team mit jedem von uns dreien
einen starken Keeper hat.
Jessulat: Letztlich
kommt es immer auch auf das Bauchgefühl des Trainers an. In Polen bei der
Hallen-WM beispielsweise, da war Nico einfach den entscheidenden Tick besser
drauf als ich, er war frischer und hat sich verdient, das Halbfinale und das
Finale spielen zu dürfen. Ich habe das akzeptiert. Wenn man dann aus
egoistischen Gründen ein Fass aufmacht, schadet man dem Team und nutzt
niemandem.
In der Halle war
Nico vorn. Was unterscheidet Halle und Feld, und wer von Ihnen hat im Feld
Vorteile?
Jessulat: Im Feld
bekommt man weniger zu tun, dafür ist es psychisch anstrengender, weil man die
Konzentration immer hochhalten muss.
Jacobi: Man steht im
Feld viel mehr unter Druck, weil man weniger Möglichkeiten hat, um sich
auszuzeichnen. Die Umstellung von Halle auf Feld ist immens. Aber dass da einer
von uns Vorteile hat, denke ich nicht.
Gibt es etwas, was
Sie vom jeweils anderen gern hätten?
Jessulat: Ich hätte gern
Nicos Größe, weil mir vom Bundestrainer vorgehalten wurde, nicht groß genug zu
sein.
Jacobi: Ich hätte gern
Tims Erfahrung.
Auch wenn Sie dem
Konkurrenten den Erfolg gönnen: Warum werden Sie bei der Heim-EM im August in
Mönchengladbach im Tor stehen?
Jessulat: Weil ich hart
arbeite und meine Erfahrung den Ausschlag gibt.
Jacobi: Weil ich eine
starke Saison spielen werde.
Und warum gewinnen
Sie das Derby?
Jacobi: Weil wir
erstmals in dieser Saison alle Spieler dabeihaben und die beste Mannschaft auf
dem Platz stehen wird, die der UHC je hatte.
Jessulat: Es wird
verdammt schwer, da zu gewinnen. Aber vielleicht gibt unsere Erfahrung ja wieder
den Ausschlag. In der Halle hat es ja auch geklappt.
Nico Jacobi träumt von vier Titeln
Der Hockeytorhüter kämpft mit dem UHC am Sonnabend um den
Einzug in die Hallen-Endrunde
Von Björn Jensen (aus "Hamburger Abendblatt" vom 14.01.2011)
Nico Jacobi in Aktion |
128 Tore in zehn
Spielen sind eine beeindruckende Zahl, und da die Hockeyherren des Uhlenhorster
HC mit dieser Ausbeute nicht nur souverän die Nordmeisterschaft in der
Hallenbundesliga gewannen, sondern auch deutschlandweit die beste Offensive
stellen, wird vor dem Viertelfinalspiel an diesem Sonnabend gegen TuS
Lichterfelde unter Fans und Experten nur über die Höhe des Siegs gemutmaßt.
Sportler denken anders, sie bringen
dem Gegner Respekt entgegen und sehen die nächste Aufgabe immer als die
schwierigste an. Nico Jacobi ist da keine Ausnahme, auch wenn der Torhüter des
UHC die seinem Team zugeschobene Favoritenrolle nicht abweisen will. "Wer sich
in der starken Nordgruppe gegen Teams wie Alster und HTHC ohne Niederlage
durchsetzt, der muss damit leben, als Titelfavorit gehandelt zu werden", sagt
er. Da jedoch in diesem Jahr alle A-Nationalspieler auch unterm Hallendach
antreten, sei der Ausgang der Endrunde am 29./30.Januar in Duisburg offen wie
selten. "Klar ist nur", sagt Jacobi, "dass der Meister den Titel sehr hoch
einstufen darf, denn qualitativ ist diese Saison so stark wie seit vielen Jahren
nicht mehr."
Nun könnte man meinen, dass ein
Torhüter, der eine so hochwertige Offensivabteilung vor sich weiß wie die des
UHC, unter Langeweile leidet. Das jedoch, so sagt Jacobi, sei ein Trugschluss.
"Bei uns denken auch die Abwehrspieler offensiv und wollen Tore schießen. Das
bedingt aber, dass die Defensive manchmal vernachlässigt wird und ich doch eine
Menge zu tun bekomme", sagt er. Tatsächlich stellte das Team von Martin Schultze
mit 63 Gegentoren nur die drittbeste Abwehr im Norden. Für Jacobi ist es jedoch
wichtig, ausreichend Beschäftigung zu erhalten, schließlich muss sich der
23-Jährige auch in der Liga anbieten, um in einem Konkurrenzkampf zu bestehen,
der sich fast schon zu einem Dauerzweikampf entwickelt hat.
Vom 8. bis 13.Februar findet im
polnischen Posen die Hallen-WM statt. Im erweiterten Kader stehen mit Jacobi und
Tim Jessulat (Club an der Alster) zwei Hamburger Torhüter, die schon mehrfach
gegeneinander um den Platz zwischen den Pfosten ins Rennen gingen. Vor der EM
2009 hatte Jessulat, der mit Alsters Herren als Nordzweiter am Sonntag beim
Berliner HC antreten muss, ebenso die Nase vorn wie vor der WM und der Champions
Trophy 2010. "Die Vergangenheit ist abgehakt, es geht von vorn los", sagt
Jacobi, der die Erfahrung von zwei Hallen-Europameisterschaften (2008 und 2010)
vorweisen kann. Da der etatmäßige A-Stammtorwart Max Weinhold (Köln) nicht
spielen wird, dürften immerhin beide Hamburger das Polen-Ticket lösen. Es geht
dann "nur" um die Nummer eins.
Vorher jedoch möchte der BWL-Student,
der im Sommer 2008 vom Rüsselsheimer RK zum UHC kam und dort vor Philippe
Geringer unbestrittener Stammtorwart ist, mit seinem Team den ersten Schritt auf
dem Weg zu einem historischen Triple gehen. "Wir haben in der Halle einen tollen
Spirit entwickelt, wir nutzen jedes Training intensiv, um uns zu verbessern. Der
Hallenmeistertitel hat für uns schon einen großen Stellenwert", sagt Jacobi, der
mit Teamkollege Ali Perdoni eine WG in Winterhude teilt. An die Feldsaison, wo
der Titel in der Euro Hockey League (EHL) verteidigt und endlich erstmals die
nationale Meisterschaft gewonnen werden soll, werde noch kein Gedanke
verschwendet. "Natürlich wäre es für uns alle ein Traum, in den nächsten fünf
Monaten drei Titel zu gewinnen. Aber wenn wir nicht mit voller Konzentration
dabei sind, ist dieser Traum schon gegen Lichterfelde vorbei", sagt er. Die
nächste Aufgabe ist eben immer die schwierigste.
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